„Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge“
1. Petrus 4,7.8

Edward Dennett

© SoundWords, online seit: 28.12.2021, aktualisiert: 21.03.2024

Leitverse: 1. Petrus 4,7.8

1Pet 4,7.8: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet. Vor allem habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.

Es wird nicht immer so weitergehen wie bisher

Die ersten Christen wussten: Die Dinge um uns herum sind unbeständig und vergänglich und das Ende ist nahe. Sind wir uns dessen so bewusst wie diese Gläubigen? Vielleicht denken wir am Ende des Jahres daran; aber leben wir wirklich täglich mit dem Gedanken, dass alles rasch darauf zusteuert, dass der Herr machtvoll eingreifen wird, um sein Reich aufzurichten?

Wir wissen, dass der Herr kommen wird. Diese Lehre kennen wir aus der Heiligen Schrift, und im Gespräch und im Dienst des Wortes kommt sie häufig zur Sprache. Und doch verlassen wir uns irgendwie darauf, dass „von Anfang der Schöpfung an alles so bleibt“ (2Pet 3,4). Als Folge davon hören wir auf, das Kommen unseres Herrn und Erlösers zu erwarten; wir verlieren unseren Pilgercharakter und übernehmen den Charakter dieser Welt, in der wir leben. Wahrscheinlich würden das nur wenige bestreiten, denn überall sieht man Christen, die danach streben, vorwärtszukommen und sich weiterzuentwickeln, Besitz anzuschaffen und in dieser Welt anerkannt zu werden. Als Folge davon gilt es selbst unter Christen nicht mehr als Schande, weltlich zu sein. Wenn wir darüber nachdenken, wie die frühen Christen darüber dachten und wie sie ihr Leben führten, dann kann uns das vor Augen führen, dass wir in Wirklichkeit schon abgewichen sind.

Die Ermahnung des Petrus

Petrus schreibt zwar an die „Fremdlinge von der Zerstreuung“ (1Pet 1,1), das heißt an die gläubigen Juden, die über verschiedene Provinzen Kleinasiens zerstreut waren. Aber sie waren Christen, und gerade ihre Lebensumstände – dass sie in der Zerstreuung lebten – tragen dazu bei, die beiden Kennzeichen zu illustrieren, die allen Christen eigen sind: Sie sind Fremdlinge und Pilger (s. 1Pet 2,11). Diese gläubigen Juden waren Fremdlinge, weil sie, wie wir, „hier keine bleibende Stadt“ (Heb 13,14) hatten, denn ihre Heimat war im Himmel; und sie waren Pilger, weil sie auf dem Weg zu der Heimat waren, die sie erwarteten und in die der Herr sie bei seinem Kommen einführen würde [vgl. Joh 14,2.3]. Solange sie also als Pilger und als Fremdlinge in dieser Welt lebten, war es eine Ermutigung für sie, dass Petrus sie daran erinnerte, dass das Ende aller Dinge nahe war. Es half ihnen dabei, „die Lenden ihrer Gesinnung zu umgürten, nüchtern zu sein und völlig auf die Gnade zu hoffen, die ihnen bei der Offenbarung Jesu Christi gebracht würde“ (1Pet 1,13).

Auch in seinem zweiten Brief spricht Petrus vom Kommen des Tages des Herrn. An diesem Tag werden „die Himmel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden“ (2Pet 3,10). Angesichts dessen fordert er sie mit großem Ernst auf: „Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit!“ (2Pet 3,11).

Die Ermahnung des Paulus

Denselben Gedanken bringt der Hebräerbrief sehr deutlich zum Ausdruck: Das gegenwärtige System der Dinge wird nicht fortbestehen. Hier steht dieser Gedanke mehr im Gegensatz zu dem unveränderlichen Christus, aber er ist immer noch da und wird den Adressaten des Briefes immer wieder eindringlich klargemacht: „Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen“ (Heb 1,11.12). Und an anderer Stelle schreibt der Apostel: „Ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. Denn noch eine ganz kleine Zeit, und ,der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben‘“ (Heb 10,36.37); und erneut erinnert er sie an die Verheißung Gottes: „Noch einmal werde ich nicht allein die Erde erbeben lassen, sondern auch den Himmel“ (Heb 12,26; Hag 2,6).

Tatsächlich gibt es kaum einen Brief, in dem Paulus uns nicht vor Augen führt, dass unser Herr sehr bald kommt, und zwar um die Ausgießung des Zorns vorzubereiten, der über diese arme Welt kommen wird [vgl. Off 6,16.17].

Die Ermahnung des Johannes

Schon damals waren es die „letzten Tage“ und deshalb kann Johannes schreiben: „Kinder, es ist die letzte Stunde“ (1Joh 2,18). Johannes verwendet das Wort „Stunde“, auch wenn er vielleicht eine Zeitspanne meint; dennoch zeigt es das Licht, in dem er den Tag sah, in dem er lebte.

Ob nun Petrus, Paulus oder Johannes, das Zeugnis ist dasselbe: Das Ende aller Dinge ist nahe. Wenn wir davon nicht überzeugt sind und darüber anders denken und wenn unser Leben und unser Verhalten nicht davon geleitet wird, dass das Ende bald kommt, dann haben wir in dieser Hinsicht nicht dieselben Gedanken wie der Geist Gottes.

Der moralische Einfluss auf unsere Seele

Besonnenheit

Wenn wir aber all das erkannt haben – welchen moralischen Einfluss sollte das dann auf unsere Seele haben? Für die Antwort wollen wir einmal nur bei unserer eingangs erwähnten Schriftstelle bleiben. Dort sagt Petrus: „Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“, oder, wie es richtig heißen müsste: „zu den Gebeten“ (1Pet 4,7).

Mit „besonnen“ ist gemeint, dass unser Sinn ruhig und ernsthaftig ist. Dieses Empfinden bewirkt der Geist Gottes in jemand, wenn er erkennt, welchen Charakter das nahende Ende aller Dinge hat. Auf der anderen Seite bedeutet diese „Besonnenheit“, dass jemand sich nicht von all den Betörungen und Verführungen der Welt um sich herum beeinflussen lässt. Daher wird er auch nicht leichtfertig sein. Außerdem wird er sein Leben demütig und ehrfürchtig vor Gott führen, weil er weiß, dass die verbleibende Zeit nur noch kurz ist und das Gericht kommen wird.

Gebet

In diesem Zusammenhang können wir auch an die Worte des Herrn Jesus an seine Jünger denken: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Rausch und Trinkgelage und Lebenssorgen und jener Tag plötzlich über euch hereinbreche … Wacht aber, zu aller Zeit betend, damit ihr imstande seid, all diesem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen“ (Lk 21,34-36).

Beachten wir: Der Herr fordert, ebenso wie Petrus, seine Jünger zu anhaltendem Gebet auf. Bei Petrus sind es die „Gebete“. Das zeigt zweifellos, dass er die gemeinschaftlichen Gebete der Gläubigen meint. Wie sehr müssen wir uns seine Ermahnung ins Gedächtnis rufen! So wertvoll Lehre oder Ermahnung an ihrem jeweiligen Platz auch sind – wenn wir „das Ende aller Dinge“ bedächten, empfänden wir Gebete als angebrachter. Das wäre so, als wenn das Ende des Lebens vor uns stünde; und noch viel mehr wird es so sein, wenn wir bedenken, dass einmal „alles aufgelöst werden wird“ (2Pet 3,10.11).

Wie ist es bei uns? Schenken wir dem Gebet genügend Aufmerksamkeit? Richten wir unser Augenmerk auf jedes Hindernis, das uns davon abhalten will, zum Gebet zusammenzukommen, und achten wir darauf, dass wir jede Gelegenheit wahrnehmen, unser Herz gemeinsam vor Gott auszuschütten?

Liebe zu den Geschwistern

Noch etwas betont der Apostel: „Vor allem habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ (1Pet 4,8). Aus dieser Ermahnung geht klar hervor: Petrus meint damit die Gläubigen in ihrer Beziehung zueinander; er betrachtet sie als eine Schar, die aus der Welt herausgenommen ist [vgl. Gal 1,4] und nicht von der Welt ist, wie auch Christus nicht von der Welt war [vgl. Joh 17,16].

Nicht nur Petrus fordert die Gläubigen auf, einander zu lieben. Auch der Herr gebot seinen Jüngern vor seinem Weggang, dass sie einander lieben sollten, wie Er sie geliebt hatte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet. … Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34; 15,12).

Außerdem wünscht der Apostel, dass sie sich vor allem durch „inbrünstige Liebe“[1] zueinander auszeichnen sollten. Petrus erinnerte sich also, ebenso wie Johannes, sehr gut an die Ermahnungen, die der Herr an seine Jünger gerichtet hatte, bevor Er zum Vater ging; und ebenso lebte er darin. Und nun wurde er vom Geist geleitet, seinen Mitpilgern zu schreiben und ihnen im Hinblick auf das Ende aller Dinge diese Ermahnungen ans Herz zu legen.

Und warum sollten sie einander so lieben? Weil, wie Petrus sagt, „die Liebe eine Menge von Sünden bedeckt“ (1Pet 4,8). Gottes Liebe hat die Menge unserer Sünden bedeckt, und dieselbe Liebe, die in der Kraft des Geistes durch uns wirkt, wird die Sünden unserer Geschwister bedecken. Wenn wir unsere Geschwister nicht lieben und unsere Herzen erkalten, dann werden wir misstrauisch, hart und tadelsüchtig; und in der Folge entstehen „Neid und Streitsucht, Zerrüttung und jede schlechte Tat“ (Jak 3,16). Stattdessen sollten wir jedoch Liebe haben, „die sich nicht erbittern lässt, das Böse nicht zurechnet, … die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft und alles erduldet“ (1Kor 13,5-7).

Lasst uns also diese Aufforderung des Apostels beherzigen, damit wir von dieser „inbrünstigen Liebe“ geprägt werden und dadurch immer nach Einheit im Kreis unserer Gemeinschaft streben. Das ist besonders jetzt nötig, da von allen Seiten so viele Vorboten sichtbar werden, dass das Ende aller Dinge naht.


Originaltitel: „The End of All Things is at Hand“ 
aus The Christian’s Friend and Instructor, Jg. 25, 1898, S. 309–314
Quelle: www.stempublishing.com

Übersetzung: Gabriele Naujoks

Anmerkungen

[1] Anm. d. Übers.: Andere übersetzen: „anhaltende Liebe“ (rev. Elberf.), „innige Liebe“ (Menge, Schlachter 2000). Die King-James-Bibel, die Dennett benutzt, hat: fervent = „eifrig“, „glühend“, „brennend“.


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