Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher (2)
Kapitel 2

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 10.01.2023, aktualisiert: 14.09.2023

FÜHRER UND VORBILDER SIND NÖTIG

In Kapitel 1 ging es darum, dass der christliche Mitarbeiter sicher sein muss, dass der Neubekehrte, dem er helfen möchte, auch wirklich ein Gläubiger ist. In Kapitel 2 geht es nun darum, dass der Neubekehrte sicher sein muss, dass der christliche Mitarbeiter, der ihm helfen möchte, aufrichtig ist. Und er muss nicht nur in seinen Beweggründen aufrichtig sein, sondern er muss auch die Wahrheit kennen und den Neubekehrten in die richtige Richtung leiten können. Das ist wichtig, denn viele meinen es zwar gut, haben sich jedoch leider in böser Lehre und in einer unbiblischen Lehre über die Versammlung eingerichtet, so dass sie die Neubekehrten wahrscheinlich in eine falsche Richtung weisen. Manch andere sind regelrechte Scharlatane, die Neubekehrte aus selbstsüchtigen und fleischlichen Motiven heraus ausnutzen (Apg 20,30; Röm 16,17.18; 2Kor 2,17; 11,12-15; 2Tim 2,16-18; 1Joh 2,18.19.26; 2Joh 7-11). Es liegt auf der Hand, dass der Neubekehrte sich von solchen Leuten fernhalten muss. Da diese Gefahren fast überall in der Christenheit vorkommen, ist die Frage berechtigt: „Wie kann ein Neubekehrter sicher sein, dass der christliche Mitarbeiter, der sich um ihn bemüht, auch wirklich redlich ist?“

Paulus geht auf diese Frage im zweiten Kapitel ein; hier  geht es darum, dass der christliche Mitarbeiter sich bewähren muss. Er muss anhand des Wortes Gottes aufzeigen können, dass er die Wahrheit bringt, und er muss ebenso unter Beweis stellen, dass er wirklich das Wohl derer will, denen er zu helfen versucht. Auf diese Weise kann er ihr Vertrauen gewinnen. Das wird in der Regel Zeit brauchen. Da selbst der jüngste Gläubige die „Salbung“ des Geistes hat, weil der Geist in ihm wohnt (1Joh 2,20.27), kann er erkennen (wenn er in der Gemeinschaft mit dem Herrn lebt), ob das, was man ihn lehrt, der Wahrheit entspricht oder nicht. Als ein Kind in Christus ist er vielleicht nicht in der Lage, die Wahrheit darzulegen, weil er sie noch nicht gelernt hat, doch er wird die Wahrheit erkennen, wenn sie ihm vorgestellt wird. Weil der Irrtum nicht denselben „Klang“ hat wie die Wahrheit, wird er daran erkennen, dass dieser Irrtum nicht von Gott ist. Da in der Christenheit das Haus Gottes heute in Trümmern liegt (2Tim 2,20), ist es das gute Recht des Neubekehrten, vorsichtig zu sein, wenn er von jemand unterwiesen wird.

Paulus möchte mit seinen Ausführungen in Kapitel 2 das Vertrauen der Thessalonicher stärken und ihnen allen Grund geben, sich darauf zu verlassen, dass er und seine Mitarbeiter wirklich von Gott gesandt waren, um ihnen zu helfen. Sie bemühten sich ganz sicher nicht mit Hintergedanken um die Thessalonicher und daher konnten sie mit gutem Gewissen als aufrichtige christliche Führer und Vorbilder betrachtet werden.

Im Folgenden schildert Paulus die Echtheit seines Charakters und die Grundsätze seines Dienstes für den Herrn. Was veranlasste ihn dazu? Die Widersacher des Evangeliums waren darauf aus, das Werk, das Paulus in Thessalonich begonnen hatte, zu zerstören. Ihre Strategie bestand darin, den Charakter des Hauptverantwortlichen dieses Werkes zu verunglimpfen. Deshalb machten sie ihn zum Ziel ihrer Anschuldigungen. Dieser Widerstand gegen das Evangelium war Paulus offenbar von Timotheus berichtet worden, als dieser aus Thessalonich zurückkehrte (1Thes 3,6). Der Angriff sollte natürlich das Vertrauen der neubekehrten Thessalonicher erschüttern und dazu führen, dass sie sich über Paulus Fragen stellten. In diesem zweiten Kapitel begegnet er diesem Angriff und rechtfertigt im Folgenden ausführlich seinen Charakter und seinen Dienst. Dabei vermittelt er uns ein vorzügliches Bild davon, wie ein echter Diener des Herrn in Wort und Tat sein sollte. Der Geist Gottes benutzt ihn, um uns vor Augen zu führen, was ein Neubekehrter in denen sehen sollte, die ihn auf dem Weg des Glaubens führen wollen.

Paulus gibt uns nun einen Überblick über sein Handeln seit seinem ersten „Eingang“ bei ihnen:

Die Kraft seines Dienstes (V. 1)

Vers 1

1Thes 2,1: Denn ihr selbst kennt, Brüder, unseren Eingang bei euch, dass er nicht vergeblich war; …

Der Auftrag des Paulus und seiner Mitarbeiter, die Thessalonicher mit dem Evangelium zu erreichen, war also „nicht vergeblich“. Die Kraft Gottes war in ihrem Dienst erkennbar, und der Beweis dafür war, dass die Thessalonicher dadurch gerettet wurden! Die Predigt des Paulus hatte in ihrem Leben tiefgreifende Veränderungen bewirkt, und so waren sie der lebendige Beweis für die Kraft des Evangeliums. Wenn jemand nach seinem Dienst fragte, konnten sie besser als jeder andere bezeugen, wie wirksam er war. Dies war ein überzeugender Beweis dafür, dass Paulus und seine Mitarbeiter von Gott gesandt waren und von Gott bestätigt wurden.

Der Preis, den Paulus bezahlte, um den Thessalonichern das Evangelium zu bringen (V. 2)

Vers 2

1Thes 2,2: … sondern nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, waren wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter großem Kampf.

Paulus erinnert sie an die heftige Verfolgung, der er und seine Mitarbeiter ausgesetzt waren, als sie „in Philippi“ waren: Sie waren unter anderem geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden. Ihr Auftrag, die Thessalonicher mit dem Evangelium zu erreichen, war also äußerst riskant. Ständig war ihr Leben in Gefahr (Apg 15,26), doch das schreckte sie nicht. Sie kämpften sich durch verschiedene Gefahren, um das Evangelium nach Thessalonich zu bringen. Sich auf diese Weise in Gefahr zu begeben, ist wahrlich kein Zeichen für einen falschen Diener mit Hintergedanken. Solche Leute lieben es meist etwas bequemer und leichter. Wären Paulus und seine Mitarbeiter nicht von Gott zu diesem Auftrag ausgesandt worden, hätten sie sich sicher einen anderen Ort zum Predigen ausgesucht. Dass sie sich von den Gefahren nicht abschrecken ließen, ist ein klarer Beweis dafür, dass sie nicht von fleischlichen Begierden und weltlichem Gewinn motiviert waren; und somit kam ihr Auftrag wirklich von Gott.

Die Reinheit seiner Motive (V. 3-6)

Verse 3-6

Paulus spricht nun über die Art und Weise, wie er und seine Mitarbeiter den Thessalonichern begegneten. Er zählt sieben negative Dinge auf, die sie in ihrem Dienst vermieden:

1Thes 2,3-6: 3 Denn unsere Ermahnung war nicht aus Betrug noch aus Unreinheit noch mit List; 4 sondern so, wie wir von Gott als bewährt befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. 5 Denn niemals sind wir mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht, Gott ist Zeuge; 6 noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen, …

  1. „nicht aus Betrug“[1]
    In erster Linie war ihre Botschaft die Wahrheit Gottes; sie war nicht irgendein Mythos oder eine Fabel, die listige Menschen erfunden hätten. Das wird daraus ersichtlich, dass sie darauf achteten, dass die Lehre, die sie verkündeten, richtig und wahrhaftig war.
  2. „nicht aus Unreinheit“
    Ihr Dienst war nicht mit unreinen Begierden verknüpft.
  3. „nicht mit List“
    Sie hatten keinen ausgeklügelten Plan, um die Thessalonicher auf ihre Seite zu ziehen und sich so eine persönliche Anhängerschaft zu verschaffen.
  4. „nicht um Menschen zu gefallen“
    Paulus sah sich selbst als einen Verwalter, der „von Gott bewährt befunden“ und „betraut“ war, die Botschaft des Evangeliums in die Welt zu tragen (1Kor 9,17). In dieser Verantwortung wagte er es nicht, sich bei seiner Arbeit zu irgendwelchen Hintergedanken hinreißen zu lassen. Er wusste, dass er unter dem wachsamen Auge Gottes diente. Gott prüft die „Herzen“ aller Menschen und seine Allwissenheit deckt jedes falsche Motiv auf (1Sam 2,3). Paulus würde dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
  5. „niemals mit schmeichelnder Rede“
    Paulus und seine Mitarbeiter schmeichelten den Thessalonichern nicht in ihrer Predigt, um Ergebnisse zu erzielen. Ihre Predigt zielte nicht darauf ab, das Ego des Menschen zu bedienen, um ihn mit fleischlichen Mitteln zu gewinnen. Das Evangelium, das Paulus predigte, ist keine Botschaft, die der Mensch im Fleisch erfinden würde, denn sie hat nichts mit dem Menschen zu tun. Um an das Evangelium zu glauben und es anzunehmen, muss der Mensch sich in Buße demütigen; und das ist alles andere als schmeichelhaft.
  6. „niemals mit einem Vorwand für Habsucht“
    Sie predigten nicht, um sich selbst zu bereichern, zum Beispiel durch Geld. Paulus war in dieser Hinsicht so aufrichtig, dass er „Gott“ als Zeugen anrief, dass er, Paulus, in dieser Angelegenheit ein aufrichtiges Herz hatte. Deshalb nahmen sie keine finanzielle Unterstützung von den Thessalonichern an, obwohl sie als „Christi Apostel“ (1Thes 2,7) ein Recht darauf hatten (1Kor 9,12; 1Tim 5,18).
  7. „niemals Ehre von Menschen“
    Sie waren so weit davon entfernt, „Ehre von Menschen“ zu suchen, dass sie sich von allem fernhielten, was irgendwie so hätte aussehen können. Sie suchten weder Ruhm noch Reichtum, als sie unter den Thessalonichern dienten.

So vermieden Paulus und seine Mitarbeiter in ihrem Dienst sorgfältig fleischliche und weltliche Grundsätze. Gott hätte ihre Arbeit nicht gesegnet, wenn ihre Motive verwerflich gewesen wären.

Seine aufrichtige Liebe und Fürsorge für die Gläubigen (V. 7.8)

Verse 7.8

1Thes 2,7.8: … 7 obwohl wir als Christi Apostel euch zur Last sein konnten; sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt. 8 So, da wir ein sehnliches Verlangen nach euch haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart.

Als weiteren Beweis für ihre Aufrichtigkeit spricht Paulus von ihrer Liebe zu den Thessalonichern. Ihre Liebe zeigte sich darin, dass sie sich um sie bemühten und „zart“ mit ihnen umgingen, „wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt“. Sie kümmerten sich liebevoll um diese Neubekehrten, indem sie ihnen nicht nur die Wahrheit des „Evangeliums Gottes“ vermittelten, damit sie gerettet werden konnten. Auch gaben sie ihr „eigenes Leben“ für sie, weil diese Heiligen ihnen „lieb geworden“ waren. Dies hatte mit der Fürsorge und Aufmerksamkeit zu tun, die sie den Thessalonichern entgegenbrachten, nachdem sie errettet waren.

Die Redlichkeit seines Handelns (V. 9.10)

Verse 9.10

1Thes 2,9.10: 9 Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Während wir Nacht und Tag arbeiteten, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt. 10 Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegenüber euch, den Glaubenden, waren; …

Paulus bittet sie, sich daran zu erinnern, wie er und seine Mitarbeiter sich unter ihnen verhalten hatten: Sie hatten „Tag und Nacht“ mit ihren eigenen Händen gearbeitet (Paulus war selbst Zeltmacher, Apg 18,3), um sich selbst zu versorgen, damit sie ihnen finanziell nicht „beschwerlich fielen“. Die Thessalonicher waren Zeugen dafür, wie „heilig und gerecht und untadelig“ ihr Leben unter ihnen gewesen war. Das zeigt: Das, was wir sind, spricht lauter als das, was wir sagen. Der christliche Diener muss darauf achten, sich im Umgang mit den Menschen stets ordentlich und angemessen zu verhalten.

Der Charakter seines Dienstes (V. 11.12)

Verse 11.12

1Thes 2,11.12: … 11 ebenso, wie ihr wisst, wie wir jeden Einzelnen von euch, wie ein Vater seine eigenen Kinder, 12 euch ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben, würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft.

Er pflegte sie nicht nur „zart“ wie eine Mutter (1Thes 2,7.8), sondern er „ermahnte und tröstete“ sie auch wie ein „Vater“ und „bezeugte“ ihnen, „würdig des Gottes zu wandeln“. Diese Seite seines Dienstes hatte damit zu tun, die Neubekehrten bei ihren ersten Schritten auf dem christlichen Weg zu unterweisen und anzuleiten. Es ist bezeichnend, dass er sagt: „jeden Einzelnen von euch“. Ein großer Teil des Dienstes an Neubekehrten besteht also darin, sich individuell mit ihnen zu beschäftigen. Eine Rede, eine Predigt vor einer Gruppe von Christen ist zwar gut (Apg 20,7), doch die Menschen sind unterschiedlich und brauchen individuelle Zuwendung, die auf ihre ganz speziellen Bedürfnisse eingeht. Der Dienst von Paulus als ihr „Vater“ zielte darauf ab, dass die Neubekehrten „würdig des Gottes … wandelten“. Sie mussten erkennen, dass sie von Gott zu einem sehr hohen Ziel „berufen“ worden waren: Sie sollten Gefäße sein, in denen die Herrlichkeit Christi im „Reich“ dargestellt wird.

Die Darlegung seiner Botschaft (V. 13)

Vers 13

1Thes 2,13: Und darum danken auch wir Gott unablässig dafür, dass ihr, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfingt, es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt.

Paulus war dankbar, dass die Thessalonicher, als sie seine Predigt hörten, erkennen konnten, dass es sich nicht bloß um Worte menschlicher Weisheit handelte, sondern um eine Botschaft, die von Gott kam – und deshalb nahmen sie diese Botschaft als „Gottes Wort“ an. Das lag zum einen an der Art und Weise, wie die Diener des Herrn ihre Predigt vortrugen, zum anderen lag es am Glauben der Thessalonicher. Paulus und seine Mitarbeiter hielten sich selbst im Hintergrund, damit die Zuhörer Christus sahen und nicht die Prediger. Dies ist ein wichtiger Grundsatz im Dienst. Damit stimmt auch das überein, was Paulus den Korinthern sagte: „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen“ (2Kor 4,5). Wären die Evangelisten daran interessiert gewesen, die Gelegenheit für sich auszunutzen, hätte sich das in der Art und Weise gezeigt, wie sie unter den Thessalonichern aufgetreten wären. Wer in seinem Dienst unlautere Motive hat, ist gewöhnlich an der Art und Weise zu erkennen, wie er, oft ohne es zu merken, dient. Dass Paulus und seine Mitarbeiter nichts aus sich selbst machten, war ein sicheres Zeichen dafür, dass sie keine unlauteren Absichten hatten. Paulus lobte sich nicht selbst dafür, dass er gute Arbeit beim Predigen geleistet hätte, sondern er zeigte seine Redlichkeit, indem er die Wahrheit verkündigte. Infolgedessen „wirkte“ das Wort Gottes in den Thessalonichern und sie wurden „Nachahmer der Versammlungen Gottes, die in Judäa sind“ (1Thes 2,14a). Dies war ein weiterer Beweis dafür, dass die Evangelisten echt und von Gott gesandt worden waren.

Sein Dienst ermutigte dienigen, die ihn empfingen (V. 14-16)

Verse 14-16

1Thes 2,14-16: 14 Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Versammlungen Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie auch jene von den Juden, 15 die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind, 16 indem sie uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit sie errettet werden, um so ihre Sünden allezeit voll zu machen; aber der Zorn ist völlig über sie gekommen.

Darüber hinaus hatte der Dienst von Paulus und seinen Begleitern den Thessalonichern so viel Mut gemacht, dass sie bereit waren, für ihren Glauben zu leiden. Auf diese Weise wurden sie „zu Nachahmern der Versammlungen Gottes in Judäa“, die in ähnlicher Weise für ihren Glauben an Christus leiden mussten. Mit diesen Worten wollte Paulus ihnen zu verstehen geben, dass Verfolgung das gemeinsame Los aller Christen ist. Verfolgung richtet sich nicht nur gegen die Überbringer der Botschaft (1Thes 2,2), sondern auch gegen die, die an sie glauben (1Thes 2,14b). Diese Verfolgung ging hauptsächlich von den ungläubigen Juden aus. Sie wollten die Wahrheit selbst nicht annehmen und taten alles, was sie konnten, um andere davon abzuhalten, die Wahrheit anzunehmen. Die große Sünde dieser Widersacher war, dass sie „den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben“. Sie sind, wie Ismael (der ein Bild Israels nach dem Fleisch ist), „allen Menschen entgegen“ (vgl. 1Mo 16,12).

Paulus sagt, dass die ungläubigen Juden „ihre Sünden allezeit voll machten“, indem sie der Wahrheit widerstanden, und dass der Zorn Gottes „völlig {w.: bis zum Ende} über sie gekommen“ sei. Damit spielt er darauf an, dass sie in den Regierungswegen Gottes verblendet worden waren. Diese Verblendung war als Antwort auf das Gebet des Herrn am Kreuz über die gesamte Nation gekommen (Ps 69,24; Mt 13,14.15; Apg 13,11; Röm 11,10.25; 2Kor 3,14-16). Ein weiteres Gericht Gottes würde im Jahr 70 n.Chr. über sie hereinbrechen und buchstäblich die Stadt Jerusalem und das Volk zerstören (Ps 69,25.26; Mt 22,7).

Satans Versuch, sie zu hindern (V. 17.18)

Verse 17.18

1Thes 2,17.18: 17 Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verwaist waren, dem Angesicht, nicht dem Herzen nach, haben uns umso mehr befleißigt, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen. 18 Deshalb wollten wir zu euch kommen (ich, Paulus, nämlich), einmal und zweimal, und der Satan hat uns daran gehindert.

Wenn Paulus sagt, dass sie „für kurze Zeit“ von den Thessalonichern „verwaist waren“, so bezieht er sich damit darauf, dass er und Silas aus Thessalonich vertrieben worden waren (Apg 17,10). Er erklärt hier, dass seine Abwesenheit von ihnen länger dauerte, als er erwartet hatte, versichert ihnen jedoch, dass dies nicht daran lag, dass es ihm an Liebe zu ihnen mangelte. Tatsächlich hatte er „einmal und zweimal“ versucht, nach Thessalonich zurückzukehren, doch „der Satan hat uns daran gehindert“. Dies ist in Paulus’ Gedankengang in diesem Kapitel ein wichtiger Punkt. Er führt ihn als weiteren Beweis dafür an, dass er und seine Mitstreiter tatsächlich von Gott gesandt waren. Wenn sie nämlich das Werk Satans getan hätten, dessen sie beschuldigt wurden, so hätte Satan sie nicht daran gehindert, nach Thessalonich zu kommen. Satan hätte ihnen vielmehr geholfen, dorthin zurückzukehren, damit sie die Thessalonicher weiter in die Irre führten! Weil Satan jedoch versuchte, Paulus daran zu hindern, hätte dies für die Thessalonicher ein klarer Hinweis sein müssen, dass Paulus Gottes Werk tat, denn Satan ist immer gegen das, was Gott tut.

Das göttliche Ergebnis seines Dienstes: die Belohnung im Himmel (V. 19.20)

Verse 19.20

1Thes 2,19.20: 19 Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft? 20 Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude.

Paulus ließ sich durch das Wirken des Feindes nicht entmutigen. Trotz der Widerstände Satans bestand seine „Hoffnung“ oder „Freude“ oder „Krone des Ruhmes“ darin, seine Bekehrten „vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft“ zu sehen. Er freute sich darauf, seinen Freunden, denjenigen, die durch ihn zur Bekehrung gelangt waren, bei der Ankunft des Herrn (Entrückung) zu begegnen. Die Krone des Ruhmes ist nur eine von mehreren Kronen, die den Gläubigen am Richterstuhl Christi für verschiedene Dinge und Dienste verliehen werden:

  • eine „goldene“ Krone (Off 4,4)
    Diese Krone wird jedes Kind Gottes erhalten, weil es an das Evangelium geglaubt hat.
  • eine Krone „des Lebens“ (Jak 1,12; Off 2,10)
    Das ist die Krone für den Märtyrer.
  • eine Krone „der Freude[2] (1Thes 2,19)
    Das ist die Krone für den Seelengewinner.
  • eine Krone „der Gerechtigkeit“ (2Tim 4,8)
    Diese Krone wird denen gegeben, die inmitten der Ungerechtigkeit im Verfall des christlichen Bekenntnisses treu bleiben.
  • eine Krone „der Herrlichkeit“ (1Pet 5,4)
    Das ist die Krone für den Hirten.
  • eine „unvergängliche Krone“ (1Kor 9,25)
    Diese Krone ist für diejenigen, die ihren Leib „in Knechtschaft führen“ (1Kor 9,27).
  • eine Krone für den „Überwinder“ (Off 3,11)
    Sie ist für diejenigen, die sich in Treue über die widrigen Umstände erheben, in die sie geraten sind.

So wird das Werk des Herrn, das auf die Weise des Herrn und unter der Führung des Herrn getan wird, an jenem Tag von Ihm belohnt werden. Paulus war zuversichtlich, dass er, was seinen Dienst betraf, zu diesem Ziel unterwegs war. Er sehnte sich danach, die Gläubigen aus Thessalonich zu sehen; wenn nicht auf der Erde, dann im Himmel. Das Einzige, was wir in den Himmel mitnehmen können, sind die Menschen, die sich durch unseren Dienst bekehrt haben, und die geistlichen Lektionen, die wir in der Schule Gottes gelernt haben! Alles andere, was materiell ist, wird „für das Feuer“ aufbewahrt (2Pet 3,7).

Seltsamerweise denken manche Menschen, wir würden uns nicht wiedererkennen, wenn wir verherrlicht werden. Doch wenn das wahr wäre, so wären die Worte des Paulus hier völlig ohne Bedeutung. Die Heiligen werden einander an jenem Tag erkennen (1Kor 13,12), so wie die Jünger Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung erkannten (Lk 9,30).


Engl. Originaltitel: „The Need for Leaders & Role Models: 1 Thessalonians 2“
in The First Epistle of Paul to Thessalonians: Ministry Pertaining to the Care of New Converts
Quelle: https://www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Anstey verwendet hier die anders lautende Kelly-Übersetzung. Sie übersetzt das griechische Wort plane mit error („Irrtum“), nicht mit „Betrug“ wie die hier verwendete CSV-Elberfelder. Die Online-Ausgabe der Elberfelder führt auch „Irrtum, Irrwahn, Verirrung“ als mögliche Übersetzung an.

[2] Anm. d. Red.: Die von Anstey verwendete King-James-Version hat hier crown of rejoicing, nicht „Krone des Ruhmes“ wie die CSV-Elberfelder.

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