Der Prediger (19)
Kapitel 11,7–12,7: Es gibt so etwas wie „bleibenden Wert“

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 10.07.2019

 

5   Das Endresultat aller Untersuchung
(Prediger 11,1–12,14)

   

 
Prediger 11,7–12,7

5.2   Es gibt so etwas wie „bleibenden Wert“
(Prediger 11,7–12,7)



All unser irdisches Sichabmühen bringt keinen bleibenden Wert ein, habe ich behauptet. Doch erstens: Wenn dem so ist, so hat unser Sichabmühen zumindest zeitlichen Wert, sagte ich gerade. Und zweitens: Auch wenn das irdische Sichabmühen keinen bleiben Wert mit sich bringt, dann bedeutet das nicht, dass es so etwas wie bleibenden Wert nicht gibt! Der bleibende Wert ist in der Gottesfurcht zu finden und in den ewigen Dingen. In diesen beiden Entdeckungen liegt der Kern meiner ganzen Untersuchung, und deswegen will ich am Ende meines Buches noch näher darauf eingehen.

11,7 Und süß ist das Licht, und wohltuend den Augen, die Sonne zu sehen. 

Trotz aller mühsamer Plackerei ist das Licht der Welt doch lieblich, und es ist herrlich, die Sonne scheinen zu sehen.

11,8 Denn wenn der Mensch auch viele Jahre lebt, möge er in ihnen allen sich freuen und der Tage der Finsternis gedenken, dass es viele sein werden: Alles, was kommt, ist Eitelkeit.

Wenn dir also ein langes Leben beschert ist, dann sei darüber glücklich. Genieße jedes Jahr, das Gott dir deinen Jahren noch hinzufügt. Doch denke auch an die Jahre, die danach kommen und die viel zahlreicher sein werden als die Jahre deines Lebens. Ich meine die Jahre, die du im Jenseits zubringen wirst und die für uns, irdische Sterbliche, im Dunkeln liegen. Der Gedanke an den nahenden Tod unterstreicht noch einmal die Fruchtlosigkeit unseres irdischen Bestehens, denn wir können aus diesem Leben nichts ins Jenseits mitnehmen.

11,9 Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit, und wandle in den Wegen deines Herzens und im Anschauen deiner Augen; doch wisse, dass für dies alles Gott dich ins Gericht bringen wird.

Unterdessen darfst du das Leben in reichem Maß genießen, vor allem, wenn du noch jung bist. Genieße die Freuden des Lebens in jungen Jahren, lass dein Herz sprechen und folge ruhig den Wünschen deiner Augen – wenn du nur auch daran denkst, dass du einmal für all deine Taten Rechenschaft vor seinem Richterstuhl ablegen musst.

11,10 Und entferne den Unmut aus deinem Herzen, und tu das Böse von deinem Leib weg; denn die Jugend und das Mannesalter sind Eitelkeit.

Doch innerhalb der Grenzen der Gebote Gottes darfst du ruhig versuchen, alle Sorgen von deinem Herzen abzuwehren und dir Qualen vom Leib zu halten. Denn die Jugend ist flüchtig, und die jungen Jahre sind schnell vorbei, bevor du einen Schimmer davon hast.

12,1 Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die Tage des Unglücks kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen; …

Deswegen denke bereits in der Jugend an deinen Schöpfer; bekenne Ihn, ehre Ihn und liebe Ihn. Übe dich in seinen Geboten von deiner frühesten Jugend an und verschiebe das nicht aufs Alter, auf die schwierigen Jahre, von denen du genau wie jeder junge Mensch sagst: „Diese Jahre ziehen mich überhaupt nicht an!“

12,2 … ehe sich verfinstern die Sonne und das Licht und der Mond und die Sterne, und die Wolken nach dem Regen wiederkehren; …

Dennoch kommen sie unwiderruflich, diese Herbsttage des Lebens. Nach dem Sommer mit der strahlenden Sonne kommen der Herbst und der Winter, in denen die Sonne, der Mond und die Sterne durch Regenwolken verdunkelt werden und ein düsterer Regenschauer dem anderen folgt.

12,3 … an dem Tag, da die Hüter des Hauses zittern, und sich krümmen die starken Männer, und die Müllerinnen feiern, weil sie wenige geworden sind, und sich verfinstern die aus den Fenstern Sehenden, …–

So geht es auch im Herbst des Lebens, wenn die Tage grau werden, weil Geliebte und Freunde fehlen und die Gebrechen des Alters kommen. Es geht mit dem Körper dann genauso wie mit einem vornehmen Haus mit seinen Wachtposten, seinen starken Bewohnern, seinem starken Personal und seinen Entertainern. So wie das Haus dem Verfall anheimfallen kann, so wird es auch mit dem Körper gehen, ihr lieben junge Leute!

Die Wächter des Hauses sind deine Hände, die jetzt noch alles anpacken; sie werden dann beben.

Die starken Männer in deinem Haus sind deine Beine, die jetzt noch stark sind, sich dann aber krümmen werden.

Die Sklavinnen, die das Korn mahlen, sind deine starken Zähne und Backenzähne, mit denen du momentan deine Mahlzeiten vorzüglich genießen kannst; sie werden jedoch immer weniger und werden die Arbeit nicht mehr verrichten können.

Die jungen Frauen, die aus den Fenstern schauen, sind deine Augen, die jetzt noch alles aufsaugen, was das Leben an Schönem zu bieten hat; später werden sie aber stark geschwächt sein.

12,4 … und die Türen zur Straße geschlossen werden; indem das Geräusch der Mühle dumpf wird, und er aufsteht bei der Stimme des Vogels, und gedämpft werden alle Töchter des Gesangs.

Die beiden Türen zur Straße sind deine Lippen, die sich jetzt noch gern reden; doch dann wird dein eingefallener Mund deutlich schweigsamer sein.

Das Geräusch der Mühlen ist dein kauender Mund, der jetzt noch aktiv ist; später aber gibt’s nur noch leises Gemümmel aus deinem zahnlosen Mund.

Dein Schlaf wird dann deutlich kürzer und weniger fest sein, so dass du beim ersten Geräusch der Vögel müde aufstehst.

Der Gesang der Entertainer wird nach und nach vor dir verstummen, denn du wirst immer schwerhöriger werden.

12,5 Auch fürchten sie sich vor der Höhe, und Schrecknisse sind auf dem Weg; und der Mandelbaum steht in Blüte, und die Heuschrecke schleppt sich hin, und die Kaper ist wirkungslos. Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen umher auf der Straße; …

Du wirst mit Besorgnis jeder Höhe, die du erklimmen musst, entgegensehen und wirst ängstlich werden vor allerlei Gefahren auf dem Weg, vor denen du nicht schnell genug ausweichen kannst.

Dein dunkles Haar wird dann so weiß geworden sein wie ein Mandelbaum in der Spätblüte. Jetzt bist du noch so quicklebendig wie eine Heuschrecke, doch später wirst du dich mühsam fortschleppen. Mit deiner Esslust wird es dann auch vorbei sein, und selbst ein appetitanregendes Mittel wie Kapern wird dann nichts mehr nützen.

Ja, so wird es später sein, wenn du alt geworden bist. Und dann ist das noch nicht alles, denn der Mensch ist ja schließlich auf dem Weg ins Jenseits, zu seiner ewigen Bestimmung. Einmal wirst auch du sterben, und dann werden auch für dich die Klageweiber auf der Straße umhergehen, um deinen Tod zu beklagen.

12,6 … ehe zerrissen wird die silberne Schnur und zerschlagen die goldene Schale und zerbrochen der Eimer am Quell und zerschlagen das Rad an der Zisterne, …

Dein Leben ist wie eine brennende Öllampe aus Gold, die an einem silbernen Faden hängt. Wenn du stirbst, wird diese Schnur zerreißen und dann fällt die schöne Lampe deines Lebens in Scherben. Dann fließt das Öl weg und dein Lebenslicht erlischt. Dein Leben ist so, wie wenn beständig Wasser aus einem Brunnen geschöpft wird mit Hilfe eines Schöpfrades, an dem ein Eimer herabgelassen wird. Wenn du stirbst, geht der Eimer zu Bruch und das Schöpfrad bricht entzwei.

12,7 … und ehe der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen ist, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.

Dann wird dein Körper begraben werden und im Erdboden zu Staub zurückkehren, so wie er vorher gewesen ist, und dein Lebensodem wird zu Gott zurückkehren, der dir einst den Atem geschenkt hat. So geht es schlussendlich mit jedem; vergiss das nicht, junger Mensch, der du dich jetzt noch vergnügst! Ich gönne dir dies von Herzen, doch halte angesichts der Ewigkeit, die auch für dich unwiderruflich einmal anbrechen wird, auch einmal inne.

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Übersetzt aus Bode des Heils

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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