Der Prediger (14)
Kapitel 9,1-10: Der Tod als Spielverderber

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 15.06.2019, aktualisiert: 27.04.2020

 

 
4   Neue Untersuchungen
(Prediger 8,9–10,20)

   

 
Prediger 9,1-10

4.2   Zwölfte Untersuchung
(Prediger 9,1-10)



Negativ:
Sich abzumühen hilft nichts, denn der Mensch ist dem Tod unterworfen.

Positiv:
a) Genieße die täglichen Vergnügungen, wenn Gott sie schenkt.
b) Kremple die Ärmel hoch

 

Es gibt noch einen Punkt, den ich schon früher angesprochen habe, auf den ich jetzt aber tiefer eingehen möchte, und das ist die Unvermeidbarkeit des Todes. Der Mensch quält sich fruchtlos dahin, bis der Tod folgt. Soll er doch deswegen besser das Leben genießen, solange es noch da ist, ohne allerdings die Ewigkeit zu vergessen.

9,1 Denn dies alles habe ich mir zu Herzen genommen, und zwar um dies alles zu prüfen: dass die Gerechten und die Weisen und ihre Werke in der Hand Gottes sind; weder Liebe noch Hass kennt der Mensch im Voraus: Alles liegt vor ihnen.

Folgendes habe ich in meinen Geist aufgenommen und klar eingesehen: Alle Menschen, auch die Gerechten und Weisen, sind in Gottes Hand. All ihr Tun und Lassen, sogar ihre Liebe und ihr Hass, das Gute und das Böse, ihr ganzes Leben hängt von Gott ab. Dies beinhaltet auch, dass die Menschen nie wirklich wissen, was vor ihnen liegt.

9,2 Alles ist gleich für alle: Ein und dasselbe Geschick für den Gerechten und den Gottlosen, für den Guten und den Reinen und den Unreinen und für den, der opfert, und den, der nicht opfert; wie der Gute, so der Sünder, der, der schwört, wie der, der den Eid fürchtet.

Eine Sache aber wissen sie mit Sicherheit: Schlussendlich trifft jeden Menschen dasselbe Los; ob du nun ein Gerechter oder ein Gottloser bist, ein guter und reiner oder ein unreiner Mensch; ob du nun jemand bist, der regelmäßig seine Opfer bringt, oder jemand, der das nie tut; ob du gut oder schlecht bist; ob du ein Flucher bist oder nicht.

9,3 Das ist ein Übel bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass ein und dasselbe Geschick allen zuteilwird; und auch ist das Herz der Menschenkinder voll Bosheit, und Narrheit ist in ihrem Herzen während ihres Lebens; und danach geht es zu den Toten.

Alle Menschen müssen einmal sterben, und das ist es, was das ganze irdische und zeitliche Leben so untröstlich macht. Doch denkst du, dass dieses Los die Menschen nachdenklich stimmen würde? Nicht dergleichen, das Herz des Menschen brütet ständig neues Böses aus. Sie sind und bleiben große Narren, die sich ihr ganzes Leben lang nicht um die Ewigkeit kümmern. Und dann schließlich: der Tod. Es scheint, als würde Gott selbst ihnen zurufen: „Zu den Toten!“ Und wer ist von dieser Unabwendbarkeit des Todes ausgeschlossen? Kein Mensch.

9,4 Denn für jeden, der all den Lebenden zugesellt wird, gibt es Hoffnung; denn sogar ein lebender Hund ist besser daran als ein toter Löwe.

Deswegen klammern die Menschen sich an das Leben, solange es noch da ist. Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung. Solange der Mensch lebt, kann er versuchen, das Leben zu auszudehnen und zu genießen. Ein lebendiger Straßenköter – wie verachtenswert er auch sein mag – ist immer noch besser dran als ein toter Löwe, der in seinem Leben der noble König der Tiere ist.

9,5 Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden; die Toten aber wissen gar nichts, und sie haben keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen.

Denn die Lebendigen wissen zumindest, dass sie einmal sterben müssen, die Toten jedoch wissen gar nichts mehr. Die Lebenden bekommen zumindest schon mal eine Belohnung, die Toten aber nie wieder; sie haben nichts aus dem Leben mitnehmen können. An die Lebenden wird zumindest ab und zu noch gedacht, doch an die Toten denkt schon bald niemand mehr.

9,6 Sowohl ihre Liebe als auch ihr Hass und ihr Eifern sind längst verschwunden; und sie haben in Ewigkeit keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht.

Alle Liebe und allen Hass, die sie in ihrem Leben erlebt haben, und all ihr Eifer ist vergangen, und nie wieder haben sie Anteil an den Dingen des Lebens, wie es sich auf der Erde abspielt.

9,7 Geh, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen; denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun.

Darum sage ich dir: Wiewohl es töricht ist, dass die Menschen nie an die Ewigkeit denken, ist es nicht so töricht, dass sie versuchen, aus dem Leben herauszuholen, was drinsteckt. Genieße die gewöhnlichsten Dinge des Lebens, solange das Leben noch da ist. Geh nur, genieße die Mahlzeiten mit Freude, trinke deinen Wein mit einem fröhlichen Herzen, jedenfalls wenn Gott dein Werk vorab mit Erfolg gekrönt hat, so dass du die Früchte genießen darfst.

9,8 Deine Kleider seien weiß zu aller Zeit, und das Öl mangle nicht auf deinem Haupt!

Sorge dafür, dass du immer schöne Kleider anhast, und sorge immer für ein leckeres und wohlriechendes Öl auf deinem Kopf.

9,9 Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines eitlen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, alle deine eitlen Tage hindurch; denn das ist dein Teil am Leben und an deiner Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne.

Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, während des kurzen Lebens, das Gott dir auf der Erde gibt. Genieße jeden flüchtigen Tag, der dir vergönnt ist, inmitten all der Mühen, womit du dich auf der Erde abplagst.

9,10 Alles, was du zu tun vermagst mit deiner Kraft, das tu; denn es gibt weder Tun noch Überlegung noch Kenntnis noch Weisheit im Scheol, wohin du gehst.

Ich meine nicht, dass du lau und sorglos sein sollst, im Gegenteil. Unsere Mühen dürfen schlussendlich nicht den bleibenden Wert ausmachen, aber dennoch solltest du jede Gelegenheit beim Schopf ergreifen, um deine Talente und Möglichkeiten zu entfalten. Dies ist die richtige Ausgewogenheit: sowohl fleißige Arbeit, die zu dir passt, als auch deine täglichen Vergnügungen zu ihrer Zeit. Sie haben zwar keinen bleibenden Nutzen, wohl aber ein klein wenig Nutzen. Arbeite und genieße also. Denn im Totenreich, dem du entgegengehst, gibt es weder das eine noch das andere. Dort wird nicht mehr gearbeitet oder gedacht, dort haben praktische Erkenntnis und Lebensweisheit ihre Bedeutung verloren, denn dort gibt es keine Arbeit und keine irdischen Genüsse mehr.

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Übersetzung: Stephan Winterhoff

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