Der Prediger (13)
Kapitel 8,9-17: Gott als Spielverderber

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 16.05.2019, aktualisiert: 02.07.2019

 

4   Neue Untersuchungen
(Prediger 8,9–10,20)
   


Prediger 8,9-17

4.1   Elfte Untersuchung
(Prediger 8,9-17): Gott als Spielverderber

 

Negativ:
Sich abzumühen nutzt nichts, denn die Regierung Gottes inst unausforschlich

Positiv:
a) Das endgültige Gericht Gottes
b) Genieße die täglichen Vergnügen, wenn Gott sie gewährt
c) Die Erhabenheit und Weisheit der Regierung Gottes

8,9 Das alles habe ich gesehen und habe mein Herz auf alles Tun gerichtet, das unter der Sonne geschieht, zur Zeit, wo der Mensch über den Menschen herrscht zu seinem Unglück.

Ich bin mit meinen vorhergehenden Untersuchungen und meiner Zwischenbilanz noch nicht zufrieden. Bei verschiedenen Aspekten möchte ich meine Untersuchung noch ausdehnen und weiter vertiefen. Deswegen möchte ich noch einige Themen hervorheben, die teilweise oben auch schon thematisiert worden sind. So möchte ich zuallererst noch etwas tiefer auf eine der wichtigsten Fragen zu sprechen kommen, die ich bereits angeführt hatte, und zwar die der Unergründlichkeit der Regierung Gottes. Unergründlich, weil unter Gottes Fügung das Gute oftmals unbelohnt und das Böse oftmals ungestraft bleibt. Auch das macht alle Mühen des Menschen in diesem irdischen, zeitlichen Leben zutiefst sinnlos. Soeben habe ich über schlechte Könige und böse Obrigkeiten gesprochen. Wie oft habe ich es nicht festgestellt, dass ein Mensch dermaßen Macht über den anderen ausübt, dass dieser dadurch größte Unannehmlichkeiten erleidet. Der eine unterdrückt den anderen. Dabei scheinen die Gottlosen ungestört ihr böses Tun treiben zu können.

8,10 Und dann habe ich Gottlose gesehen, die begraben wurden und zur Ruhe eingingen; diejenigen aber, die recht gehandelt hatten, mussten von der heiligen Stätte wegziehen und wurden in der Stadt vergessen. Auch das ist Eitelkeit.

Ich habe Beerdigungen erlebt, bei denen die Gottlosen schließlich nach einem langen und unehrenhaften Leben ehrenhaft begraben wurden. Ich habe aber auch Gerechte gesehen, die nicht gewürdigt wurden und für die es schwer erträglich war, dass sie die heilige Stadt Jerusalem schließlich verlassen mussten, um in einer anderen unbekannten Stadt in Vergessenheit zu geraten. Wofür hatten sie sich dann so abgemüht?

8,11-13 Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun; weil ein Sünder hundertmal Böses tut und doch seine Tage verlängert – obgleich ich weiß, dass es denen, die Gott fürchten, wohl ergehen wird, weil sie sich vor ihm fürchten; aber dem Gottlosen wird es nicht wohl ergehen, und er wird, dem Schatten gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er sich vor Gott nicht fürchtet.

Nun ja, so geht das in der Welt. Weil das Böse nicht sofort bestraft wird, denken die Menschen einfach, dass sie ungestört mit ihren bösen Taten fortfahren können. Sie denken sich eine böse Sache nach der anderen aus.

Es gibt sogar Sünder, die hundert böse Taten tun und dazu noch ein langes Leben haben. Gott greift ja nicht ein! Ach, natürlich weiß ich genau, dass das Gute schließlich am längsten währt. Mir ist schon klar, dass es den Gottesfürchtigen schließlich wohlgehen wird; auch wenn er unterdrückt wird, empfängt er doch innerlichen Segen und im zukünftigen Gericht die Belohnung.

Und genauso gut ist mir klar, dass es den Gottlosen schlussendlich nicht gutgehen wird; oftmals wird sein Leben eben doch vorzeitig abgeschnitten, und in jedem Fall trifft ihn einmal das ewige Gericht Gottes, weil er Gott nicht gefürchtet hat.

8,14 Es ist eine Eitelkeit, die auf der Erde geschieht: dass es Gerechte gibt, denen nach dem Tun der Gottlosen widerfährt, und dass es Gottlose gibt, denen nach dem Tun der Gerechten widerfährt. Ich sagte, dass auch das Eitelkeit sei.Besser Bekümmernis als Lachen; denn bei traurigem Angesicht ist es dem Herzen wohl.

Doch im Moment ist es noch nicht so weit. Wir nehmen immer wieder diese sinnlose Tatsache auf der Erde wahr, dass es Gerechte gibt, denen es so ergeht, wie die Gottlosen es eigentlich verdienen würden, und dass es Gottlose gibt, denen es ergeht, wie es die Gerechten eigentlich verdienen würden. Ich sagte zu mir selbst, dass auch dies eine wertlose und fruchtlose Sache ist.

8,15 Und ich pries die Freude, weil es für den Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt, als zu essen und zu trinken und sich zu freuen; und dies wird ihn begleiten bei seiner Mühe, die Tage seines Lebens hindurch, die Gott ihm unter der Sonne gegeben hat.

Das Einzige, was uns inmitten all dieser Sinnlosigkeit noch bleibt – horizontal gesehen –. ist etwas Freude, die wir inmitten all der irdischen Sorgen genießen können, wie Essen und Trinken und andere Vergnügen, sofern Gott uns diese zumindest gibt während unseres Schuftens in den paar Jahren, die Er uns hier auf der Erde lässt.

8,16.17 16 Als ich mein Herz darauf richtete, Weisheit zu erkennen und das Treiben zu besehen, das auf der Erde geschieht (denn weder bei Tag noch bei Nacht sieht man den Schlaf mit seinen Augen), 17 da habe ich bezüglich des ganzen Werkes Gottes gesehen, dass der Mensch das Werk nicht zu erfassen vermag, das unter der Sonne geschieht, indem der Mensch sich abmüht, es zu suchen, aber es nicht findet. Und selbst wenn der Weise es zu erkennen meint, vermag er es doch nicht zu erfassen.

Das waren meine Überlegungen, während ich mein ganzes Herz darauf richtete, die wahre Weisheit kennenzulernen und die mühsame Arbeit zu studieren, die die Menschen auf dieser Erde ausführen. Ich entdeckte, dass all diese Arbeit kein einziges bleibendes Resultat ablieferte; auch wenn jemand seinen Augen Nacht und Tag keinen Schlaf gönnen und sich abrackern würde, bis er umkippt. All das Gehetze und Gejage ist, zeitlich betrachtet, offensichtlich sinnlos.

Doch im Licht der Ewigkeit besehen, spielt sich im Weltgeschehen und auch in unserem eigenen Leben Gottes Werk ab, und Er verwirklicht seine Ziele! Darin liegt der tiefere Sinn des Schuftens des Menschen, auch wenn wir zugleich sagen müssen, dass wir das ewige Werk Gottes und damit auch den tieferen Sinn des zeitlichen Werkes des Menschen nicht ergründen können. Wir verstehen die Rätsel des Lebens, den Sinn und das Ziel der Geschichte nicht. Der Mensch (jedenfalls der weise Mensch) sucht zwar verzweifelt danach, er wird die Antworten jedoch nicht finden können. Und wenn du schon einem Weisen (oder sogenannten „Weisen“) begegnest, der behauptet, dass er die Antworten doch gefunden hat, glaube ihm nicht. Es ist nichts als Anmaßung, so zu denken.

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Übersetzt aus Bode des Heils in Christus

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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