Der Prediger (11)
Kapitel 7,15-22: Wir können die Welt nicht verbessern

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 15.10.2018

 

2   Meine ersten Untersuchungen
(Prediger 2,1–8,8)
   


Prediger 7,15-22

2.10   Zehnte Untersuchung
(Prediger 7,15-22)

 

Negativ:
Sich abzumühen nutzt nichts, weil wir die Welt ohnehin nicht verbessern können

Positiv:
a) Die Weisheit der Führung Gottes trotz aller Lebensrätsel

b) Das endgültige Gericht Gottes
c) Die Vorteile der Gottesfurcht

 

Soeben habe ich mich mit der Führung Gottes auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang muss ich noch einige Dinge erwähnen, die die Wertlosigkeit des menschlichen Sichabmühens genauer unterstreichen. Und das ist, dass wir sowieso nicht in der Lage sind, alles Unrecht aus dieser Welt abzuschaffen.

7,15 Allerlei habe ich gesehen in den Tagen meiner Eitelkeit: Da ist ein Gerechter, der bei seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist ein Gottloser, der bei seiner Bosheit seine Tage verlängert.

In meinem eigenen flüchtigen Leben bin ich oft auf das große Rätsel der Regierung Gottes gestoßen: Es gibt Gerechte, denen trotz ihrer Gerechtigkeit dennoch kein langes Leben beschert ist und die frühzeitig umkommen; und es gibt Gottlose, die trotz ihrer bösen Taten eine hohe Lebenszeit erreichen.

7,16 Sei nicht allzu gerecht und erzeige dich nicht übermäßig weise: Warum willst du dich zugrunde richten?

Deswegen musst du nicht übertrieben gerecht sein wollen, als ob du alles Unrecht aus dieser Welt abschaffen könntest, während Gott selbst so viel Unrecht ruhig fortbestehen lässt. Ein Mensch sollte nicht weiser als Gott sein wollen; man kann in diesem Leben eben nicht alles wie an einem Lineal geradeziehen. Solch ein falscher Idealismus und Perfektionismus ist Durchdreherei, die nur zu bitterer Enttäuschung führen wird. Diese Geradlinigkeit wird jemand völlig verrückt machen.

7,17 Sei nicht allzu gottlos und sei nicht töricht: Warum willst du sterben, ehe deine Zeit da ist?

Das bedeutet natürlich auch wieder nicht, dass du jetzt einfach in das andere Extrem verfallen darfst. Betrage dich nicht außergewöhnlich gottlos in der Meinung, dass Gott sowieso nichts darum gibt. Das würde sehr töricht argumentiert sein. Denn selbst wenn es viele Gottlose gibt, die einfach ungestraft ihre Bosheit fortsetzen können, kann es durchaus geschehen, dass Gott einen Gottlosen vorzeitig aus dem Leben nimmt.

7,18 Es ist gut, dass du an diesem festhältst und auch von jenem deine Hand nicht abziehst; denn der Gottesfürchtige entgeht dem allen.

Darum ist es wichtig, an beiden Grundsätzen festzuhalten: Einerseits solltest du kein durchdrehender Gerechter sein wollen, denn du könntest verrückt davon werden; andererseits solltest du kein gottloser Narr sein wollen, denn dann könntest du plötzlich vorzeitig sterben. Der Gottesfürchtige hat mit den Extremen übrigens keine Probleme. Seine Gottesfurcht bewahrt ihn sowohl vor übertriebener Scharfschleiferei als auch vor übermäßigem Bösestun. Er weiß, dass Gott in seiner Weisheit sehr viel Unrecht toleriert, dass Gott andererseits schlussendlich alles Unrecht zu finden wissen und richten wird. Sich dies zu vergegenwärtigen ist die wahre Weisheit der Gottesfurcht.

7,19 Die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Machthaber, die in der Stadt sind.

An solcher Weisheit hast du mehr als an zehn Machthabern, die in einer Stadt sind. Was bedeutet all diese Macht, wenn sie nicht mit Weisheit gepaart geht?

7,20 Denn unter den Menschen ist kein Gerechter auf der Erde, der Gutes tut und nicht sündigt.

Andererseits müssen wir auch wieder bedenken, dass nicht einmal der weiseste Mensch auf der Erde vollkommen ist. Auch das ist ein Grund, kein durchtriebener Weltreformer sein zu wollen: Du bist doch selbst auch nicht immer gerecht? Selbst der weiseste Mensch sündigt einmal. Ärgere dich deswegen nicht zu sehr über das Unrecht in dieser Welt, denn du selbst tust auch schon mal Unrecht. Tue dein Bestes, um in wahrer Gottesfurcht so gerecht wie möglich zu sein; mehr kannst du nicht tun.

7,21 Auch richte dein Herz nicht auf alle Worte, die man redet, damit du nicht deinen Knecht dir fluchen hörst; 7,22 denn auch viele Male, dein Herz weiß es, hast auch du anderen geflucht.

Es gibt diese Scharfschleifer, die ständig die Worte ihrer Mitmenschen korrigieren. Tue dies lieber nicht, denn früher oder später wirst du erleben, dass dir dein Personal flucht. Möchtest du deinen Untergebenen dazu zur Rede stellen? Vielleicht hatte er recht! Und wenn nicht, so kannst du nicht alles Nebensächliche kommentieren. Dadurch machst du die Welt nicht besser, sondern nur unangenehmer. Übrigens, wenn du selbst ständig andere verwünschst – weil du so übertrieben gerecht bist –, wie kannst du anderen dann übelnehmen, dass sie dich verwünschen? Hast du immer recht, wenn du andere kritisierst? Und haben die anderen, die dich kritisieren, immer unrecht? Möglicherweise ist es genau andersherum!

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Übersetzt aus Bodes des Heils

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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