Der Prediger (17)
Kapitel 10,4-20: Die Torheit als Spielverderber

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 30.06.2019, aktualisiert: 03.07.2019

 

4   Neue Untersuchungen
(Prediger 8,9–10,20)

   

 
Prediger 10,4-20

4.5   Fünfzehnte Untersuchung
(Prediger 10,4-20)



Negativ:
Sich abzumühen hilft nichts, denn die Macht der Torheit ist dafür zu gewaltig.

Positiv:
a) Weise Worte sind eine Wohltat
b) Ein guter König ist eine Wohltat

 

Wenn ich prüfe, was das menschliche Sichabmühen und alle Weisheit am meisten verdirbt und vernichtet, dann ist es allgemein gesprochen die gewaltige Macht der Torheit in all ihren Ausprägungen.

   


Prediger 10,4-7

4.5.1 Torheit auf hohem Niveau
(Prediger 10,4-7)

 

a) Die Menschen sind nicht gelassen genug
(Prediger 10,4)

10,4 Wenn der Zorn des Herrschers gegen dich aufsteigt, so verlass deine Stelle nicht; denn Gelassenheit verhindert große Sünden.

Wenn der Zorn der Herrscher (der König, dein Vorgesetzter) gegen dich entbrennt und er sich gehen lässt, dann bleibe ruhig auf deinem Posten. Du musst „deinen Platz“ kennen. Biete ihm nicht deine Stirn, denn dann machst du alles noch schlimmer. Nicht nur dein Vorgesetzter benimmt sich vielleicht töricht, sondern du könntest ebenso töricht zurückschießen. Es geschehen viele Torheiten, weil sich die Menschen nicht gelassen, nicht besonnen und nicht nachgiebig genug aufstellen. Wenn du Torheit nicht mit Torheit beantwortest, kannst du oftmals viel Ärger vermeiden.

 

b) Toren werden oft auf hohe Posten eingesetzt
(Prediger 10,5-7)

10,5.6 5 Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, wie ein Irrtum, der vom Machthaber ausgeht: 6 Die Torheit wird in große Würden eingesetzt, und Reiche sitzen in Niedrigkeit.

Autoritäten (Könige, Minister, Direktoren usw.) können sich in der Tat oft sehr töricht benehmen. Oft habe ich im irdischen Leben bemerkt, dass solche Menschen ernsthafte Fehltritte begingen. Dies kommt zum Beispiel bei der Ernennung oder Berufung solcher Machthaber zum Ausdruck: Oft werden allerlei Dummköpfe, die von Führung keine Ahnung haben, auf hohe Posten gesetzt, während Männer von Ansehen, die für solche Posten wie geschaffen wären, niedrige Posten bekleiden.

10,7 Ich habe Knechte auf Pferden gesehen, und Fürsten, die wie Knechte zu Fuß gingen.

Es ist eine verkehrte Welt: Ich habe die, die Untergebene sein sollten, hoch zu Ross gesehen und fürstliche Leute wie Sklaven zu Fuß.

   

Prediger 10,8-11

4.5.2 Torheit verursacht Schäden
(Prediger 10,8-11)

 

a) Unvorsichtigkeit
(Prediger 10,8.9)

10,8.9 8 Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen; und wer eine Mauer einreißt, den kann eine Schlange beißen. 9 Wer Steine bricht, kann sich daran verletzen; wer Holz spaltet, kann sich dadurch gefährden.

Ich habe noch ganz andere Formen von Torheit gesehen. So sind manche Unglücke, die Arbeitern widerfahren, einfach Pech, doch oft sind sie nichts anderes als die Folge von fehlender besonnener Überlegung.

  • Der Tiefbauer. Wer zum Beispiel ein Grube gräbt, kann dort hineinfallen, wenn er nicht aufpasst.
  • Der Landwirt. Wer in eine Mauer eine Öffnung machen möchte (wie man sie oft zwischen Acker und Weingärten hat), kann leicht durch eine Schlange gebissen werden, die sich zwischen den losen Steinen versteckt hat.
  • Der Steinhauer. Wer in einer Steingrube Steine losbricht, kann leicht durch fallende Steine getroffen werden.
  • Der Holzhacker. Wer Holz spaltet, geht wiederum andere Gefahren ein (er kann durch das Beil oder herumfliegendes Holz getroffen werden).

 

b) Unachtsamkeit
(Prediger 10,10)

10,10  Wenn das Eisen stumpf geworden ist, und man hat die Schneide nicht geschliffen, so muss man seine Kräfte mehr anstrengen; aber die Weisheit ist vorteilhaft, um etwas instand zu setzen.

 

Man muss die Risiken des Handwerks also akzeptieren. Doch oft erhöhen wir noch das Risiko, weil wir unachtsam mit unserem Material umgehen. Dadurch machen wir unser Schuften noch fruchtloser, als es schon ist. Wenn zum Beispiel das Eisen des Beils stumpf wird und du die Schneide nicht schleifst, dann musst du mehr Kraft aufwenden als sonst, wodurch du unnötig Kraft vergeudest. Nein, wenn du in der Arbeit Erfolg haben willst, musst du mit weiser Überlegung zu Werke gehen.

 

c) Unbesonnenheit
(Prediger 10,11)

10,11  Wenn die Schlange beißt, ehe die Beschwörung da ist, so nützt der Beschwörer nichts.

Zu diesen weisen Vorüberlegungen zählen unter anderem, dass du die richtigen Vorsorgemaßnahmen triffst. Wenn zum Beispiel eine Schlange gebissen hat, bevor die Beschwörung (durch die das Tier im Zaum hätte gehalten werden können) angewandt wurde, dann nützt nachher ein Schlangenbeschwörer auch nichts mehr. Genauso kannst du auch in anderen Fällen etwas Böses, das du durch bestimmte Maßnahmen hättest verhindern können, nicht mehr verhindern, wenn du solche Vorsorgemaßnahmen vernachlässigt hast.

   


Prediger 10,12-15

4.5.3 Torheit der Zunge
(Prediger 10,12-15)

10,12 Die Worte des Mundes eines Weisen sind Anmut, aber die Lippen eines Toren verschlingen ihn.

Die Worte aus dem Mund eines Weisen (und das ist ja im tiefsten Wesen der Gottesfürchtige) üben einen wohltätigen und heilsamen Einfluss aus.

10,13 Der Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit, und das Ende seiner Rede ist schlimmer Unsinn.

Doch die Worte, die über die Lippen eines Toren (das ist im tiefsten Wesen ein Gottloser) kommen, richten ihn zugrunde, oft schon in diesem Leben, in jedem Fall aber in der Ewigkeit. Von Anfang bis Ende ist alles, was er von sich gibt, Torheit und unselige Dummheit.

10,14 Und der Tor macht viele Worte, doch weiß der Mensch nicht, was sein wird; und was nach ihm sein wird, wer wird es ihm kundtun?

Doch das hindert ihn nicht, über alles und jedes mitzureden, sogar über die Zukunft. Und das, obwohl der Mensch nicht übersehen kann, was in diesem Moment alles stattfindet, geschweige denn, dass jemand ihm sagen könnte, was nach ihm geschehen wird. Der Weise ist sich dessen bewusst und schweigt in solchen Fällen lieber; doch der Tor redet fröhlich drauflos.

10,15 Die Mühe des Toren macht ihn müde, ihn, der nicht einmal zur Stadt zu gehen weiß.

Und das, obwohl er so dumm ist, dass er manchmal nicht einmal so etwas Einfaches wie den Weg in die Stadt kennt. Dadurch schuftet er wild vor sich hin, rackert sich ab, weil er die einfachsten Regeln des Lebens nicht kennt und erst recht nicht die Gebote Gottes.

   


Prediger 10,16-20

4.5.4 Torheit auf hohem Posten
(Prediger 10,16-20)

 

a) Selbst Fürsten leben oft sehr töricht …
(Prediger 10,16-19)

10,16 Wehe dir, Land, dessen König ein Knabe ist und dessen Fürsten am Morgen schmausen!

Noch einmal: Bis in die höchsten Regionen feiert die Torheit Hoch-Zeit. Ich bedaure dich, Land, wenn dein König noch ein kleiner Junge ist und wenn deine Leiter schon früh morgens prassen und schwelgen.

10,17 Glücklich, du Land, dessen König ein Sohn der Edlen ist und dessen Fürsten zu rechter Zeit speisen, als Männer und nicht als Schwelger!

Demgegenüber gratuliere ich dir, Land, wenn dein König ein nobler Mann ist und deine Leiter zur richtigen Zeit (also erst nachdem sie die täglichen Pflichten erfüllt haben) an Essen denken, als Männer und nicht als Trinkbrüder.

10,18 Durch Faulenzen senkt sich das Gebälk, und durch Lässigkeit der Hände tropft das Haus.

Es geht in vielen Regierungen, jedoch auch im normalen Leben, oft genauso zu wie in einem Haus: Wenn der Bewohner sehr faul ist, verrotten die Balken und knicken ein, und wenn er sehr lax ist, lecken die Dächer.

10,19 Um sich zu belustigen, hält man Mahlzeiten, und Wein erheitert das Leben, und das Geld gewährt alles.

Solche Faulheit geht häufig gepaart mit Leichtsinnigkeit, auch unter Leitern: Ausgelassen bereiten sie große Mahlzeiten vor mit reichlich Wein, und das Geld muss dies alles einfach möglich machen. Vergnügen ist schön, jedoch entartet es leicht in Prasserei und Zügellosigkeit.

 

b) … doch wir sind oft zu töricht, ein solches Leben zu kritisieren!
(Prediger 10,20)

10,20 Auch in deinen Gedanken fluche dem König nicht, und in deinen Schlafgemächern fluche nicht dem Reichen; denn die Vögel des Himmels könnten die Stimme entführen, und das Geflügelte das Wort melden.

Wenn man sieht, wie die Machthaber leben, kann man sich darüber richtig ärgern. Doch auch wenn sie ein noch so unsinniges Dasein pflegen, pass auf, dass du die Unterdrücker deswegen nicht verwünschst, nicht einmal in deinem Schlafzimmer. Die Mauern haben Ohren! Die Vögel der Luft könnten sozusagen deine Worte aufpicken und an die Machthaber verraten. Und dann bist du dran!

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Übersetzt aus Bodes des Heils

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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