Der erste Brief des Paulus an Timotheus (3)
Kapitel 3

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 20.09.2023, aktualisiert: 20.09.2023

Qualifikationen für ein Amt in der Gemeinde (V. 1-13)

Wir müssen die Tatsache erkennen, dass die Schrift zwischen Gabe und Amt unterscheidet. Unser auferstandener, verherrlichter Herr hat den Menschen Gaben gegeben: „Er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“ (Eph 4,11). Dies sind von Gott geschenkte Gaben zur Auferbauung der Gemeinde. Es ist Gott selbst, der die Menschen für jeden dieser besonderen Dienste qualifiziert. Ein Mann ist nicht deshalb ein Evangelist, weil er eine Schule besucht und eine bestimmte Technik und Methode des Predigens erlernt. Ein Mensch ist nicht notwendigerweise ein Lehrer des Wortes Gottes, weil er einen Bibelkurs besucht und sich dann bemüht, das Gelernte an andere weiterzugeben. Aber der auferstandene Christus befähigt die Menschen durch den Heiligen Geist, das Werk zu tun, das Er für sie vorgesehen hat. Niemals finden wir in der Heiligen Schrift auch nur die geringste Andeutung, dass ein Mann von einem Menschen ordiniert werden muss, damit er das Evangelium verkündigen oder das Wort lehren kann. So etwas finden wir in der Bibel nicht. Es ist der Herr selbst, der die Gaben verleiht. Wenn Er jemand die Gabe des Predigens oder Lehrens verleiht, dann ist der Empfänger dafür verantwortlich, seine Gabe zur Ehre des Herrn Jesus Christus einzusetzen.

Einige der am meisten zum Segen gebrauchten Diener des Evangeliums, die je gelebt haben, wurden nie von Menschen ordiniert. Charles H. Spurgeon, langjähriger Pastor des großen Metropolitan Tabernacle in London, England, und einer der herausragendsten Baptistenprediger seiner Zeit, lehnte es absolut ab, von Menschen ordiniert zu werden. Er lehnte alles ab und sagte, der Herr selbst habe ihn ordiniert und das sei ausreichend. D.L. Moody wurde nie von einem Menschen ordiniert, war aber ein mächtiger Evangelist, der Tausende für Christus gewann.

Im Fall von Timotheus gab es zweifellos eine formelle Einsetzung in seinen Dienst, an der Paulus und die Ältesten von Derbe und Lystra beteiligt waren, bevor er mit dem Apostel auf Missionsreise ging. Im Allgemeinen wird dies als seine Ordination bezeichnet, und vielleicht ist es auch richtig, so zu sprechen, aber in Wirklichkeit war es eher eine Art Anerkennung und Ausdruck der Gemeinschaft. Als Antwort auf die Gebete und die Handauflegung von Paulus und von den Ältesten bei dieser Gelegenheit gab Gott Timotheus eine besondere Gabe, die ihn für den Dienst qualifizierte, den er ausüben sollte [1Tim 4,14].

Im vorliegenden Abschnitt unseres Briefes (1Tim 3,1-13) gibt Paulus durch Inspiration die Qualifikationen für ein offizielles Amt in der Ortsgemeinde an. Die Amtsträger können Männer mit besonderen Gaben sein oder auch nicht. Sie müssen Männer von aufrichtiger Frömmigkeit und vorbildlichem Leben sein. In den Versen 1 bis 7 geht es um die Auswahl von Aufsehern (Bischöfen), in den Versen 8 bis 13 um die Auswahl von Dienern (Diakonen).

Die Heilige Schrift erkennt diese beiden Ämter in der Gemeinde an. Aufseher und Älteste sind ein und dasselbe, wie eine sorgfältige Prüfung einiger Bibelstellen zeigen wird. Wir finden beide Ämter in der Apostelgeschichte und auch in den Briefen, und diese Ältesten und Diakone werden definitiv von der Gemeinde ernannt. Im Falle der Ältesten wurden sie von den Aposteln oder durch apostolische Autorität ordiniert. Das Wort „ordiniert“ bedeutet nicht unbedingt das, was wir manchmal darunter verstehen. Wir lesen: „Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben“ (1Kor 16,15). Das Wort „verordnet“ ist dasselbe, das an anderer Stelle mit „ordinieren“ übersetzt wird.

Beachte also zunächst, was über diejenigen gesagt wird, die Aufseher genannt werden:

Vers 1

1Tim 3,1: Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.

Das Wort episkopos, das manchmal mit „Bischof“ übersetzt wird, bedeutet „Aufseher“. Wenn wir uns dem Titusbrief zuwenden, sehen wir, dass ein Ältester und ein Aufseher (Bischof) ein und dasselbe sind: „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte: … Der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend“ (Tit 1,5.7). Wir sehen, dass der Apostel zu Titus quasi sagt: „Titus, um die Arbeit der Gemeinden auf Kreta zu vollenden, gehst du von Gemeinde zu Gemeinde und wählst aus der Gemeinschaft deiner Brüder geeignete Männer aus, die in jeder dieser Gemeinden als Älteste ordiniert werden sollen.“ Dann nennt er die Qualifikationen eines Aufsehers. In Vers 5 wird das Wort „Älteste“ verwendet, und in Vers 7 werden sie „Aufseher“ genannt. „Älteste“ bedeutet, dass es sich um Männer im reifen Alter handeln soll. Aber die andere Bezeichnung „Aufseher“ (Bischöfe) bedeutet, dass sie befähigt sein sollen, in der Gemeinde Gottes zu leiten.

In der Bibel finden wir nichts, was mit dem modernen Bischof vergleichbar wäre. Ein Bischof (Aufseher) ist heute sowohl in der römisch-katholischen Kirche als auch in anderen Kirchen, die aus Rom hervorgegangen sind, eine Person von höherem Rang, die anderen Amtsträgern gegenüber Autorität besitzt. Aber in der Heiligen Schrift gibt es diese Idee nicht. In Apostelgeschichte 20 finden wir eine Reihe von Bischöfen (Aufseher) in einer Gemeinde und nicht einen einzigen Bischof, der über viele Kirchen herrscht. In Apostelgeschichte 20,17 wendet sich der Apostel an die Ältesten der Gemeinde, und in Apostelgeschichte 20,28 sagt er zu ihnen: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“ Er sagt also zu diesen Ältesten, dass sie sich um die Herde Gottes kümmern sollen, über die der Heilige Geist sie zu Aufsehern gesetzt hat.

In der bekennenden Kirche sind viele Dinge eingeführt worden, für die es keine biblische Begründung gibt, die die Menschen aber für selbstverständlich halten. In bestimmten Organisationen gibt es zunächst eine niedrigere Ordnung von Geistlichen, die Diakone genannt werden, dann eine höhere Ordnung, die Älteste genannt wird, und dann die höchste von allen, die Bischöfe. Manche kennen sogar noch eine höhere Ordnung, die Erzbischöfe genannt werden, und dann werden einige wenige aus den Erzbischöfen ausgewählt, erhalten rote Hüte und werden Kardinäle genannt. All dies ist das Ergebnis der Abkehr der Kirche von ihrer frühen Schlichtheit und der Nachahmung der heidnischen Systeme.

Was wir im Auge behalten müssen, ist, dass Älteste und Aufseher (Bischöfe) ein und dasselbe sind. In der Ortsgemeinde sind sie für die geistlichen Angelegenheiten der Gemeinde verantwortlich, und wir lernen hier, welche Art von Männern für dieses Amt ausgewählt werden sollten.

Verse 2.3

Kehren wir zu Vers 2 zurück:

1Tim 3,2.3: Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig; nicht dem Wein ergeben, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend,

Nicht falsch verstehen: Der Apostel meint nicht, dass ein Aufseher ohne Sünde sein muss. Wenn das so wäre, könnten wir keine Aufseher haben. Charles Spurgeon sagte, dass ein bestimmter Mann, den er einst kannte, sehr fromm war. Er habe gedacht, dieser Mann wäre praktisch sündlos, bis dieser eines Tages von sich selbst sagte, er sei es. Da wusste Spurgeon, dass er es nicht war. Ein Aufseher muss ein Mann mit reinen Motiven sein, der unseren gesegneten Herrn verherrlichen will. Er muss „untadelig“ sein, was seine Motive angeht. Dann soll er „der Mann einer Frau“ sein. Es ist erstaunlich, dass in einem unserer großen religiösen Systeme die Meinung vertreten wird, dass ein Geistlicher, egal, welchen Charakters, keine Frau haben dürfe. Die Heilige Schrift sagt deutlich, dass ein Aufseher „der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig“ sein sollte. Diejenigen, die das Amt eines Aufsehers innehaben, sollen Männer sein, die daran interessiert sind, anderen die Gnade Gottes durch ihr christliches Zeugnis zu zeigen. Und wenn Gott ihnen eine besondere Gabe schenkt, sollen sie diese Gabe zum Lehren des Wortes einsetzen und dabei keine aufputschenden Mittel verwenden, sondern auf den Heiligen Geist Gottes vertrauen. Sie sollen ein herzliches Interesse an ihren Brüdern und an allen Menschen zeigen: „kein Schläger“, nicht einer, der leicht die Beherrschung verliert; „kein Zänker“, nicht streitsüchtig; „nicht geldliebend“.

Verse 4.5

1Tim 3,4.5: … 4 der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Ernst 5 (wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Versammlung Gottes Sorge tragen?), …

Dies ist eine sehr wichtige Qualifikation. Wir haben oft Männer gesehen, die dieses Amt in der Gemeinde anstrebten, deren Kinder wegen ihres Eigensinns und ihrer weltlichen Lebensweise eine Schande für sie waren. Aber der Mann, der für die Aufsicht in der Gemeinde Gottes geeignet ist, ist jemand, der seine Fähigkeit, andere zu hüten, durch die Art und Weise bewiesen hat, wie er seinen eigenen Haushalt führt.

Vers 6

1Tim 3,6: … nicht ein Neuling, damit er nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels falle.

Der Teufel fiel durch Stolz. Er wurde als prachtvoller Engel, Luzifer, erschaffen, aber sein Herz war hochmütig, und deshalb rebellierte er gegen Gott und fiel. Er, der einer der gesalbten Cherubim des Thrones Gottes war, ist jetzt „die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird“ (Off 12,9). Der Apostel warnt also vor der Gefahr, einen Neubekehrten auszuwählen und ihn in das besondere Amt eines Aufsehers zu setzen, damit er nicht hochmütig wird.

Vers 7

1Tim 3,7: Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in Schmach und in den Fallstrick des Teufels falle.

Männer, die zu Aufsehern ausgewählt werden, sollen einen solchen Charakter haben, dass sogar die Menschen in der Welt zu ihnen aufschauen und in ihnen sehen können, was Christsein bedeutet.

Verse 8-13

1Tim 3,8-13: 8 Die Diener ebenso, würdig, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, 9 die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren. 10 Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind. 11 Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem. 12 Die Diener seien Mann einer Frau, die ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen; 13 denn die, die wohl gedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.

Hier haben wir die Qualifikationen eines Diakons. Das Wort Diakon bedeutet eigentlich „Knecht“ oder „Diener“, und ein Diakon soll sich um die zeitlichen Angelegenheiten der Gemeinde Gottes kümmern. Nicht alle, die Diakone sind, tragen diesen Titel. Zum Beispiel ist ein Schatzmeister ein Diakon; Platzanweiser sind Diakone; die Männer, die sich um das Gebäude kümmern; die Verwalter; sie sind nach dem Wort Gottes alle Diakone. In Apostelgeschichte 6 lesen wir von den ersten Diakonen. Sieben Männer von gutem Ruf wurden ausgewählt, um sich um die Verteilung der Gelder und den Dienst an den armen und bedürftigen Gläubigen in Jerusalem zu kümmern. Das Wort, das in Apostelgeschichte 6,1 mit „Bedienung“ übersetzt wird, ist diakonia. Diejenigen, die sich um diese Arbeit kümmerten, waren also Diakone.

In Römer 16 finden wir das weibliche Wort für Diakonin. Der Apostel schickte seinen Brief an die Römer durch die Hand einer Frau, die nach Rom reiste, und er nennt sie „eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä“ (Röm 16,1), wörtlich: „eine Diakonin der Gemeinde in Kenchreä“. Sie diente der Gemeinde. Eine Frau, die der Gemeinde dient, wird in der Heiligen Schrift also als „Diakonin“ bezeichnet.

Vers 8

1Tim 3,8: Die Diener ebenso, würdig, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehend …

Die Diakone müssen „würdig“ sein, das heißt, sie dürfen nicht zu Leichtsinn neigen, sondern müssen sich der Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit bewusst sein. „Nicht doppelzüngig“ – jemand, der zu einer Person das eine und zu einer anderen das Gegenteil sagt, ist doppelzüngig. Ein Diakon muss ein Mann sein, auf dessen Worte man sich verlassen kann. „Nicht vielem Wein ergeben“, nicht von Genussmitteln berauscht. „Nicht schändlichem Gewinn nachgehend“, nicht Männer, die sich selbst bereichern wollen.

Verse 9.10

1Tim 3,9.10: … 9 die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren. 10 Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind.

Das heißt, sie müssen bekehrte Menschen sein, die, nachdem sie Christus angenommen haben, der Wahrheit Gottes treu sind und seinem Wort gehorchen, wobei sie stets danach streben, ein reines Gewissen zu bewahren.

Vers 11

1Tim 3,11: Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.

Als Nächstes erwähnt der Apostel die Ehefrauen der Diakone. Da die Diakone mit den zeitlichen Angelegenheiten der Gemeinde zu tun haben, können ihre Frauen endlose Schwierigkeiten verursachen, wenn sie nicht kluge, gottesfürchtige Frauen sind. Wenn die Frau eine Wichtigtuerin ist, kann sie sehr leicht den Einfluss ihres Mannes zum Guten zerstören. Deshalb sagt der Apostel: „Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.“ Das Wort für „verleumderisch“ ist der Plural von „Teufel“, das heißt „Teufelsweib“. Der Teufel ist der große Verleumder. Und die Frau des Diakons muss eine sein, die sich nicht durch so etwas auszeichnet, sondern „nüchtern, treu in allem“. Eine solche Frau ist ein großer Gewinn für jeden Mann.

Vers 12

Zu den Diakonen sagt Paulus:

1Tim 3,12: Die Diener seien Mann einer Frau, die ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen.

Für diejenigen, die für die zeitlichen Angelegenheiten der Kirche zuständig sind, gelten dieselben Qualifikationen wie für diejenigen, die die geistlichen Angelegenheiten der Gemeinde leiten. Sie müssen Männer sein, die in ihren eigenen Häusern eine gute Ordnung aufrechterhalten.

Vers 13

In Vers 13 sagt er dann etwas sehr Schönes zur Ermutigung der Diakone:

1Tim 3,13: … denn die, die wohl gedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.

Mit anderen Worten: Diejenigen, die mit Freude dem Volk Gottes gedient haben, die ein echtes Herzensinteresse an der Arbeit der Gemeinde zur Ehre Gottes hatten, die ihr Amt selbstlos und treu ausgeübt haben, „erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist“.

Das wird in den Anfangskapiteln der Apostelgeschichte auf sehr bemerkenswerte Weise veranschaulicht. Zu den sieben Diakonen, die bei der bereits erwähnten Gelegenheit ernannt wurden, gehörten Stephanus und Philippus. Nicht lange nach der Ernennung des Stephanus zum Diakon wird er vom Geist Gottes hinausgeführt, um das Wort zu predigen und in Jerusalem von Synagoge zu Synagoge zu gehen und die Wahrheit zu verkünden, dass Jesus der Christus ist. Er hatte sein Amt als Diakon gut genutzt. Er hatte sich eine schöne Stufe erworben und wurde geehrt, indem er der erste Märtyrer wurde, der sein Leben um Christi willen hingab. Auch Philippus übte sein Amt als Diakon gut aus. Später erfahren wir, dass er nach Samaria hinabging und dort das Wort predigte, und viele Samariter wurden gläubig und ließen sich taufen. Er wurde als Evangelist bekannt. Er war es, der dem äthiopischen Kämmerer der Königin Kandaze das Evangelium brachte. Und in späteren Jahren finden wir Philippus in Cäsarea, wo er ein Zeugnis für Gott ablegte. [Siehe Apostelgeschichte 8,27-40.]

Wir mögen nicht alle ein offizielles Amt innehaben, aber wir sollen alle entsprechend der Gabe dienen, die uns durch die Gnade Gottes geschenkt wurde, und wir sind dafür verantwortlich, an dem Platz, den der Herr uns zugewiesen hat, treu zu sein. Aber diejenigen, die von ihren Brüdern ausgewählt oder anerkannt wurden, um mit besonderen Aufgaben in der Gemeinde betraut zu werden, brauchen besondere Gnade für die Arbeit, die sie zu tun haben.

Das Geheimnis der Gottseligkeit (V. 14-16)

Verse 14.15

Diese Verse folgen unmittelbar auf die Anweisung zur Ernennung einiger Brüder für ein offizielles Amt in der Gemeinde Gottes. Der Apostel hoffte, Timotheus wiederzusehen, aber in der Zwischenzeit schrieb er durch göttliche Inspiration:

1Tim 3,14.15: 14 Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.

Paulus schrieb Timotheus nicht vor, wie er sich verhalten sollte, wenn er in die Gemeinde ging! Timotheus war kein Kind, dem man sagen musste, wie er sich in einer Gemeinde zu verhalten hatte, die zur Anbetung Gottes versammelt war.

Wenn der Apostel den Begriff „Haus Gottes“ verwendet, bezieht er sich nicht auf ein materielles Gebäude. Menschen können von einem Gebäude, das der Anbetung und dem Lobpreis Gottes geweiht ist, als „Haus Gottes“ sprechen, und es gibt einen Sinn, in dem es vollkommen richtig ist, so zu sprechen. Es ist wichtig, dass die Sonntagsschullehrer und diejenigen, die die Kinder unterrichten, ihnen die Notwendigkeit eines ehrfürchtigen Verhaltens einprägen, wenn sie das Gebäude betreten, das als ein Ort eingerichtet wurde, an dem wir zusammenkommen, um Gott anzubeten und zu loben, unsere Stimmen im Gebet zu erheben und um mit dem Wort Gottes zu dienen. Es ist höchst unschicklich, wenn Jungen und Mädchen – kleine und große – durch die Flure rennen, laut lachen und lärmen und damit andere stören und beunruhigen. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass es ein bestimmtes Verhalten gibt, das uns kennzeichnen sollte, wenn wir ein solches Gebäude betreten.

Wir Protestanten können in dieser Hinsicht viel von den römisch-katholischen und anderen ritualistischen Kirchen lernen. Sie würden nicht auf die Idee kommen, ihren Kindern zu erlauben, lärmend durch das Gebäude zu laufen, das sie als das Heiligste betrachten. Sie würden sich auch nicht zu lauten Gesprächen oder gar Flüstern hinreißen lassen, die diejenigen stören, die sich zur Anbetung Gottes versammelt haben. Ich denke, wir sollten über diese Dinge besorgt sein. Eines der schreienden Übel unserer Generation ist die Respektlosigkeit oder der Mangel an Achtung vor den Dingen Gottes.

Aber als der Apostel den Ausdruck „Haus Gottes“ verwendete, bezog er sich nicht auf ein materielles Gebäude. Das „Haus Gottes“ ist bei ihm die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein geistliches Gebäude, das aus all denen besteht, die aus Gott geboren sind und in denen der Heilige Geist wohnt, „in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2,22). Immer wieder, sowohl in den Paulusbriefen als auch im ersten Petrusbrief, wird die Gemeinde Gottes als aus lebendigen Steinen zusammengesetzt betrachtet, die durch den Heiligen Geist zusammengehalten werden, und in diesem Gebäude wohnt Gott. Wir müssen lernen, wie wir uns als Glieder der Versammlung der Heiligen verhalten sollen; wie wir uns verhalten sollen „im Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“. Der einzige Weg, wie wir das lernen können, ist das Studium der Heiligen Schrift, die uns sagt, wie sich diejenigen verhalten sollen, die an den Herrn Jesus Christus glauben und Ihn als Haupt des Leibes, der Gemeinde, anerkennen.

Diese Gemeinde ist die Säule und der Grund oder das Fundament der Wahrheit. Eine Säule dient zu Schauzwecken; das Fundament ist das, worauf der Überbau ruht. Die Kirche wurde von unserem gesegneten Herrn dazu bestimmt, die Säule zu sein, die das Evangelium seiner Gnade verkündet, während sie auf den großen Grundwahrheiten des Wortes Gottes ruht. Wir haben kein Recht, mit der offenbarten Wahrheit leichtfertig umzugehen. Wir können mit dem, was uns gehört, großzügig umgehen, aber es ist Gottes Wahrheit, und wir sollen fest für den Glauben einstehen, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert wurde.

Vers 16

1Tim 3,16: Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

Im nächsten Vers spricht der Apostel vom Geheimnis der Gottseligkeit oder, wie man es ausdrücken könnte, vom Geheimnis der Frömmigkeit. Als die Kinder Israels durch die Wüste vom Sinai in das gelobte Land zogen, trugen sie die Bundeslade bei sich, die ein Sinnbild für die Person unseres Herrn Jesus Christus war – der Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen. Wir sind heute dafür verantwortlich, diese heilige Wahrheit über unseren gesegneten Herrn zu bewahren, die der Apostel als das Geheimnis der Gottseligkeit bezeichnet. Der Begriff Geheimnis bedeutet nicht unbedingt etwas, das an sich geheimnisvoll ist, sondern ein Geheimnis, das nur Eingeweihten offenbart wird. Es ist der Wille Gottes, dass die Gemeinde dieses Geheimnis versteht, dass sie die Wahrheit über die Person unseres Erlösers kennt. Dieses Geheimnis ist das der Fleischwerdung: dass Gott auf die Erde herabkam und mit seiner Gottheit einen menschlichen Leib, einen menschlichen Geist und eine menschliche Seele annahm, so dass Er Gott und Mensch in einer einzigen gesegneten, anbetungswürdigen Person war.

„Gott ist offenbart im Fleisch“ [SCHL]

Einige der frühen Handschriften lassen das Wort „Gott“ weg und geben es als „das Geheimnis der Gottseligkeit, das im Fleisch offenbart wurde“ wieder. Das ist wahrscheinlich korrekter als die späteren Handschriften, aber der Gedanke ist klar, dass es Gott selbst war, der auf diese Szene herabkam und sich im Fleisch offenbarte. Jesus ist sowohl Gott als auch Mensch.

Im Johannesevangelium lesen wir: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Wiederum lesen wir: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Und so war „Gott in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2Kor 5,19).

„Gerechtfertigt im Geist“

Er, der Gott im Fleisch war, war der absolut Gerechte, der ohne Sünde gezeugt wurde. Nach seiner Taufe im Jordan, bei der Er sich öffentlich als derjenige zeigte, der gekommen war, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen und so die Sündenfrage zu klären, öffnete Gott, der Vater, den Himmel über Ihm, der Heilige Geist kam auf Ihn herab, und die Stimme des Vaters war zu hören, die verkündete: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). So wurde Er im Geist gerechtfertigt. Es gab keinen Makel der Sünde in Ihm. Er war absolut heilig. Als solcher war Er der geeignete Stellvertreter, um den Platz des Sünders einzunehmen und das Gericht zu ertragen, das unsere Sünden verdienten.

„Gesehen von den Engeln“

An dritter Stelle – und das ist für mich am interessantesten – lesen wir: „gesehen von den Engeln“. An anderer Stelle wird Er „das Bild des unsichtbaren Gottes“ genannt (Kol 1,15). Haben wir jemals darüber nachgedacht? Bevor Gott sich in Jesus Christus Fleisch wurde, war Er für die Augen der Schöpfung unsichtbar. Gott der Vater war unsichtbar; Gott der Sohn war unsichtbar; Gott der Heilige Geist war unsichtbar. Die Engel konnten nur auf Gottes Herrlichkeit schauen, aber sie konnten den Unsichtbaren nicht sehen. Aber als der Herr Jesus Christus auf die Erde kam, als das Kind in der Krippe von Bethlehem geboren wurde, wurde Er, der Gott von Ewigkeit her war, sichtbar. Als die Engel über der Krippe schwebten und auf das Antlitz des kleinen Kindes blickten, wussten sie, dass sie in das Antlitz des Gottes blickten, der sie erschaffen hatte. Als Er auf der Erde wandelte, sahen die Engel die wunderbaren Werke Gottes, die sich im Fleisch manifestiert hatten. Und wir werden Ihn in der ganzen gesegneten Wirklichkeit seines Menschseins wie auch seiner Gottheit in alle Ewigkeit sehen.

„Gepredigt unter den Nationen“

Das Wort, das mit „Heiden“ (in der engl. KJV) wiedergegeben wird, ist das Wort, das an anderer Stelle mit „Nationen“ (vgl. ELB-CSV) übersetzt wird, das heißt, die Zeit war gekommen, in der Gott nicht mehr nur ein Volk von den übrigen Völkern getrennt halten wollte, sondern seine Liebe sich auf die gesamte Menschheit erstrecken konnte. So wird unser Herr Jesus Christus allen Nationen gepredigt. Die Botschaft, die den Nationen überall verkündet wird, lautet, dass alle gerettet werden können, die sich im Glauben an Ihn wenden.

„Geglaubt in der Welt“

Nach zwanzig Jahrhunderten gibt es unzählige Millionen Menschen, die nicht glauben. In der Tat gibt es Millionen, die seinen Namen noch nie gehört haben. Das sollte unsere Herzen zu mehr missionarischen Aktivitäten und Gaben an Missionswerke bewegen. Aber selbst unter denen, die seinen Namen gehört haben, gibt es eine große Zahl von Menschen, die sich weigern, Ihm zu vertrauen. Aber, Gott sei Dank haben in all den Jahrhunderten seit dem Kreuz sehr viele Menschen geglaubt. Heute glauben Millionen an Ihn und finden in Ihm nicht nur einen Retter, nicht nur den Einen, der ihrem Gewissen Trost und Ruhe gibt, sondern sie finden auch einen liebenden, zärtlichen Freund, der dem Herzen inmitten der Verwirrungen und Mühen des Lebens Frieden gibt. An Ihn zu glauben bedeutet, Ihm zu vertrauen, Ihn als persönlichen Retter zu bekennen.

„Aufgenommen in Herrlichkeit“

Paulus berichtet nicht chronologisch über die Menschwerdung und das Leben unseres Herrn Jesus Christus, sondern er stellt eine Wahrheit nach der anderen in dem Maße heraus, wie sie wichtig ist. Er, der das Haus des Vaters verließ, kam auf die Erde herab, wo Er ein sündloses Leben führte. Er, der der absolut Heilige und Makellose war, ging ans Kreuz, um für unsere Sünden zu sterben. Er, der den Heiden gepredigt wurde und an den man in der Welt geglaubt hat, Er, der Mensch Christus Jesus, wurde in die Herrlichkeit aufgenommen. Er ist heute im Himmel dieselbe Person, die Er war, als Er hier auf der Erde war.

Viele scheinen die Vorstellung zu haben, dass unser Herr nach seiner Himmelfahrt aufhörte, der Mensch Christus Jesus zu sein, und zu einer Art geistigem Wesen wurde, so dass sie sich einbilden, dass sie Ihn niemals so sehen werden, wie Er war, als Er diese Szene verließ und zum Vater zurückkehrte. Aber die Engel auf dem Ölberg sagten zu den Jüngern: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,11). Er ist absolut unwandelbar: „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8).

Wenn wir Ihn sehen, werden wir Ihn an dem Abdruck der Nägel in seiner Hand erkennen. Wenn Er zum zweiten Mal herabsteigt, um sein Reich einzunehmen und seinem eigenen Volk Israel zu erscheinen, werden ihre Augen offen sein, um Ihn zu erkennen. Sie werden zu ihm sagen: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?, so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben“ (Sach 13,6). Wenn wir endlich in sein herrliches Antlitz blicken, werden wir die Spuren der Dornenkrone sehen. Wenn Er diese liebenden Hände erhebt, werden wir die Narben sehen, die die Wunden hinterlassen haben, und wir werden sagen: „Mein Herr und mein Gott!“, so wie Thomas es sagte, als er anbetend vor den Füßen des Erlösers niederfiel (Joh 20,28).


Engl. Originaltitel: „Chapter 7. Qualifications for Office in the Church“; „Chapter 8. The Mystery of Godliness“
Quelle: https://www.studylight.org

Übersetzung: Stephan Isenberg

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