Die Herrlichkeit des Sohnes in Johannes 6
Jesus Christus – der Gesandte des Vaters

Philipp-Richard Schulz

© P.-R. Schulz, Online începând de la: 25.02.2021, Actualizat: 25.02.2021

Leitverse: Johannes 6

Einleitung

Besonders das Johannesevangelium zeigt uns die Bereitschaft und die Ausrichtung des Herrn Jesus, allein den Willen des Vaters zu erfüllen. Als der vollkommene Sohn des Vaters kam Er aus der Herrlichkeit, um den Menschen den Vater zu zeigen, über Ihn zu sprechen und sichtbar zu machen, was Gemeinschaft im Schoß des Vaters bedeutet. Letztendlich starb Er, um Menschen in solch innige Gemeinschaft mit Gott dem Vater zu bringen. Dabei spricht der Herr an verschiedenen Stellen darüber, aus welcher Motivation heraus und mit welcher Einstellung Er diesen Dienst ausführte.

Wir wollen uns in diesem Artikel besonders einigen Aussagen des Herrn aus Johannes 6 widmen. Vier Aussagen in diesem Kapitel sollen uns dabei helfen, über die Schönheit des Herrn ins Staunen zu kommen.

Vier Schönheiten des Herrn Jesus

1. Seine Abhängigkeit von dem, der Ihn gesandt hatte

Joh 6,11.23: Jesus nun nahm die Brote, und als er gedankt hatte, teilte er sie denen aus, die da lagerten; ebenso auch von den Fischen, so viel sie wollten. … Es kamen aber andere Boote aus Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten, nachdem der Herr gedankt hatte.

Man könnte über diese beiden Verse fast hinweglesen. Denn der erste Vers steht in ähnlicher Form ebenfalls bei den anderen Evangelisten im Zusammenhang mit der Speisung der Fünftausend. Auch der zweite Vers scheint nicht von besonders großer Bedeutung zu sein; ebenso wenig die Verse Johannes 6,22-24, denn sie erzählen ja „nur“, wie die Volksmenge dazu kam, den Herrn auf der anderen Seeseite zu suchen, und sind nicht in den anderen Evangelien zu finden.

Aber ist es nicht erstaunlich, dass gerade im Johannesevangelium, in dem wir besonders von dem allmächtigen und ewigen Sohn des Vaters lesen, zweimal darauf hingewiesen wird, dass der Herr für die Brote dankte, bevor das Volk sie zu essen bekam? Insbesondere in Vers 23 wäre diese Information für die Beschreibung der Ereignisse nicht von Wichtigkeit oder Bedeutung gewesen. Der Satz hätte auch einfach, ohne dass jemand eine für den Fortgang der Handlung wichtige Information vermisst hätte, heißen können: „Es kamen aber andere Boote aus Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten.“ Es ist schon merkwürdig und gleichzeitig großartig, dass der Heilige Geist darauf geachtet hat, dass Johannes diesen Nebensatz – „nachdem der Herr gedankt hatte“ – mit in sein Evangelium aufgenommen hat.

Was können wir daraus lernen? Warum ist diese Information für uns von Bedeutung? Nun, dieser Zusatz „als/nachdem er gedankt hatte“ macht besonders eine Sache deutlich: nämlich die Abhängigkeit von seinem Vater, in der der Herr Jesus während seines gesamten Dienstes lebte. Er, der in ständiger Gemeinschaft mit seinem Vater lebte, nahm alles, jede Begegnung, jedes Wunder, aus der Hand seines Gottes und machte sich so völlig abhängig von dem Einen, der Ihn gesandt hatte. Es ging Ihm auch hier bei den Broten nicht darum, dass die Menschen über Ihn staunen sollten. Er wollte sich nicht bewundern lassen. Mit seinem Gebet machte Er klar, dass Er im Auftrag eines anderen und in der Abhängigkeit von einem anderen handelte und von diesem, seinem Vater, alles erwartete.

Wäre es denn nicht das Recht des Herrn gewesen, das Brot einfach so zu teilen? War Er es nicht gewesen, der das Getreide hatte wachsen lassen und den Menschen die Fähigkeit gegeben hatte, es zu verarbeiten? Sicherlich wäre es sein volles Recht gewesen, aber Er wollte es nicht wahrnehmen. Stattdessen bestimmte dieser eine Wunsch, auf den Vater hinzuweisen und Ihn groß zu machen, sein Tun.

2. Der Herr sucht nicht seine eigene Ehre

Joh 6,15: Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

Nachdem die Menschen von den Broten gegessen hatten und satt geworden waren, kamen sie ins Staunen (vielleicht war es eher Faszination) über diesen Menschen Jesus, der dafür gesorgt hatte, dass genug Brot für alle vorhanden war. Aus dieser Faszination heraus zogen die Menschen ihre Rückschlüsse. Einige kamen immerhin an den Punkt, zu meinen, der Herr sei der verheißene Prophet. Leider blieb es bei dieser kurzen, von Emotionen ausgelösten Schlussfolgerung. Andere – und das war scheinbar die Masse des Volkes – kamen zu dem Entschluss, dass es keine geeignetere Möglichkeit gab, dem täglichen Kampf um die leibliche Nahrung ein Ende zu machen, als diesen „Brotvermehrer“ unversehens zum König zu machen.

Wir sollten das Volk für diese Idee nicht vorschnell verurteilen. Im Gegensatz zu unseren heutigen Umständen drehte sich damals ein großer Teil des Tageswerkes darum, genügend Nahrung für den Tag und bestenfalls sogar noch für die nächsten Tage zu haben. Wenn nun einer – so wahrscheinlich die Gedanken der Menschen – König wäre, der ohne weiteres unendlich viel Brot verteilen konnte, dann würde das tägliche Leben um ein Vielfaches vereinfacht. Leider machte die Volksmenge dadurch deutlich, dass sie nicht verstanden hatte, was der Herr ihnen eigentlich zeigen wollte. Unser Herr Jesus beschreibt das Problem später und sagt sinngemäß, dass das Volk zwar das Wunder gesehen und darüber gestaunt, dabei aber völlig verpasst hatte, in dem Wunder ein Zeichen zu sehen (Joh 6,26).

Im Johannesevangelium werden Wunder, die der Herr tut, überall „Zeichen“ genannt. Das macht deutlich, worum es hier in besonderer Weise geht: Anhand der Dinge, die der Herr Jesus tat, sollte etwas aufgezeigt, etwas sichtbar werden. Es sollte zum Anhalten und Nachdenken bringen. Vielleicht kann man dabei an ein Verkehrszeichen, ein Hinweisschild denken. Wenn der Herr hier im Johannesevangelium ein Wunder tut, dann ist es immer ein Zeichen (Hinweisschild) auf den Vater hin. In dem, was der Herr tut, sollen die Menschen Gott als den Vater erkennen und den Sohn, der in diese Welt kam, um den Vater zu offenbaren.

Wenn also die Menschen den Herrn Jesus zu ihrem „Brotkönig“ machen wollten, dann wird deutlich, dass sie die Botschaft nicht verstanden und das Zeichen nicht gesehen hatten. Andernfalls wäre ihre Reaktion wohl ein ehrfürchtiges Niederfallen gewesen und ein Fragen, wie man zu diesem ewigen Vater kommen kann.

Manch einer von uns hätte in so einer Situation vielleicht gedacht: Na ja, die Volksmenge hat zwar nicht genau verstanden, was eigentlich deutlich werden sollte, aber immerhin bewundern sie den Herrn Jesus. Und es gibt ja schließlich Schlechteres, als von jetzt auf gleich König zu werden! – Ganz anders dachte und handelte der Herr Jesus. Nie war es bei seinem Tun sein Ziel, sich selbst groß zu machen. Noch weniger wollte Er in bloßer Begeisterung von Menschen bejubelt und geehrt werden, die in ihren Herzen weit entfernt waren von Ihm. Für Ihn gab es ein Ziel, eine Blickrichtung: den zu verherrlichen, der Ihn gesandt hatte, und nicht zu ruhen, ehe Er den Willen des Vaters völlig erfüllt hatte.

Zwei Kapitel später lesen wir von dem Herrn Jesus, wie Er seine Beweggründe auch selbst beschreibt. Er sagt: „Ich aber suche nicht meine Ehre“ (Joh 8,50).

3. Der Herr tut den Willen des Vaters

Joh 6,39.40: Ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag. Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.

In den Sprüchen beschreibt Salomo einen zuverlässigen Gesandten/Boten: „Wie Kühlung des Schnees an einem Erntetag ist ein treuer Bote denen, die ihn senden: Er erquickt die Seele seines Herrn“ (Spr 25,13). Nun könnte man sich fragen, was wohl die Bezeichnung „treuer Bote“ bedeutet. Einige Punkte sind vielleicht die folgenden: Ein treuer Bote

  • richtet die Botschaft zügig aus (trödelt nicht),
  • richtet die Botschaft wahrheitsgemäß aus,
  • handelt im Interesse seines Herrn,
  • geht nicht über das hinaus, was ihm aufgetragen wurde.

Wir sind uns wohl einig, dass der vollkommene „treue Bote“ unser Herr Jesus Christus war. An den verschiedensten Stellen in den Evangelien finden wir Ihn als denjenigen, der Botschaft von Gott ausrichtet und die Menschen zu Ihm ruft.

Auch hier im Johannesevangelium ist der Herr ein Gesandter; jedoch in einem anderen Sinn, als es uns die ersten drei Evangelien zeigen. Es ist hier der ewige Sohn, der im Schoß des Vaters ist; Er ist der, der auf diese Erde gesandt ist, um den Menschen zu zeigen, wer der Vater ist. So finden wir auch im Johannesevangelium kein Kapitel, in dem der Herr nicht durch Wort und Tat seine Botschaft den Menschen weitergibt. Immer und immer hören und sehen wir Ihn seine Botschaft ausrichten.

Wenn wir den Herrn Jesus nun hier in Johannes 6 darüber reden hören, warum Er vom Himmel herabgekommen ist, dann passt seine Aussage völlig in das Bild des vollkommenen Gesandten. Der Herr konnte frei bezeugen, dass Er, als Er auf diese Erde kam, nicht im Geringsten das Anliegen hatte, eigenwillig zu sein. Er als der ewige Gott, als Sohn des Vaters, ist vollkommen mit dem Willen des Vaters identifiziert. Der Wille des Vaters und des Sohnes ist eins. Und selbst dann, wenn es diese Einheit des Willens nicht gegeben hätte – so legt es unser Vers nahe –, hätte der Herr Jesus niemals etwas anderes getan als das, was der Vater wollte.

Wir sehen hier völlige Unterordnung und perfekten Gehorsam. Aber diese beiden sind nicht isoliert, sondern in unserem Herrn Jesus finden sich auch die unbedingte Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, den Willen des Vaters wirklich zu tun, und das bis ins letzte Detail. Das zeigt sich schon darin, dass Er überhaupt in die Welt gekommen ist. Der Vater hat zwar das wahrhaftige Brot gegeben, aber das wahrhaftige Brot (unser Herr Jesus) ist auch herabgekommen.

Noch einen Gedanken wollen wir aus den Versen Johannes 6,38-40 ableiten: Es ist außerordentlich lobenswert, wenn ein Gesandter seinem Herrn völlig untergeordnet und gehorsam und dabei entschlossen ist, das zu tun, was sein Herr will. Gleichzeitig sind diese Eigenschaften aber absolut wert- und wirkungslos, wenn der Gesandte den Willen seines Herrn überhaupt nicht kennt. Er weiß ja gar nicht, was seine Botschaft ist, und auch nicht, welches Verhalten der Botschaft entspricht.

Wie gut, dass unser Herr Jesus bis ins Kleinste mit dem Willen seines Vaters vertraut war. Zu jeder Zeit seines Lebens wusste Er, was sein Auftrag war und weshalb Er hier war. Er kannte den Wunsch im Herzen des Vaters genau, und Er wusste, welche Botschaft zu welcher Zeit – ob in Wort oder Tat – weiterzugeben war (vgl. Joh 6,39.40).

Was für ein herrlich wunderbarer Herr Jesus Christus! Von Ihm allein kann zu Recht gesagt werden: „Er erquickt die Seele seines Herrn“ (Spr 25,13)! Oh, dass wir doch mehr erkennen möchten, welche unbegreifliche Freude unser Herr Jesus Christus für den Vater war und ist!

4. Für einen anderen leben

Joh 6,57: Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen.

Diese Aussage des Herrn Jesus steht fast am Ende seiner Auseinandersetzung mit den Juden und geht von den Aussagen in Hinblick auf die Abhängigkeit des Sohnes vom Vater in diesem Kapitel am weitesten. Gleichzeitig fasst sie die Punkte, die wir vorher betrachtet haben, zusammen.

Jesus Christus sagt über sich selbst, über sein Leben und seine Ausrichtung, dass Er „des Vaters wegen“ lebt. Das heißt: Alles in seinem Leben zielte darauf ab, das zu tun, was der Vater wollte. Diesem Ziel ordnete sich alles unter: jeder Dienst, jede Rede, jedes Zeichen, und das egal zu welcher Zeit, egal an welchem Ort und egal unter welchen Bedingungen.

Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Für den Herrn war der Sinn seines Lebens, sich ganz und gar für seinen Vater und für seinen Willen hinzugeben, ja aufzuopfern. Da war kein Wunsch nach Selbstverwirklichung, sondern vielmehr ein Streben nach der Verherrlichung des Vaters. Da war auch kein Raum für Selbstdarstellung, sondern jedes Wort und jede Tat diente zur Darstellung des Vaters. Der Herr suchte auch nicht nach seiner eigenen Unabhängigkeit, sondern lebte in völligem Gehorsam bei gleichzeitiger völliger Freiheit und Autorität, die Er als der ewige Sohn Gottes jederzeit hatte.

Einige Aspekte und praktische Auswirkungen, die diese Ausrichtung des Herrn Jesus hatten, haben wir in den vorherigen Abschnitten betrachtet. Wir wollen nun noch kurz eine weitere Stelle im Johannesevangelium anschauen, die diese Aussage „Ich lebe des Vaters wegen“ herzergreifend illustriert:

Joh 18,37: Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.

Nachdem der Herr schon den Verrat durch einen Freund, die Verleugnung durch einen der Jünger und stundenlange Verhöre vor den Pharisäern und deren ungerechtes Urteil ertragen hat, steht Er nun vor Pilatus. Und wieder erlebt Er, wie die Obersten des Volkes Israel falsche Anschuldigungen und Lügen bezüglich seiner Person vorbringen, um Ihn bei dem weltlichen Herrscher verächtlich zu machen und ein Todesurteil zu erwirken. Pilatus ist mit der Situation nicht zufrieden, da er sehr wohl den Neid durchschaut, der die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Überlieferung bewogen hat. So stellt auch dieser gottlose Mann dem Herrn viele Fragen: Fragen, die verletzen; Fragen, die deutlich machen, wie wenig Verständnis, geschweige denn Wertschätzung er für den wunderbaren Sohn Gottes hat.

Und was ist mit dem Herrn Jesus in dieser Situation? Er sieht die kommenden Qualen, die schreiende Ungerechtigkeit, die vollkommene Ablehnung, die Kreuzigung, den Tod und vor allem das schreckliche Gericht Gottes über die Sünde und die Sünden direkt vor sich. Was für eine schreckliche Situation, in der es jeden Anlass gibt, mit sich selbst beschäftigt zu sein und sich zu fragen, wie das Kommende wohl auszuhalten sein soll. Angesichts der Ausweglosigkeit und der unendlichen Ablehnung kann man kaum etwas anderes erwarten als Resignation, Zerbruch und panisches Suchen nach dem letzten Schlupfloch. Doch finden wir auch nur den geringsten Anschein dieser Reaktionen bei unserem Herrn? Die Antwort ist klar: Nein! Stattdessen finden wir Ruhe und Sanftmut. Und noch etwas finden wir: das vollkommene Bewusstsein für seinen Auftrag und die vollständige Ausrichtung darauf, diesen Auftrag auch zu erfüllen.

Noch in dieser tiefen Not gibt der Herr dem Pilatus ein klares und festes Zeugnis über seinen Auftrag, wenn Er sagt: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe.“ Der Herr Jesus weiß genau, in welchem Licht sein Leben steht, und Er hat nichts anderes im Herzen, als diesen Auftrag – der Ihn schon dazu gebracht hatte, in diese Welt zu kommen – auch bis zum Ende auszuführen. Es war Gottes Wille, dass in der Welt die Wahrheit klar bezeugt würde, die Wahrheit über:

  • den Zustand des Menschen im Allgemeinen,
  • den Zustand des Volkes Israel,
  • das Wesen Gottes, ja über das Wesen des Vaters,
  • das ewige Leben, das die Gläubigen bekommen sollten,
  • die neuen Beziehungen, in die die Gläubigen kommen sollten.

Der Herr Jesus hatte dieses Zeugnis während seines ganzen Lebens in Vollkommenheit abgelegt, und Er vergaß auch in dieser Stunde tiefsten Leides und unfassbarer Not nicht, was der Wille des Vaters war. Er suchte nur die Ehre dessen, der Ihn gesandt hatte. Der Herr Jesus lebte wahrhaftig „des Vaters wegen“!

Wie steht es mit uns?

Die Aussage des Herrn Jesus in Johannes 6,57 endet nicht damit, dass der Herr sagt, Er lebe „des Vaters wegen“. Vielmehr ist dieser Teil des Verses die Einleitung, der Maßstab für den zweiten Teil des Verses. Deswegen wollen wir am Ende dieser Betrachtung, die besonders die Herrlichkeit des Sohnes zum Gegenstand hatte, noch eine kurze Übertragung in unser Leben als Christen machen.

Joh 6,57: Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen.

Wir haben gerade gesehen, was es bedeutet, für einen anderen zu leben. Hier nun macht der Herr deutlich, dass alle, die Ihm nachfolgen, sich an seinem Vorbild werden messen lassen müssen. Was für ein Anspruch!

Zu unserer Beschämung müssen wir eingestehen, dass von dieser völligen Hingabe und Selbstlosigkeit bei uns häufig nur sehr wenig zu finden ist. Viel zu oft verfolgen wir mit großem Eifer und vollem Einsatz unsere persönlichen Ziele, richten alles so ein, dass es für uns möglichst angenehm und mit möglichst wenig Widerstand verbunden ist. Das Ziel dabei? Am Ende soll etwas herauskommen, was uns nutzt, was uns voranbringt und was uns hilft, uns noch bequemer einzurichten. Selbst im Dienst innerhalb der Versammlung Gottes endet unsere (freudige) Hingabe meist dann, wenn wir uns selbst verleugnen oder Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen sollen.

Dabei macht das Wort Gottes unmissverständlich klar, dass wir als Christen nicht wählen können, ob wir dem Vorbild unseres Herrn Jesus nachfolgen wollen oder nicht. Johannes drückt es, geleitet durch den Geist, so aus: Wir sind schuldig, entsprechend zu wandeln: „Wer sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist“ (1Joh 2,6). So ernst und beschämend die Botschaft des Herrn hier einerseits ist, so frohmachend ist sie auf der anderen Seite.

Lesen wir die Aussage des Herrn in Johannes 6,57 genau, dann stellen wir fest, dass Er von einem natürlichen Zusammenhang spricht: Unsere Ähnlichkeit mit Ihm wird ganz selbstverständlich zunehmen. Er sagt nicht: „Wenn ihr das tut, dann könnte es sein, dass ihr wirklich für mich lebt.“ Er sagt auch nicht: „Wenn ihr das tut und dazu noch ganz besonders fromm seid, dann …“ Nein, Er spricht von einer festen Verknüpfung, von einer Gewissheit: Er sagt nämlich: „Der wird auch leben meinetwegen“, der wird leben für mich.

An welche Bedingung ist diese Aussicht geknüpft? Ihn zu essen, das ist die Voraussetzung für Ähnlichkeit mit Ihm auf unserem Lebensweg. Der Herr möchte, dass wir Ihn essen als „das Brot des Lebens“ (Joh 6,35) und dass wir „sein Fleisch essen und sein Blut trinken“ (Joh 6,53.54). Das heißt: Jeder muss sich persönlich, Jahr für Jahr, Tag für Tag, damit beschäftigen, wer Er ist. Wir müssen danach forschen und ringen, zu verstehen, wie Er hier auf der Erde gelebt hat („Brot des Lebens“). Doch nicht nur das: Wir müssen uns ebenso mit seiner völligen Hingabe am Kreuz beschäftigen; sehen, wie Er gelitten hat, wie Er „seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod“ (Jes 53,12); sollen verstehen, aus welcher Motivation heraus das geschah und in welcher Vollkommenheit der Herr in all dem erstrahlt („sein Fleisch essen und sein Blut trinken“).

Dieses Essen des Fleisches des Herrn und das Trinken seines Blutes geschieht einmal bei unserer Bekehrung. Der Herr beschreibt das in Johannes 6,50-53. Gleichzeitig aber ist es ein sich stetig wiederholender Vorgang im Leben des Gläubigen (Joh 6,54.56-58). Was ich esse, wird ein Teil von mir. Nicht so, dass ich es eindeutig sehen und zuordnen kann, aber doch hängt die Gesundheit und Beschaffenheit meines Körpers grundlegend davon ab, was ich zu mir nehme. So ist es auch im geistlichen Bereich. Wenn ich mich von dem Herrn „ernähre“, dann wird mich das prägen; dann werden Stück für Stück seine Wesenszüge Bestandteile meines Wesens werden.

Liegt die Ursache unserer mangelnden Hingabe und unseres Strebens nach Selbstverwirklichung vielleicht darin, dass wir zu wenig von unserem Herrn in uns aufnehmen? Lasst uns wieder mit neuem Eifer danach forschen, wer Er ist und wie Er gehandelt hat. Und dann lasst uns das, was wir finden, nicht einfach als Wissen abspeichern, sondern es unter Gebet und Ringen in unsere Herzen aufnehmen.

Wir wollen uns nochmals daran erinnern, was für eine herrliche Tatsache es ist, dass Gott Menschen dazu befähigt, seinem herrlichen Sohn in ihren Handlungen, Gedanken und Beweggründen ähnlich zu werden. Wer von uns Menschen hätte sich so etwas Großartiges ausdenken können? Wer hätte so etwas zu hoffen gewagt?

Der Herr Jesus konnte als Fazit über sein Leben sagen: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, damit ich es tun sollte“ (Joh 17,4). Wie schön wäre es, wenn wir einmal vor dem Thron der Gnade stehen und unser Herr über uns sagen kann: Ja, du hast dein Leben nicht nur für dich selbst gelebt, sondern warst immer (wieder) darauf bedacht, dein Leben für mich zu leben, der ich dich erkauft habe. – Und wie schade im Umkehrschluss, wenn von all dem Großen und Schönen, was wir uns auf der Erde aufgebaut haben, der Herr am Ende nur sagen kann: Du hast viele Chancen gehabt, hast auch viel geschafft, aber leider immer nur das eine Ziel verfolgt: dich selbst zu verwirklichen und selbst gut dazustehen. Ach, hättest du doch mehr für mich gelebt!

Lasst uns neu danach streben,

  • bewusst in Abhängigkeit von unserem Gott zu leben,
  • die Ehre unseres Gottes zu suchen,
  • den Willen dessen zu tun, der uns berufen hat,
  • unser Leben für unseren Herrn zu leben.

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Nota redacţiei:

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