Die Verliererseite
Auf wessen Seite stehen wir?

Sydney Long Jacob

© SoundWords, online seit: 08.04.2013, aktualisiert: 28.04.2022

Leitverse: Jesaja 5,4; 49,4 (5:4) Was war noch an meinem Weinberg zu tun, das ich nicht an ihm getan habe? Warum habe ich erwartet, dass er Trauben brächte, und er brachte schlechte Beeren?“ „(49:4) Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.“; Hebräer 11,37-39 (37) Sie wurden gesteinigt, zersägt, [versucht,] starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; (38) sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. (39) Und diese alle, die durch den Glauben Zeugnis erlangten, haben die Verheißung nicht empfangen,“; Philipper 3,8 „ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne“; 2. Timotheus 4,16 „Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet.“

Jes 5,4; 49,4: Was war … noch zu tun, das ich nicht … getan habe? Warum …? … Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt.

Heb 11,37-39: [Sie] gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; … haben die Verheißung nicht empfangen.

Phil 3,8: Ich habe alles eingebüßt.

2Tim 4,16: Alle verließen mich.

Es gibt heute eine Verliererseite; wer ist willens, auf dieser Seite zu sein?

Der Gott der Schrift ist offenkundig auf dieser Seite. Er erschuf die herrlichen Engel, und einer der höchsten von ihnen, vermutlich der allerhöchste Engel, lehnte sich gegen Ihn auf und zog eine große Menge Engel mit sich fort. Einige andere intelligente Wesen erschuf Er, und auf irgendeine uns unbekannte Weise sind sie Dämonen, unreine Geister geworden, die rings um uns herum und so zahlreich sind, dass eine Legion von ihnen einen einzelnen Menschen begleitete [Mk 5].

Gott schuf die Welt, in der wir leben, und die Morgensterne jubelten miteinander, und alle Söhne Gottes jauchzten [Hiob 38,7 „als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?“]; doch wie bald hatte sich all dies verändert! Der Feind betrat diese schöne Schöpfung, und der Mensch wendete sich gegen Gott, und bis zu dem heutigen Tag glaubt der Mensch, dass Gott ein harter Gott ist [vgl. Mt 25,24 „Aber auch der das eine Talent empfangen hatte, trat herzu und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast.“] und dass man, um glücklich zu werden, im Eigenwillen leben muss.

Nach wahrscheinlich beinahe eintausendsiebenhundert Jahren der Prüfung musste Gott die gesamte menschliche Rasse mit Ausnahme einer einzigen Familie durch eine Flut hinwegfegen. Er trug dieser Familie auf, die Erde zu füllen; und ihre Antwort darauf war, dass sie Babel bauten, damit sie nicht zerstreut würden.

Er erwählte eine Familie und ein Volk und tat alles, was Er konnte, für dieses Volk, und dann wurde sein Name durch dieses Volk unter den Heiden gelästert [s. Röm 2,24 „Denn der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert, wie geschrieben steht.“].

Er sandte seinen einzigen Sohn und sagte: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen; und sie nahmen Ihn und töteten Ihn und warfen Ihn zum Weinberg hinaus [Mk 12,1-12].

Er erhöhte seinen Sohn zu seiner Rechten und sandte seinen Heiligen Geist herab und errichtete die Gemeinde, um Christus auf Erden sichtbar zu machen, und siehe da: Das, was heute den heiligen Namen Christi trägt, ist Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde [Off 17,5 „und an ihrer Stirn hatte sie einen Namen geschrieben: Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.“] geworden.

Niemand wird so verleumdet wie Gott, aber Gott ist geduldig. Er ist gewillt, auf seine Rechtfertigung zu warten, bis sein gesamter Plan vollendet ist. Sind wir gewillt, heute mit Gott auf der Verliererseite zu stehen und auf seine Zeit zu warten?

Christus steht heute äußerlich auf der Verliererseite. Er, der Wunderbar heißt, Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit und Fürst des Friedens [Jes 9,5 „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.“], kam in diese Welt; und statt dass die Welt sich in Anbetung verneigte, hasste sie sowohl Ihn als auch seinen Vater. Anfangs fühlten sich viele zu Ihm hingezogen. Sie dachten, dass sie durch Ihn erlangen könnten, was ihr Fleisch begehrte. Aber Er war nicht der Held, den sie gesucht hatten; Er war sanftmütig und von Herzen demütig [Mt 11,29 „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen;“]. Er passte ihnen nicht; Er wollte sich nicht an die Spitze des jüdischen Volkes stellen noch wollte Er das römische Joch abwerfen und auf dem Thron Davids sitzen. Die Großen auf Erden hielten sich von Anfang an von Ihm fern; die Armen, die Ihm anfangs zuströmten, fielen ab. Er hatte nichts, wo Er sein Haupt hinlegen konnte [Lk 9,58 „Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.“]. Schließlich blieben Ihm einige wenige unbedeutende Anhänger, die Ihn liebten und an Ihm festhielten, obwohl sie Ihn nicht verstehen konnten. Sie verließen Ihn in der Stunde seiner größten Not und flohen, und als Übeltäter wurde Er der Verachtung und der Verdammung preisgegeben. Der Gott, dem Er vertraut hatte, tat nichts, um Ihn zu retten, und Er stieß den bitteren Aufschrei aus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ [Mt 27,39-46]. Wer hätte es sich träumen lassen, dass dies das Ende seines Lebens auf Erden sein würde, dass der Mensch so den Schöpfergott verstoßen würde, der im Fleisch gekommen war, um die Menschen in Gnade und Wahrheit zu segnen?

Seit jenem Tag der Kreuzigung hat die Welt Ihn nicht mehr gesehen. Und obwohl Er zur Herrlichkeit erhöht worden ist und den Heiligen Geist herabgeschickt hat, während Er selbst unaufhörlich daran arbeitet, sich in den Herzen der Seinen neu zu erschaffen – wie armselig ist doch das sichtbare Ergebnis. Kaum dass ein Zeugnis vom Geist geformt und dem Menschen anvertraut wurde, hat der Mensch es auch schon verdorben; und nun sind die letzten Tage der Gemeinde auf Erden erreicht. Die letzte besondere Tätigkeit des Geistes hat stattgefunden, und diejenigen, die von sich selbst sagen, dass sie dieses Zeugnis empfangen haben, haben noch eklatanter versagt als ihre Väter; und nun bleibt nur noch, dass Christus seinen Platz als der eine treue und wahre Zeuge einnimmt und draußen vor der Tür steht und anklopft, ob es drinnen wohl jemanden gibt, der Ihm öffnet.

Ja, Christus steht heute auf der Verliererseite. Er ist geduldig und kann auf Rechtfertigung warten, bis Er den gesamten Willen Gottes ausgeführt hat. Sind wir willens, die Geduld Christi zu teilen?

Wahre und treue Heilige sind immer auf der Verliererseite – von der Zeit an, als der gerechte Abel von seinem Bruder erschlagen wurde, bis zu der Zeit (die noch in der Zukunft liegt), wenn die Heiligen durch das Blut des Lammes und das Wort ihres Zeugnisses überwinden und ihr Leben bis zum Tod nicht lieben werden [Off 12,11 „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod!“].

Die Heiligen der Antike waren auf der Verliererseite (mit seltenen kurzen Ausnahmen). Sie wurden gesteinigt, zersägt, wurden versucht und durch das Schwert getötet, sie gingen umher in Schafpelzen und Ziegenfellen, sie litten Mangel, waren bedrängt und geplagt (sie, deren die Welt nicht wert war). Sie irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde [Heb 11,37.38 (37) Sie wurden gesteinigt, zersägt, [versucht,] starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; (38) sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde.“]. Sie waren in dieser Welt offenkundig auf der Verliererseite, wenngleich es die Zeit der irdischen Berufung war. Können dann diejenigen, die die himmlische Berufung haben, heute irgendwo anders sein als auf der Verliererseite, wenn sie echt sind? Ist es heute nicht so, dass nur diejenigen, die ihr Leben um Christi willen verlieren, es retten können [Lk 9,24 „Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten.“]?

Der Mensch hat stets versagt; Wölfe sind in die Herde eingedrungen, und Älteste sind aufgestanden und haben verkehrte Dinge geredet [Apg 20,29.30 (29) Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. (30) Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“]. Die Macht und die Kraft in dieser Welt sind noch immer auf der Seite der Mehrheit gewesen, und die Minderheit muss leiden. Es ist heute nicht angenehmer als damals, ausgestoßen zu werden, aber „glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen“ [Lk 6,22].

Kann die heutige Zeit eine Ausnahme sein? Unmöglich. Kann das letzte Zeugnis sich als besser erweisen als die früheren? Unmöglich. Gottes wahre Heilige müssen sich auch heute damit zufriedengeben, auf der Verliererseite zu stehen. Sie müssen verfolgt werden; sie haben keine Macht zum Verfolgen, sie sind die Wenigen, die Schwachen; sie müssen leiden, sie müssen von menschlichen Gerichten verurteilt werden, sie müssen auch heute zu den Übeltätern gerechnet werden. Es ist der Tag von Gottes Geduld, von Christi Langmut; der Himmel über unseren Köpfen ist stumm. Sie müssen sich damit zufriedengeben zu sagen: „Wir sind arm, wir sind schwach, wir sind ohne Bedeutung, aber wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen. Wir würden gern allen Menschen Liebe und Freundlichkeit erweisen, aber wir müssen Gott gehorchen.“

Solche Leute können den Stab der Autorität nicht schwingen; der einzige Stab, den sie kennen, ist der Stab der priesterlichen Gnade und des liebenden Dienstes. Sie werden niemals verfolgen; sie werden leiden und zufrieden sein, heute auf der Verliererseite zu stehen, weil sie wissen, dass die Verliererseite heute dann die Gewinnerseite sein wird, wenn Christus sein Recht erhält; wenn die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden; wenn jeder Tisch um 180 Grad gedreht wird und wenn diejenigen, denen heute üble Nachreden anhangen, an jenem Tag mit Christus in der Herrlichkeit sein werden.

Wiederum fragen wir: Wer ist willens, heute mit Gott und mit Christus auf der Verliererseite zu stehen?


Originaltitel: „The Losing Side“
aus „Part 3: Collected Writings“
in Faithful Sayings, London (The Central Bible Truth Depot) ca. 1912, S. 192–196
Quelle: http://stempublishing.com/authors/Jacob/Jacob_Losing_Side.html

Übersetzung: S. Bauer


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