Das Johannesevangelium (7)
Kapitel 7

William Kelly

© SoundWords, online seit: 03.05.2001, aktualisiert: 17.02.2022

Leitverse: Johannes 7

Der Herr hatte also seine Erniedrigung und seinen Tod mit seiner Himmelfahrt dargelegt und dabei die fleischlichen Erwartungen, die damals hinsichtlich seines Reiches vorherrschten, vollständig beiseitegerückt. Er hatte mehr als das getan. Er hatte die absolute Notwendigkeit, sich Ihn anzueignen, als Fleischgewordenen und als Sterbenden, für das ewige Leben herausgestellt, Er hatte alle Hoffnung auf Auferstehung am letzten Tag gerückt, so unverständlich dies auch den Juden war und so aufreizend es sogar für viele seiner Jünger war. Sie warteten auf gegenwärtige Ehre und Herrlichkeit durch den Messias. Sie konnten nicht den Tod mit Ihm, der in die Auferstehung zu Leben und Herrlichkeit führt, ertragen.

Verse 1-5

Joh 7,1-5: Und nach diesem wandelte Jesus in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war aber nahe das Fest der Juden, die Laubhütten. Es sprachen nun seine Brüder zu ihm: Ziehe von hinnen und geh nach Judäa, auf dass auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust; denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt; denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.

So sehen wir den Herrn an dem verachteten Ort als das wahre Licht, nicht in der Stadt der feierlichen Zeremonien, wo die Finsternis umso mehr herrschte, als sie am wenigsten vermutet wurde; und Er wandelt in Galiläa mit seinem Auftrag der Liebe. Er wartet nicht auf Seelen, die Ihn suchen; Er sucht sie, damit sie, wenn sie glauben, Leben in Ihm haben könnten. Er meidet Judäa, da Er weiß, dass das Volk jenes Landesteiles, das sich mit dem mörderischen Hass seiner Herrscher identifiziert, Ihn zu töten suchte. Er wollte dort nicht wandeln. Nicht, dass Er Angst davor hatte – das braucht man gar nicht zu sagen. Er war darin dem Willen seines Vaters untertan. Er musste das Werk, das Ihm zu tun auf getragen war, vollbringen. Wie Er zu gewissen Pharisäern sagte, die Ihn zum Fortgehen nötigten, indem sie das Vorhaben des Herodes, Ihn zu töten, Ihm mitteilten: „Ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen, und am dritten Tag werde ich vollendet [d.h., ich erreiche das Ende meines Laufes]; doch ich muss heute und morgen und am folgenden Tage wandeln; denn es geht nicht an, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme.“ Er kannte von Anfang an vollkommen das Ende. Er fürchtete sich nicht vor Menschen. Er geht zum bestimmten Zeitpunkt dahin, um den ganzen Willen Gottes zu tun und zu erleiden und alles von Mensch und Satan zu ertragen. Das Fest, das damals nahe war, das Laubhüttenfest, prüft den Menschen aufs neue oder besser gesagt: Unser Herr prüft mittels dieses Festes. Diejenigen, die Ihm durch natürliche Verwandtschaft verbunden waren, seine Brüder, waren mit seinem galiläischen Aufenthalt nicht zufrieden. Seine Absonderung vom Zentrum religiösen Lebens und Ruhmes gefiel ihnen nicht. Wie das Passahfest sich eng mit der Wahrheit des letzten Kapitels verband, so lieferte das Laubhüttenfest den Anlass für das, was der Herr hier vorbringt. Dort weist das Blut des Lammes, das selbst von den Israeliten gegessen wird, auf seinen Tod hin, und es ließ sie zuhören oder nicht. Hier war das Versammeln des Volkes zur Freude nach der Ernte und Weinlese ein Bild für die verschiedenen Formen göttlichen Gerichtes am Ende des Zeitalters, wenn Israel sich an ihre früheren Tage der Pilgerschaft erinnern wird, weil es dann endlich in dem Lande ist. Es war vornehmlich die Zeit des Triumphes, die verkündigte, dass alle Verheißungen erfüllt wären.

Aber war es wirklich jetzt so? War, weil Jesus, der Messias, da war und solche Werke vollbrachte, wie Er tat, die Zeit für die Erfüllung der Hoffnungen Israels gekommen? So dachten seine Brüder, weil sie das für sich selbst wünschten, wenn sie auch seine Jünger und ihre Notwendigkeit, seine Werke zu sehen, und zwar in Jerusalem, als Vorwand gebrauchten. Sie hatten keinen Gedanken an Gott. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, dass Jesus in der Finsternis Galiläas den Vater verherrlichte und den Namen des Vaters denen offenbarte, die der Vater Ihm gab. Sie verrieten ihren eigenen Zustand, ihre Unwissenheit über Gott, ihren Mangel an Selbstbeurteilung, die Tatsache, dass sie sich ihres eigenen Verderbens und dessen der Welt nicht bewusst waren, und ihren Unglauben an Ihn, der geruhte, in ihrer Familie geboren zu sein: Wer Er war und was zu tun Er gekommen war, tauchte in keinem ihrer Gedanken auf. Sie überlegten von sich selbst her, nicht von Gott, und deshalb irrten sie umso hoffnungsloser, als es sich um den Herrn drehte. „Niemand“, sagten sie, „tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt.“ Das war das, was sie getan hätten. Sie suchten gegenwärtige Ehre und dachten, dass jeder Weise diese suchen müsste. Hatten sie nie den gehört, der sogar seine Jünger lehrte, ihre Almosen, ihr Gebet und ihr Fasten im Verborgenen dem Vater darzubringen, der es entsprechend vergelten würde? Wenn sie es gehört hatten, so hatte die Wahrheit und der Wille Gottes sicherlich keinen Eindruck hinterlassen. Der wirkliche Grund für den Wunsch und die Worte war der, dass, wie der Evangelist ernst hinzufügt, selbst seine Brüder nicht an Ihn glaubten. So ist der Mensch von Natur aus, und sei er noch so nah in Verbindung damit.

Verse 6-8

Joh 7,6-8: Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit. Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind. Gehet ihr hinauf zu diesem Feste; ich gehe nicht hinauf zu diesem Feste; denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.

Fleisch nützt in keinem Fall etwas, und die Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft mit Gott. Satan zieht aus beidem seinen Vorteil gegen den Menschen und gegen Gott. Jesus bleibt in vollkommener Abhängigkeit (um nur von diesem allein zu sprechen). Seine Bewegungen waren unveränderlich vom Gehorsam geprägt. Es ging Ihm bei allem um den Vater. Sein einfältiges Auge sah, dass seine Zeit, sich der Welt zu offenbaren, jetzt noch nicht da war und nicht da sein konnte. Erst musste der Tod der Welt offenbart werden, wie Er schon angedeutet hatte, bevor sein galiläischer Dienst anfing (Joh 2,19-22), und wie es noch deutlicher in Johannes 6 herauskommt. Das wird zur rechten Zeit sein; aber hier, wie immer, ist die Ordnung so, dass erst die Leiden zu Christus gehören und danach die Herrlichkeit. Erst muss Er vieles leiden und von diesem Geschlecht verworfen werden. Die Zeit der Menschen dagegen war stets bereit. Sie sprachen wie von der Welt, und die Welt hörte sie. Sie liebten die Welt und die Dinge der Welt; und die Liebe des Vaters war nicht in ihnen, sondern, was sie mehr schätzten, sie wurden von der Welt als die zu ihr Gehörigen geliebt. Eine schreckliche Stellung für seine Brüder, aber nicht schrecklicher als wahr! Wie konnte die Welt solche hassen, die so ihre Ehren priesen? Jesus hasste sie mit tödlichem Hass, weil Er von ihr zeugte, dass ihre Werke böse seien; ein Zeugnis, was besonders die religiöse Welt, die Menschen von Judäa und Jerusalem ärgerte. Deshalb fordert sie der Herr auf, zu dem Fest hinaufzugehen, während Er ihnen sagt, dass Er nicht hinaufgeht, weil seine Zeit noch nicht erfüllt ist.

Die Bedeutung hiervon wird besonders durch sein Handeln im Gegensatz zu ihrem betont. Aber besonders tritt die Bedeutung in dem Licht seines folgenden Zeugnisses an dem großen Tag des Festes hervor, und es wird sehr häufig gelesen.

Verse 9-13

Joh 7,9-13: Nachdem er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa. Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da ging auch er hinauf zu dem Feste, nicht offenbarlich, sondern wie im Verborgenen. Die Juden nun suchten ihn auf dem Feste und sprachen: Wo ist jener? Und viel Gemurmel war über ihn unter den Volksmengen; die einen sagten: Er ist gut; andere sagten: Nein, sondern er verführt die Volksmenge. Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus Furcht vor den Juden.

Das 7. Kapitel des Johannesevangeliums hat diesen Blickwinkel, denn die hier gelehrte Wahrheit basiert auf dem 6. Kapitel; es setzt den Herrn nicht nur im Tod, sondern in der Himmelfahrt ebenso voraus. Da ist ein offener Bruch mit der Welt, und das Fleisch wird als etwas behandelt, das bewiesen hat, dass es der Vereinigung oder Gemeinschaft nicht fähig ist. Es war wirklich niemals dazu fähig; aber jetzt nimmt es seinen eigenen Weg, und der Herr zieht sich zurück. Seine Brüder gehen ohne Ihn auf das Fest der Laubhütten; Er geht nicht hinauf, sondern bleibt in Galiläa. Erst nachdem sie weg sind, geht Er auch, und zwar nicht offen, wie sie es wünschten, sondern heimlich – heimlicher als je zuvor. Er ist damit zufrieden, sozusagen verborgen zu sein: ein Bild für das, was Er jetzt wirklich ist und wir mit Ihm, soweit es unser Leben betrifft, das verborgen ist in Gott. Dies lässt in der Volksmenge Fragen und Geflüster über Ihn aufkommen. Einige sprechen wohlwollend, andere mit äußerstem Unwillen und Verachtung. Aber es gab keine öffentlichen oder offene Debatten. Die Führer von Judäa hielten die Menschen in Furcht. Dass der Herr eine tiefere Absicht hatte, wurde bald deutlich. Er hatte es abgelehnt, mit seinen Brüdern zu gehen; Er hatte behauptet, dass der geeignete Moment, sich der Welt zu offenbaren, noch nicht da sei. Aber Gott hatte einen gegenwärtigen Auftrag für seinen Sohn, und Er geht nach Jerusalem, um ihn zu erfüllen.

Verse 14-18

Joh 7,14-18: Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. Da verwunderten sich die Juden und sagten: Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat? Da antwortete ihnen Jesus und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm.

Es gab jetzt kein Geheimnis: Jesus lehrte im Tempel. Das war sein augenblickliches Werk. Bald würde Er bei der Versöhnung leiden. Jetzt war die Zeit, die Wahrheit auszusprechen, zum Erstaunen derer, die im Bereich des Gesetzes und der Verordnungen zu Hause waren und die sich jetzt nur fragen konnten, wie Er das wissen konnte, wo Er doch nicht gelernt hatte. Sie erkannten Ihn nicht, sie erhoben sich nicht über menschliche Ursprünge. Jesus war schnell und sorgfältig dabei, seinen Vater zu rechtfertigen. Der Mensch ist stolz auf das, was er lernt. Er wollte nicht erlauben, dass seine Lehre im Sinn der Unabhängigkeit seine eigene Lehre sei, aber auch nicht die Ableitung von menschlicher Lehre, um die es sich hier, wie sie selbst anerkannten, nicht drehte. Die Lehre war nicht von den Menschen, sondern von dem, der Ihn gesandt hatte. War dies ein hoher Anspruch, und wurde er leicht gestellt? Jeder mit einfältigem Auge würde bald seine Richtigkeit sehen. Der Glaube allein gibt ein einfältiges Auge. Andere spekulieren und irren. Gott führt und lehrt den, der verlangt, seinen Willen zu tun, so wie Christus die positive Zuversicht gibt, dass er hinsichtlich der Lehre wissen soll, ob sie von Gott ist oder ob Er von sich selbst redet. Wie tröstend ist das und wie sicher geprüft und erprobt! Der Sohn machte den Vater kund; und Gott ist darin treu wie überall anders. Er, der jedes Haar unseres Hauptes zählt und ohne den kein Sperling zu Boden fällt, sorgt für seine Kinder.

Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört die Stimme Christi. Was immer sie vorgeben, alle anderen sind nicht aus der Wahrheit. sonst würden sie wissen, dass seine Lehre von Gott ist. Wo wir es nicht wissen, müssen wir die Schuld bei uns selbst suchen und nicht Gott tadeln; wenn wir wirklich danach verlangten, Gottes Willen zu tun, würden wir ihn bald erfahren. Ganz gewiss sprach Er nicht von sich selbst. Doch war Er von allen Menschen am meisten dazu berechtigt. Aber wenn Er der wahre Gott ist, ist Er wahrer Mensch und kam, um seinen Vater zu erhöhen und nicht sich selbst. Er hatte keine privaten Ziele, die Er verfolgte. Als Herr über alles wurde Er der Knecht von allen, am meisten der Knecht Gottes. Das Ich macht das Volk und sogar die Gläubigen, soweit es gehen darf, blind. Wer von sich selbst redet, sucht seine eigene Ehre; aber Jesus tat das nie so – immer diente Er der Herrlichkeit dessen, der Ihn gesandt hatte. Es gibt keine feste Garantie für die Wahrheit – und es kann sie nicht geben –, wo Gottes Ehre nicht gesucht und gesichert wird. Christus war hierin vollkommen. Und so erklärt Er hier, dass Er wahrhaftig ist und dass keine Ungerechtigkeit in Ihm ist. So wie es das Ich ist, das die Wahrheit behindert, so ist es weder Gott noch den Menschen gegenüber gerecht. Jesus ist wahrhaftig und gerecht.

Weiterhin, wenn Menschen sich rühmen, irren sie sicherlich nicht nur in anderen Dingen, sondern auch am meisten dort, wo sie am hochmütigsten sind. Bildeten die Juden sich auf das Gesetz Moses etwas ein? Wie töricht war es, sich jenes Gesetzes zu rühmen, das keiner von ihnen erfüllte! Doch so war es, wie der Herr hier in ihr Gewissen einprägte. Sie meditierten, aber wie war ihr Wandel?

Vers 19

Joh 7,19: Hat nicht Moses euch das Gesetz gegeben? Und keiner von euch tut das Gesetz. Was suchet ihr mich zu töten?

Jesus ist immer der Prüfstein. Man könnte nie ihre mörderische Bosheit sonst spüren, als in Bezug auf Ihn, der Gott nahe brachte und sie der Sünde überführte. Dies konnten sie nicht ertragen, und so sannen sie darauf, Ihn loszuwerden, wobei sie in ihrem Eifer für das Gesetz das Gesetz stark verletzten und in ihrer finsteren Rebellion den verwarfen, der das Gesetz durch Mose gab. Aber ist es heute ungewöhnlich, das Gesetz zu verherrlichen und die Wahrheit zu hassen?

Doch das Volk im Allgemeinen wusste nicht, wie weit der Hass die Führer erfasst hatte, und sie vermuteten nicht, dass diese auf den Tod Jesu versessen waren.

Verse 20-23

Joh 7,20-23: Die Volksmenge antwortete [und sprach]: Du hast einen Dämon; wer sucht dich zu töten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch. Deswegen gab Moses euch die Beschneidung (nicht dass sie von Moses sei, sondern von den Vätern), und am Sabbat beschneidet ihr einen Menschen. Wenn ein Mensch die Beschneidung am Sabbat empfängt, auf dass das Gesetz Moses nicht gebrochen werde, zürnet ihr mir, dass ich einen Menschen ganz gesund gemacht habe am Sabbat?

In ihrer Unwissenheit sprach die Menge mit hastiger Unehrerbietigkeit und Beleidigung gegen den Herrn, der aufhört, es nicht zu beachten, sondern die Aufmerksamkeit auf die Absurdität ihrer Streiterei und ihres Verwunderns über eines seiner Werke, nämlich die Heilung des Kranken am Teich Bethesda am Sabbat, lenkt. Und doch war ein männliches Kind am achten Tag, trotzdem es ein Sabbat war, zu beschneiden eine Selbstverständlichkeit, und das geschah in der Achtung des Gesetzes des Mose, obwohl in der Tat die Beschneidung eher von den Vätern war. Der Herr beendet seinen Vorwurf mit einer Ermahnung, die an die Wurzel ihrer Krittelei rührt:

Vers 24

Joh 7,24: Richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht.

Sie hatten Gott nicht mit einbezogen, und deshalb lagen sie nicht nur an der Oberfläche, sondern ganz und gar falsch. Wenn die Lesart (wie bei Tischendorf) krivnete krivnate ist, warnt das Erste gegen die böse Angewohnheit im Allgemeinen, und das zweite fordert das gerechte Gericht, dem sie bei dieser Gelegenheit folgen sollten. Es ist klar, dass man göttliche Führung braucht, wenn man nicht nach dem Schein richten soll; aber diese gewährt Gott so gerne seinen Kindern; Er gewahrt nicht nur Lehre, sondern Leitung und Gericht. Da Er alles weiß, weiß Er auch, das mitzuteilen, was die Seinen brauchen. Das klare Reden des Herrn überrascht zwar die Menge, aber nicht solche, die die Feindschaft der Führer kannten.

Verse 25-29

Joh 7,25-29: Es sagten nun etliche von den Bewohnern Jerusalems: Ist das nicht der, welchen sie zu töten suchen? Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben denn etwa die Obersten in Wahrheit erkannt, dass dieser der Christus ist? Diesen aber kennen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist. Jesus nun rief im Tempel, lehrte und sprach: Ihr kennet mich und wisset auch, woher ich bin; und ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, welchen ihr nicht kennet. Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin, und er mich gesandt hat.

Die Menschen von Jerusalem, die zu viel von den Obersten wussten, um ihre Entscheidungen unbeeinflusst zu treffen, ergehen sich in Ironie; aber auch sie beweisen, wie die anderen, ihre Unwissenheit. Sie wussten nicht, woher Jesus war, während sie gewusst haben sollten, wo und wann der Messias geboren werden sollte. Jesaja 7 und Micha 5 lehrten viel mehr. In seiner Antwort stellt Jesus ihr angemaßtes Wissen über Ihn und seinen Ursprung ihrer positiven Unwissenheit über den Vater, der Ihn gesandt hatte, gegenüber. Er kannte gewiss den Vater, da Er von Ihm war und von Ihm gesandt worden war. Und der Vater war nicht nur wahr, sondern wahrhaftig, wie die Sohn es mit allem Nachdruck bezeugen konnte, und nicht die Juden, die den Vater nicht kannten. Das weckte in ihnen den offenen Wunsch, dass sie Ihn ergreifen möchten, womit Er sie beauftragt hatte. Wie wenig kennt der Mensch sich selbst und Gott, wie Jesus zeigt!

Verse 30.31

Joh 7,30.31: Da suchten sie ihn zu greifen; und niemand legte die Hand an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat?

Diejenigen, die den Herrn zugunsten ihrer Tradition und ihres eigenen Willens verwarfen, wurden durch die Wahrheit nur umso aufgebrachter; aber sie waren machtlos, bis seine Stunde kam. Gott bleibt Gott, trotz des Menschen und trotz Satan. Sein Ratschluss steht fest, mögen auch die Feinde sich selbst verraten und überliefern; und selbst, wenn sie das Schlimmste tun, tun sie nichts anderes, als die Schrift zu erfüllen, die sie verleugnen, und den Willen Gottes zu tun, den sie verachten. Noch eine andere Wirkung wird offenbar: „Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn.“ Die Wahrheit mochte nicht in das Gewissen eindringen, und deshalb war das Ergebnis menschlich; aber es wurde wenigstens empfunden und anerkannt, dass man von einem Messias nicht mehr Zeichen erwarten brauchte. Aber doch ist in Gottes Hinsicht gesehen alles eitel außer Christus und dem Glauben, der Ihn von dem Vater, der Ihn gesandt hat, annimmt.

Die religiösen Führer werden durch den Eindruck, den Er auf die Menge macht, verwirrt und zeigen ihre Furcht und ihre Feindschaft. Sie können die Wahrheit, die sie selbst nicht haben, nicht leiden und möchten gerne den loswerden, der sie ausgesprochen hat.

Verse 32-34

Joh 7,32-34: Die Pharisäer hörten die Volksmenge dies über ihn murmeln; und die Pharisäer und die Hohenpriester sandten Diener, dass sie ihn greifen möchten. Da sprach Jesus: Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch, und ich gehe hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen.

Der Herr spricht mit einer feierlichen Ruhe. Alle Anstrengungen, Ihn zu ergreifen, würden bis zu dem bestimmten Augenblick vergeblich sein; und sie brauchen sich nicht zu beeilen. Noch eine kleine Weile würde Er unter ihnen sein; dann geht Er zu seinem Vater. So ist es immer in diesem Evangelium. Es geht nicht nur um die Verwerfung der Menschen oder um die Verachtung der Juden Ihm gegenüber, wenn auch beides wahr ist und im vollen Maße von den synoptischen Evangelisten gebracht wird; aber hier zeigt uns der Geist Einen, der sich voll darüber im Klaren ist, wo Er hingeht, und der so zu allen redet, ob vielleicht irgendeiner aus Gnade glauben möchte und Gottes Herrlichkeit in Ihm schauen würde. Bald würde der Unglaube Ihn suchen und nicht finden. Was weiß die Welt von dem Vater? Der Himmel ist in ihren Augen öder als die Erde. „Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen“; auch würden sie es nicht wollen, wenn sie es könnten. Nichts ist für einen Sünder so abstoßend wie das Licht, die Gegenwart und die Herrlichkeit Gottes.

Verse 35.36

Joh 7,35.36: Es sprachen nun die Juden zueinander: Wohin will dieser gehen, dass wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa in die Zerstreuung der Griechen gehen und die Griechen lehren? Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und: Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen?

Das war wirklich Blindheit; es gibt keine Finsternis, die so dicht ist wie die des Unglaubens. Aber es ist auffällig, dass das, was der ungläubige Stolz des Juden für unglaubwürdig hielt, von Gott an Christus erfüllt worden ist, der zu seiner Rechten erhöht worden ist. Es ist nicht sicherer, dass Er in den Himmel auffuhr, als dass Er herabkam und den Heiden, die ferne waren, Frieden verkündigte und Frieden denen, die nahe waren (Juden), indem Er beiden durch einen Geist Zugang zum Vater verschaffte. Die Zerstreuten unter den Griechen sind die, die, wie Petrus zeigt, in Ihm den Zielpunkt ihres Glaubens gefunden haben, indem sie an Jesus im Hause des Vaters glauben, wie sie an Gott glauben; und Paulus zeigt nicht weniger klar, dass er die Griechen lehrt. Denen, die Berufene sind, sowohl Juden als Griechen, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit – Christus als gekreuzigt, wenn auch andere es für eine Beleidigung oder Torheit halten. Aber Er ist um nichts weniger der Herr der Herrlichkeit, was keiner der Fürsten dieses Zeitalters erkannt hat. Wenn sie es gewusst hätten, hätten sie Ihn nicht gekreuzigt. Und so war es, dass die Schrift bestätigt, der Mensch gedemütigt und Gott verherrlicht wurde; ja sogar die, die in Jerusalem wohnten, und ihre Obersten, die Ihn nicht erkannten, ja nicht einmal die Stimmen der Propheten, die an jedem Sabbat gelesen wurden, erfüllten die Schrift durch ihr eigenes Urteil über Ihn. Und jetzt gefällt es Gott, den Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden kundzumachen, „welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Er ist in der Zwischenzeit dem Juden verloren, der Ihn nicht im Glauben sucht und Ihn deshalb nicht finden kann und auch nicht dorthin kommen kann, wo Er ist; denn Er ist im Himmel, und sie sind mehr und mehr irdischem Treiben hingegeben und strecken sich nach schmutzigem Gewinn aus. Aber der Treue Zeuge redet.

Verse 37-39

Joh 7,37-39: An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.

Es ist nicht die Wiedergeburt, sondern der Heilige Geist in der Kraft des Zeugnisses, nicht so sehr in der Kraft der Anbetung. So ist das nicht nur von Johannes 3, sondern auch von Johannes 4 zu unterscheiden, obwohl zur gleichen Zeit gesagt wird, dass Er eine Quelle lebendigen Wassers, das ins ewige Leben quillt, in dem Gläubigen ist und dass Ströme lebendigen Wassers herausfließen, was voraussetzt, dass die Seele schon wiedergeboren ist. Es ist hier jedoch nicht Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn in der Kraft des Geistes, wo Anbetung aufsteigt; sondern derselbe Geist geht aus, um die Müden und Verdorrten in der Wüste aus den innersten Empfindungen des Gläubigen heraus zu erfrischen. Beide Bilder sind treffend wahr, aber sie sind grundverschieden, wenn sie auch von derselben Einzelperson erlebt werden. Sie sind die charakteristische Kraft und das Vorrecht des Christen, nicht nur das göttliche Leben. Sondern das göttliche Leben steigt in der Kraft des Geistes zu seiner Quelle mit Lob und Preis empor oder strömt gegenwärtig im Zeugnis für Christus in einem trockenen und durstigen Land hervor. Hier steht der verherrlichte Mensch im Blickfeld, so wie in Kapitel 4 der Sohn Gottes der Geber ist.

Sogar so muss man sich höchst sorgfältig davor hüten, bloß als ein Schüler der Lehre wegen zu dem Herrn zu kommen oder als ein Lehrer des Stoffes wegen: Beide Haltungen sind in göttlichen Dingen für die Seele außerordentlich gefährlich. „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.“ Hier wird die Seele in ihrer eigenen Not berührt. Die Menschen sind nicht eingeladen, für andere zu sorgen, sondern selbst zu trinken; und lernen sie sicher und am besten, was sie nachher auch andere lehren können. „Aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Das ist das allgemeine Zeugnis der Schriften des Alten Testamentes; und so spricht es der Herr noch deutlicher im allen Ernst aus. Aber dies folgt nicht nur auf das Kommen, sondern auf die Verherrlichung Jesus, die sich auf seinem Werk gründet. Nur dann konnten die Ströme so reichlich von innen heraus fließen, da die Wahrheit schon da war und Gott seinerseits am Kreuz vollkommen verherrlicht worden war. Der Heilige Geist konnte frei und kraftvoll auf dem Boden des anerkannten Ruins des ersten Menschen zur Verherrlichung dessen wirken, der zur Rechten Gottes ist und der in denen ist, die die Seinen sind und sich eine kleine Weile in einem trockenen und durstigen Land befinden, wo sonst kein Wasser ist. Aber jetzt ist zum Preise dessen, den der Geist hier verherrlichen soll, Wasser gegeben, und zwar nicht allein eine Quelle, um innerlich zu erquicken, sondern Ströme, die herausfließen sollen. Die Israeliten erhoben sich selbst im Bild niemals zu dieser Höhe. Sie tranken Wasser aus dem geschlagenen Felsen; und nachher, als der Stab priesterlicher Macht gegrünt hatte, sollte nur zu dem Felsen gesprochen werden, damit er reichlich Wasser gebe. Aber kein Israelit, nicht einmal Mose oder Aaron, konnte der Kanal für das lebendige Wasser sein, wie jeder Gläubige es heute ist; und dies ist – möchte ich wiederholen – kein Preis für den Christen, sondern es geschieht nur als Zeugnis über die Freude Gottes an Christus und die Wertschätzung seines Werkes, woran wir, genau wie Er, in dieser Welt teilhaben.

Das Fest und der so bezeichnete Tag sind nicht ohne tiefe Bedeutung. Es war nicht Pfingsten, wie man es in Anbetracht der Gabe des Geistes für natürlich halten könnte, sondern das Laubhüttenfest. Wenn wirklich das Wochenfest jemals der Zeitpunkt für irgendwelche Taten oder Reden unseres Herrn im vierten Evangelium war, so wird das doch sorgfältig verborgen gehalten; und das, weil es in den Bereich von Paulus weit mehr hineinfällt als in den von Johannes, dessen charakteristische Wahrheit die Offenbarung Gottes und des Vaters in dem Menschen Christus Jesus auf Erden ist und nicht die des Hauptes des Leibes in der Höhe. Deshalb wird hier nicht behandelt, wie der Geist in einen Leib tauft, sondern es ist von dem Geist als Kraft des Zeugnisses die Rede, und zwar von der innersten Erquickung der Seele her, durch jenen Geist, der von dem verherrlichten Jesus kommt.

Wir sind jetzt noch nicht im Himmel, sondern wandern durch die Wüste. Der Tag der Herrlichkeit ist noch nicht gekommen; und doch ist Er, der den Sühnetod starb, in der Herrlichkeit, und deshalb sendet Er den Geist zu uns herab, die wir hier sind, damit wir eine göttliche Verbindung mit Ihm dort haben sollen. Was konnte solche Kraft zum Zeugnis geben? Da ist mehr als die leuchtendste Hoffnung; denn der Geist ist eine gegenwärtige Verbindung mit Ihm, der in der Höhe ist; doch trägt uns die ganze Kraft der Hoffnung über uns umgebende Schwierigkeiten hinweg. Denn die Herrlichkeit selbst erscheint noch nicht, obwohl der, der sie einführen wird, schon in ihr und ihrem Mittelpunkt und ihrer höchsten Sphäre ist. Seine Stunde wird kommen, wo Er sich selbst der Welt zeigen wird. In der Zwischenzeit leben wir in dem Geheimnis seiner Erhöhung und warten auf seine Offenbarwerdung; während wir den Heiligen Geist haben, der uns von Ihm herabgesandt worden ist aus jener Herrlichkeit, die Er uns kundwerden lässt, damit wir die trockene Wüste, durch die wir gehen, umso mehr empfinden. Dies ist nicht unsere Ruhe; sie ist gestört; und hier haben wir keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Aber wir warten durch den Geist im Glauben auf die Hoffnung der Gerechtigkeit (d.h. auf die Herrlichkeit Gottes), nicht auf die Gerechtigkeit oder den Geist der Herrlichkeit selbst, und Er, der nicht nur in der Herrlichkeit ist, als Haupt und Erbe aller Dinge, sondern der bald kommen wird, um uns dorthin zu bringen, wo Er jetzt ist, gibt uns den Geist als Ströme lebendigen Wassers, um uns innerlich zu füllen und nach außen zu strömen, auch wenn die Wüste noch so öde ist. Ich kenne keinen stärkeren Ausdruck für die Innigkeit des Innewohnens des Geistes in uns, wie sie im Gegensatz zu seinem Wirken mit Heiligen zu alten Zeiten steht. Aber hier wird eine solch tiefe Vermischung mit den Gefühlen und Gedanken des inneren Menschen vorausgesetzt, wie sie hervorragend für den Besitz des Geistes bei dem Christen charakteristisch ist, umso mehr als es um das reiche Ausströmen des Zeugnisses für Christus in der Höhe geht. Deshalb konnte es kein solches Vorrecht geben, bis Jesus verherrlicht wurde, was darauf folgte, dass Er Gott moralisch durch den Tod am Kreuz verherrlicht hatte.

Die Ausdrucksweise von Vers 39 ist ganz korrekt und angebracht, wenn sie auch auf den ersten Blick seltsam klingen mag. Der Geist ist ohne Zweifel eine Person, aber Er wird hier als die markante Tatsache eines noch nicht bestehenden Zustandes betrachtet. Deshalb steht pneu'ma ohne Artikel. Wiederum heißt es h\n und nicht ejgevneto. Er fing niemals an zu existieren, denn sein Sein war göttlich und ewig. Aber es war noch nicht eine Tatsache für den Menschen auf Erden. Zu Pfingsten wurde Er von dem Himmel herabgesandt. Vergleiche Apostelgeschichte 19, wo die Frage lautete: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid? Und die Antwort ist: Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist. Die Bedeutung bezieht sich keineswegs auf seine Existenz, sondern auf seine Taufe, von der Johannes der Täufer zu seinen Jüngern gesprochen hatte.

Wir haben dann des Herrn vorgreifende Erklärung von der Macht des Geistes gehabt, den der Gläubige empfangen sollte und den Er zu Pfingsten und fortan bekam: nicht das Lebendigmachen des Ungläubigen und auch nicht eine Kraft, die in der Anbetung emporzieht, sondern das Herausströmen aus dem inneren Menschen im Zeugnis, was beides sehr charakteristisch für das Christentum ist. Wie traurig, dass die Christenheit sich jetzt und immer so ungläubig und feindlich zeigt. Aber es ist so, dass Gottes Warnungen bei jedem Bruchstück geprüft werden müssen. In den Händen des Menschen macht jede Zerstreuung nichts so offenbar wie der Unglaube es bei seinen eigenen Vorrechten und seiner Verantwortlichkeit tut. So rebellierte Israel nicht nur gegen das Gesetz, sondern wandte sich heidnischer Eitelkeiten wegen vom HERRN ab, und die zu Ihm Zurückgekehrten verwarfen sogar ihren eigenen Messias. Ist der Geist jetzt herabgesandt und gegenwärtig, seit Jesus verherrlicht wurde? Seit den apostolischen Tagen strebte die Christenheit begierig nach Gesetz und Form. So setzte sie den ersten Menschen wieder ein und verleugnete das Kreuz auf Erden und den zweiten Menschen im Himmel, der wiederkommen wird. Sie widersetzt sich keiner Wahrheit so energisch wie der, die in Wort und Tat zu bezeugen, sie aufgerufen ist.

Die Worte unseres Herrn machten einen bestimmten Eindruck; aber alles ist vergebens, wenn nicht das Gewissen vor Gott erreicht wird.

Verse 40-44

Joh 7,40-44: Etliche nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Andere sagten: Der Christus kommt doch nicht aus Galiläa? Hat nicht die Schrift gesagt: Aus dem Samen Davids und aus Bethlehem, dem Dorfe, wo David war, kommt der Christus? Es entstand nun seinethalben eine Spaltung in der Volksmenge. Etliche aber von ihnen wollten ihn greifen, aber keiner legte die Hände an ihn.

Menschen fügen nicht nur zusammen, was Gott trennt, sondern trennen auch, was Gott zusammenfügt. Einige nannten Ihn den Propheten, andere den Christus, wie wir am Anfang dieses Evangeliums schon gesehen haben: ein Unterschied, der damals weit verbreitet war, aber ganz unbegründet ist. Die Gegenargumente, die der Kenntnis entbehren, lassen eine Unwissenheit zu Tage treten, die schon eine wenig gewissenhafte Nachfrage hätte vertreiben können. Bei dem Mensch im Glauben mag es auch oft – und es ist wirklich oft der Fall – einen Mangel an Licht geben; aber trotz aller Hindernisse hält der Glaube fest an dem, von dem er erkennt, dass es von Gott ist, anstatt vor einer Schwierigkeit zu kapitulieren, die sich bei weiterer Forschung als unbegründet erweisen würde. Als Bartimäus hörte, dass Jesus von Nazareth da war, ließ er sich nicht davon abbringen zu rufen: „Sohn Davids, erbarme dich mein!“; und sein Glaube erntete den Segen sofort. Wenn Er auch der verachtete Prophet aus Galiläa war, so war Er doch um nichts weniger der Messias von Bethlehem und aus der Linie Davids. Aber der Unglaube ist seiner Herrlichkeit gegenüber blind, und er findet in dem einen einzigen Mittelpunkt nichts als eine Gelegenheit zum Zertrennen. Doch wie groß auch die Feindseligkeit der Menschen war, sie konnten Ihn nicht greifen, bis die Stunde gekommen war bei Gott, die Versöhnung an seinem Kreuz zu vollenden, so wenig sie auch daran dachten. Es gab jedoch bei den religiösen Führern dunklere Züge als bei der Menge; und dies stellt der Geist als Nächstes vor unsere Augen.

Verse 45-49

Joh 7,45-49: Es kamen nun die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr denn auch verführt? Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt, oder von den Pharisäern? Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!

Hier antwortete das Gewissen auf die Worte des Herrn wenigstens in solcher Art, dass sie vor ihren Obersten ein unfreiwilliges Bekenntnis von der Macht, mit der Er sprach, gaben. Er war nicht wie die Schriftgelehrten, aber die Pharisäer antworten mit unbesiegbarer Härte und sind bei der Schwäche der Diener nicht zu widerlegen. Sie fordern sie auf, irgendeinen der Obersten oder der Pharisäer zu bringen, der daran glaubte, und sie verraten ihre Verachtung für die Masse ihrer Landsleute. Indem sie sich des Gesetzes rühmten, entehrten sie durch Überschreiten des Gesetzes und noch schlimmere Dinge Gott. Aber Gott bringt einen unerwarteten, zwar schwachen, doch immerhin einen Zeugen aus ihrer eigenen Mitte, der nicht nur ein Pharisäer, sondern ein Oberster war, ins Spiel.

Verse 50-52

Joh 7,50-52: Da spricht Nikodemus zu ihnen, der einer von ihnen war: Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es zuvor von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht.

Sie, die nicht in der Lage waren, der gerechten Forderung ihres eigenen Gesetzes zu widerstehen, bewiesen, dass ihre Nichtunterwerfung eine tiefere Wurzel hatte; sie verachteten nämlich in Hochmut nicht in diesem Augenblick den unwissenden Pöbel, sondern einen, und nicht den geringsten, ihrer eigenen Obersten; und wie gewöhnlich zeigen sie, dass Menschen sich nie so todsicher irren, als wenn sie am meisten auf fleischliche Macht sich verlassen. In der Tat ist es das Schicksal von Traditionsfanatikern, sich immer zu irren, ob im Judentum oder in der Christenheit. Die Schrift allein ist verlässlich. Und diejenigen, die bekennen, von der Schrift, so wie sie in der Tradition interpretiert wird, geleitet zu werden, werden zeigen, wie alle, die zwei Herren dienen, dass sie an der Tradition und ihrer Unsicherheit hängen und dass sie die Schrift trotz ihrer göttlichen Autorität verachten, wobei sie ihrem eigenen Zustand gegenüber blind sind, was wirklich bedauernswert, aber doch nicht weniger verwerflich ist. So macht Eusebius von C., der keineswegs der am wenigsten Fähige oder der Abergläubigste der Väter war, die gröbsten Fehler beim Berichten kirchlicher Tatsachen aus der Apostelgeschichte oder anderswo.

So behaupten hier die Pharisäer, dass kein Prophet aus Galiläa komme. Sie irrten sich in jeder möglichen Weise. Waren sie Propheten, um in jener Zeit für Gott zu sprechen? Hatten sie von Jona oder Nahum gehört? Der Größte der Propheten, der nicht schrieb – der geheimnisvolle Tisbiter –, der aufgestanden war und noch einmal aufstehen würde, war von Gilead und war deshalb von dem Sitz religiösen Stolzes noch mehr entfernt als Galiläa, da er von der Gegend östlich des Jordan stammte. Aber die Wahrheit ist diese, dass der Eine, den ihre Seele verabscheute und auf den die Armen der Herde warteten, aus Bethlehem-Ephratha stammte, und seine Tage waren von alters her, ja von Ewigkeit her. Ihn kannten sie überhaupt nicht, obwohl Gesetz und Propheten überall von Ihm zeugten; aber die Wolkensäule, die Ihn umgab, gab den stolzen Menschen von Jerusalem, kein Licht. Ihre Finsternis hat das wahre Licht nicht erfasst.

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