Spezialfragen zur Taufe
Taufalter, Täufer, Taufformel, Untertauchen usw.

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 03.10.2005, aktualisiert: 30.05.2022

Leitverse: Matthäus 28,19; Römer 6,3.4

Mt 28,19: Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauf sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Röm 6,3.4:
Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

Zweiter Brief / Herbst 1974

Einleitung

Lieber Bruder in Christus!

Zu meiner Freude höre ich, dass du dich hast taufen lassen. Das ist eine gute Nachricht; ich kann nun auch anderen, wenn sie nach dir fragen, von Herzen bezeugen, dass du ein Christ geworden bist. Das soll natürlich nicht heißen, dass du keine Fragen mehr über die Taufe hättest. Im Gegenteil, mein letzter Brief hat bei dir eine Reihe von Fragen aufgeworfen, und das ist ganz verständlich, weil du dich nur kurz in das Thema vertieft hast und darüber hinaus umgeben bist von recht vielen Christen, die andere Auffassungen darüber haben. Ich will versuchen, soweit ich es vermag, auf deine Fragen zu antworten, und dabei immer zuerst deine Fragen zusammenfassen.

Eingang in das Reich – durch Taufe oder Neugeburt?

Dir ist klargeworden, dass die Taufe die Einführung in das Reich ist und nichts mit der neuen Geburt zu tun hat. Aber in Johannes 3 liest du, dass das Eingehen in das Reich doch ganz bestimmt mit der neuen Geburt verbunden wird. Auch fragst du, was nun eigentlich die normale Reihenfolge ist: ob jemand den Heiligen Geist vor oder nach der Taufe empfängt.

Die Antwort auf den ersten Teil der Frage ist schon in dem enthalten, was ich früher dargelegt habe, nämlich dass wir, was das „Königreich“ betrifft (übrigens auch was „das Haus Gottes“ und sogar was den Begriff „die Versammlung“ betrifft), unterscheiden müssen zwischen dem göttlichen und dem menschlichen Aspekt. Diese Begriffe werden nun einmal von der einen und dann wieder von der anderen Seite beleuchtet. Im ersten Fall umfassen sie nur wahre Gläubige, im zweiten Fall christliche Bekenner. Die „Versammlung“ im Epheserbrief umfasst nur wahre Christen; aber in Offenbarung 3,15-20 nur Bekenner, vielleicht ohne einen einzigen wirklich Gläubigen. Das „Haus Gottes“ in Epheser 2,21 ist die wahre Versammlung; aber in 1. Korinther 3 ist es ein von Menschen gebautes Haus, und dann kann es Holz, Heu und Stroh enthalten. So ist das „Reich der Himmel“ im Matthäusevangelium nahezu immer ein System, das sowohl Gute als auch Böse umfasst; aber in Johannes 3 ist das „Reich Gottes“ im allgemeinen Sinn der wahre (wiedergeborene) Teil des Reiches der Himmel in dieser Zeit und im Besonderen das Reich, wie es für Israel aufgerichtet werden wird (vgl. den Hinweis auf Hesekiel 36) und in das nur Wiedergeborene eingehen werden (vgl. Jes 60,21). In dieser Hinsicht ist es also ein engerer Begriff als das Reich der Himmel in seiner heutigen Form, aber in seinem zeitlichen Zusammenhang ist es ein umfassenderer Begriff, denn es war in bestimmtem Sinn schon in den Evangelien auf der Erde gegenwärtig, und zwar in der Person des Herrn Jesus (s. Lk 17,21).

Empfang des Geistes – vor oder nach der Taufe?

Der zweite Teil deiner Frage verrät, denke ich, einen falschen Ausgangspunkt. Viele Christen haben sich den Kopf über die Frage zerbrochen, ob wir nun in Apostelgeschichte 2 und 8 und 19 oder in Apostelgeschichte 10 die normale Reihenfolge haben. Angenommen, du hättest schon eine Lösung für diese Frage, das würde jedoch kein Licht auf die Bedeutung der Taufe werfen. Ich denke, gerade die Tatsache, dass die Taufe im Prinzip sowohl vor als auch nach dem Empfangen des Heiligen Geistes stattfinden kann (in jedem Fall stattgefunden hat), zeigt, dass beide Angelegenheiten einfach nicht mehr miteinander zu tun haben, als allein dies: Der Heilige Geist ist Gottes Siegel auf den Glauben (Eph 1,13), und die Taufe ist das Einführen in den Bereich, wo der Heilige Geist wohnt und wirkt (siehe den ersten Brief).

Sich taufen lassen – ein Akt des Gehorsams?

Ich habe in meinem vorigen Brief schon kurz darauf hingewiesen, dass das Getauftwerden keine Tat des Gehorsams ist, aber du hast mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich diesen Punkt noch nicht näher ausgeführt habe.

In der Tat ist es sehr merkwürdig (obwohl man es tausendfach zu hören bekommt), dass jemand sich aus Gehorsam gegenüber einem Gebot des Herrn taufen lassen müsste. Es gibt überhaupt kein Gebot des Herrn, getauft zu werden; durchsuche einmal daraufhin die Schrift! Wenn du schon von einem Gebot sprechen willst, dann gibt es lediglich ein Gebot des Herrn an die zwölf Apostel zu taufen, nicht getauft zu werden (die Zwölf sind selbst nicht einmal getauft worden). Zudem ist die Taufe gerade die Einführung auf den „christlichen Boden“; es ist doch undenkbar, dass es ein christliches Gebot für die geben sollte, die noch „draußen“ sind, die also noch nicht einmal Christen sind. Der ganze Gedanke, dass die Taufe eine Tat des Gehorsams gegenüber einem Gebot ist, steht im Widerspruch zu dem Charakter des Christentums, wenn man das auch nicht begreift. Wenn die Taufe eine Tat des Gehorsams ist, dann bekommen die Juden in Apostelgeschichte 2 Vergebung aufgrund ihres eigenen Gehorsams gegenüber einer irdischen Einrichtung! Das ist rein gesetzlich und unchristlich. Die Gebote des Herrn sind stets sittlicher Art (Joh 14,21; 15,10) und haben niemals Bezug auf äußere irdische Einrichtungen. Die beiden einzigen Einrichtungen, die der Herr im Christentum angeordnet hat, sind keine Gebote, sondern Vorrechte, die uns die Früchte des Todes Christi genießen lassen. „Tut dieses zu meinem Gedächtnis“ – wie abstoßend ist der Gedanke, dass das ein Gebot wäre, dem Gehorsam geleistet werden muss. Es ist der Ausdruck des Verlangens des Herrn, der an unsere Gegenliebe appelliert. Daran teilzunehmen, ist ein Vorrecht, keine Pflicht. Dass wir dem Herrn antworten: „Dein Wunsch ist mir Befehl“, das ist eine völlig andere Sache.

So ist auch die Taufe nicht eine Pflicht, sondern ein Vorrecht. Selbstverständlich ist die Taufe notwendig, wenn man die christliche Stellung auf der Erde einnehmen will. Aber ist es eine „Pflicht“, ein Christ zu werden, oder ist es ein Vorrecht, ein Segen? Es gibt zwei Schriftstellen, die darauf eine deutliche Antwort geben.

  1. Die erste ist in Apostelgeschichte 8, wo Philippus dem Kämmerer die Person des Herrn Jesus verkündigt als den, dessen Leben von der Erde weggenommen wurde (Apg 8,33). Der Kämmerer wird in seinem Gewissen überzeugt und will die Seite des gestorbenen Jesus wählen. Und was sagt er? „Ich möchte gern dem Herrn gehorchen und mich taufen lassen“? Bestimmt nicht. Er sagt: „Was hindert mich, getauft zu werden?“ Welche Gründe könntest du anführen, mir dieses Vorrecht zu verweigern, fortan auf der Erde zu diesem Jesus zu gehören?, fragt er gleichsam. Hier spricht kein Mann, der seine Pflicht erfüllen muss, sondern der um ein Vorrecht bittet.

    Welch eine merkwürdige Sache ist es doch eigentlich, dass ich eine Pflicht haben sollte, die ich selbst nicht einmal erfüllen kann, sondern die ein anderer an mir erfüllen muss? Ich kann mich selbst ja nicht einmal taufen. Deshalb wurden die Zwölf nicht getauft, denn dann hätten sie sich selbst taufen müssen. Sie hatten den Auftrag, andere zu taufen und einzuführen. Wenn die Taufe ein Bekenntnis von dem ist, was ich geworden bin, warum habe ich dazu dann einen anderen nötig, der mich tauft? Wie kann die Taufe eine Tat von mir selbst sein, wenn ich vollkommen passiv und von einem anderen abhängig bin? Aber das ist nun eben der besondere Charakter der Taufe! Das Wesentliche ist gerade, dass ich passiv bin, denn es ist nicht meine Tat, sondern die des Taufenden. Nicht ich, sondern er erfüllt seine Pflicht und öffnet als jemand, der bereits „drinnen“ ist, für mich die Tür, um auch mich hineinzulassen. Ich kann höchstens dem Taufenden einen „Hinweis“ geben und ihn, gerade so wie der Kämmerer, fragen, ob es irgendeinen Hinderungsgrund gibt, dass er mir diesen Dienst nicht erweist.

  2. Die zweite Schriftstelle ist in Apostelgeschichte 10. Nachdem der Heilige Geist auf Kornelius und die Seinen gefallen war, sagte Petrus: „Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir? Und er befahl, dass sie getauft würden in dem Namen des Herrn“ (Apg 10,47.48). Hier haben wir wieder denselben Gedanken. Nicht einen Appell an den Gehorsam des Täuflings, sondern einen Ausruf, welche Gründe genannt werden könnten, die es verhindern, dass diesen Heiden, die so deutlich von Gott anerkannt wurden, nicht das Vorrecht der Taufe geschenkt würde und sie dadurch ins Reich eingeführt würden. „Könnte wohl jemand das Wasser verwehren?“ Wer hätte gewagt, ihnen das Vorrecht zu verweigern? Der Täufling musste natürlich seinerseits bereit sein mitzuwirken. Das erklärt den scheinbaren „Auftrag“ in Apostelgeschichte 2,38 und 22,16 („Lass dich taufen“), wo Petrus und Ananias nichts anderes tun, als auf den richtigen Weg hinzuweisen, auf dem der Jude von dem gottlosen Volk abgesondert und zu Christus hinzugefügt werden konnte, in einer Weise, wie sie der Herr angeordnet hatte. Eine deutlichere Übersetzung („werde getauft“) zeigt noch besser, dass es die Handlung des Taufenden blieb, zu der lediglich die Bereitschaft des Täuflings erforderlich war, und zwar gerade bei den Juden; in Apostelgeschichte 8 und 10 geschieht das nicht einmal.

Die Taufe – ein Zeugnis?

Du hast gut verstanden, dass die Taufe nie und nimmer in der Schrift ein Zeugnis von etwas ist, was ich getan habe (nämlich geglaubt), oder von etwas, was ich geworden bin (nämlich ein Gläubiger), noch von dem, was mit mir geschehen ist (nämlich mit Christus gestorben). Du bemerkst aber, dass die Taufe doch wohl einen Zeugnischarakter hat, und fragst, welcher Art dieses Zeugnis ist.

Zuvor kurz Folgendes. Wie merkwürdig ist die Auffassung, dass die Taufe ein Zeugnis davon ist, dass ich mit Christus gestorben und auferweckt bin. In der ganzen Apostelgeschichte gab es wahrscheinlich keinen einzigen Täufling, der diese Wahrheit kannte (mit Sicherheit nicht vor der Bekehrung des Saulus), denn der Herr offenbarte sie erst viel später dem Paulus – wie konnten die Täuflinge denn dann Zeugnis davon in der Taufe ablegen? Was aber wussten sie wohl von der Taufe? Das, was die Juden schon Jahrhunderte von der Taufe wussten und was von den Zwölfen bestätigt wurde: dass sie die Einführung in eine bestimmte göttliche Ordnung von Dingen ist. In der Zeit des Christentums bedeutete das, dass jemand auf der Erde zu einem gestorbenen und auferweckten Christus hinzugefügt wurde – und das verstanden die Juden in Apostelgeschichte 2 (Apg 2,23.24), der Kämmerer in Apostelgeschichte 8 (Apg 8,33) und die Heiden in Apostelgeschichte 10 (Apg 10,39.40) sehr gut. Aber das ist doch ganz etwas anderes als die tiefe Wahrheit, dass wir mit Christus gestorben und auferweckt sind. Darüber hinaus: Wenn die Taufe ein Bekenntnis des Glaubens ist, warum lassen wir uns dann nicht jede Woche taufen, so wie wir jede Woche das Abendmahl feiern? Lass die „Baptisten“ sich einmal fragen, weshalb die christliche Taufe so ausdrücklich nur einmal stattfindet.

Sicherlich ist die Taufe ein Zeugnis. Aber bedenke, was ich gerade gesagt habe: Die Taufe ist vor allem eine Handlung des Taufenden; für den Täufling ist das eine passive Sache. Aber wo er weiß, was mit ihm geschieht, wird er von Herzen dem Zeugnis der Taufe zustimmen. Das Zeugnis ist:

  • dass er ein Sünder ist
  • dass er sich in einem Bereich befindet (sei es nun das Heiden oder das Judentum), über dem drohend das Gericht Gottes hängt
  • dass er bis hierher in diesem Bereich ein Leben der Sünde führte
  • dass er mit diesem Bereich und mit diesem Leben brechen will
  • dass er begreift, dass allein der Tod diesen Bruch zustande bringen kann
  • dass der einzige Tod, in dem er sicher ist, der Tod Christi ist
  • dass er sich deshalb freiwillig, vor den Augen der Welt, lebendig in diesem Tod Christi begraben lässt
  • dass er die Seite des verworfenen und getöteten Christus wählt
  • dass er fortan auf der Erde unter der Autorität und in der Kraft eines auferweckten Christus in Neuheit des Lebens wandeln will (Röm 6), mit Christus bekleidet (Gal 3), mit einem guten Gewissen vor Gott (1Pet 3).

Nebenbei bemerkt: Einige meinen, dass Galater 3,27 („ihr habt Christus angezogen“) doch wohl eindeutig auf eine Aktivität des Täuflings hinweist. Das ist aber ein Missverständnis. Paulus nennt allein das Kennzeichen der Taufe: Das Getauftwerden bedeutet (beinhaltet) ein Anziehen Christi, ein Unter-seine-Autorität-gestellt-Werden. Wenn ich ins Wasser falle, werde ich nass. Das Nasswerden ist nicht so sehr eine Aktivität meinerseits, die ich ausübe, wenn ich ins Wasser falle; das Nasswerden ist einfach etwas, was dem Ins-Wasser-Fallen selbst eigen ist.

Zehn Jahre – für die Taufe zu jung?

Deine folgende Frage ist sehr interessant. Du sagst, dass du noch ziemliche Schwierigkeiten hast, alles zu begreifen, was mit der Taufe zu tun hat; und nun hast du einen zehnjährigen Sohn, der bekennt, dem Herrn Jesus anzugehören, und gern getauft werden möchte. Nun fragst du, ob es nicht besser ist, noch ein paar Jahre zu warten, damit er erst begreifen lernt, was die Taufe überhaupt bedeutet, und du auch sicher weißt, dass er ein Gläubiger ist.

Ja, lieber Bruder, was soll ich darauf sagen? Können wir nur diejenigen als getauft betrachten, die ein richtiges Verständnis von dem hatten, was mit ihnen geschah, als sie getauft wurden? Ich selbst war zwölf Jahre alt, als ich getauft wurde, und ich weiß heute rückblickend, dass ich nichts davon verstand. Bedeutet das nach deiner Meinung, dass ich eigentlich nicht getauft bin? Wenn die Taufe ein Bekenntnis von etwas ist, was ich geworden bin, und ich das noch nicht bin oder das noch nicht begreife, ja, dann hat die Taufe wirklich keinen Wert. Wenn die Taufe dagegen aber eine Einführung ist – was sie tatsächlich ist! – auf einen Platz der Segnungen, dann hat die Taufe großen Wert, auch wenn ich zu der Zeit selbst noch nicht verstehe, wohin die Taufe mich bringt. Das ist auch kaum nötig, denn die Taufe bringt mich ja dorthin, damit ich diese Segnungen gerade kennenlerne (oder immer besser kennenlerne). Alle tiefergehenden Unterweisungen über die Taufe werden in der Schrift an solche gerichtet, die bereits getauft sind, und nicht an diejenigen, die noch getauft werden müssen. Nur an Stellen, wo die Aufforderung an einen Juden ergeht („werde getauft“; Apg 2; 22), wird auch etwas über den Charakter der Taufe hinzugefügt („zur Vergebung oder Abwaschung der Sünden“).

Noch stärker: Ich finde nirgends in der Schrift eine Art „Verhör“, das der Taufe vorausgeht. Diejenigen, die bekennen, bekehrt zu sein, werden prompt getauft. Die einzige Ausnahme, die gern zitiert wird, ist Apostelgeschichte 8,37, wo Philippus zu dem Kämmerer sagt: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt“, mit der bekannten Antwort des Kämmerers. Aber dieser Vers kommt in keiner der wichtigen Handschriften vor und wird auch in allen neueren Übersetzungen weggelassen oder nur in der Fußnote erwähnt. Der Vers ist offensichtlich eine Einfügung von jemandem, der meinte, dass der Taufe eine gründliche Prüfung vorauszugehen hätte.

Nun, warum wartest du denn, deinen Sohn zu taufen? Willst du erst noch warten, um sicher zu wissen, ob dein Sohn ein Gläubiger ist? Ich kann solch eine „Prüfperiode“ nirgends in der Schrift finden. Oder nimmst du an, dass Philippus einem Irrtum erlag, als er Simon, den Zauberer, prompt taufte, statt abzuwarten, ob Simon wohl ein wahrer Gläubiger war? Ich glaube durchaus nicht, dass Philippus sich irrte. Aber er war ja auch kein Baptist, der erst abwartet, ob der bekannte Glaube wohl echt ist. In der Schrift sehe ich, dass diejenigen, die bekennen, die Seite des Herrn Jesus zu wählen, prompt getauft werden. Wenn Unterweisung nötig ist, dann folgt sie auf die Taufe, geht ihr aber nicht voraus. Dein Sohn braucht nichts zu tun und nichts zu ergründen; er ist der passive Täufling, du bist der aktive Taufende. Ich habe bereits gesagt: Die Taufe ist nicht eine Tat des Gehorsams des Täuflings gegenüber dem Herrn, sondern eine Tat der Gnade des Herrn (durch deine Vermittlung) gegenüber dem Täufling. Wäre übrigens die Taufe doch eine Tat des Gehorsams, dann würdest du falsch handeln, denn du würdest deinen Sohn, der dem Herrn gehorchen will, daran hindern.

Wie lange denkst du noch zu warten, bis du absolut sicher weißt, dass dein Sohn ein Gläubiger ist? Ist das die Hauptfrage, um die es geht? Die Schrift fordert uns auf, unsere Kinder aufzuerziehen in der Zucht und Ermahnung des Herrn, also so, als wären sie Christen (Eph 6,4; vgl. Eph 6,1). Du selbst hast vor kurzem das Vorrecht geschmeckt, durch die Taufe die heidnische Welt, wo Satan regiert, zu verlassen. Welches Recht hast du, deinen Sohn in dieser Welt zurückzulassen? Selbst hast du das Vorrecht geschmeckt, durch die Taufe in das Reich der Himmel eingeführt zu werden. Aber der Herr sagt: „Lasst die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel“ (Mt 19,14)! Wenn der Herr also sagt: „Wehret ihnen nicht“, und dein Sohn sagt: „Was hindert mich, getauft zu werden?“, was wirst du dann antworten? Wirst du deinem Sohn dann das Vorrecht vorenthalten, das du selbst empfangen hast? Bring dieses Problem vor den Herrn – ich weiß sicher, dass die Antwort dir dann nicht schwerfallen wird.

Wer darf taufen?

Zum Schluss bemerkst du, dass ich überhaupt noch nichts über die Frage gesagt habe, wer taufen soll, wie getauft werden muss und mit welcher Formel.

Ich habe darüber absichtlich nichts geschrieben, um dadurch umso mehr den Nachdruck auf das Bekenntnis der Taufe fallen zu lassen und auf die Tatsache, dass (und nicht so sehr wie) du getauft werden musst. Ich sage nicht, dass die Art und Weise zu taufen unwesentlich ist, aber ich verwerfe doch die Einwände vieler Christen, die ruhig behaupten, dass der oder der nicht getauft ist, einfach weil es nicht von der richtigen Person, in der richtigen Weise oder mit der richtigen Formel geschehen ist. Die christliche Taufe ist eine christliche, nicht eine jüdische Einrichtung. Im Judentum kam es sehr stark darauf an, ob bestimmte Zeremonien in der genau vorgeschriebenen Weise ausgeführt wurden, aber im Christentum geht es um den geistlichen Inhalt und nicht um die äußerliche Form. Ich sehe in der Schrift eine bemerkenswerte Unbestimmtheit bezüglich dieser drei Probleme, die du nennst, eine Unbestimmtheit, die Gott ohne Zweifel absichtlich gelassen hat, damit wir uns nicht an Äußerlichem festbeißen.

Nimm die Frage, wer berechtigt ist zu taufen. Millionen Christen werden mit Bestimmtheit behaupten, dass nur ein ordinierter Amtsträger die Taufe ausführen darf. Aber wer ist in diesem Gedankengang ihr Führer? Die Überlieferung oder die Schrift? Was ich in der Schrift finde, ist, dass der Herr ausschließlich den zwölf Aposteln den Auftrag gegeben hat, zu taufen. Nun frage ich dich: Haben wir ein konkretes Beispiel in der Schrift, dass einer dieser Apostel tatsächlich jemals getauft hat? Kein einziges! Das einzige Mal, wo wir erwarten würden, dass Petrus getauft hätte, überließ er das völlig unbekannten Personen, offenbar den sechs Brüdern, die ihn begleiteten (Kap. 10,23.48; 11,12). Von den mit Namen genannten Personen, von denen wir ausdrücklich lesen, dass sie tauften, war Philippus ein gewöhnlicher Evangelist (Apg 8,12.38; 21,8), Ananias ein gewöhnlicher Jünger (Apg 9,10; 22,16), und Paulus war zwar ein großer Apostel, aber gerade er sagt, dass er nicht gesandt war zu taufen (1Kor 1,13-17). Die einzige Schlussfolgerung, die wir also ziehen dürfen, ist die, dass der Taufende ein Christ sein muss; wer jemand hineinlässt, der „draußen“ ist, muss selbst „drinnen“ sein, weitere Bedingungen nennt die Schrift nicht.

Auf welche Weise hat die Taufe zu geschehen?

Dieselbe Unbestimmtheit sehen wir bezüglich der Art und Weise, zu taufen. Es ist kein einziges Beispiel im Neuen Testament anzuführen, aus dem zu ersehen wäre, wie getauft wurde. Auch das gern zitierte „Und sie stiegen beide in das Wasser hinab“ (Apg 8,38) oder „weil viel Wasser daselbst war“ (Joh 3,23) hat lediglich „Beweiskraft“ für die, die bereits genau (meinen zu) wissen, wie getauft werden muss. Die Tatsache, dass die Schrift über die Art zu taufen schweigt, verbietet uns schon im Voraus zu behaupten, dass jemand nicht „getauft“ ist, weil beispielsweise zu wenig Wasser gebraucht worden wäre oder sein Kopf nicht unter der Wasseroberfläche gewesen wäre. Wenn wir trotzdem wissen wollen, wie wir am richtigsten taufen können, dann müssen wir versuchen, das aus der Bedeutung des griechischen Worte (baptizo) abzuleiten und aus der Bedeutung der Taufe als solcher.

Man behauptet oft einfach: „Taufen bedeutet untertauchen“, damit ist die Sache erledigt. Aber so einfach ist das nicht. Die Grundbedeutung von baptizo ist „untergehen“, und davon finden wir weder etwas in Lukas 12,50 noch in Markus 10,38.39, wo der Herr Jesus sein bevorstehendes Sterben eine „Taufe“ nennt. Neben diesen beiden Schriftstellen gibt es noch viele andere im Neuen Testament, wo baptizo ganz und gar nicht „untertauchen“ bedeutet. In Markus 7,4 weist das Wort auf das „Waschen“ von Gefäßen und in Lukas 11,38 auf das „Waschen“ der Füße hin. Wenn du dann einwendest, dass baptizo hier nicht eine zeremonielle Bedeutung hat, dann weise ich auf 1. Korinther 10,2 hin, wo es ebenso wenig „untertauchen“ bedeutet, und noch mehr auf Hebräer 6,2 und 9,10, wo baptisma auf rituelle „Waschungen“ hinweist, die in dem Gesetz Moses vorgeschrieben waren. Waren das „Untertauchungen“? Niemals; es waren immer „Besprengungen“, wie unter anderem auch aus dem Beispiel ersichtlich ist, das direkt darauf in Hebräer 9,13 genannt wird! Ich meine damit absolut nicht, dass baptizo „besprengen“ bedeutet, wohl aber, dass baptizo „reinigen“ durch die Anwendung von Wasser bedeutet, ob dabei nun viel (z.B. untertauchen) oder wenig Wasser (z.B. besprengen) gebraucht wird. So lesen wir in dem apokryphen Buch Jesus Sirach von jemandem, der von einer Leiche „getauft“ (also gereinigt) wurde, indem das Reinigungswasser auf ihn gesprengt wurde (s. 4Mo 19), wodurch er seinen Platz im Lager wieder einnehmen konnte.

Selbst die Bedeutung des Wortes kann uns also nicht helfen; auch hier herrscht eine absichtliche Unbestimmtheit. Man muss mit der Grundbedeutung von griechischen Wörtern in der Schrift immer vorsichtig sein, weil der Heilige Geist bestimmten Wörtern aus der griechischen Sprache im biblischen Gebrauch eines Wortes häufig eine ganz eigene Bedeutung gibt. Der Zusammenhang zwischen allen Fällen, wo baptizo und baptisma in ritueller Bedeutung gebraucht werden, weist darauf hin, dass die in der Schrift gebrauchte Grundbedeutung ist: „reinigen“ oder „beiseitestellen“ (was stark übereinstimmt), aber durchaus nicht „untertauchen“. „Taufen“ ist eine rituelle Handlung mit Hilfe von Wasser, durch die jemand symbolisch gereinigt oder beiseitegestellt (oder zugelassen) wird; das stimmt auch genau mit den Bedeutungen überein, die wir für die Taufe gefunden haben. Wie dieses Wasser angewendet werden muss, ist offensichtlich völlig sekundär; der einzige Hinweis ist, dass die Taufe unter anderem ein Begräbnis bezeichnet, und es versteht sich von selbst, dass das am deutlichsten durch Untertauchen illustriert wird. Darum scheint es mir ohne Weiteres das Beste, dass die baptisma durch Untertauchen stattfindet. Aber die Behauptung, dass, wenn nicht untergetaucht wurde, die Taufe ungültig ist, ist vollkommen unbiblisch und ihrem Charakter nach im Widerspruch mit dem Christentum, wo der Wert einer Sache im geistlichen Inhalt liegt, nicht in der äußeren Form, und sicher nicht da, wo die äußere Form ganz und gar nicht vorgeschrieben ist wie bei der Taufe.

Welche Taufformel muss man benutzen?

Zum Schluss begegnen wir derselben Unbestimmtheit bezüglich der „Taufformel“. Der Punkt ist: Es gibt überhaupt nicht solch eine Formel; nirgends lehrt die Schrift, dass bei der Taufe bestimmte Worte ausgesprochen werden müssen. Das ist auch gut so, denn sonst würde unser Fleisch (das so an Formen und Äußerlichkeiten hängt) auch davon wieder die Gültigkeit der Taufe abhängig machen. Auch hier gilt, dass es nicht um den einen oder anderen magischen Zauberspruch geht, sondern um die Absicht, mit der, und das Ziel, wozu getauft wird. Dass es gut und sinnvoll ist, diese Absicht während der Taufe auch laut zum Ausdruck zu bringen, ist klar, aber eine völlig andere Sache. Die Schrift wacht jedoch darüber, dass wir meinen, dabei an eine bestimmte Wortwahl gebunden zu sein. In Matthäus 28 trägt der Herr Jesus seinen Aposteln auf, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen; aber Er sagt überhaupt nicht, dass sie bei der Taufe diese Worte aussprechen müssten. Noch stärker: In der ganzen Apostelgeschichte lesen wir nicht ein einziges Mal, dass auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft wurde; immer ist es (soweit etwas mitgeteilt wird) auf den Namen Jesu. Und um uns auch da vor einer Formel zu bewahren, lautet der Ausdruck stets ein bisschen anders: „auf den Namen Jesu Christi“ (Apg 2,38), „in dem Namen des Herrn (andere Handschriften: Jesu Christi oder des Herrn Jesus Christus)“ (Apg 10,48), „auf den Namen des Herrn Jesus“ (Apg 19,5). Vergleiche Römer 6,3 und Galater 3,27: „auf Christus (Jesus)“. Es wird also aufgetragen, auf den Namen des dreieinigen Gottes zu taufen, und es wird getauft auf den Namen des Menschen Christus Jesus. Das hindert uns, eine bestimmte Formel allein gültig zu nennen. Vielleicht ist es das Einfachste und Schönste, beide Formulierungen zu gebrauchen und zum Beispiel zu sagen: „Ich taufe dich in dem Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, auf den Namen des Herrn Jesus Christus.“

Ich hoffe von Herzen, dass meine Bemerkungen dir helfen werden, die Antworten auf deine Fragen für dich selbst zu finden.

Inzwischen dem Herrn befohlen!

Mit brüderlichen Grüßen in Christus,
W. J. Ouweneel

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