Die ewige Sohnschaft
Die Sohnschaft Christi

Willem Johannes Ouweneel

© EPV, online seit: 09.08.2017, aktualisiert: 30.04.2023

Einleitung

Es gibt kein Thema in der Heiligen Schrift, das wir so behutsam und ehrfurchtsvoll behandeln müssen wie die Mitteilungen über die Person des Herrn Jesus Christus. Andererseits gibt es aber auch kein Thema, dessen Studium so viel Segen für das persönliche Glaubensleben eines Christen in sich birgt. Was sollte anziehender sein und mehr Befriedigung schenken als die Beschäftigung mit dem Sohn Gottes, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat? Und doch – auf welchem Gebiet sollte Satan mehr darauf aus sein, Fußangeln und Fallen zu legen, durch die wir straucheln und zu Schaden kommen könnten? Im Allgemeinen wendet der Feind, wenn es um das Studium der Wahrheiten über die Person Christi geht, zwei Methoden an, um Gläubigen zu schaden. Einerseits wird er versuchen, sie dahin zu bringen, auf Dinge einzugehen, die sie nicht gesehen haben, „eitlerweise aufgeblasen von dem Sinne ihres Fleisches“ (als eine Variation zu Kolosser 2,18 „Niemand bringe euch um den Kampfpreis, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er [nicht] gesehen hat, grundlos aufgebläht von dem Sinn seines Fleisches“). Die Folge ist dann, dass Gläubige kennen wollen, was ihrer Erkenntnis nicht zugänglich ist, und dadurch zu falschen Aussagen über die Person des Herrn Jesus kommen. Sie vergessen die Belehrung in Matthäus 11,27b: „Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.“ Niemand kennt also sowohl den Sohn als den Vater, doch von dem Vater lesen wir zumindest noch, dass es Menschen gibt, denen der Sohn den Vater offenbaren will, aber von dem Sohn lesen wir das nicht; nur der Vater kann die Herrlichkeit dessen ergründen, der vollkommen Gott und vollkommen Mensch in einer Person ist.

Der andere Fallstrick, den der Teufel uns zu legen versucht, ist genau umgekehrt, nämlich die Fußangel einer falschen Ehrfurcht. Viele Gläubige reden sich ein, dass sie sich besser überhaupt nicht mit solchen heiligen Themen beschäftigen, damit sie nicht zu falschen Auffassungen kommen. Doch das ist aus zwei Gründen ein gefährlicher Irrtum. Erstens berauben sie sich damit des Kostbarsten, was die Schrift uns lehrt, und das ist zur Unehre des Sohnes Gottes – genau das ist die Absicht des Feindes. Zweitens verstehen sie nicht, dass das intensive Studium und die Kenntnis der Wahrheit gerade der beste Schutz gegen Lügen und falsche Lehren sind. Nicht diejenigen, die sich in die Person Christi vertiefen (sofern es mit Ehrfurcht und Zurückhaltung geschieht), sondern diejenigen, die das nicht tun, sind am ehesten verkehrten Lehren über seine Person ausgesetzt. Wir sollen sicher nicht fleischlich versuchen, in das einzudringen, was nicht geoffenbart und erkennbar ist – aber wir haben ganz gewiss die Verantwortung, uns in geistlicher Weise mit allem zu beschäftigen, was Gott uns in seinem Wort über seinen Sohn geoffenbart hat.

Es ist, denke ich, die Sohnschaft Christi, die die herrlichsten Aspekte seiner Person beinhaltet, und diese Sohnschaft ist es, über die wir hier miteinander nachdenken möchten. Sohnschaft spricht von der Beziehung einer bestimmten Person zu einem Vater und einer Mutter. Sie ist also keine absolute, sondern eine relative Eigenschaft: Es gibt keinen Sohn ohne einen Vater. Wenn wir dies auf Christus anwenden, sehen wir sofort, wie tiefgehend das Thema ist, weil Er (wie gesagt) sowohl Gott als Mensch ist. Er ist sowohl der Sohn Gottes als auch der Sohn des Menschen. Seine Sohnschaft hat zwei Seiten, weil seine Person zwei Seiten hat. In dieser Broschüre wollen wir uns hauptsächlich mit dem ersten Aspekt beschäftigen: seiner ewigen Sohnschaft als Gott, der Sohn. Dies ist allerdings nur dann fruchtbar, wenn wir zuvor untersucht haben, wie die Schrift diese beiden Seiten seiner Sohnschaft unterscheidet.

Als Mensch auf der Erde geboren, war der Herr Jesus zunächst einmal der Sohn Marias, der Jungfrau, die schwanger wurde vom Heiligen Geist und Ihn in Bethlehem gebar (Mt 1,21-25 (21) Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden. (22) Dies alles geschah aber, damit erfüllt würde, was von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, der spricht: (23) „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen“, was übersetzt ist: Gott mit uns. (24) Joseph aber, vom Schlaf erwacht, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich; (25) und er erkannte sie nicht, bis sie [ihren erstgeborenen] Sohn geboren hatte; und er nannte seinen Namen Jesus.“; Lk 1,31; 2,7 (1:31) und siehe, du wirst im Leib empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen.“ „(2:7) und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.“). Er wird dann auch der Sohn Josephs genannt, weil dieser, obwohl nicht sein natürlicher Vater, als Mann der Maria sein gesetzlicher Vater war (Lk 3,23 „Und er, Jesus, begann seinen Dienst, ungefähr dreißig Jahre alt, und war, wie man meinte, ein Sohn Josephs, des Eli,“; Joh 1,45; 6,42 (1:45) Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose in dem Gesetz geschrieben hat und die Propheten, Jesus, den Sohn des Joseph, den von Nazareth.“ „(6:42) und sie sprachen: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie sagt er nun: Ich bin aus dem Himmel herabgekommen?“). So kannten die Menschen Ihn: als den Sohn des Zimmermanns, den Sohn Marias und Josephs (Mt 13,55 „Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder Jakobus und Joseph und Simon und Judas?“; Mk 6,3 „Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm.“; Lk 4,22 „Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen; und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs?“). Darüber hinaus, da Er aus Maria geboren und Joseph sein gesetzlicher Vater war, wurde Er auch mit Recht der Sohn Davids genannt, und als solcher hat Er Anspruch auf den Thron seines (Vor-)Vaters König David (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15, 2; 20,30.31; 21,9.15; 22,42.45 (1:1) Buch des Geschlechts Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ „(9:27) Und als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die schrien und sprachen: Erbarme dich unser, Sohn Davids!“ „(12:23) Und alle die Volksmengen erstaunten und sprachen: Dieser ist doch nicht etwa der Sohn Davids?“ „(15:2) Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ „(20:30) Und siehe, als zwei Blinde, die am Weg saßen, hörten, dass Jesus vorübergehe, schrien sie und sagten: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids! (20:31) Die Volksmenge aber fuhr sie an, dass sie schweigen sollten. Sie aber schrien noch mehr und sagten: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!“ „(21:9) Die Volksmengen aber, die vor ihm hergingen und die nachfolgten, riefen und sagten: Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“ „(21:15) Als aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosanna dem Sohn Davids!, wurden sie unwillig“ „(22:42) und sprach: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagen zu ihm: Davids.“ „(22:45) Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn?“; Mk 10,47.48; 12,35.37 (10:47) Und als er hörte, dass es Jesus, der Nazarener, sei, fing er an zu schreien und zu sagen: Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner! (10:48) Und viele fuhren ihn an, dass er schweigen solle; er aber schrie umso mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ „(12:35) Und Jesus hob an und sprach, als er im Tempel lehrte: Wie sagen die Schriftgelehrten, dass der Christus Davids Sohn sei?“ „(12:37) David selbst nennt ihn Herr, und woher ist er sein Sohn? – Und die große Volksmenge hörte ihn gern.“; Lk 1,32; 18,38.39; 20,41.44 (1:32) Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben;“ „(18:38) Und er rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! (18:39) Und die Vorangehenden fuhren ihn an, dass er schweigen solle; er aber schrie umso mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ „(20:41) Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, dass der Christus Davids Sohn sei?“ „(20:44) David also nennt ihn Herr, und wie ist er sein Sohn?“). Daneben wird noch ganz allgemein gesagt, dass Er aus dem Samen Davids ist (Joh 7,42 „Hat nicht die Schrift gesagt: Aus dem Geschlecht Davids und aus Bethlehem, dem Dorf, wo David war, kommt der Christus?“; Röm 1,3 „über seinen Sohn (der aus dem Geschlecht Davids gekommen ist dem Fleisch nach“; 2Tim 2,8 „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium,“) und dass Er die Wurzel (= der Ursprung) und das Geschlecht (= der Nachkomme) Davids ist (Off 5,5; 22,16 (5:5) Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.“ „(22:16) Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.“).

Außerdem nannte der Herr Jesus sich selbst vorzugsweise der Sohn des Menschen. Das ist der Sohn „des Menschen“ im Allgemeinen, der wahre, vollkommene Mensch, der Mensch, wie er sein sollte. In dieser schönen Bezeichnung kommt sein ganzer einmaliger Weg als Mensch auf der Erde zum Ausdruck, der Weg, den kein anderer Mensch jemals gegangen ist oder gehen wird und den Er ging als der wahre Mensch Gottes. Es ist die Bezeichnung für Ihn in seiner Erniedrigung (Mt 8,20 „Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.“; Lk 9,58 „Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.“), in seinem Überliefertwerden, seinem Leiden und Sterben (Mt 17,12.22; 20,18; 26,2.24.45 (17:12) ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern an ihm getan, was irgend sie wollten. Ebenso wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden.“ „(17:22) Als sie sich aber in Galiläa aufhielten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert werden,“ „(20:18) Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen“ „(26:2) Ihr wisst, dass nach zwei Tagen das Passah ist, und der Sohn des Menschen wird überliefert, um gekreuzigt zu werden.“ „(26:24) Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht; wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre besser für jenen Menschen, wenn er nicht geboren wäre.“ „(26:45) Dann kommt er zu den Jüngern und spricht zu ihnen: So schlaft denn weiter und ruht euch aus; siehe, die Stunde ist nahe gekommen, und der Sohn des Menschen wird in die Hände von Sündern überliefert.“; Mk 8,31; 9,12.31; 10,33; 14,21.41 (8:31) Und er begann sie zu lehren, dass der Sohn des Menschen vieles leiden und verworfen werden müsse von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und dass er getötet werden und nach drei Tagen auferstehen müsse.“ „(9:12) Er aber sprach zu ihnen: Elia zwar kommt zuerst und stellt alle Dinge wieder her; doch wie steht über den Sohn des Menschen geschrieben, dass er vieles leiden und für nichts geachtet werden soll?“ „(9:31) Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert, und sie werden ihn töten; und nachdem er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen.“ „(10:33) Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen und werden ihn den Nationen überliefern;“ „(14:21) Denn der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht; wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre besser für jenen Menschen, wenn er nicht geboren wäre.“ „(14:41) Und er kommt zum dritten Mal und spricht zu ihnen: So schlaft denn weiter und ruht euch aus. Es ist genug; die Stunde ist gekommen: Siehe, der Sohn des Menschen wird in die Hände der Sünder überliefert.“; Lk 9,22.44; 18,31; 22,22; 24,7 (9:22) und sprach: Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt werden.“ „(9:44) Fasst ihr diese Worte in eure Ohren! Denn der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert werden.“ „(18:31) Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben steht;“ „(22:22) Denn der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; wehe aber jenem Menschen, durch den er überliefert wird!“ „(24:7) als er sagte: Der Sohn des Menschen muss in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.“; Joh 3,14; 8,28; 12,34 (3:14) Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden,“ „(8:28) Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst aus tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.“ „(12:34) Die Volksmenge nun antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, dass der Sohn des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen?“); als Sohn des Menschen war Er im Herzen der Erde wie Jona in dem Fisch (Mt 12,40 „Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein.“; Lk 11,30 „Denn wie Jona den Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem Geschlecht sein.“); als Sohn des Menschen stand Er aus den Toten auf (Mt 17,9 „Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot ihnen Jesus und sprach: Sagt niemand das Gesicht, bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden ist.“; Mk 9,9 „Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot er ihnen, dass sie niemand erzählen sollten, was sie gesehen hatten, außer wenn der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden wäre.“); wurde Er verherrlicht (Joh 12,23; 13,31 (12:23) Jesus aber antwortet ihnen und spricht: Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.“ „(13:31) Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.“; Apg 7,56 „und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“); und als Sohn des Menschen wird Er in Kürze wiederkommen und sein Königreich errichten (Mt 10,23; 13,41; 16,27.28; 19,28; 24,27-44; 25,31; Mk 8,38; 13,26; 14,62 (8:38) Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“ „(13:26) Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit.“ „(14:62) Jesus aber sprach: Ich bin es. Und ihr werdet den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen.“; Lk 9,26; 12,40; 17,24.26.30; 18,8; 21,27.36; 22,69 (9:26) Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommt in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.“ „(12:40) Auch ihr, seid bereit! Denn in einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“ „(17:24) Denn ebenso wie der Blitz blitzend leuchtet von dem einen Ende unter dem Himmel bis zum anderen Ende unter dem Himmel, so wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.“ „(17:26) Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein:“ „(17:30) Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“ „(18:8) Ich sage euch, dass er ihr Recht schnell ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ „(21:27) Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit.“ „(21:36) Wacht aber, zu aller Zeit betend, damit ihr imstande seid, all diesem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen.“ „(22:69) Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes.“; Joh 1,51; 5,27 (1:51) Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.“ „(5:27) und er hat ihm Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.“).

Wenn wir uns mit der Bezeichnung ,,Sohn des Menschen“ etwas näher beschäftigen, entdecken wir unmittelbar, dass wir die Gottheit und Menschheit des Herrn Jesus nicht voneinander trennen und häufig nicht einmal unterscheiden können. Das liegt daran, dass Er nicht zwei (eine göttliche und eine menschliche Person), sondern nur eine Person ist; und diese ein und dieselbe Person ist vollkommen Gott und vollkommen Mensch. Das bedeutet, dass wir nicht trennen und entflechten können, was Er denn nun auf der Erde als Gott und was Er als Mensch getan hat. Häufig ist dieser Unterschied deutlich angegeben, doch sehr oft auch nicht. So geht der Heilige Geist oft von der Gottheit zu der Menschheit Christi über und umgekehrt: Manchmal sehen wir Ihn mit einem göttlichen Namen angedeutet, aber mit menschlichen Kennzeichen (siehe z.B. Mk 13,32 „Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater.“; Röm 5,10; 8,32 (5:10) Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.“ „(8:32) Er , der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“; Gal 2,20: Gott kann nicht sterben) und umgekehrt. Letzteres sehen wir besonders dort, wo der Herr der Sohn des Menschen genannt wird und wo gleichzeitig göttliche Eigenschaften von Ihm erwähnt werden. Wir hören Ihn zum Beispiel sprechen über den „Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh 3,13). War zu der Zeit ein Mensch im Himmel? Nein, aber der Sohn Gottes, der im Schoß des Vaters war, war dieselbe Person wie der Sohn des Menschen, der auf der Erde mit Nikodemus sprach! Darin liegt das Geheimnis und die Erhabenheit seiner Person. Er konnte sagen: „Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren sehet, wo er zuvor war?“ (Joh 6,62). War Er denn vor seiner Fleischwerdung bereits als Mensch im Himmel? Nein, aber der Sohn Gottes, der aus dem Himmel auf die Erde herniederkam, war dieselbe Person wie der, der als Sohn Gottes und Sohn des Menschen zum Himmel auffahren würde. Weil der Sohn des Menschen zugleich eine göttliche Person war, Gott, der Sohn, konnte Er Sünden vergeben (Mt 9,6 „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben –. Dann sagt er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus.“; Mk 2,10 „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – spricht er zu dem Gelähmten:“; Lk 5,24 „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Gewalt hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf und nimm dein Tragbett auf und geh in dein Haus.“), ewiges Leben geben (Joh 6,27.54 „Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die bleibt ins ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt.“ „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag;“) und sagen, dass Er Herr des Sabbats ist (Mt 12,8 „Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.“; Mk 2,28 „also ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.“; Lk 6,5 „Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr [auch] des Sabbats.“).

Dadurch wird unser Thema nicht einfacher, denn wir begegnen demselben Problem, wenn wir uns in die Bezeichnung „Sohn Gottes“ vertiefen. Gehört dieser Name zu seiner Gottheit oder zu seiner Menschheit? Ist Er Sohn Gottes, weil Er eine göttliche Person ist, oder ist Er Sohn Gottes, weil Er als Mensch von Gott: aus Maria gezeugt wurde (vgl. Lk 1,35 „Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“)? Oder trifft vielleicht beides zu? Damit hängt unmittelbar eine andere Frage zusammen: Ist Christus erst Sohn Gottes seit seiner Fleischwerdung oder ist Er als göttliche Person von Ewigkeit Sohn Gottes gewesen? Und was bedeutet das dann? Vielleicht denken einige Leser: Hat das viel zu sagen? Ist es denn wirklich entscheidend für unseren Glauben, und ist es sehr wesentlich, wenn Gläubige darüber verschieden denken? Ist es richtig, was manche meinen, dass es keine Gemeinschaft zwischen Christen geben kann, die in diesem Punkt verschieden denken?

Was ich in dieser kurzen Betrachtung zeigen möchte, ist, dass diese Frage tatsächlich von fundamentaler Bedeutung ist und dass Gläubige ihr unmöglich gleichgültig gegenüberstehen können. Es müsste doch eigentlich von vorneherein schon klar sein, dass im Blick auf die Person Christi unterschiedliche Lehren unter Gläubigen nicht vorkommen dürfen. Wir werden darüber hinaus sehen, dass es bei dieser Frage um das ganze Fundament des Christentums geht. Es ist daher sehr betrüblich, dass noch immer in bestimmten (übrigens häufig orthodoxen) Kreisen die „ewige Sohnschaft“ Christi geleugnet wird und dass andere Kreise (obwohl sie an der ewigen Sohnschaft festhalten) dieser Leugnung seitens anderer Christen gleichgültig gegenüberstehen. Christus ist in der Zeit durch seine Fleischwerdung Sohn des Menschen geworden; aber Er war von Ewigkeit her der Sohn des Vaters, der im Schoß des Vaters ist. Dies zu leugnen, beraubt uns der tiefsten und herrlichsten Segnungen des Christentums.

Gott, der Sohn

Christus ist der Sohn Gottes. Das bezeugte Gott selbst von Ihm (Mt 2,15; 3,17; 17,5 (2:15) Und er blieb dort bis zum Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was von dem Herrn geredet ist durch den Propheten, der spricht: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.““ „(3:17) Und siehe, eine Stimme ergeht aus den Himmeln, die spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ „(17:5) Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme erging aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört.“; Mk 1,11; 9,7 (1:11) Und eine Stimme erging aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ „(9:7) Und es kam eine Wolke, die sie überschattete; und eine Stimme erging aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört.“; Lk 3,22; 9,35 (3:22) und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine Taube, auf ihn herniederfuhr und eine Stimme aus dem Himmel erging: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ „(9:35) und eine Stimme erging aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört.“; 2Pet 1,17 „Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der prachtvollen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.““; Heb 1,5; 5,5 (1:5) Denn zu welchem der Engel hat er je gesagt: „ Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“? Und wiederum: „ Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohn sein“?“ „(5:5) So hat auch der Christus sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: „ Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.““), das bezeugten die Dämonen von Ihm (Mt 8,29 „Und siehe, sie schrien und sprachen: Was haben wir mit dir zu schaffen, Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?“; Mk 3,11; 5,7 (3:11) Und wenn die unreinen Geister ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und riefen und sprachen: Du bist der Sohn Gottes.“ „(5:7) und mit lauter Stimme schreiend, sagt er: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!“; Lk 4,41; 8,28 (4:41) Aber auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er gebot ihnen ernstlich und ließ sie nicht reden, weil sie wussten, dass er der Christus war.“ „(8:28) Als er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und sprach mit lauter Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht.“), das bezeugten seine Freunde von Ihm (Mt 14,33; 16,16 (14:33) Die aber in dem Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“ „(16:16) Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“; Joh 1,34.49; 11,27 (1:34) Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist.“ „(1:49) Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.“ „(11:27) Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“), das bezeugte der Hauptmann beim Kreuz von Ihm (Mt 27,54 „Als aber der Hauptmann und die, die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und das, was geschehen war, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!“; Mk 15,39 „Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüber dabeistand, sah, dass er so [schrie und] verschied, sprach er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“), und das bezeugte auch Christus von sich selbst (Mt 26,63.64; 27,43 (26:63) Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester [hob an und] sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! (26:64) Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ „(27:43) Er vertraute auf Gott, der rette [ihn] jetzt, wenn er ihn begehrt; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn. –“; Mk 14,61.62 (61) Er aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Gesegneten? (62) Jesus aber sprach: Ich bin es. Und ihr werdet den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen.“; Lk 22,70 „Alle aber sprachen: Du bist also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt, dass ich es bin.“; Joh 5,25; 10,36; 11,4; 19,7 (5:25) Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.“ „(10:36) sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst (weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn)?“ „(11:4) Als aber Jesus es hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tod, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde.“ „(19:7) Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.“). An erster Stelle wird Christus Sohn Gottes genannt, weil Er durch Gott aus Maria gezeugt war: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Hiermit stimmen die Worte aus Psalm 2,7 „Vom Beschluss will ich erzählen: Der HERR hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ überein: „Vom Beschluss will ich erzählen: Jehova hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (vgl. Apg 13,33 „dass Gott diese uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus erweckte, wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht: „ Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.““; Heb 1,5; 5,5 (1:5) Denn zu welchem der Engel hat er je gesagt: „ Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“? Und wiederum: „ Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohn sein“?“ „(5:5) So hat auch der Christus sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: „ Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.““). Weil Maria die Mutter und Gott der Vater des Menschen Jesus Christus war, konnte dieser Mensch, der von Gott gezeugt war, mit Recht „der Sohn Gottes“ genannt werden. Er ist darin einzigartig: Kein Mensch ist jemals in dieser Weise aus einer Frau erweckt worden. Auch in dieser Hinsicht ist Christus der einzigartige Sohn Gottes.

Es wäre jedoch durchaus falsch, aufgrund dieses Verses beweisen zu wollen, dass Christus als ewige göttliche Person daher nicht Sohn Gottes genannt werden könnte. Lukas 1 und Psalm 2 geben uns einen Grund an, weshalb Christus mit Recht Sohn Gottes genannt werden kann; aber damit ist nicht gesagt, dass dies der einzige Grund ist. Psalm 2 scheint bereits selbst darauf hinzuweisen. Obwohl Gott dort über die Zeugung des Sohnes spricht und über die Tatsache, dass Er Ihn zum König über Zion gesalbt (oder gestellt) hat, lesen wir nicht, dass Er sagt: „Ich habe dich zu meinem Sohn gestellt“, sondern: „DU BIST mein Sohn.“ Dies hängt mit einem außerordentlich wichtigen Punkt zusammen, nämlich dass „Sohn (Gottes)“ ein Name ist und nicht ein Titel (wie König). Der Unterschied zwischen beiden ist, dass ein Name zu einer Person gehört und ein Titel zu einem Amt. Ein Name drückt aus, wer jemand ist, und ein Titel drückt aus, was er ist. So wird Christus in Psalm 2 König genannt (das sagt uns, was Er ist), und Er wird Sohn genannt (das sagt uns, wer Er ist). Das Erste ist eine „offizielle (amtliche)“, das Zweite eine „persönliche“ Sache. Da ist zum Beispiel das Amt eines Priesters (als solcher wird man „berufen“: Heb 5,4 „Und niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.“), des Messias (dazu wurde Jesus „gemacht“: Apg 2,36 „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“), des Hauptes (als solches wurde Er „gegeben“: Eph 1,22 „und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben,“). Doch wir lesen niemals, dass Christus zum Sohn „berufen“ oder „gemacht“ wurde oder dass Ihm „gegeben“ wurde, Sohn zu sein. Sohnschaft ist nicht ein Amt; wenn das so wäre, wäre auch unsere Sohnschaft eine offizielle, nicht eine persönliche Sache. Es ist daher durchaus verwerflich, den Ausdruck „Sohn“ einen Titel zu nennen, wie es geschehen ist.

Die Bezeichnung „Sohn Gottes“ ist also der Name einer Person. Doch das Zweite, das wir nun sehen müssen, ist, dass sie nicht nur sein Name als Mensch ist (wie „Sohn des Menschen“), sondern auch als göttliche Person. Er war nicht nur der Sohn des Höchsten (Lk 1,32.35 „Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben;“ „Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“) – wenn das so wäre, könnte man Ihn noch, oberflächlich gesehen, mit allen gläubigen Israeliten gleichstellen (Ps 82,6 „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter, und Söhne des Höchsten ihr alle!“). Nein, Er war und ist der Sohn des Vaters (Joh 17,1 „Dies redete Jesus und erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche –“; 1Joh 1,3 „was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“; 2Joh 3 „Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von [ dem Herrn] Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.“), Er ist der eingeborene Sohn Gottes (Joh 1,14.18; 3,16.18 (1:14) Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.“ „(1:18) Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ „(3:16) Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ „(3:18) Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“; 1Joh 4,9 „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.“) – ein Ausdruck, auf den wir noch ausführlich zurückkommen. Er ist es, in dem Gott sich offenbarte, denn Gott sprach „im Sohn“ (Heb 1,1), das heißt, Gott sprach selbst als göttliche Person, und diese Person ist der Sohn. Und Christus hat bewiesen, dass Er in dieser Bedeutung der Sohn Gottes war, indem Er Tote auferweckte und selbst aus den Toten auferstand: „Als Sohn Gottes in Kraft erwiesen … durch Toten-Auferstehung“ (Röm 1,4). Wir könnten hier noch viele andere Beweise nennen, aber die werden alle in verschiedenem Zusammenhang noch zur Sprache kommen.

Nun, wenn die Bezeichnung „Sohn Gottes“ der Name einer ewigen, göttlichen Person ist, dann ist klar, dass diese von Ewigkeit „Sohn“ gewesen ist. Namen göttlicher Personen sind notwendigerweise ebenso sehr ewig wie die Personen selbst. Er ist in Person der Sohn, und diese Person ist ewig; also ist der Sohn ewig. Wenn Christus auf der Erde als göttliche Person Sohn war, dann war Er ewig Sohn; seine Sohnschaft ist dann ebenso unveränderlich und permanent wie seine ewige Gottheit. Und dies gilt genauso für die Beziehungen innerhalb der Gottheit. Der Name Sohn ist eine relative Bezeichnung im Blick auf den Vater. Nun, eine Beziehung zwischen göttlichen Personen als solchen (nämlich Vater und Sohn) kann ebenso wenig einen Anfang in der Zeit gehabt haben wie die göttlichen Personen selbst. Dies muss man gut bedenken. Gott kann sehr wohl in der Zeit mein Vater werden, weil ich ein Mensch bin, keine göttliche Person. Aber in der Gottheit ist das anders: Der Vater ist Vater einer göttlichen Person; doch wurde Er das in der Zeit? Wurde der Sohn Mensch? – Oder wurde eine göttliche Person (als solche!) Sohn? Wenn die Fleischwerdung eine göttliche Person zum „Sohn“ machte, dann wurde eine andere göttliche Person „Vater“ ohne solch eine Änderung. Ich kann es nicht anders sehen, als dass dies absurd ist. Gott, der in der Zeit Vater eines Menschen wird (auch des Menschen Christus), ist denkbar; aber eine göttliche Person, die in der Zeit Vater einer anderen göttlichen Person wird – das ist ein Gedanke, der eine Entehrung dieser Personen in sich schließt. Persönliche Beziehungen zwischen göttlichen Personen sind ebenso ewig wie die Personen selbst.

Man kann diesen bedeutsamen Punkt nur dadurch umgehen, dass man die Sohnschaft Christi tatsächlich auf seine Menschheit beschränkt, also zur „Adoption“ (hyiothesia, „Annahme zum Sohn“; gewöhnlich mit „Sohnschaft“ übersetzt) erniedrigt, so wie Gläubige sie empfangen. Es wäre jedoch sehr gefährlich, unsere Sohnschaft mit der des Herrn zu verquicken: Der Sohn Gottes wurde Mensch, und als solcher ist Er gestorben und auferstanden, um in menschlichem Zustand für ewig Sohn in der Auferstehungsherrlichkeit zu sein, und allein so konnten wir mit Ihm, dem verherrlichten Menschen, verbunden werden und Söhne werden. Christus war der Sohn Gottes, der Mensch wurde. Wir waren Menschen, die Söhne Gottes wurden – ein grundsätzlicher Unterschied. Trotzdem zeigt uns selbst unsere Sohnschaft etwas von der wahren Bedeutung der Sohnschaft, auch der Sohnschaft Christi, wie sie geleugnet wird von denen, die Christi ewige Sohnschaft verneinen und daher auch behaupten, dass der Sohn (als solcher) auf der Erde niedriger war als der Vater. Es ist nämlich sehr wesentlich, dass Sohnschaft in der Schrift gerade immer im Gegensatz zu Unterwürfigkeit und Sklaverei steht; achten wir nur auf Römer 8,15 „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ und Galater 4,1-7, Abschnitte, die sich auf die Gläubigen beziehen und die Sohnschaft mit Mündigkeit und Freiheit verbinden.

Es gibt jedoch eine noch deutlichere Schriftstelle, die auf Christus selbst Bezug hat, nämlich Hebräer 5,8: Obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“ Das Wort „obwohl“ (kaiper) ist hier aufschlussreich, denn es schafft eine Gegenüberstellung zwischen Sohnschaft einerseits und einer Stellung des Gehorsams (Unterwürfigkeit, untergeordnete Stellung) andererseits. Es heißt nicht, weil Er Sohn war, musste Er Gehorsam lernen, sondern gerade trotz der Tatsache, dass Er Sohn war. Dies zeigt deutlich, dass Sohnschaft mit Selbständigkeit, Gleichrangigkeit in Verbindung steht und gerade nicht mit einer untergeordneten Stellung. Übrigens, ist dies nicht auch das unverkennbare Zeugnis der vier Evangelien? Sogar die ungläubigen Juden erfassten nur allzu gut, dass die Sohnschaft Christi Ihn nicht geringer, sondern gerade Gott, dem Vater, gleich machte: „Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, sich selbst Gott gleich machend“ (Joh 5,18; vgl. Joh 10,33 „Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.“).

Auch hier müssen wir übrigens deutlich die Unterschiede machen, die die Schrift macht und die wieder mit der Tatsache zusammenhängen, dass Christus sowohl Gott als Mensch ist. Auf der Erde war Christus als göttliche Person unverändert. Noch immer war Er dem Vater gleich und ebenso ewig wie dieser, in der vollen Herrlichkeit, Majestät und Pracht Gottes. Doch als Mensch, infolge seines menschlichen Zustandes, stand Er unter Gott (vgl. 1Kor 15,27 „Denn „alles hat er seinen Füßen unterworfen.“ Wenn er aber sagt, dass alles unterworfen sei, so ist es offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.“; Heb 2,9 „Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“). Auf der Erde war Er der Stellung nach abhängig von dem Vater und dem Vater unterworfen, aber dies ist etwas völlig anderes, als dass Er seiner Natur nach dem Vater untergeordnet war! Johannes macht diesen Unterschied sehr deutlich: Einerseits zeigt er uns das Gleichsein dieser zwei göttlichen Personen (Joh 3,31; 5,17.18.22.23; 8,58; 10,30; 16,15 (3:31) Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen;“ „(5:17) Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. (5:18) Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, sich selbst Gott gleichmachend.“ „(5:22) Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, (5:23) damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ „(8:58) Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“ „(10:30) Ich und der Vater sind eins.“ „(16:15) Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird.“); andererseits zeigt er uns, dass Christus, gesehen als Mensch, sich in einer Stellung der Unterwürfigkeit befand (Joh 3,35; 8,29; 10,18; 14,28; 15,10 (3:35) Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.“ „(8:29) Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.“ „(10:18) Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ „(14:28) Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin, und ich komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.“ „(15:10) Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“). Dies ist ein schwieriges Thema, denn es ist in der Tat so, dass auch in diesen letzten Fällen von „Sohn“ gesprochen wird. Aber es ist völlig falsch, hieraus Schlussfolgerungen über die Bedeutung der Sohnschaft Christi zu ziehen, weil auch in den zuerst genannten Schriftstellen von „Sohn“ gesprochen wird. Die Erklärung hierfür liegt in dem bereits behandelten Punkt, dass Christus sowohl als Mensch als auch als göttliche Person „Sohn“ ist. Und diese letzte Tatsache zeigt ausreichend, dass Christi Sohnschaft ebenso ewig ist, wie Er das als göttliche Person ist.

Gott, geoffenbart im Fleisch

Bevor wir mit Beweisen aus der Schrift für die ewige Sohnschaft Christi fortfahren, ist es gut, uns erst einmal näher auf die fundamentale Bedeutung dieser Frage zu besinnen. Dies umso mehr, als man feststellen muss, dass viele Gläubige nicht oder unzureichend von der Bedeutung dieser Frage überzeugt sind. Sie halten an der ewigen Sohnschaft fest, aber sie halten nicht an ihrer wesentlichen Bedeutung fest. Sie werden uns vielleicht sogar erzählen, dass dieser Gegenstand nicht so sehr wichtig sein kann, weil der Ausdruck „ewige Sohnschaft“ oder „der ewige Sohn“ in der Bibel nicht vorkommt … Als wäre das ausdrückliche Vorkommen oder Nichtvorkommen eines bestimmten Ausdrucks ein Maßstab für seine Bedeutung! Alle orthodoxen Christen glauben an die „Dreieinheit“ Gottes trotz der Tatsache, dass dieser Ausdruck überhaupt nicht in der Bibel vorkommt. Und alle orthodoxen Christen halten an der Bedeutung der „Stellvertretung“ im Erlösungswerk fest, obwohl dieser Ausdruck ebenso wenig in der Schrift vorkommt. Die Richtigkeit einer bestimmten Lehre kann nicht aus dem Vorkommen bestimmter Ausdrücke in der Bibel ersichtlich sein, sondern wird durch die Frage entschieden, ob der Inhalt dieser Lehre als solcher in Gottes Wort gelehrt wird. Nun, wir sind davon überzeugt, dass die Schrift sehr wohl die ewige Sohnschaft Christi lehrt, übereinstimmend mit dem Inhalt dieses Ausdrucks.

Wir sind zudem davon überzeugt, dass die ewige Sohnschaft Christi in engster Verbindung mit dem ganzen Wesen des Christentums steht! Wir lesen in 1. Timotheus 3,16 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“, dass Gott geoffenbart worden ist im Fleisch. Wenn die Namen Vater und Sohn jedoch lediglich Gültigkeit haben nach der Fleischwerdung und also nicht die wahren, ewigen Beziehungen innerhalb der Gottheit ausdrücken, dann gibt es überhaupt keine Offenbarung Gottes im Fleisch. Wenn die Namen Vater und Sohn lediglich die Namen sind, unter denen wir diese göttlichen Personen seit der Menschwerdung Christi kennen, und nicht die Namen, die ausdrücken, wer und was diese Personen von Ewigkeit waren, dann bedeutet das, dass wir auch im Christentum Gott noch immer nicht wirklich kennen und dass Gott noch immer nicht „geoffenbart“ ist. Wir haben dann rückblickend überhaupt keine Offenbarung himmlischer, ewiger Dinge (das Wesen des Christentums!) noch eine Offenbarung Gottes, wie Er ist, sondern nur von Gott, wie es Ihm gefiel zu werden (nämlich Vater und Sohn in der Fleischwerdung) – doch das ist etwas völlig anderes.

Gott sei Dank, dass das nicht so ist! Wir sind in die ewige Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes eingeführt (1Joh 1,3 „was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“), nicht in eine Gemeinschaft, die lediglich für eine Gelegenheit ins Leben gerufen wurde. Wir dürfen wissen, wie Gott ewig in Liebe gewohnt hat – denn die Beziehung des Vaters und des Sohnes ist eine Beziehung der Liebe (Joh 1,18; 17,24 (1:18) Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ „(17:24) Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“) –, und der Gegenstand der Liebe (der Sohn im Schoß des Vaters) ist uns kundgemacht, und wir sind in dieselbe Liebe durch Gnade eingeführt. Wie schrecklich wäre es, den Schoß des Vaters in unseren Gedanken der ewigen, unaussprechlichen Freude zu berauben oder zu behaupten, dass Gott, als unser Herr von Ewigkeit in seinem Schoß war, nicht die Freude eines Vaters oder Christus nicht die Freude eines Sohnes gekannt habe. „Gott ist Liebe“ (1Joh 4,8.16) – ist Er das denn erst seit der Menschwerdung Christi? Ist die Liebe nicht die Natur Gottes selbst, und war Er also nicht von Ewigkeit Liebe? Doch wie äußerte sich diese Liebe in der Ewigkeit? Wenn die Liebe zwischen göttlichen Personen sich nach der Fleischwerdung in der Beziehung von Vater und Sohn äußerte, wer wagt dann zu behaupten, dass dies in der Ewigkeit anders war? Gab es da keine göttlichen Personen, und war Gott nicht Liebe? Die Namen „Vater“ und „Sohn“ sind doch Hinweise auf die ewigen Beziehungen der Liebe zwischen diesen göttlichen Personen. Der Sohn war von Ewigkeit der „Sohn seiner [Gottes] Liebe“ (Kol 1,13); hören wir nur den Sohn zu dem Vater sagen: „Denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24)!

Unter den Namen Vater, Sohn und der ewige Geist (Heb 9,14 „wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“) kennen wir die drei göttlichen Personen, wie sie von Ewigkeit waren in ihren gegenseitigen Beziehungen. Wäre das nicht so – würden also die Namen Vater und Sohn nicht ausdrücken, wer diese Personen in der Ewigkeit waren –, dann wäre Gott nicht geoffenbart und wäre Er für uns noch derselbe fremde Unbekannte, der Er im Wesen vor dem Kommen Christi war. Die ersten Verse des ersten Johannesbriefes werfen ein klares Licht darauf. Beachten wir dort die Reihenfolge der Mitteilungen: Zuerst hören wir, dass das ewige Leben (das ist der Sohn; siehe 1Joh 5,20 „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“) bei dem Vater war, und anschließend vernehmen wir, dass es uns geoffenbart ist. Also bevor es geoffenbart wurde (übrigens, auch als es geoffenbart wurde), war es bei dem Vater. Das ist unbestreitbar: Hier kam etwas ans Licht, das bereits zuvor bestand. Bevor das ewige Leben geoffenbart wurde, war es bei dem Vater und war der Vater also bereits Vater. Vers 3 macht das weiter deutlich: Es kam eine Sphäre der Gemeinschaft ans Licht – und etwas kann nur „ans Licht kommen“, wenn es zuvor bereits bestand –, in die wir eingeführt sind, nämlich in die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes. Diese Gemeinschaft ist nicht (wie gesagt) anlässlich der Fleischwerdung entstanden, denn dann würden wir noch nicht in die wesentliche (also ewige) Gemeinschaft Gottes selbst eingeführt sein, und das Christentum wäre seiner Grundlage beraubt. Die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes ist nicht bei der Fleischwerdung entstanden, sondern geoffenbart worden.

Ist das Wort „offenbaren“ so schwer zu begreifen? Etwas kann doch nur dann geoffenbart werden, wenn es bereits zuvor bestand. Durch die Offenbarung der Beziehungen göttlicher Personen entstanden diese Beziehungen doch nicht. Diese Offenbarung konnte nur ans Licht bringen, was bereits von Ewigkeit bestand. Gott ist geoffenbart im Fleisch – hat dann die Fleischwerdung Christi Beziehungen in der Gottheit geoffenbart, die bereits vorher bestanden, oder nicht? Der Sohn Gottes ist geoffenbart worden (1Joh 3,8 „Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Hierzu ist der Sohn Gottes offenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte.“). – Wurde dann diese Person erst der Sohn, als Er auf die Erde kam, oder wurde Er (wie der Vers sagt) geoffenbart in dem, was Er war: der Sohn Gottes? Christus hat hier auf der Erde den Namen des Vaters geoffenbart (Joh 17,6 „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort gehalten.“). Hat Er dann geoffenbart, was Gott bereits zuvor war, oder wurde der Vater erst Vater, als Christus auf die Erde kam? Das ewige Leben war bei dem Vater und ist uns geoffenbart worden (1Joh 1,2 „(und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist);“). Kam hier etwas ans Licht, das tatsächlich zuvor bei dem Vater war, oder dürfen wir die Tragweite dieses Verses ruhig verneinen und behaupten, dass vor dieser Offenbarung von einem Vater noch überhaupt keine Rede war?

Wenn wir nicht die Beziehungen kennen würden, die vor der Menschwerdung Christi zwischen göttlichen Personen bestanden – das heißt, wenn wir diese göttlichen Personen vordem nicht mit den Namen Vater, Sohn und Geist bezeichnen könnten –, so würden die Christen ihrer kostbarsten Segnungen beraubt.

Denke an die ewigen, himmlischen Dinge, die Gott bereits vor Grundlegung der Welt in seinen Ratschlüssen für uns vorgesehen hatte! Berauben wir uns nicht des Kostbarsten, wenn wir dabei die Beziehungen zwischen den göttlichen Personen leugnen? Die Schrift spricht jedenfalls anders. Sie sagt: „Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Und an anderer Stelle: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe; und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (Eph 1,3-5). Gott hat uns zuvor dazu auserwählt, dass wir sein sollten, was Er von Ewigkeit war: heilig und tadellos; Er hat uns ebenfalls zuvor dazu bestimmt, dass wir für Ihn sein sollten, was Christus von Ewigkeit für Ihn war: Sohn.

Wer kann leugnen (um noch eine andere Konsequenz zu nennen), dass das ewige Leben ewig ist? Doch ewiges Leben ist das Kennen des allein wahren Gottes, und zwar ein Kennen, wie der Sohn Ihn kannte, der Ihn mit Vater anredete: „Vater, … dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen [oder: kennen]“ (Joh 17,1.3). Das wirkliche Kennen Gottes bedeutet, Ihn zu kennen, wie der Sohn Ihn kannte, nämlich als Vater; und das wirkliche Kennen Jesu Christi, den Er gesandt hat, bedeutet, Ihn so zu kennen, wie der Vater Ihn kannte, der seinen Sohn in die Welt gesandt hat (Joh 10,36 „sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst (weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn)?“). Wenn nun das wirkliche Kennen Gottes und Jesu Christi in sich schließt, sie zu kennen als Vater und Sohn, und wenn dies ewiges Leben ist, wie können die Namen Vater und Sohn dann erst in der Zeit, bei der Fleischwerdung, Inhalt bekommen haben? Widerlegt Johannes 17 dies nicht eindeutig? Wie kann der Sohn über die Herrlichkeit sprechen, die Er bei dem Vater hatte, bevor die Welt war (Joh 17,5 „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“), und über die Liebe, die der Vater vor Grundlegung der Welt zu Ihm hatte (Joh 17.24), wenn in dieser Ewigkeit überhaupt noch keine Rede von einem Vater und einem Sohn war? Warum haben in diesem Jahrhundert so viele begabte Lehrer solche Schwierigkeit gehabt, diese Wahrheit anzuerkennen?

Der Sohn in der Ewigkeit

Was ist kostbarer für einen Christen, als in die Offenbarung einzudringen, die der Heilige Geist uns von den Tiefen Gottes gegeben hat (1Kor 2,10 „uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.“)? Was ist herrlicher, als auf das Zeugnis des Geistes und des Sohnes zu lauschen, der aus dem Himmel herniedergekommen ist, um uns die himmlischen Dinge zu berichten (Joh 3,12.13 (12) Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage? (13) Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, [der im Himmel ist].“)? Göttliche Personen haben sich herabgelassen, zu uns herniederzukommen und zu uns über die ewigen Dinge des Vaterhauses zu sprechen, Dinge, die uns so vertraut geworden sind und die wir so lieben, weil wir selbst Teil daran bekommen haben. Soweit wir nicht Teil daran bekommen haben, weil sie über das hinausgehen, was jemals Geschöpfen geschenkt werden konnte, haben wir doch an der göttlichen Natur Anteil bekommen (2Pet 1,4 „durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde,“), so dass wir das, was wir nicht besitzen können – das, was von Ewigkeit der Gottheit selbst eigen ist –, doch sehen und genießen können.

Stellen wir uns vor, dass dem nicht so wäre – was wäre das Christentum? Stellen wir uns ferner vor, dass der Schoß des Vaters zwar der Platz des Sohnes war (Joh 1,18 „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“), dass dieser aber nicht Sohn war bis zu seiner Fleischwerdung. Dann war Er auch nicht von aller Ewigkeit an diesem Platz! Doch dann ist seine Sohnschaft lediglich mit seiner Menschheit verbunden, und dann ist der Schoß des Vaters nicht der Platz, der unserem Herrn eigen ist als göttlicher Person, sondern dann ist der Schoß des Vaters lediglich eine Stellung, in die Menschen (Christus eingeschlossen) durch Adoption (hyiothesia = „Annahme zum Sohn“) gebracht werden und nicht der einzigartige, ewige Platz der Liebe des Vaters, von dem aus alles, was himmlisch und ewig ist, uns erreicht hat. Was bleibt dann noch übrig von dem, was wir im Vaterhaus anschauen werden? Wie sollen wir die Liebe genießen, die der Vater bereits vor Grundlegung der Welt für den Sohn hatte (Joh 17,24 „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“), wenn überhaupt keine Rede von einer ewigen Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn ist? Wie sollen wir die Herrlichkeit betrachten, die der Vater Ihm gegeben hat, eine Herrlichkeit, die der Sohn bei dem Vater hatte, ehe die Welt war (Joh 17,5 „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“), wenn es in der Ewigkeit überhaupt keinen Sohn bei dem Vater gab?

Natürlich kann man entgegnen, dass der Sohn diese Herrlichkeit in gewissem Sinn verlassen hatte und in neuer Weise, in einem neuen Zustand, dahin zurückkehrte. Doch dabei muss man bedenken, dass Er diese Herrlichkeit nur in äußerlicher Hinsicht verlassen hat, geradeso wie man die äußerliche Pracht und den Prunk eines Königssohnes von der Herrlichkeit seiner Person als Sohn unterscheiden muss. Zudem ist zu bedenken, dass der Vater diese Herrlichkeit nicht verlassen hat und der Sohn, als in dem Vater seiend und der Vater in Ihm (Joh 14,11 „Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt [mir] um der Werke selbst willen.“), ebenso wenig! Alle seine innere Herrlichkeit als Sohn, alles, was seiner Gottheit eigen ist, im Wesen, in Natur und Eigenschaften, brachte Er in seiner Menschwerdung mit, und es kam durch den Schleier seiner Menschheit hindurch hier auf der Erde zum Ausdruck. Auf der Erde war Er genauso der Sohn im Schoß des Vaters wie in der Ewigkeit. Als Mensch auf der Erde verlangte diese göttliche Person danach, wieder bei dem Vater in der Herrlichkeit zu sein; als Sohn hatte Er diesen Platz niemals verlassen, und es gibt eine ewige Kontinuität des Sohnes im Schoß des Vaters von aller Ewigkeit her, nach der Fleischwerdung, nach der Verherrlichung und bis in alle Ewigkeit.

Wie schön drückt der Herr das selbst aus, wenn Er sagt: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28). „Ich und der Vater sind eins … saget ihr von dem, welchen der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn? … Glaubet, dass der Vater in mir ist, und ich in ihm“ (Joh 10,30-38). Hier haben wir die volle Wahrheit bezüglich der Fragen, die wir untersuchen: Wir sehen hier die vollkommene Einheit göttlicher Personen (der Sohn und der Vater sind eins; der Vater in dem Sohn, der Sohn in dem Vater) und die Mitteilung, dass der Vater den Sohn in die Welt gesandt hat. Wie müsste denn ein deutlicheres Zeugnis als dieses aussehen?

Trotz dieser Deutlichkeit gibt es ein ziemlich häufig angeführtes Argument, das mit dieser Wahrheit im Widerspruch zu stehen scheint. Man argumentiert, dass bestimmte Namen, die eindeutig nur für den Herrn in seiner Menschheit gelten, doch auf Ihn angewandt werden, wenn über Ihn in der Ewigkeit gesprochen wird. Ein Beispiel dafür ist unter anderem 2. Timotheus 1,9 „der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben,“, wo über die Gnade gesprochen wird, die uns in Christus Jesus vor den Zeiten der Zeitalter gegeben worden ist. Nun argumentiert man, obwohl unser Herr in der Ewigkeit noch nicht den Namen Christus Jesus trug, wird Er doch hier bereits als solcher bezeichnet. Doch wenn das so ist, dann darf man aus der Tatsache, dass Er, wenn über Ihn in der Ewigkeit gesprochen wird, manchmal Sohn genannt wird, nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass Er zu der Zeit bereits Sohn war. Und, so argumentiert man weiterhin, die Schrift sagt zwar, dass Gott seinen Sohn gesandt hat, aber auch, dass Er Jesus Christus gesandt hat; und ebenso, wie unser Herr erst ab seiner Fleischwerdung Jesus Christus hieß, könnte man die Schlussfolgerung ziehen, dass Er auch erst ab seiner Fleischwerdung Sohn war.

Dies erscheint vielleicht als ein schönes Argument, ist aber doch einfach zu widerlegen. Erstens ist es noch nicht so sicher, ob der Name Jesus Christus nicht auch auf den Herrn angewandt werden kann vor seiner Fleischwerdung. Jesus bedeutet „Jehova ist Retter“, und Christus bedeutet „Gesalbter“, und beides war Er vor seiner Fleischwerdung; vgl. Jesaja 45,21: Gott-Heiland in Person, und Psalm 2,6 und 45,7: Gesalbter nach Gottes Ratschluss.

Doch was noch auffallender ist, ist zweitens, dass der Name Jesus Christus als solcher zwar eng mit der Menschheit des Herrn verbunden ist, dass aber der Name Sohn das nun gerade nicht ist. Das ist ein Name, der Ihn als göttliche Person kennzeichnet, und das war Er von Ewigkeit. Auch sehen wir, wie irreführend es ist, negativ zu argumentieren und dann im Blick auf völlig verschiedene Dinge Schlussfolgerungen zu ziehen.

Man kann natürlich fragen, weshalb die Schrift denn die Namen, die den Herrn als Mensch kennzeichnen (wie Jesus Christus), bereits vor der Fleischwerdung auf Ihn bezieht. Wir lesen sogar: „Der zweite Mensch [ist] vom Himmel“ (1Kor 15,47) – als wäre der Herr bereits vor seiner Fleischwerdung Mensch gewesen. Dies hängt wieder mit einem Punkt zusammen, den wir bereits mehrere Male behandelt haben, nämlich dass der Herr seit seiner Fleischwerdung sowohl Gott als Mensch ist; deshalb erkennen wir (wie gesagt), dass der Heilige Geist Ihn mit einem göttlichen Namen und zugleich mit menschlichen Eigenschaften oder mit einem menschlichen Namen und zugleich mit göttlichen Eigenschaften bezeichnet. So verstehen wir also auch, dass der Geist Ihn manchmal in dem vorstellt, was Er vor der Fleischwerdung war, aber Ihn dann doch mit einem menschlichen Namen bezeichnet, zum Beispiel Jesus Christus. Es ist jedoch abwegig, hieraus auch nur einen einzigen Schluss bezüglich des Namens „Sohn“ zu ziehen, weil dieser Name Ihn nun gerade nicht als Menschen allein kennzeichnet, sondern vor allem als göttliche Person. Es ist zwar so, dass der Name „Sohn“ gebraucht wird, wenn uns der Mensch Christus vorgestellt wird; aber der Name wird auch gebraucht, wenn wir Ihn als göttliche Person sehen. Sowohl als Gott wie auch als Mensch ist Er der Sohn; es ist eine Person, eine ewige Person, also auch ein ewiger Sohn.

Sogar in unserem menschlichen Sprachgebrauch ist es nicht ungewöhnlich, eine Person mit einem Namen oder Titel zu bezeichnen und zugleich über eine Zeit zu sprechen, als diese Person diesen Namen oder Titel noch nicht besaß. So ist es nicht ungewöhnlich, zu fragen: „In welchem Jahr wurde die Königin geboren?“ Niemand wird erwidern, dass sie doch überhaupt noch keine Königin war, als sie geboren wurde.

So ist es auch nicht ungewöhnlich, über Christus vor den Zeiten der Zeitalter zu sprechen. Der Kern der Sache ist, dass das Königtum ein Amt ist, das erst später, manchmal lange nach der Geburt, angetreten wird; doch der Natur und Beziehung nach war die Königin eine Tochter ab dem ersten Beginn ihres Daseins. Das Bild ist recht schwach, denn Christi Menschheit ist kein Amt, sondern gehört seit seiner Fleischwerdung ebenfalls zu seiner Person. Und doch stimmt das Bild insoweit, als Er in der Zeit Mensch geworden ist, während Er andererseits seiner Natur und Beziehung nach von Ewigkeit Sohn war. Der Name „Sohn Gottes“ deutet, wie mir scheint, mehr auf diese göttliche Natur hin, während der Name „Sohn des Vaters“ mehr eine persönliche Beziehung wiedergibt.

Ja, Gott hat von Ewigkeit einen Sohn. Sogar der Gläubige im Alten Testament, also vor der Fleischwerdung, konnte sich fragen: „Wer ist hinaufgestiegen gen Himmel und herniedergefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer die Wasser in ein Tuch gebunden? Wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“ (Spr 30,4). Wie konnte Agur diese (von Gottes Geist inspirierte) Frage stellen, wenn Gott zu dieser Zeit überhaupt noch keinen Sohn hatte? Doch dasselbe Buch der Sprüche bestätigt, dass Gott in Ewigkeit einen Sohn hatte. Kapitel 8 stellt uns die personifizierte Weisheit vor (vgl. Spr 8,17.23.30.31 „Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh suchen, werden mich finden.“ „Ich war eingesetzt von Ewigkeit her, von Anbeginn, vor den Uranfängen der Erde.“ „(30) da war ich Werkmeister bei ihm und war Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit, (31) mich ergötzend auf dem bewohnten Teil seiner Erde; und meine Wonne war bei den Menschenkindern.“, um zu sehen, dass es hier tatsächlich um eine Person geht), und wir wissen aus dem NT, dass dies Christus ist (1Kor 1,24 „den Berufenen selbst aber, sowohl Juden als auch Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit;“; vgl. Kol 2,3 „in dem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und [der] Erkenntnis.“). Sprüche 8,30.31 (30) da war ich Werkmeister bei ihm und war Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit, (31) mich ergötzend auf dem bewohnten Teil seiner Erde; und meine Wonne war bei den Menschenkindern.“ stellt uns diese Person als ein Schoßkind bei Gott vor, Tag für Tag seine Wonne, vor Ihm sich ergötzend allezeit – und das vor der Fleischwerdung. Wer wagt dann zu behaupten, dass der Schoß des Vaters (Joh 1,18 „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“) nicht ewig ist und also auch der Vater und der Sohn nicht ewig sind?

Der Sohn im Anfang

Neben den Schriften des Johannes ist der Hebräerbrief ein ganz besonderes Zeugnis bezüglich der ewigen Sohnschaft Christi. Bereits die ersten Verse zeigen dies: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im [wörtlich: in] Sohne, den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat.“ Beachten wir, dass hier steht, dass Gott nun „in Sohn“ gesprochen hat, ohne Geschlechtswort. Gott sprach nun nicht, wie Er früher sprach, in den Propheten, die Er als seinen Mund gebrauchte, sondern Gott sprach nun selbst, in eigener Person, nicht durch einen anderen. Auch sprach Er nicht in der Person des Vaters, auch nicht durch den Heiligen Geist, der lediglich eine geschaffene Person gebrauchte, sondern Er sprach als göttliche Person, und diese Person ist der Sohn. Gott sprach nicht mehr durch andere, sondern persönlich, und zwar in der Person des Sohnes. Es ist sehr bedeutend, dieses Erste gut zu verstehen.

Doch ebenso wichtig ist es, zu sehen, was dort von dieser Person des Sohnes weiter gesagt wird. Es werden nämlich zwei Dinge von Ihm mitgeteilt, die beide seiner Fleischwerdung vorausgingen: (a) Gott hat den Sohn (in seinen Ratschlüssen von Ewigkeit, lange bevor die Welt bestand) zum Erben aller Dinge gesetzt (die also gerade mit als Erbe für den ewigen Sohn geschaffen wurden), und (b) darauf folgt dann logischerweise die Erwähnung der Schöpfung selbst, doch ausdrücklich als etwas, das nicht nur für, sondern auch durch den Sohn geschaffen wurde. Durch den Sohn hat Gott geschaffen, das heißt, der Sohn war das Mittel, das Agens, wodurch die Welten zustande gebracht wurden. Dies ist überzeugend und entscheidend: Derselbe Sohn, in dem Gott am Ende dieser Tage zu uns gesprochen hat, war der Gegenstand der ewigen Ratschlüsse Gottes, durch den Gott die Welten geschaffen hat. Wer ist der Schöpfer? Es ist der Sohn. Tausende von Jahren vor seiner Fleischwerdung war es der Sohn, der die Welten erschuf.

Dieses unleugbare Zeugnis kommt in der Schrift sogar zweimal vor, denn Kolosser 1 berichtet uns genau dasselbe: „Danksagend dem Vater, … der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, … welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden … alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen“ (Kol 1,12-16). Auch dies ist eine klare Sprache: Der Sohn der Liebe des Vaters ist es, in dem, durch den und für den alle Dinge geschaffen sind! Der Sohn ist das Bild des unsichtbaren Gottes oder, wie Hebräer 1,3 „welcher, die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens seiend und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend, nachdem er [durch sich selbst] die Reinigung von den Sünden bewirkt, sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe;“ sagt, „der Abglanz seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens“. Als der Sohn als Mensch in seine eigene Schöpfung eintrat, war Er notwendigerweise der Erstgeborene (der Überragendste in der Rangordnung) dieser ganzen Schöpfung, weil derselbe Mensch der Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Der Sohn des Vaters, der Mensch wurde, war derselbe Sohn, der alle Dinge geschaffen hatte. Sie waren geschaffen in (so wörtlich im Grundtext; Heb 1,16) Ihm (in der Kraft seiner Person), durch Ihn (Er selbst war die handelnd auftretende Person, die das Schöpfungswerk ausführte) und für Ihn (zur Ehre und Verherrlichung des Sohnes). Hier haben wir die wahre Herrlichkeit seiner Person als Sohn, bevor die Welt war. Er ist der Schöpfer als Sohn; was ist eindeutiger als das? Doch auch: Was ist für den Glauben kostbarer als das? Dieser selbe Sohn der Liebe des Vaters, in dem ich die Erlösung habe, die Vergebung der Sünden (Heb 1,14 „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“), ist mein Schöpfer, in dem, durch den und auch für den ich geschaffen bin. Er erlöste als Sohn, was Er erschuf als Sohn.

Das Zeugnis in Hebräer 1 stimmt also genau mit dem in Kolosser 1 überein. Kurz darauf haben wir in Hebräer 1 ein weiteres Zeugnis der ewigen Sohnschaft Christi. Hebräer 1,8.9 (8) in Bezug auf den Sohn aber: „Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches; (9) du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen.““ lautet: „In Bezug auf den Sohn aber [sagt Gott]: ,Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen.‘“ Hier sehen wir erneut den Sohn als Gegenstand des ewigen Ratschlusses Gottes, und es wird zudem von Ihm gesagt, dass Er einen ewigen Thron hat. Beachten wir, dass wir hier ausdrücklich lesen: Der Sohn hat einen ewigen Thron; der Gott des Alten Testamentes auf dem Thron war der Sohn! Wie könnte denn der Sohn einen ewigen Thron haben, wenn Er selbst nicht der ewige Sohn wäre?

Einige Seiten weiter finden wir in Hebräer 5,8 „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte;“ die bereits zitierten Worte, dass Christus an dem, was Er litt, den Gehorsam lernte, obwohl Er Sohn war. Wie wir sahen, ist diese Stelle sehr wichtig, weil sie uns zeigt, dass Sohnschaft gerade nicht mit Abhängigkeit und Unterwürfigkeit, sondern mit Souveränität und Selbständigkeit verbunden ist, also mit der Stellung, die der Sohn vor seiner Fleischwerdung besaß. Trotz der Tatsache, dass Er diese Würde und Herrlichkeit als Sohn besaß, brachte es seine neue Stellung als Mensch auf der Erde (und als solcher Gott unterworfen) mit sich, dass Er durch die Leiden, die Gott über Ihn kommen ließ, den Gehorsam lernen musste – also etwas, was Er als Sohn vor seiner Menschwerdung niemals gekannt hatte, weil Er sich da nicht in einer Stellung des Gehorsams befand, sondern solchen befahl, die Ihm gehorchten. Ich verlasse nun diese Stelle und finde einen weiteren wichtigen Vers in Kapitel 7: „Denn dieser Melchisedek, … der erstlich verdolmetscht König der Gerechtigkeit heißt, sodann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend, aber dem Sohne Gottes verglichen, bleibt Priester auf immerdar“ (Heb 7,1-3).

Es ist sehr der Mühe wert, bei dieser Schriftstelle kurz stillzustehen. Hier wird von Melchisedek gesagt, dass er dem Sohn Gottes gleicht; natürlich nicht, was seine Person betrifft, und auch nicht, was alle seine Eigenschaften betrifft, sondern was gerade die Eigenschaften betrifft, die hier von ihm aufgezählt werden. Diese Eigenschaften lassen sich deutlich in zwei Gruppen einteilen: erstens in die Eigenschaften Melchisedeks, in denen er dem Sohn als Mensch gleicht. Als Mensch ist der Sohn König der Gerechtigkeit und König des Friedens. Danach finden wir eine zweite Gruppe von Eigenschaften, die sich deutlich nicht auf den Sohn als Mensch beziehen, nämlich: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend.“ Natürlich galten diese Eigenschaften nicht buchstäblich für Melchisedek. Schließlich war dieser sehr wohl ein Mensch und hatte auch leibliche Eltern, ein Geschlechtsregister und war auf der Erde geboren (er hatte einen „Anfang der Tage“ gehabt) und war gestorben (er hatte ein „Ende des Lebens“ gehabt). Doch gleicht Melchisedek dem Sohn Gottes, weil er in der Schrift gleichsam aus dem Nichts auftaucht, völlig ohne Hintergrund, ohne Abstammung. Er ist plötzlich da und verschwindet ebenso plötzlich wieder, als sei er nicht ein Mensch gewesen, der normal auf der Erde aus einem Vater und einer Mutter geboren war und einmal würde sterben müssen. Daran erkennen wir, nebenbei gesagt, wie genau die Typologie der Schrift ist: Sogar aus dem Fehlen bestimmter Besonderheiten werden vorbildliche Schlussfolgerungen gezogen.

In der merkwürdigen Art und Weise, wie Melchisedek in 1. Mose 14 eingeführt wird und wieder zurücktritt, ist er also nach Hebräer 7 ein Gleichnis von dem Sohn Gottes, und zwar nicht als Mensch, sondern als göttliche Person. Dies ist sehr wichtig, aber auch sehr deutlich. Als Mensch hatte Christus ja durchaus eine Mutter, durchaus ein Geschlechtsregister, durchaus einen Anfang der Tage (nämlich seine Geburt aus Maria), durchaus ein Ende des Lebens (nämlich seinen Tod als Mensch) und sogar einen (gesetzlichen) Vater. Jene Eigenschaften müssen also auf Ihn als göttliche Person Bezug haben. Doch beachten wir nun die sich hieraus ergebende Schlussfolgerung! Der Schreiber sagt, dass Melchisedek dem Sohn Gottes verglichen wird, weil Er, gerade wie der Sohn, keinen Anfang der Tage und kein Ende des Lebens hatte. Dass der Sohn in Ewigkeit als Sohn leben wird, wird kein Christ leugnen wollen. Doch dieser Abschnitt sagt ebenso klar, dass der Sohn von Ewigkeit gelebt hat. Als Sohn hatte Er keinen Anfang der Tage. Beachte, dass Er nicht nur als göttliche Person keinen Anfang der Tage hatte – das ist selbstverständlich und wird niemand leugnen –, sondern als Sohn hatte Er keinen Anfang der Tage. Wie hätte der Heilige Geist jemals sagen können, dass Melchisedek dem Sohn Gottes gliche, weil er, gerade wie der Sohn, keinen Anfang der Tage hatte, wenn der Sohn erst bei seiner Fleischwerdung Sohn wurde? Vielleicht wird sich jemand fragen, wieso hier stehen kann „ohne Vater“, weil Sohnschaft doch immer einen Vater voraussetzt, auch wenn es um den ewigen Sohn des Vaters geht. Dies ist richtig; doch man muss bedenken, dass aus dem Zusammenhang zu ersehen ist, dass es hier um bestimmte menschliche Kennzeichen geht (vgl. Mutter, Anfang der Tage, Ende des Lebens), die der Sohn als göttliche Person nun gerade nicht besaß. Unter den Menschen bedeutet Vaterschaft immer Zeugung, Abstammung, Geburt, doch dieser Vers sagt gerade, dass der Sohn als göttliche Person in diesem Sinn keinen Vater hatte. Der Vater war nicht sein Vater durch Zeugung und Geburt, sondern in dem Sinn einer ewigen Beziehung der Liebe, wie wir das zum Beispiel in Johannes 1,18 und 17,24 (1:18) Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ „(17:24) Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ sahen. Der ewige Sohn Gottes hatte keinen Vater in dem Sinn, wie menschliche Söhne einen Vater haben. Christi Sohnschaft ist eine Bezeichnung für bestimmte Beziehungen zwischen den Personen innerhalb der Gottheit, nicht für Abstammung und Geburt (siehe später). Derselbe, der in dem Mutterschoß Marias war, war von Ewigkeit im Schoß des Vaters gewesen.

Der Sohn in der Fleischwerdung

Die Schlussworte des vorigen Abschnitts, worin verneint wurde, dass Christus Sohn durch Zeugung und Geburt geworden ist, werden vielleicht manchen Lesern den Ausdruck „der eingeborene Sohn“ in Erinnerung gerufen haben. Dies bringt uns zu den bedeutsamen Eröffnungsworten des Johannesevangeliums, woraus ich einige Verse zitiere: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit … Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,1-3.14.18).

Der erste wichtige Punkt hier ist die Ewigkeit des Wortes. Merkwürdigerweise haben einige nicht nur die Ewigkeit der Sohnschaft Christi geleugnet, sondern auch seine Ewigkeit als das Wort Gottes. Und das, während die einzige Schriftstelle, die darauf überhaupt irgendwelches Licht werfen könnte, in Johannes 1 zu finden ist! – Ganz abgesehen von der Bedeutung des Ausdrucks „Wort“ (logos). Diese Verse sind deutlich genug: Im Anfang war das Wort bei Gott, und das Wort war der Schöpfer aller Dinge. Wer behauptet, dass wir hier eigentlich lesen müssten: „Im Beginn war Er, der nach seiner Fleischwerdung das Wort genannt wurde; und Er, der nach seiner Fleischwerdung das Wort genannt wurde, war bei Gott; und Er, der nach seiner Fleischwerdung das Wort genannt wurde, war Gott“, hat für dieses Gedankenspiel keinen einzigen Grund in der Schrift und sollte besser jeden Versuch einer sauberen Auslegung aufgeben. Dies wird noch deutlicher, wenn wir auf die Bedeutung des logos achten, nämlich als den Ausdruck des inneren Wesens Gottes (vgl. wieder Kol 1,15 „der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung.“ und Heb 1,3 „welcher, die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens seiend und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend, nachdem er [durch sich selbst] die Reinigung von den Sünden bewirkt, sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe;“). Nun, war Christus dies als Mensch oder als göttliche Person? Das Letztere trifft zu, denn der Heilige Geist erklärt, dass das Wort, das bei Gott war, Gott war (Joh 1,1 „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“). Wenn aber als göttliche Person, wie kann Christus dann erst seit seiner Fleischwerdung das Wort gewesen sein? War Er nicht von Ewigkeit der Ausdruck dessen, wer Gott war, auch wenn noch niemand da war, zu dem dieser Ausdruck kommen konnte?

Beachten wir nun Vers 14. Das Wort ist Fleisch geworden (wenn das Wort Fleisch werden konnte, war Er also bereits das Wort, bevor Er Fleisch wurde) und hat unter uns „gezeltet“ (steht dort wörtlich). Hinter dem „Zelt“ der Menschheit Christi verbarg sich seine göttliche Herrlichkeit; doch glücklicherweise nicht so, dass niemand etwas von dieser Herrlichkeit bemerkt hätte. Die Apostel konnten nämlich sagen: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut“ – und welchen Charakter hatte diese göttliche Herrlichkeit? Es war „eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater!“ Wunderbares Wort – umso mehr, wenn wir es noch etwas genauer übersetzen: „Eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen VON BEIM Vater.“ Das Verhältniswort para mit dem zweiten Fall zeigt an, von woher etwas kommt; vgl. Johannes 1,6: „Da war ein Mensch, von [para] Gott gesandt.“ Achten wir auch noch auf die Bedeutung des Wörtchens „als“. Es deutet nicht auf einen Vergleich hin (als gliche die Herrlichkeit Christi der eines Eingeborenen vom Vater, war sie aber nicht wirklich), sondern beschreibt den Charakter dieser Herrlichkeit: Die Herrlichkeit des fleischgewordenen Wortes hatte den Charakter der Herrlichkeit eines Eingeborenen vom Vater.

Was bedeutet dies nun? Der Vers sagt uns dieses: Die Apostel schauten das fleischgewordene Wort an, und sie schauten (durch den Schleier seines Fleisches) seine Herrlichkeit; und diese Herrlichkeit war die Herrlichkeit eines eingeborenen Sohnes, der von seinem Vater gekommen war. Sie sahen in dem Menschen Jesus die Herrlichkeit des Eingeborenen bei dem Vater, mit derselben Natur und derselben Würde, wie dieser sie besaß, obwohl der Sohn, weil Er sich erniedrigt hatte, alle Ehre dem Vater gab, in allem, was in dieser Herrlichkeit geoffenbart wurde. Wie schön schließt sich da Vers 18 an! Vers 14 zeigt uns, dass die Herrlichkeit des Wortes sich in Gnade und Wahrheit äußerte; Vers 17 drückt das so aus: „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Und wie? Wir lesen weiter: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“ So kannten die Apostel das Wort: Er war ihnen persönlich bekannt als der Sohn, der allezeit im Schoß des Vaters ist, doch zugleich von Ihm gekommen war und der durch den Geist den Vater offenbarte. Sie kannten Ihn als den Eingeborenen, der von dem Platz gekommen war, den Er nichtsdestoweniger niemals verließ, dem Platz vollkommener Nähe im Blick auf Gott und vollkommener Liebe zu Gott als seinem Vater: dem Schoß des Vaters.

Dieser Mensch Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes, ist zugleich der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist und der Gott vollkommen kundgemacht hat, wie Er Ihn von Ewigkeit kannte: als Vater. Nicht, wie Er Ihn kannte, als Er als Mensch auf der Erde war; es ist hier der Sohn, der von bei dem Vater gekommen und dennoch (als göttliche Person, nicht als Mensch) ununterbrochen in seinem Schoß, in der glücklichen Gemeinschaft mit dem Vater und in seiner unmittelbaren Nähe. Er hat uns Gott kundgemacht – nicht, was Gott geworden war durch die Fleischwerdung, nämlich Vater des Sohnes (wie einige behaupten), sondern was Gott war: was Er gewesen war, was Er ist und was Er ewig sein wird. Wie abwegig ist es, falsche Schlussfolgerungen aus dem Wörtchen „ist“ in Vers 18 zu ziehen, erst recht, wenn das durch solche geschieht, die den Grundtext kennen. Wörtlich steht dort nicht „ist“ oder „war“, sondern „der Seiende in dem Schoß des Vaters“, was ohne irgendeine Zeitangabe den ewigen Platz angibt, wo der Eingeborene seinem Wesen nach zu Hause ist und den Er in bestimmtem Sinn niemals verlassen hat. Andere wollen aus dem für „in“ gebrauchten Wörtchen (eis, das gewöhnlich „zu“ bedeutet) einen Hinweis auf die Richtung folgern, als habe der Sohn den Platz im Schoß des Vaters zu einem bestimmten Zeitpunkt eingenommen. Doch auch dies ist falsch, denn eis kann sehr wohl auf „den Platz, wo“ oder auf den „Zustand, in dem“ hindeuten (vgl. Apg 8,23 „denn ich sehe, dass du in Galle der Bitterkeit und in Fesseln der Ungerechtigkeit bist.“; Mk 1,9 „Und es geschah in jenen Tagen: Jesus von Nazareth in Galiläa kam und wurde von Johannes im Jordan getauft.“) und kann hier am besten als ein Hinweis auf die einander zugewandte Haltung von zwei Personen verstanden werden, die nebeneinander zu Tisch liegen.

Der Sohn wird hier als derjenige vorgestellt, der ewig zu Tisch lag (also essend – ein Bild der Gemeinschaft) im Schoß oder an der Brust des Vaters, Ihm zugewandt, in vollkommenem Genuss von dessen Freude, Liebe, Gemeinschaft und Wohlgefallen. So, als derjenige, der sich in dieser Stellung befand, machte Er Gott kund, machte Er das Herz des Vaters kund, das Er von Ewigkeit für sich hatte schlagen fühlen. Wer wird wagen, dieses kostbare Geheimnis anzutasten, wer wagen, das Licht dieser Liebe zu dämpfen, wer wagen, den Schoß des Vaters dieser ewigen, unergründlichen Gemeinschaft zu berauben? Haben wir eine Offenbarung der Ewigkeit oder nicht? Von Gott, wie Er ist, oder nur, wie Er geworden ist? Von der ewigen Gemeinschaft und den Beziehungen der Liebe göttlicher Personen oder nur davon, wie sie entstanden bei der Menschwerdung Christi? Gott sei Dank, dass die Schrift auf diese Fragen eine deutliche Antwort gibt.

Doch wie steht es nun mit der Bezeichnung „Eingeborener“? Deutet sie nicht auf Geburt, Werden und Entstehen hin? Ja, im Deutschen allerdings, doch das ursprüngliche, griechische Wort monogenes drückt das nicht aus. Dieses Wort besteht aus zwei Teilen: monos ist „einzig“, und genos bedeutet „Geschlecht“, in allen Bedeutungen: manchmal „Geburt, Abstammung“ (z.B. Mk 7,26 „Die Frau aber war eine Griechin, eine Syro-Phönizierin von Geburt; und sie bat ihn, dass er den Dämon von ihrer Tochter austreibe.“), doch meistens „Geschlecht“ (z.B. Apg 4,6; 7,13.19; 17,28.29 (4:6) und Annas, der Hohepriester, und Kajaphas und Johannes und Alexander und so viele vom hohenpriesterlichen Geschlecht waren.“ „(7:13) Und beim zweiten Mal wurde Joseph von seinen Brüdern wiedererkannt, und dem Pharao wurde die Herkunft Josephs offenbar.“ „(7:19) Dieser handelte mit List gegen unser Geschlecht und behandelte die Väter schlecht, indem er ihre Kinder aussetzen ließ, damit sie nicht am Leben blieben.“ „(17:28) Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: „Denn wir sind auch sein Geschlecht.“ (17:29) Da wir nun Gottes Geschlecht sind, so sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“); „Volksgenossen“ (2Kor 11,26; Gal 1,14 „und in dem Judentum zunahm über viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, indem ich übermäßig ein Eiferer für meine väterlichen Überlieferungen war.“) oder „Art, Gattung“ (Mt 13,47; 17,21; 1Kor 14,10 „Es gibt vielleicht soundso viele Arten von Stimmen in der Welt, und keine Art ist ohne bestimmten Ton.“). Diese letzten Bedeutungen hat das Wort in monogenes, das also sagen will: „einzig in seiner Art, einzigartig“. Im NT wird es immer für ein Einzelkind gebraucht, das einmalig ist, weil es als Einziges die Familienzüge darstellt (siehe Lk 7,12; 8,42; 9,38 (7:12) Als er sich aber dem Tor der Stadt näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt ging mit ihr.“ „(8:42) denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und diese lag im Sterben. Während er aber hinging, umdrängten ihn die Volksmengen.“ „(9:38) Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief laut und sprach: Lehrer, ich bitte dich, sieh meinen Sohn an, denn er ist mein einziger;“; Heb 11,17 „Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, Isaak geopfert, und der, der die Verheißungen empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar,“). Fünfmal wird das Wort auf Christus angewandt (Joh 1,14.18; 3,16.18 (1:14) Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.“ „(1:18) Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ „(3:16) Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ „(3:18) Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“; 1Joh 4,9 „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.“); es weist hin auf Ihn als den Einzigartigen und Vortrefflichen, der der einzige Repräsentant und Ausdruck des Wesens und der Natur Gottes ist. Monogenes bedeutet, (a) dass Er der Natur nach, der Familienbeziehung nach Sohn ist, und (b), dass Er darin einmalig ist. Niemals bedeutet es, dass Er geboren oder niedriger ist als Gott, der Vater. Dies ist auch eindeutig aus Hebräer 11,17 „Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, Isaak geopfert, und der, der die Verheißungen empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar,“ ersichtlich, wo das Wort auf Isaak angewandt wird, nicht, weil Isaak als Einziger aus Abraham geboren war (das war ja nicht der Fall), sondern als Ausdruck der großen Vorliebe, Einmaligkeit und Hervorragendheit.

Wie schön wird dann Johannes 3,16: Der Wert und die Größe der Gabe Gottes lag in der einzigartigen Sohnschaft desjenigen, der gegeben wurde. Dies würde verlorengehen, wenn der Herr erst durch die Gabe Sohn geworden wäre. So ist es auch in Vers 18: Der Ausdruck „der Name des eingeborenen Sohnes Gottes“ weist nachdrücklich auf die volle Offenbarung des Wesens und der Natur Gottes hin, wie diese in dem Namen dessen zum Ausdruck kommen, der gerade weil Er von Ewigkeit in einer einzigartigen Beziehung zu Gott stand, von diesem als Gegenstand des Glaubens gegeben wurde. Und gerade dieser Sohn, der als Einziger die Wesenszüge Gottes darstellte (das Bild des unsichtbaren Gottes), wurde von diesem in die Welt gesandt (1Joh 4,9 „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.“). Wir werden nun die Bedeutung dieses „Sendens“ in die Welt (die auch angegriffen worden ist) ebenfalls näher untersuchen müssen.

Der Sohn, vom Vater gesandt

Wir wollen zum Schluss unsere Aufmerksamkeit einer Anzahl Schriftstellen zuwenden, die über den Herrn als den Sohn sprechen, der von dem Vater in die Welt gekommen ist. Diese Stellen gehören zu den deutlichsten Beweisen der Schrift für die ewige Sohnschaft Christi. Einige sind bereits erwähnt worden, doch wir wollen sie hier im Zusammenhang besprechen. So haben wir zum Beispiel 1. Johannes 3,8 „Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Hierzu ist der Sohn Gottes offenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte.“ bereits genannt: „Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, auf dass er die Werke des Teufels vernichte.“ Wir haben schon gesehen, dass etwas nur dann „geoffenbart“ (ans Licht gebracht; enthüllt) werden kann, wenn es zuvor bestand. Hier steht nicht, dass eine göttliche Person geoffenbart wurde, die dadurch der Sohn wurde, sondern der Sohn Gottes wurde selbst geoffenbart. Jemand, der bereits der Sohn war, wurde hier (durch seine Menschwerdung) offenbar. Ebenso lesen wir in 1. Johannes 5,20 „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“, „dass der Sohn Gottes gekommen ist“ – nicht, dass eine göttliche Person gekommen ist, die durch ihr Kommen der Sohn Gottes wurde.

Noch interessanter ist es, wenn nicht nur über „geoffenbart werden“ und „kommen“ im Allgemeinen gesprochen wird, sondern wenn auch der Ort, von woher der Sohn kam, und der Ort, wohin Er kam, erwähnt werden. Kein Vers ist in dieser Hinsicht deutlicher als Johannes 16,28 „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“, wo der Herr sagt: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“ Hier sehen wir im ersten Teil des Satzes deutlich den Ort, von dem Er ausging, und den Ort, wohin Er kam: Er kam von dem Vater und kam in die Welt. Er war also bei dem Vater, bevor Er in die Welt kam, genauso, wie wir das in Johannes 17,5.24 „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ und 1. Johannes 1,2 „(und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist);“ fanden. Es ist völlig unbegründet, hier zu lesen, dass der Herr von dem ausging, der nach seiner Fleischwerdung Vater genannt werden konnte, und das macht der zweite Teil des Satzes umso deutlicher: Genauso (in genau derselben Weise), wie der Herr die Welt verließ und zum Vater ging, so war Er von außerhalb in die Welt gekommen, von dem Vater. Es lässt sich einfach nicht abstreiten, wenn eine Schriftauslegung noch irgendeinen Sinn haben soll, dass der Herr als Sohn von oben aus dem Himmel (Joh 3,31; 6,51.58 (3:31) Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen;“ „(6:51) Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, [das ich geben werde] für das Leben der Welt.“ „(6:58) Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“) aus der unmittelbaren Nähe des Vaters gekommen war. So haben wir auch bereits in Johannes 1,14 „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.“ von seiner Herrlichkeit auf der Erde als von einem Eingeborenen gelesen, der von einem Vater gekommen war.

In demselben Licht müssen wir die vielen Schriftstellen betrachten, die uns lehren, dass Gott (oder: der Vater) seinen Sohn in die Welt gesandt hat. Es gibt Dutzende von Stellen, die über das Gesandtsein Christi sprechen, aber ich beschränke mich nun auf die Stellen, wo von dem Vater und/oder dem Sohn die Rede ist. Eigentlich werden drei Worte für „senden“ gebraucht: apostello („offiziell und mit Autorität aussenden“), pempo („senden“ in allgemeinem Sinn) und noch einmal (in Gal 4, 4 „als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz,“) exapostello („aussenden“), aber die Unterschiede in dem Wortgebrauch sind so minimal, dass ich sie außer Betracht lasse. Ich werde lediglich die gebrauchten Worte mit einem a, p oder e andeuten.

Wir finden erstens: Gott hat seinen Sohn gesandt: Röm 8,3 „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte,“ (p); Gal 4,4 „als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz,“ (e); 1Joh 4,10 „Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“ (a); Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt: Joh 3,17 „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.“; 1Joh 4,9 „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.“ (a); und in dem Gleichnis: Der Herr sandte seinen (geliebten) Sohn: Mt 21,37 „Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“; Mk 12,6 „Da er nun noch einen geliebten Sohn hatte, sandte er ihn als letzten zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“ (a); Lk 20,13 „Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht werden sie sich vor diesem scheuen.“ (p). Zweitens: Der Vater sandte Jesus Christus: Joh 17,3 „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (a); der Vater sandte „mich“: Joh 5,36.38; 6,57; 11,42; 17,8.21.23.25; 20,21 (5:36) Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist als das des Johannes; denn die Werke, die der Vater mir gegeben hat, damit ich sie vollbringe, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat.“ „(5:38) und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch; denn dem, den er gesandt hat, diesem glaubt ihr nicht.“ „(6:57) Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen.“ „(11:42) Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.“ „(17:8) denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast.“ „(17:21) damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns [eins] seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ „(17:23) ich in ihnen und du in mir, damit sie in eins vollendet seien [und] damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ „(17:25) Gerechter Vater! – Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.“ „(20:21) Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch.“ (a); Joh 5,37; 6,44; 8,16.18; 12,49; 14,24 (5:37) Und der Vater, der mich gesandt hat, er hat Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen,“ „(6:44) Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“ „(8:16) Wenn ich aber auch richte, so ist mein Gericht wahr, weil ich nicht allein bin, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.“ „(8:18) Ich bin es, der von mir selbst zeugt, und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt von mir.“ „(12:49) Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll;“ „(14:24) Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (p); der Vater sandte „mich“ in die Welt: Joh 17,18 „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt;“ (a); der Vater sandte den Sohn: Joh 5, 23 „damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ (p); 1Joh 4,14 „Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“ (a); der Vater sandte den Sohn in die Welt: Joh 10,36 „sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst (weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn)?“ (a).

Diese Stellen zeigen unstreitig, dass der Sohn von dem Vater aus dem Himmel in die Welt kam und dass Er also Sohn war, bevor Er in die Welt kam. Ein Ausspruch wie: „Der Vater sandte den Sohn in die Welt“, gibt wieder, was beide Personen vor und in dem Augenblick der Sendung waren. Im Blick auf solche heiligen Gegenstände ist es verwerflich, ein derartiges Wort ohne irgendeinen Grund aus der Schrift durch folgende Gedankenkombination zu entkräften: „Der Vater sandte den Sohn“, bedeutet: „Eine göttliche Person sandte eine andere göttliche Person, und durch das Kommen wurde diese Person der Sohn und der Sendende der Vater.“ Ist das Schriftauslegung? Nein, es ist ein Ausgehen von dem, was noch bewiesen werden muss und was zum Beispiel durch Johannes 16,28 „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“ widerlegt wird. Dennoch werden von denen, die Christi ewige Sohnschaft leugnen, in Verbindung mit dem „Senden“ des Sohnes durch den Vater drei Einwände geäußert, die wir noch näher ins Auge fassen wollen.

Erstens führt man wieder einen negativen „Beweis“ an. Man zitiert dann Schriftstellen, die zeigen, dass der vierte Fall nach „Senden“ (also der „Gesandte“) auch wohl einmal bezeichnen kann, was eine Person dadurch, dass sie gesandt wird, ist oder wird. Aber aus der Tatsache, dass allerdings in diesen Fällen Personen offensichtlich vor ihrer Sendung etwas nicht waren, was sie durch ihre Sendung wurden, kann man niemals den Schluss ziehen, dass dies daher in allen Fällen gilt und dass Christus also vor seiner Sendung nicht Sohn war. Zudem trifft das nur dann zu, wenn die Bezeichnung für den passiven Gegenstand in Übereinstimmung mit der beabsichtigten Mission gewählt ist, wie zum Beispiel Markus 1,2 „wie geschrieben steht in Jesaja, dem Propheten: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg bereiten wird.““ („Engel“ = Bote); Lukas 14,32; 19,14 (14:32) Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen.“ „(19:14) Seine Bürger aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ („Gesandtschaft“). In anderen Fällen ist es ebenso deutlich, dass die Gesandten bereits vor ihrer Sendung das waren, was von ihnen gesagt wird, wie in Matthäus 21,34 „Als aber die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, seine Früchte in Empfang zu nehmen.“ („er sandte seine Knechte“ – und Knechte waren sie bereits, bevor sie gesandt wurden). Nun, genau dasselbe gilt für den Sohn, dessen Name ebenso wenig wie die Bezeichnung „Knecht“ an sich etwas mit der Sendung zu tun hat.

Zweitens hat man angeführt, dass „in die Welt“ senden nicht notwendigerweise „von außerhalb in die Welt“ zu bedeuten braucht, sondern auch auf jemanden zutreffen kann, der sich bereits in der Welt befindet. Man verweist dafür auf Johannes 17,18: „Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt“, und argumentiert dann wieder negativ: Ebenso wenig wie die Jünger von außerhalb in die Welt gesandt wurden, sondern sich in der wörtlichen Bedeutung bereits im Kosmos befanden, ebenso wenig muss es die Absicht Christi gewesen sein, zu sagen, dass Er selbst als Sohn von außerhalb in diese Welt gesandt wurde. Diese Argumentation vom Negativen her, auf die wir nun bereits mehrere Male hingewiesen haben, ist ein häufig vorkommender Denkfehler. So auch bei diesem Beispiel: Selbst wenn der Herr das hier nicht meinte (was nicht einmal so selbstverständlich ist!), will das doch nicht sagen, dass Er dies woanders nicht meint. Denken wir zum Beispiel an Johannes 16,28 „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“, und fragen wir uns, ob irgendeiner von seinen Jüngern hätte sagen können: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“

Wir begegnen hier übrigens noch einem anderen Denkfehler. Man darf aus einem Vergleich in der Schrift nicht mehr Schlussfolgerungen ziehen, als in der Belehrung eingeschlossen sind, die in dem Vergleich liegt. Johannes 17,18 „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt;“ spricht lediglich von dem Zeugnis, das die Jünger anstelle des Herrn in dieser Welt ablegen sollten; sie waren an seiner Stelle und als seine Gesandten in dieser Welt. Doch man darf damit keine geographischen Konsequenzen bezüglich des Ortes verbinden, von dem der Herr bzw. die Jünger kamen. Hätte von den Jüngern jemals gesagt werden können, dass sie von oben gekommen waren (Joh 3,31; 8,23 (3:31) Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen;“ „(8:23) Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.“), aus dem Himmel (Joh 3,31; 6,51.58 (3:31) Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen;“ „(6:51) Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, [das ich geben werde] für das Leben der Welt.“ „(6:58) Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“), von dem Vater (Joh 5,43; 16,28 (5:43) Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“ „(16:28) Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“)?

Drittens behauptet man manchmal, dass „senden“ eine Überlegenheit des Sendenden über den Gesandten in sich schließt, dass also die eine göttliche Person nicht die andere göttliche Person als solche senden kann und dass daher das Senden des Sohnes durch den Vater das Senden von jemandem bedeutet, der sich in einer niedrigeren Stellung als der Vater befand, nämlich der Sohn als Mensch auf der Erde, und dass man daher die Bezeichnung „Sohn“ nicht vor seiner Fleischwerdung auf Ihn anwenden könne. Dass auch diese Argumentation völlig falsch sein muss, kann man einfach einsehen, wenn man bedenkt, dass auch der Heilige Geist auf die Erde gesandt ist, und zwar von dem Vater (Joh 14,26 „Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“) und dem Sohn (Lk 24,49 „und siehe, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch. Ihr aber, bleibt in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“; Joh 15,26; 16,7 (15:26) Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.“ „(16:7) Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.“) oder ganz allgemein von Gott (Gal 4,6 „Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater!“) oder aus dem Himmel (1Pet 1,12 „denen es offenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist – Dinge, in welche die Engel hineinzuschauen begehren.“). Die göttliche Person des Heiligen Geistes konnte daher durchaus von anderen göttlichen Personen auf die Erde gesandt werden, und das, während der Geist nicht Mensch wurde, wie der Sohn es geworden war.

Nun, unterwarf der Heilige Geist sich den anderen zwei Personen in der Gottheit? Schließt das Senden des Geistes sein Untergeordnetsein im Blick auf den Vater und den Sohn ein? Davon kann keine Rede sein. Oder bedeutet seine Sendung, dass Er erst durch seine Sendung der Geist wurde? Im Gegenteil. Wir lesen zwar nirgends von dem ewigen Sohn, doch wir lesen in Hebräer 9,14 „wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“ wohl von dem „ewigen Geist“ – das an sich ist schon interessant, weil dort zumindest eine Person in der Gottheit in der Ewigkeit mit Namen bezeichnet wird, was ganz allgemein die Möglichkeit des Bezeichnens von Namen und Beziehungen in der Gottheit vor Christi Fleischwerdung beweist. Der Heilige Geist war von Ewigkeit der Geist; seine Sendung durch den Vater und den Sohn änderte weder seine Person noch seinen Namen noch seine Stellung als göttliche Person gegenüber den anderen zwei Personen in der Gottheit. Aus welchen Gründen wagt man also, solch eine Veränderung für den Sohn zu behaupten – beachten wir wohl, nicht aufgrund seiner Menschwerdung, sondern seines Gesandtseins? Galater 4 zeigt deutlich, dass es an sich keinen Unterschied gibt im Senden des Sohnes und dem des Geistes: „… sandte Gott seinen Sohn …, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt“ (Gal 4,4.6).


Aus Die Sohnschaft Christi, Bd. 9 der Reihe Was lehrt die Bibel?, 1980

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