Der Brief des Paulus an die Kolosser (4)
Kapitel 4

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 25.07.2022, aktualisiert: 29.04.2023

Christus – dargestellt in der Verbreitung der Wahrheit in der Welt (V. 2-6)

Im vorangegangenen Abschnitt haben sich die Ermahnungen an bestimmte Gruppen von Einzelpersonen gerichtet, aber jetzt werden sie auf Gläubige im Allgemeinen ausgedehnt. Die Gläubigen sollen die Verbreitung der Wahrheit dadurch unterstützen, dass sie beten und sich gottesfürchtig verhalten. Sie werden ermutigt, für die Dinge im Allgemeinen zu beten und insbesondere für die Diener des Herrn, die die Wahrheit verbreiten. Sie sollten auch dafür beten, dass die Gläubigen ein gutes Zeugnis gegenüber den Verlorenen ablegten.

Verse 2-4

Kol 4,2-4: 2 Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung; 3 und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, 4 um dessentwillen ich auch gebunden bin, damit ich es offenbare, wie ich es reden soll.

Oft beten wir um etwas, geben dann aber auf. Das ist nicht gut. Der Herr lehrt uns, dass wir „allezeit beten und nicht ermatten sollten“ (Lk 18,1). Man sagt, dass wir das Gebet so nötig haben wie das Atmen! In der Atmosphäre des Gebets blüht die Seele auf, doch ohne Gebet verkümmert sie. Ausdauernd zu beten bedeutet nicht, dass wir Gott mit etwas belästigen sollen, das wir uns wünschen, und dass wir so lange darum bitten, bis Er es uns gibt. Dies offenbart nur einen ungebrochenen, eigenwilligen Geist, der darauf besteht, seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn das unsere Einstellung ist, so erfüllt Gott möglicherweise unsere Bitte, sendet jedoch „Magerkeit in unsere Seelen“ (Ps 106,15). Jakobus sagt uns, dass wir unseren Gebeten stets hinzufügen sollen: „Wenn der Herr will“ (Jak 4,15; Mt 26,39). Damit zeigen wir, dass unser Geist sich dem göttlichen Willen unterordnet und dass wir bereit sind, letztlich Gottes Willen in der Sache zu suchen. „Darin zu wachen“ heißt: Wir warten darauf, dass der Herr unser Gebetsanliegen beantwortet; darin zeigt sich unser Glauben. Das „mit Danksagung“ zu tun, zeugt von Vertrauen in den Herrn, als ob wir sagen würden: „Was immer auch die Antwort des Herrn ist (ein Ja oder ein Nein), ich weiß, es ist das Beste für mich; deshalb werde ich mich freuen und danken, noch bevor Er antwortet.“

Wie bereits erwähnt, bittet Paulus die Gläubigen insbesondere darum, dass sie für die Verbreitung der Wahrheit beten: „damit Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden“.

Vers 5

Was ihren Lebenswandel betrifft, sagt Paulus den Kolossern:

Kol 4,5: Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit [Gelegenheiten] auskaufend.

Wenn wir in unserem täglichen Leben weise wandeln, werden wir „Gelegenheiten“ haben, das Evangelium mit den Verlorenen („denen, die draußen sind“) zu teilen. „Gegenüber denen“ bedeutet, dass wir uns wirklich um ihr Wohlergehen bemühen. Wenn die Menschen sehen, dass wir aufrichtig an ihnen interessiert sind, werden sich Türen öffnen. „Die Zeit auskaufend“ bezieht sich darauf, dass wir in unserem vollen Terminkalender Zeit freimachen (d.i. die Bedeutung von „auskaufen“), um sie im Dienst für den Herrn zu nutzen. Auch im Epheserbrief spricht Paulus davon, aber in einem anderen Zusammenhang (Eph 5,15-21). Wenn wir die beiden Stellen zusammen betrachten, sehen wir, dass es wirklich nur zwei Bereiche im Dienst gibt, wo wir unsere Zeit investieren sollen:

  • die Zeit auskaufen, um denen eine Hilfe zu sein, die „drinnen“ sind, das heißt innerhalb der christlichen Gemeinschaft (Eph 5,19.21: „zueinander[1], einander“)
  • die Zeit auskaufen, um denen eine Hilfe zu sein, die „draußen“ (Kol 4,5) sind, das heißt außerhalb der christlichen Gemeinschaft

Die Verse in Kolosser 4 ab Vers 3 haben damit zu tun, dass wir mit der Evangeliumsarbeit die Verlorenen erreichen wollen. Es ist bezeichnend, dass das „Beten“ erwähnt wird, bevor wir uns an „die, die draußen sind“, wenden. Das zeigt, dass jeder Evangeliumsdienst in Abhängigkeit vom Herrn getan werden muss.

Vers 6

Kol 4,6: Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.

Dieser Vers hat mit der Art und Weise zu tun, wie wir auf andere Menschen zugehen. Wir sollten uns in unserem Umgang mit den Menschen dieser Welt immer freundlich, höflich und zuvorkommend verhalten. Das trägt dazu bei, sie für Christus zu gewinnen. Aber unser „Wort“ sollte auch „mit Salz gewürzt“ sein, was von einer gewissen Festigkeit und Treffsicherheit spricht. Wir sollen also daran denken, ein Wort für das Gewissen der Ungläubigen zu haben, damit sie erkennen, dass sie es mit Gott zu tun haben und sie darauf vorbereitet sein müssen, Ihm zu begegnen. Unser Reden muss das Gewissen der Ungläubigen anrühren, doch wenn wir sie ständig „bedrängen“, werden wir ihnen „das Ohr abschlagen“ [d.h., sie werden nicht mehr hören wollen, was wir ihnen zu sagen haben]. Paulus sagt, dass unsere Worte hier und da mit einem treffenden Wort für ihr Gewissen gewürzt sein sollen. Wir können bei unserem Bemühen, Ungläubige zu retten, übereifrig sein und dafür bekannt werden, dass wir zu sehr auf das Gewissen der Leute einwirken. Das schreckt sie ab und treibt sie weg. Solche Eiferer scheinen zu glauben, dass unser Vers lautet: „Euer Wort sei allezeit Salz, mit Gnade gewürzt!“ Es ist jedoch genau andersherum. Die Schrift sagt uns, dass wir „Eifer für Gott haben können, aber nicht nach Erkenntnis“ (Röm 10,2). Eifer ist gut, aber er muss von Erkenntnis und Weisheit geleitet werden. Den Galatern sagte Paulus: „Es ist aber gut, allezeit im Guten zu eifern“ (Gal 4,18); an die Kolosser fügt er hinzu: „so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt“. Das heißt: Wenn wir denen, die draußen sind, weise begegnen, wird das ihr Interesse wecken und sie werden uns Fragen stellen „über die Hoffnung, die in euch ist“ (1Pet 3,15). Wenn sie so weit sind, können wir sie auf Christus hinweisen.

Zusammenfassung des praktischen Teils des Briefes, der dazu führt, dass Christus in den Gläubigen sichtbar wird

Damit ist der Hauptteil des Briefes zu Ende. Wenn die Gläubigen sich all das, was wir bisher betrachtet haben, zu Herzen nehmen, wird Christi Wesen in uns sichtbar werden. Es gibt drei Aspekte, wie diese Wahrheit entwickelt wird:

  • WAS soll offenbart werden? – Das Wesen Christi (Kol 3,12-15).
  • WIE soll das Wesen Christi offenbart werden? – Indem wir in allem, was wir sagen und tun, von Christus und seinen Interessen erfüllt sind (Kol 3,16.17).
  • WO soll das Wesen Christi sich offenbaren? – In jedem Lebensbereich des Gläubigen (Kol 3,18-4,6).

Abschließende Grüße (V. 7-18)

Die abschließenden Grußworte, die Paulus dem Hauptteil des Briefes beifügt, zeichnen ein schönes Bild der Gnade, der Freundlichkeit und des gegenseitigen Interesses – all diese Eigenschaften sollten in der christlichen Gemeinschaft vorhanden sein, wenn die Gläubigen gemäß der Wahrheit des Geheimnisses zusammenkommen. Diese Eigenschaften zeigen, wie glücklich die Gemeinschaft unter den Gläubigen im Leib Christi ist, wenn sie gemeinsam auf dem Glaubensweg unterwegs sind. Einige Personen werden aus den unterschiedlichsten Gründen erwähnt.

Tychikus (V. 7.8)

Verse 7.8

Kol 4,7.8: 7 Alles, was mich angeht, wird euch Tychikus kundtun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, 8 den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen tröste, …

„Tychikus“ (Apg 20,4; Eph 6,21; 2Tim 4,12; Tit 3,12) wird als Erster erwähnt. Er war der, der den Kolossern den Brief überbrachte. Paulus hätte für diese Aufgabe auch Epaphras auswählen können, weil er aus Kolossä stammte; da er jedoch mit Paulus im Gefängnis saß (Phlm 23), war das nicht möglich. Tychikus sollte auch die persönlichen Nachrichten über die „Umstände“ von Paulus[2] in Rom überbringen. Paulus wusste also, dass die Gläubigen in Kolossä sich für sein persönliches Wohlergehen interessieren würden, auch wenn sie ihn selbst noch nie gesehen hatten (Kol 2,1). Das ist normales Christentum.

Über Tychikus wird in der Heiligen Schrift nicht viel gesagt, nur das, was wir in diesem Abschnitt lesen. Paulus spricht hier drei Eigenschaften von Tychikus an: Er war ein „geliebter Bruder“, ein „treuer Diener“ und ein „Mitknecht im Herrn“. Dass Liebe und Treue in einer Person vorkommen, ist selten. Das ist ein ideales Gleichgewicht. Wenn Menschen versuchen, treu zu sein, sind sie oft unbewusst streng und unfreundlich. Sie neigen dazu, sich wenig um den Seelenfrieden der Gläubigen zu kümmern. Auf der anderen Seite sind die, die von Liebe geprägt sind, zwar gnädig, jedoch oft auf Kosten der Treue. Keines dieser Extreme zeichnete Tychikus aus; seine Liebe hinderte ihn nicht an seiner Treue. Paulus fügt hinzu: „damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen tröste“. Damit ist nicht gemeint, dass man sich in die Angelegenheiten anderer einmischt, sondern dass man den Geschwistern echte Zuwendung und Anteilnahme erweist. Das zeigt, wie sehr sich die christliche Liebe daran erfreut, sich mitzuteilen.

Onesimus (V. 9)

Vers 9

Kol 4,9: … mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der von euch ist; sie werden euch alles kundtun, was hier geschieht.

„Onesimus“ war ein Sklave, der seinen Herrn bestohlen hatte und weggelaufen war. Irgendwie kreuzten sich die Wege von Paulus und Onesimus, und die Gnade Gottes wirkte in seinem Herzen und er wurde errettet.[3] Nun war er ein „treuer und geliebter Bruder“ und sollte mit Tychikus nach Kolossä gehen und den Brief an Philemon überbringen. Auch er war, wie Tychikus, durch Treue und Liebe gekennzeichnet. Dennoch wird uns nicht gesagt, dass er das Wort verkündet hätte so wie Tychikus. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Onesimus noch sehr jung im Glauben war.

Aristarchus und Markus (V. 10)

Vers 10

Kol 4,10: Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, dessentwegen ihr Befehle erhalten habt (wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf), …

Die nächsten drei Männer waren Bekehrte aus dem Judentum – „aus der Beschneidung“ (Kol 4,11). Sie baten darum, dass Paulus ihre Grüße an die Kolosser übermitteln möge. Der Erste von ihnen war „Aristarchus“, „ein Mazedonier aus Thessalonich“, der mit Paulus auf der denkwürdigen Reise nach Rom unterwegs auf der Insel Melite Schiffbruch erlitt (Apg 27,2; 28,1). Seinem Namen nach zu urteilen, war er wahrscheinlich ein heidnischer Proselyt, der zum Judentum übergetreten war, sich aber durch den Glauben an das Evangelium zum Christentum bekehrt hatte. So wie Tychikus hatte auch Aristarchus Paulus auf seiner dritten Missionsreise begleitet (Apg 19,29; 20,4) und war vom Herrn zum Predigen und Lehren gebraucht worden (Phlm 24). Irgendwann wurde er verhaftet und zusammen mit Paulus eingekerkert. Deshalb nennt Paulus ihn seinen „Mitgefangenen“.

„Markus“ (Johannes Markus, Apg 12,12), der „Cousin“ (Neffe) des Barnabas, schickte ebenfalls seine Grüße. Zwölf Jahre zuvor hatte er sich auf der ersten Missionsreise von Paulus und Barnabas „getrennt“ (Apg 13,13; 15,3.8), aber nachdem er das Vertrauen des Apostels wiedergewonnen hatte, diente er erneut mit ihm. Beachte: Von Markus wird nicht gesagt, dass er ein treuer Diener war so wie Tychikus, Onesimus und Epaphras. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass er in seinem Dienst mit ihnen versagt und die Apostel in Perge verlassen hatte. Da die Gläubigen in Kolossä wahrscheinlich wussten, dass Markus versagt hatte, wollte Paulus sie wissen lassen, dass Markus das Vertrauen der Brüder wiedergewonnen hatte und im Dienst wieder „nützlich“ war (2Tim 4,11). Deshalb befiehlt Paulus den Kolossern an, Markus aufzunehmen, falls er zu ihnen käme. Obwohl Markus in seinem Dienst versagt hatte, wurde er später dazu geleitet, das zweite Evangelium zu schreiben, das den Herrn als den vollkommenen Diener darstellt. Die „Befehle“, von denen Paulus spricht, sind die apostolischen Anordnungen, die den heidnischen Gläubigen gegeben worden waren (Apg 15,20.29; 16,4; 21,25).

Justus (V. 11)

Vers 11

Kol 4,11: … und Jesus, genannt Justus, die aus der Beschneidung sind. Diese allein sind Mitarbeiter am Reich Gottes, die mir ein Trost gewesen sind.

Auch „Jesus, genannt Justus“ sendet seine Grüße. Die Heiligen nannten ihn „Justus“ und nicht Jesus, weil sie anscheinend glaubten, dass der Name „Jesus“ – „der Name, der über jedem Namen ist“ (Phil 2,9) – allein dem Herrn vorbehalten sein sollte. Dieser Vers hat Brüder dazu bewogen, diejenigen, die bei ihrer Geburt den Namen Jesus erhalten hatten, zu ermutigen, ihren Namen nach ihrer Bekehrung zu ändern.

Die oben genannten Brüder waren für Paulus ein echter „Trost“. Das griechische Wort, das hier mit „Trost“ übersetzt wird, findet sich an keiner anderen Stelle in der Heiligen Schrift. Es bedeutet so viel wie: Trost zusprechen, wieder aufmuntern. Dass Paulus von den Brüdern „Trost“ empfing, zeigt: Er spürte den Verlust seiner Freiheit und vermisste wirklich die Gemeinschaft, die er früher unter den Brüdern genossen hatte.

Ephaphras (V. 12.13)

Verse 12.13

Kol 4,12.13: 12 Es grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für euch ringt in den Gebeten, damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes steht. 13 Denn ich gebe ihm Zeugnis, dass er viel Mühe hat um euch und die in Laodizea und die in Hierapolis.

Paulus sendet dann Grüße von drei heidnischen Gläubigen, die mit ihm in Rom waren. Der Erste von ihnen ist „Epaphras“, der aus Kolossä stammte („der von euch ist“). Paulus hebt hervor, dass dieser Mann großen Gebetseifer hatte. Er war ein fähiger Diener des Wortes (Kol 1,7), und man nimmt allgemein an, dass die Versammlung in Kolossä durch seine Arbeit entstanden war. Aber es scheint, dass sein bedeutendster Dienst darin bestand, dass er für andere betete. Da er sich mit Paulus in Gefangenschaft befand, war er von seinen Brüdern in seiner Heimatgemeinde getrennt, doch er betete für sie. Wie in unseren Bemerkungen zu Kolosser 1,9 erwähnt, ist vielleicht der größte Dienst, den wir für die Heiligen tun können, für sie zu beten.

Aus der Art und Weise, wie Paulus hier über das Gebet spricht, geht hervor, dass es sich hierbei eindeutig um einen geistlichen Kampf handelt. Er sagt, dass Epaphras „allezeit für euch ringt in den Gebeten“. Es gibt böse Geister „in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12) – der Sphäre der geistlichen Aktivität – (Eph 6,12), die daran arbeiten, die Gebete der Heiligen zu verhindern (Dan 10,12.13). Deshalb müssen wir im Gebet ausdauernd sein, „im Gebet verharren“ (Kol 4,2).

Epaphras sorgte sich mit „viel Mühe“ um die Kolosser. Er hatte also das Herz eines Seelsorgers. Das große Ziel seiner Gebete war, dass die Heiligen in Kolossä „vollkommen sind und völlig überzeugt standen in allem Willen Gottes“. Das bezieht sich darauf, dass die Heiligen in der Wahrheit des Geheimnisses gegründet werden. Auch Paulus betete dafür (Kol 1,9). Leider erreichten die Heiligen in Kolossä dieses Ziel nie – trotz der Gebete und Bemühungen von Paulus, Epaphras und anderen. Innerhalb von vier oder fünf Jahren wandten sich diese Heiligen in der Provinz Asien von Paulus und seiner Lehre ab (2Tim 1,15). Sie wandten sich zwar nicht vom Herrn ab. Sie blieben Christen, denn ihr Bekenntnis zum Herrn Jesus Christus aufzugeben, das wäre in der Tat Abfall; und das wird kein echter Christ tun. Aber sie wollten nicht mehr mit der Lehre des Paulus in Verbindung gebracht werden, weil damit Schmach und Verfolgung verbunden war (2Tim 1,8.16-18).

Der Eifer und die Sorge des Epaphras galt nicht nur seinen Glaubensgeschwistern in seiner Heimatgemeinde in Kolossä, sondern auch „denen in Laodizea [14 km von Kolossä entfernt] und denen in Hierapolis [19 km von Kolossä entfernt]“. Er wusste, dass die böse Lehre „um sich fressen würde wie Krebs“ (2Tim 2,17) und dass auch diese benachbarten Versammlungen von der angeblich höheren Erkenntnis bedroht sein würden.

Lukas und Demas (V. 14)

Vers 14

Kol 4,14: Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.

„Lukas, der geliebte Arzt“ sandte ebenfalls seine Grüße. Offenbar blieb Lukas bis zum Ende des Lebens von Paulus bei ihm (2Tim 4,11). Auch „Demas“ grüßte sie. Aber über ihn wird kein Wort gesagt. Paulus sagt nicht, ob er „geliebt“ oder „treu“ war, so wie er von den anderen sprach. Da fragt man sich, ob Demas in seiner Seele abgewichen war und Paulus nichts Lobenswertes über ihn zu berichten hatte. In seinem Brief an Philemon, der diesem Brief beigefügt ist (Phlm 24), spricht er in gleicher Weise von ihm. Wenn wir das nächste Mal von Demas lesen, dann erfahren wir von Paulus über ihn nur: „Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat“ (2Tim 4,10). Paulus sagt nicht, dass Demas in „die gegenwärtige böse Welt“ gegangen war, ein Ausdruck, den er in seinem Brief an die Galater verwendet (Gal 1,4). Demas war demnach nicht einfach weggegangen und zügellos geworden, sondern er legte die christlichen Grundsätze weltlich aus, und das führte ihn dazu, einen anderen Weg einzuschlagen, als Paulus ihn beschritten hatte.

Nymphas (V. 15.16)

Verse 15.16

Kol 4,15.16: 15 Grüßt die Brüder in Laodizea und Nymphas und die Versammlung, die in seinem Haus ist. 16 Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so macht, dass er auch in der Versammlung der Laodizeer gelesen werde und dass auch ihr den aus Laodizea lest; …

Paulus wünschte, dass die Kolosser seine Grüße an die Versammlung in Laodizea weiterleiteten, da sie in der Nähe lag – und besonders an „Nymphas“, in dessen Haus die Zusammenkünfte stattfanden. Er wollte, dass der Brief an die Kolosser auch von der Versammlung in Laodizea gelesen wurde, nachdem er den Kolossern vorgelesen worden war. Und umgekehrt wünschte er, dass der Brief „aus Laodizea“ den Kolossern vorgelesen werden sollte, weil die beiden Briefe sich ergänzten. Deshalb glauben viele Bibellehrer, dass der Brief „aus Laodizea“ der Brief des Paulus an die Epheser war. Doch warum sollten die Laodizeer den Brief haben, den Paulus an die Epheser geschrieben hatte? F.G. Patterson und andere erklären das so: Da der Brief an die Epheser nicht an die Gemeinde an sich gerichtet war, sondern an „die Heiligen und Treuen“ in diesem Gebiet, war er ein Rundbrief, der weitergegeben werden sollte; allerdings merkt J.N. Darby an, es spreche nicht viel dafür, das diese Idee unterstützt.[4] Hätten die Laodizeer die Wahrheit im Kolosserbrief beherzigt, wären sie davor bewahrt geblieben, geistlich abzugleiten (Off 3,14-21). Sie waren so weit herabgesunken, dass sie das Haupt der Gemeinde nicht mehr festhielten, sondern vor die Tür setzten!

Archippus (V. 17)

Vers 17

Bevor Paulus den Brief schließt, gibt er dem „Archippus“ ein Wort der Ermutigung mit:

Kol 4,17: … und sagt Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.

Archippus war vermutlich der Sohn von Philemon und Apphia, da er zusammen mit ihnen in ihrem Haus erwähnt wird (Phlm 1.2). Anscheinend war er in Bezug auf das Werk, das der Herr ihm zu tun gegeben hatte, nachlässig und brauchte so ein ermutigendes Wort. Viele begabte und fähige Männer im christlichen Bekenntnis haben heute dieselbe Ermahnung nötig. Anstatt ihre Gabe zu nutzen, widmen sie ihre Aufmerksamkeit irdischen und weltlichen Dingen. Vielleicht war Archippus müde geworden und entmutigt. Was auch immer bei uns der Fall sein mag: Wenn der Herr uns etwas gegeben hat, das wir für Ihn tun sollen, sollten wir es gern tun (Gal 6,9; 1Kor 15,58). Hat der Herr uns eine Aufgabe gegeben, die wir für Ihn tun sollen? Dann sollten wir „darauf sehen“, sie zu tun.

Die Echtheit des Briefes (V. 18)

Vers 18

Paulus schließt den Brief, indem er noch hinzufügt:

Kol 4,18: Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenkt meiner Fesseln. Die Gnade sei mit euch!

Das war eine Gewohnheit von ihm, denn es gab Männer, die einen Brief gefälscht und ihn als einen Brief von Paulus ausgegeben hatten (2Thes 2,2). Dass Paulus den Brief eigenhändig unterschrieb, verlieh dem Brief seine Echtheit. Das war Paulus’ Gewohnheit (1Kor 16,21; Gal 6,11; 2Thes 3,17).


Übersetzt aus The Epistle of Paul to the Colossians. The Mystery – „Christ in You The Hope of Glory“
Hamer Bay, Kanada (Christian Truth Publishing) 2018
E-Book, Juli 2018 (Version 3.2)

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Oder: „zu euch selbst“, wie die Fußnote der CSV-Elberfelder sagt.

[2] Anm. d. Red.: Nach dem Bibeltext sind hier die „Umstände“ der Kolosser gemeint. Allerdings bemerkt die Fußnote in der CSV-Elberfelder zu Kolosser 4,8: „Andere lesen: damit ihr unsere Umstände [also die von Paulus] erfahrt“.

[3] Die ganze Geschichte ist im Brief des Paulus an Philemon nachzulesen.

[4] Siehe die Fußnote in Darbys Übersetzung zu Epheser 1,1: „Es mag interessant sein, zu erwähnen, dass, obwohl „in Ephesus“ in fast allen Kopien zu finden ist, viele Autoritäten es weggelassen haben. Einige haben es ohne ausreichende Begründung als eine Art Rundschreiben betrachtet (vgl. Kol 4,16).

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