Der zweite Brief an Timotheus (4)
Kapitel 4

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 16.09.2020, aktualisiert: 29.04.2023

Göttliche Anreize für den Dienst an einem Tag des Niedergangs

Bevor Paulus seinen Brief beendet, bemüht er sich, Timotheus dazu anzuspornen, umgehend mit dem Dienst zu beginnen. Er ermutigt ihn nicht nur dazu, nein, noch mehr: Er gibt ihm vor „Gott und Christus Jesus“ einen „Auftrag“, den er erfüllen sollte. Timotheus musste diesen Dienst ernst nehmen. Er war dafür verantwortlich, seinen Dienst voll und ganz auszuüben, denn der Herr hatte gesagt: „Jedem aber, dem viel gegeben ist – viel wird von ihm verlangt werden“ (Lk 12,48). Dass der Auftrag „vor“ Gott und dem Herrn Jesus Christus  war [2Tim 4,1 „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich:“], bedeutet, dass Timotheus dienen sollte angesichts der Tatsache, dass er unter dem wachsamen Auge göttlicher Personen stand. Jeder Dienst soll in dem Bewusstsein ausgeführt werden, dass man vom allsehenden Auge Gottes beobachtet wird.

Angesichts der Finsternis, die unweigerlich in das christliche Zeugnis hineinkommen würde, gibt Paulus dem Timotheus vier bedeutende Anreize, damit er sich sogleich erhob und mit der Arbeit begann.[1]

Bald wird das Gericht auf das christliche Bekenntnis fallen

Vers 1

2Tim 4,1: Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.

Christus, der der Richter der „Lebenden und Toten“ ist, würde kommen, um das Gericht über die große Masse der leblosen Bekenner im christlichen Bekenntnis zu vollstrecken. Die meisten in der Christenheit sind nicht gerettet und werden für immer verloren sein, wenn das Gericht kommt. Die „Lebenden“ werden „bei seiner Erscheinung“ gerichtet werden, das heißt vor der tausendjährigen Herrschaft Christi, dem Millennium (2Thes 1,7-10 (7) und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns zu geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, (8) in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen; (9) die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, (10) wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden.“), und die „Toten“ werden am Ende der Herrschaft „seines Reiches“ gerichtet werden (Off 20,11-15 (11) Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. (12) Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. (13) Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. (14) Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. (15) Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.“). Das ist eine ernste Mahnung, dass es einen Tag der Rechenschaft für alle Menschen gibt.

Im Blick auf dieses kommende Gericht sollte Timotheus sich erheben und sich unverzüglich in den Dienst stellen. Liebe zu den Seelen sollte ihn motivieren. Paulus sagt:

Vers 2

2Tim 4,2: Ich bezeuge ernstlich …: Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit; überführe, weise ernstlich zurecht, ermahne [ermutige] mit aller Langmut und Lehre.

Beachte: Timotheus sollte seinen Zuhörern das Wort Gottes vorstellen – nicht seine eigenen Ideen. Geschichten und Illustrationen mögen interessant und manchmal sogar hilfreich sein, aber sie sind kein Ersatz für das Wort Gottes. Der Diener muss daran denken, dass nicht menschliche Hilfsmittel Ergebnisse hervorbringen, sondern die Kraft des Wortes Gottes, angewendet durch den Geist. Timotheus sollte daher nicht versuchen, seine Verkündigung trickreich zu gestalten. In unserer Zeit nehmen Beiwerk und Gags mehr und mehr den Platz der schlichten Verkündigung des Wortes ein. Wir sind vielleicht versucht, diese Dinge zu benutzen, aber es ist am besten, bei dem schlichten Wort Gottes zu bleiben. „Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Heb 4,12) und Gott benutzt dieses Wort, um Seelen zu bekehren (Ps 19,8.9 (8) Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig und macht weise den Einfältigen. (9) Die Vorschriften des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter und erleuchtet die Augen.“).

Timotheus musste sich vordringlich darum kümmern – sowohl „zur gelegenen“ als auch zur „ungelegenen Zeit“. Das bedeutet, er sollte das Wort in Situationen weitergeben, in denen die Menschen dafür offen waren, und auch dann, wenn sie es nicht waren. Wenn eine Person interessiert war, dann war es eindeutig eine „gelegene Zeit“ – denken wir zum Beispiel an den römischen Kerkermeister (Apg 16,30 „Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss ich tun, um errettet zu werden?“). Aber wenn es Umstände gibt, unter denen die Verkündigung des Wortes als unangemessen angesehen werden könnte – „zur ungelegenen Zeit“ –, musste Timotheus einen Weg finden, das Wort Gottes sogar in solche Situationen hineinzubringen. Die Begebenheit, als der Herr im Haus des Pharisäers weilte, ist ein Beispiel (Lk 11,37-54). Timotheus sollte das Wort Gottes auf das Gewissen seiner Zuhörer anwenden, ohne sie persönlich anzugreifen. Paulus sagt: „Überführe, weise ernstlich zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre.“

Es wird eine Zeit kommen, wenn die christlichen Bekenner die Wahrheit nicht ertragen

Verse 3.4

Paulus führt einen weiteren Grund an, warum Timotheus sich sogleich erheben und sich an die Arbeit machen sollte:  Es würde eine Zeit kommen, wenn die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen würden:

2Tim 4,3.4: 3 Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; 4 und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren, sich aber zu den Fabeln hinwenden.

Noch bevor der Tag des Gerichts kam, würde es einen großen Abfall im christlichen Bekenntnis geben, und die Menschen würden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden. Dies würde im Aufstieg des Mannes der Sünde (des Antichristen) gipfeln, nachdem die Kirche in den Himmel gerufen worden ist (2Thes 2,2-4 (2) dass ihr euch nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort, noch durch Brief, als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. (3) Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, (4) der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei.“). Timotheus musste erkennen, dass der Abfall im christlichen Bekenntnis bereits begonnen hatte[2] und die Herzenshärte schnell einen Punkt erreichte, an dem sie die „gesunde Lehre nicht ertrugen“. Die Lehre des Paulus würde von den Massen nicht akzeptiert werden. Angesichts dieser unvermeidlichen Tatsache sollte Timotheus sich sogleich erheben und sich an die Arbeit machen. Der Standpunkt des Apostels war glasklar: Timotheus sollte unverzüglich (sofort) an die Arbeit gehen, denn es würde eine Zeit kommen, in der es wenig oder gar nichts nützen würde.

Paulus sagte auch, dass die Menschen „sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt“. Das deutet darauf hin, dass – statt dass von Gott gesandte Lehrer kämen, die predigten und Gottes Volk lehrten – nun Lehrer kämen, die unter der Kontrolle ihrer Zuhörer ständen; diese würden ihnen nämlich diktieren, was sie hören wollten. Die Menschen werden hinter Lehrern herlaufen, die interessante Dinge zu sagen haben. Die beliebtesten Themen im christlichen Dienst sind heute Liebe und Ehe sowie sensationelle prophetische Auslegungen. Ein Prediger wird also über solche Themen sprechen müssen, die die Menschen hören wollen, wenn er eine große Zuhörerschaft haben und seinen Job als Prediger behalten will. Wenn er es also darauf [auf Erfolg in seinem Dienst] abgesehen hat, kann er eher davon beeinflusst werden, was die Menschen wollen, als davon, was Gott ihn zu sagen beauftragt. Die traurige Folge für Menschen, die nach Dingen suchen, die in ihren Ohren kitzeln, ist jedoch, dass sie „ihre Ohren von der Wahrheit abwenden“ und sich zu den „Fabeln“ hinwenden.

Es muss wohl kaum gesagt werden, dass wir in diesen Zeiten leben. Die Kirche befindet sich heute in einem Zustand wie damals die Versammlung in Laodizea (Off 3,14-22). Christen picken sich aus den Lehren des Apostels das heraus, was sie wollen. Vieles von dem, was Paulus lehrte, wird – obwohl es in seinen Briefen steht – missverstanden, falsch ausgelegt oder einfach übergangen. Und einige der Dinge, die er lehrte, sind dem modernen christlichen Geist geradezu widerwärtig und unerträglich und werden verworfen. Die Zeit, dass die Wahrheit bekannt wird, ist also dann, wenn noch Hoffnung besteht, dass sie aufgenommen wird.

Vers 5

2Tim 4,5: Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.

Angesichts dessen sollte Timotheus „nüchtern“ sein und den berauschenden Einflüssen um ihn herum nicht erlauben, dass sie ihn von dem schlichten Ziel ablenkten, der Wahrheit zu dienen. Außerdem sollte Timotheus bereit sein, für die Wahrheit zu leiden. Er sollte „Trübsal leiden“, denn es würde Angriffe geben auf die Wahrheit und auf diejenigen, die für sie eintraten.

Der Dienst des Timotheus war anscheinend vorwiegend belehrend und ermahnend (1Thes 3,2 „und wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes in dem Evangelium des Christus, um euch zu befestigen und zu trösten hinsichtlich eures Glaubens,“; 1Tim 4,13-16; 6,2b (4:13) Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren. (4:14) Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Auflegen der Hände der Ältestenschaft. (4:15) Bedenke dies sorgfältig; lebe darin, damit deine Fortschritte allen offenbar seien. (4:16) Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen, denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich hören.“ „(6:2) Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.Dies lehre und ermahne.“; 2Tim 2,2 „und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“). Doch darüber hinaus sollte er nicht vergessen, „das Werk eines Evangelisten“ zu tun, und so seinen „Dienst“ voll und ganz ausüben. Er hatte offenbar einen Dienst mit einem Allround-Charakter: Er sollte nicht nur ein Lehrer der Wahrheit sein, sondern auch das Werk eines Evangelisten tun. Ein allumfassender, vielseitiger Dienst, der alles abdeckt, ist an einem Tag des Niedergangs, an dem sich so wenige im Dienst des Herrn gebrauchen lassen, dringend nötig.  J.N. Darby bemerkte: „Ich bin kein Evangelist, nur wenn ich kann, verrichte ich die Arbeit eines Evangelisten, so gut ich kann.“

Eine evangelistische Arbeit zu tun, würde dabei helfen, diejenigen zu finden, die die Lehre des Paulus annehmen würden. Neubekehrte werden die Wahrheit in der Regel viel bereitwilliger aufnehmen als diejenigen im christlichen Bekenntnis, die verdorben sind durch falsche Lehren, die im Umlauf sind. Solche Leute müssen viel „verlernen“ und ablegen, und oft ist das nicht einfach. Neubekehrte hingegen haben keine vorgefassten Meinungen über die christliche Lehre und Praxis, und es fällt ihnen leichter, die Wahrheit anzunehmen. Daher war dies eine wichtige Arbeit, die Timotheus nicht vernachlässigen durfte.

Es gibt Belohnungen für treue Dienste

Verse 6-8

Paulus gab Timotheus einen weiteren Ansporn, im Dienst des Herrn beschäftigt zu sein: Es würde eine Belohnung geben, die alle erwartete, die treu und im Blick auf die Erscheinung Christi gearbeitet hatten. Es gab ein Gericht für die Bösen, aber es gab auch Belohnungen für diejenigen, die treu waren. Paulus weist auf sein eigenes Leben und seinen Dienst hin und auf die Belohnung, die ihn erwartete. Er sagt:

2Tim 4,6-8: 6 Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen. 7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; 8 fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.

Das war keine Prahlerei; er erwähnt es als Ermutigung für Timotheus. Er sagt so viel wie: „Ich werde bald beim Herrn sein und meine Belohnung erhalten, und es gibt auch eine Belohnung für dich, wenn du den Dienst weiterhin treu ausführst.“

Paulus’ Leben des Dienstes stand in deutlichem Kontrast zu vielen anderen, die vom Verfall damals überwältigt worden waren:

  • Einige hatten in Bezug auf den Glauben „Schiffbruch“ erlitten (1Tim 1,19.20 (19) indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen, das einige von sich gestoßen und so, was den Glauben betrifft, Schiffbruch erlitten haben; (20) unter denen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“).
  • Einige waren vom Glauben „abgefallen“ (1Tim 4,1).
  • Einige hatten den Glauben „verleugnet“ (1Tim 5,8).
  • Einige waren von dem Glauben „abgeirrt“ (1Tim 6,10.21).
  • Der Glaube einiger war „zerstört“ worden (2Tim 2,18 „die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben einiger zerstören.“).
  • Einige waren „unbewährt“, was den Glauben betraf (2Tim 3,8 „In der Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, unbewährt hinsichtlich des Glaubens.“).

Angesichts all dieser Abweichungen sagt der Apostel: „Ich habe den Glauben bewahrt.“ Welch ein Gegensatz! Das war keine Prahlerei, sondern ein Ansporn für Timotheus, im Dienst treu weiterzuarbeiten. Paulus erwähnt es, um zu zeigen, dass es möglich ist, an einem Tag des Niedergangs in der ganzen Wahrheit Gottes zu wandeln. Einige sagen, es sei nicht mehr möglich, die einmal den Gläubigen überlieferte Wahrheit in ihrer Gesamtheit zu praktizieren (Jud 3 „Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“). Aber Paulus hatte nichts davon weggelassen. Er hatte den Glauben bewahrt, auch wenn es heftige Kämpfe darum gab. Daher gibt es für uns keine Entschuldigung, auch nur einen Teil davon wegzulassen.

Paulus bezeichnet seine Belohnung als „die Krone der Gerechtigkeit“. Diese besondere Belohnung wird denen zuteil, die inmitten all der Ungerechtigkeit im christlichen Bekenntnis in Rechtschaffenheit voranschreiten. Sie war eine Wirklichkeit für alle, die dem Herrn treu dienen würden. Paulus sagt: „… nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben“ (2Tim 4,8). Empfangen werden diese Belohnungen für Treue am Richterstuhl Christi (nach der Entrückung), aber gesehen werden sie von der Welt erst bei der Erscheinung Christi, also nach der großen Drangsal. Wenn Christus mit uns aus dem Himmel kommt (bei seiner Erscheinung), um sein Reich auf der Erde aufzurichten, werden die Belohnungen der Gläubigen vor allen offenbar werden.

Jeder aufrichtige Christ sollte „seine Erscheinung lieben“. Sein Erscheinen zu lieben bedeutet, dass wir den lieben, der erscheinen wird. Außerdem leben wir in einer Zeit, in der der Name Christi in den Schmutz gezogen wird. Er wird von allen Seiten entehrt, und das betrübt die Gläubigen, deren Zuneigungen richtig stehen. Aber wenn der Herr erscheint, wird alles an seinem rechten Platz sein – und dann wird Er seinen rechtmäßigen Platz haben. Auch aus diesem Grund lieben wir sein Erscheinen.

Es gibt einen Mangel an treuen Dienern

Verse 9.10

Ein vierter Anreiz für Timotheus, sich unverzüglich für den Dienst des Herrn zur Verfügung zu stellen, war der große Mangel an treuen Dienern. Sogar unter den Dienern des Herrn gab es Abfall und infolgedessen gab es weniger Diener als je zuvor. Paulus sagt zu Timotheus:

2Tim 4,9.10: 9 Befleißige dich, bald zu mir zu kommen; 10 denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.

Dieser alte Streiter war im Begriff, das Schlachtfeld zu verlassen, und als er auf das Werk blickte, sah er, dass die Not größer war denn je. Traurig berichtete er, dass einige, die eine Hilfe hätten sein können, weggegangen waren und andere Dinge taten. Er sagt: „Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil 2,21).

Angesichts dieser Umstände war es umso notwendiger, dass Timotheus seine Lenden umgürtete und sich am Kampf beteiligte. Die Arbeit des Herrn erfordert jeden verfügbaren Mann und jede verfügbare Frau. Der Staffelstab des Glaubens war in die Hände des Paulus gelegt worden, und er eilte treu voran, um seinen Lauf zu vollenden; nun übergab er ihn unversehrt und vollständig an Timotheus. Jetzt war Timotheus an der Reihe, zu laufen und den „guten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen (1Tim 6,12 „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.“). Deshalb war es notwendig, dass er sich sofort aufmachte und mit dem Werk beschäftigt war.

Es besteht heute ein noch größerer Bedarf an treuen Dienern, die in den Schützengräben stehen und das Werk des Herrn weiterführen, indem sie die Lehre des Paulus in ihrer Gesamtheit aufrechterhalten und lehren. Der Herr selbst sagte: „Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende“ (Mt 9,37.38). Heute gibt es so wenige, die all das hochhalten, was Paulus der Versammlung gegeben hat, und noch weniger, die es verbreiten.

Paulus spürte ein allgemeines Zurückweichen unter seinen Brüdern und wünschte, dass Timotheus kommen und ihm beistehen würde (2Tim 4,9 „Befleißige dich, bald zu mir zu kommen;“). Es wird wohl kaum dazu gekommen sein. Die römischen Behörden unter Nero richteten den Apostel wahrscheinlich hin, bevor Timotheus dorthin kam. Aber Paulus’ Wunsch zeigt, welche Bedeutung Gemeinschaft an einem Tag des Niedergangs und Versagens hat. Wir müssen zusammenkommen, um einander so oft wie möglich zu ermutigen. Wahre christliche Gemeinschaft hat mit göttlichen Dingen zu tun – mit Dingen, die Christen gemeinsam haben (Apg 2,42 „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“). Viele stellen sich heute vor, dass christliche Gemeinschaft darin besteht, zu Sport und Erholung zusammenzukommen. Wir lehnen solche Dinge nicht ab, aber das wird kaum „das Übrige, das sterben will, stärken“ (Off 3,2).

Abfall war überall. Es herrschte Untreue in den Reihen; viele, die einmal treu gewesen waren, hatten sich abgewandt (2Tim 1,15 „Du weißt dies, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben, unter welchen Phygelus ist und Hermogenes.“). „Demas“ war ein Beispiel für die Abtrünnigkeit (2Tim 4,10 „denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.“). Früher einmal diente er mit dem Apostel und wurde als Mitarbeiter gelobt (Phlm 24 „Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.“). Paulus erwähnt ihn, als er die Gläubigen grüßt, was darauf hinweist, dass Demas die Gemeinschaft der Brüder liebte (Kol 4,14 „Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.“). Aber „der jetzige Zeitlauf“ hatte ihn weggezogen. Es war nicht so, dass Demas Christus verlassen hätte, sondern er hatte sich von seinem Weg mit Paulus und von dessen Lehre entfernt. Er begab sich nicht auf die unreine Seite der Welt, sondern er ging unter den Gläubigen dort Kompromisse ein, wo es ihm gerade irdischen Vorteil einbrachte. Das ist sehr bedauerlich.

Demas’ Problem war, dass er den gegenwärtigen Zeitlauf „liebte“ (2Tim 4,10). Das steht im Gegensatz zu denen, die die Erscheinung Christi „lieben“, die das kommende Zeitalter einleitet (2Tim 4,8 „fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“). Auffallend ist, dass in dem Brief, der von dem Abfall im christlichen Zeugnis spricht, zwei Arten der Liebe erwähnt werden: Es gibt Liebe für die Erscheinung Christi und eine Liebe für die Welt. Alles bewegt sich in die eine oder die andere Richtung. Wir tun gut daran, uns zu fragen, in welche Richtung wir uns bewegen.

Andere hatten sich ebenfalls von Paulus entfernt, aber er nennt nicht die Gründe dafür – wir dürfen also nicht über das Warum spekulieren. Möglicherweise begaben sie sich in treuem Dienst für den Herrn an die verschiedenen Orte, die hier erwähnt werden. Dennoch tun heute viele, die eine Hilfe sein könnten, andere Dinge. Eine der Taktiken des Feindes in den letzten Tagen ist es, gute Männer und Frauen, die wirklich eine Hilfe im Dienst des Herrn sein könnten, mit anderen Dingen zu beschäftigen (Kol 4,17 „und sagt Archippus: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“).

Es kann sein, dass „Kreszens“ und „Titus“ ebenfalls Mängel hatten, da sie im selben Atemzug mit „Demas“ genannt werden, aber die meisten Ausleger verwerfen diesen Gedanken.[3] Daher gab es aus zwei Gründen einen Mangel an treuen Dienern – einer war gut, der andere nicht:

  • Abtrünnigkeit
  • in anderen Dienst vertieft sein und Hingabe daran

Vers 11

2Tim 4,11: Lukas ist allein bei mir. Nimm Markus und bring ihn mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst.

Paulus sagt, dass nur „Lukas“, der geliebte Arzt (Kol 4,14 „Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.“), bei ihm blieb. Die christliche Masse jener Tage wandte sich allgemein von Paulus ab. Sie schämten sich einfach, mit ihm identifiziert zu werden. Lukas ragt in dieser Zeit als ein leuchtendes Beispiel für Treue hervor.

„Markus“ war offensichtlich wiederhergestellt worden und wird hier als nützlich für den Apostel Paulus bezeichnet. Er hatte die Arbeit auf der ersten Missionsreise von Paulus und Barnabas verlassen, als sie in Perge waren (Apg 13,13 „Als aber Paulus und seine Begleiter von Paphos abgefahren waren, kamen sie nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.“). Aber jetzt ist er wiederhergestellt und wird als nützlich zum Dienst für den Herrn angesehen. Dies ist eine besondere Ermutigung für alle, die versagt haben. In seiner Gnade stellt Gott in diesen letzten Tagen Seelen wieder her und macht sie in seinem Dienst nützlich. Das zeigt uns, dass Gott diejenigen, die versagt haben, gebrauchen kann. Wenn Menschen versagt haben, ist es für sie nicht vorbei. Nicht wenn man hinfällt, ist man ein Versager, sondern wenn man liegenbleibt (Spr 24,16 „Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück.“).

Verse 12.13

2Tim 4,12.13: 12 Tychikus aber habe ich nach Ephesus gesandt. 13 Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.

Paulus hatte „Tychikus“ nach Ephesus gesandt, der Hauptstadt Asiens – genau dorthin, wo der Abfall vom Apostel am größten war. Es wird uns nicht gesagt, warum, also müssen wir auch hier vorsichtig mit Spekulationen sein. Vielleicht schickte er ihn dorthin, um die Epheser davon zu überzeugen, dass es ein Fehler war, dass sie sich von dem Apostel Paulus und von seinem Dienst abwendeten.

Die Tatsache, dass das Wort Gottes den „Mantel“ von Paulus, seine „Bücher“ und seine „Pergamente“ erwähnt, zeigt, dass Gott an der Kleidung, die wir tragen, und an den Büchern, die wir lesen, interessiert ist. Einige werden uns sagen, dass diese Dinge nicht wichtig sind, aber für Gott sind sie es. Derselbe Gott, der an unserem ewigen Segen interessiert ist, interessiert sich auch für unsere kleinsten zeitlichen Bedürfnisse. Das sollten wir nie vergessen.

Bei den „Büchern“ handelte es sich offenbar um Aufzeichnungen über den Dienst, die Paulus gemacht hatte, und die „Pergamente“ waren leere Blätter, die er für weitere Aufzeichnungen verwenden wollte. Das deutet darauf hin, dass es sich lohnt, seine Gedanken auf Papier festzuhalten. Es hilft uns, wenn wir unsere Gedanken über geistliche Themen organisieren und strukturieren, so dass wir sie anderen in geordneter Form präsentieren können. Mit dieser Übung sollte jeder Diener des Herrn beschäftigt sein. Jemand hat gesagt, dass unsere Gedanken dann geordnet und in der richtigen Reihenfolge sind, wenn unser Bleistift so weit abgenutzt ist, dass nur noch ein Stummel übrig ist.

Verse 14.15

2Tim 4,14.15: 14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. 15 Vor ihm hüte auch du dich, denn er hat unseren Worten sehr widerstanden.

Paulus warnt Timotheus nun vor einer bestimmten Person, die ein Feind der „Worte [Lehren]“ des Apostels war: „Alexander, der Schmied“. Vielleicht ist er dieselbe Person, die durch eine apostolische Anordnung aus der Versammlung ausgeschlossen worden war (1Tim 1,20 „unter denen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“). Nun war er draußen und unbußfertig, ein böser Gegner von Paulus. Das lehrt uns, dass wir damit rechnen können, von solchen Widersachern an den Pranger gestellt zu werden, wenn wir treu handeln und für die Wahrheit eintreten. Beachte: Paulus schlug nicht zurück. Er nahm einfach Alexanders Charakter zur Kenntnis und warnte Timotheus vor ihm. Er übergab die ganze Angelegenheit dem Herrn, indem er sagte: „Der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.“ Mit diesem Gebet verwünschte er ihn nicht, indem er Gericht über den Mann beschwor, sondern er erkannte einfach die Tatsache an, dass der Herr es nicht durchgehen lassen würde. Er würde sich – „nach seinen [Alexanders] Werken“ – in seinen Regierungswegen damit beschäftigen. Das lehrt uns, dass wir keine Vergeltung üben sollen an solchen, die uns persönlich angreifen, sondern dass wir dem Herrn erlauben, dass Er sich zu seiner Zeit mit ihnen befasst. Wir sollen dem Fleisch nicht mit dem Fleisch begegnen.

  • Demas – begann gut, hörte aber schlecht auf.
  • Markus – begann schlecht, hörte aber gut auf.
  • Lukas – begann gut und hörte gut auf.
  • Alexander – begann schlecht und hörte schlecht auf.

Verse 16-18

2Tim 4,16-18: 16 Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet. 17 Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollbracht würde und alle die aus den Nationen hören möchten; und ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen. 18 Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich; dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Noch einen weiteren traurigen Bericht gab der Apostel an Timotheus weiter: Die Gläubigen in Rom hatten sich von ihm abgewandt. Als Paulus in Appii-Forum ankam, zeigten die römischen Brüder dort große Zuneigung zu ihm (Apg 28,15 „Und von dort kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii-Forum und Tres-Tabernä entgegen; und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“). Aber später, als er bei seinem Prozess vor die Obrigkeit gerufen wurde, „stand ihm niemand bei“. Timotheus konnte nichts Besseres erwarten. Es ist jedoch ermutigend, zu sehen, dass der Herr den Paulus in dieser Zeit nicht im Stich ließ. Er schreibt: „Der Herr aber stand mir bei.“ Als Paulus sich einmal nicht völlig vom Geist Gottes leiten ließ und deshalb im Gefängnis landete, heißt es in der Apostelgeschichte: „Der Herr trat zu ihm“ (Apg 23,11). Der Herr konnte damals nicht dahinterstehen und zustimmen, als Paulus nach Jerusalem ging, denn das war eindeutig nicht sein Wille. Aber der Herr stand ihm dennoch zur Seite, denn Er wird uns niemals verlassen. Er sagt: „Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (Heb 13,5).

Auch hier betete Paulus nicht um das Gericht des Herrn über sie. Er hegte keinen Groll gegen seine feigen Brüder. Stattdessen wünschte er, dass der Herr ihnen von ganzem Herzen vergeben möge. Er betete, dass „es ihnen nicht zugerechnet werde“. Wir lernen daraus, dass es nicht unsere Aufgabe als Christen ist, um das Gericht Gottes über solche zu beten, die uns Böses tun oder untreu handeln, sondern im Gegenteil, dass sie Gottes regierungsmäßige Vergebung erhalten. Der Herr befreite den Apostel aus dem „Rachen des Löwen“ (das war die römische Obrigkeit unter der Gewalt Satans [Off 12,4 „und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war zu gebären, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind verschlänge.“]), und das gab ihm die Zuversicht, dass Er ihn weiterhin „von jedem bösen Werk“ retten würde. Der Apostel erreichte das „himmlische Königreich“ durch den Märtyrertod. Angesichts dessen, was ihm bevorstand, war er nicht im Geringsten entmutigt, sondern voller Lobpreis: „Ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Abschließende Bemerkungen

Verse 19-22

2Tim 4,19-22: 19 Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus. 20 Erastus blieb in Korinth; Trophimus aber habe ich in Milet krank zurückgelassen. 21 Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßt dich Eubulus und Pudens und Linus und Klaudia und die Brüder alle. 22 Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch!

Die Schlussworte des Apostels enthalten ein Grußwort an „Priska und Aquila“. Dieses Ehepaar blieb treu und war eine Hilfe im Werk des Herrn (Apg 18,2.3.24-28 (2) Und als er einen gewissen Juden fand, mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priszilla, seine Frau (weil Klaudius befohlen hatte, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten), ging er zu ihnen, (3) und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn sie waren Zeltmacher von Beruf.“ „(24) Ein gewisser Jude aber, mit Namen Apollos, aus Alexandrien gebürtig, ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften, kam nach Ephesus. (25) Dieser war in dem Weg des Herrn unterwiesen, und brennend im Geist redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte. (26) Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus. (27) Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Dieser war, als er hinkam, den Glaubenden durch die Gnade sehr behilflich; (28) denn kräftig widerlegte er die Juden öffentlich, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.“; Röm 16,3-5 (3) Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus (4) (die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Versammlungen der Nationen) (5) und die Versammlung in ihrem Haus. Grüßt Epänetus, meinen Geliebten, der der Erstling Asiens ist für Christus.“). Er richtete auch einen Gruß an „das Haus des Onesiphorus“. Es ist nicht bekannt, ob Onesiphorus zu dieser Zeit noch lebte oder nicht. Wenn er nicht mehr am Leben war, ist es besonders ermutigend, zu sehen, dass seine Familie weiterhin treu war (2Tim 1,16-18 (16) Der Herr gebe dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt und sich meiner Kette nicht geschämt, (17) sondern als er in Rom war, suchte er mich fleißig und fand mich. (18) Der Herr gebe ihm, dass er von Seiten des Herrn Barmherzigkeit finde an jenem Tag! Und wie viel er in Ephesus diente, weißt du am besten.“).

Paulus berichtet Timotheus, dass „Erastus in Korinth blieb“. Nach den Briefen des Apostels an die Korinther zu urteilen, gab es in Korinth viel zu tun. Er berichtet auch, dass er „Trophimus“ krank in Milet zurückgelassen habe. Die übernatürlichen Heilkräfte wendete er bei diesem Mann nicht an. Trophimus war für das Werk nützlich gewesen (Apg 20,4; 21,29 (20:4) Es begleitete ihn aber [bis nach Asien] Sopater, der Sohn des Pyrrhus, ein Beröer; von den Thessalonichern aber Aristarchus und Sekundus, und Gajus von Derbe und Timotheus; aus Asien aber Tychikus und Trophimus.“ „(21:29) Denn sie hatten vorher Trophimus, den Epheser, mit ihm in der Stadt gesehen, von dem sie meinten, dass Paulus ihn in den Tempel geführt habe.“), und man sollte meinen, dass Paulus ihn geheilt hätte, weil ein großer Mangel an Dienern herrschte. Aber Wunder waren in der Regel Zeichen für Ungläubige, nicht eine Frage des persönlichen Nutzens für den Haushalt des Glaubens. Das zeigt, dass es nicht immer der Weg Gottes ist, kranke Gläubige zu heilen. Trophimus sollte in seiner Krankheit etwas lernen, und Paulus hatte nicht vor, sich in das Handeln des Herrn mit Trophimus einzumischen, indem er ihn heilte.

Zum zweiten Mal drängt Paulus Timotheus, zu ihm zu kommen, da er vermutlich spürte, dass sein Märtyrertod unmittelbar bevorstand (2Tim 4,21 „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßt dich Eubulus und Pudens und Linus und Klaudia und die Brüder alle.“). Er sehnte sich nach einem letzten Besuch von Timotheus. Paulus sendet Grüße von vier anderen Gläubigen: von „Eubulus“, „Pudens“, „Linus“ und „Klaudia“. Ihren lateinischen Namen nach zu urteilen, waren sie römische Christen, die die Geschwister liebten und die Timotheus in Erinnerung behalten sollte.

Einen rechten Geist bewahren

Paulus macht in diesem Brief eine letzte Bemerkung: Er erinnert Timotheus daran, dass es angesichts des zerbrochenen Zustands der Dinge im christlichen Zeugnis notwendig ist, einen rechten Geist zu haben. Er sagt: „Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist.“ Paulus schreibt dies in seinen Briefen viermal, und es ist sehr lehrreich, zu sehen, wie dieser Satz verwendet wird. Jeder Hinweis hat eine besondere Anwendung auf die Situation, die Paulus gerade behandelt hatte:

  1. Hier im zweiten Timotheusbrief, wo ein ernster Zusammenbruch im christlichen Zeugnis sichtbar war, braucht man einen rechten Geist. Wir müssen uns vor zwei Haltungen hüten. Erstens dürfen wir es uns nicht erlauben, uns so sehr mit dem Versagen zu beschäftigen, dass wir frustriert die Hände in den Schoß legen und auf dem christlichen Weg aufgeben. Es gibt eine Menge entmutigender Dinge, die wir an einem Tag des Niedergangs sehen, aber wir dürfen uns davon nicht unterkriegen lassen. So erging es damals Elia (1Kön 19). Er wurde durch den niedrigen Zustand der Dinge in Israel entmutigt und gab auf. Zweitens: Wenn wir in gewissem Maße treu gewesen sind, müssen wir uns davor hüten, uns in unserem Stolz zu erheben. Wenn wir uns umschauen und so viel Untreue, Ungerechtigkeit und Desinteresse unter Christen sehen, können wir eine Haltung entwickeln, dass wir besser sind als unsere Geschwister. Es ist möglich, in Lehre und Grundsatz und sogar in der Lebensweise richtig zu stehen und im Geist dennoch falschzuliegen. Davor müssen wir uns hüten, denn „Stolz geht dem Sturz und Hochmut dem Fall voraus“ (Spr 16,18).

  2. An die Galater schreibt Paulus dasselbe, jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang. Er hatte ihnen geschrieben, um sie hinsichtlich eines schwerwiegenden Irrtums zu korrigieren, in dem sie sich in Bezug auf Gesetz und Gnade befanden. Er wusste, dass die Gefahr bestand, dass sie seine Korrektur nicht richtig auffassten und es ihm übelnahmen, dass er so zu ihnen sprach, wie er es tat. Bevor er seinen Brief schloss, schrieb er ihnen deshalb: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist“ (Gal 6,18). Dies ist ein Bereich, in dem auch wir auf der Hut sein müssen. Wir müssen einen rechten Geist bewahren, wenn uns jemand korrigiert. Wir müssen aufpassen, dass wir dieser Person gegenüber keine negativen Gefühle hegen. „Treu gemeint sind die Wunden dessen, der liebt“ (Spr 27,6).

  3. In seinem Brief an die Philipper verwendet Paulus diesen Ausdruck erneut, jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang. Zwischen einigen Personen gärte eine gewisse Uneinigkeit (Phil 4,2 „Evodia ermahne ich, und Syntyche ermahne ich, gleich gesinnt zu sein im Herrn.“), die die Einheit der ganzen Versammlung gefährden konnte. Wenn sie nicht aufgehalten würde, konnte sie zu einer völligen Spaltung führen. Paulus wusste, dass die Möglichkeit eines Bruchs in der Gemeinschaft unter den Philippern bestand, und er fügte die notwendigen Worte hinzu: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist“ (Phil 4,23). Wenn es unter den Gläubigen Schwierigkeiten dieser Art gibt, müssen wir auf unseren Geist achten und dürfen uns nicht vom Fleisch reizen lassen. Das wird nichts Gutes bringen, sondern die Situation nur noch verschärfen. Es erfordert besondere Gnade, in solchen Situationen einen richtigen Geist zu haben. Wie vorsichtig müssen wir sein! Josephs Worte an seine Brüder sind uns ein gutes Beispiel: „Erzürnt euch nicht auf dem Weg!“ (1Mo 45,24).

  4. In Philemon 25 „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! [Amen.]“ kommt der Ausdruck erneut vor. Wieder steht er in einem anderen Zusammenhang, und zwar dass man einer bußfertigen Person vergibt und sie aufnimmt. Onesimus war ein ungehorsamer Sklave gewesen, der seinem Herrn Philemon davongelaufen war, aber nachdem er dem Apostel begegnet war, wurde er gläubig. Paulus schrieb einen Brief an Philemon und ermutigte ihn, dem bußfertigen Sklaven zu vergeben und ihn aufzunehmen. In solchen Fällen neigen wir dazu, bittere Gefühle gegenüber der Person zu hegen, die uns beleidigt hat, und ihr nicht aufrichtig zu vergeben. Deshalb sagt Paulus: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit deinem Geist.“

Es ist offensichtlich, dass für alle Anlässe ein richtiger Geist erforderlich ist – besonders an einem Tag des Niedergangs, an dem unsere Geduld und Treue ständig auf die Probe gestellt werden.

Eine kurze Zusammenfassung der Kapitel

  • Kapitel 1 – die moralischen und geistlichen Qualitäten, die der Mann Gottes an einem Tag des Niedergangs braucht
  • Kapitel 2 – die wichtigen Grundsätze, nach denen der Mann Gottes an einem Tag des Niedergangs dienen soll
  • Kapitel 3 – die Schutzvorkehrungen und Hilfsmittel des Mannes Gottes an einem Tag des Niedergangs
  • Kapitel 4 – göttliche Anreize für den Dienst an einem Tag des Niedergangs

Übersetzt aus The First Epistle of Paul to Timothy. The Order of God’s House
Christian Truth Publishing, 2008

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: In der verwendeten englischen Bibel werden diese im Text durch das Wort for („denn“) angedeutet, und zwar in 2. Timotheus 4,1.3.6.10 „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich:“ „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;“ „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen.“ „denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.“. In der Elberfelder Übersetzung steht das Wort „denn“ in Vers 1 nicht.

[2] Vgl. 1. Timotheus 4,1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.“

[3] Wenn das tatsächlich der Fall wäre, würde Demas, der nach Thessalonich ging, vielleicht davon sprechen, dass er bei grundlegenden Wahrheiten bleiben wollte, aber vielleicht auch davon, dass er die Hoffnung auf das Kommen des Herrn aufgab. Kreszens, der nach Galatien ging, würde vielleicht davon sprechen, dass er sich der Gesetzlichkeit zuwandte. Titus ging nach Dalmatien, was derselbe Ort ist wie Illyrien und „eitler Glanz“ bedeutet. Dort hatte der Apostel viele mächtige Zeichen und Wunder getan (Röm 15,19 „in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe,“). Nach Dalmatien zu gehen, könnte bedeuten, sich der prahlenden, charismatischen Seite des Christentums zuzuwenden. Es scheint, dass das christliche Zeugnis in diesen letzten Tagen in diese drei Richtungen abweicht.

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