Der zweite Brief an Timotheus (3)
Kapitel 3

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 27.08.2020, aktualisiert: 09.03.2023

Die Schutzvorkehrungen und Hilfsmittel des Menschen Gottes an einem Tag des Niedergangs

In Kapitel 3 zeigt der Apostel dem Timotheus die Schutzvorkehrungen und Hilfsmittel, die der Mensch Gottes braucht, um „in den letzten Tagen“ seinen Dienst zu tun. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass jemand von diesen Hilfsmitteln und Schutzvorkehrungen Gebrauch macht, wenn er sich nicht bewusst ist, wie groß die Gefahr ist, die ihn umgibt. Bevor Paulus also über diese Schutzvorkehrungen redet, gibt er Timotheus ein anschauliches Bild vom Zustand des christlichen Zeugnisses in den letzten Tagen. Timotheus sollte nämlich die Umstände, unter denen er zum Dienst berufen war, klar verstehen. Es ist kein besonders schönes Bild.

Eine Beschreibung des christlichen Bekenntnisses in der Endzeit (V. 1-9)

Vers 1

Paulus schreibt:

2Tim 3,1: Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden …

„Die letzten Tage“ werden gewöhnlich für das 20. und 21. Jahrhundert gehalten. Diese Tage könnten jedoch auch schon früher begonnen haben als in unserer Zeit, in der wir leben. Gelehrte sagen uns, dass in der Originalsprache „eintreten werden“ eine andere Form des Verbs hat als das, was normalerweise verwendet wird. Das deutet darauf hin, dass „die letzten Tage“ an diesem Tag oder kurz danach beginnen würden. Paulus weist Timotheus deshalb darauf hin, dass „die letzten Tage“ in dieser Zeit beginnen und bis heute andauern würden. Wenn das stimmt, dann verwendet Paulus den Begriff nicht so sehr, um einen bestimmten Zeitabschnitt in der Kirchengeschichte zu definieren, sondern einen Charakter der Dinge.

Das bedeutet: Der Niedergang brach schnell über das christliche Zeugnis herein. Nicht lange nach den Tagen der Apostel wurde das himmlische Licht der christlichen Wahrheit vom Feind bekämpft, angegriffen und ausgelöscht. Ein flüchtiger Blick auf die Kirchengeschichte bestätigt dies. Es sollte auch beachtet werden, dass Paulus hier – und auch sonst wo in seinen Briefen – keinen Hinweis darauf gibt, dass es eine Wiederherstellung des öffentlichen Zeugnisses der Kirche geben würde. Timotheus konnte nur erwarten, dass das Böse zunehmen und die Masse der Christen gründlich durchsäuern würde.

Paulus warnt ihn davor, dass die letzten Tage „schwere Zeiten“ sein würden. Damit meint er nicht, dass die Dinge in zeitlicher Hinsicht schwer wären: dass es schwierig wäre, eine Arbeit zu finden und für seine Familie zu sorgen usw. Paulus spricht davon in einem geistlichen Sinn. Er meint, dass es eine sehr gefährliche Zeit wäre, um geistlich zu leben. Es gäbe viel Verderben und Verführung unter denen, die den Namen Christi bekennen. Selbst der Verständigste geriete leicht ins Stolpern, wenn er sich nicht auf den Herrn stützte und sich nicht dieser Schutzvorkehrungen bediente, die Paulus dem Timotheus mitgeben wollte.

Der Apostel fährt fort und beschreibt auf eine fünffache Weise das schreckliche Verderben, in das das christliche Zeugnis fallen und womit es den Herrn entehren würde.

1. Weltlichkeit

Verse 2-4

2Tim 3,2-4: 2 Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, 3 ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, 4 Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott.

Das Erste, was sie kennzeichnen würde: Weltlichkeit. Ungefähr achtzehn Übel werden erwähnt, um Timotheus ein anschauliches Bild von der moralischen Verderbtheit zu vermitteln, in die das christliche Zeugnis abgleiten würde. Der Apostel beschreibt nicht den Zustand der Welt – denn in Vers 5 sagt er, dass „diese eine Form der Gottseligkeit“ haben, und die Welt erhebt keinen Anspruch auf Gottseligkeit –, sondern das christliche Zeugnis.

Diese Aufzählung der Sünden könnte mit dem verglichen werden, was Paulus am Ende von Römer 1 in Bezug auf die gottlosen Heiden schreibt. Der Vergleich zeigt, dass die moralischen Zustände, die unter den Heiden in ihrem unzivilisierten Zustand herrschen, die bekennende Christenheit in den letzten Tagen weitgehend prägen werden!

Hier stellt man fest, dass das erste und herausragende Übel in dieser schrecklichen Liste die unkontrollierbare Selbstsucht der Menschen ist. Die Selbstliebe und die Befriedigung des eigenen Ichs führen zu jedem anderen Übel in der Liste. Es ist das, was die Menschen dazu treibt, ungehorsam, undankbar, unheilig usw. zu sein. Es bedeutet, dass die sogenannten Christen in den letzten Tagen im Allgemeinen nicht in Selbstgericht wandeln, sondern dem Fleisch freie Herrschaft in ihrem Leben lassen.

2. Die Gegenwart und Kraft des Geistes Gottes wird in der Praxis geleugnet

Vers 5

2Tim 3,5: Sie haben eine Form der Gottseligkeit, verleugnen aber deren Kraft; und von diesen wende dich weg.

Die zweite Sache, die das christliche Zeugnis in den letzten Tagen kennzeichnen würde: Die Gegenwart und die Kraft des Geistes Gottes wird praktisch geleugnet. Die große bekennende Masse wird dadurch gekennzeichnet sein, dass sie „eine Form der Gottseligkeit hat, deren Kraft aber verleugnet“. Äußerlich werden die Menschen religiös erscheinen. Sie werden das Bekenntnis ablegen, den Herrn zu kennen, aber sie werden nur das Äußere eines Christen haben. Es wird keine „Wahrheit im Innern“ geben (Ps 51,6). Indem sie für selbstsüchtige Interessen leben, wird der Geist Gottes (der „die Kraft“ für ein heiliges christliches Leben ist; Röm 8,2) im Leben der Menschen praktisch verleugnet werden. Daher werden sie „eine Form“ haben, aber es wird keine Kraft in ihrer christlichen Hülle geben. Es wird nichts als leere Heuchelei sein, die für Gott unerträglich ist.

Nicht nur würde die Kraft des Geistes im praktischen Leben verleugnet werden, sondern auch die Kraft des Geistes in den Anordnungen für die Versammlung. Die Kraft im Christentum für wahren Gottesdienst und Dienst kommt ebenso durch den Heiligen Geist (Phil 3,3; 1Kor 12,11). Dessen ungeachtet ist die kirchliche Ordnung – die rein menschlich erdacht ist – in die Kirche gekommen und hat den Heiligen Geist in der Praxis verdrängt. Herkömmliche kirchliche Ordnung setzt menschliche Leiter (sogenannte „Pastoren“ oder „Geistliche“) ein, die den Gottesdienst leiten und dem Dienst vorstehen, auch wenn wir in der Bibel nichts darüber lesen. Es gibt sie schon seit Jahrhunderten. Doch von dem Augenblick an, als der Geist Gottes zu Pfingsten auf die Erde gesandt wurde, suchen wir im Neuen Testament vergeblich nach einem Gemeindevorsteher, mit Ausnahme der souveränen Führung durch den Heiligen Geist selbst. Wenn jemand in der Mitte der versammelten Heiligen anwesend ist, der so bedeutend und kompetent ist wie diese göttliche Person – warum sollte es dann notwendig sein, einen Mann zu ernennen, der das Werk des Heiligen Geistes tut, auch wenn dieser Mann noch so begabt sein mag? Das Werk des Geistes, die Versammlung in Gottesdienst und Dienst zu leiten und zu lenken, ist durch diese menschliche Anordnung behindert worden.

Menschliche Ordnungen und Anordnungen sind in der Christenheit so weit verbreitet, dass man sie vom Petersdom in Rom bis zur kleinsten evangelischen Kirche sehen kann. Statt dass die Gläubigen sich allein im Namen des Herrn zum Gottesdienst zusammenfinden und auf die Führung des Geistes warten, kann man kaum eine Gebetsversammlung finden, ohne dass jemand dazu ernannt wird, sie zu leiten. Durch so eine Regelung oder Ordnung wird der Heilige Geist verleugnet. Wenn man einen Mann, so begabt er auch sein mag, dazu bestimmt, Versammlungsstunden zu leiten und durchzuführen, verleugnet man damit praktisch die Gegenwart und Kraft des Heiligen Geistes. Damit zweifelt man letztlich an der Fähigkeit und dem Recht des Heiligen Geistes, die Versammlungen zu leiten. Diese menschliche Einmischung hat die Einfachheit der Ordnung Gottes beiseitegeschoben und zur Verwirrung in Gottes Haus beigetragen.

3. Große Anstrengungen werden unternommen, um unbefestigte Seelen zu Fall zu bringen

Vers 6

2Tim 3,6: Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, die, mit Sünden beladen, von mancherlei Begierden getrieben werden.

Das Dritte, das kennzeichnend für das christliche Zeugnis sein würde: Es wird Eiferer geben, die Menschen zu ihren sogenannten christlichen Interessen versammeln wollen. Paulus sagt: „Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen.“ Es würden hinterhältige Mittel eingesetzt, um nicht gefestigte Seelen zu verdrehen, damit sie die verschiedenen Angelegenheiten unterstützen, die im Namen Christi auftreten werden. Er sagt, dass sie sich „in die Häuser schleichen“ würden. Das Schleichen erinnert uns an die listige Schlange, den Teufel selbst (Off 12,9). Daher werden ihre Wege und Methoden den Charakter satanischer Spitzfindigkeit und Täuschung haben.

Diejenigen, die ihre Opfer sind, werden als „Weiblein“ bezeichnet. Damit sind nicht nur Frauen gemeint, sondern bestimmte Menschen (sowohl Männer als auch Frauen), die sich von ihren Emotionen statt vom Wort Gottes leiten lassen. Daher würde die Methode dieser sogenannten christlichen Arbeiter darin bestehen, mit ihren Emotionen zu spielen. Das Wort „Weiblein {verächtliche, schwache Person}“ ist von einigen Übersetzern als „leichtgläubig“ übersetzt worden. So wie Satan sich Eva im Garten Eden näherte und sie dazu verführte, seinen Lügen zu glauben, nähern sich diese Eiferer leichtgläubigen und in der Wahrheit nicht gefestigten Menschen und täuschen sie mit ihren falschen Lehren.

Beachten wir, dass diese sogenannten christlichen Arbeiter nicht alle und jeden täuschen wollen. Es ist ein gewisser Menschentyp: jene, die „mit Sünden beladen“ und „von mancherlei Begierden getrieben werden“. Damit sind Menschen gemeint, die Sünde und Begierde als Last empfinden und ein Bedürfnis in ihrem Leben verspüren. Vielleicht könnten wir sagen, dass sie auf der Suche, aber dabei nicht ehrlich sind. Wenn sie nach Erleichterung von ihren inneren Kämpfen suchen, sind sie verletzlich und bereit für diese Art von Täuschung. Sie sind offen für alles, was kommen mag, und gerade zu diesem entscheidenden Zeitpunkt in ihrem Leben kommen diese falschen Lehrer, um sie zu täuschen. Das Traurige daran ist, dass sie von diesem System der Irrlehre „gefangen“ werden und dann als Förderer dieses Systems aktiv werden. Das Programm besteht darin, diese Gefangenen zu Eiferern zu machen, die die Sache dieser bestimmten Organisation fördern.

Das Christentum ist heute von falschen Strömungen geprägt, die tatkräftig daran arbeiten, Menschen für sich zu gewinnen. Das „Unkraut“ (falsche Bekenner) wird zu „Bündeln“ zusammengefasst – zu christlichen Sekten (Mt 13,30). Wir brauchen kaum die Zeugen Jehovas, die Mormonen usw. als Beispiele für diese Aktivität zu nennen. Viele sind über diese Art von Aktivitäten gestolpert.

4. Ein großer äußerer Anspruch, die Wahrheit zu haben

Vers 7

Das Vierte, das das christliche Bekenntnis in den letzten Tagen kennzeichnen wird: Man hat einen großen äußeren Anspruch, die Wahrheit zu haben, während man sie jedoch gar nicht hat. Paulus sagt:

2Tim 3,7: Sie lernen allezeit und können niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

„Allezeit lernen“ bedeutet nicht, dass diese vermeintlich christlichen Gruppen dafür bekannt sein würden, den Herrn Jesus zu lieben und mehr über Ihn wissen zu wollen. Sie werden ein Bekenntnis ablegen, dass inmitten des Stimmenmeeres in der christlichen Welt sie diejenigen wären, die wirklich die Wahrheit hätten. Und deshalb überreden sie die Menschen, sich mit ihnen für ihre Sache einzusetzen. Viele werden durch diese Art von Anmaßung getäuscht.

Paulus fügt hinzu, dass sie „niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“. Das bedeutet: Gott lässt es zu, dass sie durch ihre eigenen Betrügereien getäuscht werden. Gerade der Irrtum, den sie lehren, lässt sie in Finsternis zurück. Gott lässt sich nicht spotten; Er wird nicht zulassen, dass diejenigen, deren Wille gegen Ihn und sein Wort gerichtet ist, die Wahrheit erfahren. Nur die Sanftmütigen werden in der Wahrheit gelehrt (Ps 25,9). Es muss zuerst einen angemessenen Seelenzustand in einem Menschen geben, bevor der Geist Gottes ihn lehren kann. Wenn die Motive richtig sind und unser Wille nicht am Werk ist, wird „der Geist der Wahrheit“ die Dinge Christi nehmen und sie uns zeigen (Joh 16,13.14). Paulus sagt, dass dieselbe Gruppe von Menschen „verführt und verführt wird“ (2Tim 3,13) und deshalb von selbst zu Fall kommt. Dies ist ein Gericht in den Regierungswegen Gottes.

5. Die Nachahmung der Macht Gottes durch Täuschung

Verse 8.9

2Tim 3,8.9: 8 In der Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, unbewährt hinsichtlich des Glaubens. 9 Aber sie werden nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde.

Das Letzte, was Paulus erwähnt, dass das christliche Bekenntnis in der Endzeit kennzeichnen wird, ist eine Nachahmung der Macht Gottes. Um Timotheus ein klares Bild von der Art der Täuschung zu geben, die am Werk sein wird, weist Paulus auf zwei Zauberer des Alten Testaments in der Zeit Mose hin. Er sagt: „Wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, unbewährt hinsichtlich des Glaubens.“ Diese Männer waren darauf spezialisiert, Wunder nachzuahmen, um Mose zu widerstehen (2Mo 7,10-13). Wir sehen dies heute überall um uns herum in der christlichen Welt. Es gibt viele christliche Gruppen, die behaupten, pfingstliche Kräfte zu haben. Sie ziehen eine große Gefolgschaft an, indem sie behaupten, Wunder und Heilungen usw. zu vollbringen. Die Fernsehheiler unserer Tage, die behaupten, Wunder zu vollbringen, sind eine schreckliche Unehre für den Namen Christi. Die Menschen wollen natürlich gern eine Machtdemonstration sehen und werden von ihr angezogen.

Die unmittelbare Folge der Nachahmungen durch die Zauberer war die Verhärtung des Herzens des Pharaos. Die Nachahmungen, die heute im christlichen Bekenntnis zu finden sind, haben auf die Menschen die gleiche Wirkung. Die Herzen derer, die getäuscht werden, werden gegenüber der Wahrheit verhärtet. Sie „widerstehen … der Wahrheit“ und „werden die gesunde Lehre nicht ertragen“ (2Tim 4,3). Wenn man ihnen die Wahrheit von der Lehre des Paulus vor Augen führt, wollen sie diese nicht haben. Sie wollen lieber eine Machtdemonstration sehen. Ohne Ausnahme wenden sie sich von der Wahrheit ab, die Paulus der Kirche gegeben hat.

Paulus sagt, dass diese Art von Menschen „verdorben in der Gesinnung, unbewährt hinsichtlich des Glaubens“ sind. Viele sind keine wahren Gläubigen. Und diejenigen, die wahre Gläubige sind, werden davon, wenn sie hinsichtlich ihres Verständnisses des christlichen Glaubens auf die Probe gestellt werden, bewusst befreit.

Darüber hinaus sagt Paulus, dass „ihr Unverstand allen offenbar werden wird, wie auch der von jenen es wurde“. Dies bezieht sich wiederum auf ein regierungsmäßiges Handeln Gottes. So wie Gott Jannes und Jambres durch seine Plagen in Ägypten entlarvte, wird Er die Torheit dieser Menschen allen offenbaren, die aufrichtig die Wahrheit suchen, damit sie nicht über sie stolpern. Sie verraten ihre Absichten, indem sie ständig um Geld betteln. Das sollte uns auf der Hut sein lassen. Kein nüchterner Christ könnte auch nur eine Minute in Erwägung ziehen, dass die absurden Behauptungen, die diese Betrüger mit ihren vorgetäuschten Wundern aufstellen, richtig sind.

Es ist kaum zu glauben, dass das, was einst mit der höchsten Wahrheit und den größten Vorrechten betraut war, die den Menschen je zuteilwurden, in einem so erbärmlichen Zustand versinken konnte. Aber überall um uns herum sehen wir die traurige Bestätigung. Was für eine schreckliche Schande ist das christliche Zeugnis für den Herrn! Wir haben ein so armseliges Zeugnis von Christus vor der Welt abgelegt, dass wir unsere Köpfe in Scham und Demütigung und im Geiste des Gebetes von Daniel senken müssen, um zu sagen: „Wir haben gesündigt“ (Dan 9,5).

Eine wichtige Lektion, die wir hier lernen sollen: An einem Tag des Niedergangs sollen wir das Christentum nicht danach beurteilen, was sogenannte Christen tun, sondern danach, was das Wort Gottes sagt. Wenn die Praxis der Christen unsere Richtschnur wäre, würden wir hoffnungslos daran scheitern, das wahre Christentum zu erkennen. Es gibt tausend Stimmen im Christentum, die alle verkünden, die Wahrheit zu haben, und viele von ihnen widersprechen einander! Der Gläubige wäre hoffnungslos verloren, wenn er versuchen würde, seinen Weg durch die Verwirrung zu finden. Der Gläubige muss zum Wort Gottes zurückkehren, um zu wissen, was Gottes Gedanken sind. „Dies ist das Gebot, wie ihr von Anfang an gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt“ (2Joh 6). Dies ist unser großes Leitprinzip an einem Tag der Sünde und des Versagens im christlichen Bekenntnis. Wir müssen zu dem zurückkehren, was „von Anfang an“ war – zu den ersten Grundsätzen des Christentums, die nur im Wort Gottes zu finden sind. Wir müssen fragen: „Was sagt Gottes Wort über diese Lehre oder jene Praxis?“, und auf Ihn blicken und um Gnade bitten, das zu tun, was es sagt.

Die göttlichen Schutzvorrichtungen und Hilfsmittel der Gläubigen (V. 10-17)

Im letzten Teil des Kapitels spricht Paulus von den göttlichen Schutzvorkehrungen und Hilfsmitteln, die Timotheus davor bewahren sollten, sich in die Verdorbenheit und in die Irrtümer der Christenheit zu verstricken. Diese Dinge würden ihm eine gute Messlatte an die Hand geben, um alles zu prüfen, was ihm auf dem Weg des Dienstes begegnete. An diesen Dingen könnte er alles erkennen, was nicht von Gott ist, und sich davon „abwenden“. Diese Schutzmaßnahmen und Hilfsmittel galten nicht nur für Timotheus, sondern sie gelten auch für uns. Da wir berufen sind, in sehr finsteren und schwierigen Zeiten zu leben, brauchen wir diese Dinge vielleicht mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte der Kirche.

Im Folgenden werden vier wesentliche Dinge genannt, die sowohl Schutzvorkehrungen als auch Hilfsmittel für den Gläubigen sind. Sie werden uns sowohl vor den Fallstricken auf dem Weg bewahren als uns auch ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem wir jeden Irrtum aufdecken und entlarven können.

1. Die Kenntnis der Lehre des Paulus

Vers 10a

2Tim 3,10a: Du aber hast genau erkannt meine Lehre.

Das Erste, was Paulus gegenüber Timotheus darlegt, das ein Hilfsmittel sein würde, um ihn vor der Verderbtheit im christlichen Zeugnis zu bewahren, ist seine Lehre. Er sagt: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre [du bist gründlich mit meiner Lehre vertraut].“ Timotheus hatte die Lehre des Paulus sorgfältig studiert (1Tim 4,6); nun sollte er sie bewahren, indem er in diesen Dingen wandelte, die ihn vor der Verderbnis im Christentum bewahren würden. Es war eine praktische Rettung für ihn, die Lehre des Paulus zu beherzigen (1Tim 4,16). Aus dem gleichen Grund müssen wir mit der Lehre des Paulus gut vertraut sein. Sie wird ein Mittel sein, uns zu bewahren.

Da Timotheus gründlich mit dem vertraut [„genau erkannt“] war, was Paulus lehrte, würde er einen göttlichen Maßstab für die Wahrheit haben, an dem er alles prüfen konnte, was ihm auf dem Weg des Dienstes begegnete. Wenn es nicht dem entsprach, was er von Paulus gelernt hatte, war es in irgendeiner Weise fehlerhaft. Es war nicht notwendig, dass Timotheus mit all den bösen Lehren, die sich entwickelten, gründlich vertraut war. Diejenigen, die sich mit all den bösen Lehren im christlichen Zeugnis befassen, laufen Gefahr, in sie hineinzufallen (5Mo 12,29-31). Paulus rät Timotheus nicht, sich mit solchen Lehren zu beschäftigen. An anderer Stelle sagt er: „Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen“ (Röm 16,19). Auch wir müssen nicht alle bösen Lehren, die in der Christenheit verbreitet sind, kennen, um ihnen zu entgehen, sondern wir sollen einfach die Wahrheit kennen und in ihr wandeln. Sie wird unser Maßstab sein.

2. Leben in Übereinstimmung mit der Wahrheit

Vers 10b

2Tim 3,10b: Du aber hast genau erkannt … mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Langmut, meine Liebe, mein Ausharren.

Das Zweite, das für Timotheus einen bewahrenden Faktor darstellen würde, war die „Lebensweise“ des Paulus. Es reichte nicht aus, dass Timotheus die Lehre des Paulus kannte; er musste der Lebensweise des Paulus nacheifern. Das würde für ihn ein bewahrender Schutz sein. Die Lebensweise des Paulus stand in direktem Kontrast zu dem verdorbenen Lebensstil, der sich damals im christlichen Zeugnis entwickelte. So zu wandeln, wie Paulus wandelte, würde bedeuten, in Trennung von diesem verderbten Lebensstil zu wandeln. Wenn wir in unserem Leben richtige Gewohnheiten der Frömmigkeit eingeführt haben, werden sie sicherlich ein Hilfsmittel sein, das uns auf unserem Weg bewahrt.

Paulus erwähnt einige besondere Dinge, die zu seiner Lebensweise gehörten. Da waren „Vorsatz, Glauben, Langmut, Liebe, Ausharren“. Das waren Dinge, die sein Leben und seinen Dienst kennzeichneten. Ein Leben in Gottseligkeit würde Timotheus nicht nur bewahren, sondern ihm ein leuchtendes Zeugnis geben, das im Gegensatz stand zur Ordnung der Dinge um ihn herum, und es würde seinem Dienst Gewicht verleihen.

Das Leben des Paulus stand ganz im Einklang mit der Lehre, die er lehrte. Tatsächlich basierte seine Lebensweise auf seiner Lehre. Paulus hatte Timotheus gesagt, dass schlechte Lehren zu schlechter Praxis führen (2Tim 2,16) und dass andererseits gute Lehre ein beständiges, gottgefälliges Leben hervorbringt (1Tim 6,3). Unsere Lehre prägt unseren Weg – entweder zum Guten oder zum Schlechten. Vielleicht ist dies der Grund, warum Paulus zuerst von seiner Lehre redete, bevor er von seiner Lebensweise sprach.

Paulus’ „Lebensweise“ war für Timotheus ein Maßstab, um das Bekenntnis zu prüfen, dem er hier und dort begegnen würde: Führen diejenigen, die ein Bekenntnis zur Wahrheit ablegen, ein ebenso gottesfürchtiges Leben wie Paulus? Timotheus könnte einfach fragen: „Ist es die Lebensweise des Paulus, dies oder jenes zu tun?“ Historisch gesehen waren Andersgläubige (deren Glaube also von der herrschenden Kirchenlehre abwich) oft durch einen zweifelhaften Lebenswandel (und manchmal durch abscheuliche Sünden) gekennzeichnet, die ihre schrecklichen Lehren begleiten. Ein Wort der Vorsicht ist hier angebracht: Obwohl dies ein guter Test ist, ahmen einige das Leben des Paulus nach, vertreten jedoch nicht seine Lehre. Der Herr nannte solche Menschen „Wölfe in Schafskleidern“ (Mt 7,15). Viele sind über die scheinbar äußerliche Frömmigkeit, die in bestimmten christlichen Sekten zu finden ist, gestrauchelt. Auch davor sollten wir auf der Hut sein.

3. Die treue Unterstützung des Herrn in Zeiten der Verfolgung

Verse 11-14

2Tim 3,11-14: Du aber hast genau erkannt … 11 meine Verfolgungen, meine Leiden: was für Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonium, in Lystra; was für Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet. 12 Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. 13 Böse Menschen aber und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. 14 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.

Das Dritte, das denjenigen begleiten würde, der die Wahrheit an einem Tag des Niedergangs aufrechterhielt, ist die Unterstützung des Herrn in Zeiten der Ablehnung und Verfolgung. Paulus nannte als Beispiel konkrete Verfolgungen, denen er auf seiner ersten Missionsreise an drei Orten ausgesetzt war (Apg 13–14). Er sprach von den „Verfolgungen“ und „Trübsalen“, die ihn „in Antiochien, in Ikonium“ und „in Lystra“ heimsuchten. Die Verfolgung bei diesen drei Gelegenheiten wurde dadurch verursacht, dass die Juden die Heiden dazu aufhetzten, Paulus abzulehnen. Während Verfolgung heute im wörtlichen Sinn wahrscheinlich nicht von den Juden ausgeht, warnt die Heilige Schrift davor, dass Angriffe von solchen kommen würden, die im christlichen Bekenntnis einen jüdischen Boden einnehmen. Im Buch der Offenbarung werden sie als solche bezeichnet, „die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht“ (Off 3,9). Sie sind solche, die versuchen, sich Gott zu nähern durch verchristlichte Formen und Zeremonien wie im alttestamentlichen Judentum. Diese Ordnung der Dinge findet sich im modernen kirchlichen System und Sektentum. Die, die Gott auf dieser Grundlage anbeten, können die Quelle der Verfolgung für jene sein, die in all dem zu wandeln wünschen, was Paulus der Kirche gegeben hat.

Timotheus konnte erwarten, dass die Verfolgung aus diesem Lager kommen würde. Es gäbe kein Entrinnen, wenn er für die Wahrheit einstehen würde. Für den Fall, dass er angesichts einer solchen Vorausschau verzweifelte, fügte Paulus hinzu: „Aus allen hat der Herr mich gerettet.“ Timotheus konnte auf die treue Unterstützung des Herrn zählen, dass Er ihm hindurchhelfen würde. Was für eine wunderbare Quelle ist das! Wenn wir ein Leben führen, das mit der Wahrheit übereinstimmt, können wir erwarten, dass wir die Unterstützung des Herrn in einer sehr realen Weise erhalten. Andere mögen uns vielleicht verlassen, aber der Herr wird dies nicht tun (Heb 13,5). Wir sagen nicht, dass es in jedem Fall Befreiung geben wird. Viele Tausende von gläubigen Christen sind für ihren schlichten Glauben an die Heilige Schrift auf dem Scheiterhaufen gestorben, aber Timotheus konnte darauf zählen, dass der Herr ihm auf außergewöhnliche Weise durch die Verfolgung helfen würde.

Wenn man gottesfürchtig lebt, kann man der Verfolgung nicht entkommen. Paulus sagt: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2Tim 3,12). Mit einem gottesfürchtigen Leben für die Wahrheit einzustehen, wird Leid mit sich bringen. Aber auch dies wäre für Timotheus ein Hilfsmittel, um die bösen Lehrer und ihre Lehren zu prüfen und aufzuspüren. Erfahren sie Tadel für das, was sie lehren? Oder wird ihre Lehre von den Massen aufgenommen? Das war ein eindeutiges Zeichen dafür, ob diese Lehre die Wahrheit ist. In 2. Korinther 11,21-33 spricht Paulus über ein besonderes Kennzeichen, das ihn von denen unterschied, die sich als christliche Arbeiter ausgaben, aber „falsche Apostel“ und „betrügerische Arbeiter“ waren: Er litt (im Gegensatz zu jenen) für die Wahrheit, die er lehrte. Im Allgemeinen leiden an einem Tag des Niedergangs und Versagens jene nicht Verfolgung, die Irrtümer lehren oder die Wahrheit falsch darstellen. Im Gegenteil, sie werden in der Regel wohlwollend aufgenommen.

Paulus warnte Timotheus davor, dass die Dinge im christlichen Bekenntnis nur noch finsterer werden würden. Er sagt: „Böse Menschen aber und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden“ (2Tim 3,13). Da dies stimmte, musste Timotheus auf den Ansturm von „Betrügern“ vorbereitet sein, die die Massen verführen würden. Der beste Weg, dass er vor ihren Verführungen bewahrt wurde, bestand darin, die Ermahnung des Paulus zu beherzigen: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast“ (2Tim 3,14). In ähnlicher Weise riet der Knecht des Boas der Ruth: „Geh nicht, um auf einem anderen Feld aufzulesen“ (Ruth 2,8). Sie sollte weiterhin auf dem Feld sammeln, auf dem Boas sich aufhielt. Dort gäbe es Schutz und reichlich Nahrung für sie. Auf ein anderes Feld zu gehen, um dort zu sammeln, hätte verhängnisvoll sein können; jemand hätte sie ausnutzen können.

Es war nicht genug, dass Timotheus die Lehre des Paulus kannte (2Tim 3,10); er musste in diesen Dingen fortfahren und auch „völlig überzeugt“ sein (2Tim 3,14). Das bedeutet: Er musste von der Wahrheit in seiner eigenen Seele persönlich überzeugt sein. Das war wichtig; wenn andere die Wahrheit aufgeben und vom Glauben abweichen würden (was der Lauf der Dinge war; vgl. 2Tim 1,15), würde er nicht von ihrem Abfallen beeinflusst werden, weil er die Wahrheit wirklich erworben und sie sich zu eigen gemacht hatte (Spr 23,23).

Paulus fügt hinzu: „… da du weißt, von wem du gelernt hast“. Dies ist ein weiterer wichtiger Grundsatz für einen Tag, an dem viele Stimmen verkünden, dass sie die Wahrheit haben. Es ist ganz einfach so: Du musst die Quelle des Dienstes, den du hörst und liest, kennen und über sie Bescheid wissen. Das bedeutet: Wir müssen vorsichtig sein, welche Art christlicher Literatur wir lesen, welche christliche Lehre wir im Radio hören, welche christlichen Videos wir anschauen und welche christlichen Websites wir besuchen, denn wir könnten ungewollt Irrtümer aufschnappen und in die Irre geführt werden (2Pet 3,17). An einem Tag, an dem das christliche Zeugnis ruiniert ist und versagt hat und an dem es viele falsche Lehrer gibt, müssen wir mit Vorsicht vorangehen. Lasst uns daher sicherstellen, dass die Quelle eines solchen Dienstes dafür bekannt ist, dass sie in der Lehre gesund ist.

4. Die Heilige Schrift

Verse 15-17

2Tim 3,15-17: 15 Du kennst von Kind auf die heiligen Schriften, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. 16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.

Ein noch größerer Schutz gegen die Übel der Christenheit befindet sich in den „heiligen Schriften“. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der Irrlehren überall zu finden sind. Wenn Timotheus die Heilige Schrift kennen und ihr gehorchen würde, würde er sich von diesen spitzfindigen Täuschungen nicht irreführen lassen. Was für ein wunderbarer Schutz ist das!

Paulus erinnerte Timotheus daran, dass er einen sehr guten Start hatte: „Von Kind auf“ hatte er „die heiligen Schriften gekannt“. Die Heilige Schrift, auf die Paulus sich hier bezieht, ist das Alte Testament, denn das Neue Testament war noch nicht geschrieben, als Timotheus ein Kind war. Sogar noch bevor Timotheus das Evangelium gehört hatte und gerettet wurde, hatte er durch die Unterweisung seiner Mutter und seiner Großmutter ein Verständnis für das Wesen und die Wege Gottes erhalten (2Tim 1,5). Diese Unterweisung bestand aus verschiedenen moralischen und praktischen Lektionen, die ein Mensch durch das Lesen der Heiligen Schrift gewinnt. Diese Dinge hatten im Leben des Timotheus ein Fundament der Frömmigkeit und Gottesfurcht gelegt, und sie vermittelten auch Weisheit, die ihn vor den geistlichen Gefahren und Verführungen bewahren konnte, denen er auf dem Weg des Dienstes ausgesetzt war.

Das Alte Testament ist reich an Grundsätzen, durch die man Weisheit für den Lebensweg gewinnt. Sie können uns wirklich „weise … machen zur Errettung“, wenn sie auf den christlichen Glaubensweg angewendet werden. Der Aspekt der Errettung, von dem Paulus hier spricht, ist der Aspekt der praktischen Errettung, denn Timotheus war bereits für die Ewigkeit gerettet. Was er brauchte, war eine tägliche praktische Rettung von all den Übeln, durch die er im Dienst für den Herrn hindurchgehen musste. Die Anwendung der Grundsätze der alttestamentlichen Schriften auf sein Leben würde sein Schutz sein.

Die Weisheit, die Timotheus aus den alttestamentlichen Schriften gelernt hatte, war nicht die Lehre des Paulus. Die Wahrheit des Geheimnisses, die der Hauptbestandteil seiner Lehre ist, findet sich nicht in den Schriften des Alten Testamentes. Sie war eine besondere Offenbarung von Gott an Paulus für die gegenwärtige Haushaltung.

In 2. Timotheus 3,16 fügt Paulus hinzu: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Damit schließt er die Schriften des Neuen Testaments mit ein. Teile des Neuen Testaments existierten zu dieser Zeit bereits. In 1. Timotheus 5,18 zitiert Paulus das Lukasevangelium (Lk 10,7). Und Petrus spricht von den Briefen des Paulus als den „Schriften“ (2Pet 3,16). Das Neue Testament wurde ebenso wie das Alte Testament „von Gott eingegeben“. Inspiration bedeutet nicht, wie manche glauben, dass Gott einzelnen Männern Gedanken eingegeben hätte und diese sie in ihren eigenen Worten ausdrücken durften. Gerade die „Wörter“ der Schrift in den Originalsprachen sind von Gott inspiriert (1Kor 2,13). Deshalb sollten Übersetzer danach streben, ebendiese Wörter der Heiligen Schrift aus der Originalsprache in unsere Sprache zu übersetzen. Wer das Wort Gottes studiert, braucht eine Wort-für-Wort-Übersetzung, nicht eine „Übertragung“, die nicht dem Wortlaut, sondern bloß den Gedanken in der Originalsprache entspricht. Leider sind viele moderne Übersetzungen tendenziell nur solch eine bloße Gedanke-für-Gedanke-Entsprechung.

Die „heiligen Schriften“ würden nicht nur ein Schutz für Timotheus sein, sondern auch eine großartige Quelle, die er nutzen könnte, um die Echtheit all dessen zu prüfen, was ihm begegnete. Das Wort Gottes entdeckt und entlarvt alles, was falsch ist. Die entscheidende Frage ist: „Stimmt diese Lehre oder diese Praxis mit der Heiligen Schrift überein?“ Ein weiterer Test ist einfach die Frage, ob diese Lehre oder Praxis Christus erhöht, denn die Schrift tut nichts anderes, als Christus zu erhöhen. Viele der gotteslästerlichen Lehren, die im Christentum aufgekommen sind, erheben den Menschen und erniedrigen Christus und sein vollbrachtes Werk.

Paulus sagt: „Die heiligen Schriften sind nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“

  1. „Lehre“ legt uns die Wahrheit zu einem bestimmten Thema dar. Durch sie werden wir in den Gedanken und Wegen Gottes unterwiesen. Leider machen sich heute viele Christen nicht genug Gedanken über die Anweisungen, die uns im Wort gegeben werden. Viele haben die Vorstellung, unsere Lebensweise sei wichtiger als unsere Lehre. Sie scheinen zu denken, es spiele keine Rolle, was wir glauben, solange wir einander lieben und miteinander auskommen. Das ist eine vereinfachte Sicht der Dinge und verrät Unwissenheit. Wenn wir nicht auf „den einmal den Heiligen überlieferten Glauben“ gegründet sind, werden wir „hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“ (Jud 3; Eph 4,14). Für Gott ist es von Belang, was wir glauben, denn es wird unseren Weg prägen. Er will, dass wir seinen Sinn und seine Wege kennen und verstehen. J.N. Darby sagte, dass ohne Lehre kein Gläubiger seinen rechten Platz als Christ erkennt; und ohne Lehre kann kein Christ auf rechte Weise vorangehen. Wir müssen ein klares Verständnis von dem „Geheimnis“ (von der Berufung der Kirche, ihrem Wesens und ihrer Einheit) haben, so dass wir wissen, was Gott in dieser Welt in der heutigen Zeit tut. Nur dann können wir in rechter Übereinstimmung sein mit Gottes Plan. Timotheus sollte der Lehre Beachtung schenken, und das sollten auch wir tun.

  2. „Überführung“ [Überzeugung] ist eine weitere gewinnbringende Eigenschaft, die die Heilige Schrift in den Seelen hervorbringt. Der Geist Gottes benutzt das Wort Gottes, um verborgene Sünden in unseren Herzen aufzuspüren. Wir sind oft blind für unsere eigenen Fehler, aber die Heilige Schrift hat einen Weg, sie aufzudecken (Heb 4,12). Wir mögen falsche Motive haben, derer wir uns nicht bewusst sind, aber das Wort Gottes wird sie aufdecken. David schreibt: „Die Rechte des HERRN sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; sie, die kostbarer sind als Gold und viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim. Auch wird dein Knecht durch sie belehrt; im Halten derselben ist großer Lohn. Verirrungen, wer sieht sie ein? Von verborgenen Sünden reinige mich! Auch von übermütigen halte deinen Knecht zurück; lass sie mich nicht beherrschen! Dann bin ich untadelig und bin rein von großer Übertretung“ (Ps 19,10-14). David spricht über die Süße des Wortes Gottes, aber dann fügt er hinzu, dass sein Herz beim Lesen in der Gegenwart Gottes erforscht wurde. Es führte ihn dazu, sich auf den Herrn zu werfen, damit er vor „verborgenen Sünden“ bewahrt würde.

  3. „Zurechtweisung“ würde den richtigen Weg sowohl in der Lehre als auch in der Praxis vorgeben. Nachdem das Wort Gottes uns über das, was in unserem Leben nicht richtig ist, überführt hat, belehrt es uns auch über den richtigen Weg. Es gibt der neuen Natur, die den Willen Gottes tun will, eine positive Richtung. Dies ist ein ganz spezieller Aspekt des Wortes Gottes: Es widerlegt Irrtümer in lehrmäßigen oder praktischen Fragen und stellt sie richtig. Da Irrtümer im christlichen Zeugnis reichlich vorhanden sind, ist Zurechtweisung wichtig. Die Briefe an die Korinther und an die Galater haben einen besonders zurechtweisenden Charakter und sind sehr nutzbringend. Die Briefe an die Korinther tadeln Fleischlichkeit und der Galaterbrief prangert Gesetzlichkeit an.

  4. Auch „Unterweisung in der Gerechtigkeit“ findet sich im Wort Gottes. Dies bezieht sich auf die praktischen Teile des Wortes Gottes. Die Heilige Schrift ist reich an Unterweisung in praktischen Angelegenheiten für unser Heim und für unseren persönlichen Wandel mit dem Herrn. Sie hilft uns, auf dem schmalen Pfad der Wahrheit zu bleiben.

  1. „Lehre“ sagt uns, was richtig ist.
  2. „Überführung“ sagt uns, was nicht richtig ist.
  3. „Zurechtweisung“ sagt uns, wie wir das Richtige tun können.
  4. „Unterweisung“ hält uns auf dem rechten Weg.

Darüber hinaus macht die Heilige Schrift das Volk des Herrn zu fähigen Dienern der Wahrheit Gottes. Richtig angewendet, macht sie den Menschen Gottes „vollkommen [vollständig]“ und „zu jedem guten Werk völlig geschickt“. So ist er voll ausgerüstet für das Werk, dem Herrn zu dienen, wozu auch immer er berufen sein mag. Was immer auch im Augenblick benötigt wird, der Diener wird eine passende Antwort auf die Situation bei der Hand haben. Was für ein großartiges Hilfsmittel an einem Tag des Niedergangs! Es bewahrt uns nicht nur vor Gefahren und lehrt uns, was richtig ist, sondern ist auch ein mächtiges Instrument, um den Heiligen zu helfen, „zu jedem guten Werk“ motiviert zu werden.

Diese Schutzvorkehrungen und Hilfsmittel, auf die Paulus den Timotheus hinweist, gelten für alle Heiligen Gottes. Wenn sie richtig eingesetzt werden, sind sie die Werkzeuge, durch die wir in finsteren und schwierigen Tagen bewahrt bleiben. Wir sind dankbar, dass Gott uns nicht verlassen hat, damit wir aus eigener Kraft den Weg durch die Verwirrung finden, sondern dass Er uns mit allem versorgt hat, was wir für den Weg brauchen.

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Übersetzt aus The First Epistle of Paul to Timothy. The Order of God’s House
Christian Truth Publishing, 2008

Übersetzung: Stephan Isenberg

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