Der Brief an Titus (2)
Kapitel 2

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 28.10.2016, aktualisiert: 30.04.2023

DAS, WAS DER GESUNDEN LEHRE GEZIEMT

(3) Die Verwirklichung der gesunden Lehre (Tit 2,1-10)

(a) Durch Ältere und Jüngere (Tit 2,1-8)

Tit 2,1.2: Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt: dass die alten Männer nüchtern seien, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren.

Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt

Im ersten Kapitel hat der Apostel in den ersten Versen den wunderbaren Inhalt der gesunden Lehre erörtert, und danach hat er Titus vorgeschrieben, wie diese gesunde Lehre angewendet werden muss, nämlich indem Älteste anzustellen waren, die die Widersprechenden ermahnen sollten (Tit 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“), und durch diese auch Betrüger zu bestrafen (Tit 1,13 „Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“). In dem uns vorliegenden Kapitel sehen wir freilich, dass es nicht nur nötig ist, andere mit der gesunden Lehre zu ermahnen, sondern auch selbst in Übereinstimmung mit dieser gesunden Lehre zu leben. Dies ist übrigens gleichzeitig der beste Schutz vor falscher Lehre: Wenn der Gläubige zeigt, was die gesunde Lehre in seinem eigenen Leben bewirkt, hat er damit gleichzeitig das beste Argument gegen desaströse Auswirkungen böser Lehren gefunden. Darum bekommt Titus nicht nur den Auftrag, die gesunde Lehre zu predigen und anzuwenden und dazu andere anzustellen, sondern bekommt genau wie Timotheus auch den Auftrag, den Gläubigen vorzustellen, dass sie den Dingen nachjagen sollten, die gemäß der gesunden Lehre für ihr praktisches Leben angemessen waren. Hier geht es also nicht um Unterricht wie in Kapitel 1 (es steht hier nicht: „Lehre, was der gesunden Lehre geziemt“), sondern um die herrliche Arbeit, die er unter Gläubigen auf Kreta ausüben musste. Mit „Reden“ (lalo) ist nicht nur das Reden in der Öffentlichkeit gemeint, denn das griechische Wort deutet auch auf das Reden im täglichen Umgang und in persönlichen Gesprächen in den Häusern hin.

Die Bedeutung von Vers 1 ist nicht, dass Titus so reden sollte, dass das, was er sagte, der gesunden Lehre geziemte. Die Ermahnung galt nicht ihm, sondern denen, denen er die hirtendienstliche Fürsorge angedeihen lassen sollte: Er sollte ihnen die Dinge („was“ ist Mehrzahl) vorhalten, die der gesunden Lehre geziemten. Das Nachfolgende macht dies klar, vor allen Dingen Titus 2,15: „Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck.“ Er sollte die Dinge sagen, die aus einem gesunden christlichen Leben eigentlich von selbst hervorkommen, weil die gesunde Lehre angenommen wurde. Wer diese Lehre anerkennt, muss sich auch benehmen, wie es dieser Lehre geziemt. Das sind zwei verschiedene Sachen.

Was dem einen Gläubigen gemäß der gesunden Lehre geziemt, gilt noch nicht für den anderen. Es gibt ja im Haus Gottes auch verschiedene Gruppen von Gläubigen, zum Beispiel gemäß des Alters, des Geschlechts und der Stellung. Es gibt Ältere und Jüngere, es gibt Männer und Frauen und es gibt Sklaven und Herren. Für diese gibt es auch unterschiedliche Ermahnungen. Auch in anderen Briefen (Eph; Kol; 1Pet) finden wir separate Ermahnungen für diese unterschiedlichen Gruppen von Gläubigen; es gibt jedoch einen markanten Unterschied: Dort werden die Gläubigen direkt angesprochen, während im Titusbrief nicht direkt zu den Gläubigen geredet wird, sondern der Apostel gibt Anweisungen, wie Titus sie ermahnen soll. Wir haben nicht mit einem gemeindlichen Brief, sondern mit einem persönlichen Brief zu tun. Dies hat einige Konsequenzen: Im Epheser-, Kolosser- und ersten Petrusbrief werden zunächst die sich unterzuordnenden Gruppen (Frauen, Kinder, Sklaven) angesprochen, weil es vor allen Dingen für sie wichtig ist, dass sie ihre richtige, untergeordnete Stellung einnehmen. Im Titusbrief werden die Gläubigen jedoch nicht kollektiv angesprochen, sondern Titus soll sie als Aufgabe persönlich ermahnen, und da liegt die Betonung darauf, dass die Höhergestellten (Männer, Ältere) ihre Verantwortlichkeit gegenüber den sich Unterordnenden verstehen sollen. Darum wird Titus (der wahrscheinlich noch ziemlich jung ist) selbst zu einem Vorbild für junge Männer aufgefordert (Tit 2,6.7 (6) Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein, (7) indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst,“). Bemerkenswert ist, dass Titus nicht den Auftrag bekommt, die jungen Frauen zu ermahnen. Dies wird den älteren Frauen übertragen, da dies nicht angemessen wäre und Anlass zu Geschwätz geben könnte, wenn er dies täte.

Es ist von größter Bedeutung, dass jeder Gläubige in der Praxis den Platz einnimmt, wo Gott ihn oder sie hingestellt hat, in der richtigen Gesinnung, damit niemand höher von sich denkt, als es sich gehört (Röm 12,3 „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden ist, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat.“), sondern alle einander in der Furcht des Christus untergeordnet sind (Eph 5,21 „einander untergeordnet in der Furcht Christi.“). Alle Beziehungen untereinander im Haus Gottes gründen sich geradewegs auf die gesunde Lehre, und da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass das Verwahrlosen oder Stürzen dieser Beziehungen in der Geschichte der Christenheit oft mit dem Loslassen der gesunden Lehre einherging. Das treffendste Beispiel ist die Stellung der Frau. Zu Recht wird oft bezeugt, dass es in Christus weder Mann noch Frau gibt (d.h. keinen Unterschied; Gal 3,28 „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“), doch das ist „in Christus“; im öffentlichen Leben gibt es gemäß der Schrift einen klaren Unterschied in der Stellung. Überall, wo es um das Tragen von Verantwortung geht, um das Führen und das Treffen von Entscheidungen tritt die Frau in den Hintergrund. Das gilt sowohl in der Ehe (Eph 5,22 „Ihr Frauen, [ordnet euch] euren eigenen Männern [unter], als dem Herrn.“; Kol 3,18 „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn.“; 1Pet 3,1 „Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen,“), in den Gemeindezusammenkünften (1Kor 11,1-16; 14,34-38) als auch an anderen Stellen, wo das Wort gelehrt wird (1Tim 2,11-15 (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, (13) denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; (14) und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung. (15) Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.“). Hier ist nicht der Platz, um ausführlich darauf einzugehen, doch ist es wohl von Bedeutung, einzusehen, dass, wenn eine Frau geistlich einen höheren Platz als der Mann einnimmt (z.B. in der Familie), selbst wenn die Frau viel geistlicher wäre als der Mann, dies immer zum Schaden für die Familie ist. Selbst in so einem Fall müsste die Frau versuchen, den Mann ohne Worte zu gewinnen (1Pet 3,1 „Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen,“). Dieselbe ungesunde Situation könnten wir ausmachen, wenn in einer Gemeinde die jüngeren Brüder (und wenn sie viel geistlicher wären) eine dominierende Stellung gegenüber den Älteren einnehmen würden und den Älteren nicht mehr untergeordnet wären (1Pet 5,5 „Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.““).

Gerade die christlichen Strömungen, die am weitesten von der gesunden Lehre abgewichen sind, sind oft mit den Namen von Frauen verbunden. Denken wir an die Christliche Wissenschaft (Mary Baker Eddy), die Theosophie (Helena Blavatsky und später Annie Besant), die Siebentags-Adventisten (Ellen White), den modernen Spiritismus (Kate Fox), die Pfingstbewegung (mit dem extremen Beispiel von Aimee McPherson), die Sekte „Haus Davids“ (Mary Purnell), die Evangelisch-Johannische Kirche (Gretchen Müller) und andere. Natürlich kommt auch das Umgekehrte vor, nämlich dass nicht die Frau, sondern der Mann sich eine Stellung anmaßt, die ihm nicht zusteht, und im Haus Gottes einen diktatorischen Platz einnimmt. Hier brauchen wir nur das Papsttum zu nennen, aber auch die großen abgefallenen Sekten wie die Mormonen, die Zeugen Jehovas und die Neuapostolischen.

Die Gesundheit des Körpers ist von dem korrekten Gleichgewicht zwischen ihren Teilen abhängig. Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, verlässt man das, was der gesunden Lehre geziemt, und der Verfall setzt unmittelbar ein. Man maßt sich das Recht für eine derartige Störung an, indem man sich auf die sogenannte christliche Freiheit beruft, ohne zu verstehen, dass die wahre Freiheit nur angewendet wird, indem die sittliche Ordnung bewahrt wird, die Gott in seinem Wort gegeben hat. So gebraucht man die Freiheit als Anlass für das Fleisch und als Deckmantel für das Böse (Gal 5,13 „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander.“; 1Pet 2,16 „als Freie und nicht als solche, die die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Knechte Gottes.“). Dies kann auf zweierlei Weise, in beide Richtungen, geschehen. Man kann die Freiheit (die die Freiheit des Heiligen Geistes ist! 2Kor 3,17 „Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.“; Röm 8,2.14.15 „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ „(14) Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. (15) Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“) binden, indem man sich unter das Gesetz begibt (vgl. Röm 7,6 „Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, in dem wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.“) oder indem andere fleischliche Verordnungen eingeführt werden, wie zum Beispiel eine Kirchenordnung oder Liturgie. Das andere Extrem ist, dass man die Freiheit in Zügellosigkeit verändert, indem man die sittliche Ordnung Gottes beiseitesetzt. Im ersten Fall stuft man die, die durch den Herrn als Gaben der Gemeinde gegeben sind, oft herab und stopft ihnen den Mund, während man im zweiten Fall denen, die schweigen sollten, manchmal sogar einen Platz gibt, der nur Christus zusteht. Der schmale Weg irgendwo zwischen diesen Extremen ist „das, was der gesunden Lehre geziemt“.

Dass die alten Männer nüchtern seien

Die erste Gruppe, die genannt wird, umfasst die alten Männer, die im Haus Gottes den wichtigsten Platz einnehmen. Die „alten Männer“ (das ist ein Wort, das man des Weiteren in Lk 1,18 „Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen.“ und Phil 9 findet) haben eine ehrwürdige und verantwortliche Position; die jüngeren Männer schauen gern zu ihnen auf und betrachten sie als Vorbilder. Sie erwarten von ihnen aufgrund ihres Alters eine christliche Weisheit und Besonnenheit, die sie selbst oft noch vermissen lassen. Deswegen müssen die Alten zunächst „nüchtern“ sein. Viele dieser hier genannten Eigenschaften sind natürlich Tugenden, die allen Gläubigen gut stehen würden. So werden wir auch alle aufgerufen, nüchtern zu sein (1Thes 5,6.8 „Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.“ „Wir aber, die von dem Tag sind, lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung.“; 1Pet 1,13; 4,6; 5,8 (1:13) Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi;“ „(4:6) Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, damit sie zwar gerichtet werden dem Menschen gemäß nach dem Fleisch, aber leben möchten Gott gemäß nach dem Geist.“ „(5:8) Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“), und auch ein jüngerer Mann wie Timotheus soll nüchtern sein (2Tim 4,5 „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“). Doch vor allen Dingen müssen es die sein, auf die am meisten geachtet wird. Deswegen müssen es auch die Aufseher und die Frauen der Diakone sein (1Tim 3,2.11 „Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig;“ „Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.“). Das Wort bedeutet eigentlich „frei von narkotischen Mitteln“, vergleiche mit Titus 2,3 „die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten;“ für die alten Frauen. In der Tat steht es einem alten Mann auch in der wörtlichen Bedeutung schlecht zu Gesicht, sich beim Essen und Trinken zu übernehmen; denken wir an Noah (1Mo 9,20.21 (20) Und Noah fing an, ein Ackerbauer zu werden, und pflanzte einen Weinberg. (21) Und er trank von dem Wein und wurde betrunken, und er entblößte sich in seinem Zelt.“) und Isaak (1Mo 25,28; 27,4 (25:28) Und Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Mund; Rebekka aber hatte Jakob lieb.“ „(27:4) und bereite mir ein schmackhaftes Gericht, wie ich es gern habe, und bring es mir her, dass ich esse, damit meine Seele dich segne, ehe ich sterbe.“). Die Bedeutung ist jedoch hauptsächlich bildlich: Der alte Mann soll sich nicht durch die Begierden steuern lassen, die die Jugend kennzeichnet (2Tim 2,22 „Die jugendlichen Begierden aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.“), nicht ausschweifend und leidenschaftlich sein, sondern enthaltsam und gemäßigt. Er darf sich nicht durch all das, was den Geist betrüben könnte, leiten lassen, so dass der Wille des Herrn nicht mehr klar unterscheidbar ist (vgl. Eph 5,17.18 (17) Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei. (18) Und berauscht euch nicht mit Wein, in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt,“).

Würdig, besonnen

Er muss auch „würdig“ sein. Er soll jemand sein, zu dem man aufsehen kann, der nicht leichtfertig in den Dingen des Lebens ist, sondern schätzenswert, ohne alberne oder leichtsinnige Rede (Eph 5,3.4 (3) Hurerei aber und alle Unreinheit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, wie es Heiligen geziemt; (4) auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, die sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung.“). Er soll ein ernsthafter Mann sein, seriös in allen Dingen, ehrwürdig in seiner Haltung und Bekleidung. Dasselbe wird sowohl von den Diakonen und den Frauen verlangt (1Tim 3,8.11 „Die Diener ebenso, würdig, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“ „Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.“) als auch von allen Gläubigen (Phil 4,8 „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.“). Dass die alten Männer anschließend auch „besonnen“ sein müssen, ist etwas, was für alle Gläubigen von größter Wichtigkeit ist (Tit 2,5.6.12 (5) besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde. (6) Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein,“ „und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,“), vor allen Dingen auch für die Aufseher (Tit 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“). Es ist das Kennzeichen eines ausgewogenen Gemütszustandes, der aus Gemäßigtsein und Selbstbeherrschung hervorkommt.

Gesund im Glauben

Anschließend wird gesagt, dass die alten Männer gesund im Glauben sein sollen, in der Liebe und im Ausharren. Bringen wir das Ausharren in Verbindung mit der Hoffnung (vgl. Röm 5,4; 8,25; 15,4 (5:4) das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung;“ „(8:25) Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.“ „(15:4) Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.“), dann haben wir auch hier die bekannte Dreizahl von Glaube, Hoffnung und Liebe (1Kor 13,13 „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“; Gal 5,5.6 (5) Denn wir erwarten durch den Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit. (6) Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt.“; Kol 1,4.5 (4) nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, (5) wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von der ihr zuvor gehört habt in dem Wort der Wahrheit des Evangeliums,“; 1Thes 1,3 „gedenkend eures Werkes des Glaubens und der Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater,“; 1Pet 1,3-9; vgl. 1Tim 6,11 „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.“; 2Tim 3,10 „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Langmut, meine Liebe, mein Ausharren,“; Off 2,19 „Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren und weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten.“). „Gesund sein im Glauben“ weist auf eine sittliche Gesundheit im Verstehen der Glaubenswahrheiten hin. „Glaube“ steht hier mit Artikel, es geht also um das, was geglaubt wird. Der ältere Bruder muss sich darin geübt haben, mit einer gewissen Ausgewogenheit die verschiedenen Wahrheiten zu unterscheiden. Er soll nicht eine bestimmte Wahrheit der anderen vorziehen. Der Gläubige muss zum Beispiel sowohl Gott dienen als auch seinen Sohn aus den Himmeln erwarten (1Thes 1,9.10 (9) Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (10) und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“). Wenn er nur dienen würde, könnte das zu den Exzessen in Matthäus 24,48.49 (48) Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr bleibt noch aus, (49) und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst und trinkt mit den Betrunkenen,“ führen, und wenn er nur erwarten würde, verfällt er in den Fehler von 2. Thessalonicher 3,10-12 (10) Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dieses: Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen. (11) Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben. (12) Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen.“. Auch ist es sehr gefährlich, auf den einen Lehrer lieber zu hören als auf einen anderen. Man läuft dann Gefahr, in die Missstände von 1. Korinther 1,12; 3,4.5 (1:12) Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus.“ „(3:4) Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus; der andere aber: Ich des Apollos; seid ihr nicht menschlich? (3:5) Wer ist denn Apollos, und wer ist Paulus? Diener, durch die ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat.“ und 2. Timotheus 4,3 „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;“ zu verfallen. In allem muss das richtige Gleichgewicht bewahrt werden.

In der Liebe, im Ausharren

Dies gilt auch für die Liebe. Auch hier besteht die Gefahr, dass wir den einen Bruder mehr liebhaben als den anderen, weil er uns sympathischer ist. Wir müssen jedoch die ganze Brüderschaft liebhaben (vgl. 1Pet 2,17 „Erweist allen Ehre; liebt die Brüderschaft; fürchtet Gott; ehrt den König.“). Die Thessalonicher hatten alle Brüder lieb, die in ganz Mazedonien waren (1Thes 4,9.10 (9) Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben, denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben; (10) denn das tut ihr auch allen Brüdern gegenüber, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen“). Gesunde Liebe ist nicht, übertrieben lieb sein, sondern ungeheuchelt sein (Röm 12,9 „Die Liebe sei ungeheuchelt. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten.“; 1Pet 1,22 „Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe, so liebt einander mit Inbrunst aus reinem Herzen,“); nicht mit Worten oder der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit (1Joh 3,18 „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“). Letzteres zeigt auch, dass gesunde Liebe nie auf Kosten der Wahrheit geschieht, sondern die Gerechtigkeit anwendet (1Kor 13,6 „sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit,“; 2Tim 2,22 „Die jugendlichen Begierden aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.“). Das Gesundsein im Glauben und in der Liebe wird sicher Bedrängnis zur Folge haben. Deswegen haben wir auch Ausharren nötig (Röm 5,1-3 (1) Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, (2) durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. (3) Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt,“; 2Kor 1,6 „Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es eures Trostes und Heils wegen; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es eures Trostes wegen, der im Ausharren in denselben Leiden wirksam ist, die auch wir erleiden.“; Heb 10,36 „Denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt.“; Jak 1,3 „da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.“). Auch hierin müssen die alten Männer gesund sein, was wie immer meint: ausgewogen. Ausharren bezieht sich auf die Geduld und Energie, mit der die Prüfungen durchlebt werden, und auf das Verlangen zur Erreichung des Endziels. Wenn der Gläubige die Prüfungen verabscheuen würde und nach dem Kommen des Herrn verlangen würde, um von allem Elend erlöst zu sein, würde er im Ausharren nicht mehr gesund sein. Und genauso wenig würde das der Fall sein, wenn seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das baldige Erwerben der himmlischen Dinge ausgerichtet wäre, so dass er seinen irdischen Wandel verwahrlosen lassen würde. Die gesunde Lehre ist Christus. Tun, was der gesunden Lehre geziemt und gesund sein im Glauben, in der Liebe und im Ausharren bedeutet also, mit Christus zu leben, in Unterordnung unter seinen Willen und leben für Christus, zu seiner Ehre und Verherrlichung.

Tit 2,3-5: … die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stand geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.

Die alten Frauen ebenso

Nach den Ermahnungen für die alten Männer folgen nun selbstverständlich die, die Titus an die alten Frauen richten sollte. Sie sollten „ebenso“, genau wie die alten Männer, ausgewogen und bedachtsam in ihrem Auftreten sein. Das Wort für „alte Frau“ kommt im Neuen Testament nur hier vor. Übrigens ist dieser Vers, was den Grundtext betrifft, ein total besonderer Vers, weil insgesamt vier Worte vorkommen, die wir im Neuen Testament weiterhin nicht finden: „alte Frau“, „Betragen“, „wie es dem heiligen Stand geziemt“ (ein einziges Wort) und „Lehrerinnen des Guten“ (auch ein einziges Wort).

In ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stand geziemt

Das Wort für „Betragen“ (katastèma) weist auf alles hin, was mit dem äußerlichen Auftreten und mit der Stellung und Haltung im Leben zu tun hat. Das geht also weiter als nur Bekleidung (katastolé) in 1. Timotheus 2,9 „Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung,“, worauf auch in 1. Petrus 3,3.4 (3) deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern, (4) sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist.“ abgezielt wird. In ihrem ganzen Auftreten, in ihren Worten, in ihrem Benehmen und Betragen, in Kleidung und Schmuck mussten die alten Frauen sich als passend für den Dienst im Heiligtum offenbaren. Dies ist nämlich der Inhalt des Wortes „wie es dem heiligen Stand geziemt“. Wörtlich bedeutet es: „dem Heiligen geziemend“ (hieroprepès), was uns direkt wieder an Vers 1 erinnert: „was der gesunden Lehre geziemt“ (prepo). Mit „dem heiligen“ ist daher „das Heiligtum“, „die heiligen Dinge“ gemeint oder auch „die, die im Heiligtum Dienst tun“, was demnach die Priester sind (vgl. NBG-Übersetzung). Vergleiche die verwandten Wörter hieron, der Tempelkomplex (nicht das eigentliche Heiligtum, das ist naos), die in den Evangelien, der Apostelgeschichte und des Weiteren in 1. Korinther 9,13 „Wisst ihr nicht, dass die, die mit den heiligen Dingen beschäftigt sind, aus dem Tempel essen? Dass die, die am Altar dienen, mit dem Altar teilen?“ vorkommen, sowie hiereus, das bekannte Wort für Priester. Das adjektivische Nomen ist hieros, „heilig“, das nur in 2. Timotheus 3,15 „und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“ und 1. Korinther 9,13 „Wisst ihr nicht, dass die, die mit den heiligen Dingen beschäftigt sind, aus dem Tempel essen? Dass die, die am Altar dienen, mit dem Altar teilen?“ vorkommt; letzterer Vers hat diese Bedeutung: „das Heilige“ ist das, was Gott im Tempel geweiht ist (vgl. „heilige Schriften“ in 2Tim 3,15 „und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“) und was durch die Priester bedient wird. Hier haben wir also ein drittes Wort für heilig, nebst den beiden, die bei der Betrachtung von Titus 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“ genannt wurden. Man kann diese drei Worte nun wie folgt charakterisieren: hagios = „abgesondert für Gott“ (innerlicher Zustand); hosios = „fromm“, „rechtschaffen“; hieros = „Gott geweiht/hingegeben“ (äußerlicher Dienst).

Im Christentum bildet nicht eine bestimmte Familie die Priesterklasse, sondern alle Gläubigen stellen ein heiliges Priestertum dar (hierateuma hagion; 1Pet 2,5 „werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.“), und alle dürfen freimütig in das Heiligtum hineingehen, um ihren Priesterdienst zu erfüllen (Heb 10,19 „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu,“). Alle haben eine Gnadengabe empfangen bzgl. des Dienstes für Gott (Röm 12,6-8 (6) Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weissagen nach dem Maß des Glaubens; (7) es sei Dienst, so lasst uns bleiben im Dienst; es sei, der lehrt, in der Lehre; (8) es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der gibt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit.“; 1Pet 4,10.11 (10) Je nachdem jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. (11) Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“). Daher sollen sich die alten Frauen in diesem Dienst für Gott, ja in ihrem ganzen Auftreten, so betragen, dass ihre Haltung mit dem erhabenen Charakter ihrer priesterlichen Aufgabe in Harmonie ist. Frauen laufen eher Gefahr, hierin zu versagen als Männer, da die Gefahr weltlicher Einflüsse in ihrer Kleidung und in ihrem Benehmen für sie einfach größer ist als für Männer. Es sind daher verständlicherweise gerade die Frauen, nicht die Männer, die im Neuen Testament stets bezüglich ihres äußeren Auftretens ermahnt werden, vor allen Dingen bzgl. der Kleidung (1Tim 2; 1Pet 3). Darüber hinaus laufen die alten Frauen hierbei wiederum mehr Gefahr als die jungen Frauen, denn trotz ihrer Lebenserfahrung hat sich ihr Fleisch nicht verbessert, sondern ist noch immer so verdorben wie in ihrer Jugend, während des Weiteren die Auswirkungen dieses Fleisches bei älteren Frauen mehr auffallen und einen größeren Anlass zur Lästerung geben als bei den jungen Frauen.

Nicht verleumderisch

So ist es auch mit Verleumdung. Auch das steht alten Frauen viel hässlicher zu Gesicht als jungen Frauen, während Frauen auch hierin mehr Gefahr laufen als Männer. Calvin schrieb: „Klatsch ist eine Krankheit von Frauen, die im Alter zunimmt.“ Frauen lassen schneller ihren Gefühlen freien Lauf, was sich leider darin äußern kann, dass sie mit ihrer Zunge andere zu schnell verurteilen. Bei Männern liegt die Gefahr nicht so sehr in ihren Gefühlen, jedoch in ihrer Aggressivität; nicht ihre Zunge, sondern ihre Hände. Darum werden sie ermahnt, dass die Hände, die sie zum Gebet erheben, heilig (oder rein) sind, ohne Zorn und Streit, während die Frauen speziell auf ihre Kleidung und die Gefahren der Zunge hingewiesen werden (1Tim 2,8-12 (8) Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung. (9) Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, (10) sondern – was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen – durch gute Werke. (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein,“). Ein bestimmter Missbrauch der Zunge wird daher auch mit dem Ausdruck „altweibische Fabeln“ bezeichnet (1Tim 4,7 „Die ungöttlichen und altweibischen Fabeln aber weise ab, übe dich aber zur Gottseligkeit;“). Auch die Frauen der Diakone werden ermahnt, nicht verleumderisch zu sein (1Tim 3,11 „Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.“). Wiewohl Verleumdung vor allen Dingen eine Gefahr für Frauen ist, wird es als ein allgemeines Kennzeichen der Menschen in den letzten Tagen erwähnt (2Tim 3,3 „ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend,“). Das Wort „verleumden“ ist bemerkenswert, denn im Grundtext ist dies diabolos, das außer in den drei genannten Stellen sonst überall mit dem (daraus verballhornten) Wort „Teufel“ übersetzt wird. Das Wort drückt also einen Charakterzug Satans aus, was die Wucht der Ermahnung für die alten Frauen hier umso stärker werden lässt. Der Teufel ist der größte „Verleumder“, der Vater der Lüge (Joh 8,44 „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ihr Vater.“), der Verkläger der Brüder (Off 12,10 „Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.“), der speziell Hiob (Hiob 1,6-11; 2,1-5) und Josua (Sach 3,1-3 (1) Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen. (2) Und der HERR sprach zum Satan: Der HERR schelte dich, Satan! Ja, der HERR, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist? (3) Und Josua war bekleidet mit schmutzigen Kleidern und stand vor dem Engel.“) bei Gott verleumdete und Gott bei Eva anklagte (1Mo 3,1-5 (1) Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens? (2) Und die Frau sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; (3) aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt. (4) Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet durchaus nicht sterben, (5) sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“). Es ist also schon ernst, wenn Gläubige andere falsch beschuldigen und belasten, denn sie machen sich dadurch eins mit Satan und gleichen dem einen Menschen, der je Teufel genannt wurde: Judas (Joh 6,70 „Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die Zwölf, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.“), der schuldloses Blut überliefert hat (Mt 27,4 „und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu.“).

Nicht Sklavinnen von vielem Wein

Eine andere Gefahr, die für alte Frauen lauert, ist der Wein. In Titus 1,7 „Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“ wurden die Aufseher bereits gewarnt, nicht dem Wein ergeben zu sein, doch für die älteren Schwestern sieht der Apostel die Gefahr, dass sie nicht dem Wein ergeben sind, sondern an Wein sogar versklavt sind. Diese Gefahr ist in den Landstrichen, wo Wein angebaut wird, natürlich umso größer. Petrus beschreibt, wie die Nationen in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien, Trinkgelagen und frevelhaftem Götzendienst wandeln (1Pet 4,3 „Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, indem ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien, Trinkgelagen und frevelhaften Götzendienereien;“). Daneben gibt es aber noch die besondere Gefahr für ältere Menschen, die oft mit einer schwachen Gesundheit und Altersbeschwerden zu kämpfen haben, bei der der Wein eine lindernde und stärkende Wirkung hat. Einem jungen Mann wie Timotheus wird angeraten, ein wenig Wein für seinen Magen und die immer wiederkehrenden Schwachheiten zu gebrauchen (1Tim 5,23 „Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein wegen deines Magens und deines häufigen Unwohlseins.“). Wie viel mehr alten Menschen, auf die wir das Wort Salomos anwenden können: „Gebt starkes Getränk dem Umkommenden und Wein denen, die betrübter Seele sind“ (Spr 31,6). Dies alles ist in Ordnung: Paulus gibt kein Verbot, Wein zu trinken, wohl aber, zu viel Wein zu trinken. Es könnte sein, dass eine alte Frau ihre schwache Gesundheit als Deckmantel gebrauchen könnte, um ihr übermäßiges Verlangen nach Wein zu kaschieren, was ein sehr schlechtes Zeugnis für sie wäre. Weingebrauch ist nicht verkehrt, doch alles, was das Herz nebst der gesunden Lehre in Beschlag nimmt, ist sehr wohl verkehrt und ungeziemend für die, die Vorbilder für Jüngere sein sollten.

Lehrerinnen des Guten

Letzteres bringt uns zum nächsten Punkt: Titus sollte nicht nur negative, sondern auch positive Ermahnungen an die alten Frauen richten. Sie mussten keine Familie mehr versorgen und waren viel weniger durch häusliche Arbeiten beschlagnahmt als junge Frauen, so dass sie Gelegenheit hatten zu der schönen Aufgabe, die für alte Frauen reserviert ist, nämlich das zu unterrichten, was gut ist. Und das auf dem Gebiet, auf dem sich die Aufgabe für alte Frauen befindet, nämlich insbesondere die praktische Unterweisung für die jungen Schwestern. Nicht Titus erhält die Aufgabe, die jungen Frauen zu unterrichten, sondern die alten Frauen müssen das tun, was sie besser können als er: vertraulich mit jungen Frauen umgehen, ihnen ein praktisches Vorbild sein und ihre Erfahrung auf sie übertragen können.

Das Wort kalodidáskalos bedeutet so viel wie „Lehrer(in) von dem, was gut ist“ und kommt nur hier vor. Didáskalos ist das gewöhnliche Wort für „Lehrer“ (wie z.B. in Joh 3,2.10 „Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, wenn Gott nicht mit ihm ist.“ „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“; 1Kor 12,28.29 (28) Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. (29) Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte?“; Eph 4,11 „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer,“). Das Wörtchen „gut“ (kalos) erfordert unsere Aufmerksamkeit. In Titus 2,5 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ finden wir auch „gut“, was aber ágathos ist. Genauso finden wir den Unterschied, wenn über „gute Werke“ geredet wird. In Titus 1,16 „Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt.“ heißt es ergon ágathon (Einzahl), genau wie in Titus 3,1 „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein;“, jedoch steht in Titus 2,7.14 und 3,8.14 kalon ergon (zweiter Fall, Mehrzahl). Wiewohl dieser Unterschied in der Übersetzung schwierig zum Ausdruck zu bringen ist, ist der Unterschied im Grundtext durchaus gewichtig. Das Wort ágathos gibt das wieder, was von der Art und Zusammensetzung her gut ist und dadurch eine positive und wohltätige Auswirkung hat. So sollte der Aufseher das Gute lieben (Tit 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“), das heißt dem nachjagen, was nützlich und heilsam war, und so sollten auch die Sklaven alle gute Treue erweisen (Tit 2,10 „nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“), das heißt Treue, die dem Herrn zugutekam. Dagegen deutet kalos auf das hin, was in sich selbst gut und schön ist (siehe z.B. Röm 7,16 „Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, dass es recht ist.“; 1Tim 4,4 „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird;“); so am Ende von Titus 3,8 „Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“. Das Betreiben guter („schöner“) Werke steht den Menschen gut an (d.h. ist in sich selbst schön und edel) und ist gleichzeitig nützlich für die Menschen. Damit sind kala erga Werke, die sittlich rein, edel und lobenswert in sich selbst sind, während ergon ágathon ein Werk ist, das eine gute, heilsame Auswirkung hat. Es steht in der Einzahl, weil es sich auf konkrete, heilsame Taten bezieht. Die Mehrzahl kala erga weist auf eine ganze Lebenshaltung hin, die sittlich und ethisch hochstehend und beachtenswert sein sollte. Hierdurch wird auch klar, was „das Gute“ war, das die alten Frauen unterrichten sollten. Sie sollten die jungen Frauen einen sittlich guten und geziemenden Wandel vorhalten und vorleben, ein Betragen, das der gesunden Lehre geziemt (Tit 1,1 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“), ja das eine Spiegelung der im Inneren erlebten gesunden Lehre ist. Auch das Auftreten der alten Frauen selbst sollte in Übereinstimmung mit den heiligen Dingen sein.

Damit sie die jungen Frauen unterweisen

Titus 2,4 „damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben,“ bestätigt, dass der Arbeitsbereich der älteren Frauen auf die jüngeren Frauen beschränkt ist. Natürlich können sie allen Gläubigen zu Diensten sein, wenn es um die materielle Versorgung geht, wie bei einer Martha, einer Dorkas und bei den Frauen von Galiläa (Lk 8,1-3 (1) Und es geschah danach, dass er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, indem er predigte und das Reich Gottes verkündigte. Und die Zwölf waren bei ihm, (2) und einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalene, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, (3) und Johanna, die Frau Chusas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere Frauen, die ihm mit ihrer Habe dienten.“; vgl. 1Tim 5,9.10 (9) Eine Witwe werde verzeichnet, wenn sie nicht weniger als sechzig Jahre alt ist, die Frau eines Mannes war, (10) ein Zeugnis hat in guten Werken, wenn sie Kinder auferzogen, wenn sie Fremde beherbergt, wenn sie der Heiligen Füße gewaschen, wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie jedem guten Werk nachgegangen ist.“). Doch wenn es um Unterweisung geht, um „lehren“, dann ist ihr Arbeitsgebiet beschränkter. Wir sehen aus 1. Timotheus 2,11.12 (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein,“, dass es der Frau nicht erlaubt ist, den Mann zu lehren, wodurch sie über ihn herrschen würde. Sie sollte sich selbst belehren lassen und still untergeordnet sein. Wenn dies im Allgemeinen Gültigkeit hat, dann erst recht in den Zusammenkünften der Gemeinde, von denen gesagt wird, dass die Frauen dort schweigen sollen, während die anderen mit einer Lehre aufwarten können (1Kor 14,34.26 „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.“ „Was ist es nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder [von euch] einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprache, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.“). Gegenüber den jungen Frauen haben sie allerdings durchaus eine unterweisende Aufgabe. Dazu sind sie in vieler Hinsicht besser befähigt als die Männer, weil diese bei vielen (speziell weiblichen) Probleme nicht mitreden können. Dieser Unterweisung liegt naturgemäß vor allen Dingen auf der praktischen Ebene (wie sich auch aus Titus 2,4 „damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben,“ ergibt), weil die Lehrunterweisung besonders in der Gemeinde stattfindet, und zwar durch die Lehrer, die der Herr der Gemeinde gegeben hat (Eph 4,11-16). Die alten Frauen sollten nicht die gesunde Lehre lehren, sondern das, was der gesunden Lehre geziemt.

Die Unterweisung, die die alten Frauen den jungen Frauen mitgeben sollten, ist ausführlicher als die Ermahnungen, die an die alten Frauen selbst gerichtet waren. Das ist auch verständlich: Die jungen Frauen stehen noch mitten im Leben, haben viel mit ihren Familien und mit ihren täglichen Arbeiten zu tun und haben die Lebenserfahrung der älteren Frauen noch nicht. Allerdings haben sie nicht nur mehr Ermahnungen als die alten Frauen nötig, denn wir können aus dieser Ausführlichkeit doch wohl auch erkennen, was für einen Stellenwert die Familie und die darin enthaltene Rolle der Frau im Wort hat, wie wir es öfter in der Schrift sehen. Sicher ist es nicht umsonst, dass die Aufgabe der jungen Frau hier in sieben Punkten umschrieben wird. Es ist keine minderwertige Aufgabe, sondern eine innerlich vollkommene in den Augen Gottes. In unserer ganzen Gesellschaft sind Ehe und Familie die fast einzigen Einrichtungen, die aus der Zeit vor dem Sündenfall datieren und demnach keine Folgen der Sünde sind. Alle anderen Elemente der gesellschaftlichen Ordnung sind direkt oder indirekt die Folgen der Sünde, wie zum Beispiel die Einteilung in Völker und Sprachen, das Gründen von Städten, die Einrichtung nationaler, regionaler und örtlicher Obrigkeiten usw. Doch die Stellung der Familie und die der Frau haben geradewegs mit der Schöpfungsordnung Gottes zu tun und sind darum über die Sünde erhaben, wiewohl sie davon verdorben sind. Wir sehen daher auch immer, dass, wo diese Themen im Neuen Testament zur Sprache kommen, sie unmittelbar in einen großen Zusammenhang vor dem Hintergrund der Schöpfungsordnung Gottes gestellt werden. So wird die Einrichtung der Ehe aus 1. Mose 2,24 „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ verschiedene Male im Neuen Testament zitiert (Mt 19,5.6 (5) und sprach: „Deswegen wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“? (6) Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“; Mk 10,8 „und die zwei werden ein Fleisch sein“; also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.“; 1Kor 6,16 „Oder wisst ihr nicht, dass der, welcher der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? „Denn es werden“, spricht er, „die zwei ein Fleisch sein.““; Eph 5,31 „„Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.““). Auch eine einfache Sache wie die Kopfbedeckung und das lange Haar der Frau wird direkt mit der Stellung und Schöpfung von Mann und Frau verbunden, mit der Natur, mit den Engeln und mit der Herrlichkeit Gottes (1Kor 11,2-16). Auch an anderen Stellen wird die Stellung der Frau mit der Schöpfung verbunden (1Tim 2,11-15 (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, (13) denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; (14) und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung. (15) Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.“).

Unterweisen (im Niederl.: einschärfen)

Wir sehen also, dass die Rolle der Frau bzgl. des guten Funktionierens von Haushalt und Familie nicht nur eine nebensächliche Sache ist, sondern höchstes Gewicht hat. Die alten Frauen sollten den jüngeren Frauen die entsprechenden Vorschriften daher auch „einschärfen“. Dieses Wort (das nur hier vorkommt) ist im Griechischen abgeleitet von sophron, „besonnen“, so dass die Grundbedeutung ist: „besonnen sein lassen“, „gesunden Gemütes sein lassen“ ist, daher „an jemandes gesundes Gemüt appellieren“ und daher „gesundes Benehmen und gesundes Beurteilen trainieren“, so dass die jungen Frauen in der Lage sind, den nachfolgenden Ermahnungen nachzukommen. Diese Ermahnungen sind in erster Linie darauf gerichtet, eine Atmosphäre von Liebe in der Familie zu erzeugen, an erster und wesentlichster Stelle zwischen Mann und Frau und anschließend zwischen Eltern (hier Mutter) und Kindern. Wiewohl der christliche Glaube von himmlischen Dingen redet, schaltet er nie die irdischen Dinge aus, die aus der Schöpfungsordnung Gottes hervorkommen. Wir können dies zum Beispiel bei den Vorschriften in Apostelgeschichte 15,20 „sondern ihnen schreibe, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Hurerei und vom Erstickten und vom Blut.“ sehen, es gilt jedoch auch für die natürlichen Neigungen; ja, nachdem die Wahrheit nun offenbart ist, zeigt sich, dass die Liebe zwischen Mann und Frau sogar ein Spiegelbild von der Liebe zwischen Christus und der Gemeinde ist (Eph 5,25-33).

Die himmlischen Dinge überwiegen die irdischen: Wer heiratet, tut gut (denn Gott hat das eingerichtet), doch wer nicht heiratet, tut besser (denn unsere Berufung und Stellung sind himmlisch und im Himmel heiratet man nicht; Lk 20,35 „die aber für würdig erachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet;“; 1Kor 7,38 „Also, wer heiratet, tut wohl, und wer nicht heiratet, wird besser tun.“). So bleibt erhalten, was von vor dem Sündenfall war, doch etwas Besseres wird darüber hinaus gegeben, während das Alte selbst auf ein höheres Niveau gehoben wird, indem es mit Christus und seiner Gemeinde verbunden wird.

Ihre Männer zu lieben

In diesem Zusammenhang ist die erste Ermahnung an junge Frauen sehr bemerkenswert. Sie sollen „ihre Männer lieben“ oder eigentlich „männerliebend“ sein (philandros, von phileo = „lieben“ und andres = „Männer“). Wie so viele Worte in diesem Abschnitt kommt dieses besondere Wort nur hier vor. Das Wort phileo ist allgemein bekannt, weil es in vielen fremden Wörtern wie philosophisch (weisheitsliebend), philanthropisch (menschenliebend) usw. vorkommt. Es ist ein Wort, das meistens für die Liebe von Menschen gebraucht wird und nicht für Gott (außer in Joh 5,20 „Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch verwundert.“ und in dem Wort „Menschenliebe“ in Tit 3,4 „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“). Demgegenüber wird die Liebe von Gott und auch für die durch Gott in dem Menschen erweckte Liebe zu Ihm im Allgemeinen das Wort ágapè (Liebe) und agapáo (lieben) gebraucht. Ersteres (phileo) drückt tiefe Zuneigung zu jemand aufgrund des Liebenswürdigen aus, das man in jemand findet. Agapáo hingegen ist die unselbstsüchtige, dienende Liebe, die sich selbst gibt. Nun ist bemerkenswert, dass im Neuen Testament mehrmals zu den Männern gesagt wird, dass sie ihre Frauen lieben sollen, wobei stets agapáo gebraucht wird (Eph 5,25.28.33 „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,“ „So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.“ „Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte.“; Kol 3,19 „Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.“). Zu den Frauen wird jedoch immer gesagt, dass sie ihren Männern untergeordnet sein sollen (Eph 5,22.24 „Ihr Frauen, [ordnet euch] euren eigenen Männern [unter], als dem Herrn.“ „Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem.“; Kol 3,18 „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn.“; 1Tim 2,11.12 (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein,“; Tit 2,5 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“; 1Pet 3,1 „Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen,“), während nur einmal (in unserem Vers) gesagt wird, dass sie ihre Männer lieben sollen, und zwar explizit mit dem Wort phileo. Den Grund hierfür müssen wir in dem suchen, was im vorherigen Absatz gesagt wurde. Das Verhältnis von Mann und Frau ist ein Bild von der Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde; ja vielleicht dürfen wir aus Epheser 5,30-32 (30) Denn wir sind Glieder seines Leibes, [von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen]. (31) „Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ (32) Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung.“ sogar schlussfolgern, dass Gott die Ehe gerade im Hinblick auf Christus und die Gemeinde gestiftet hat. Das bedeutet, dass die Liebe des Mannes zu der Frau ein Abbild ist (oder sein sollte) von der dienenden, sich ganz hingebenden Liebe Christi zu seiner Braut, während die Haltung der Frau zu dem Mann dieselbe sein sollte, wie die von der Gemeinde zu Christus, nämlich eine Haltung des Untergeordnetseins und der Hingabe zu Ihm, der alles für sie hingegeben hat. Das Erste ist die himmlische, göttliche Leibe, die ágapè, das Zweite steht in Verbindung mit der menschlichen Liebe (phileo), die nicht auf eine Linie mit der göttlichen Liebe gestellt werden darf. Nicht, dass die Männer mehr oder besser lieben würden als die Frauen, sie haben lediglich ein höheres Vorbild.

Ihre Kinder zu lieben

Genauso müssen die jungen Frauen ihre Kinder lieben. Auch hier steht im Grundtext ein Wort – philoteknos, wörtlich: „kinderliebend“ –, in dem wir phileo erkennen, und des Weiteren das Wort teknon („Kind“). Bei Pergamos wurde ein Grabstein gefunden, auf dem eine Frau gelobt wird, weil sie philandros und philoteknos war. Zu allen Zeiten haben diese Kennzeichen als große Tugenden für eine Frau gegolten. Die besondere Berufung einer jungen Christin und ihr spezielles Terrain liegt in dem Zurweltbringen von Kindern (1Tim 2,15; 5,14 (2:15) Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.“ „(5:14) Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben;“) und in der Leitung ihrer Familie (1Tim 5,4.14 „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.“ „Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben;“). Dies ist eine außergewöhnlich schöne und wichtige Aufgabe. Die Mutter hat einen großen Einfluss auf die Kinder, der oft viel größer ist als der des Vaters. Sie ist es insbesondere, die ihrer Familie vorstehen muss in Gottesfurcht (1Tim 5,4 „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.“). Timotheus war von Kindesbeinen an durch den Unterricht und den Glauben seiner Mutter und Großmutter mit den Schriften vertraut (2Tim 1,5; 3,15 (1:5) indem ich den ungeheuchelten Glauben in dir in Erinnerung habe, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir.“ „(3:15) und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“). Das wahre Mutterherz zeigt sich in der Liebe, die sie für ihr Kind hat. Dies ist etwas, das auch in der Schrift einige Male bestätigt wird (1Kön 3,16-28; Jer 30,15 „Was schreist du über deine Wunde, dass dein Schmerz unheilbar ist? Wegen der Größe deiner Ungerechtigkeit, weil deine Sünden zahlreich sind, habe ich dir dies getan.“ usw.).

Besonnen

Erneut wird die Ermahnung wiederholt, „besonnen“ zu sein. Nach den Aufsehern und alten Männern nun also auch für die jungen Frauen. Sie sollten gemäßigt und selbstbeherrscht sein (was das Wort „besonnen“ beinhaltet) und so einem Weg folgen, der zwischen den Extremen einer übertriebenen Begeisterung und einer unangemessenen Sorglosigkeit durch die Mitte führt. Beides ist gefährlich. Man kann eine ungehemmte Energie versprühen, die die Gefahr enthält, wie eine Seifenblase zu zerplatzen, und es besteht die Gefahr, dass die jungen Frauen „in den Häusern umherlaufen; nicht allein aber müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden, was sich nicht geziemt“ (1Tim 5,13), so dass sie ihre Familien verwahrlosen lassen. Beides ist ungesund, während Besonnenheit von Ursprung her ja gerade bedeutet, „gesunden Gemütes“ zu sein.

Keusch

Die jungen Frauen sollen auch „keusch“ sein oder, wie das Wort meistens übersetzt wird, „rein“. Oftmals bezieht sich dies auf die Tatsache, dass die Frauen keinen Umgang mit anderen Männern haben sollten, wie sich aus 2. Korinther 11,2 „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“ zeigt und vielleicht aus 1. Petrus 3,2 „indem sie euren in Furcht reinen Wandel angeschaut haben;“ und wie es sich aus der Grundbedeutung des Wortes zeigt (hagnos, verwandt mit hagios = „heilig“; siehe Betrachtung von Tit 1,8 und 2,3 (1:8) sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“ „(2:3) die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten;“), nämlich „rein; unbefleckt; nicht verunreinigt“. Es hat eine ganz andere Bedeutung als katharos (siehe Tit 1,15 „Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen.“), das auch mit „rein“ übersetzt wird, was aber mehr „geläutert; gereinigt; unvermischt“ bedeutet. Zum Beispiel sauberes Wasser vermengt mit Wein ist zwar hagnos (nicht verunreinigt), jedoch nicht katharos (unvermischt). Die Bedeutung von hagnos zeigt sich auch aus 1. Timotheus 5,22 „Die Hände lege niemand schnell auf, und habe nicht teil an fremden Sünden. Bewahre dich selbst keusch.“ (Timotheus sollte kein Teil haben an den Sünden anderer, sondern sich rein erhalten) und aus 1. Johannes 3,3 „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.“ (sich reinigen, wie Christus rein ist). Diese Reinheit, der die jungen Frauen nachjagen sollten (vgl. Phil 4,8 „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.“), steht im direkten Widerspruch zu der fleischlichen Unreinheit, die bei den Nationen gefunden wurden, in deren Mitte sie wohnten und worauf Titus 1,12-15 und 3,3 anspielen. Selbst die äußerliche Reinheit der Juden hat nicht mit der Reinheit zu tun, die hier gemeint ist: die wahre Reinheit des Herzens und des Wandels. Die jungen Frauen sollten speziell in ihren Familien durch ihren keuschen Wandel ihren Männern zur Ehre und ihren Kindern zum Vorbild sein (vgl. Spr 31,10-12.28 (10) Eine tüchtige Frau, wer wird sie finden? Denn ihr Wert steht weit über Korallen. (11) Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie, und an Ausbeute wird es ihm nicht fehlen. (12) Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.“ „Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, ihr Mann steht auf und rühmt sie:“).

Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt

Der 27. Vers aus der zuletzt genannten Stelle (Spr 31,27 „Sie überwacht die Vorgänge in ihrem Haus und isst nicht das Brot der Faulheit.“) bringt uns sogleich zur nächsten Ermahnung, nämlich, dass die jungen Frauen „mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“ sein sollen. Das ist im Griechischen oikurgos, von oikos = „Haus“ und ergon = „Arbeit“. Beide Teile des Wortes kann man betonen: In erster Linie muss die junge Frau verstehen, dass ihr Arbeitsgebiet zu Hause ist und nicht im öffentlichen Leben (vgl. wieder 1Tim 5,13.14 (13) Zugleich aber lernen sie auch, müßig zu sein, indem sie in den Häusern umherlaufen; nicht allein aber müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden, was sich nicht geziemt. (14) Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben;“); an zweiter Stelle wird „Arbeit“ betont: Sie soll ihre Zeit zu Hause nicht mit Nichtstun verbringen, sondern die Arbeit tun, die getan werden muss, damit ihre Familie nicht verwahrlost. Manche wichtige Handschriften enthalten nicht oikurgos, sondern oikuros (also ein Buchstabe weniger). Ersteres bedeutet „Arbeiter zu Hause“ und das Zweite ist schwächer und bedeutet „Bewahrer des Hauses“. Vielleicht wird der Gedanke geschürt, dass „Arbeiter zu Hause“ sich nur auf das bezieht, was wir gewöhnlich „Haushaltstätigkeit“ nennen, doch es steckt mehr dahinter. Das „Haus“ ist nicht nur die Wohnung, sondern bedeutet in der Schrift oft Familie. Die Bedeutung ist also, dass die jungen Frauen ihre Verantwortlichkeit empfinden für all das Werk, das zu Hause getan werden muss. Nicht nur die Sorge für die äußerlichen Dinge (Kleidung u.Ä.), sondern auch die geistliche Versorgung der Kinder, indem mit ihnen gebetet wird und sie auf den Herrn Jesus hingewiesen werden. Diese zwei Dinge müssen ausgewogen vorhanden sein. Was nützt es, wenn die Kinder piekfein mitgehen, wenn die Mutter niemals mit ihnen über die geistlichen Dinge redet; aber auch: Was für ein schlechtes Zeugnis, wenn sie zwar viel über diese Dinge spricht, jedoch die übrige Sorge für die Kinder unterbleibt. Man muss das eine tun und das andere nicht lassen.

Gütig

In diesem Zusammenhang steht hier, dass die jungen Frauen „gütig“ sein sollen. Wir haben schon auf dieses Wort bei der Betrachtung des Endes von Titus 2,3 „die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten;“ hingewiesen. Wir sahen dort bereits, dass das Wort ágathos, das hier in Vers 5 gebraucht wird, auf etwas abzielt, was „gut“ ist in seiner Auswirkung auf die Umgebung. Das macht die Bedeutung hier klar. Wie verhält die junge Frau sich zu Hause? Wie macht sie ihre Arbeit? Meckert sie gern und ist sie leicht reizbar? Oder ist sie freundlich, mitleidend, hilfsbereit und fröhlich? Das alles wird durch das kleine Wörtchen „gut“ ausgedrückt. Die Freundlichkeit, die von ihr ausstrahlt, ist für die Atmosphäre in der Familie bestimmend. Was für ein Vorbild für die Kinder, wenn sie auch bei weniger schöner Arbeit ein fröhliches Gesicht zu machen weiß und gegen die Kinder nicht so schnell ausfällig wird (was dies betrifft, machen die Väter sich übrigens öfter schuldig; Eph 6,4 „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“; Kol 3,21 „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden.“).

Sich den eigenen Männern unterzuordnen

So wie immer folgt dann die Ermahnung, von der auch viel in der Familie abhängt und die das gegenseitige Verhältnis von Mann und Frau bestimmt. Die sieben Ermahnungen beginnen damit, dass die junge Frau ihren Mann lieben soll, und sie endet damit, dass sie ihm untergeordnet sein soll. Wenn sie ihren Mann liebt und über alles ihren Herrn liebt, wird Letzteres ihr nicht schwerfallen. Und zwar aus vier Gründen:

  1. Erstens wird sie es tun, weil sie die Einrichtungen Gottes achtet, so wie Er sie in der Schöpfung niedergelegt hat (1Mo 3,16 „Zu der Frau sprach er: Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.“; 1Kor 11,7-10 (7) Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit. (8) Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; (9) denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. (10) Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.“; Kol 3,18 „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn.“; 1Tim 2,11-15 (11) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. (12) Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, (13) denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; (14) und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung. (15) Sie wird aber gerettet werden beim Kindergebären, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.“). Der Mann ist das Bild und die Herrlichkeit Gottes, und die Frau ist die Herrlichkeit des Mannes. Denn der Mann ist nicht aus der Frau, sondern die Frau ist aus dem Mann; denn der Mann ist auch nicht wegen der Frau erschaffen worden, sondern die Frau des Mannes wegen. Deswegen geziemt es sich im Herrn, dass die Frau ihrem Mann untergeordnet ist. Denn zuerst wurde Adam gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, sondern die Frau wurde verführt und fiel in Übertretung.

  2. An zweiter Stelle kann sie Gott nur dann in der rechten Weise untertan sein, wenn sie auch ihrem Mann untergeordnet ist, denn der Mann ist das Haupt der Frau, und Christus ist das Haupt des Mannes, und Gott ist das Haupt Christi (1Kor 11,3 „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.“). So ist sie also, indem sie dem Mann untergeordnet ist, indirekt Gott untertänig. Wie ein Soldat nicht dem General untergeordnet sein kann, ohne seinem Unteroffizier untergeordnet zu sein, der seine Befehle indirekt vom General empfängt, so auch die Frau dem Mann gegenüber.

  3. Drittens darf die Frau durch ihr Untergeordnetsein gegenüber ihrem Mann zum Ausdruck bringen, was die Haltung der Gemeinde zu Christus sein sollte (Eph 5,22-24.33 (22) Ihr Frauen, [ordnet euch] euren eigenen Männern [unter], als dem Herrn. (23) Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. (24) Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem.“ „Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte.“). Darin hat sie jedoch ein schlechtes Vorbild, weil die Christenheit, als Ganzes gesehen, nicht mehr die reine Braut ist (vgl. 2Kor11,2 „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“), sondern mit einer Hure verglichen werden muss (Off 17 und 18), die also eine Frau ist, die ihren Mann verlassen und sich der Welt verkauft hat. Die junge Frau darf in ihrer Haltung zu ihrem Mann etwas von dem gutmachen, was die Christenheit als Ganzes verdorben hat. Epheser 5 nennt drei interessante Ergänzungen: Sie soll ihrem Mann untergeordnet sein als dem Herrn; sie soll ihn in allem untergeordnet sein; und sie soll Respekt vor ihrem Mann haben, das heißt eigentlich Furcht.

  4. Viertens wird die Frau ihrem Mann im Fall seines Ungehorsams dem Wort gegenüber gern untergeordnet sein, weil sie ihren Mann dadurch gewinnen kann (1Pet 3,1-6). In so einem Fall wird sie ihren Mann nicht gewinnen, indem sie ihn mit Worten straft, sondern indem sie ihm durch einen reinen Wandel in Furcht und ohne Worte zum Vorbild ist. Ich hörte von einem gläubigen Ehepaar, bei dem die Frau meinte (völlig zu Unrecht übrigens), dass ihr Mann auf einem verkehrten Weg wäre. Sie sprach ihn darauf in scharfem Ton an, und als er sie freundlich darauf hinwies, was ihre Haltung ihm gegenüber zu sein hatte, platzte sie los: „Das gilt nicht, wenn du auf einem verkehrten Weg bist.“ Dies war ein ernster Irrtum ihrerseits. Selbst wenn die geistlichste Frau mit dem ungeistlichsten Mann verheiratet wäre, müsste sie ihm dennoch untergeordnet sein als dem Herrn und ihm ohne Worte zum Vorbild sein.

Damit das Wort Gottes nicht verlästert werde

Unser Vers fügt folglich hinzu: „damit das Wort Gottes nicht verlästert werde“ (der Codex Ephraemi und einige weniger wichtige Handschriften wie auch eine alte syrische Übersetzung fügen nach „Gott“ ein: „und die Lehre“, wahrscheinlich unter dem Einfluss von 1Tim 6,1 „Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“). Wenn wir nicht den Platz nach Gottes Gedanken einnehmen, verunehren wir nicht nur Ihn, sondern geben auch den Feinden des Herrn Anlass zur Lästerung (2Sam 12,13.14 (13) Da sprach David zu Nathan: Ich habe gegen den HERRN gesündigt. Und Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggetan, du wirst nicht sterben. (14) Nur weil du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewiss sterben.“). So auch, wenn die Frauen über die Männer herrschen würden (egal, mit welchen guten Absichten), würde das Anlass dazu geben, dass das, was Gott darüber gesagt hat, gelästert werden würde. Der Schlusssatz von Vers 5 bezieht sich auch auf den Rest von Vers 5, denn auch wenn die jungen Frauen ihre Arbeit in ihren Familien vernachlässigen würden, würden sie den Widersachern Anlass zur Lästerung geben (1Tim 5,14 „Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben;“). Es ist immer zum großen Schaden für das christliche Zeugnis, wenn die Gläubigen gelästert werden für das, was sie an Bösem tun (1Pet 4,15.16 (15) Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; (16) wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.“). Der Feind will immer etwas zu lästern haben, doch lass ihn dann wenigstens über das lästern, was wir Gutes tun, und nicht über das, was wir an Bösem tun (Mt 5,11 „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen.“; Apg 4,21 „Sie aber drohten ihnen noch mehr und ließen sie frei, da sie nicht fanden, auf welche Weise sie sie strafen sollten, wegen des Volkes; denn alle verherrlichten Gott über das, was geschehen war.“; 1Pet 2,12.15; 3,16 (2:12) und dass ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führt, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung.“ „(2:15) Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt:“ „(3:16) aber mit Sanftmut und Furcht; indem ihr ein gutes Gewissen habt, damit, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, die zuschanden werden, die euren guten Wandel in Christus verleumden.“). Die Feinde Daniels mussten zugeben, dass sie keine Anklage gegen ihn finden würden, außer in dem Dienst für seinen Gott (Dan 6,6 „Da sprachen diese Männer: Wir werden gegen diesen Daniel keinen Anklagegrund finden, es sei denn, dass wir einen im Gesetz seines Gottes gegen ihn finden.“).

Schließlich achten wir auf das Wörtchen „damit“, das dreimal in diesem Abschnitt vorkommt (Tit 2,5.8.10 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ „gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.“ „nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“), beim ersten Mal negativ, sodann halb negativ, halb positiv und schließlich positiv. Das ist wichtig. In unserem Lebensziel müssen alle drei Facetten vorgefunden werden. Wir müssen danach jagen, dass bestimmte Dinge verhindert werden (nämlich dass das Wort Gottes verlästert werde), aber auch, dass andere Dinge gerade doch geschehen (nämlich dass die Lehre Gottes in allem geziert wird). Das zweite „damit“ steht dazwischen: Wenn der Widersacher beschämt wird, ist das einerseits ein positives Ergebnis, denn der Mund wird ihm verstopft; doch es ist auch negativ, denn er soll nicht nur mit Lästern aufhören, sondern sich zum Herrn bekehren.

Tit 2,6-8: Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein, indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst, gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.

Die jüngeren Männer ermahne ebenso

Die einzigen ausführlichen Ermahnungen, die Titus austeilen sollte, waren eigentlich für die älteren Männer und für die älteren Frauen und später für die Sklaven bestimmt. Allerdings verhält sich die Sache bei seinen Altersgenossen anders. Die jungen Frauen durfte er gar nicht selbst ermahnen, hierzu sollte er die alten Frauen beauftragen. Es wäre nicht angebracht, wenn ein junger Mann Ermahnungen an junge Schwestern austeilt; das gehört mehr in den Bereich der alten Schwestern. Doch bemerkenswert ist, dass Titus auch für die jungen Männer fast keine direkten, mündlichen Ermahnungen erhält, sondern aller Nachdruck wird auf das persönliche, praktische Vorbild gelegt. Jüngere Menschen sind oft mehr als ältere sensibel bei Worten, die nicht durch das praktische Christenleben gedeckt werden. Oft sind sie (zu Recht) etwas missbilligend denen gegenüber, die zwar fromm reden, aber selbst nicht nach ihren eigenen Worten handeln. Vor allen Dingen, wenn einer ihrer Altersgenossen so zu ihnen redet, fordern sie mit Recht von ihm, dass er erst einmal selbst wahr macht, was er sagt (Röm 2,21.22 (21) der du nun einen anderen lehrst, du lehrst dich selbst nicht? Der du predigst, man solle nicht stehlen, du stiehlst? (22) Der du sagst, man solle nicht ehebrechen, du begehst Ehebruch? Der du die Götzenbilder für Gräuel hältst, du begehst Tempelraub?“). Die einzige Ermahnung, die Titus an die jungen Männer richten soll, ist, dass sie besonnen sein sollen; danach wird ausführlich beschrieben, wie sein eigenes Benehmen zum Vorbild sein soll, damit seine Ermahnungen mit seinem eigenen Handeln und Wandeln in Übereinstimmung sind.

Das Wort, das wörtlich im Griechischen dort steht, ist „Jüngere“ in der männlichen Form (neoteros); es ist also einfach der Komparativ von „jung“, genau wie presbuteros in Titus 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“ der Komparativ von „alt“ ist. Beide Wörter, Jüngere und Ältere, kommen in 1. Petrus 5,5 „Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.““ vor. Das Wort „Jüngere“ als selbständiges Nomen in der männlichen Form kommt auch vor in Apostelgeschichte 5,6 „Die jüngeren Männer aber standen auf, hüllten ihn ein und trugen ihn hinaus und begruben ihn.“ (nicht in Apostelgeschichte 5,10 „Sie fiel aber sogleich zu seinen Füßen nieder und verschied. Als aber die Jünglinge hereinkamen, fanden sie sie tot; und sie trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann.“, wo neaniskos, „Jüngling“, steht) und in 1. Timotheus 5,1 „Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder;“; die weibliche Form kommt als selbständiges Nomen in 1. Timotheus 5,2.11.14 „ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern, in aller Keuschheit.“ „Jüngere Witwen aber weise ab; denn wenn sie üppig geworden sind gegen Christus, so wollen sie heiraten“ „Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben;“ vor. In Titus 2,5 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ wird das übliche Wort (also die positive Form) selbständig in der weiblichen Beugung gebraucht.

Besonnen zu sein

Die jungen Männer sollten genau wie die Aufseher (Tit 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“), die älteren Männer (Tit 2,2 „dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“) und die jungen Frauen (Tit 2,5 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“) besonnen sein (siehe die Erläuterungen bei Tit 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“). Vor allen Dingen junge Menschen laufen oft Gefahr, unbesonnen und überhastet zu handeln, ihre hemmungslose Begeisterung spielt ihnen oft einen Streich. Dieser Enthusiasmus kann durchaus richtig ausgerichtet sein (auf geistliche Dinge), wird aber oft zu wenig durch Mäßigung und besonnene Überlegung gezügelt. Wir müssen der Tugend (das ist die geistliche Energie) die Erkenntnis hinzufügen, das ist die Einsicht in den Willen und die Gedanken Gottes, wie die Energie zu verwenden ist, und der Kenntnis die Selbstbeherrschung, das ist die Kontrolle über das eigene Handeln, so dass das eine Ziel ununterbrochen im Auge behalten wird (2Pet 1,5.6 (5) so wendet ebendeshalb aber auch allen Fleiß an, und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, (6) in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber das Ausharren, in dem Ausharren aber die Gottseligkeit,“).

Indem du in allem dich selbst als ein Vorbild darstellst

In allen Dingen sollte Titus sich als Vorbild darstellen. Man kann es vielleicht so auffassen, dass die Ermahnung, „besonnen“ zu sein, eine Zusammenfassung von allen christlichen Eigenschaften ist, die die jungen Männer zeigen sollten. Auf dieses Ganze der christlichen Eigenschaften sollte dann der Ausdruck „in allem“ Bezug nehmen können. In allen Dingen, in denen die jungen Männer sich benehmen sollten, zusammengefasst in dem Wort „besonnen“, sollte Titus, der ihnen selbst diese Ermahnung ausgeteilt hat, ihnen ein praktisches Vorbild sein. Da in den griechischen Handschriften keine Zeichensetzung steht, kann man das Komma in diesem Vers auch umsetzen und folgendermaßen lesen: „Ermahne die jungen [Männer] genauso in allen Dingen, besonnen zu sein, indem du dich selbst ein Vorbild guter Werke darstellst.“

Das Wort „Vorbild“ ist typos, wovon unser Wort „Typus“ abgeleitet ist. Ursprünglich bedeutet es „Schlag“, daher der Abdruck oder die Narbe eines Schlages oder Stiches (Joh 20,25 „Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich nicht glauben.“, „Mal“), des Weiteren der Abdruck eines Stempels oder Siegelrings, ein Bild oder „Abbild“ (Apg 7,43). Danach verschiebt sich die Bedeutung weiter, und der Abdruck selbst wird die Form oder Matrize, um einen Gegenabdruck davon zu machen; so müssen wir Römer 6,17 „Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid!“ auffassen: Das „Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid“, ist das Mal oder die Schablone, anhand derer die Gläubigen modelliert werden. So war auch die „Form“ des Briefes in Apostelgeschichte 23,25 „Und er schrieb einen Brief folgenden Inhalts:“ nach dem gebräuchlichen Standardschema aufgesetzt worden. Diese Bedeutung von „Modell“ ist die meistgebräuchliche im Neuen Testament, sowohl in der lehrmäßigen Bedeutung in Römer 5,14 „Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose, selbst über die, die nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“ als auch im allegorischen Sinn in Apostelgeschichte 7,44 „Unsere Väter hatten die Hütte des Zeugnisses in der Wüste, so wie der, der zu Mose redete, befahl, sie nach dem Muster zu machen, das er gesehen hatte;“ und Hebräer 8,5 „(die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, die Hütte aufzurichten; denn „sieh zu“, spricht er, „dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“).“. In der letzteren Bedeutung reden wir von „Typus“ und „Typologie“, was also unmittelbar von typos abstammt. Schließlich finden wir das Wort „Modell“ oder „Vorbild“ in moralischem Sinn außer in unserem Vers auch noch an folgenden Stellen: 1. Korinther 10,6 „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen begehren, wie auch jene begehrten.“ (eine Übergangssituation; wir können hier auch noch an „Typus“ denken); Philipper 3,17 „Seid zusammen meine Nachahmer, Brüder, und seht hin auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.“; 1. Thessalonicher 1,7 „so dass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaja zu Vorbildern geworden seid.“; 2. Thessalonicher 3,9 „Nicht, dass wir nicht das Recht dazu haben, sondern damit wir uns selbst euch zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmt.“; 1. Timotheus 4,12 „Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit.“ und 1. Petrus 5,3 „und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern die Vorbilder der Herde sind.“. In allen diesen fünf Stellen geht es um ein gutes christliches Vorbild, das wert ist, nachgeahmt zu werden. In der ersten und dritten Stelle gibt der Apostel das Vorbild, in der zweiten Stelle sind es die Thessalonicher, und die beiden letzten Verse rufen (genau wie unser Vers) dazu auf, ein gutes Vorbild zu sein, und zwar sowohl Timotheus als auch die Ältesten. Sowohl Timotheus als auch Titus werden ermahnt, für die Gläubigen ein Vorbild in Wort und Wandel zu sein. Die Bedeutung dieses Wortes „Vorbild“ ist, dass sie so reden und handeln, dass ihr Leben ein „Modell“ oder eine „Matrize“ ist, anhand dessen die anderen ihr Leben einrichten, und zwar so, dass ihr Leben ein „Abbild“ vom „Vorbild“ ist. Hieran schließt sich das Wort „darstellen“ an, das wörtlich „nah dran halten“ oder „vorhalten“ bedeutet. Titus soll seinen Wandel den anderen als Modell vorhalten. Das Wort „Vor“-Bild ist daher sehr schön, denn es ist das Bild, das man anderen vorhält, so dass sie ein „Abbild“ davon machen können.

Gute Werke

Das Vorbild von Titus sollte aus guten Werken bestehen. Aus dem Ende von Titus 2,3 „die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten;“ hat sich schon gezeigt, dass diese „guten Werke“ etwas ganz anderes sind als „gutes Werk“ in Titus 1,16 „Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt.“. Letzteres ist ergon ágathon und bedeutet eine Tat, die den Mitmenschen gegenüber wohltätig und heilsam ist. In unserem Vers geht es allerdings um kala erga, wobei es sich um Werke handelt, die nicht so sehr gut sind in ihrer Auswirkung gegen andere Menschen, sondern die edel und rein in sich selbst und zur Ehre des Herrn sind und geziemend hinsichtlich der gesunden Lehre (siehe Tit 2,1 „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“). Dieses Vorbild guter Werke, das Titus den kretischen jungen Gläubigen vorhalten sollte, bildet einen Gegensatz zu der natürlichen Volksart der Kreter, die nicht „gut“ (kalos), sondern „böse“ (kakos) sind (Tit 1,12 „Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.““).

In der Lehre Unverfälschtheit

Woraus diese guten Werke bestehen sollten, führt Paulus nachfolgend weiter aus, wobei vor allen Dingen die Betonung auf dem gesprochenen Wort liegt; nicht so sehr der Inhalt des Wortes als die Art und Weise, wie es gebracht wird. In der Lehre musste Titus Unverfälschtheit und Ehrbarkeit zeigen. Das heißt nicht, dass die Lehre, die er brachte, unverfälscht und ehrbar sein sollte – das ist selbstverständlich! –, sondern dass auch die Art und Weise, wie er sie brachte, rein und würdig sein sollte. Dies sind also keine Kennzeichen der Lehre, sondern mehr des Lehrers selbst. Bei der Besprechung von Titus 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ wurde schon erläutert, was das Wort für „Lehre“ (didaskalia), das hier benutzt wird, bedeutet. Meistens hat das Wort einen aktiven Inhalt („das Unterweisen“), manchmal einen passiven („das Unterwiesene“) wie in Titus 1,9; 2,1.10 (1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(2:1) Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“ „(2:10) nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“. In unserem Vers scheint es, als ob wir mehr die aktive Bedeutung vor uns haben: Die Absicht ist nicht, dass „das, was unterwiesen wurde“, unverfälscht und ehrbar sein sollte (wiewohl das auch wahr ist), sondern „das Unterweisen“ sollte auf eine unvermischte und seriöse Weise geschehen.

Das Wort für „Unverfälschtheit“ (aphthoria) kommt im Neuen Testament nur hier vor, ist in Form und Bedeutung aber verwandt mit „Unvergänglichkeit“ (aphtharsia) in Römer 2,7 „denen, die mit Ausharren in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben;“; 1. Korinther 15,42.50.53.54 „So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit.“ „Dies aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Verwesung nicht die Unverweslichkeit erbt.“ „(53) Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen. (54) Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Verschlungen ist der Tod in Sieg.““; Epheser 6,24 „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit!“ und 2. Timotheus 1,10 „jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichtegemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,“. Manche Handschriften (KL u.a.) fügen dieses letzte Wort auch in unserem Vers ein, während sie darüber hinaus ein stärkeres Wort für Unverfälschtheit haben, nämlich adiaphthoria („das Durch-und-durch-unverfälscht-Sein“), und zwar wie folgt: „in der Lehre vollkommene Unverfälschtheit, Ehrbarkeit, Unvergänglichkeit, gesunde …“ usw. Das zuletzt genannte griechische Wort ist die negative Form des Wortes für „Verwesung“ (diaphthoria) in Apostelgeschichte 2,27.31; 13,34-37 (2:27) denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe.“ „(2:31) hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er nicht im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch Verwesung gesehen hat.“ „(13:34) Dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat, damit er nicht mehr zur Verwesung zurückkehre, hat er so ausgesprochen: „Ich werde euch die zuverlässigen Gnaden Davids geben.“ (13:35) Deshalb sagt er auch an einer anderen Stelle: „Du wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe.“ (13:36) Denn David freilich, als er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte, entschlief und wurde zu seinen Vätern beigesetzt und sah die Verwesung. (13:37) Der aber, den Gott auferweckt hat, sah die Verwesung nicht.“. Die Bedeutung des Wortes „Unverfälschtheit“ in unserem Vers stimmt am meisten mit „Unverderblichkeit“ in Epheser 6,24 „Die Gnade sei mit allen denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit!“ überein, wo geredet wird über „alle, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverderblichkeit“, das heißt: lieben mit einer aufrichtigen und bleibenden Liebe. So sagt auch unser Vers, dass Titus seine Unterweisung unvermischt und rein bringen sollte, ohne verkehrte oder unaufrichtige Nebengedanken. In den anderen Textstellen, die genannt wurden, nimmt „Unvergänglichkeit“ immer Bezug auf die Auferstehung (als Gegensatz zur „Verwesung“, die sich immer auf das Grab bezieht).

Wenn es viel Widerstand gegen die Wahrheit gibt, wie leicht werden wir dann auch verführt, die Kraft des Wortes etwas abzuschwächen um des lieben Friedens willen. Doch Kompromisse verfälschen das Wort und berauben es seiner Wirksamkeit. Das Wort muss rein sein, nicht vermischt mit schmeichelnden oder beschönigenden Ausdrücken. Paulus ist hierin unser Vorbild, denn er schämte sich des Evangeliums nicht, weil er wusste, dass es Gottes Kraft ist zum Heil jedem Glaubenden (Röm 1,16 „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“). Was für ein Gegensatz zu den Schwätzern und Betrügern aus Titus 1,10.11 (10) Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, (11) denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt.“, die für schändlichen Gewinn ungebührliche Dinge lehrten! Und zu den Kretern im Allgemeinen, die von Natur aus Lügner waren (Tit 1,12 „Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.““), und zu den falschen Brüdern, die bekannten, Gott zu kennen, Ihn jedoch mit Werken verleugneten (Tit 1,16 „Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt.“).

Würdiger Ernst

Titus’ Vorbild in der Unterweisung würde auch die jungen Männer anleiten, sich unverfälscht und ehrbar zu verhalten. Dies ist von großer Wichtigkeit. Wenn unsere Worte und unser Verhalten mit verkehrten Elementen vermischt sind und nicht ehrbar (d.h. platt) sind, dann werden die, die auf uns achtgeben, uns entweder abweisen, wodurch sie mit dem Verkehrten auch das Gute verwerfen, oder es annehmen; sie lernen dabei jedoch schädliche Dinge. „Ehrbarkeit“ oder „Würdigkeit“ wird auch in 1. Timotheus 2,2 „für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.“ (allgemein) und in 1. Timotheus 3,4 „der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Ernst“ (Aufseher) erwähnt; vergleiche das Adjektiv in Titus 2,2 „dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“ (die alten Männer). Eine ehrbare oder würdige Lehre ist eine Lehre, die weit von dem Evangelium entfernt ist, das wir heutzutage leider oft hören. Man ist der Meinung, dass das Wort Gottes „attraktiv“ gemacht werden muss, indem man allerlei Witze hinnimmt oder durch gefährliche Phantasien und übertriebene Gefühlsregungen. Solche Dinge sprechen das Fleisch zwar an, sind aber nicht in der Lage, das Herz und das Gewissen zu erreichen. Sie ziehen die Lehre herunter bis hin zum Profanen. Ist das ehrbar oder würdig? Ist dies in Übereinstimmung mit dem hochstehenden, ehrwürdigen Charakter des Wortes Gottes? Von welchem Kaliber müssen solche Menschen sein, die durch ein derartiges Wort angesprochen werden? Eine unverfälschte, ehrbare Lehre erzeugt Seelen, die selbst auch unverfälscht (unantastbar für Verderb) und würdig (ernst) sind. Eine unsaubere und unwürdige Unterweisung führt zu oberflächlichen Bekehrungen und oberflächlichen Christen.

Gesunde, nicht zu verurteilende Rede

Von „der Lehre“ wechselt Paulus zu „dem Wort“, also allgemeiner. Jedes Wort, das Titus redete, sollte gesund und unanfechtbar sein. Gesund im Charakter und in der Auswirkung, das heißt rein, ausgewogen in seinen Teilen, hervorkommend aus einem gesunden, besonnenen Gemüt – wohlüberlegte und ausbalancierte Aussagen. Auch gesund, „heilsam“ in der Auswirkung; nicht süßlich oder mit lieblicher Stimme, denn zu viel Süßigkeit ist schlecht für die Gesundheit (vgl. Spr 20,17 „Das Brot der Falschheit ist einem Mann süß, aber danach wird sein Mund voll Kies.“). Nicht hart oder bitter, denn so ein Wort verbittert auch den Zuhörer (Ps 64,4 „die ihre Zunge geschärft haben wie ein Schwert, ihren Pfeil angelegt, bitteres Wort,“). Das Salz hingegen darf nicht fehlen (Kol 4,6 „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“), während Sauerteig in der Lehre wiederum verwehrt werden muss (Mt 16,12 „Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich zu hüten vor dem Sauerteig der Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.“; vgl. 1Kor 5,8 „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit.“; Gal 5,7-9 (7) Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? (8) Die Überredung ist nicht von dem, der euch beruft. (9) Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“). So ist das Wort wie Nahrung, das auf die richtige Weise zusammengestellt sein muss, um gesund zu sein. Auch muss das Wort unanfechtbar sein oder, wie man auch übersetzen kann, „nicht zu verurteilen“. Dieses nur hier erscheinende Wort ist abgeleitet von dem Verb kataginosko, das in Galater 2,11 „Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war.“ und 1. Johannes 3,20.21 (20) dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt. (21) Geliebte, wenn unser Herz [uns] nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott,“ zu finden ist. Es bedeutet wörtlich „(etwas) wissen gegen“, deswegen „einwenden“ oder „verurteilen“. Titus’ Wort sollte nicht so sein, dass die Widersacher etwas einzuwenden hatten.

Wenn Paulus sagt, dass Titus in der Lehre Unverfälschtheit beweisen sollte, dann bedeutet das, dass es keine Einwände geben können sollte gegen die Art und Weise der Präsentation dieser Lehre. Doch eine nicht zu verurteilende Rede bedeutet, dass auch gegen den Inhalt selbst keine Beschwerde sollte vorgetragen werden können. Dazu sollte das Wort genau und ohne Nachlässigkeit sowie ohne fleischliche Elemente gebracht werden. Allerlei Neuigkeiten und eigene Gedanken in der Rede verhindern die gesunde Auswirkung und lassen Widersacher spotten. Darum hängen „gesund“ und „nicht zu verurteilen“ zusammen: Niemand würde ja eine Medizin verurteilen, die eine heilsame Wirkung hat! Ein derart gesundes Wort ist keine erzwungene Sache, sondern sollte eine natürliche Folge des Wandels in der praktischen Gemeinschaft mit dem Herrn sein. So ist es mit allen diesen Dingen: Das, was der gesunden Lehre geziemt, stimmt exakt mit den praktischen Früchten eines Wandels im Licht überein. In diesem Licht unterscheiden wir automatisch, was nützlich und was heilsam ist. Wir werden gleich sehen, dass alle diese praktischen Ermahnungen nur zu verstehen und durchzuführen sind, wenn wir sie vor dem Hintergrund der Lehre Gottes, unseres Heilandes, des Werkes Christi für und in uns und seiner baldigen Erscheinung sehen.

Damit der von der Gegenpartei beschämt wird

Was ist das Ziel dieser Ermahnungen? Sie sind nötig für das geistliche Leben von Titus und den anderen Jüngeren, vor allen Dingen aber auch, weil der Feind auf der Lauer liegt. Er steht bereit, um zu widersprechen und aufsässig zu prahlen (Tit 1,9.10 (9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. (10) Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung,“). Er versucht, die Gläubigen zu verführen (Tit 1,10.11.14 (10) Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, (11) denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt.“ „und nicht achten auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden.“), indem er unter anderem denen einen Makel anhängt, die das reine Wort reden. Er ist aus dem gegenüberliegenden Lager, wie es das Griechische meint. Das verwendete Wort bedeutet „anti“, sowohl wörtlich (z.B. Mt 14,24 „Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen.“) als auch bildlich, und dann in der Bedeutung von „Feindschaft“; siehe „Feindseliges“ in Apostelgeschichte 26,9 „Ich meinte freilich bei mir selbst, gegen den Namen Jesu, des Nazaräers, viel Feindseliges tun zu müssen,“ und „gegen“ in Apostelgeschichte 28,17 „Es geschah aber nach drei Tagen, dass er die, welche die Ersten der Juden waren, zu sich zusammenrief. Als sie aber zusammengekommen waren, sprach er zu ihnen: Brüder! Ich, der ich nichts gegen das Volk oder die väterlichen Gebräuche getan habe, bin gefangen aus Jerusalem in die Hände der Römer überliefert worden,“ und in 1. Thessalonicher 2,15 „die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind,“, und vergleiche ein verwandtes Wort in Kolosser 2,14 „als er ausgetilgt hat die uns entgegen stehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte;“ und in Hebräer 10,27 „sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.“. Es drückt also aus, dass jemand einem anderen gegenüber feindlich gesinnt ist – dies im Gegensatz zu dem woanders gebrauchten Wort „Gegenpartei“ (Mt 5,25; Lk 12,58; 18,3 (12:58) Denn wenn du mit deinem Widersacher vor die Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg Mühe, von ihm loszukommen, damit er dich nicht etwa zu dem Richter hinschleppt; und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener überliefern und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen.“ „(18:3) Es war aber eine Witwe in jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher.“; 1Pet 5,8 „Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“), womit ein Gegner in einer Rechtsangelegenheit gemeint ist. Drittens gibt es an vielen Stellen ein Wort für „Gegner“, das den Sinn von „Auflehnung, Widerstand“ hat (vgl. Gal 5,17 „Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“; 2Thes 2,4 „der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei.“). Alle drei Worte enthalten das Suffix anti = „gegen“. In unserem Vers steht die Konstruktion in der Einzahl, was manche hat vermuten lassen, dass hier auf eine bestimmte Person abgezielt wird.

Der Gegner wird versuchen, in dem Wort von Titus oder anderen Gläubigen Schwachheiten zu finden oder sogar Ungereimtheiten. Und er wird sie angreifen, um das Wort und seine Prediger lächerlich zu machen und zuschanden werden zu lassen. Unsaubere und unwürdige Elemente in der Unterweisung sowie ein ungesundes und anfechtbares Wort veranlassen die Widersacher des Herrn zu lästern. Doch was, wenn Titus den Ermahnungen von Paulus Folge leisten würde? Dann würde der Widersacher nichts beanstanden können, sondern sich im Gegenteil schämen müssen. Wenn er nichts Böses bei uns finden kann, wird er sich schämen müssen, dass er etwas gegen das gesucht hat, was tadellos war. Das ist dann einerseits ein positives Ergebnis, denn oft genug kommt es vor, dass die Widersacher sich nicht schämen, wenn wir Gutes tun, sondern gerade wenn wir Gutes tun, „alles Böse lügnerisch gegen uns reden um Christus willen“ (Mt 5,11). Eine bessere Folge unseres Gutestuns ist es, wenn dadurch die Unwissenheit unverständiger Menschen zum Schweigen gebracht wird (1Pet 2,15 „Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt:“). Noch positiver ist es, wenn sie, die unseren guten Wandel in Christus verleumden, zuschanden werden (1Pet 3,16 „aber mit Sanftmut und Furcht; indem ihr ein gutes Gewissen habt, damit, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, die zuschanden werden, die euren guten Wandel in Christus verleumden.“). Das allerbeste Resultat ist, wenn die Nationen aufgrund unserer guten Werke, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung (1Pet 2,12 „und dass ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führt, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung.“).

Das Wort für „beschämt“ in 1. Petrus 3,16 „aber mit Sanftmut und Furcht; indem ihr ein gutes Gewissen habt, damit, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, die zuschanden werden, die euren guten Wandel in Christus verleumden.“ kommt von dem gebräuchlichen Wort für „Scham“ im Griechischen, allerdings hat das Wort in unserem Vers damit nichts zu tun. Das hier gebrauchte Verb bedeutet in seiner aktiven Form wörtlich „umkehren“ oder „kehren ein“. Dies hat folgende Bedeutung bekommen: „zur Einkehr (im Sinne von schämen) bringen“, siehe 1. Korinther 4,14 „Nicht um euch zu beschämen, schreibe ich dies, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder.“. Hiermit stimmt die passive Form überein: „zur Einkehr gebracht werden“, „beschämt werden“, wie in unserem Vers und in 2. Thessalonicher 3,14 „Wenn aber jemand unserem Wort durch den Brief nicht gehorcht, den bezeichnet und habt keinen Umgang mit ihm, damit er beschämt werde;“. Daneben kommt eine ganz andere Bedeutung dieses Verbs vor, bei der die Grundbedeutung von „Einkehr“ sich zu „Autorität“ entwickelt hat; siehe Matthäus 21,37 „Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“; Markus 12,6 „Da er nun noch einen geliebten Sohn hatte, sandte er ihn als letzten zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“; Lukas 18,2.4; 20,13 (18:2) und sprach: Es war ein gewisser Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute.“ „(18:4) Und eine Zeit lang wollte er nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und mich vor keinem Menschen scheue,“ „(20:13) Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht werden sie sich vor diesem scheuen.“ und Hebräer 12,9 „Zudem hatten wir auch unsere Väter nach dem Fleisch als Züchtiger und scheuten sie; sollen wir uns nicht viel mehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben?“.

Da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat

Die Ursache der Beschämung desjenigen von der Gegenpartei ist, dass er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat. Bemerkenswert, dass dort „uns“ steht! Die Welt generalisiert gern (und wie oft wird dieses Böse auch bei uns gefunden!) – wenn sie einen Makel bei einem Gläubigen findet, schmäht sie gern die ganze Christenheit. Sie sucht etwas gegen alle Christen und findet das Material für ihre Lästerung bei den individuellen Gläubigen. Wie oft haben wir nicht schon gehört, wie Menschen auf Christen geschimpft haben, ja auch auf die Christenheit, weil sie bestimmte Dinge von bestimmten Personen wussten (die dann manchmal nicht einmal mehr als Namenschristen waren). Ein verkehrter Wandel von Titus und der Gläubigen auf Kreta würde die ganze Christenheit in Misskredit bringen. Manche haben gedacht, dass Paulus mit „uns“ hier die Apostel meinte; für diesen Gedanken sehe ich hier jedoch keinen Anhaltspunkt. Würde ein verkehrter Wandel von Titus lediglich dem Zeugnis der Apostel schaden oder nicht doch von allen Gläubigen? Manche Abschreiber haben sogar bewusst oder unbewusst versucht, diesen generalisierenden Effekt des verkehrten Wandels zu umgehen, so dass selbst der wichtige Codex Alexandrinus hier „euch“ anstelle von „uns“ übersetzt. Doch die Bedeutung des Verses und der Vergleich mit anderen Handschriften machen klar, dass dies eine unbegründete Veränderung ist.

Wir müssen uns noch kurz mit dem Wort „Schlechtes“ beschäftigen. Der große Reichtum der griechischen Sprache, die lange nicht immer in unserem armen Niederländisch zum Ausdruck kommen kann, nötigt uns beständig, zu untersuchen, was der Inhalt des griechischen Textes ist. Das Wort für „Schlechtes“ ist hier phaulos. Daneben gibt es ponèros, das in Titus nicht vorkommt, und drittens kakos, das in Titus 1,12 „Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.““ steht, und das dazugehörige selbständige Nomen kakia in Titus 3,3 „Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, irregehend, dienten mancherlei Begierden und Vergnügungen, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend.“ („Bosheit“). Phaulos wird fast immer selbständig gebraucht, meistens in der Einzahl („das Böse“), nur in Johannes 3,20 und 5,29 (3:20) Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden;“ „(5:29) und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ in der Mehrzahl („böse Dinge“). Es wird oft im Gegensatz zu ágathos = „gut“, gebraucht, und zwar in Johannes 5,29 „und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.“; Römer 9,11 „selbst als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (damit der Vorsatz Gottes nach Auswahl bleibe,“; 2. Korinther 5,10 „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.“ und eigentlich auch in Jakobus 3,16 „Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat.“ (vgl. „gute Früchte“ in Jak 3,17 „Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt.“). In unserem Vers steht es in Titus 2,7 „indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst,“ „guten Werken“ gegenüber (also kalos). Die Grundbedeutung des Wortes ist „gering“, „unbedeutend“ und daher: „mäßig“, „schlecht“, im Sinne von wertlos, armselig und verächtlich; etwas, was das Licht nicht ertragen kann (Joh 3,20 „Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden;“). Kakos ist das, was in seiner Art böse, verdorben, nutzlos, unfähig ist, während ponéros das, was böse in seiner Auswirkung ist, bedeutet, also verderblich und schädlich.

(b) Durch Sklaven (Tit 2,9.10)

Tit 2,9.10: Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.

Sklaven

Als fünfte und letzte Gruppe werden nun Ermahnungen an die Sklaven gerichtet. Diese Gruppe wird direkt mit den jungen [Männern] verbunden, so dass das Verb „ermahne“ nicht wiederholt wird. Wir lesen also: „Ermahne die jungen Männer ebenso, besonnen zu sein, … und die Sklaven, ihren eigenen Herren untertan zu sein.“ Der Charakter der Ermahnungen ist für alle Gruppen unterschiedlich. Die ausführlichsten sind für die alten Männer und Frauen bestimmt, jedoch soll Titus sehr diskret das, was für sie bestimmt ist, nicht geradewegs als Ermahnung an sie richten, sondern er soll reden, was der gesunden Lehre geziemt. Er soll allgemein aufzeigen, wie Ältere sich zu betragen haben (ja, eigentlich noch schwächer, denn Paulus zeigt nur Titus gegenüber auf, wie Ältere sich zu betragen haben), es gibt jedoch keinen Auftrag, sie direkt zu ermahnen. Titus sollte als junger Mann hierin jede Art von Diskretion, Takt und Bescheidenheit an den Tag legen. Was die jungen Schwestern betrifft, so wird die Aufgabe des Ermahnens vollständig in die Hände der alten Frauen gelegt, so dass Titus hier gar nicht aktiv wird. Er konnte die alten Frauen höchstens darauf hinweisen, wie sie die jungen Frauen unterrichten sollten. Demgegenüber sollte Titus die jungen Männer und Sklaven sehr wohl direkt ermahnen; doch auch hier gibt es, was die jungen Männer betrifft, eine Einschränkung, denn das Ermahnen ihnen gegenüber sollte mit wenig Worten und mit viel Taten geschehen. Ausführliche und direkte Ermahnungen gibt es also eigentlich nur den Sklaven gegenüber. Diese haben es vielleicht auch am meisten nötig, und zwar wegen der schwierigen Umstände, in denen sie sich befinden.

Dennoch ist ihre Stellung nicht nur schwierig, sondern auch eine wunderschöne Illustration der Folgen des Werkes Christi in einem Menschenleben. Würde irgendwo mehr Gnade Gottes (Tit 2,11 „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“) zur Schau gestellt werden als in einem treuen und gläubigen Sklaven? Es ist nicht umsonst, dass gerade zu ihnen gesagt wird, dass sie die Lehre unseres Heiland-Gottes in allem zieren (Glanz verleihen) sollten. In 1. Timotheus 6,1 „Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“ steht, dass der Sklave durch sein Benehmen keinen Anlass geben durfte, dass die Lehre verlästert würde, doch das ist negativ. Hier ist es positiv: das Verzieren der Lehre. Es ist nicht so schwer, diese Lehre zu verzieren, wenn man es gut hat und es uns in der Welt prächtig geht. „Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte seine Zunge vom Bösen zurück und seine Lippen, dass sie nicht Trug reden“ (1Pet 3,10). Wenn jemand in schwierigen Umständen ist, wenn er unter einem harten Herrn zu leiden hat, wenn er froh und ohne Murren sehr unangenehme Dinge tun muss, dann kann er zeigen, was die Gnade Gottes durch das Werk des Herrn Jesus in einem Herzen und in dem Leben eines Menschen zustande bringen kann. Chrysostomos schrieb, dass die Griechen die Lehre der Christen nicht nach der Lehre selbst beurteilten, sondern nach ihren Handlungen und ihrem Leben. Darum sollte gerade ein Sklave zeigen, was die Gnade Gottes in einem Menschenherz bewirken kann.

Darum wird im Neuen Testament so oft zu Sklaven geredet. In 1. Korinther 7 wird jeder ermahnt, in dem Stand zu bleiben, in dem er berufen worden ist. Der Sklave soll sich nicht um sein Sklavensein Sorgen machen, sondern wenn er die Chance erhält, frei zu werden, soll er sie ergreifen. Er soll bedenken, dass er, wiewohl er ein Sklave ist, gleichzeitig ein aus der Sklaverei erlöster Sünder ist und so, als ein Freigelassener im Herrn, sich offenbaren soll (1Kor 7,20-24 (20) Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. (21) Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, so benutze es vielmehr. (22) Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi. (23) Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht Sklaven von Menschen. (24) Jeder, worin er berufen worden ist, Brüder, darin bleibe er bei Gott.“). In Epheser 6 wird der Sklave ermahnt, so zu dienen, als würde er Christus selbst dienen, was er auch tatsächlich tut. Selbst wenn er einen ungläubigen Herrn hatte, sollte er so arbeiten, als wenn er geradewegs dem Herrn diente (Eph 6,5-8 (5) Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; (6) nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut (7) und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen, (8) da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.“). Darüber hinaus sollte er das gemäß Kolosser 3,22-24 (22) Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend. (23) Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, (24) da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus.“ von Herzen tun und in der Furcht des Herrn. Einerseits sollte er also bedenken, dass er nicht nur ein Sklave seines Herrn, sondern auch ein Freigelassener im Herrn war (1Kor 7,22 „Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi.“), und andererseits, dass er nicht nur ein Sklave seines Meisters, sondern mehr noch ein Sklave Christi war (Eph und Kol). Des Weiteren haben wir in 1. Petrus 2,18 „Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten.“ Ermahnungen, die an die Hausknechte gerichtet ist, die damals auch Leibeigene waren. Sie sollten nicht nur den guten und milden Hausherren untertan sein, sondern auch den verkehrten Herren. Demgegenüber lesen wir in 1. Timotheus 6,1.2 (1) Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. (2) Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.Dies lehre und ermahne.“ gerade über Sklaven, die gläubige Herren hatten, diese aber nicht verachten durften, weil sie als Gläubige Sklaven im Dienst hatten, sondern sie sollten ihnen, weil sie Brüder waren, umso mehr dienen.

In meiner Einteilung habe ich die Sklaven als separate Gruppe genannt, weil sie sich von den anderen stark unterscheidet. In der Schöpfungsordnung Gottes ist es ja eine natürliche Sache, dass es Männer und Frauen gibt, denn so hat Gott die Menschen geschaffen. Auch ist es natürlich, dass es Jüngere und Ältere gibt, denn der eine wird nun einmal eher geboren als der andere. Jeder Mensch ist ein Mann oder eine Frau und ist, grob gesagt, ein Älterer oder ein Jüngerer. Das ist alles sehr natürlich. Doch bei Sklaven verhält sich das alles ganz anders! Sklaverei ist kein Teil der Schöpfungsordnung Gottes, im Gegenteil, es ist eine Folge der Sünde, die in der Welt ist. In seiner Schöpfungsordnung hat Gott den Menschen gerade dazu bestimmt, über die Schöpfung zu herrschen, jedoch nicht, um beherrscht zu werden durch ein Menschengeschöpf. Es ist überhaupt keine natürliche Sache, Sklave zu sein, genauso wenig wie ein Herr zu sein. Wenn jemand ein Sklave ist, ist das im Allgemeinen nicht die Folge seiner eigenen Sünde, allerdings doch die der Sünde, die in der Welt ist. Sklaverei ist eine so unnatürliche und schreckliche Sache, dass die Unterworfenheit des gefallenen Menschen unter die bösen Mächte auch Sklaverei genannt wird. Er ist eine Sklave der Sünde (Röm 6,16-20 (16) Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht: entweder der Sünde zum Tod oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit? (17) Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! (18) Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden. (19) Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. (20) Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie von der Gerechtigkeit.“; Joh 8,34-36 (34) Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht. (35) Der Knecht aber bleibt nicht für immer im Haus; der Sohn bleibt für immer. (36) Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“; 2Pet 2,19 „ihnen Freiheit versprechend, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er [auch] als Sklave unterworfen.“), ein Sklave des Teufels (Apg 26,18 „um ihre Augen aufzutun, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind.“; Heb 2,14 „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel,“) und ein Sklave des Todes (Röm 6,9 „da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.“; Heb 2,15 „und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren.“). Die Sklaverei war im ersten Jahrhundert ein sehr aktuelles Problem. Es scheint sogar so zu sein, dass es im Römischen Reich damals mehr Sklaven als Freie gab. Viele von ihnen hatten eine hohe Bildung genossen und bekleideten hohe Positionen; nichtsdestoweniger waren sie Leibeigene.

Nun kann man sich fragen: Was ist die Antwort des Christentums auf die Sklaverei? Wenn die Sklaverei eine Folge der Sünde ist, müssen Christen dann nichts dagegen unternehmen? Diese Fragen sind sehr wichtig, denn die Antwort auf diese Fragen ist eine der deutlichsten Illustrationen des wahren Charakters des Christentums. Daher, wie gesagt, wird das Betragen der Sklaven direkt mit der Lehre unseres Heiland-Gottes verbunden, ja mit der Gnade Gottes gegen alle Menschen, mit den Grundsätzen des christlichen Wandels und mit der Wiederkunft Christi. Es ist bemerkenswert, dass das Wort Gottes oft scheinbar weniger wichtige Themen mit den höchsten Wahrheiten verbindet, wie zum Beispiel Streit unter Gläubigen (1Kor 6) vor dem Hintergrund der Regierung der Heiligen über die Welt und über die Engel gesehen wird. So wie in 1. Korinther 10 und 11 das Essen von Fleisch mit der Ehre Gottes verbunden wird und das Bedecken und Scheren des Kopfes mit der Schöpfungsordnung und den Engeln in Verbindung gebracht wird. Auch in Kolosser 4 wird der Sklavendienst in das Licht unseres Dienstes für Christus und unseres zukünftigen Erbteils gestellt. Diese Verbindung von Lehre und Wandel ist kennzeichnend für den Brief an Titus, genau wie dies die Verbindung von „Wahrheit“ und „Gottesfurcht“ bereits im allerersten Vers andeutet. Aber natürlich nicht nur in diesem Brief, denn immer ist es in der Schrift von größter Wichtigkeit, dass die Wahrheit praktisch ausgelebt wird. Wir brauchen nur auf das treffende Wörtchen „nun“ in Römer 12,1 „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist.“; Epheser 4,1 „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid,“ und Kolosser 3,1 „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ zu achten, das immer den Übergang von der Lehre zu ihrer praktischen Auswirkung markiert. Was nun die Sklaverei betrifft, so haben wir hierzu ein praktisches Beispiel in dem Brief an Philemon. In diesem Brief finden wir keine einzige Entfaltung der Lehre und dennoch ist dieser kleine Brief so enorm wichtig. Denn wo uns die Lehre in anderen Briefen entfaltet wird, sehen wir die praktische Anwendung der Lehre durch den Apostel selbst in seinem Brief an Philemon. Dort sehen wir, was die Lehre wert ist, wenn ihre Grundsätze auf einen entlaufenen Sklaven angewendet werden. Und nirgends bezeugt sich die Kraft des Werkes Christi herrlicher als gerade in so einem Fall! Was für eine Ermutigung und was für ein Trost ist es, wenn wir sehen, was die Gnade unseres Heiland-Gottes in einem diebischen und entlaufenen Sklaven bewirkt, der zu seinem gesetzmäßigen Herrn zurückkehrt.

Unterordnen

Doch was ist denn nun die Antwort, die die Schrift auf das Problem der Sklaverei gibt? Manche haben unter einem christlichen Vorwand die Sklaverei der Schwarzen verteidigt, indem sie behaupteten, dass diese Abkömmlinge von Ham und deswegen verflucht waren. Das ist allerdings ein schwerer Irrtum (nicht Ham, sondern sein Sohn Kanaan wurde verflucht; 1Mo 9,25 „Und er sprach: Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!“), der zu groben Schandtaten geführt hat. Andere taten genau das Gegenteil: Unter einer christlichen Flagge der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit haben sie Aktionen unternommen, um die Sklaverei abzuschaffen, insbesondere indem die Sklaven zu (gewaltlosen und gewalttätigen) Aktionen angetrieben wurden. Doch auch sie haben sich gewaltig geirrt. Denn was sagt das Wort? Möchte das Neue Testament die Sklaverei beenden? Ruft es die Sklaven zu Widerstand gegen ihre Herren auf? Im Gegenteil, sie sollen in dem Stand bleiben, in den sie berufen wurden (wiewohl sie, wenn sie die Möglichkeit erhalten, frei zu werden, diese natürlich ergreifen dürfen), und in diesem Stand zeigen, was das wahre Christentum ist: Sie sollen dem Herrn Jesus von Herzen dienen, das Wohl ihrer Herren suchen und die Lehre unseres Heilandes zieren. Die Christen haben nicht die Berufung, die Welt zu verbessern – die Losung der Jesuiten „Verbessere die Welt und fang bei dir selbst an“ steht im Widerspruch mit der christlichen Lehre –, sondern haben als Erstes anzuerkennen, was Gott von dieser Welt bezeugt hat, nämlich dass die ganze Welt in dem Bösen liegt (1Joh 5,19 „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“) und nur für das Gericht gut ist (Joh 12,31 „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“; 2Pet 3,7 „Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt für das Feuer, behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“). Zweitens, dass sie in der Welt Fremdlinge und Beisassen sind (Joh 17,16 „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin.“; 1Pet 2,11 „Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind, euch der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten,“) und darin Zeugen Gottes und Sklaven Christi sein sollen.

Die Christen haben also nicht die Berufung, allerlei Missstände in dieser Welt zu verbessern. Sie haben eingesehen, dass sie keine Gerechtigkeit auf der Erde bewirken können, sondern dass erst wenn die Gerichte Gottes auf der Erde sein werden, die Bewohner der Erde Gerechtigkeit lernen werden (Jes 26,9 „Mit meiner Seele verlangte ich nach dir in der Nacht; ja, mit meinem Geist in meinem Innern suchte ich dich früh; denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.“). Das Evangelium, das sie predigen, dient nicht dazu, die Welt zu verbessern oder sogar Sünder zu verbessern, denn das ist unmöglich. Sie predigen hingegen Buße und Bekehrung, um dem kommenden Gericht zu entfliehen (2Pet 3,7-9 (7) Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt für das Feuer, behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. (8) Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. (9) Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“). Sie predigen, dass ein Sünder nicht verbessert werden kann, sondern mit Christus gekreuzigt werden muss, um dadurch die Bande mit der unverbesserlichen Welt zu durchtrennen (Gal 6,14 „Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.“). Sie erkennen praktisch an, dass die Welt unverbesserlich ist, und unternehmen daher auch keinen Versuch, um soziale Missstände zu verbessern, indem sie zum Beispiel an einer „christlichen“ Regierung teilnehmen oder indem sie „kirchliche“ Instanzen ins Leben rufen oder wie auch immer. Und selbst wenn sie von dieser Unverbesserlichkeit nicht überzeugt wären, dann würden sie dennoch keinen Versuch der Verbesserung unternehmen, einfach deswegen, weil sie dazu keine Berufung haben. Sie sind Fremdlinge, und Fremdlinge bemühen sich nun einmal nicht um die internen Angelegenheiten des Landes, in dem sie Gast sind. Sie können höchstens von den Tugenden des Fürsten ihres eigenen Landes und von dem Vorrecht, Bürger dieses Landes zu sein, zeugen (1Pet 2,9.10 (9) Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; (10) die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“; Phil 3,20 „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten,“). Sie haben verstanden, dass es jetzt nicht die Zeit ist, in dieser Welt zu herrschen. Die Korinther meinten, sich diese erlauben zu können, doch sie waren zu voreilig; später wird für uns die Zeit anbrechen, um über diese Welt zu herrschen, jetzt aber ist die Zeit des Leidens und Ertragens (1Kor 4,8.9 (8) Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns geherrscht, und ich wollte wohl, dass ihr herrschtet, damit auch wir mit euch herrschen möchten. (9) Denn ich denke, dass Gott uns, die Apostel, als die Letzten dargestellt hat, wie zum Tod bestimmt; denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen.“; Röm 8,17 „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“; 2Tim 2,12 „wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen;“).

Um dieses genauer zu verdeutlichen, müssen wir aufzeigen, worauf diese Haltung der Welt gegenüber gegründet ist. Vor dem Kreuz lesen wir nirgends, dass die Welt im Bösen lag. Zwar wird die Bosheit des Menschen bezeugt (1Mo 6,5 „Und der HERR sah, dass die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.“; Ps 14 usw.), doch die Welt als Ganzes wird noch nicht als vollkommen unverbesserlich und verdorben gesehen. Vor dem Kreuz lesen wir, dass Gott die Welt noch geliebt hat und dass Er seinen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die Welt durch Ihn errettet werde (Joh 3,16.17 (16) Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. (17) Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.“). Gott war in Christus die Welt mit sich selbst versöhnend (2Kor 5,19 „Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt.“). Gott sagte sozusagen: „Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht werden sie sich vor diesem scheuen“ (Lk 20,30). Als Gott so sein Herz offenbarte, indem Er das Liebste, das Er hatte, gab, zeigte sich zur selben Zeit, dass das Herz des Menschen vollkommen verdorben war und dass die Welt als Ganzes den Herrn Jesus verwarf. Das Kreuz ist die volle Offenbarung des Herzens Gottes und des Herzens des Menschen. Nachdem sie so gezeigt hat, dass der Zustand der Welt hoffnungslos ist, kann Gott über sie nur das Gericht aussprechen. Darum sagt der Herr Jesus: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Das bedeutet, dass die Welt mit ihrer ganzen Politik und ihrem sozialen System für das Gericht verzeichnet ist. Gott hat dieses Gericht noch nicht vollzogen, weil Er langmütig ist, weil Er nicht will, dass jemand verlorengeht, sondern alle zur Bekehrung kommen (2Pet 3,7-9 (7) Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt für das Feuer, behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. (8) Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. (9) Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“). Jetzt ist Gott nicht mehr damit beschäftigt, die ganze Welt zu erretten, so wie vor dem Kreuz, sondern Er kündigt das Gericht über die Welt und all das, was in ihr ist, an und lässt gleichzeitig die Botschaft zur Bekehrung als einziges Mittel verbreiten, um dem kommenden Gericht zu entfliehen (vgl. Apg 17,30.31 (30) Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen, (31) weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“).

Wenn wir dies gut begriffen haben, verstehen wir, wie verwerflich es ist, zu meinen, dass es eine christliche Pflicht ist, zum Beispiel gegen die Sklaverei vorzugehen. Erstens wird die Welt dadurch nicht verbessert, zweitens ist es nicht unsere Aufgabe und drittens ist es noch nicht die Zeit dazu. Dass viele aufrichtige Christen dennoch meinen, helfen zu müssen, um allerlei Missstände zu verbessern, kommt aus der weitverbreiteten Ansicht hervor, dass durch die Aktivitäten der Christen (durch Sendung und soziale Hilfe) die Erde voll der Erkenntnis des Herrn werden soll, so dass auf diesem Weg das Königreich Gottes auf der Erde etabliert werden kann. Die Wirklichkeit ist genau anders herum. Die Schrift lehrt gerade, dass die Bosheit der Welt zunehmen wird und dass darüber hinaus die Christenheit schließlich auch vollkommen abfallen und mit der Welt gerichtet werden wird (abgesehen natürlich von der Gemeinde der wahren Gläubigen). Wenn der Sohn des Menschen kommt, wird Er wohl Glauben finden auf der Erde (Lk 18,8 „Ich sage euch, dass er ihr Recht schnell ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“)? Nein, die Bosheit der Weltlichen, der aus Israel und der Namenschristen wird dann am Maximum angekommen sein (vgl. 2Thes 2,1-12; Off 17–19). Wird denn kein Friede und keine Gerechtigkeit auf die Erde kommen? Doch sicher, aber nicht durch Evangelisation, sondern durch die Gerichte Gottes, die kurz vor der Wiederkunft Christi ausgeübt werden. Dann und nicht früher werden die Zeiten der Erquickung anbrechen und die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge (Apg 3,19-21 (19) So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden, (20) damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, (21) den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“).

Dieser lange Exkurs ist nicht nur nützlich, um den vollen Umfang der Ermahnungen, die hier an die Sklaven gerichtet werden, zu verstehen, sondern er soll auch als Einleitung für die Entfaltung der Lehre von Titus 2,11-14 (11) Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, (12) und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, (13) indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, (14) der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“ dienen. Das Wörtchen „denn“ in Vers 11 deutet ja bereits an, dass die Sklaven ihre Stellung vor dem Hintergrund dessen einordnen sollen, was in den nachfolgenden Versen behandelt wird. Der Sklave muss sein Betragen im Licht der Gnade Gottes, dem gläubigen Wandel in Absonderung von der Welt und der glückseligen Hoffnung, die bevorsteht, bestimmen.

Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen

Das Wort „Sklave“ (siehe auch Tit 1,1 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“) bedeutet wörtlich „Gebundener“, also jemand, der seinem Meister ganz unterworfen ist. Dieses Unterworfensein ist etwas anderes, als untergeordnet zu sein, wie hier ermahnt wird. Die Unterwerfung des Sklaven ist eine formelle Sache; „denn von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er auch als Sklave unterworfen“ (2Pet 2,19; vgl. Mal 1,6 „Ein Sohn soll den Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der HERR der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprecht: „Womit haben wir deinen Namen verachtet?“,“). Mit dieser formellen Unterwerfung muss die Haltung des Sklaven in Übereinstimmung sein, indem er untergeordnet ist. Unterordnung ist die Haltung, die hervorgeht aus der Anerkennung einer bestimmten Stellung einem anderen gegenüber, der einen höheren Platz einnimmt. So haben wir in Titus 2,5 „besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ gesehen, dass die Frauen ihren eigenen Männern untergeordnet sein sollen, und in Titus 3,1 „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein;“ steht, dass man den Obrigkeiten und Gewalten untergeordnet sein soll. Dies ist gewiss nicht dasselbe wie gehorsam sein. Gehorsam ist das Einhalten bestimmter Gebote und Vorschriften. Untergeordnet sein ist das Anerkennen von Untergebenheit und das Verhalten demgemäß. Wir lesen nirgends, dass die Frauen ihren Männern gehorchen sollen, also den Befehlen ihres Mannes folgen sollen, sondern sie sollen untergeordnet sein, das heißt die richtige Haltung einnehmen. Natürlich kommt aus einer untergeordneten Haltung normalerweise auch Gehorsam hervor wie gegenüber der Obrigkeit (siehe Tit 3,1 „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein;“), doch es könnte sein, dass die Obrigkeit etwas von uns verlangt, was wir nicht in Übereinstimmung mit unserem Gewissen bringen können. In diesem Fall müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 4,19; 5,29 (4:19) Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr;“ „(5:29) Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“); das ändert allerdings nichts an unserer untergeordneten Haltung der Ehrfurcht vor der Hoheit unserer Obrigkeiten, die über uns gesetzt ist. So ist es auch mit den Sklaven. Normalerweise müssen sie ihren Herren Gehorsam leisten (Eph 6,5 „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus;“; Kol 3,22 „Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend.“), und selbst wenn dies für sie manchmal unmöglich ist, müssen sie dennoch zu aller Zeit eine untergeordnete Haltung einnehmen (1Pet 2,18 „Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten.“).

Manche setzen das Komma in unserem Vers etwas später und lesen: „ihren eigenen Herren untergeordnet sein in allem“. Auch wenn der Meister unmögliche Dinge fordert, auch wenn der Herr ein „verkehrter“ Herr ist: in allem untergeordnet. In 1. Timotheus 6,1 „Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“ drückt Paulus es so aus: „Die Knechte sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten“, das heißt unter allen Umständen und nach bestem Vermögen. Nicht wegen dem, was der Herr in sich selbst als Mensch ist (vielleicht ist er ein Gottloser), sondern weil er der Herr ist. Und ist das nicht auch für uns wichtig? Wir sind zwar keine Sklaven, viele von uns sind aber Arbeitnehmer, und wir kommen jedenfalls in Berührung mit Instanzen, die über uns gestellt sind. Nehmen wir dann die angemessene Haltung der Unterordnung ein und tun wir unsere Arbeit von Herzen als für den Herrn und nicht für Menschen, in Furcht und Zittern, als Sklaven Christi, die den Willen Gottes von Herzen tun?

Herren

Bleibt uns aus diesem Halbsatz noch das Wort „Herr“. Im Griechischen ist das déspotès, wovon unser Wort „Despot“ abgeleitet ist. Es ist jemand, der die absoluten Eigentumsrechte an jemand hat und souveräne Macht über ihn ausübt. Daher wird das Wort auch gebraucht, um Gott damit anzusprechen, und zwar durch Gläubige der alten Haushaltung (Lk 2,29 „Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht, nach deinem Wort, in Frieden;“), durch die der heutigen Haushaltung (Apg 4,24 „Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist;“) und durch diejenigen aus der Zeit nach der Aufnahme der Gemeinde (Off 6,10 „Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“). Auch der Herr Jesus wird déspotès genannt, und zwar als Herr der treuen Gläubigen (2Tim 2,21 „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.“) und auch der falschen Christen (2Pet 2,1 „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.“) und in Judas 4 „Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, Gottlose, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“ von beiden. Er hat ein spezielles Anrecht an jedem Gläubigen hinsichtlich seiner Hingabe und seines Gehorsams; da Er jedoch den „ganzen Acker gekauft hat“, hat Er in anderer Hinsicht ein Recht an jedem Menschen. Als Herr von Sklaven wird dieses Wort des Weiteren in 1. Timotheus 6,1.2 (1) Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. (2) Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.Dies lehre und ermahne.“ und 1. Petrus 2,18 „Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten.“ gebraucht, mit der Unterscheidung von gläubigen, guten, nachsichtigen und verkehrten Herren. Nicht ohne Betonung reden unser Vers und 1. Timotheus 6,1 „Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“ über „ihre eigenen Herren“, um auf die Verbindung zwischen Sklave und Herr hinzuweisen und um nebenbei anzudeuten, dass sie diese Verbindung und Verpflichtungen nicht gegenüber anderen Herren haben.

In allem wohlgefällig zu sein

Die zweite Ermahnung an die Sklaven ist, dass sie in allem wohlgefällig sein sollen. Das geht viel weiter, als untergeordnet zu sein. Unterordnung ist die Minimum-Verpflichtung des Sklaven, doch der gläubige Sklave wird sich vor allen Dingen für das Wohl seines Herrn einsetzen, und das nicht nur bei guten, sondern auch bei verkehrten Herren. Das ist Gnade bei Gott, dass untergeordnete Sklaven, die ihre Pflichten tun müssen, darin so vorgehen, dass sie ihren Herren gefallen. Der Herr Jesus selbst hat ja gesagt, dass es der gewöhnliche Lauf der Dinge ist, dass der Herr sich nicht bei seinem Sklaven bedankt, weil er getan hat, was ihm befohlen war. Dieser wird höchstens sagen, dass er ein unnützer Knecht war, der das getan hat, wozu er verpflichtet war (Lk 17,7-10 (7) Wer aber von euch, der einen Knecht hat, der pflügt oder weidet, wird, wenn er vom Feld hereinkommt, zu ihm sagen: Komm und lege dich sogleich zu Tisch? (8) Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken? (9) Dankt er etwa dem Knecht, dass er das Befohlene getan hat? [Ich meine nicht.] (10) So auch ihr , wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“). Hier in unserem Vers wird der Sklave jedoch angespornt, so zu dienen, dass es eine Lust für den Meister ist (vgl. Hiob 19,16 „Meinem Knecht rufe ich, und er antwortet nicht; mit meinem Mund muss ich zu ihm flehen.“). Hierzu haben wir ein herrliches Beispiel in Joseph, der durch seinen treuen Sklavendienst und durch den Segen Jahwes zuerst die Zuneigung von Potiphar und danach die des Obersten des Gefängnisses erwerben konnte. Beide vertrauten Joseph ihre Angelegenheiten völlig an und brauchten sich weiterhin nicht darum zu kümmern, weil Jahwe mit ihm war und alles, was er tat, gelingen ließ (1Mo 39). So auch die Sklavin von Naamans Frau, die nicht nur ihre Pflicht tat, sondern darüber hinaus ihrem Herrn wohlgefällig war, indem sie ihm den Weg der Genesung aufzeigte (2Kön 5).

Was ist der Schlüssel zu diesem wohlgefälligen Dienst der Sklaven? Ist das nicht das Vorbild des wahren Joseph, der sagen konnte: „Ich tue allezeit das ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29)? Die wahre Unterordnung und Wohlgefälligkeit lernen wir bei Ihm, der auf der Erde unser Vorbild war und nun im Himmel uns dazu die Kraft gibt (siehe auch Röm 15,2.3 (2) Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung. (3) Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.““). In Johannes 8 ist es das Wort arestos (von aresko = „gefallen“), das wir auch in 1. Johannes 3,22 „und was irgend wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“ von Gläubigen Gott gegenüber finden und des Weiteren im menschlichen Umgang: Apostelgeschichte 6,2 „Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger zu sich und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen.“ („recht“) und 12,3 („gefiel“). In unserem Vers steht allerdings ein noch stärkeres Wort, nämlich eurestos, das ist also arestos mit eu („wohl“) davor; das erste Wort ist also „gefällig“ und dieses Wort ist „wohlgefällig“. Außer in unserem Vers wird es ansonsten für unser Verhältnis zu Gott gebraucht (Röm 12,1.2; 14,18 (12:1) Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist. (12:2) Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ „(14:18) Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt.“; 2Kor 5,9 „Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein.“; Eph 5,10 „indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist.“; Phil 4,18 „Ich habe aber alles empfangen und habe Überfluss; ich bin erfüllt, da ich von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen habe, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.“; Kol 3,20 „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn.“; Heb 13,21 „vollende euch in jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, in euch das bewirkend, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“). Die Ausnahme, die unser Vers bildet, macht sie umso bemerkenswerter. Es bedeutet, dass die Haltung zwischen Sklave und Herr eine genaue Spiegelung von dem Dienst Gottes durch Gläubige sein soll, und bestätigt demnach die Worte aus Epheser 6 und Kolosser 3, dass der Sklave seinem Meister gehorsam sein soll wie Christus, als ein Sklave Christi, der den Willen Gottes von Herzen tut und mit Bereitwilligkeit dient als dem Herrn und nicht den Menschen.

Nicht widersprechend

Anschließend sagt Titus 2,9 „Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend,“, dass der Sklave nicht widersprechen soll. Diesem Wort sind wir auch in Titus 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ begegnet, wo es sich auf die widerspenstigen Schwätzer und Betrüger bezog, die sich unter die Gläubigen gemischt hatten, um sie durch ihre ungesunden Belehrungen zu verführen. Würde der gläubige Sklave sich auf eine derartige Weise seinem Herrn gegenüber benehmen dürfen? Das würde ein Makel auf die gesunde Lehre werfen, anstatt diese Lehre zu verzieren. Das Nicht-Widersprechen ist eine besondere Form des Unterordnens. Es beinhaltet, dass der Sklave nicht den üblen Mut aufbringt, seine eigene Meinung dem Auftrag seines Herrn gegenüber ins Spiel zu bringen. Die Meinung des Sklaven ist vollkommen unwichtig. Sie wird nicht erbeten und nicht geschätzt. Es ist ein Verkennen seiner Stellung, wenn der Sklave eine Meinung verkündigen würde, die der des Meisters zuwiderläuft, oder wenn er sogar einen Auftrag kritisiert oder ablehnt. Selbst wenn der Herr ihn um etwas bitten würde, was gegen sein Gewissen wäre, muss er den Platz der Unterordnung bewahren und keine Diskussion über den vorliegenden Auftrag eröffnen, sondern in Niedrigkeit seine Verantwortung Gott gegenüber zum Ausdruck bringen. Nur dann wird die Lehre Gottes geziert. Hierin liegen wichtige Lektionen für alle heutigen Arbeitnehmer in Zeiten von Streiks, Mitsprache und Mitbestimmung. Nicht, dass die christliche Haltung leicht wäre, Konflikte können sehr schnell auftreten, sei es durch unmanierliche Eigenschaften des Herrn oder sei es durch einen widerspenstigen Charakter des Sklaven. Unser Charakter darf jedoch nie die Einsetzungen Gottes verändern.

Nichts unterschlagend

Titus 2,10 „nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“ setzt fort mit der Aussage, dass der Sklave „nichts unterschlagen“ darf; manche Handschriften sagen „auch nicht entwendend“. Dieses Wort kommt von einem griechischen Verb, das in der aktiven Form „beiseiteschaffen, entfernen“ bedeutet. Hier kommt es in der „vermittelnden“ Verbform vor, die bedeutet: „für sich selbst beiseiteschaffen“ im Sinne von entwenden. Des Weiteren kommt das Wort (in derselben Form) nur noch in Apostelgeschichte 5,2.3 (2) und schaffte von dem Erlös etwas beiseite, wovon auch die Frau wusste; und er brachte einen gewissen Teil und legte ihn zu den Füßen der Apostel nieder. (3) Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Erlös des Feldes beiseite geschafft hast?“ vor, wo wir lesen, dass Ananias und Sapphira etwas „beiseitegeschafft“ hatten von dem Erlös des Landes, das sie verkauft hatten. Sie hatten einen Teil des Erlöses „für sich beiseitegeschafft“. Das macht die Bedeutung klar. Der Sklave durfte nicht etwas, was dem Meister gehörte, wegnehmen, um dies sich selbst anzueignen. Menschlich gesprochen haben wir Verständnis dafür, dass diese Neigung bei den Sklaven vorhanden war. In erster Linie war er selbst ein Bestohlener, sei es, dass sein Meister ihn seiner Freiheit beraubt hatte, sei es, dass es jemand anders war. Zweitens waren die Sklaven völlig mittellos – alles, was sie hatten, gehörte dem Meister, sogar das Leben der Sklaven –, während der Meister hingegen sehr reich sein konnte. Es konnte also sehr leicht bei einem Sklaven die Begierde geweckt werden, sich etwas von dem Reichtum des Herrn zuzueignen. So war auch Onesimus bei seinem Herrn Philemon in Schuld gekommen, als er bei seiner Flucht offensichtlich Dinge gestohlen hatte, die er für seine Reise nötig hatte (Phlm 18.19 (18) Wenn er dir aber irgendein Unrecht getan hat oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an. (19) Ich, Paulus, habe es mit meiner Hand geschrieben, ich will bezahlen; dass ich dir nicht sage, dass du auch dich selbst mir schuldig bist.“). Doch wie verständlich es auch ist, es war doch sehr verkehrt, denn es blieb erstens Diebstahl und zweitens verriet dies eine Begierde nach irdischen Dingen. Der gläubige Sklave sollte verstehen, dass, wie arm er auch war, was die irdischen Güter betraf, er doch unendlich reich in dem Herrn geworden war, wohlgemerkt an himmlischen Gütern (vgl. Lk 12,33.34; 16,12 (12:33) Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, unvergänglich, in den Himmeln, wo kein Dieb sich nähert und keine Motte verdirbt. (12:34) Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ „(16:12) Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“; Phil 4,10-20; 2Kor 8,9 „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“).

Sondern alle gute Treue erweisend

Wie wir schon oft gesehen haben, besteht das christliche Leben nicht nur aus der Unterlassung einiger negativer Dinge, sondern vor allem aus dem Nachjagen nach allem, was göttlich positiv ist (vgl. Tit 1,7.8; 2,3.4 (1:7) Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, (1:8) sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“ „(2:3) die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; (2:4) damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben,“). Deswegen folgt hier, dass die Sklaven alle gute Treue erweisen sollen; nicht manchmal, sondern alle gute Treue bei jeder möglichen Gelegenheit und in jeder denkbaren Hinsicht. Und das nicht so, dass der Sklave darauf aus, bei seinem Herrn einen Stein im Brett zu haben, also mit falschen Absichten, sondern alle „gute“ Treue, das heißt aufrichtig und ehrlich, mit der Absicht, dem Meister so gut wie möglich zu dienen und sein Wohlsein zu suchen.

Das Wörtchen „treu“ ist sehr besonders. Im Hebräischen gibt es für „Treue“ und „Wahrheit“ ein Wort, während das Griechische ein Wort für „Treue“ und „Glauben“ hat, nämlich pistis. In beiden Fällen ist der Grundgedanke das, was unveränderlich und unerschütterlich ist. Gott bleibt sich selbst immer „treu“, darum ist alles, was Er sagt und tut, absolut „wahrhaftig“; und darum können wir auf das, was Er tut und sagt, absolut „vertrauen“ und es „glauben“. Das Wort pistis hängt mit dem Verb pisteuo zusammen, das „glauben, vertrauen“ bedeutet und mit peitho = „überzeugen“, verwandt ist. Daher hat pistis im Neuen Testament verschiedene Bedeutungen: In den weitaus meisten Fällen bedeutet es „Glaube“ so wie in unserem Brief in Titus 1,1.4.13; 2,2; 3,15 (1:1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“ „(1:4) Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“ „(1:13) Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“ „(2:2) dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“ „(3:15) Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns lieben im Glauben.Die Gnade sei mit euch allen!“; dabei ist – wie bei der Betrachtung von Titus 1,1 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“ ausgelegt wurde – der Unterschied zu beachten, ob der Artikel davor steht oder nicht: Ohne Artikel meint es „das Glauben“ und mit Artikel meint es „das Geglaubte“, das, was geglaubt wird. In Titus 1,1.4 und 3,15 steht das Wort ohne und in Titus 1,3 und 2,2 (1:3) zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“ „(2:2) dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“ mit Artikel, und ein Vergleich der Stellen macht den Unterschied deutlich klar. In 1. Timotheus 5,12 „und fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben.“ hat pistis den Sinn von „Gelübde“, und in Apostelgeschichte 17,31 „weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“ bedeutet es „Versicherung, Beweis“, abgeleitet von der Grundbedeutung „überzeugen“. In den übrigen vier Stellen, wo das Wort vorkommt, bedeutet es „Treue“; das ist außer in unserem Vers in Matthäus 23,23 „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze und den Dill und den Kümmel und habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Gericht und die Barmherzigkeit und den Glauben. Diese aber hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.“; Römer 3,3 „Was denn? Wenn einige nicht geglaubt haben, wird etwa ihr Unglaube die Treue Gottes aufheben?“ und Galater 5,22 „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue,“ der Fall. Vor allen Dingen Römer 3,3 „Was denn? Wenn einige nicht geglaubt haben, wird etwa ihr Unglaube die Treue Gottes aufheben?“ ist interessant, weil sich dort „Unglaube“ (apistia) und „Treue“ (pistis) gegenüberstehen. Des Weiteren finden wir in Titus die folgenden verwandten Wörter: In Titus 1,3 „zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“ pisteuo, dort im Sinne von „anvertrauen“ (siehe oben), und in Titus 3,8 „Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“ in der Bedeutung von „glauben“ (in einem besonderen Sinn; siehe dort). Ferner pistos, das in Titus 1,6 „Wenn jemand untadelig ist, der Mann einer Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt werden oder zügellos sind.“ „gläubig“ bedeutet und in Titus 1,9 und 3,8 (1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(3:8) Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“ „vertrauenswürdig“. Bei jedem dieser Wörter finden wir in unserem Brief also sowohl die Grundbedeutung „Glaube“ und „Treue“.

Damit sie die Lehre unseres Heiland-Gottes zieren in allem

Treu sein bedeutet, bestimmte Grundsätze oder eine gewisse Ordnung mit Ausharren festzuhalten. So gab es auch ein bestimmtes Verhältnis zwischen dem Sklaven und seinem Herrn, die der Sklave unter allen Umständen und nach bestem und ehrlichstem Können festhalten sollte. Er sollte nicht nur treu sein, sondern auch Treue „erweisen“, das heißt beständig seine loyale, untergeordnete und hingegebene Haltung dem Meister gegenüber erzeigen. Das Wort enthält in der Tat „zeigen, sehen lassen“, wie auch die Korinther den Beweis ihre Liebe „zeigen“ sollten (2Kor 8,24 „So erbringt nun ihnen gegenüber, angesichts der Versammlungen, den Beweis eurer Liebe und unseres Rühmens über euch.“; dasselbe Wort). Die Hebräer sollten Liebe und Eifer „beweisen“ (Heb 6,10.11) und die Kreter Sanftmut (Tit 3,2 „niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde, alle Sanftmut zu erweisen gegen alle Menschen.“; siehe dort). Dieser öffentliche Beweis aller guten Treue durch den Sklaven sollte eine Verzierung der Lehre unseres Heiland-Gottes darstellen. Dies ist das vierte und letzte Mal, dass wir diesem Wort „Lehre/Belehrung“ (didaskalia) in Titus begegnen (siehe Tit 1,9; 2,1.7 (1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(2:1) Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“ „(2:7) indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst,“), außer dem verwandten Wort „Lehren/Lehre“ (didachè) in Titus 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“. In Titus haben diese Worte „Lehre“ und „Belehrung“ immer eine vor allen Dingen passive Bedeutung („das, was unterwiesen wird“), außer in Titus 2,7 „indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst,“, wo es aktiv gebraucht wird („das Unterweisen“). In unserem Vers bedeutet es also: das, was in Bezug auf Gott unterwiesen wird, und zwar Gott in seiner Gestalt als Heiland und Erlöser. Das Wort „zieren“ ist kosmeo, das vom Ursprung her „in Ordnung bringen“ bedeutet (wie in Mt 25,7 „Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen.“); diesen Sinn hat es auch in Matthäus 12,44 „Dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von wo ich ausgegangen bin; und wenn er kommt, findet er es leer vor, gekehrt und geschmückt.“ und Lukas 11,25 „und wenn er kommt, findet er es gekehrt und geschmückt vor.“. Hiervon ist das Wort kosmos („Welt“) abgeleitet, das also ursprünglich „Ordnung“ bedeutet und daher „ein in sich selbst ruhendes, geordnetes Ganzes“, manchmal aber auch „Verzierung“ (in 1Pet 3,3 „deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern,“). Damit hängt kosmios („stimmig“) in 1. Timotheus 2,9 und 3,2 (2:9) Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung,“ „(3:2) Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig;“ zusammen, während kosmikos, das nur in Titus 2,12 „und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,“ und Hebräer 9,1 „Es hatte nun zwar auch der erste Bund Satzungen des Dienstes und das Heiligtum, ein weltliches.“ vorkommt, „weltlich“ oder „weltförmig“ bedeutet. Das Verb kosmeo wird ferner für das Verzieren von Gräbern (Mt 23,29 „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr baut die Gräber der Propheten und schmückt die Grabmäler der Gerechten“), von Gebäuden (Lk 21,5 „Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er:“; Off 21,19 „Die Grundlagen der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem wertvollen Stein: die erste Grundlage Jaspis; die zweite Saphir; die dritte Chalzedon; die vierte Smaragd;“) gebraucht sowie bei Frauen (1Tim 2,9 „Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung,“, „schmücken“; 1Pet 3,5 „Denn so schmückten sich einst auch die heiligen Frauen, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren eigenen Männern unterordneten:“; Off 21,2 „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“). Von diesem Verb ist auch unser Wort „Kosmetika“ abgeleitet und auch zum Beispiel „Kosmographie“ und „Kosmopolit“.

Es war die Lehre unseres Heiland-Gottes, die die Sklaven zieren mussten. Es steht dort nicht, dass sie die Lehre Christi zieren sollten im Sinne der moralischen Unterweisung, die Er hier auf der Erde gegeben hat, zum Beispiel in der sogenannten Bergpredigt. Es gibt genügend Menschen in dieser Welt, die diese Lehre zieren möchten; sie nehmen sich vor, als „wahre“ Christen dem Vorbild Christi nachzufolgen, indem sie gut und ehrlich leben. Doch das ist nicht die Lehre unseres Heiland-Gottes! Es ist auch nicht von der Lehre unseres Schöpfer-Gottes die Rede; diese Lehre findet man in Offenbarung 14,7 „indem er mit lauter Stimme sprach: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und [das] Meer und die Wasserquellen.“, und es gibt viele in unseren Tagen, die meinen, damit durchzukommen, wenn sie Gott als Schöpfer anerkennen und ehren; sie missachten allerdings Gott als Heiland. Denn dass Gott Heiland ist, unterstellt, dass der Mensch einen Heiland und Erlöser nötig hat und demnach also verloren ist. Für viele ist das aber gerade eine harte Sprache, die sie nicht anerkennen wollen. Sie wollen Christus zwar nachfolgen und Gott als Schöpfer ehren, aber dass sie tot in Übertretungen und Sünden sein sollen, ist für sie ein Ärgernis. Doch gerade diese Lehre, dass Gott sündige Menschen erlösen und sie zu einem Zustand erheben wollte, in dem sie in seiner Kraft fähig wären, gottesfürchtig zu leben, war die Lehre, die die Sklaven zieren sollten. Sie sollten bedenken, was sie, wiewohl sie Sklaven waren, in Christus geworden waren. Ihre christliche Stellung stand zwar in großem Gegensatz zu ihrer Stellung als Sklave, doch durch das Erste sollten sie gerade Kraft empfangen für das Zweite. Wenn sie in allem treu wären, dann sollte in ihnen illustriert werden, was Gott als Heiland im Herzen und Leben eines toten Sünders in der Lage ist zu tun: nicht nur ihn von der Sünde und dem Tod zu erlösen, sondern ihn auch zu unterweisen und fähig zu machen für den Weg, den er gehen muss. Diese wird in den nachfolgenden Versen klar herausgearbeitet. Durch diese Illustration würden sie ein Juwel sein, das der Lehre unseres Heiland-Gottes Glanz verleihen würde, weil sie nicht nur als bloße Theorie erscheinen würde, sondern als eine lebendige und herrliche Wirklichkeit.

Bedeutet die Lehre unseres Heiland-Gottes denn nicht, dass wir Christus nachfolgen sollen? Sicherlich, aber wie? Er war kein gewöhnlicher Mensch wie wir, sondern gleichzeitig Gott der Sohn, der dadurch in der Lage war, ein vollkommenes Leben zu führen. Doch wer sind wir, die wir als natürliche Menschen (d.h. als tote Sünder!) diesem Leben nachfolgen sollten? Wenn wir es wirklich aufrichtig versuchen würden, würde es uns nur unglücklicher machen. Nein, für echte Nachfolge ist es zunächst erforderlich, Gott als Heiland kennenzulernen, aus dem Tod erlöst zu werden und der göttlichen Natur teilhaftig zu werden (2Pet 1,4 „durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde,“). Erst dann, wenn wir den Herrn Jesus selbst als das ewige Leben besitzen (1Joh 5,11-13.20 (11) Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. (12) Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. (13) Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“), wird das, was für Ihn wahr ist, weil es seinem göttlichen Wesen entspricht, auch für uns wahr sein (1Joh 2,8 „Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das, was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.“). Wenn wir zum Beispiel lieben, dann nicht mehr, weil das Gesetz uns dies gebietet, sondern weil es eine Eigenschaft der göttlichen Natur ist, der wir teilhaftig geworden sind. So wie Christus ist, sind auch wir in dieser Welt (1Joh 4,17 „Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt.“), nicht kraft unserer Nachfolge, sondern durch die göttliche Natur, an der wir kraft unserer Wiedergeburt teilhaben.

Das ist eigentlich das Geheimnis dieses ganzen Abschnitts (Tit 2,1-10). Wir dürfen derlei Ermahnungen wie hier nie auf eine Ebene mit gesetzlichen Geboten stellen. Das Gesetz ist ja für Ungläubige bestimmt (1Tim 1,8.9 (8) Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht, (9) indem er dies weiß, dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Ungöttliche, für Vaterschläger und Mutterschläger, für Menschenmörder,“), um ihnen aufzuzeigen, dass sie sündig sind (Röm 3,20; 7,7 (3:20) Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ „(7:7) Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durch Gesetz. Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: „Du sollst nicht begehren.““). Da die Forderungen dieses Gesetzes immer im Streit mit ihren natürlichen Begierden stehen (Röm 7,8.13.19-23 „Die Sünde aber, durch das Gebot Anlass nehmend, bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.“ „Gereichte nun das Gute mir zum Tod? Das sei ferne! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde erschiene, indem sie mir durch das Gute den Tod bewirkte, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.“ „(19) Denn nicht das Gute, das ich will, übe ich aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. (20) Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. (21) Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, dass das Böse bei mir vorhanden ist. (22) Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; (23) ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“), kann es nur Zorn und Fluch bringen. Mit den Geboten des Herrn ist es jedoch alles anders! Sie bilden ein „Gesetz der Freiheit“ (Jak 1,25), das ist ein Gesetz, dessen „Forderungen“ exakt mit dem Verlangen meiner neuen Natur übereinstimmen. Dieses neue Leben ist zu derart hohen Früchten in der Lage, dass es dafür nicht einmal ein Gesetz gibt (Gal 5,22.23 (22) Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, (23) Sanftmut, Enthaltsamkeit; gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“). Denn dieses Leben ist der Herr Jesus selbst. Er ist der Schlüssel zu wahrem christlichen Wandel, nicht nur wegen dem, was Er für uns getan hat, sondern vor allen Dingen auch wegen dem, was Er jetzt in und für uns ist. So sind zum Beispiel alle Ermahnungen in Römer 13 zurückzuführen auf das, was Christus in sich selbst ist, daher der Schlussvers: „Zieht den Herrn Jesus Christus an.“ So ist es auch in 1. Korinther 13. Wie oft wird das Kapitel als moralische Lektion für den natürlichen Menschen missbraucht, während es in Wirklichkeit das beschreibt, was die Kennzeichen der göttlichen Natur sind, zuerst in Christus und jetzt auch in uns. Und so müssen wir alle christlichen Ermahnungen im Neuen Testament verstehen. So ist auch der praktische Wandel in Titus 2 ausschließlich das Resultat erstens von Gottes Heilswerk in uns durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, und zweitens, das Werk von Gottes praktischer Gnade in uns, nun wir Christen geworden sind. Dies beschreiben uns nun die nachfolgenden Verse.

(4) Der Inhalt der gesunden Lehre (Tit 2,11-15)

(a) Für die gegenwärtige Zeit (Tit 2,11.12)

Tit 2,11.12: Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf …

Diese Verse betrachten wir als Anfang eines neuen Abschnitts, weil er sich charakterlich von den vorherigen Versen völlig unterscheidet. Wir müssen allerdings bedenken, dass das, was hier steht, direkt an Titus 2,10 „nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“ anschließt, wie das erste Wort „denn“ bereits andeutet. Die Knechte sollten die Lehre unseres Heiland-Gottes zieren; was diese Lehre beinhaltet, finden wir in den nachfolgenden Versen. Nicht als Theorie, als theologisches Dogma, sondern als lebendige, praktische Wirklichkeit. Deswegen auch keine Auseinandersetzung mit dem Erlösungswerk selbst, sondern die praktische Auswirkung hiervon in unserem täglichen Leben.

Denn die Gnade Gottes ist erschienen

Die Grundlage der gesunden Lehre ist die Gnade Gottes. Es ist die Lehre unseres Heiland-Gottes, das ist Gott als unser Erlöser, und dieser kann Gott nur sein, weil Er der Gott aller Gnade ist (1Pet 5,10 „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus [Jesus], nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird [euch] vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen.“). Gerade das ist es ja, was wir in unserem Zustand als verlorene, tote Sünder nötig hatten. Gott konnte von toten Sündern nichts mehr fordern und Er konnte von elendig verlorenen Sündern keine Kraft mehr zu irgendeinem guten Werk erwarten. Hier konnte nur seine Gnade etwas bewirken, die gibt, wo es nichts mehr zu fordern gibt. Gnade steht immer im Gegensatz zu Werken (Röm 4,4; 11,6 (4:4) Dem aber, der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet, sondern nach Schuldigkeit.“ „(11:6) Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.“). Wenn Gott guter Werke entsprechend gibt, dann gibt Er Lohn nach Verdienst; wenn Er jedoch armen, schuldigen Sündern gibt, dann ist dies Gnade. Das ist natürlich nicht dasselbe wie Liebe. Bei Liebe denken wir vor allen Dingen an unseren elenden Zustand, aus dem Er uns herausgezogen hat. Bei Gnade denken wir an seine Barmherzigkeit gegenüber kraftlosen Schuldigen (vgl. Tit 3,4 „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“).

Diese wunderbare Gnade hat Gott uns, die Er vor Grundlegung der Welt auserwählt hat (Eph 1,4 „wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe;“), in Christus Jesus bereits vor den Zeitaltern gegeben, doch nun ist diese Gnade Gottes durch die Erscheinung unseres Heilands Jesus Christus offenbart (2Tim 1,9.10 (9) der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben, (10) jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichtegemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,“). Es ist wunderbar, zu betrachten, dass diese Gnade schon verheißen und in Christus gegeben wurde, bevor die Sünde eintrat und bevor das Gesetz durch Mose gegeben wurde. Das ist die Grundlage des Christentums und entkräftet den Calvinismus. Das Christentum ist nämlich keine Fortsetzung der alttestamentlichen Ordnung und auf neue Leisten geschlagen („die Kirche besteht seit Adam“ – „wir werden in den Bund Abrahams aufgenommen“), sondern es ist die Offenbarung der ewigen Ratschlüsse Gottes (in den vorhergehen Zeitaltern unbekannt!), die weit über die Sünde, das Gesetz, ja alle irdischen Dinge erhaben sind. Sie beinhalten, dass Gott sich in Christus vorgenommen hat, eine große Schar von Menschen mit Christus zu verbinden, indem Er ihnen als ihr Leben gegeben wird, sie alles teilen lässt, was Christus durch sein Werk erworben hat, sie mit allen geistlichen Segnungen des Himmels segnet, sie zu seinen geliebten Kindern macht und sie in sein eigenes Haus einführt. Dass die Sünde dazwischengekommen ist, bedeutet, dass der Mensch zunächst von dieser Sünde erlöst und wiedergeboren werden muss, bevor er die geistlichen, himmlischen Segnungen empfangen kann. Diese Erlösung und Wiedergeburt sind nicht das Ziel Gottes, sondern nur das Mittel, um seine ewigen Ratschlüsse in einem Menschen erfüllen zu können. Hieraus ergeben sich zweierlei Ziele des Kommens Christi: Er kam, um die Folgen der Verantwortlichkeit des ersten Adam zu tragen; Er kam jedoch auch, um die ewigen Ratschlüsse der Gnade zu erfüllen, die von Ewigkeit her vor Adam bestanden.

Erschienen

In Christus ist die Gnade Gottes zu uns gekommen. Als Er auf der Erde erschien, konnte gesagt werden: Die Gnade Gottes ist erschienen (wie unser Vers sagt). Vor allen Dingen das Lukasevangelium zeigt Ihn als denjenigen, der die Gnade Gottes der ganzen Menschheit offenbart hat. Schon zu Beginn seines Dienstes verwunderten sich die Menschen über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen (Lk 4,22 „Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen; und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs?“); wie Psalm 45,3 „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit.“ sagt: „Holdseligkeit [NL-Übersetzung sagt: „Gnade“] ist ausgegossen über deine Lippen.“ In Ihm ist die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade zu den vielen überströmend geworden (Röm 5,15 „Ist nicht aber wie die Übertretung so auch die Gnadengabe? Denn wenn durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch den einen Menschen, Jesus Christus, ist, zu den vielen überströmend geworden.“). Gottes Gnade war auch die Gnade von unserem Herrn Jesus Christus, die darin zum Ausdruck kam, dass Er, obwohl Er reich war, um unsertwillen arm wurde, damit wir durch seine Armut reich würden (2Kor 8,9 „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“).

In unserem Vers wird die Gnade personifiziert: die „Gnade“ erscheint in Person. Ebenso wird in Johannes 1 auch das Wort, das Leben und das Licht personifiziert (Joh 1,1-5.14 (1) Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (2) Dieses war im Anfang bei Gott. (3) Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist. (4) In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (5) Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.“). All diese Begriffe sind Ausdrücke des wunderbaren Wesens des Herrn. In Christus ist Gottes Gnade erschienen. Die Verbform (aoristus) gibt diesen einmaligen Charakter deutlich an. Das Verb selbst ist epiphaino, eine verstärkte Form von phaino, was „scheinen“ („Licht geben“) bedeutet. Die führende Form dieses Verbs bedeutet „ans Licht gebracht werden“, „klar/deutlich werden“ (vgl. Röm 7,13: „erscheinen“ [NL-Übersetzung hier: „sich zeigen“ / „sich erweisen“]), „erscheinen“. In dieser letzten Bedeutung kommt phaino viele Male vor, zum Beispiel bzgl. Christus in Matthäus 24,30 „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ und Markus 16,9 „Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalene, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.“. Die stärkere Form epiphaino bedeutet auch „leuchten“ (siehe Lk 1,79 „um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu richten.“) und in der führenden Form „erscheinen“ (Apg 27,20, „scheinen“ [NL-Übers hier: „sich erzeigen“]; Tit 2,11; 3,4 (2:11) Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“ „(3:4) Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“). „Erscheinung“ in Vers 13 ist das abgeleitete Wort epiphaneia („Epiphanie“). Wir müssen mit dem Wort „erscheinen“ im Neuen Testament schwer aufpassen, denn für dieses Wort kommen außer phaino und epiphaino noch folgende Wörter mit kleinen Unterschieden in der Bedeutung vor: phaneroö (1Pet 5,4 „Und wenn der Erzhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“; „offenbar geworden ist“), emphanizo (siehe Mt 27,53 „und sie kamen nach seiner Auferweckung aus den Grüften hervor und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen.“; Heb 9,24 „Denn Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen;“) und optomai (siehe 1Kor 15,5-8 (5) und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. (6) Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übrig geblieben, einige aber [auch] entschlafen sind. (7) Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; (8) am Letzten aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.“; Heb 9,28 „so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung.“).

In unserem Abschnitt finden wir zwei Erscheinungen. Die erste in Titus 2,11 „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“, verbunden mit der Gnade. Dies ist das erste Kommen Christi, in Niedrigkeit auf die Erde. Die zweite Erscheinung finden wir in Titus 2,13 „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,“. Das ist sein zweites Kommen, verbunden mit Herrlichkeit. Die erste Erscheinung (epiphaneia) finden wir in 2. Timotheus 1,10 „jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichtegemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,“ und Titus 3,4 „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“ wieder, die zweite in 2. Thessalonicher 2,8 „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft,“, 1. Timotheus 6,14 „dass du das Gebot unbefleckt, unsträflich bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus,“ und 2. Timotheus 4,1.8 „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich:“ „fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“. Erst erscheint der Herr in Gnade, danach in Herrlichkeit. Wäre Er direkt in Herrlichkeit erschienen – „wie der Blitz ausfährt von Osten und leuchtet bis zum Westen, … auf den Wolken des Himmels, mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Mt 24,27.30) –, dann hätte es für keinen von uns Hoffnung gegeben. Da nun aber das erste Kommen in Gnade war, ist das zweite Kommen gerade unsere Hoffnung geworden (Tit 2,13 „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,“).

Die Gnade Gottes ist erschienen, nachdem Gott den Menschen auf jede denkbare Weise erprobt und die Ohnmacht und Verlorenheit des Menschen sich vollkommen gezeigt hatte. Vor dieser Zeit handelte Gott natürlich auch in Gnade, doch hier lesen wir, dass die Gnade selbst erschienen ist. Auch im Alten Testament konnte ohne die Gnade Gottes kein Mensch errettet werden. Das zeigt sich vor allen Dingen darin, dass Gott mit dem Gesetz zugleich auch die Priesterschaft gab als Mittel für das Volk, damit es zu Gott zurückkehren konnte, wenn es das Gesetz übertreten haben würde. Dies ist die Gnade Gottes, die einerseits sagt: „Tut dies und ihr sollt leben“, und die andererseits selbst weiß, was in dem Menschen ist, und deswegen sofort das Mittel gibt, damit er nach einer Übertretung zu Ihm zurückkehren kann. Als das Volk dann endlich nach vierzig Jahren ins Land Kanaan einzieht, geschieht das nicht aufgrund des Gesetzes, sondern aufgrund von Gnade – aufgrund des Zerbruchs der ersten beiden steinernen Tafeln als Bild Christi (2Mo 34,4-10).

Wir müssen allerdings bedenken, dass das Alte Testament nicht durch Gnade gekennzeichnet wurde (wiewohl sie sich zeigte und der einzige Grund für Errettung bildete), sondern durch das Gesetz. Deswegen stehen diese beiden, Gesetz und Gnade, sich gegenüber. „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,14-18). Die Gnade wurde nicht durch Christus gegeben, sondern ist durch Ihn geworden; sie wurde nicht nur gebracht, sondern ist in und durch Ihn zustande gebracht, entstanden. Das Gesetz wurde durch Mose gegeben mittels Engel (Apg 7,53 „die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht beachtet habt.“; Gal 3,19 „Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt (bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gemacht war), angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.“; Heb 2,2 „Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing,“); Gott wohnte in der Wolke, unsichtbar und unzugänglich; Er wohnte hinter dem Vorhang, in der Finsternis. Nur der Hohepriester durfte dort hineingehen, einmal im Jahr, nicht ohne Blut (Heb 9,7 „in die zweite aber einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt;“). So hoch strahlte die unerreichbare Herrlichkeit von Gott über dem armen, verdammungswürdigen Volk (vgl. Röm 3,23 „denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“). Doch jetzt ist die Gnade Gottes erschienen und nun ist alles anders. Alle werden nun umsonst gerechtfertigt durch die Gnade Gottes, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist (Röm 3,24 „und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist;“). Durch Ihn haben wir auch den Zugang durch den Glauben zu dieser Gnade erhalten, in der wir stehen, und wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm 5,2 „durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“). Wir sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade (Röm 6,14.15 (14) Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (15) Was nun, sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!“).

Heilbringend

Das Gesetz, das durch die verdorbene Natur des Menschen nur Zorn und Verdammnis bringen konnte, war glücklicherweise auf ein Volk beschränkt, doch die Gnade ist zu herrlich und zu reich, um auf eine bestimmte Gruppe beschränkt zu werden. Die Gnade Gottes ist für alle Menschen heilbringend, sagt unser Vers. Dies ist das zweite Kennzeichen, das wir hier von der Gnade finden. Das erste Kennzeichen ist, dass es die Gnade Gottes ist, also nicht die des Menschen, sondern für den Menschen. Insofern ist diese Gnade vollkommen. Zweitens bringt diese Gnade Heil; sie fordert nicht, sondern schenkt nur. Drittens kommt diese Gnade zu allen Menschen und ist damit nicht auf ein Volk beschränkt. Viertens lesen wir, dass die Gnade uns unterweist; nur uns, also nicht alle Menschen.

Die Gnade ist heilbringend. Sie ist nicht mit zeitlichen, irdischen Verheißungen und Segnungen verbunden, sondern mit ewigem Heil. Das stimmt mit dem Charakter überein, den Gott hier als „unser Heiland“ hat. Das Wort Heiland ist sotèr und ist von soizo abgeleitet: „erlösen“ oder „erretten“. Heiland bedeutet also Erlöser. Hiervon ist auch das Wort sotèria abgeleitet („Heil“, „Erlösung“), wozu das adj. Nomen sotèrios gehört, das in unserem Vers steht und darüber hinaus im Neuen Testament nicht vorkommt. Es hat also die Bedeutung von „Heil bringen“. Dies erinnert uns sogleich an Apostelgeschichte 15,11 „Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene.“ („Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene“) und Epheser 2,5.8 „hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –“ „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;“ („Aus Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens“), wo wir auch soizo = „erretten“ finden, verbunden mit der Gnade. Die Lehre von Gott, unserem Heiland (Erretter), ist also, dass die Gnade erschienen ist, um Errettung zu bringen. Mit einem Buchstaben Unterschied liest der wichtige Codex Sinaiticus hier: „Die Gnade des Heiland-Gottes ist für alle Menschen erschienen.“ „Heilbringend“ wird ersetzt durch „Heiland“.

Die Gnade bringt also Errettung und Befreiung. Die Gnade fordert nicht und erwartet von uns nichts, sondern bringt uns das, was wir in unserem verlorenen Zustand nötig haben, nämlich Erlösung. Die Tatsache, dass wir Gnade nötig haben, zeigt uns, was wir von Natur aus sind: schuldig und gebunden. Hierin hilft die Vergebung allein nicht. Wir haben viel mehr nötig: eine vollkommene Befreiung von allen Mächten, die uns gefangen halten. Erst nach diesem Heil folgt die Unterweisung. Zunächst bringt die Gnade das Heil, und danach unterweist sie uns. Vorher würde das keinen Sinn machen. Erst nachdem wir aus unserer Gebundenheit befreit sind, sind wir fähig gemacht worden, auch aus dieser Gnade heraus zu leben.

Für alle Menschen

Für wen ist diese Gnade bestimmt? Für alle Menschen. Wir können lesen: Die Gnade von Gott ist erschienen, heilbringend für alle Menschen. Wir können jedoch auch übersetzen: Die heilbringende Gnade Gottes ist erschienen für alle Menschen (vgl. die Statenvertaling). In jedem Fall ist klar, dass die Gnade nicht auf ein einziges Volk beschränkt ist (wie das Gesetz), sondern von Gottes wegen her zu allen Menschen gelangt. Er ist nicht nur der Gott der Juden, sondern auch der der Nationen (Röm 3,28-30 (28) Denn wir urteilen, dass ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. (29) Oder ist Gott der Gott der Juden allein? Nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen, (30) denn es ist der eine Gott, der die Beschneidung aus Glauben und die Vorhaut durch den Glauben rechtfertigen wird.“). Die Gnade weitet sich zu allen Menschen aus. Es ist wichtig, dass wir diesen Ausdruck gut verstehen, weil er zur Verteidigung von zwei sehr gegensätzlichen und auch vollkommen falschen und gefährlichen Lehren genutzt wird. Die erste Lehre (die schlimmste) behauptet, dass schließlich alle Menschen errettet werden. Über die Weise, wie dies geschehen soll, wird unterschiedlich gedacht, doch der Grundgedanke ist stets der der Allversöhnung. Man behauptet völlig zu Unrecht, dass unser Vers diese Irrlehre stützt. Man vergisst dabei, dass dieser Vers nicht sagt, dass die Gnade alle Menschen errettet, sondern dass die Gnade allen Menschen Errettung anbietet, was einen großen Unterschied ausmacht.

Der zweite Irrtum ist genau das Gegenteil. Dieser verwirft nämlich nicht nur (zu Recht) den Gedanken, dass alle Menschen errettet werden, sondern auch den Gedanken, dass die Errettung allen Menschen angeboten wird (was die Bedeutung unseres Verses ist). Wo in diesem Sinn über „alle Menschen“ gesprochen wird (z.B. in 1Tim 2,3.4 (3) [Denn] dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, (4) der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“; 2Pet 3,9 „Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“), behauptet man, dass das alle Auserwählten bedeutet. Diese Auslegung wird in bestimmten calvinistischen Kreisen gefunden. Auch die Anmerkungen der Statenvertaling behaupten, dass „alle Menschen“ hier bedeutet: „allerlei Menschen“. Dieser Erklärung wird zusätzlich in die Hand gespielt, indem dort „seligmachend“ anstelle von „heilbringend“ übersetzt wird. Das Erste ist viel stärker als das Zweite. Es ist ein Unterschied, ob die Gnade mich selig macht oder mir Heil anbietet. Der Gedanke der Statenvertaling ist also: Die rettende Gnade Gottes ist erschienen für alle möglichen Sorten von Menschen, nämlich für so viele, die dazu zuvorbestimmt waren.

Wie gewöhnlich, so liegt auch hier die Wahrheit in der Mitte. Gott bietet in seiner Gnade allen Menschen das Heil an, doch nur diejenigen empfangen das Heil, die es im Glauben annehmen oder, wenn man es so will, die auserwählt sind. Hier befindet sich ein für den menschlichen Verstand unentrinnbares Paradoxon, das deswegen nicht weniger biblisch ist. Es geht hier um zwei Wahrheiten, die man beide nicht verkürzen darf. Die eine Wahrheit ist die, dass Gott allen Menschen ohne Unterschied die Erlösung anbietet, ohne Ausnahme; ja dass Er sogar gern möchte, dass alle Menschen errettet werden, und sie anfleht, sich mit Ihm versöhnen zu lassen (2Kor 5,20 „So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“), und es traurig findet, wenn viele diese Barmherzigkeit abweisen. Die andere Wahrheit ist aber auch, dass Gott vor Grundlegung der Welt Menschen auserwählt hat zur Herrlichkeit, so dass die Schrift in der Tat sagen kann, dass „so viele glaubten, wie zum ewigen Leben bestimmt waren“ (Apg 13,48). Wenn man nun eine Wahrheit zu kurz kommen lässt und die andere überakzentuiert, verfällt man entweder in den Irrtum, dass alle Menschen errettet werden, oder in den Arminianismus, der sagt, dass die Auserwählung nicht weiter geht, als dass Gott von vornherein wusste, wer sich bekehren würde; oder man verfällt der anderen Seite dieses Irrtums, dass das Angebot der Errettung nur zu den Auserwählten kommt. Wir gehen nun nicht weiter auf die Auserwählung ein (siehe dazu die Betrachtung von Tit 1,1.2 (1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, (2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten;“), sondern wir wollen nachvollziehen, wie die Schrift in der Tat an vielen Stellen bestätigt, dass die Gnade Gottes das Heil allen Menschen anbietet. Oder anders gesagt: dass das Werk des Herrn Jesus so reich und so ausgedehnt ist, dass jeder, der will, errettet werden kann.

Bei der Behandlung von Titus 2,9 „Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend,“ wurde schon darauf hingewiesen, dass das Wort sagt, dass Gott vor dem Kreuz die Welt geliebt hat und für sie seinen Sohn hingegeben hat, so dass jeder, der glaubt, (ausnahmslos) das ewige Leben empfängt (Joh 3,16 „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“). Gott sandte seinen Sohn, um die Welt zu erretten (Joh 3,17 „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.“). Er war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend (2Kor 5,19 „Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt.“). Nachdem die totale Verdorbenheit der Welt am Kreuz vollkommen zum Vorschein gekommen ist, lesen wir nicht mehr, dass Gott sich mit der Welt als Ganzes beschäftigt, sondern dass Er sich an jeden einzelnen Menschen wendet. Diesen Übergang finden wir klar in Johannes 12,31.32: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Dies ist der Übergang von „Welt“ zu „alle“. Wir finden nun nicht mehr, dass es der Gedanke Gottes ist, die ganze Welt zu erretten (denn die ganze Welt liegt in dem Bösen [1Joh 5,19 „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“]), sondern die Welt ist als Ganzes für das Gericht zubereitet (2Pet 3,5-7 (5) Denn nach ihrem Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, (6) durch welche die damalige Welt, von Wasser überschwemmt, unterging. (7) Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt für das Feuer, behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“). Dass Gott mit diesem Gericht noch wartet, ist, weil Er will, dass alle Menschen errettet werden, und Er nicht will, dass jemand verlorengeht, sondern alle zur Bekehrung kommen (1Tim 2,3-6 (3) [Denn] dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, (4) der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (5) Denn Gott ist einer, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, (6) der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“; 2Pet 3,8.9 (8) Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. (9) Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“). Dieses Verlangen Gottes geht zu allen Menschen aus, so dass Er nun den Menschen verkündigt, dass sie sich alle überall bekehren müssen (Apg 17,30 „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen,“). Gott bittet alle Menschen, sich mit Ihm versöhnen zu lassen (2Kor 5,20 „So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“), der Mensch muss allerdings selbst wollen. Wer Durst hat, komme; wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst (Off 22,17 „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“; vgl. Lk 13,34 „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“; Joh 7,17 „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.“).

So sehen wir, dass die Gerechtigkeit Gottes zwar zu allen Menschen hingelangt, sie kommt allerdings nur über alle Gläubige. Das Angebot ist für alle, die Gabe jedoch nur für die, die glauben. Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes. Klar ist, dass hierin kein einziger Mensch eine Ausnahme bildet. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass es keinen einzigen Menschen gibt, der nicht umsonst durch Gottes Gnade gerechtfertigt werden könnte durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist (Röm 3,22-24 (22) Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus gegen alle [und auf alle], die glauben. Denn es ist kein Unterschied, (23) denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes (24) und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist;“). So steht dort auch, dass durch eine Übertretung (nämlich die von Adam) die Folgen davon sich zu allen Menschen hin ausgedehnt haben, wie auch durch eine Gerechtigkeit (nämlich die von Christus) die Folgen davon sich ausdehnen zu allen Menschen zur Rechtfertigung des Lebens (Röm 5,18 „also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“). Wenn es um das Angebot geht, steht dort „alle“; geht es um tatsächliches Teilhaben, steht da „alle, die glauben“ oder „die vielen“, so wie später in Römer 5: „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“

Denselben Unterschied haben wir in 1. Timotheus 2,6 „der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“ und Matthäus 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“. Der erste Text sagt, dass der Herr sich als Lösegeld für alle gegeben hat. Hier bedeutet das Wort „für“ (huper): „zugunsten von“ oder „sich ausstreckend nach“. Im zweiten Text steht jedoch, dass Er sein Leben als Lösegeld für viele geben würde. Dort steht ein ganz anderes Wort für „für“, nämlich anti, was bedeutet: „anstelle von“. Der Gedanke ist also, dass die Reichweite seines Werkes sich zu allen Menschen hin ausstreckt. Alle können daran Teil bekommen. Das tatsächliche Lösegeld für Sünden hat Er aber nur bezahlt für die, die an Ihn glauben würden. Er ist für alle gestorben (2Kor 5,14.15 (14) Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. (15) Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“; Heb 2,9 „Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“); wir lesen jedoch nirgends, dass Er die Sünden von einem jeden getragen hat. Er ist für uns zur Sünde gemacht worden und Er hat unsere Sünden auf dem Holz getragen (2Kor 5,21 „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“; 1Pet 2,24 „der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid.“).

Es ist deswegen sehr verführerisch, dass viele Übersetzungen den Text von 1. Johannes 2,2 „Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“ verdrehen: „Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“ Allerdings ist es vollkommen falsch, zu lesen: „sondern auch für die der ganzen Welt“. Der Herr Jesus hat nicht die Sünden der ganzen Welt getragen (denn dann würde niemand wegen seiner Sünde verurteilt werden können; Gott kann Sünden nicht zweimal bestrafen), sondern Er hat nur die Sünden von denen getragen, die an Ihn glauben. Zwar ist Er für die ganze Welt gestorben, und Er ist das Lamm, das die Sünde (nicht die Sünden!!) der Welt wegnimmt (Joh 1,29 „Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“). Das meint, dass Er alle Dinge reinigen und wieder mit Gott versöhnen wird (Kol 1,19.20 (19) Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen (20) und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“; vgl. 2Pet 3,7-13). Was jedoch die Menschenwelt betrifft, so werden nur die, die glauben, mit Gott versöhnt (Kol 1,21.22 (21) Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, (22) hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen,“). Die übrigen müssen selbst die Strafe für ihre Sünden tragen (Off 20,12.13 (12) Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. (13) Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.“). Die Schlussfolgerung ist also, dass Gott das Heil allen Menschen anbietet und dass das Werk des Herrn Jesus so reich ist, dass alle an den Früchten davon teilhaben könnten. Hiervon dürfen wir nichts wegnehmen. Die andere Seite ist, dass der Herr die Sünden aller getragen hat, die glauben, und dass nur sie auserwählt sind. Auch hiervon dürfen wir nichts wegnehmen.

Und unterweist uns

Titus 2,12 „und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,“ nennt zu Beginn das vierte Kennzeichen der Gnade: Sie unterweist uns. Der Übergang ist treffend. Erst bringt die Gnade, danach unterweist sie. Erst sorgt die Gnade für das, was der Sünder nötig hat, und bringt ihm Heil, anschließend entwickelt sie das, was in den Sünder eingebracht wurde, indem er weiter unterwiesen wird. Es ist sehr wichtig, zu erkennen, wer durch die Gnade unterwiesen wird. Die Gnade ist heilbringend für alle Menschen, aber sie unterweist nur uns, das heißt die Gläubigen. Es ergibt keinen Sinn, Sünder zu unterweisen, denn sie sind tot in Sünden und zu keinem guten Werk in der Lage. Was der Sünder nötig hat, ist Heil und Erlösung. Alle Menschen haben das nötig. Diejenigen, die dieses Heil durch den Glauben annehmen, werden neue Menschen, die in der Kraft Gottes zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel in der Lage sind. Diese neuen Menschen werden durch die Gnade in diesem neuen Wandel unterwiesen.

Lasst uns nicht nur auf die achten, die unterwiesen werden, sondern auch auf denjenigen, der unterweist. Es ist nicht die Weisheit oder die Majestät Gottes, die uns unterweist, sondern die Gnade. Es ist die Gnade, die wir nötig haben, nicht nur, damit wir erlöst werden, sondern auch für unseren christlichen Wandel. „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2Kor 12,9). Die Grundlage und die Lebensregel für unseren Wandel ist nicht das Gesetz, sondern die Gnade (Röm 6,14.15 (14) Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (15) Was nun, sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!“). Um den Gegensatz zwischen Gesetz und Gnade hier noch klarer zu sehen, ist das griechische Wort „unterweisen“ sehr lehrreich. Es ist nicht das gewöhnliche didasko („lehren“, Tit 1,11 „denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt.“; und die abgeleiteten Wörter in Tit 1,9; 2,1.3.7.10 (1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(2:1) Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“ „(2:3) die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Standgeziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten;“ „(2:7) indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst,“ „(2:10) nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“), sondern paideuo, was von pais („Kind“) abgeleitet ist und eigentlich „(Kinder) erziehen/anleiten“ bedeutet (siehe Apg 7,22; 22,3 (7:22) Und Mose wurde unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter; er war aber mächtig in seinen Worten und Werken.“ „(22:3) Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Zilizien; aber auferzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels unterwiesen nach der Strenge des väterlichen Gesetzes, war ich, wie ihr alle heute seid, ein Eiferer für Gott;“, „unterweisen“). Deswegen auch „zurechtweisen“ (2Tim 2,25), „züchtigen“ (1Kor 11,32; 2Kor 6,9 „als Unbekannte und Wohlbekannte; als Sterbende, und siehe, wir leben; als Gezüchtigte und nicht getötet;“; 1Tim 1,20 „unter denen Hymenäus ist und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“; Heb 12,6.7.10 (6) Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.“ (7) Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?“ „Denn jene zwar züchtigten uns für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.“; Off 3,19 „Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!“) und sogar „kasteien“ (Lk 23,16.22; vgl. Heb 12,6 „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.““). Die Bedeutung ist also sehr stark und beinhaltet eigentlich: „unter Zucht gebieten“. Wir könnten also auch lesen, dass die Gnade Gottes uns unter Züchtigung befiehlt, gottesfürchtig zu leben.

Nun ist es interessant, dass dieser Ausdruck auch für das Gesetz gebraucht wird. In Galater 3,24.25 (24) Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. (25) Da aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher;“ wird das Gesetz unser Zuchtmeister genannt, das ist das griechische Wort paidagogos, wovon unser Wort „Pädagoge“ abgeleitet ist (siehe auch 1Kor 4,15 „Denn wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“). Dies ist jemand, der die Sorge und die Aufsicht über ein Kind hatte und für sein geistliches und körperliches Wohlsein verantwortlich war (eine Art „Vormund“ sozusagen). Es ist nicht der Erzieher oder Lehrer des Kindes (deswegen ist die Übersetzung in 1Kor 4,15 „Denn wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“ und die Fußnote in Gal 3,24.25 (24) Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. (25) Da aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher;“ in der Voorhoeve-Übersetzung, 4. Aufl., falsch); diese falsche Auffassung hat schon viel Schaden bei der Auslegung von Galater 3 angerichtet. Worum es uns jetzt geht, ist, dass es vor dem Kreuz das Gesetz war, das Israel unter der Zucht hielt (vgl. Gal 3,19. 23-26 „Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt (bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gemacht war), angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.“ „(23) Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte. (24) Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. (25) Da aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher; (26) denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus.“), und dass nach dem Kreuz die Gnade Gottes die Gläubigen unter der Zucht hält. Die Zucht des Gesetzes bedeutete für Israel Fluch (Gal 3,10 „Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!““), aber die Zucht der Gnade ist für uns der Beweis der Liebe des Vaters (Heb 12,4-11).

Damit wir

Was ist das Ziel der züchtigenden Unterweisung Gottes? Das Ziel ist zweierlei, negativ und positiv, und wird durch das Wort „damit“ angedeutet. Was nämlich auf „damit“ folgt, ist nicht so sehr der Inhalt als vielmehr das Ziel der Unterweisung. Das Ziel ist zweierlei, und zwar negativ: die Verleugnung der Gottlosigkeit und der weltlichen Lüste; und positiv: sittsam, gerecht und gottesfürchtig leben. Beide gehören unverbrüchlich zueinander: Das eine ist die Absonderung von der Welt und das andere die Absonderung zu Gott. Das eine ist ohne das andere nicht möglich: Nur Absonderung von der Gottlosigkeit und der Welt, ohne die Frage nach einem guten Gewissen vor Gott zu stellen, züchtet Pharisäer (was bedeutet: Getrennte); nur Gott dienen, ohne die weltlichen Begierden zu verleugnen, ist Selbstverführung. Niemand kann zwei Herren dienen (Lk 16,13 „Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“). Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben, und in der Finsternis wandeln, dann lügen wir und tun nicht die Wahrheit (1Joh 1,6 „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.“). Wenn jemand die Welt liebt, dann ist die Liebe des Vaters nicht in ihm (1Joh 2,15 „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm;“).

Die Sünde trennt von Gott, die Gnade führt zu Gott. Unsere Ungerechtigkeiten machen eine Trennung zwischen uns und Gott (Jes 59,2 „sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“), doch bringt die Gnade uns durch die Erlösung in die Gegenwart Gottes (vgl. 1Pet 3,18 „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist,“). Nach der Auferstehung des Herrn Jesus ist sein Gott und Vater nun auch unser Gott und Vater geworden (Joh 20,17 „Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.“). Wir haben jetzt, gerechtfertigt aus Glauben, Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch den Zugang durch den Glauben zu der Gnade, in der wir stehen, erhalten haben (Röm 5,1.2 (1) Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, (2) durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“). Gott hat uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet und uns in Ihm auserwählt vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor Ihm sind in Liebe. Er hat uns zuvor durch Jesus Christus zur Sohnschaft für sich selbst bestimmt, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, womit Er uns begnadigt hat in dem Geliebten (Eph 1,3-6 (3) Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, (4) wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; (5) und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, (6) zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,“). Das ist der überwältigende Reichtum seiner Gnade (Eph 1,7; 2,7 (1:7) in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade,“ „(2:7) damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.“), die uns durch das Blut Christi nahe gebracht hat, durch die Juden und Heiden nun beide durch einen Geist Zugang haben zu dem Vater (Eph 2,13.18 „Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden.“ „Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater.“). So reich und effektiv ist die Gnade. Was für eine totale und einschneidende Wende bringt sie zustande! Vom Tod sind wir zum Leben übergegangen (Joh 5,24 „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“), von der Sklaverei in die Freiheit (Joh 8,36 „Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“; Röm 6,17.18 (17) Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! (18) Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.“; Gal 5,1 „Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht; steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter einem Joch der Knechtschaft halten.“; Heb 2,15 „und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren.“) und von Verurteilung zu Gerechtigkeit (Röm 6,16-22; 2Kor 5,21 „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“). Wir haben eine neue Natur empfangen, die die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste hasst und deren Verlangen nur nach Christus ausgeht (Gal 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“; Phil 1,21.23; 3,7-14.20).

Dies alles muss auch praktisch verwirklicht werden (und darin unterweist uns die Gnade), indem wir uns praktisch vom Bösen trennen. Wir müssen uns von allem, was unter das Gericht fällt und in der Macht Satans liegt absondern. Das ist das Ziel der Unterweisung, die die Gnade gibt. Diese Unterweisung (mit der dazugehörenden Zucht) gehört zu den Wegen Gottes mit dem Gläubigen. Es gibt auch ein anderes Ziel der Gnade, nämlich die Erfüllung der Ratschlüsse Gottes in uns. Dies ist das „damit“ aus zum Beispiel Epheser 1,4 „wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe;“ und Kolosser 1,22 „hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen,“. Da geht es nicht um die praktische Verwirklichung (wie in unserem Vers), sondern um das Vornehmen Gottes, was wir schließlich in Vollendung sein werden (vgl. Röm 8,29 „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“).

Verleugnend / verleugnet habend

Der Unterricht, den die Gnade gibt, ist dreiteilig: Er bezieht sich auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Die Vergangenheit umfasst das, was wir verleugnet haben, die Gegenwart betrifft unseren Wandel im gegenwärtigen Zeitalter, und die Zukunft ist in unserer Erwartung der glückseligen Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit enthalten. Unser christliches Leben spielt sich zwischen der Vergangenheit und der Zukunft ab, zwischen unserer Verleugnung und unserer Erwartung. Das Erste ist, dass wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnet haben. Wegen des Aorists (der auf die Beendigung einer Sache oder dem Einmaligen einer Handlung hinweist) übersetze ich lieber „verleugnet habend“ als „verleugnend“. Das Verb bedeutet im Griechischen zunächst einmal „leugnen“ („abstreiten“, siehe z.B. Joh 1,20 „Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus.“) anstelle von „verleugnen“ im Sinne von „verkennen“ (z.B. Mt 10,33 „wer aber irgend mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.“) oder „nicht erkennen“ (z.B. Apg 3,14 „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde;“) oder im Sinne von „verweigern“ (Heb 11,24) oder „entsagen“, sei es von Gutem (1Tim 5,8 „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.“; 2Tim 3,5 „die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg.“; Off 2,13; 3,8 (2:13) Ich weiß, wo du wohnst: wo der Thron des Satans ist; und du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in denen Antipas mein treuer Zeuge war, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.“ „(3:8) Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft, und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“) oder von Bösem (wie in unserem Vers). Hier hat es die Bedeutung von Verurteilung von Bösem mit gleichzeitigem Ablegen. Diese positive Bedeutung finden wir auch in Lukas 9,23: „sich selbst verleugnen“, sich selbst geringachten. Dieselbe Bedeutung haben wir auch in 2. Timotheus 2,13 „wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“, dann aber im negativen Sinn: seiner eigenen Natur untreu sein. Die Kraft des Wortes liegt in seiner fundamentalen Bedeutung: „nicht kennen“. Wer das Böse verleugnet hat, hat es im Keim verurteilt und will damit nichts mehr zu tun haben. Er kennt es nicht mehr und es ist ihm fremd geworden.

Die Gottlosigkeit

Das Böse, das wir verleugnet haben, besteht aus zwei Teilen, die hier genauestens durch die Ausdrücke „Gottlosigkeit“ und „weltliche Begierden“ umschrieben werden. Es geht hier nicht um das Böse in uns; hierzu sagt die Schrift, dass die, die des Christus sind, das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt haben (Gal 5,24 „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden.“). Hier geht es jedoch um das Böse außerhalb von uns. Wir haben um uns her mit zwei Mächten zu tun: auf der einen Seite Gott, auf der anderen Seite die Welt mit Satan als Fürst. Das Böse, das wir taten, war deswegen auch zweierlei: Auf der einen Seite verließen wir das Gute, weil wir uns weigerten, Gott zu dienen und zu verehren (worauf Er Recht hatte); auf der anderen Seite jagten wir dem Bösen nach, indem wir den weltlichen Begierden nachgaben.

Das Wort „Gottlosigkeit“ drückt die Bedeutung des griechischen Wortes eigentlich nur ungenügend aus. Das Wort ist asebeia, das von dem Verb sebomai („Autorität haben über, verehren, dienen“) kommt, mit dem negativen a („nicht“) davor. Das Wort ist also das Gegenteil von eusebeia („Gottesfurcht“) mit dem positiven eu („gut, wohl“) davor, das in Verbindung mit Titus 1,1 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“ behandelt wurde. Das Wort bedeutet also „Nicht-Verehrung“ und das andere „gute Verehrung“. Das Wort Gottesfurcht […] drückt die Bedeutung von eusebeia sehr gut aus, wiewohl wir für asebeia eigentlich kein befriedigendes Wort haben. Es beinhaltet die Bedeutung: „die Weigerung, Gott zu verehren und zu dienen“, wie es Ihm zusteht. Sünde ist nicht nur das Ausüben von Bosheit, sondern auch das Unterlassen des Guten; und was ist besser, als die Ehre Gottes zu suchen? „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak 4,17). Der eigentliche Charakter von Sünde ist, dass sie Gesetzlosigkeit ist (1Joh 3,4 „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“). Das bedeutet nicht die Übertretung eines Gesetzes, sondern die vollständige Ablehnung eines Gesetzes über sich. Es bedeutet, dass wir die Rechte, die Gott als Schöpfer und Richter an uns hat, nicht anerkennen oder dass wir nicht mit ihnen rechnen. Darum ist alles Sünde, was nicht aus Glauben ist (d.h. was nicht aus dem Wissen hervorkommt, dass es der Wille Gottes ist, dies oder das zu tun [Röm 14,23 „Wer aber zweifelt, wenn er isst, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“]). Dies alles wird durch das Wort „Gottlosigkeit“ (asebeia) ausgedrückt. Wir begegnen dem wieder bei der Besprechung von „gottesfürchtig“ im Verlauf dieses Verses.

Und die weltlichen Begierden

Das zweite Böse, das wir verleugnet haben, ist das Nachjagen von weltlichen Begierden. Das Wort „weltlich“ (kosmikos), das in unserem christlichen Sprachgebrauch vielfach vorkommt, finden wir im Neuen Testament nur zweimal, und zwar nur hier in negativem Sinn und in Hebräer 9,1 „Es hatte nun zwar auch der erste Bund Satzungen des Dienstes und das Heiligtum, ein weltliches.“ in neutralem Sinn. Das Wort „Welt“ (kosmos) kommt allerdings doch häufig vor. In erster Linie als Bezeichnung für das Weltall, dem Ganzen der geschaffenen Dinge; eine Bedeutung, die es auch bei den alten Griechen hatte (siehe z.B. Apg 17,24 „Der Gott, der die Welt und alles darin gemacht hat, dieser, der der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind,“; Röm 1,20 „denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden –, damit sie ohne Entschuldigung seien,“; Heb 4,3 „Denn wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein, wie er gesagt hat: „So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!“, obwohl die Werke von Grundlegung der Welt an geworden waren.“); manchmal bezeichnet es nur die Erde (siehe z.B. 1Joh 3,17 „Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“, „irdisch“; Röm 4,13 „Denn nicht durch Gesetz wurde dem Abraham oder seiner Nachkommenschaft die Verheißung zuteil, dass er der Welt Erbe sein sollte, sondern durch Glaubensgerechtigkeit.“; 1Tim 6,7 „denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, [ so ist es offenbar,] dass wir auch nichts hinausbringen können.“). Oft ist die Bedeutung noch beschränkter, so dass das Wort sich hauptsächlich auf die „Menschenwelt“ bezieht (siehe z.B. Mt 5,14 „Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein.“; Joh 1,9.10; 3,16.17.19; 4,42 (1:9) Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. (1:10) Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht.“ „(3:16) Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. (3:17) Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.“ „(3:19) Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“ „(4:42) und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.“ usw., vor allen Dingen in Röm, 1Kor und 1Joh). Oft hat das Wort eine negative Bedeutung und bezeichnet dann den gegenwärtigen Zustand in der Menschenwelt als verfremdet und feindlich gegenüber Gott (siehe z.B. Joh 7,7; 8,23; 12,31; 16,33 (7:7) Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind.“ „(8:23) Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.“ „(12:31) Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“ „(16:33) Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“; 1Kor 2,12 „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind;“; Gal 4,3; 6,14 (4:3) So auch wir: Als wir Unmündige waren, waren wir geknechtet unter die Elemente der Welt;“ „(6:14) Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.“; Kol 2,8.20 „Gebt acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus.“ „Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“; Jak 1,27 „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten.“; 1Joh 2,15-17; 5,19 (2:15) Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; (2:16) denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. (2:17) Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ „(5:19) Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“). Mit dieser letzten Bedeutung ist „weltlich“ in unserem Vers verbunden. Es geht hier um Begierden, die ihren Ursprung und ihre Verbreitung in einem gottfeindlichen System haben. Dieses System hat der Herr Jesus überwunden (Joh 16,33 „Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“), und ich bin aus der Sklaverei unter die Elemente dieser Welt erlöst (Gal 4,3 „So auch wir: Als wir Unmündige waren, waren wir geknechtet unter die Elemente der Welt;“; Kol 2,8.20 „Gebt acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus.“ „Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“), indem die Welt für mich gekreuzigt ist und ich der Welt (Gal 6,14 „Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.“).

Natürlich muss dies auch praktisch verwirklicht werden. Wir müssen uns selbst von der Welt unbefleckt erhalten (Jak 1,27 „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten.“) und uns bewusstmachen, dass wir, wiewohl wir uns in der Welt befinden, dieser Welt nicht angehören (Joh 17,11.14-16 „Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie wir.“ „(14) Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin. (15) Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. (16) Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin.“). Wir können es nicht verhindern, dass unser Wandel durch die Welt führt, doch wir müssen uns auf der Erde als Beisassen und Fremdlinge betragen und uns von fleischlichen Begierden enthalten, die gegen die Seele streiten und einen guten Wandel unter den Nationen haben (1Pet 2,11.12 (11) Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind, euch der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten, (12) und dass ihr euren Wandel unter den Nationen ehrbar führt, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung.“). Diese fleischlichen Begierden in dieser Welt sind nach Johannes dreierlei (1Joh 2,16 „denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt.“): Erstens, die Lust des Fleisches, das ist die Begierde, die auf unsere Seele einwirkt, dem Sitz der natürlichen Wünsche/Sehnsüchte. Zweitens, die Lust der Augen, das sind die Begierden des Körpers, die das betrachten, was materiell und äußerlich ist. Drittens, der Hochmut des Lebens, was die Begierde des Geistes ist, das Verlangen nach Ansehen und Verstand. Für das persönliche Studium sei empfohlen, zu überdenken, wie sowohl der erste Adam als auch der letzte Adam diesen drei Begierden bloßgestellt waren – der Erste in den herrlichsten Umständen im Paradies und der Letzte in der Wüste nach vierzig Tagen ohne Essen. Der Teufel präsentierte Eva, dass der Baum gut zur Speise sei (die Begierde des Fleisches) – so wie er danach trachtete, den Herrn Jesus dazu zu bringen, Steine in Brot zu verwandeln. Er ließ Eva sehen, dass die Frucht des Baumes eine Lust für die Augen war (die Begierden des Auges) – so wie er dem Herrn alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit vorstellte. Und er gaukelte Eva vor, dass sie wie Gott sein würde, wenn sie essen würde, und dass der Baum deswegen begehrenswert wäre, weil er verständig machte (der Hochmut des Lebens) – so wie er den Herrn zu verführen suchte, sich gegen Gott zu erheben, indem er Ihn versuchte.

Besonnen (in NL-Übers: ingetogen = „züchtig, sittsam“)

Nach dem Negativen, dem Verleugnen, kommt das Positive, der christliche Wandel; nach der Vergangenheit nun die Gegenwart. Der Aufbau dieser Verse ist sehr harmonisch. So wie das äußerliche Böse in seinen zwei Elementen vorgestellt wird, so wird auch der christliche Wandel in seinen drei charakteristischen Eigenschaften betrachtet. Zunächst unsere Haltung uns selbst gegenüber („besonnen“); zweitens unsere Haltung zu anderen Menschen („gerecht“); und drittens unsere Haltung Gott gegenüber („gottesfürchtig“). Der Hintergrund, vor dem unser Wandel betrachtet wird, ist der jetzige Zeitlauf. Zugleich bilden diese drei Elemente eine Zusammenfassung der Ordnung im Haus Gottes, so wie dieser für die verschiedenen Gruppen von Gläubigen in Titus 2,1-10 beschrieben wird.

Das Erste ist, dass wir besonnen leben sollen. Das ist nun schon das fünfte Mal, dass wir diesem Wort hier begegnen (siehe Tit 1,8; 2,2.5.6 (1:8) sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“ „(2:2) dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“ „(2:5) besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde. (2:6) Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein,“). In unserem Vers bedeutet dies, dass der Gläubige lernen muss, die Wirkungen des Fleisches zu töten und sich gesund und besonnen zu benehmen. Es ist nicht ausreichend, zu wissen, mit Christus gestorben und auferstanden zu sein. Man muss sich auch praktisch und tatsächlich als tot für die Sünde halten und als lebend für Gott in Christus Jesus (Röm 6,11 „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.“). Und das soll auch nicht eine einmalige Tat sein, sondern wir müssen immer das Sterben (eig. das Töten) von Jesus im Leib umhertragen, so dass auch das Leben von Jesus in unserem Leib offenbar wird (2Kor 4,10 „allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde.“). „Besonnen“ ist ausgewogen und selbstbeherrscht. Es ist das Bändigen des heutigen Lebens von allem, was zum früheren Leben gehört.

Und gerecht

In unserer Haltung anderen gegenüber müssen wir „gerecht“ sein, sei es nun Gläubigen oder Weltmenschen gegenüber. Auch in Titus 1,8 „sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,“ wird „besonnen“ gefolgt von „gerecht“. Genau wie im vorigen Absatz geht es hier auch darum, praktisch zu verwirklichen, was wir in Christus geworden sind. Es ist nicht genug, zu wissen, dass wir aufgrund des Glaubens durch Gott gerechtfertigt worden sind, sondern wir müssen auch, der Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben (1Pet 2,24 „der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid.“). Dies nennt die Schrift erst wirklich „gerecht“ (Mt 1,19; Lk 1,6 „Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn.“; Röm 1,17; 2,13; 5,7 (1:17) Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.““ „(2:13) (denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.“ „(5:7) Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen könnte vielleicht noch jemand zu sterben wagen.“ usw.; vgl. 1Kor 15,34 „Werdet rechtschaffen nüchtern und sündigt nicht, denn einige sind in Unwissenheit über Gott; zur Beschämung sage ich es euch.“; 1Thes 2,10 „Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegenüber euch, den Glaubenden, waren;“). Es ist – auch in unserem Sprachgebrauch – vor allen Dingen das Erkennen der Rechte anderer Menschen. „Seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen“ (Röm 12,17). Das ist in Wahrheit, „jedem das Seine zu geben“, jedoch nicht aus einem humanistischen Selbstbewusstsein heraus, sondern aus der Kraft des neuen Lebens in uns, das ist Christus. Nicht worauf der Herr abzielt, wenn Er sagt: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen“ (Lk 5,32), sondern in dem Sinn, in dem Paulus dies meint: „Alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht …, dies erwägt (Phil 4,8 „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.“). „Niemand suche das Seine, sondern das des anderen“ (1Kor 10,24; 12,25).

Und gottesfürchtig

Drittens: gottesfürchtig. Das ist das Letzte und gleichzeitig das Höchste, denn es berührt unsere Haltung Gott gegenüber. So wie das Alte Testament es schon ausdrückt: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen“ (5Mo 6,13; siehe Mt 4,10 „Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: „ Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.““). So wie wir, indem wir gerecht sind, die Rechte anderer Menschen anerkennen, so anerkennen wir durch ein gottesfürchtiges Leben die Rechte Gottes über uns. Das ist doch das Ziel unserer Bekehrung bezüglich unseres Lebens auf der Erde: dass wir dem lebendigen und wahrhaftigen Gott dienen und seinen Sohn aus den Himmeln erwarten sollten (1Thes 1,9.10 (9) Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (10) und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“). Siehe auch die Betrachtung in Verbindung mit Titus 1,1 und 2,12a (1:1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“ „(2:12) und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,“. Wir müssen unseren Leib als lebendiges Schlachtopfer darstellen, heilig, für Gott wohlgefällig, was unser vernünftiger Dienst ist (Röm 12,1 „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist.“). Gott hat ein Recht auf uns. Das bedeutet, dass der Herr Jesus, der Gott über alles ist, gepriesen in Ewigkeit (Röm 9,5 „deren die Väter sind und aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.“), ein Recht auf uns hat.

Erstens hat Er als Schöpfer ein Recht auf uns. Er hat alle Dinge für sich selbst geschaffen (Kol 1,16 „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“). Zweitens hat Er durch sein Blut die von Ihm entfremdete Schöpfung zurückerworben. Er hat den Acker gekauft (Mt 13,44 „Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.“) und die Menschen gekauft (2Pet 1,1 „Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus:“), so dass Er ein Recht auf alle Menschen hat, auch um sie zu verurteilen (Joh 5,22 „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben,“; Apg 17,31 „weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“). Drittens hat Er uns, die geglaubt haben, durch sein Blut erlöst zu einem unveräußerlichen Eigentum (der Schatz: Mt 13,44 „Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.“; Joh 10,27-29 (27) Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; (28) und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. (29) Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“; Röm 14,8.9 (8) Denn sei es, dass wir leben, wir leben dem Herrn; sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Sei es nun, dass wir leben, sei es, dass wir sterben, wir sind des Herrn. (9) Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: um zu herrschen sowohl über Tote als auch über Lebende.“; 1Kor 3,23; 6,20; 7,22.23 (3:23) ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“ „(6:20) Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib.“ „(7:22) Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi. (7:23) Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht Sklaven von Menschen.“; Gal 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“; Off 5,9 „Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation,“ usw.), wodurch Er ein Recht an uns erworben hat nach Seele und Leib durch sein Blut (s. Tit 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“). Viertens ist Er nicht nur unser Heiland, sondern auch unser Herr, was bedeutet, dass wir Ihm vollkommenen Gehorsam schulden (siehe u.a. Apg 22,10 „Ich sprach aber: Was soll ich tun, Herr? Der Herr aber sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus, und dort wird dir von allem gesagt werden, was dir zu tun verordnet ist.“; 2Kor 10,5 „und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus“; Eph 5,17 „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei.“; Kol 1,9.10; 3,17 (1:9) Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, (1:10) um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes,“ „(3:17) Und alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn.“). Das ist Gottesfurcht: das Dienen und Verehren des Herrn. Er ist der Gegenstand unserer Dienstes und unserer Verehrung, Er, den wir als „Gott offenbart im Fleisch“ kennen; gleichzeitig ist Er aber auch als der niedrige Mensch auf der Erde unser Vorbild, was die Grundsätze seines Wandels betrifft („gerechtfertigt im Geist“); und jetzt, als der erhöhte Mensch im Himmel („aufgenommen in Herrlichkeit“) ist Er die Kraft und die Quelle aller wahren Gottesfurcht (vgl. 1Tim 3,16 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“). Seine göttliche Kraft hat uns ja alles geschenkt, was das Leben und die Gottesfurcht betrifft (2Pet 1,3 „Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend,“), damit wir uns in der Gottesfurcht üben können, die nützlich für alle Dinge ist, da sie die Verheißung für das jetzige und das zukünftige Leben hat (1Tim 4,7.8 (7) Die ungöttlichen und altweibischen Fabeln aber weise ab, übe dich aber zur Gottseligkeit; (8) denn die leibliche Übung ist zu wenigem nützlich, die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nützlich, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen.“). Dass die Ermahnung in unserem Vers, nämlich, dass wir gottesfürchtig leben sollen, nicht gering ist, zeigt sich in 2. Timotheus 3,12 „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“, wo derselbe Ausdruck vorkommt: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“

Leben in dem jetzigen Zeitlauf

Dieses gottesfürchtige Leben wird in dem jetzigen Zeitalter gelebt. Wörtlich steht dort: „in dem Jetzt-Zeitalter“. Dem Wort „Zeitalter“ (aion) sind wir schon in Titus 1,2 „in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten;“ begegnet. Meist hat es die Bedeutung von der unendlichen „Ewigkeit“, oft weist es aber auch auf eine endliche Zeitperiode unbestimmter Länge hin. Und manchmal kann der Zeitbegriff sogar ganz fehlen; dann zielt er auf eine bestimmte Ordnung ab, auf einen bestimmten Sachstand, oft in negativem Sinn. Siehe zum Beispiel Epheser 2,2 „in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams;“, wo wir lesen, dass wir früher nach „dem Zeitlauf dieser Welt“ gewandelt sind. Hier ist „Zeitgeist“ die Übersetzung von aion. In manchen Übersetzungen ist aion oft mit „Welt“ übersetzt (so auch in der Statenvertaling und der NBG-Übersetzung), was sehr verständlich ist, weil es oft auf die heutige Weltordnung hinweist (siehe vor allen Dingen Heb 1,2; 11,3 (1:2) hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat;“ „(11:3) Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist.“); es ist aber manchmal verwirrend hinsichtlich von kosmos (dem gewöhnlichen Wort für „Welt“), wie zum Beispiel in unserem Vers, wo das adjektivische Nomen von kosmos und das Wort aion gemeinsam vorkommen. Siehe auch Römer 12,2 „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“, wo die Übersetzung „Welt“ den Gedanken gut wiedergibt: so zum Beispiel „leben“ in Matthäus 13,22 „Der aber in die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört; und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.“. In diesen Texten ist aion immer negativ. Der Teufel ist der Gott dieses „Zeitlaufs“ (2Kor 4,3). Demas hat „den jetzigen Zeitlauf“ liebgewonnen (2Tim 4,10 „denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.“). Dies ist die einzige Stelle, wo dieser Ausdruck („der Jetzt-Zeitlauf“) außerdem vorkommt (in Gal 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“ ist „jetzig“ ein Partizip).

Dieser „Zeitlauf“ steht in zweierlei Relation zu uns: Sie bildet eine weltliche Ordnung, in der wir uns einerseits mittendrin befinden, wovon wir jedoch andrerseits kein Teil mehr ausmachen. In demselben Sinn, wie der Herr sagt: „Sie sind in der Welt, aber nicht von der Welt (kosmos)“ (Joh 17,11-18). Das Erste, nämlich dass wir im jetzigen Zeitlauf leben, finden wir in unserem Vers. Jedoch wird die andere Seite in Galater 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“ vorgestellt, wo Paulus sagt, dass Christus sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, „damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“. Hier ist der Gedanke, dass wir erlöst sind aus der Macht des gottlosen, weltlichen Systems, in dem wir uns befinden. Solange wir aber noch auf der Erde sind, haben wir mit diesem System zu tun. Wir kommen täglich damit in Berührung, und die große Frage ist, wie wir uns „in diesem Zeitlauf“ betragen. Wir haben die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste ja verleugnet, und wiewohl wir uns noch im jetzigen Zeitlauf befinden, sind wir Fremdlinge und Beisassen geworden und müssen ein besonnenes, gerechtes und gottesfürchtiges Leben in diesem Zeitlauf führen. Es ist ein System, in dem wir uns mittendrin befinden, mit dem wir aber nichtsdestoweniger nichts zu tun haben sollten, es sei denn, um den anderen Menschen in diesem System Christus vorzustellen. Persönlich hat der „gegenwärtige Zeitlauf“ für uns ausgedient, und unser Auge ist auf das „zukünftige Zeitalter“ ausgerichtet (Mk 10,30 „der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“; Lk 18,30; 20,34 (18:30) der nicht vielfach empfängt in dieser Zeit, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“ „(20:34) Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet;“; Eph 1,21 „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen,“; Heb 6,5 „und das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben“). Hiervon spricht der nachfolgende Vers.

(b) Für die zukünftige Zeit (Tit 2,13-15)

Tit 2,13-15: … indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.

Die nun folgenden Verse beschließen den Unterricht der Gnade. Nach dem Gestern und Heute wird nun die Aufmerksamkeit auf die Zukunft gerichtet. Die Vergangenheit umfasst das Verleugnen des Bösen, vorgestellt in zwei Charakteren, und das Heute umfasst den christlichen Wandel, dargestellt in drei Aspekten. Nach diesem fünfteiligen Unterricht folgt nun die Zukunftserwartung, in zweierlei Hinsicht betrachtet („Hoffnung“ und „Erscheinung“). Hiermit ist die siebenfache Unterweisung vollkommen. Die Bedeutung der Zahl Sieben ist zu bekannt, um darauf einzugehen. Auch hier zeigt sich, dass Gott keine halben Sachen an den Gläubigen auf der Erde tut, sondern dass seine Unterweisungen vollkommen und vollständig sind. Er lehrt uns, wie wir zu leben haben und wie wir dabei beständig die Erinnerungen an unsere Erlösung genießen dürfen, und andererseits dürfen wir Ausschau halten nach der Vollendung dieser Erlösung, wenn wir bei Ihm sein werden. So wird unser Leben durch Freude über das Vergangene, dem Eifer heute (Tit 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“) und dem Ausschauhalten nach der Zukunft.

Indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung

Titus 2,13 „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,“ redet von unserer Erwartung. Natürlich denken wir hierbei sofort an die Wiederkunft des Herrn, was aber nicht die Bedeutung ist, auf die Paulus hier unmittelbar abzielt, jedenfalls nicht die einzige. Um den Sinn des Verses zu begreifen, müssen wir zunächst entdecken, welches Wort in diesem Vers den Mittelpunkt bildet, das ist nämlich „Herrlichkeit“. Und zwar im Griechischen mit dem Artikel davor, was bedeutet, dass Herrlichkeit nicht nur unsere Hoffnung und Erscheinung charakterisiert, sondern dass es „die“ Herrlichkeit selbst ist, die der Gegenstand unserer Hoffnung ist, und dass „die“ Herrlichkeit selbst erscheinen wird. Es geht also nicht darum, dass der Herr Jesus auf eine herrliche Weise erscheinen wird, sondern darum, dass seine Herrlichkeit selbst gesehen werden wird, sowohl von uns (das ist „die glückselige Hoffnung“) als auch von der Welt (das ist „die Erscheinung“). Um die Struktur dieses Verses zu verstehen, müssen wir also zunächst einsehen, dass die Herrlichkeit Christi hier der Gegenstand ist. Zweitens müssen wir verstehen, dass diese Herrlichkeit sich sowohl auf die Hoffnung als auch auf die Erscheinung bezieht. Das ergibt sich daraus, dass es wohl einen Artikel für „Hoffnung“, nicht jedoch für „Erscheinung“ gibt. Dadurch sind diese beiden Worte stark miteinander zu einer Einheit verbunden: „die Hoffnung und Erscheinung“. Ich möchte sogar behaupten, dass nicht nur der Artikel, sondern auch das Wort „glückselig“ sowohl auf Hoffnung als auch auf Erscheinung Bezug nimmt. Wenn das stimmt, dann steht hier, dass wir die glückselige Hoffnung der Herrlichkeit und die glückselige Erscheinung der Herrlichkeit erwarten, wobei wir beachten, dass diese zwei Ausdrücke in dem Vers untrennbar miteinander verbunden sind.

Die Herrlichkeit

Die Herrlichkeit des Herrn Jesus, so wie Er sie jetzt im Himmel besitzt, ist ein Hauptkennzeichen des Christentums. Wir sind hier auf der Erde mit dem verherrlichten Herrn im Himmel verbunden (siehe z.B. 1Tim 3,16 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“; Heb 2,8.9 (8) du hast alles seinen Füßen unterworfen.“ Denn indem er ihm alles unterworfen hat, hat er nichts gelassen, was ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. (9) Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“; Kol 3,1-4 (1) Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. (2) Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; (3) denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. (4) Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“). Diese wichtige Tatsache bestimmt unseren Wandel hier. Das Bewusstsein, dass wir noch auf der Erde sind, aber unser Leben mit Christus (verherrlicht zur Rechten Gottes) in Gott verborgen ist (Kol 3,3 „denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.“), und gleichzeitig, dass Christus durch Gott über alle Mächte verherrlicht ist und dass wir in Ihm ebenfalls in die himmlischen Örter versetzt sind (Eph 1,20.21; 2,6 (1:20) in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, (1:21) über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen,“ „(2:6) und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus,“), hat große Konsequenzen für unser praktisches Glaubensleben. Doch diese Verbindung mit einem verherrlichten himmlischen Herrn ist für uns im Moment noch eine Sache des Glaubens, nicht des Anschauens (2Kor 5,7 „(denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen);“). Darüber hinaus ist es eine Verbindung, die nur in Grundsätzen gilt und die erst volle Wirklichkeit entfalten wird, wenn wir bei dem Herrn im Himmel sein werden. Darum ist die Herrlichkeit nicht nur der Gegenstand unseres Glaubens, sondern auch unserer Hoffnung. Wir erwarten nämlich das Anschauen dieser Herrlichkeit! Wir erwarten sogar, dass wir diese Herrlichkeit mit Christus im Himmel teilen werden (unsere „Hoffnung“), und wir erwarten, dass wir in dieser Herrlichkeit mit Christus auf der Erde erscheinen werden (die „Erscheinung“). Das ist eigentlich die kurze Zusammenfassung unseres Verses. Es geht hier nicht nur um die Erwartung seiner Wiederkunft, sondern um die Erwartung der ganzen Ewigkeit für uns: Unsere Hoffnung ist, dass wir ewig die Herrlichkeit Christi anschauen und im Himmel teilen (dies beginnt mit der Aufnahme der Gemeinde), und die Erscheinung ist, dass seine und unsere Herrlichkeit ewig der (gereinigten) Schöpfung präsentiert werden wird (dies beginnt bei der Wiederkunft Christi mit der Gemeinde).

Wir lesen hier, dass es die Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus ist. Er, der der niedrige Mensch auf der Erde war, war gleichzeitig ewig Gott. Und als der ewige Sohn besaß Er eine ewige, göttliche Herrlichkeit bei dem Vater. Doch der, der es für keinen Raub achtete, Gott gleich zu sein, hat sich selbst entäußert und ist den Menschen gleich geworden (Phil 2,6.7 (6) der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, (7) sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden,“). Er ist hier auf die Erde gekommen, um den Namen des Vaters zu verherrlichen (Joh 12,27 „Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.“). Auf dem Kreuz ist Gott in Ihm, dem Sohn des Menschen, auf eine wunderbare und vollkommene Weise verherrlicht worden, so wie Gott noch nie verherrlicht wurde (Joh 13,31 „Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.“). Und darum hat der Vater, als Lohn für dieses Werk der Verherrlichung, Ihn bei sich selbst verherrlicht mit der Herrlichkeit, die Er bei dem Vater hatte, bevor die Welt war (Joh 17,4.5 (4) Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. (5) Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“). Gott wird den Sohn des Menschen verherrlichen, indem Er Ihn bei seiner Erscheinung über alle Dinge stellt; Er hat Ihn aber auch direkt verherrlicht, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt hat (Joh 12,28; 13,32 (12:28) Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen.“ „(13:32) Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und sogleich wird er ihn verherrlichen.“; Apg 17,31 „weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“; Röm 6,4 „So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“). Diese Herrlichkeit, die der Herr Jesus jetzt als Lohn für sein Werk empfangen hat, hat Er uns geschenkt, die wir mit Ihm verbunden sind. Was für eine Gnade! Die Herrlichkeit, die Er als der ewige Sohn besaß, konnte Er mit uns nicht teilen; doch nachdem Er Mensch geworden war und das Werk der Verherrlichung vollbracht hatte, empfing Er als Mensch nun durch Verdienst dieselbe Herrlichkeit, die Er als der ewige Sohn besaß. Und als Er als Mensch diese Herrlichkeit erworben hatte, konnte Er diese als Mensch mit seinen Mitmenschen teilen; und Er hat die Herrlichkeit den Seinen auch gegeben, die der Vater Ihm gegeben hatte (Joh 17,22 „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind;“). Und auch Gott hat uns nicht nur gerufen und gerechtfertigt, sondern dem Grunde nach auch verherrlicht (Röm 8,30 „Welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“).

In der Tat eine Verherrlichung dem Grunde nach und noch nicht volle Wirklichkeit. Denn erstens ist es die Absicht Gottes, uns auch praktisch dieser prinzipiellen Herrlichkeit gleichförmig zu machen, und zweitens wird diese Herrlichkeit erst vollkommen sein, wenn auch unser Leib an dieser Verherrlichung teilhaben wird. Den ersten Grundsatz finden wir in 2. Korinther 3,18 „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“; er wird in einem Leben in der Kraft des Heiligen Geistes und in Hingabe an den Herrn verwirklicht: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn den Geist.“ Den zweiten Grundsatz finden wir in Philipper 3,20.21 (20) Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, (21) der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“; er wird bei der Aufnahme der Gemeinde verwirklicht: „Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“

Indem wir erwarten

Bis jetzt haben wir lediglich die großen Linien dieses Verses aufgezeigt, um eine Übersicht über die Struktur des Verses zu erhalten. Wir wollen jetzt versuchen, diese Linien etwas genauer auszuarbeiten, um mehr Farbe und Detail in diese Zeichnung zu bekommen. Als Erstes bittet der Inhalt des biblischen Begriffs „erwarten“ um unsere Aufmerksamkeit. Das Wort, das wir hier finden, ist prosdéchomai, was wörtlich „(bei sich) (positiv) empfangen“ bedeutet, wie zum Beispiel in Lukas 15,2 „und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.“; Philipper 2,29 „Nehmt ihn nun auf im Herrn mit aller Freude und haltet solche in Ehren;“ und Hebräer 10,34 „Denn ihr habt sowohl den Gefangenen Teilnahme bewiesen als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen, da ihr wisst, dass ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt.“. Deswegen bedeutet es auch „ausschauen nach“ mit der Bedeutung: „das Erwartete positiv aufnehmen“ (siehe Mk 15,43 „kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst das Reich Gottes erwartete, und ging kühn zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu.“; Lk 2,25.38; 12,36; 23,51 (2:25) Und siehe, in Jerusalem war ein Mensch, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.“ „(2:38) Und sie trat zu derselben Stunde herzu, lobte Gott und redete von ihm zu allen, die auf Erlösung warteten in Jerusalem.“ „(12:36) und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen.“ „(23:51) dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat –, von Arimathia, einer Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete,“; Apg 24,15 „und die Hoffnung zu Gott habe, die auch selbst diese erwarten, dass eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten.“; Jud 21 „erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.“). Es ist also nicht nur „warten auf“, sondern beinhaltet auch: „mit Freude verlangen nach“. Neben diesem Wort kommt im Neuen Testament auch das verwandte apekdéchomai vor, das auch den Gefühlswert des „sehnlich Erwarteten“ hat. Auch kommen einige Worte mit einer mehr neutralen Bedeutung von „warten auf“ vor, nämlich anaméno (1Thes 1,10 „und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“) und prosdókao (2Pet 3,12-14 (12) indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. (13) Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. (14) Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig von ihm befunden zu werden in Frieden.“).

Die glückselige Hoffnung und Erscheinung

Was ist der Inhalt unserer Erwartung? Wir haben gesehen, dass diese in unserem Vers eigentlich die ganze Zukunft umfasst, die mit der Aufnahme der Gemeinde beginnt und sich bis in Ewigkeit erstreckt. An anderen Stellen im Neuen Testament wird bestimmten Ereignissen der Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt, aber doch so, dass alle Schriftstellen gemeinsam uns ein vollständiges Bild von unserer gesamten Zukunft geben. Als Erstes erwarten wir den Sohn Gottes aus den Himmeln, damit Er uns rette („zur Errettung“, Heb 9,28 „so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung.“), und zwar (a) vom zukünftigen Zorn [das ist u.a. die große Drangsal; 1Thes 1,10 „und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“], und (b) als Heiland [Erlöser], damit Er unsere Körper errette (Phil 3,20.21 (20) Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, (21) der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“; vgl. Röm 8,23-25 (23) Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes. (24) Denn in Hoffnung sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung; denn was einer sieht, was hofft er es auch? (25) Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.“). Zweitens erwarten wir die „Offenbarung“, die Wiederkunft Christi aus dem Himmel mit den Seinen; dann nicht neutral (so wie wir sagen: „ich erwarte Besuch“), sondern mit Verlangen, so dass wir seine Erscheinung auch liebhaben (2Tim 4,8 „fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“). Drittens erwarten wir (und die Erwartung teilen wir mit der ganzen Schöpfung!) die Offenbarung der Söhne Gottes, wenn die Schöpfung von der Sklaverei der Vergänglichkeit freigemacht werden wird zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,17-25). Das ist der segensreiche Zustand im Tausendjährigen Reich, wenn der Fluch der Schöpfung weggenommen sein wird. Viertens glauben wir, dass auch dieser „Tag des Herrn“ enden wird, und wir erwarten das Anbrechen des Tages Gottes, wenn die Himmel vergehen werden und wir, nach Gottes Verheißung, einen neuen Himmel und eine neue Erde erwarten, wo Gerechtigkeit wohnt (2Pet 3,10-14 (10) Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. (11) Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! – (12) indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. (13) Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. (14) Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig von ihm befunden zu werden in Frieden.“).

Dies alles ist eigentlich in unserem Vers ausgedrückt: Wir erwarten die Hoffnung, im Himmel seine Herrlichkeit anzuschauen, und die Erscheinung dieser Herrlichkeit für ewig auf der Erde. Das Wort „Erscheinung“ bezieht sich nicht nur auf die Wiederkunft, sondern auf das ewig „erschienen sein“, „sichtbar sein“. Das Erste, das wir erwarten, ist die Hoffnung der Herrlichkeit, denn diese Hoffnung wird beim Kommen des Herrn für die Seinen erfüllt, um die Gemeinde zu sich zu nehmen (Joh 14; 1Thes 4; 1Kor 15). Wir sind nicht „wie die anderen, die keine Hoffnung haben“, sondern ermuntern einander mit der Verheißung des Herrn (1Thes 4,13-18). Es stimmt zwar, dass Christus jetzt schon in uns ist (Gal 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“; Eph 3,17 „dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid,“), doch während Er in uns ist, ist Er gleichzeitig „die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27). Denn wir haben nicht nur in diesem Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt (1Kor 15,19 „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.“), sondern wir haben auch die feste Hoffnung als Anker der Seele, dass Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist, damit wir Ihm dorthin folgen mit einem verherrlichten Leib, seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen teilend und seine Herrlichkeit als Sohn des Vaters anschauend (Heb 6,11.18-20 „Wir wünschen aber sehr, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende,“ „(18) damit wir durch zwei unwandelbare Dinge – wobei es unmöglich war, dass Gott lügen würde – einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung, (19) die wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, (20) wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“).

Es ist eine Hoffnung, die wir brennend erwarten (Apg 24,15 „und die Hoffnung zu Gott habe, die auch selbst diese erwarten, dass eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten.“; Röm 8,25 „Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.“; Gal 5,5 „Denn wir erwarten durch den Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit.“), und darum ist es eine glückselige Hoffnung. Dies hat zwei Bedeutungen: Die Hoffnung ist glückselig, was den Inhalt betrifft (also objektiv gesehen), denn unsere Hoffnung ist auf unser himmlisches Teil gerichtet, also auf die vollkommene Glückseligkeit – in der Herrlichkeit Gottes bleiben und die Herrlichkeit Christi teilen. Doch diese Hoffnung ist auch glückselig, was ihre Auswirkung auf unser praktisches Glaubensleben betrifft (also subjektiv gesehen). Die Hoffnung macht uns jetzt schon glücklich. Sie „schließt jede Furcht für uns aus“, so dass wir voll Vertrauen der Zukunft entgegensehen, auch was die Erde betrifft. Sie ist eine Stütze für uns, damit wir ein Leben seiner Herrlichkeit hingegeben führen, aber vor allen Dingen macht sie uns glücklich im Hinblick auf die froh machende Zukunftsaussicht der vollkommenen Erlösung, dem vollen Segen und der vollen Verherrlichung. Unser Gott und Vater hat uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung durch Gnade gegeben (2Thes 2,16 „Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade,“); so wie unser Abschnitt sagt, dass die glückselige Hoffnung uns durch die Unterweisung der Gnade geschenkt ist. Was die Glückseligkeit betrifft, so können wir noch feststellen, dass diese im Neuen Testament auch als ein Charakterzug Gottes genannt wird (1Tim 1,11; 6,15 (1:11) nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.“ „(6:15) die zu seiner Zeit zeigen wird der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren,“), was die Glückseligkeit, die wir erwarten, nur noch größer macht: „Wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,2), wir, die wir uns früher nicht in der Gegenwart dieser Herrlichkeit aufhalten konnten (Röm 3,23 „denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“). Auch gibt es eine irdische Glückseligkeit, die das Teil des gläubigen Überrestes sein wird (Mt 5,3-12).

Hoffnung

Unsere Hoffnung nimmt immer Bezug auf das, was wir noch nicht besitzen. Unser Glaube umarmt das, was Gott uns jetzt schon geschenkt hat („das Heil“, Tit 2,11 „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“), doch unsere Hoffnung richtet sich auf das, was Gott uns zusätzlich noch geben wird. Es ist bemerkenswert, wie wir im Neuen Testament sehen können, wie oft diese Hoffnung mit der Herrlichkeit Gottes in Verbindung steht, genau wie in unserem Vers. Und zwar in zweierlei Hinsicht: an erster Stelle bezüglich der Vollendung unserer eigenen Erlösung, das ist also die Hoffnung in Verbindung mit der Herrlichkeit der Auferstehung (Apg 24,15 „und die Hoffnung zu Gott habe, die auch selbst diese erwarten, dass eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten.“; 1Kor 15,19 „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.“; 1Thes 4,13 „Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben.“; 1Pet 1,3.21 „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten,“ „die ihr durch ihn an Gott glaubt, der ihn aus den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit gegeben hat, damit euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott sei.“); an zweiter Stelle bezüglich unseres Teils im Himmel, das ist also die Hoffnung in Verbindung mit der Herrlichkeit des Himmels (Kol 1,5 „wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von der ihr zuvor gehört habt in dem Wort der Wahrheit des Evangeliums,“; 1Pet 1,3.4 (3) Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, (4) zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch,“). In diesem selben Sinn ist auch der Herr Jesus sowohl verherrlicht bei seiner Auferstehung (Joh 12,28; 13,32 (12:28) Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen.“ „(13:32) Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und sogleich wird er ihn verherrlichen.“; Röm 6,4 „So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“), als auch als Er sich zur Rechten Gottes setzte (Heb 2,9 „Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“). Im allgemeineren Sinn ist die Hoffnung mit der Herrlichkeit verbunden in Römer 5,2 „durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ (unsere zukünftige Anwesenheit in der Herrlichkeit Gottes), Römer 8,21 „dass auch die Schöpfung selbst frei gemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (die Schöpfung hofft, die Freiheit unserer Herrlichkeit teilen zu dürfen), Epheser 1,18 „damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ (die Hoffnung der Berufung, verbunden mit der Herrlichkeit seines Erbes), Kolosser 1,7 „so wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist,“ (Christus die Hoffnung der Herrlichkeit) und 1. Petrus 1,21 „die ihr durch ihn an Gott glaubt, der ihn aus den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit gegeben hat, damit euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott sei.“ (Gott hat Christus Herrlichkeit verliehen, damit unsere Hoffnung auf Gott sein würde). Um es noch einmal zu betonen: Wir hoffen erstens, einen verherrlichten Leib zu empfangen, gleichförmig dem Leib seiner Herrlichkeit (Phil 3,20.21 (20) Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, (21) der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“); wir hoffen zweitens, die Herrlichkeit Christi mit Ihm zu teilen, die Er als Lohn für sein Werk erworben hat (Joh 17,22 „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind;“; Röm 8,17 „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“; vgl. 1Pet 5,10 „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus [Jesus], nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird [euch] vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen.“); und drittens und als Höchstes hoffen wir, die Herrlichkeit des ewigen Sohnes (die wir nicht mit Ihm teilen können!) bei Ihm im Vaterhaus für ewig anzuschauen (Joh 17,24 „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“). Was für eine wunderbare Zukunftsaussicht!

Man könnte entgegnen, dass es hier doch nur um die Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus geht und nicht um unsere Herrlichkeit. Das ist an und für sich richtig, wir müssen aber bedenken, dass unsere zukünftige Herrlichkeit im Wesentlichen nichts anderes ist als die Herrlichkeit Christi. Alle Herrlichkeit, die wir empfangen werden, hat Er für uns erworben und wird Er mit uns teilen, so dass wir sie allein in, mit und durch Ihn besitzen. Alles, was Er erworben hat, wird Er mit uns teilen. Es ist die Herrlichkeit, die Er als der große Gott von Ewigkeit besaß, die Er aber als Mensch (als Heiland) für uns erworben hat und so mit uns teilen konnte.

Erscheinung

Wie schon gesagt, ist diese Hoffnung untrennbar mit der Erscheinung verbunden. Ein Artikel regiert beide Worte. Bei der Erscheinung wird die himmlische Herrlichkeit Christi (die auch unsere Herrlichkeit ist) für die ganze Schöpfung sichtbar sein, das heißt nicht seine Herrlichkeit, die Er als der ewige Sohn des Vaters hat. Diese Herrlichkeit werden wir nicht mit Ihm teilen, aber wir (nicht die Engel oder die Gläubigen der anderen Haushaltungen) werden diese anschauen dürfen, weil wir Kinder des Vaters geworden sind und Christus uns seine Brüder nennt. Es ist die Herrlichkeit, die Er als Sohn des Menschen hat, die der ganzen Schöpfung präsentiert werden wird (Ps 8). Und dies ist die Herrlichkeit, die wir mit Ihm als seine Miterben teilen werden. Darum wird bei seiner Wiederkunft sowohl die Herrlichkeit des Herrn als auch unsere Herrlichkeit offenbart werden.

Die Bedeutung des Wortes „Erscheinung“ (epiphaneia) wurde schon bei dem Wort „erscheinen“ in Titus 2,11 „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“ gestreift. Dort ging es um das erste Kommen Christi in Niedrigkeit und Gnade, während hier das zweite Kommen in Herrlichkeit und zum Gericht gemeint ist. In unserem Vers wird die Erwartung mit unserem praktischen Glaubensleben verbunden (Tit 1,12 „Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.““), und auch an anderen Stellen im Neuen Testament steht die „Erscheinung“ in Verbindung mit unserer Verantwortlichkeit. Demgegenüber steht die „Offenbarung“ Christi (ein anderer Ausdruck für die Wiederkunft) mehr in Verbindung mit unseren Vorrechten (siehe 1Kor 1,7 „so dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet,“; Kol 3,4 „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“; 2Thes 1,7 „und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns zu geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht,“; 1Pet 1,5.7.13; 4,13 (1:5) die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden;“ „(1:7) damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi;“ „(1:13) Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi;“ „(4:13) sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut.“; 1Joh 3,2 „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“). Mit der epiphaneia meinten die Griechen oft das Einmischen ihrer Gottheiten in die menschlichen Angelegenheiten (vgl. Apg 14,11 „Und als die Volksmengen sahen, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und sagten auf Lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen.“). So erscheint hier erst die Gnade Gottes für alle Menschen zum Heil und danach die Herrlichkeit Gottes, um sie zu richten.

Es ist die Erscheinung der Herrlichkeit. Darüber hat der Herr selbst schon viel gesagt: „Der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er jedem vergelten nach seinem Tun“ (Mt 16,27). In der „Wiedergeburt“ (der Wiederherstellung aller Dinge) wird der Sohn des Menschen auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen (Mt 19,28 „Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.“), nachdem Er in seiner Herrlichkeit gekommen ist und alle Engel mit Ihm (Mt 25,31 „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen;“). Die Stämme des Landes werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit (Mt 24,30 „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“). Und Petrus schreibt über unsere Freude bei der Offenbarung der Herrlichkeit Christi (1Pet 4,13 „sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut.“; vgl. 1Pet 5,1 „Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll:“).

Darüber hinaus wird bei der Wiederkunft Christi auch unsere Herrlichkeit offenbart werden: „Wenn Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4). „… bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, … wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2Thes 1,7.10). Wir haben gesehen, dass der Sohn uns die Herrlichkeit gegeben hat, die der Vater Ihm als Lohn für sein Werk der Verherrlichung gegeben hatte (Joh 17,4.5.22 (4) Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. (5) Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind;“). Wenn diese Herrlichkeit offenbart werden wird, dann wird die Welt daran erkennen müssen, dass wir eins sind untereinander und mit dem Sohn, der eins mit dem Vater ist (der Sohn in uns und der Vater im Sohn), und aufgrund dessen wird sie erkennen, dass der Vater den Sohn gesandt und uns geliebt hat, so wie Er den Sohn geliebt hat (Joh 17,23 „ich in ihnen und du in mir, damit sie in eins vollendet seien [und] damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“). Ja, wenn sie sieht, wie groß die Herrlichkeit des Herrn ist, dann wird sie zugeben müssen, dass Er doch der Gesandte des Vaters war. Und wenn sie sieht, dass wir dieselbe Herrlichkeit wie Er besitzen, dann wird sie einsehen müssen, dass der Vater dieselbe Liebe zu uns gehabt hat wie zum Sohn. Was für ein herrlicher Gedanke ist das unterdessen für uns! Jetzt ist dies der Welt noch nicht offenbart, was wir sein werden; aber wir wissen es schon! Wir wissen, dass, wenn Er offenbart sein wird, wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist (1Joh 3,2 „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“).

Dann wird die Haushaltung der Fülle der Zeiten anbrechen, in der Gott alles, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, unter ein Haupt zusammenbringen wird in Christus (Eph 1,10 „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm,“). Doch das nicht allein: In Ihm sind wir auch Erben geworden, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit seien (Eph 1,11.12 (11) in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, (12) damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben;“). Da wir nämlich Kinder Gottes geworden sind, sind wir auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir tatsächlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden (Röm 8,17 „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“). Unsere Verherrlichung bringt also mit sich, dass wir mit Christus auch über alle Dinge regieren werden. Nach der Offenbarung unserer Herrlichkeit sehnt sich die ganze Schöpfung, weil diese Offenbarung für sie das Ende ihres Fluches bedeuten wird (Röm 8,18-21 (18) Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (19) Denn das sehnliche Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. (20) Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden (nicht freiwillig, sondern dessentwegen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, (21) dass auch die Schöpfung selbst frei gemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“). Bis in Ewigkeit wird die Braut, die Frau des Lammes, das neue Jerusalem, die Herrlichkeit Gottes haben (Off 21,9-11.23 (9) Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen. (10) Und er führte mich im Geist weg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott; (11) und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr wertvollen Stein, wie ein kristallheller Jaspisstein;“ „Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.“).

Bei manchen Lesern kommt vielleicht der Gedanke auf, wie es möglich ist, dass die Gläubigen mit dem Herrn aus dem Himmel wiederkommen werden. Der Gedanke nämlich, dass bei der Wiederkunft des Herrn auch die Gläubigen mit dem Herrn aus dem Himmel herabkommen, ist bei vielen Christen unbekannt. Wir haben aber bereits in verschiedenen Stellen gesehen, dass bei der Wiederkunft sowohl die Herrlichkeit des Herrn als auch unsere Herrlichkeit vom Himmel aus erscheinen wird. Dies wird auch noch durch andere Stellen bekräftigt, wie in 1. Thessalonicher 3,13 „um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“ („bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“). Heilige sind in der Schrift nie Engel (diese werden höchstens heilige Engel genannt), sondern immer Gläubige (vgl. Sach 14,5 „Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azel reichen; und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda. Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“; Jud 14 „Es hat aber auch Henoch, der Siebte von Adam, von diesen geweissagt und gesagt: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende,“). Siehe auch 1. Thessalonicher 4,14: „Gott wird auch die durch Jesus Entschlafenen mit sich bringen.“ Ganz deutlich ist auch Offenbarung 19,14 „Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein.“ wo der Herr bei seiner Wiederkunft von Heerscharen, die im Himmel sind, begleitet wird, die auf weißen Pferden sitzen, bekleidet mit glänzender, reiner und feiner Leinwand (vgl. Off 2,26.27; 3,21; 4,4; 19,7.8 (2:26) Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; (2:27) und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden,“ „(3:21) Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“ „(4:4) Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen.“ „(19:7) Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. (19:8) Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen.“).

An anderen Stellen wird klargemacht, wie es möglich ist, dass der Herr mit den Heiligen wiederkommt. Es ist klar, dass dies nur geht, wenn die Heiligen vor dieser Zeit in den Himmel aufgenommen sind. Dies ist auch so, denn kurz vor der Wiederkunft wird eine große Drangsal auf der Erde sein, vor der die Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, bewahrt werden, weil der Herr vor dieser Zeit die Gemeinde zu sich nimmt in Herrlichkeit. Diese Aufnahme vor der großen Drangsal wird unter anderem gelehrt in 1. Thessalonicher 1,10 „und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“ (Er rettet uns vom kommenden Zorn) und in Offenbarung 3,10 „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“ (Er bewahrt uns vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird). In 2. Thessalonicher 2 wird sehr klar gelehrt, dass unser „Versammeltwerden“ zu dem Herrn (die Aufnahme der Gemeinde) bzw. das Wegnehmen des „Zurückhalters“ (der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt) dem Abfall der Christenheit und der Offenbarung des Antichristen, dem Kommen des Tages des Herrn und der Erscheinung des Herrn Jesus (jeweils) vorausgeht. Schließlich finden wir in Offenbarung 19, dass der Wiederkunft des Herrn mit den Heiligen die Gerichte über der Erde vorausgehen (Off 6–18), während ab Kapitel 4 die Gläubigen (vorgestellt als 24 Älteste) in aller Ruhe im Himmel sind (siehe Off 4,4.9-11; 5,6-14). Dass während der großen Drangsal auch noch (andere) Gläubige auf der Erde sein werden (Mt 24; Off 7 usw.), ist eine ganz andere Sache, die wir jetzt nicht weiter ausdehnen.

Wir können also sagen, dass die Wiederkunft des Herrn aus zwei Phasen besteht, zwischen denen etliche Jahre (wahrscheinlich mindestens sieben) liegen werden. Die erste Phase (Joh 14,1-3 (1) Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! (2) In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. (3) Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.“; 1Kor 15,51-57; Phil 3,20.21 (20) Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, (21) der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“; 1Thes 4,13-18 usw.) umfasst die Aufnahme der Gemeinde in den Himmel; die zweite Phase ist die Erscheinung des Herrn mit der Gemeinde auf der Erde. Zuerst kommt Er für die Seinen, danach mit den Seinen. Das erste Mal kommt Er nicht auf die Erde, sondern begegnet den Seinen in der Luft (1Thes 4,17 „danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“); beim zweiten Mal werden seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach 14,4 „Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, nach Osten und nach Westen hin, zu einem sehr großen Tal, und die Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen.“). Zuerst kommt Er in Liebe, danach in Herrlichkeit; zuerst, um zu erlösen, danach, um zu richten; zuerst ist Er nur für die Seinen sichtbar, danach für die ganze Welt. Und um in den Ausdrücken unseres Verses zu bleiben: zuerst die Einführung der Seinen in seine Herrlichkeit in den Himmel (die Hoffnung), dann die Offenbarung seiner und unserer Herrlichkeit auf der Erde (die Erscheinung).

Die Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus

Es ist die Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus. Manche, die die Gottheit Christi leugnen, übersetzen: „des großen Gottes und von unserem Heiland Jesus Christus“, was aber dem griechischen Text sehr Gewalt antut. Erstens steht vor Gott ein Artikel und vor Heiland nicht, so dass (genau wie bei „Hoffnung und Erscheinung“) „Gott und Heiland“ zusammengehören. Übrigens, dieser Ausdruck kommt zu oft in den pastoralen Briefen vor, um ihn hier einfach zu zerbrechen. „Unseres“ steht in der Tat nicht vor „große“, aber auch nicht vor Heiland, sondern dahinter. Im Griechischen ist dies ganz normal: „der Gott und Heiland unser“ (eig. „von uns“) bedeutet einfach: „unser Gott und Heiland“. Der berühmte Codex Sinaiticus hat hier „Christus Jesus“. Die Statenvertaling hat unsere Lesart, die NBG-Übersetzung die zweite; ich habe die Lesart der meisten Handschriften übernommen. Dadurch liegt die Betonung auf „Jesus“. Dies ist sein Name als niedriger Mensch auf der Erde, der Name wird jedoch gefolgt von „Christus“: Er, der der niedrige Mensch auf der Erde war, wurde durch Gott zum Herrn und zum Christus gemacht (Apg 2,36 „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“). Dies wird bei seiner Wiederkunft offenbar werden. Dann wird jedes Knie sich vor Ihm beugen und erkennen müssen, dass Jesus Christus Herr ist (Phil 2,9-11 (9) Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, (10) damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, (11) und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“). Doch es gibt mehr! Wenn Er erscheinen wird, wird sich nicht nur zeigen, dass der verachtete Mensch Jesus aller Herr ist, sondern darüber hinaus wird offenbar werden, dass Er „unser großer Gott“ ist. Es ist Jahwe der Heerscharen, der mit den Wolken des Himmels kommen wird und alle Heiligen mit Ihm, um den Überrest Israels zu erlösen und die Völker zu richten (Ps 96,13; 98,9 (96:13) vor dem HERRN, denn er kommt, denn er kommt, die Erde zu richten: Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in seiner Treue.“ „(98:9) vor dem HERRN, denn er kommt, die Erde zu richten: Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in Geradheit.“; Jes 24,14; 29,5-8; 31,4.5 (24:14) Jene werden ihre Stimme erheben, werden jubeln. Über die Majestät des HERRN jauchzen sie vom Meer her:“ „(29:5) Aber wie feiner Staub wird die Menge deiner Fremden sein und wie dahinfahrende Spreu die Menge der Gewaltigen; und in einem Augenblick, plötzlich, wird es geschehen. (29:6) Von dem HERRN der Heerscharen wird sie heimgesucht werden mit Donner und mit Erdbeben und großem Getöse – Sturmwind und Gewitter und eine Flamme verzehrenden Feuers. (29:7) Und wie ein nächtliches Traumgesicht wird die Menge all der Nationen sein, die Krieg führen gegen Ariel, und alle, die sie und ihre Festung bestürmen und sie bedrängen. (29:8) Und es wird geschehen, wie der Hungrige träumt, und siehe, er isst – und er wacht auf, und seine Seele ist leer; und so wie der Durstige träumt, und siehe, er trinkt – und er wacht auf, und siehe, er ist erschöpft und seine Seele lechzt, so wird die Menge all der Nationen sein, die Krieg führen gegen den Berg Zion.“ „(31:4) Denn so hat der HERR zu mir gesprochen: Wie der Löwe und der junge Löwe, gegen den die Menge der Hirten zusammengerufen wird, über seinem Raub knurrt, vor ihrer Stimme nicht erschrickt und sich vor ihrem Lärmen nicht ergibt, so wird der HERR der Heerscharen herabsteigen, um auf dem Berg Zion und auf seinem Hügel Krieg zu führen. (31:5) Wie schwirrende Vögel, so wird der HERR der Heerscharen Jerusalem beschirmen: beschirmen und erretten, verschonen und befreien.“; Joel 3,12.16; Hab 3,11.12 (11) Sonne und Mond traten in ihre Wohnung beim Licht deiner Pfeile, die daherschossen, beim Glanz deines blitzenden Speeres. (12) Im Grimm durchschreitest du die Erde, im Zorn stampfst du die Nationen.“; Zeph 3,8 „Darum harrt auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“; Sach 14,3-5 (3) Und der HERR wird ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht. (4) Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, nach Osten und nach Westen hin, zu einem sehr großen Tal, und die Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen. (5) Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azel reichen; und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda. Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“). Und der, der wiederkommt, ist gleichzeitig der von Gott gesandte Messias (Ps 2,6-9 (6) „Habe ich doch meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!“ (7) Vom Beschluss will ich erzählen: Der HERR hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. (8) Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und die Enden der Erde zum Besitztum. (9) Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen.“; Jes 49,6; 53,12 (49:6) ja, er spricht: Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“ „(53:12) Darum werde ich ihm Anteil geben an den Vielen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist; er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“; Jer 33,15 „In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich David einen Spross der Gerechtigkeit hervorsprossen lassen, und er wird Recht und Gerechtigkeit üben im Land.“; Dan 7,13.14 (13) Ich schaute in Gesichten der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn; und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor ihn gebracht. (14) Und ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.“; Mal 3,1 „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt: Siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen.“). Er ist Gott und Mensch in einer Person (Ps 45,7.8 (7) Dein Thron, o Gott, ist immer und ewig; ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches. (8) Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen.“; Jes 9,5; 40,9-11 (9:5) Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.“ „(40:9) Auf einen hohen Berg steige hinauf, Zion, du Verkündigerin froher Botschaft; erhebe mit Macht deine Stimme, Jerusalem, du Verkündigerin froher Botschaft! Erhebe sie, fürchte dich nicht; sprich zu den Städten Judas: Siehe da, euer Gott! (40:10) Siehe, der Herr, HERR, kommt mit Kraft, und sein Arm übt Herrschaft für ihn aus; siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her. (40:11) Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er auf seinen Arm nehmen und in seinem Schoß tragen, die Säugenden wird er sanft leiten.“; Jer 23,5.6 (5) Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich David einen gerechten Spross erwecken werde; und er wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. (6) In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies wird sein Name sein, womit man ihn nennen wird: „Der HERR, unsere Gerechtigkeit“.“; Mich 2,12.13; 5,1.3 (2:12) Sammeln werde ich dich, Jakob, ganz sammeln; versammeln, ja, versammeln werde ich den Überrest Israels. Ich werde ihn zusammenbringen wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde inmitten ihrer Weide; sie werden lärmen vor Menge der Menschen. (2:13) Der Durchbrecher zieht herauf vor ihnen her; sie brechen durch und ziehen durchs Tor und gehen durch es hinaus; und ihr König zieht vor ihnen her und der HERR an ihrer Spitze.“ „(5:1) Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ „(5:3) Und er wird dastehen und seine Herde weiden in der Kraft des HERRN, in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden wohnen; denn nun wird er groß sein bis an die Enden der Erde.“; Sach 9,9.14 „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen: Gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“ „Und der HERR wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz; und der Herr, HERR, wird in die Posaune stoßen und einherziehen in Stürmen des Südens.“).

Auch das Neue Testament ist an dieser Stelle sehr klar. Jesus (das ist „Jah ist Heiland“) wird sein (Jahwes) Volk erlösen von ihren Sünden (Mt 1,21 „Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.“). Er ist das Wort, das Gott war und Fleisch geworden ist (Joh 1,1.14 „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.“); Gott offenbart im Fleisch (1Tim 3,16 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“). Siehe auch Johannes 5,18; 8,58; 10,30-39; 12,41; 20,28 usw. Christus ist Gott über alles, gesegnet bis in Ewigkeit (Röm 9,5 „deren die Väter sind und aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.“). Er brauchte es nicht für einen Raub zu achten, Gott gleich zu sein (Phil 2,9 „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist,“). Die ganze Fülle der Gottheit wohnte in Ihm leibhaftig (Kol 1,19; 2,9 (1:19) Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ „(2:9) Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;“). Er ist wahrhaft Gott und das ewige Leben (1Joh 5,20 „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“). Und dieser Gott ist unser Heiland geworden! Jahrhundertelang hatte Er sich als Jahwe angekündigt, der eine Gott, der Heilige Israels, der Heiland seines Volkes (Jes 43,3.11; 45,21; 49,26 (43:3) Denn ich bin der HERR, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Erretter; ich gebe als dein Lösegeld Ägypten hin, Äthiopien und Seba an deiner statt.“ „(43:11) Ich, ich bin der HERR, und außer mir ist kein Erretter.“ „(45:21) Tut kund und bringt herbei; ja, beraten mögen sie sich miteinander! Wer hat dies von alters her hören lassen, lange zuvor es verkündet? Nicht ich, der HERR? Und es ist sonst kein Gott außer mir; ein gerechter und rettender Gott ist keiner außer mir!“ „(49:26) Und ich werde deine Bedrücker speisen mit ihrem eigenen Fleisch, und von ihrem Blut sollen sie trunken werden wie von Most. Und alles Fleisch wird erkennen, dass ich, der HERR, dein Erretter bin, und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser.“; Hos 13,4 „Ich aber bin der HERR, dein Gott, vom Land Ägypten her; und du kennst keinen Gott außer mir, und da ist kein Retter alsnur ich.“; Sach 9,9 „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen: Gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“). Und als Er endlich als Mensch auf die Erde kam (Lk 2,11 „denn euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr.“) und Israel Ihn verwarf, wurde Er selbst der Heiland der Welt (Joh 4,42 „und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.“), ein Erlöser für alle Nationen (Jes 49,4.7 „Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.“ „So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem von jedermann Verachteten, zum Abscheu der Nation, zum Knecht der Herrscher: Könige werden es sehen und aufstehen, Fürsten, und sie werden sich niederwerfen um des HERRN willen, der treu ist, des Heiligen Israels, der dich erwählt hat.“). So wurde der große Gott auch unser Heiland (Lk 1,47 „und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland;“). In unserem Vers weist der Ausdruck also auf die Gottheit Christi hin, genau wie der fast identische Ausdruck in 2. Petrus 1,1 „Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus:“. Hier ist der Titel „Heiland“ verbunden mit seiner Gottheit, so wie er in Titus 1,4 und 3,6 (1:4) Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“ „(3:6) den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland,“ (im Gegensatz zu Tit 3,4 „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“) in Verbindung steht mit seiner Menschheit. Siehe das Ende der Betrachtung von Titus 1,4 „Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“.

Wenn der Apostel daran denkt, dass der Herr Jesus in seiner Herrlichkeit erscheinen wird als unser großer Gott, dann denkt er auch daran, dass derselbe Gott einmal als niedriger Mensch in Gnaden auf der Erde erschienen ist, um unser Heiland zu sein. Und dies bringt ihn dazu, tiefer auf die Erlösung, die Christus uns als Heiland gebracht hat, einzugehen. Was für eine Gnade, zu bedenken, dass, wenn der Herr als Jahwe wiederkommen wird, um die Nationen zu richten, wir Ihn als unseren Heiland kennen dürfen, der sich für uns gegeben hat. Zweimal erscheint der Herr, und beide Male kommt Er für alle Menschen; das erste Mal kam Er in Gnade, das zweite Mal kommt Er in Herrlichkeit, um das Gericht für alle Menschen zu bringen. So wie es beim ersten Mal wenige gab, die die Gnade annahmen, so wird es beim zweiten Mal wenige geben, die dem Gericht entkommen. Alle diejenigen, die heute die Gnade abgelehnt haben, werden dann unter das Gericht fallen. Der Richter, der dann kommen wird, um dieses Gericht auszuführen, den werden wir jedoch als unseren Heiland kennen. In Titus 2,11 „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,“ wird Er „die Gnade Gottes“ genannt, die Heil bringt, und dann wird Er in Titus 2,13 „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,“ Heiland genannt. Jetzt, in Titus 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“, wird es Zeit, zu erläutern, was der Inhalt dieses Heils (dieser Erlösung) ist und was das Werk dieses Heilands ist.

Der sich selbst für uns gegeben hat

Die Struktur in Titus 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“ gleicht der von Titus 2,12: Wir bekommen zunächst die Erinnerung an das Negative der Vergangenheit (das, von dem wir erlöst sind) und danach den Inhalt und die Auswirkung des Positiven von heute (ein gereinigtes Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken). In Vers 14 führt die Auseinandersetzung mit unserer Zukunftserwartung zur frohmachenden Erinnerung an das Gestern und Heute. In Vers 12 werden das Gestern und das Heute im Licht unserer Verantwortlichkeit gesehen als Folge der Unterweisung durch die Gnade: Wir haben verleugnet und wir müssen gottselig leben. In Vers 14 werden das Gestern und das Heute im Licht der Liebe Jesu gesehen als Folge dessen, dass Er sich für uns gegeben hat: Er hat erlöst, Er hat gereinigt und Er hat uns zu Eiferern gemacht. Hier ist alles Liebe und Barmherzigkeit, ein Reichtum von Gnade, Fülle und Erlösung. Das macht diesen Vers so kostbar. Wenn unsere Verantwortlichkeit beleuchtet wird, gibt es Grund zum Schämen und zur Demut. Wenn allerdings die Liebe des Herrn vorgestellt wird, gibt es Grund zur Dankbarkeit und Anbetung.

Jesus Christus hat sich selbst für uns gegeben! Was für ein tiefer Gedanke, dass Er uns so geliebt hat, dass Er alles verkaufte, was Er hatte, bis hin zu seinem Leben, um uns zu erwerben (Mt 13,44-46 (44) Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker. (45) Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht; (46) als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“). Er wählte die Armut des Todes, um uns reich zu machen in überströmendem Leben (2Kor 8,9 „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“; Joh 10,10.11.17 (10) Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben. (11) Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme.“). Es ist wahr, wir finden in der Schrift auch den wichtigen Gedanken, dass Gott seinen Sohn gegeben hat. Von dieser Seite besehen, geht die Aktivität von Gott aus. Er hat die Welt so geliebt, dass Er seinen eigenen Sohn gegeben hat (Joh 3,16 „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“). Er hat sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben (Röm 8,32 „Er , der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“); Er hat Ihn unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt (Röm 4,25 „der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“). Doch genauso groß ist der Gedanke, dass der Sohn sich selbst gegeben hat. Hier geht die Aktivität vom Sohn aus. Es war der Vater, der Ihn sandte (Joh 3,17 „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.“; 1Joh 4,9.10 (9) Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. (10) Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“), doch der Sohn war darin vollkommen im Willen übereinstimmend mit dem Vater. Der Wille des Vaters kam vollkommen mit seinem eigenen Willen überein. „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: … Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Heb 10,5-7). Als Gott Ihn hingab, gab der Sohn sich gleichzeitig selbst hin.

Für wen gab Er sich hin? Wir lesen hier: „für uns“, doch das Größte (das wir oft vergessen) ist doch, dass Er sich zur Ehre Gottes hingab. Er hat sich durch den ewigen Geist tadellos Gott geopfert (Heb 9,14 „wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“). Als der Sklave in 2. Mose 21 sich für immer als Sklave hingibt, sagt er zunächst: Ich liebe meinen Herrn, danach: Ich liebe meine Frau und meine Kinder (2Mo 21,5 „Wenn aber der Knecht etwa sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen,“). Er kam vor allen Dingen, um den Vater zu verherrlichen (Joh 12,27.28; 17,4 (12:27) Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. (12:28) Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen.“ „(17:4) Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“). Doch danach kommt doch die Wahrheit, dass Er sich auch für uns gegeben hat. Dies finden wir außer in unserem Vers auch in Epheser 5,2 „und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“, wo darüber hinaus die Triebfeder und das Ziel dieser Hingabe erwähnt wird: „Christus hat uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben als Darbringung und Schlachtopfer Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“ Die Triebfeder ist seine Liebe, das Ziel ist die Verherrlichung Gottes! Doch hat Er nicht nur uns geliebt, Er hat auch die ganze Gemeinde (als eins gesehen) geliebt und sich selbst für sie hingegeben (Eph 5,25 „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,“). Das ist kollektiv: Die Gemeinde und individuell ist da der wunderbare, anbetungswürdige Gedanke: Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben (Gal 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“). Warum musste Er sich für uns hingeben? Zumindest schon mal, weil wir gesündigt hatten. Er hat sich selbst für unsere Sünden gegeben (Gal 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“). Und wie umfangreich war seine Hingabe? Er hat sich selbst als Lösegeld für alle gegeben (1Tim 2,6 „der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“).

Wie hat Er sich gegeben? Er gab sein Leben. Er hat sein Leben als Lösegeld für viele gegeben (Mt 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; Mk 10,45 „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“). Der gute Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein, ja Er legt sein Leben für die Schafe ab (Joh 10,11.15 „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ „wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe.“). Er hat sein Leben freiwillig gelassen (Joh 10,17.18 (17) Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. (18) Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“) und gab seinen Geist freiwillig auf (Joh 19,30 „Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.“). Dadurch ist Er für uns gestorben. Er hat sich für uns hingegeben (Eph 5,2 „und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“; Tit 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“), indem Er für uns starb, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8 „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“). Er hat sich für unsere Sünden gegeben (Gal 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“), indem Er für unsere Sünden starb nach den Schriften (1Kor 15,3 „Denn ich habe euch zuerst überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften;“). Er hat sich selbst als Lösegeld für alle gegeben (1Tim 2,6 „der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“), indem Er für alle starb (2Kor 5,14.15 (14) Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. (15) Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“), damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt ist.

Wir haben zwei Begriffe gebraucht: geben und hingeben. Der zweite ist stärker als der erste. Er drückt mehr seine vollkommene Hingabe, sein Sich-selbst-zu-nichts-Machen und die Absolutheit seiner Gabe aus. „Geben“ kommt außer in unserem Vers in demselben Sinn vor in Matthäus 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; Markus 10,45 „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; Johannes 3,16 „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“; Galater 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“ und in 1. Timotheus 2,6 „der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“. „Hingeben“ finden wir in Römer 4,25; 8,32 (4:25) der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“ „(8:32) Er , der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“; Galater 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ und in Epheser 5,2.25 „und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“ „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,“. Das Wort „für“ in „für uns“ ist huper = „zugunsten, sich ausstreckend zu“. Dieses Wort befindet sich in allen zitierten Stellen, außer in Matthäus 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ und Markus 10,45 „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ (anti = „anstelle von“; der Herr gab sich an unserer Stelle). In Römer 4,25 „der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“ steht, dass Er unserer Übertretungen wegen hingegeben ist; dort ist es die, „wegen, durch“, was auf die moralische Notwendigkeit seiner Hingabe hindeutet. In 1. Petrus 3,18 „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist,“ lesen wir: „Denn es hat ja Christus einmal für (peri = „im Hinblick auf“) Sünden gelitten, der Gerechte für (huper) die Ungerechten.“

Für wie lange hat der Herr sich hingegeben? Wir könnten meinen, dass seine Hingabe auf seine Leiden und sein Sterben am Kreuz beschränkt war, und in der Tat „gab Er sein Leben“ und „gab Er seinen Geist auf“ auf dem Kreuz, wie wir bisher gesehen haben. Doch seine Hingabe erstreckt sich viel weiter. Er hat sich selbst nicht nur für unsere Sünden hingegeben (1Kor 15,4 „und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften;“; Gal 1,4 „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,“; 1Pet 3,18 „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist,“), sondern unser Vers zeigt, dass Er sich hingegeben hat, um eine vollkommene Erlösung zu bewerkstelligen, eine vollkommene Reinigung zustande zu bringen und um unseren Eifer aufrechtzuerhalten. In unserem Vers ist es in erster Linie das Werk auf dem Kreuz, doch die praktische Auswirkung hiervon wird erst vollständig sein, wenn unser Leib erlöst ist (und wir damit auch praktisch von aller Gesetzlosigkeit erlöst sind). Dann wird auch die praktische, tägliche Reinigung von Christi Volk vollendet sein, und es endet sein Wandel in guten Werken.

Epheser 5,25-27 (25) Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, (26) damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, (27) damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“ macht das noch klarer. Christus hat sich für die Gemeinde hingegeben, nicht nur, um sie zu heiligen, sondern auch, um sie fortwährend zu reinigen durch die Waschung mit Wasser durch das Wort bis zu dem Moment und mit dem Ziel, dass Er sie vor sich stellen wird, herrlich, ohne Flecken und Runzel oder etwas dergleichen, sondern heilig und tadellos. Diese bleibende Übergabe hat in der Schrift den zutreffenden Charakter des Knechtseins. Ich erwähnte bereits den hebräischen Knecht aus 2. Mose 21, der sich für immer hingab, um Knecht zu sein, weil er seinen Herrn, seine Frau und seine Kinder liebte. So hat der Herr sich Gott untadelig geopfert, seine Braut geliebt und jeden einzelnen Gläubigen geliebt und sich für sie hingegeben. Als Erstes kam der Sohn des Menschen auf die Erde, nicht um bedient zu werden, sondern um als Sklave zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (Mt 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; vgl. Phil 2,6-8 (6) der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, (7) sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, (8) sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.“). Zweitens ist Er nun im Himmel, wo Er für immer lebt, um für uns einzustehen (Röm 8,34 „wer ist es, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der [auch] auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.“; Heb 7,25 „Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden.“) und um als Sklave uns die Füße zu waschen (Joh 13,2-20). Und wenn wir dann heilig und vollkommen bei Ihm im Himmel sind, wird der Sklavendienst dann beendet sein? Nein, dann wird Er sich immer noch bis in Ewigkeit als Sklave umgürten, uns, die wir seine Sklaven sind, zu Tisch liegen lassen, und Er wird hinzutreten, um uns zu bedienen (Lk 12,37 „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen.“)! Was für eine anbetungswürdige Güte, was für eine vollkommene, alles aufopfernde Liebe.

Diese Liebe muss unser Verständnis von Titus 2,14 „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“ beherrschen. Es hat wenig wert, wenn wir nur anerkennen, dass wir erlöst und gereinigt sind. Wenn wir uns bewusstmachen, was für eine Liebe den Herrn getrieben hat, sich für uns hinzugeben, sollten wir uns dann nicht aus Wiederliebe zu Ihm beeifern, auch praktisch die Gesetzlosigkeit zu verleugnen, einen reinen Wandel haben und gute Werke tun? Abgesehen von der Tatsache, dass unsere neue Natur nichts anderes will, als Wiederliebe zu geben und Ihm zu dienen, der kam, um uns zu dienen. Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat (1Joh 4,19 „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“).

Damit er uns loskaufte

Nun wollen wir, nachdem wir die Triebfeder seiner Hingabe überdacht haben, das Ziel seiner Hingabe besehen. Das erste Ziel ist negativ: uns zu erlösen von aller Gesetzlosigkeit. Das zweite Ziel ist positiv: sich ein Volk zu erwerben, mit drei Kennzeichen: (1) Es ist sein eigenes Volk; (2) Er hat es gereinigt; (3) es ist eifrig in guten Werken (das Erste ist Stellung, das Zweite ist Zustand, das Dritte ist Wandel). Die Erlösung, die Er zustande gebracht hat, ist eine vollkommene Erlösung. Uns sind nicht nur die Sünden vergeben, sondern wir sind auch befreit von der Macht der Sünde. Wir wissen, dass die Sünde Gesetzlosigkeit ist (1Joh 3,4 „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“); es ist die Macht in uns, die sich Gott widersetzt und die sich seinem Willen nicht unterwerfen will, ja die keine einzige Autorität über sich anerkennt als nur die des Fleisches und die des Teufels. Dadurch waren wir vollkommen in der Macht der Sünde (Röm 6,15-23; 7,12-26; Eph 2,1-3 (1) auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, (2) in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams; (3) unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen.“) und in der Macht des Teufels (Apg 16,18 „Dies aber tat sie viele Tage. Paulus aber, tief betrübt, wandte sich um und sprach zu dem Geist: Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren! Und er fuhr aus zu derselben Stunde.“; Heb 2,14.15 (14) Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, (15) und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren.“). Doch Christus hat uns von aller Gesetzlosigkeit erlöst; nicht von allen Gesetzlosigkeiten, wiewohl dies auch wahr ist, sondern von der totalen Macht der Gesetzlosigkeit in ihrer Ganzheit und von jeder Form oder Tat der Gesetzlosigkeit im Besonderen.

Hier wird ein ziemlich seltenes Wort für „erlösen“ gebraucht, nämlich lutroö, das eigentlich „freikaufen“, „lösen“ bedeutet, loskaufen für ein Lösegeld (lutron; Mt 20,28 „so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; Mk 10,45 „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“; in 1Tim 2,6 „der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte,“ steht antilutron). Dieses Verb kommt in den Briefen weiterhin nur in 1. Petrus 1,18 „indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel,“ vor, wo der Apostel sagt, dass wir nicht „erlöst“ sind durch Silber oder Gold, sondern durch das kostbare Blut Christi. Dieser Vers sagt gleichzeitig, was der Grund für unsere Erlösung ist, oder besser: was der Preis ist, mit dem wir freigekauft wurden: Es ist das Blut Christi. Dies sagt auch Hebräer 9,12 „auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut – ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.“, die einzige Stelle, in der in den Briefen das von lutroö abgeleitete selbständige Nomen lutrosis („Erlösung“) vorkommt, also in der Bedeutung von „Freikaufen“: Christus ist mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als Er eine ewige Erlösung erfunden hatte. Was für ein Preis ist das! Er hat sich selbst gegeben, Er hat sein Leben, sein eigenes Blut gegeben, alles, was Er war und hatte, ja sich selbst, damit wir durch diesen unendlich großen und kostbaren Lospreis für ewig und vollkommen freigekauft werden konnten. Er verkaufte alles, was Er hatte, und kaufte die schöne Perle (Mt 13,45.46 (45) Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht; (46) als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“). „Ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1Kor 6,20; 7,23).

Von aller Gesetzlosigkeit

Ist es dann nicht traurig, dass gerade die Gesetzlosigkeit, von der wir erlöst sind, im Neuen Testament so oft mit dem Christentum in Verbindung steht? Im zweiten Brief des Neuen Testaments, der geschrieben wurde, musste der Apostel im Hinblick auf den kommenden Verfall bereits sagen, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon wirksam war (2Thes 2,7 „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der da, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist,“), und zwar inmitten der Christen. Im Verborgenen existierte das Ausüben der Gesetzlosigkeit bereits bei denen, die bekannten, gläubig zu sein. Und diese Verborgene würde sich immer weiter offenbaren bis zum Kommen „des Gesetzlosen“, des Antichristen, der mit dem Abfall gepaart gehen würde. In 2. Korinther 6,14 „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis?“ warnt Paulus die Gläubigen, Gemeinschaft mit der Gesetzlosigkeit einzugehen. Ist dies leider nicht doch geschehen und ist es nicht der Anfang des Verfalls geworden? Jahre später musste Johannes schreiben, dass Antichristen von den Gläubigen ausgegangen waren, die nicht zu ihnen gehörten (1Joh 2,18.19 (18) Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. (19) Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.“). In Verbindung mit ihren Merkmalen sagt der Apostel dann, dass jeder, der die Sünde tut, auch die Gesetzlosigkeit ausübt, denn Sünde ist Gesetzlosigkeit. Daran sind sie erkennbar (1Joh 3,4-6 (4) Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit. (5) Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm. (6) Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht; jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen noch ihn erkannt.“). Ja, früher stellten wir unsere Glieder der Sklaverei der Unreinheit und Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit zur Verfügung, aber jetzt sollen wir unsere Glieder der Sklaverei der Gerechtigkeit zur Heiligung zur Verfügung stellen (Röm 6,19 „Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit.“). Wenn wir nun doch in der Gesetzlosigkeit verharren, zeigen wir damit, dass wir Christus nicht gesehen haben und Ihn nicht kennen (1Joh 3,6 „Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht; jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen noch ihn erkannt.“). In der Endzeit wird diese Gesetzlosigkeit überhandnehmen, wodurch die Liebe der vielen erkalten wird von der Masse der christlichen Bekenner (Mt 24,12 „und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe der Vielen erkalten.“). Sehen wir das in unserer Zeit nicht schon vor sich gehen? Oft unter christlichem Deckmantel nehmen Anarchie, Autoritätsverlust und Wirren immer mehr zu. Das lässt die Zeit reif werden für den, der sich erheben und über jeden Gott groß machen wird und der auf den Gott seiner Väter nicht achten wird, sondern nach seinem Wohlgefallen handeln wird (Dan 11,36.37 (36) Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und sich groß machen über jeden Gott, und gegen den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden; und er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. (37) Und auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die Sehnsucht der Frauen noch auf irgendeinen Gott wird er achten, sondern er wird sich über alles erheben.“).

Wir sind jedoch durch Gnade von aller Gesetzlosigkeit erlöst. Wir haben gesehen, dass das Verb eigentlich „loskaufen“ bedeutet, das ist „befreien, indem ein Lösegeld bezahlt wird“. Doch es beinhaltet mehr. Der Nachdruck liegt nicht nur auf dem bezahlten Preis – dafür existiert im griechischen Neuen Testament das Wort „kaufen“ (1Kor 6,20; 7,23; Off 5,9 „Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation,“) und das stärkere „freikaufen“ (Gal 3,13; 4,5) –, sondern vor allen Dingen auch auf der Befreiung, die demjenigen gebracht wird, für den das Lösegeld bezahlt wurde. Das Verb wird für einen Sklaven gebraucht, der für einen Preis freigekauft wird und dadurch in die volle Freiheit entlassen wird. Auf der erworbenen Freiheit liegt die Betonung.

Was bedeutet das für einen Gläubigen? Es enthält, dass er vollkommen aus der Sklaverei der Sünde, des Todes und Satans befreit ist. Er war ein Sklave und ist nun ein Freier. „Wenn nun der Sohn euch freimacht, werdet ihr wirklich frei sein“ (Joh 8,36). „Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15). „Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht“ (Gal 5,1). Doch was beinhaltet diese Freiheit? Bedeutet das nun, dass wir tun und lassen, was wir wollen? Es ist wie mit dem schwarzen Jungen, der in Sklaverei war und von einem Weißen freigekauft wurde. Dieser sagte zu dem Jungen: „Ich gebe dir die Freiheit, du kannst hingehen, wohin du willst“, worauf der Junge sich vor ihm niederwarf und sagte: „Du hast mich freigekauft, deswegen will ich dir für immer als Sklave dienen – aus Dankbarkeit.“ Er wählte freiwillig den Sklavendienst, allerdings nicht, um weiterhin unter einem schrecklichen Joch zu arbeiten, sondern als ein Freier und aus Hingabe. So wird der Gläubige, der aus derart schrecklichen Mächten befreit ist, nichts anderes wollen, als seinem Retter ewig hingegeben zu dienen (Eph 6,6 „nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut“).

Und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte

Das ist jedoch nicht das Einzige. Wir dienen Christus nicht nur aus Dankbarkeit, sondern auch aus Gehorsam. Deswegen geht das Bild nicht ganz auf, denn Christus hat nie zu uns gesagt, dass wir von nun an tun und lassen können, was wir selbst wollen. Er hat sich hingegeben, nicht allein, damit Er uns erlöse von aller Gesetzlosigkeit, sondern auch, damit Er sich selbst ein eigenes Volk reinige, eifrig in guten Werken. Er hat uns zum Eigentum erworben. Müssen wir also das Bild von jemand anwenden, der einen Sklaven kauft, nicht, um ihm die Freiheit zu geben, sondern um ihn für sich selbst als Sklaven zu gebrauchen? Auch dieses Bild würde nicht ganz aufgehen, weil es die herrliche Freiheit verkennen würde, die Christus uns erworben hat. Wir sehen also, dass wir mit einer Wahrheit zu tun haben, die zwei Seiten hat. In erster Linie müssen wir gut festhalten, dass wir vollkommen befreit sind von der Sünde und dem Tod und nicht mehr in der Angst der Versklavung verkehren (Röm 8,15 „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“; Heb 2,14.15 (14) Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, (15) und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren.“), sondern wirklich vollkommen frei sind und nicht nur Freie, sondern sogar Söhne Gottes sind (Gal 4,1-7.22-31). Genauso wahr ist aber, dass Christus uns für Gott mit seinem Blut erkauft hat (Off 5,9 „Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation,“) und sich selbst ein eigenes Volk gereinigt hat. Darum sagt Paulus: „Freigemacht von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden … Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben“ (Röm 6,15-23). Ebenso sind wir Sklaven Christi geworden (1Kor 7,22 „Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi.“; Gal 1,10 „Denn suche ich jetzt Menschen zufrieden zu stellen oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, so wäre ich Christi Knecht nicht.“; Eph 6,6 „nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut“).

Auf zwei Weisen kommt diese Dienstbarkeit an Christus in unserem Vers zum Ausdruck. Erstens hat Er für sich selbst ein Volk gereinigt; also nicht ein Volk gereinigt, damit es weiter eigene Wege ziehen würde, sondern Er reinigte es für sich selbst, um es selbst zu besitzen. Zweitens reinigte Er ein eigenes Volk. Dieses Wort „eigen“ ist ein merkwürdiges Wort. Es kommt nur hier vor und ist im Griechischen perioesios, was wörtlich bedeutet: „für (ihn selbst) seiend“. Es ist das Wort, das in der alten griechischen Übersetzung des Alten Testaments (der Septuaginta) gebraucht wird in 2. Mose 19,5 „Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein;“; 5. Mose 7,6; 14,2; 26,18 (7:6) Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott; dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“ „(14:2) Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott; und dich hat der HERR erwählt, ihm ein Eigentumsvolk zu sein, aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“ „(26:18) Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote halten sollst;“ (als selbständiges Nomen in Ps 135,4 „Denn Jah hat sich Jakob erwählt, Israel zu seinem Eigentum.“), wo wir denselben Ausdruck haben wie in unserem Vers: „Dich hat Jahwe dein Gott erwählt, dass du ihm zu einem Volk des Eigentums seiest aus allen Völkern, die auf der Erdboden sind.“  Der Ausdruck „Volk des Eigentums“ ist in der griechischen Übersetzung genau derselbe wie in unserem Vers, und damit ist klar, dass Paulus beim Aufschreiben an diese Worte aus dem Alten Testament gedacht hat. So wie Gott sich im Alten Testament ein „eigenes Volk“ erwählt hatte, dass es Ihm diene, so hat Christus nun auch sich selbst ein eigenes Volk gereinigt, eifrig in guten Werken. Das griechische Wort für „eigen“ deutet auf etwas ganz Besonderes hin, etwas Kostbares, das man absondert und beiseitelegt, um es für sich selbst zu reservieren. Es ist also viel tiefsinniger als das gewöhnliche Wort „eigen“ (idios; siehe z.B. Tit 1,2 „in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten;“) im Neuen Testament. In Klammern dazu: In 1. Petrus 2,9 „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;“ folgt Petrus nicht der Septuaginta, sondern er schreibt: „ein Volk zum Besitztum“, worin „Besitztum/Eigentum“ (peripoièsis) wörtlich „Erhalt“ bedeutet (1Thes 5,9 „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesus Christus,“; 2Thes 2,14 „wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.“) oder „erworbener Besitz“ (Eph 1,14).

Volk

Es ist bemerkenswert, dass hier von „dem Volk von Jesus Christus“ die Rede ist. Wir finden verschiedene Ausdrücke für die Gesellschaft derjenigen, die an Christus glauben: die Gemeinde Gottes, das Haus Gottes, der Leib Christi, die Braut des Lammes. Hier wird jedoch über das „Volk“ Christi gesprochen. In Apostelgeschichte 15,14 „Simon hat erzählt, wie zuerst Gott darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.“ betrachtet Jakobus die Sache von der Seite Gottes aus, wenn er sagt: „Gott hat zuerst darauf gesehen, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.“ Hier wird die Gemeinde als ein Volk für Gott gesehen, durch den Heiligen Geist aus den Nationen gesammelt. Diejenigen, die sich aus den Nationen zu Gott bekehren, gehören nicht mehr zu den „Nationen“, und die bekehrten Juden gehören nicht mehr zu den Juden, sondern sie beide bilden zusammen eine dritte Gruppe: die Gemeinde Gottes (1Kor 10,32 „Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen als auch der Versammlung Gottes;“). Vor der Sintflut gab es nur eine Gruppe: „die Menschen“ (1Mo 6,1.5), ohne Einteilung in Nationen. Dies geschah erst nach der Sintflut und nach dem Turmbau zu Babel, als Gott „die Erde (ein)teilte“ (1Mo 10,25), indem Sprachbarrieren zwischen Menschengruppen hervorgerufen wurden und dadurch ihre Macht brachen. Seitdem ist die Rede von „Nationen“ (1Mo 10,32). Aus diesen „Nationen“ erwählt Gott sich dann ein Volk, damit es sein eigenes wäre (5Mo 7,6 „Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott; dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“). Seitdem gibt es im Alten Testament zwei Gruppen auf der Erde: Israeliten und Heiden. Nach Pfingsten kommt dann eine dritte Gruppe hinzu: die Gemeinde Gottes. Global gesehen, gibt es also in den ersten zweitausend Jahren der Menschheitsgeschichte eine Gruppe: Heiden; in der zweiten Periode von zweitausend Jahren zwei Gruppen: „das Volk“ und die Nationen; und in der dritten Periode von zweitausend Jahren sowie im tausendjährigen Friedensreich drei Gruppen: die Nationen, das irdische Volk Gottes und das himmlische Volk Gottes. Im ewigen Zustand wird es zwei Gruppen geben: die Gemeinde Gottes im Himmel und alle übrigen wiedergeborenen Menschen aller Epochen auf der Erde, nicht in Nationen aufgeteilt, sondern gemeinsam das Volk Gottes auf der Erde (Off 21,3 „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“).

Die Gemeinde ist nun das himmlische Volk Gottes auf der Erde. Israel ist als Volk für eine Zeit beiseitegesetzt und trägt momentan den Namen Lo-Ammi, „Nicht-mein-Volk“ (Hos 1,9). Seine Stelle als Zeugnis Gottes auf der Erde wird jetzt eingenommen durch die Gemeinde, übrigens ohne die besondere Berufung Israels zunichtezumachen (Röm 11,29 „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.“). In manchen Texten werden die Prophezeiungen des Alten Testaments über das Volk Gottes in der Gemeinde als geistlich erfüllt angesehen, ohne dass dies von der zukünftigen, wortwörtlichen Erfüllung für Israel etwas wegnimmt (Röm 9,25 „Wie er auch in Hosea sagt: „Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte.““; Heb 4,9 „Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig.“; 1Pet 2,9.10 (9) Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; (10) die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“). In Apostelgeschichte 15 sahen wir den Beweis, dass die Gemeinde aus allen Nationen das Volk Gottes ist. In Offenbarung 5,9 „Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation,“ wird der Herr Jesus hierin einbezogen: „Du hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation.“ Es heißt aber auch wieder: „für Gott“. Unser Vers in Titus 2 ist jedoch einzigartig, denn er sagt, dass die Gemeinde auch das „eigene Volk“ Christi ist. Etwas Ähnliches haben wir in Matthäus 16. Immer ist die Rede von „der Gemeinde Gottes“, doch hier redet der Herr in Matthäus 16,18 „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ von „meiner Gemeinde“. Und das ist sehr wichtig! Übrigens haben die Israeliten ihre „Gemeinde“ (ekklesia), das ist die Volksversammlung (Apg 7,38 „Dieser ist es, der in der Versammlung in der Wüste mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und mit unseren Vätern gewesen ist; der lebendige Aussprüche empfing, um sie uns zu geben;“), und auch die Heiden kennen ihre „Versammlung“ (Apg 19,32); aber der Herr Jesus will seine eigene Gemeinde besitzen, die Ihm völlig gehört, die auf Ihn gegründet ist, dem Sohn des lebendigen Gottes, und die nicht durch die Pforten des Hades überwältigt werden kann. So ist es auch mit seinem „eigenen Volk“. Die Könige der Erde haben ihre Nationen, der Teufel ist ihr Fürst; Israel war das Volk Gottes, und nun ist es Lo-Ammi. Jetzt will der Herr sein eigenes Volk besitzen. Dazu hat Er sich hingegeben, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und uns für sich selbst zu reinigen. Nach diesem Volk verlangte sein Herz (vgl. Apg 18,10 „Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“).

Reinigen

Christus hat uns von den Sünden gereinigt. Er tat dies „für sich selbst“, damit wir, ganz rein geworden, Ihm gehören und Ihm hingegeben leben würden, eifrig in guten Werken. Er reinigte uns, damit wir Ihm zu einem Volk sein würden. So wird Gott auch Israel in der Zukunft „reinigen; und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein“ (Hes 37,23). Um Christus angehören und Ihm dienen zu können, musste Er uns zuerst reinigen von allem, was eine Scheidung machte zwischen uns und unserem Gott (vgl. Jes 59,2 „sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“), weshalb wir Ihm nicht dienen konnten. Erstens gab Er sein Blut, damit wir gereinigt werden würden von aller Sünde (1Joh 1,9 „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“) und damit unser Gewissen durch sein Blut gereinigt werden würde von toten Werken, damit wir dem lebendigen Gott dienen (Heb 9,14 „wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“). Zweitens gab Er sein Wort und wendete dies durch die Kraft des Heiligen Geistes auf unsere Herzen und Gewissen an (Joh 3,5 „Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.“), damit wir uns selbst offenbar werden würden und unser böses Gewissen gereinigt werden würde durch diese Waschung mit dem Wort (Joh 13,10; 15,3 (13:10) Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.“ „(15:3) Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“; Eph 5,26 „damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort,“; Heb 10,22 „so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.“; 1Pet 1,22.23 (22) Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe, so liebt einander mit Inbrunst aus reinem Herzen, (23) die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes;“). Letzteres kommt bei Titus 3,5 „errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes,“ noch ausführlich zur Sprache. Der Hauptgedanke ist hier, dass Christus sich für uns gegeben hat, um sich selbst ein eigenes Volk zu reinigen, eifrig in guten Werken; ein ähnlicher Gedanke wie in Epheser 5,25-27 (25) Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, (26) damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, (27) damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“, wo wir lesen, dass Christus sich für die Gemeinde hingegeben hat, um sie zu heiligen, sie reinigend durch die Waschung des Wassers durch das Wort, damit sie heilig und tadellos sei.

Nur in dem Letzten gibt es einen Unterschied: In unserem Vers ist es praktisch. Es ist das Resultat des Werkes des Herrn in unserem praktischen, täglichen Leben, während Epheser 5,27 „damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“ auf das abzielt, was wir dem Grunde nach jetzt auch schon sind, was aber praktisch erst Wirklichkeit sein wird, wenn der Herr die Gemeinde vor sich hinstellen wird, herrlich, ohne Flecken oder Runzel oder dergleichen. Dennoch ist dies nicht etwas, worauf wir gelassen warten, sondern wir müssen „eifrig sein in guten Werken“, um jetzt schon in der Praxis unserer prinzipiellen Heiligkeit und Tadellosigkeit zu entsprechen, indem wir nach dem inneren Menschen Tag für Tag erneuert werden (2Kor 4,16 „Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch unser innerer Tag für Tag erneuert.“), so dass wir, die wir mit unbedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen, nach demselben Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist (2Kor 3,18 „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“), und damit wir dadurch dem Bild des Sohnes Gottes praktisch gleichförmig werden (Röm 8,29 „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“). Dies kann alles verwirklicht werden, wenn wir nicht nur wissen, dass wir einmal gereinigt worden sind von den Sünden durch das Blut Christi, sondern indem wir uns selbst auch dauerhaft reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes (2Kor 7,1 „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“). Wir sollen nicht nur um den Tod Christi für uns wissen, sondern auch damit rechnen, dass wir jetzt selbst für die Sünde tot sind (Röm 6,11 „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.“). Deswegen müssen wir alle Glieder des „Leibes der Sünde“ (Röm 6,6), die noch auf der Erde sind, töten (Kol 3,5 „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist,“), ja zu aller Zeit das „Sterben“ Jesu im Leib umhertragen, damit auch das Leben Jesu in unserem Leib offenbar wird (2Kor 4,10 „allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde.“). Dann werden wir von dem Fleisch nichts mehr erwarten (Röm 7,18 „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich] nicht.“), sondern nur aus der Kraft leben, die Gott verleiht (1Pet 4,11 „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“), denn die Kraft des Herrn wird nur in unserer Kraftlosigkeit vollbracht (2Kor 12,9 „Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht. Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne.“).

Eifrig in guten Werken

Daher: Lasst uns dem Ziel entsprechen, zu dem Christus uns für sich selbst gereinigt hat, nämlich um eifrig zu sein in guten Werken. Lasst uns Nachfolger des Guten sein (1Pet 3,13 „Und wer ist es, der euch Böses tun wird, wenn ihr Eiferer für das Gute geworden seid?“) und in den guten Werken wandeln, die Gott zuvorbereitet hat (Eph 2,10 „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“). Lasst uns Werke tun, die der Bekehrung entsprechen (Apg 26,20 „sondern verkündigte zuerst denen in Damaskus und auch in Jerusalem und in der ganzen Landschaft von Judäa und den Nationen, Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren und der Buße würdige Werke zu vollbringen.“), und zwar mit allem „Eifer“. Wörtlich steht dort „ein Eiferer guter Werke“. Das Volk Christi muss ein Eiferer sein. Dieses Wort ist im Griechischen zèlotès, was uns natürlich unmittelbar an Simon den Eiferer denken lässt (Lk 6,15 „und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt Zelotes,“; Apg 1,13 „Und als sie hineingegangen waren, stiegen sie in den Obersaal hinauf, wo sie blieben: sowohl Petrus als Johannes und Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Eiferer, und Judas, der Bruder des Jakobus.“), der Mitglied einer extremen pharisäischen Gruppe von „Eiferern“ war, um die Römer zu verjagen. Das Wort wird im Neuen Testament auf zweierlei Weisen gebraucht: erstens in negativem Sinn, als religiöser Eifer, der dem Fleisch gefällt. Paulus nennt sich vor seiner Bekehrung einen Eiferer für Gott (Apg 22,3 „Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Zilizien; aber auferzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels unterwiesen nach der Strenge des väterlichen Gesetzes, war ich, wie ihr alle heute seid, ein Eiferer für Gott;“) und für die Überlieferungen der Väter (Gal 1,14 „und in dem Judentum zunahm über viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, indem ich übermäßig ein Eiferer für meine väterlichen Überlieferungen war.“), während die judäischen Christen Eiferer für das Gesetz genannt werden (Apg 21,20 „Sie aber, als sie es gehört hatten, verherrlichten Gott und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende es unter den Juden gibt, die gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz.“), und Paulus nennt sie Ungehorsame (Röm 15,31 „damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen wohlangenehm sei;“). Es ist ein Eifer, der den Menschen verherrlicht, Gott aber ungehorsam ist. Vielleicht ist der Eifer so groß, dass der Mensch – was die Gerechtigkeit aus dem Gesetz betrifft – tadellos ist (Phil 3,6 „was den Eifer betrifft, ein Verfolger der Versammlung; was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, für untadelig befunden.“); wenn er jedoch Auge in Auge der Herrlichkeit Christi gegenübersteht, wird er klein wie ein nichtiger Wurm (Apg 22,6-11). Gottes Geist sagt von solchen Menschen, dass ihr Eifer verkehrt ist, denn sie befinden sich selbst nicht in der richtigen Gesinnung vor Gott und versuchen, andere davon abzuhalten, damit sie Eifer für sie erbringen (Gal 4,17 „Sie eifern um euch nicht gut, sondern sie wollen euch ausschließen, damit ihr um sie eifert.“; vgl. Mt 23,13 „Wehe aber euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen; denn ihr geht nicht hinein, noch lasst ihr die hineingehen, die hineingehen wollen.“; Apg 14,2 „Die ungläubigen Juden aber reizten und erbitterten die Seelen der er aus den Nationen gegen die Brüder.“). Der Apostel fügt in Galater 4 zwar hinzu, dass es an sich nicht verkehrt ist, eifrig zu sein, doch dann eifrig in Gutem, und zwar allezeit (vgl. unser Vers). So kommen wir zu der zweiten Bedeutung, in der „eifrig“ im Neuen Testament gebraucht wird, nämlich eifrig nicht in dem, was vom sündigen Fleisch ist, indem wir uns unter Gesetz stellen (das immer Fluch hervorruft, Gal 3,10 „Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!““), sondern eifern in dem, was vom Geist ist, der in uns wohnt und der die führende Kraft für die Ausübung der Gnadengaben ist, die wir empfangen haben (1Kor 12,31; 14,1.12.39 (12:31) Eifert aber nach den größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.“ „(14:1) Strebt nach der Liebe; eifert aber nach den geistlichen Gaben, viel mehr aber, dass ihr weissagt.“ „(14:12) So auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung.“ „(14:39) Daher, meine Brüder, eifert danach, zu weissagen, und wehrt nicht, in Sprachen zu reden.“; „streben“ ist wörtlich „eifern“).

In Verbindung mit Vers 7 haben wir gesehen, dass „gute Werke“ hier Werke sind, die in sich selbst edel und rein sind und die auf den Dienst und die Verherrlichung des lebendigen und wahren Gott abzielen. Etwas Ähnliches haben wir auch in Titus 3,8 „Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“, wo die Gläubigen „gute Werke betreiben sollen“. Es ist nicht nur nötig, dass der Herr Jesus unser Gewissen reinigt von toten Werken (das ist negativ), sondern auch, dass wir zu dem Positiven kommen, wozu diese Reinigung stattgefunden hat, nämlich um dem lebendigen Gott zu dienen (Heb 9,14 „wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“; 1Thes 1,9 „Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“). Denn wir sind sein Werk (für Ihn geschaffen! Vgl. Kol 1,16 „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“), geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor (schon bevor die Welten existierten; Eph 1,4 „wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe;“) bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,10 „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“). Und sollten die Gläubigen darin versagt haben, so ruft der Herr ihnen zu: „Sei eifrig und tue Buße … und tue die ersten Werke“ (Off 3,9; 2,5).

Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten

Am Ende dieses Kapitels kehrt der Apostel zu seinem Anfang zurück, wo er gesagt hat: „Rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Nachdem er ausführlich dargelegt hat, welche Handlungsweise der Gläubigen und jeder einzelnen Gruppe von Gläubigen hinsichtlich des Inhalts der gesunden Lehre geziemt, wiederholt er noch einmal: „Rede diese Dinge“, um sie Titus mit Nachdruck aufs Herz zu legen. Alle drei Verben, die in diesem Vers genannt werden, sind übrigens Wiederholungen von früheren Versen, nämlich „ermahnen“ in Titus 2,6 „Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein,“ und „bestrafen“ in Titus 1,13 „Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“. Das „Reden“ ist allgemein: mitteilen, was gesund und geziemend ist für jeden Gläubigen (der Codex Alexandrinus hat hier das Verb „lehren“ wie in Tit 1,11 „denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt.“). Das „Ermahnen“ ist dort nötig, wo trotz des „Redens“ (oder „Lehrens“) der Wahrheit durch Titus das Fleisch bei den Gläubigen wirksam ist oder wo der Satan oder die Welt Einfluss genommen hat und die Wahrheit, die gesunde Lehre, eintrübt. Das „Bestrafen“ ist dort nötig, wo öffentlich Widerstand oder Verfall vorhanden ist; wo der Feind öffentlich widersteht, muss das Böse auch öffentlich „an den Pranger gestellt werden“ (wir haben in Tit 1,13 „Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“ gesehen, dass das die eigentliche Bedeutung dieses Wortes ist).

Mit allem Nachdruck

Titus brauchte sich hierbei nicht gehemmt zu fühlen, sondern konnte mit aller Autorität sprechen, denn er musste sich bewusst sein, der Abgeordnete des Apostels zu sein. Das Wort, das hier durch „Nachdruck [in NL: Autorität]“ übersetzt ist, wird an anderen Stellen immer mit „Befehl“ übersetzt (z.B. Tit 1,3 „zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“). Es weist also auf die Autorität hin, die er als Befehlsgeber hat. Titus konnte befehlend sprechen, weil er dazu alle Autorität hatte. Gott ist natürlich die Autorität über alles, deswegen kann Er befehlen. Das Neue Testament verbindet dies mit Gottes Berufungen und Offenbarungen (Röm 16,26 „jetzt aber offenbart und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes, zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden ist,“; 1Tim 1,1 „Paulus, Apostel Christi Jesu, nach Befehl Gottes, unseres Heilandes, und Christi Jesu, unserer Hoffnung,“; Tit 1,3 „zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“) und des Weiteren mit apostolischer Autorität wie in unserem Vers (1Kor 7,6.25 „Dies aber sage ich aus Nachsicht, nicht befehlsweise.“ „Was aber die Jungfrauen betrifft, so habe ich kein Gebot des Herrn; ich gebe aber eine Meinung als einer, der vom Herrn begnadigt worden ist, treu zu sein.“; 2Kor 8,8 „Nicht befehlsweise spreche ich, sondern wegen des Fleißes der anderen und um die Echtheit eurer Liebe zu prüfen.“). Titus hatte Autorität, weil der Apostel ihn gesandt hatte. Doch der „Apostel“ war selbst ein „Gesandter“ des Herrn, so dass die Autorität, mit der Titus seine Befehle geben konnte, von dem Herrn selbst war. So wie die Gebote von Paulus die Gebote des Herrn waren (1Kor 14,37 „Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist.“) und wie der Herr selbst gesagt hat: „Wer aufnimmt, wen irgend ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Joh 13,20). So sandte Gott also den Herrn Jesus, der Herr sandte den Apostel Paulus, und Paulus sandte Titus. Wer nun Titus empfangen und ihm gehorchen würde, würde Gott selbst gehorchen. Natürlich durfte ihn diese Autorität nicht zur Selbstüberhebung bringen, sondern er musste diese Autorität in einem Geist der Liebe und der Sanftmut ausüben. Hierin ist der Herr das vollkommene Vorbild, und auch Paulus, zum Beispiel in seiner Haltung den Korinthern gegenüber, war Titus ein Vorbild.

Lass niemand dich verachten

Titus war wahrscheinlich noch jung, als Paulus ihm diese Aufgaben übertrug, genau wie Timotheus es war. Es könnte also möglich sein, dass einige ihn nicht ernst nehmen und ihn verachten würden. Vielleicht würden sie bei seinen Ermahnungen ihre Schultern hochziehen oder versuchen, seine Worte zu verdrehen. Der Apostel nimmt dies sehr übel. „Niemand verachte dich.“ Zu Timotheus sagte er sogar: „Niemand verachte deine Jugend“ (1Tim 4,12). Vergleiche auch 1. Thessalonicher 5,12.13 (12) Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, (13) und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen. Seid in Frieden untereinander.“. Die Verben in diesen Versen stehen nicht im Konjunktiv, sondern in der Befehlsform: „Niemand darf dich verachten“; nicht ein Wunsch, sondern ein Befehl. Übrigens ist das Wort „verachten“ in unserem Vers nicht dasselbe wie in 1. Timotheus 4,12 „Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit.“. Das Wort in unserem Vers kommt im Neuen Testament nicht weiter vor und bedeutet ursprünglich „Überlegungen haben über etwas“, was bei dem Gebrauch des Wortes immer „verkehrte Gedanken“ bedeutet.

Auch bei anderen jungen Männern in der Bibel kommt die Furcht vor, dass die Älteren geringschätzig über sie sprechen könnten. Zum Beispiel bei Elihu, der sagte: „Ich bin jung an Jahren, und ihr seid Greise; darum habe ich mich gescheut und gefürchtet, euch mein Wissen mitzuteilen“ (Hiob 32,6). Doch David konnte sagen: „Verständiger bin ich als alle meine Lehrer, denn deine Zeugnisse sind mein Sinnen. Mehr Einsicht habe ich als die Alten, denn die Vorschriften habe ich bewahrt“ (Ps 119,99.100). Auch bei Jeremia gab es Furcht: „Ach, Herr, HERR, siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung.“ Doch der Herr antwortet dann: „Sage nicht: Ich bin jung; denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden“ (Jer 1,6.7). In demselben Sinn sprach Paulus zu Titus. So kann Gott in Zeiten von Not manchmal einen jungen Mann senden (wie z.B. Sacharja, Sach 2,4 „Und ich sprach: Was wollen diese tun? Und er sprach zu mir und sagte: Jene sind die Hörner, die Juda dermaßen zerstreut haben, dass niemand mehr sein Haupt erhob; und diese sind gekommen, um sie in Schrecken zu versetzen und die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die das Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.“), doch dann muss er auch in der Tat einen Auftrag (Tit 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“) und einen berührten Mund haben (Jes 6,7 „Und er berührte meinen Mund damit und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; und so ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde gesühnt.“; Jer 1,9 „Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an, und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.“), um mit Autorität von oben reden zu können. Manche fassen unseren Vers so auf: „Bring deine Ermahnungen und betrage dich so, dass du keinen Anlass zur Verachtung gibst. Dein Vorbild und dein Betragen müssen deine Worte bekräftigen, so dass du Respekt und Unterordnung erzwingst.“ Auch dies ist in der Tat eine wichtige Lektion.

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De brief van Paulus aan Titus,
Winschoten
(Uit het Woord der Waarheid) o.J. (ca. 1970)

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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