Baruch
Der HERR ermutigt einen mutlos gewordenen Sekretär

Philip Nunn

© SoundWords, online seit: 01.01.2010, aktualisiert: 06.11.2019

Meinen Mitbrüdern und -schwestern gewidmet, die aktiv dem HERRN dienen, vor allem denen, die in einem „vollzeitlichen“ Dienst stehen!

Leitverse: Jeremia 32–45

Einleitung

Baruch war der Sekretär und persönliche Assistent des bekannten Propheten Jeremia. Gott benutzte die beiden, um dem südlichem Königreich Juda Seine Botschaft zu bringen, einem Volk, dass sich dem Götzendienst zugewandt hatte und moralisch dekadent geworden war. Über mehr als vierzig lange Jahre (627–586 v.Chr.) warnte Jeremia sie davor, dass Gott sie streng bestrafen würde, wenn sie nicht umkehrten. Während dieser Zeit kämpften drei mächtige Nationen um die Vorherrschaft in der Welt des Orients, Assyrien (mit seiner Hauptstadt Ninive), Babylon und Ägypten. Israel und Juda konnten nicht vermeiden, in diese Konflikte hineingezogen zu werden, da sie geographisch genau in der Mitte dieser drei Mächte lagen. Die Herzen der Männer und Frauen in Juda hatten sich gegen den Herrn verhärtet, und eine Bestrafung schien jetzt unvermeidlich. Es waren traurige Tage. Jeremia hat darüber geklagt und oft geweint.

Interessanterweise nahm Gott in dieser Situation besonders Notiz von einem einzelnen Mann, der sehr entmutigt war, nämlich von Jeremias Sekretär Baruch. Er hatte sehr hart gearbeitet und sicher erwartet, dass sich dadurch auch etwas zum Positiven verändern würde, aber jetzt sagte er zu sich:

Jer 45,3: Wehe mir! Der HERR hat Kummer zu meinem Schmerz hinzugefügt! Ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht.

Die großen Zeitungen zeigen ein besonderes Interesse für die Reichen und Mächtigen, Königshäuser, Politiker und bekannte Schauspieler, Sport- oder Musikstars. Unser Gott dagegen zeigt ein liebevolles Interesse nicht nur an seinen in der Öffentlichkeit aktiven und überall bekannten Dienern, sondern auch an jedem einzelnen dieser vielen unsichtbaren Diener, die hinter den Kulissen tätig sind, die beten, die Geld geben, die sauber machen, die vorbereiten, die unterstützen, die anderen dienen, die organisieren, die übersetzen, die helfen, die reparieren, die eine Botschaft, die Gott anderen gegeben hat, vervielfältigen und verbreiten … Unser Gott kümmert sich um das geistliche Wohl der „Assistenten“ und „Sekretärinnen“. Als Er bemerkte, dass Baruch entmutigt war, gab Gott Jeremia eine persönliche Prophezeiung für Baruch:

Jer 45,2: So spricht der HERR, der Gott Israels, von dir, Baruch …

Manchmal brauchen auch wir Korrektur, Trost und Ermutigung!

Warum war Baruch so mutlos?

Warst du auch schon einmal entmutigt? Manchmal schleicht sich solche Mutlosigkeit ganz langsam ein, wenn ständig neue Herausforderungen auf uns eindringen, wenn unsere Bemühungen nur auf Apathie bei den anderen stoßen oder wenn wir anfangen, an dem Wert dessen zu zweifeln, was wir gerade tun. Manchmal kommt eine Entmutigung auch eher schnell und trifft uns ziemlich tief, wenn wir ernsthafte Hindernisse, frustrierende Rückschläge oder starken Widerstand erleben müssen. Wir erkennen auf einmal, dass manche große Erwartungen sich jetzt nicht erfüllen und sich vielleicht auch nie erfüllen werden! Gott zu dienen, indem man mit und für so einen Propheten wie Jeremia arbeitet, war keine leichte Aufgabe. Sehen wir uns jetzt eine Reihe von Faktoren an, die sehr wahrscheinlich im Lauf der Zeit die wesentlichen Anlässe dafür waren, dass Baruch diese Lebensphasen der Frustration, Müdigkeit und Mutlosigkeit durchlitten hat.

1. Die Botschaft

Wegen des hartnäckigen Ungehorsams des Volkes von Juda handelten die Prophezeiungen, die Baruch aufschreiben musste, vor allen Dingen von Gericht und Strafe, wie die folgenden:

Jer 32,5: Wenn ihr mit den Chaldäern kämpft, so wird es euch nicht gelingen.

Jer 36,7: Groß ist der Zorn und der Grimm, den der HERR über dieses Volk ausgesprochen hat.

Jer 36,29: Der König von Babel wird gewiss kommen und dieses Land verderben und Menschen und Vieh daraus vertilgen.

Da ist es doch eine große Versuchung, die Botschaft Gottes ein bisschen abzuändern und sie dem anzupassen, was den Zuhörern „in den Ohren kitzelt“ (2Tim 4,3). Es macht uns wohl Freude, eine Botschaft von Gottes Anerkennung und Segen zu verkündigen. Aber manchmal müssen wir anderen auch Gottes Missbilligung oder sogar sein Gericht mitteilen, wenn wir uns als treue Knechte erweisen wollen. Und das ist bestimmt keine angenehme Aufgabe!

2. Die Zuhörer

Der Herr hatte zunächst noch Hoffnung:

Jer 36,3: Vielleicht wird das Haus Juda auf all das Böse hören, das ich ihnen zu tun gedenke, damit sie umkehren, jeder von seinem bösen Weg, und ich ihnen ihre Ungerechtigkeit und ihre Sünde vergebe.

Aber die Zuhörer haben Gott verworfen und damit auch seine Botschaft und die Träger der Botschaft Gottes. „Sie haben ihre Gesichter härter gemacht als Fels, sie haben sich geweigert umzukehren“ (Jer 5,3). Der König von Juda gab den Befehl, „den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremia zu verhaften“ (Jer 36,26). Manchmal werden die Motive eines Boten Gottes in Frage gestellt, wird er fälschlicherweise beschuldigt und sogar mit dem Tod bedroht, weil er „nicht das Wohl dieses Volkes sucht, sondern seinen Untergang“ (Jer 38,4). Nur sehr wenige Zuhörer reagieren so positiv wie die in Thessalonich, die die Lehre des Paulus „nicht als Menschenwort annahmen, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort“ (1Thes 2,13).

3. Die Art der Arbeit

Die Arbeit eines Schreibers war zeitraubend und äußerst genau. Kleine Schreibfehler waren nur schwer zu korrigieren und machten es häufig erforderlich, das ganze Manuskript noch einmal neu zu schreiben. Wir lesen, dass Jeremia alle Worte diktierte, die der HERR zu ihm geredet hatte, und Baruch sie in eine Buchrolle schrieb (Jer 36,4). Nach vielen Monaten der Schreibarbeit las Baruch die darin stehende Botschaft im Tempel vor. Irgendjemand brachte diese Buchrolle zum König:

Jer 36,23: Und es geschah, sobald Jehudi drei oder vier Spalten vorgelesen hatte, zerschnitt sie der König mit dem Schreibermesser und warf sie in das Feuer, das im Kohlenbecken war, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens vernichtet war.

Die ganze Arbeit war in Flammen aufgegangen! Baruch hatte keine Fotokopien aufbewahrt, es gab kein Computerbackup! „Jeremia nahm eine andere Rolle und gab sie dem Schreiber Baruch“, und dann fing für beide die ganze Arbeit noch einmal von vorne an (Jer 36,32). Was für eine Entmutigung für Baruch! Konnte Jeremia es denn nicht selbst aufschreiben? Konnte Jeremia seine Botschaft nicht einfach nur predigen, anstatt sie aufschreiben und vorlesen zu lassen? Konnte Gott mit den Menschen nicht effizienter kommunizieren, indem Er Engel, Träume und Visionen schickte? Das Ergebnis unserer Arbeit bringt nicht immer das hervor, was wir erwarten. Manchmal sieht alles für uns aus wie ein Schlag ins Wasser! Wenn wir, wie Archippus, in der Versuchung stehen, aufzuhören und aufzugeben, sollten wir uns die Mut machenden Worte von Paulus zu Herzen nehmen:

  • Kol 4,17: Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.

4. Der Mangel an Status und Anerkennung

In der damaligen Zeit konnten nicht sehr viele Leute lesen und schreiben. Manchmal mussten sogar Könige sich vorlesen lassen, weil sie selbst nicht lesen konnten. Wenn man lesen und schreiben konnte, konnte einem das die Türen zu gut bezahlten und einflussreichen Positionen öffnen. Solche Leute galten als kultiviert und intellektuell hochstehend. Was hatte Baruch denn mit seiner beruflichen Ausbildung erreicht? Gerariah war ein Sekretär im Tempel. Wenn er eine Visitenkarte gehabt hätte, hätte seine Büroadresse wohl die meisten beeindruckt: „Oberer Vorhof, Am Neuen Tempeltor, Jerusalem“ (Jer 36,10). Wenn man Elischama und Jehudi nach ihrer Arbeit gefragt hätte, hätten sie dich voll Selbstvertrauen und Zufriedenheit angesehen und gesagt: „Wir sind königliche Sekretäre.“ Sie hatten ein sehr großes Büro mit der Adresse: „Sekretariatskammer, Königlicher Palast, Jerusalem“ (Jer 36,12; 20,21). Und Baruch? Nach all den Jahren des Studiums und der harten Arbeit war Baruch immer noch nur der Sekretär eines melancholischen und unbeliebten Propheten! Niemand schien ihm zu danken oder Bewunderung für seine engagierte Arbeit ausdrücken. Manchmal können auch wir es vergessen, dass wir „dem Herrn Christus dienen“ (Kol 3,23.24). Einzig und allein diese Tatsache verleiht dem christlichen Dienst Bedeutung und Würde.

5. Die düstere Zukunft

Wir wissen, dass Baruch ein visionärer Typ war, der Gott diente, aber auch von „großen Dingen“ für sich selbst träumte (Jer 45,5). Baruch kannte die Geschichte von Josua, der Mose viele Jahre als persönlicher Assistent gedient hatte, und wird wohl von ihr ermutigt worden sein. Eines Tages sagte Gott zu Mose:

  • 4Mo 27,18-20: Nimm dir Josua … und lege von deiner Würde auf ihn, damit die ganze Gemeinde der Kinder Israel ihm gehorche.

Josua hatte „es geschafft“!

Baruch kannte auch die Geschichte von Elisa, der viele Jahre lang Elia diente als sein persönlicher Assistent. Elisa bat Elia um eine große Sache, ein „doppeltes Teil von deinem Geist“. Bald danach fing Elisa an, seine eigenen eindrucksvollen Wunder zu tun, und erlangte dadurch öffentliche Anerkennung:

  • 2Kön 2,9-15: Die Söhne der Propheten … kamen ihm entgegen und beugten sich vor ihm zur Erde nieder.

Elisa hatte „es geschafft“!

Und wie sah Baruchs Zukunft aus? Jeremias Prophezeiungen malten eine traurige und deprimierende gemeinsame Zukunft vor Augen. Da gab es keinen wichtigen, angesehenen oder stabilen Arbeitsplatz, den Baruch anstreben konnte! Warum war die Zukunft für Baruch so düster im Vergleich zu Josua und Elisa? Als Petrus einmal in Versuchung kam, seine eigene Zukunft mit der eines anderen Jüngers zu vergleichen, wurde er liebevoll darauf hingewiesen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern! Der Herr hat eine andere Aufgabe, einen anderen Dienst und eine andere Zukunft für jeden seiner Diener. Jesus antwortete: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (Joh 21,21.22).

6. Das Opfer

Baruchs Dienst brachte ihn in die Situation, dass er Jeremia in vielen schwierigen und schmerzhaften Situationen begleiten musste. Sie beide wurden mit Gottes Botschaft identifiziert. Sie wurden gemeinsam verspottet und abgelehnt, erlitten gemeinsam Hunger und Kälte, wurden gemeinsam ungerechtfertigt angeklagt und bedroht. Der König befahl: „Verhaftet Baruch, den Schreiber und Jeremia, den Propheten“ (Jer 36,26). Der Weg des Gehorsams hat seine Freuden, aber auch seine Schmerzen. Ungerechtes Leiden ist besonders schwer zu akzeptieren, und doch wird uns gesagt:

  • 1Pet 2,19.20: Es ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet.

Manchmal erfordert unser Dienst, dass wir auf ganz legitime Segnungen verzichten müssen. Der Herr hatte Jeremia angewiesen:

  • Jer 16,2: Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort.

Was fühlte Jeremia wohl, wenn er sah, wie Kinder fröhlich spielen oder wie ein Mann liebevoll seine Frau umarmte? Einmal wurde es dem Petrus auch bewusst, was für einen hohen Preis er zahlte, und deshalb fragte er: „Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt! Was wird uns nun zuteilwerden?“ Jesus antwortete:

  • Mt 19,27-29: Jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird hundertfach empfangen und ewiges Leben erben.

Der Herr sieht unsere großzügigen und fröhlichen Opfer und wird sie immer belohnen.

7. Das „Schweigen“ Gottes

Im Lauf der Zeit ballten sich so viele Ereignisse zusammen, dass Baruch sich ganz verzweifelt fühlte:

Jer 45,3: Wehe mir! Der HERR hat Kummer zu meinem Schmerz hinzugefügt! Ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht.

Es ist schon schlimm genug, wenn wir uns selbst erleben, wie wir stöhnen, uns erschöpft fühlen und ständig unruhig sind. Aber die Verzweiflung fängt richtig an, nach unserer Seele zu greifen, wenn sich in uns Gedanken breitmachen können, dass unser Gott gefühllos, irgendwo weit weg und passiv ist. Noch schlimmer ist es, wenn wir allmählich zu der Einschätzung kommen, dass Gott tatsächlich Trauer zu unserem Schmerz hinzufügt, also dass unser Leben eigentlich besser wäre ohne Ihn. Solche Gedanken haben einen dämonischen Ursprung, sie haben das einzige Ziel, uns an der Macht, Weisheit und Güte unseres himmlischen Vaters zweifeln zu lassen. Wenn wir solchen Gedanken weiter nachgeben, wird sich die depressive Spirale sicherlich immer schneller nach unten drehen. Wenn wir müde oder traurig sind, ist unser Geist schwach, und wir sind anfälliger für einen satanischen Angriff. Wir müssen die Herkunft solcher Lügen über Gott identifizieren und sie kräftig im Namen von Christus zurückweisen. Es ist durchaus möglich, dass wir Gottes Zeitplan nicht verstehen können oder nicht verstehen können, warum Er manches zulässt, manches tut oder eben nicht tut. Aber wir sollten es nicht zulassen, dass unser eigenes beschränktes Verständnis einen Zweifel an der Kraft, der Weisheit und der Güte des Herrn aufwirft.

  • Jes 26,3: Den festen Sinn bewahrst du in vollkommenem Frieden, denn er vertraut auf dich.

Gottes Antwort auf Baruchs Mutlosigkeit

Manchmal können wir schon den Schmerz unseres Bruders sehen, wenn wir ihm in die Augen schauen. Mütter haben in der Regel die besondere Fähigkeit, Anzeichen von Verzweiflung bei ihren eigenen Kindern zu entdecken. Unser liebender himmlischer Vater sieht unsere Umstände, Handlungen und Motive, Er hört unsere Worte und kennt die geheimsten Gedanken, Er spürt unsere Gefühle. Es ist ein großer Trost zu wissen, dass „kein Geschöpf vor ihm unsichtbar ist, sondern alles ist bloß und aufgedeckt“ (Heb 4,13), oder wie David gesungen hat:

  • Ps 139,2-4: Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von fern. … Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, HERR, du weißt es ganz.

Baruchs innere Finsternis und Entmutigung hatten ihren Ursprung in fehlerhaften Denkmustern. In einer kurzen, direkten und persönlichen Botschaft ermutigt der Herr Baruch, die Wahrheit zu denken und die Realität zu verstehen und zu glauben, wie sie wirklich ist.

Der Herr sprach zu Jeremia:

Jer 45,4.5: So sollst du zu ihm [Baruch] sagen: So spricht der HERR: Siehe, was ich gebaut habe, breche ich ab; und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus, und zwar das ganze Land. Und du, du trachtest nach großen Dingen für dich? Trachte nicht danach! Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht der HERR; aber ich gebe dir deine Seele zur Beute an allen Orten, wohin du ziehen wirst.

Diese Botschaft besteht aus drei Teilen.

1. Der Herr korrigiert Baruchs Sicht von der Wirklichkeit

Baruch hatte alles getan, was ihm befohlen wurde, er hatte hart gearbeitet und doch waren die Ergebnisse sehr enttäuschend. Die aufopfernden Bemühungen von Jeremia und Baruch hatten die Welt um sie herum einfach nicht verändert. Was war denn alle ihre Arbeit wert? Sollten sie weitermachen? War dieser Job nicht „verschwendete Zeit“? Baruch erlebte einen inneren Aufruhr und tat sich selbst leid:

Jer 45,3: Wehe mir! Der HERR hat Kummer zu meinem Schmerz hinzugefügt! Ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht.

Der HERR sieht Baruchs inneren Kampf und beginnt damit, Baruchs Augen von sich selbst weg zu lenken. Die Welt dreht sich nicht um „dich“. Was passiert oder auch was nicht geschieht, ist keine schwere Last, die du auf „deinen“ Schultern tragen musst.

Jer 45,4: So spricht der HERR: Siehe, was ich gebaut habe, breche ich ab; und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus, und zwar das ganze Land.

Achte hier auf das mehrfach wiederholte „Ich“.

Der HERR kann aufbauen und pflanzen mit oder ohne Baruch. Das ist wahr. Das ist die Wirklichkeit. Der HERR kann uns dazu einladen, uns an einem Teil seines großen Projekts zu beteiligen, aber es bleibt immer noch „sein“ Projekt. Es ist der HERR selbst, der uns Gaben und Begabungen beschenkt, der uns zum Dienst beruft, der uns die Kraft für alle unsere Bemühungen gibt. Aber es ist auch der HERR, der bestimmt, ob es Zeit ist, zu bauen oder abzubrechen, ob es Zeit ist zu pflanzen oder auszureißen. Der Mensch steht nicht im Zentrum des Universums. Unser himmlischer Vater liebt uns, kümmert sich um uns und hat seine Freude an uns, aber „wir“ und „unsere Anstrengungen“ stehen nicht im Zentrum der Pläne Gottes. Es geht um den Herrn Jesus Christus, sein Werk, seine Herrlichkeit, seine glorreiche ewige Zukunft!

  • Kol 1,16-18: Durch ihn [Jesus Christus] wurden alle Dinge geschaffen …, alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen …, damit er in allem die Vorrangstellung haben soll.

Lieber Mitknecht, begreif doch das große Bild, sieh die Wirklichkeit mit den Augen Gottes an, erkenne dich selbst und deine aufopferungsvolle Arbeit als einen kleinen Teil von Gottes globalem und ewigem Plan. Jeremia betete:

Jer 32,18.19: Du großer und mächtiger Gott, dessen Name der HERR der Heerscharen ist, groß sind deine Pläne und mächtig sind deine Taten.

Gott wird seine Absichten im Lauf der Zeit und nach seinem Zeitplan zur Ausführung bringen.

2. Der HERR korrigiert Baruchs Ansichten über seinen Auftrag

Baruchs Frustration über den Mangel an sichtbaren Ergebnissen bewegte ihn dazu, von einem bedeutenderen Arbeitsplatz zu träumen oder von besseren Möglichkeiten, um Anerkennung und Befriedigung zu bekommen. Der HERR sah die Absichten in Baruchs aufgewühltem Herzen und fragte ihn:

Jer 45,5: Und du, du trachtest nach großen Dingen für dich?

Manchmal beruft der HERR Männer und Frauen, bereitet sie vor, gibt ihnen Kraft und vertraut ihnen dann eine große Aufgabe an, „groß“ aus der Perspektive Gottes. Aber wenn sich, wie bei Baruch, unser Fokus nach innen wendet und wir große Dinge für uns selbst suchen, ist die Botschaft des HERRN eindeutig: „Such sie nicht!“

Der Herr fordert uns als Christen auf, groß zu denken und große Schätze aufzuhäufen, aber im Himmel, „wo die Motten und der Rost nicht zerstören und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen“. Warum nicht auf der Erde? „Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Mt 6,20.21). Der Apostel Paulus bemerkte einmal, dass wir uns sogar in einem christlichen Dienst engagieren und dabei von falschen Motiven angetrieben werden können (Phil 1,15.17). Selbstsüchtige Motive beschmutzen den Dienst von Christen und vernichten manche glückliche Teamarbeit. Wir werden dazu aufgefordert, „nichts aus Eigennutz (oder: Streitsucht) oder eitlem Ruhm zu tun … Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“ (Phil 2,3-5).

Welche Talente und Fähigkeiten hast du bekommen? Was ist deine Berufung? Was ist deine Aufgabe? Sobald du weißt, was der Herr dir zu tun aufgegeben hat, halte daran fest. Bis der Herr dir deutlich macht, dass du etwas anderes anfangen sollst, sei „allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1Kor 15,58). Manchmal muss die Strategie oder Methode eines Dieners geändert werden angesichts der beobachteten Ergebnisse, aber sein Herz darf sich nicht auf große Statistiken ausrichten. Unser Herzenswunsch ist es doch, unseren Meister einmal sagen zu hören:

  • Mt 25,21: Gut gemacht, guter und treuer Knecht! … Gehe ein in die Freude deines Herrn!

Ist das immer noch die Sehnsucht deines Herzens?

3. Der HERR korrigiert Baruchs Sicht auf die Zukunft

Einer der Faktoren, die zu Baruchs depressiven Gedanken beitrugen, war es, dass er keine Hoffnung für die Zukunft mehr sah. Die Führer von Juda ignorierten fortwährend Gottes Botschaft, und bald würde Gott die babylonische Armee dazu benutzen, Juda zu erobern, zu töten, zu zerstören und die Kontrolle übernehmen. Der Herr bestätigte teilweise Baruchs düstere Einschätzung: „Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht der HERR.“ Zu manchen Zeiten wollte Gott bauen und pflanzen. Aber jetzt hatte er beschlossen, abzubrechen und auszureißen. Die Tatsache, dass Gott die Entscheidung trifft, ein Projekt zu stoppen, einen Dienst zu beenden oder sogar sein Volk zu disziplinieren und zu strafen, bedeutet nicht, dass Gott „weggegangen“ ist oder dass jede Hoffnung sich in Luft aufgelöst hat. Tatsächlich sind gerade diese Handlungen des Abbrechens und Ausreißens klare Anzeichen dafür, dass Gott mitten in diesem Geschehen immer noch aktiv ist und alles unter Kontrolle hat. Solange wir auf der Erde sind, haben solche schmerzhaften Veränderungen und scheinbaren Rückschläge einen bestimmten Zweck. Glücklicherweise gibt es immer ein göttliches „Aber“. Der HERR segnete Baruch mit einem persönlichen Versprechen: „Aber ich gebe dir deine Seele zur Beute an allen Orten, wohin du ziehen wirst.“

Diese persönliche Prophezeiung wurde Baruch im vierten Jahr des Königs Jojakim gegeben (Jer 45,1). Baruch erhielt dieses Versprechen des Herrn also während der Ereignisse, die in der ersten Hälfte des 36. Kapitels von Jeremia erzählt werden. In der zweiten Hälfte des Kapitels lesen wir, dass der König Jeremias Prophezeiung ablehnte, die Buchrolle verbrannte und die Verhaftung von Baruch und Jeremia befahl. Dann kommt ein weiteres göttliches „Aber“. Die Armee suchten nach ihnen, „aber der HERR hatte sie verborgen“ (Jer 36,26). Baruch war sicher. Der Herr hatte schon begonnen, sein Versprechen zu erfüllen.

Wie sieht deine Sicht auf die Zukunft aus? Wird deine Sicht von dunklen Gedanken beherrscht? Hast du Angst vor der Zukunft? Der Herr Jesus hat uns nie eine einfache Reise auf der Erde versprochen und uns auch keine großartige Vision von ständigem Wachstum und sichtbarem Erfolg vorgelegt. Aber er sagte: „Geht hin … Und siehe, ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,19.20). Er sagte:

  • Apg 1,8: Aber ihr werdet die Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommt.

Wenn wir unter einem geistlichen Angriff stehen, wissen wir, dass „derjenige, der in euch ist, größer als derjenige, der in der Welt ist“ (1Joh 4,4). Die guten Verheißungen unseres HERRN reichen weit über unsere kurze Reise auf der Erde hinaus. Der Herr Jesus sagte:

  • Joh 14,1-3: Euer Herz werde nicht bestürzt … In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen … Ich gehe hin, um dort einen Platz für euch vorzubereiten … Ich werde wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit dort, wo ich bin, auch ihr seid.

Hatte Baruch, nachdem er das Versprechen einer „Lebensversicherung“ erhalten hatte, irgendwann noch einmal Angst, dass er gefangen genommen oder getötet werden könnte? Vielleicht schon, aber er brauchte es nicht zu haben. Gottes Verheißungen können wir nur genießen, wenn wir sie kennen und daran glauben. Glauben wir ihnen wirklich?

Schluss

Unser himmlischer Vater sieht genau, was bei jedem Einzelnen von uns im Inneren vor sich geht, bei seinen Dienern in der Öffentlichkeit und bei solchen Dienern, die sie im Hintergrund unterstützen. Wie Baruch haben auch viele von uns einige kleinere Aufgaben erhalten. Wie Baruch fühlen auch wir uns manchmal müde und abgekämpft. Wir sehen nicht die Erfolge, die wir so gerne hätten, und bekommen allmählich das Gefühl, unsere Arbeit sei eine reine Zeitverschwendung. Was sucht der HERR bei allen seinen Dienern? Die beiden einzigen Kriterien, nach denen der HERR die Effektivität jedes einzelnen Lebens bewertet, das auf der Erde gelebt wird, sind: Gehorsam und Treue. Einverstanden? Dann lass uns auch weiterhin hinhören, gehorchen und vorwärtsgehen.

„Denn Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namen bewiesen, da ihr den Heiligen gedient habt und dient. Wir wünschen aber sehr, dass ein jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende“ (Heb 6,10.11).


Originaltitel: „Baruch. The LORD encourages a discouraged secretary“ 
Quelle: www.philipnunn.com

Übersetzung: Frank Schönbach


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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