Der Brief an Titus (0)
Einleitung

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 15.05.2016, aktualisiert: 29.04.2023

(1) Zeit und Ort der Versendung

Paulus macht in Titus 1,5 und 3,12.13 Angaben über Zeit und Ort der Abfassung dieses Briefes. Er besuchte während einer seiner Reisen zusammen mit Titus die Insel Kreta. Durch den Dienst des Apostels entstanden dort offensichtlich Gemeinden (vielleicht waren sie auch durch den Dienst von Juden, die auf Kreta lebten, entstanden; vgl. Apg 2,11 „sowohl Juden als auch Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden.“). Paulus zieht weiter und lässt Titus mit dem Auftrag zurück, das, was noch mangelte, in Ordnung zu bringen und in jeder Stadt Älteste anzustellen. Während Paulus seinen Brief an Titus schreibt, befindet er sich selbst gerade auf dem Weg nach Nikopolis (Tit 3,12 „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“; das Wort „dort“ deutet darauf hin, dass er noch nicht angekommen ist). Außerdem befinden sich nach Titus 3,13 „Zenas, dem Gesetzgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangle.“ Zenas, der Gesetzgelehrte, und Apollos auf dem Weg zur Insel. Es ist möglich, dass sie den Brief mitnahmen, um ihn Titus zu übergeben.

Auf den ersten Blick scheint es, dass diese Angaben nicht besonders gut in den Rahmen passen, den uns die Apostelgeschichte gibt. Viele sind deshalb auch davon ausgegangen, dass der Brief erst geschrieben wurde, nachdem Paulus aus seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom (vgl. Apg 28,30 „Er aber blieb zwei ganze Jahre in seinem eigenen gemieteten Haus und nahm alle auf, die zu ihm kamen,“) freigelassen worden war. Die Briefe, die Paulus wahrscheinlich während dieses Zeitraums in Rom geschrieben hat (wie die Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser, Hebräer und an Philemon), scheinen diesen Gedanken in der Tat zu unterstützen, weil daraus hervorgeht, dass der Apostel selbst damit rechnete, bald freigelassen zu werden (vgl. Phil 1,26; 2,24 (1:26) damit euer Rühmen in Christus Jesus meinethalben überströme durch meine Wiederkunft zu euch.“ „(2:24) Ich vertraue aber im Herrn darauf, dass auch ich selbst bald kommen werde.“; Phlm 22 „Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, dass ich euch durch eure Gebete werde geschenkt werden.“). Vor allem ist es auch der zweite Brief an Timotheus, der darauf hinweist, dass Paulus nach seiner ersten Gefangenschaft noch eine Reise in den Osten unternahm, um daraufhin wieder in Rom festgesetzt zu werden; nur dass seine Umstände hierbei viel schwieriger waren als beim ersten Mal. Aus dem ganzen Brief geht hervor, dass er ein Gefangener (2Tim 1,8; 4,16 (1:8) So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes;“ „(4:16) Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet.“) in Rom (2Tim 1,17 „sondern als er in Rom war, suchte er mich fleißig und fand mich.“) und angekettet ist (2Tim 1,8.16 „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes;“ „Der Herr gebe dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt und sich meiner Kette nicht geschämt,“). Obwohl er bei seiner ersten Verteidigung gerettet worden ist (2Tim 4,16.17 (16) Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet. (17) Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollbracht würde und alle die aus den Nationen hören möchten; und ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen.“), erwartet er doch das baldige Ende seines Lebens (2Tim 4,6-8.18 (6) Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen. (7) Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; (8) fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ „Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich; dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“). Er verfolgt keine Reisepläne mehr, sondern möchte, dass Timotheus zu ihm kommt (2Tim 4,9.13.21 „Befleißige dich, bald zu mir zu kommen;“ „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“ „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßt dich Eubulus und Pudens und Linus und Klaudia und die Brüder alle.“). Alles das steht im Kontrast zu seiner ersten Gefangenschaft, wo er noch verhältnismäßig viele Freiheiten besaß (obwohl er auch dort gebunden war; Apg 28,20 „Um dieser Ursache willen nun habe ich euch herbeigerufen, euch zu sehen und zu euch zu reden; denn wegen der Hoffnung Israels bin ich mit dieser Kette umgeben.“) und darüber hinaus die bestimmte Hoffnung hatte, bald nach Philippi und Kolossä zu reisen. Weiter sehen wir im zweiten Timotheusbrief einige Tatsachen, aus denen wir schließen können, dass dieser Brief kurz nach einer Reise in den Osten geschrieben sein muss (vgl. 2Tim 1,15; 3,11 (1:15) Du weißt dies, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben, unter welchen Phygelus ist und Hermogenes.“ „(3:11) meine Verfolgungen, meine Leiden: was für Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonium, in Lystra; was für Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet.“ und vor allem 2Tim 4,13.20 „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“ „Erastus blieb in Korinth; Trophimus aber habe ich in Milet krank zurückgelassen.“), wobei Paulus bei seinem ersten Kommen nach Rom genau zwei Jahre in Gefangenschaft in Cäsarea zugebracht hatte (Apg 24,27 „Als aber zwei Jahre verflossen waren, bekam Felix den Porzius Festus zum Nachfolger; und da Felix sich bei den Juden in Gunst setzen wollte, ließ er Paulus gefangen zurück.“). Es scheint daher sehr wahrscheinlich zu sein, dass Paulus nach seinem ersten Aufenthalt in Rom freigelassen wurde und eine Reise gen Osten (sowie vielleicht auch gen Westen; vgl. Röm 15,23.24.28 (23) Jetzt aber, da ich keinen Raum mehr habe in diesen Gegenden, seit vielen Jahren aber großes Verlangen, zu euch zu kommen, (24) wenn ich nach Spanien reise –; denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe.“ „Wenn ich dies nun vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt habe, so will ich über euch nach Spanien abreisen.“) unternahm, wonach er erneut gefangen genommen wurde.

Tatsächlich berichten auch die alten Kirchenschriften darüber, dass Paulus „den äußersten Westen bereiste“ (der erste Brief von Clemens an die Korinther, Kap. 5,7; übrigens unterstellt dieser Brief, dass Paulus im „äußersten Westen“ gestorben wäre) und dass er „von der Stadt (d.h. von Rom) aus nach Spanien“ reiste (Kanon Muratori). Die „Apostelgeschichte von Petrus“ (Kap. 1) erzählt, dass Paulus in Rom von den Brüdern Abschied nahm, um nach Spanien zu reisen, wogegen schließlich Eusebius im zweiten Buch [Kap. 22] seiner Kirchengeschichte mitteilt, dass Paulus nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom freigelassen wurde, anschließend eine weitere Missionsreise in Angriff nahm, um dann wieder nach Rom zurückzukehren und den Märtyrertod zu sterben.

Es scheint deshalb so zu sein, dass Paulus, nachdem er aus Rom freigelassen worden war, wieder in sein altes Missionsgebiet zurückkehrte. Es kann sein, dass er während dieser Reise den ersten Timotheusbrief und den Titusbrief schrieb. Wenn das stimmt, besuchte Paulus auf dieser Reise mindestens folgende Orte: Philippi (Phil 1,26; 2,24 (1:26) damit euer Rühmen in Christus Jesus meinethalben überströme durch meine Wiederkunft zu euch.“ „(2:24) Ich vertraue aber im Herrn darauf, dass auch ich selbst bald kommen werde.“; 1Tim 1,3 „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren“), Ephesus (1Tim 1,3; 4,13 (1:3) So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren“ „(4:13) Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren.“; vgl. 2Tim 1,18 „Der Herr gebe ihm, dass er von Seiten des Herrn Barmherzigkeit finde an jenem Tag! Und wie viel er in Ephesus diente, weißt du am besten.“), Kolossä (Phlm 22 „Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, dass ich euch durch eure Gebete werde geschenkt werden.“), Kreta (Tit 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“), Nikopolis (Tit 3,12 „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“), Troas (2Tim 4,13 „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“), Milet und Korinth (2Tim 4,20 „Erastus blieb in Korinth; Trophimus aber habe ich in Milet krank zurückgelassen.“). Übrigens ist es seltsam, dass Paulus in Römer 15 (geschrieben in Korinth auf seiner dritten Missionsreise) so nachdrücklich darauf hinweist, dass sein Dienst in den Gegenden von Jerusalem bis Illyrien erfüllt war und dass er in den Gegenden keinen Raum mehr hatte (Röm 15,19-25).

Obwohl es nun auf der Hand liegt, dass Paulus seinen Brief an Titus auf dieser „vierten“ Reise schrieb, möchten wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass der Brief in der Zeit geschrieben wurde, die wir in der Apostelgeschichte finden, auch wenn es wenig oder keinen Anknüpfungspunkt mit den historischen Angaben dort gibt. Dabei müssen wir im Auge behalten, dass das Buch der Apostelgeschichte keinen vollständigen historischen Bericht von den Reisen des Paulus gibt, wie aus den vielen Tatsachen hervorgeht, die uns in der Apostelgeschichte nicht berichtet werden, die wir jedoch in den Briefen finden, die während der drei Missionsreisen geschrieben wurden. Wir werden beispielsweise die Erlebnisse, die der Apostel in 2. Korinther 11,23-27 (23) Sind sie Diener Christi? (Ich rede als von Sinnen.) Ich noch mehr. In Mühen überreichlicher, in Gefängnissen überreichlicher, in Schlägen übermäßig, in Todesgefahren oft. (24) Von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Schläge weniger einen. (25) Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht habe ich in der Tiefe zugebracht; (26) oft auf Reisen, in Gefahren durch Flüsse, in Gefahren durch Räuber, in Gefahren von meinem Volk, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern; (27) in Mühe und Beschwerde, in Wachen oft, in Hunger und Durst, in Fasten oft, in Kälte und Blöße;“ beschreibt, zum allergrößten Teil in der Apostelgeschichte vergeblich suchen. Auch das Fehlen der Person des Titus in der Apostelgeschichte (die ja wohl doch eine wichtige Rolle gespielt hat; vgl. Gal 2,1.3 „Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit.“ „(aber auch Titus, der bei mir war, wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen);“; 2Kor 2,12.13 (12) Als ich aber nach Troas kam für das Evangelium des Christus und mir eine Tür aufgetan wurde im Herrn, (13) hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien.“) weist auf den kurzgefassten Charakter dieses Buches hin. Manchmal werden Ereignisse direkt hintereinander geschildert, die tatsächlich eine große Zwischenzeit auseinanderlagen; so bilden beispielsweise die Verse in Apostelgeschichte 9,20-27 eine durchgehende Erzählung, wobei nach Galater 1,17.18 (17) und ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging fort nach Arabien und kehrte wieder nach Damaskus zurück. (18) Darauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm.“ (vgl. auch 2Kor 11,32.33 (32) In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener bewachen, um mich festzunehmen, (33) und ich wurde durch ein Fenster in einem Korb an der Mauer hinabgelassen und entkam seinen Händen.“) ein Aufenthalt in Arabien (von möglicherweise drei vollen Jahren) eingefügt werden muss.

Deshalb können die Umstände, die im Titusbrief genannt werden (sein Verbleib auf Kreta, die Reise nach Nikopolis und die Ankunft von Apollos), doch ganz gut in das Zeitraster der Apostelgeschichte passen. Die Frage ist nur: Wann? Nach Apostelgeschichte 27,7.8 (7) Als wir aber viele Tage langsam segelten und mit Mühe gegen Knidos hin gekommen waren, segelten wir, da uns der Wind nicht heranließ, unter Kreta hin, auf Salmone zu; (8) und als wir mit Mühe daran entlangfuhren, kamen wir an einen gewissen Ort, Schönhafen genannt, in dessen Nähe die Stadt Lasäa war.“ war Paulus (als Gefangener auf dem Weg nach Rom) für kurze Zeit auf Kreta, aber er hatte sicher keine Gelegenheit, Gemeinden zu gründen, und er war noch viel weniger auf dem Weg nach Nikopolis. Paulus muss folglich bereits früher einmal Kreta besucht haben. Den einzigen Zeitraum, der in der Apostelgeschichte dafür in Frage kommt, finden wir in Apostelgeschichte 18,21.22 (21) sondern nahm Abschied von ihnen und sagte: [Ich muss durchaus das zukünftige Fest in Jerusalem halten;] ich werde, wenn Gott will, wieder zu euch zurückkehren. Und er fuhr von Ephesus ab. (22) Und als er in Cäsarea angelangt war, ging er hinauf und begrüßte die Versammlung und zog nach Antiochien hinab.“, wo Paulus am Ende seiner zweiten Reise mit dem Schiff von Ephesus nach Cäsarea reist. Es ist nicht unmöglich, dass Titus ihn dabei begleitete und dass Paulus während dieser Reise für eine kurze Zeit Kreta besuchte, um danach weiterzureisen, nachdem er Titus dort zurückgelassen hatte. Die Schiffsreise in Apostelgeschichte 20,13–21,8 kommt jedenfalls für einen ähnlichen Aufenthalt auf Kreta  nicht in Frage, weil Paulus da viel zu viel in Eile war, um noch rechtzeitig nach Jerusalem zu kommen (vgl. Apg 20,16 „denn Paulus hatte sich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, damit es ihm nicht widerfahre, in Asien Zeit zu verlieren; denn er eilte, um, wenn es ihm möglich wäre, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.“). Wenn diese Vermutungen richtig sind, schrieb der Apostel seinen Brief an Titus während seiner dritten Missionsreise. Das fand dann offenbar statt, bevor sich Titus wieder dem Apostel in Griechenland anschloss (vgl. 2Kor 2,12.13; 7,5.6 (2:12) Als ich aber nach Troas kam für das Evangelium des Christus und mir eine Tür aufgetan wurde im Herrn, (2:13) hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien.“ „(7:5) Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen. (7:6) Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus;“; Apg 20,1.2 (1) Nachdem aber der Tumult aufgehört hatte, ließ Paulus die Jünger zu sich kommen und ermahnte sie, nahm Abschied und ging fort, um nach Mazedonien zu reisen. (2) Als er aber jene Gegenden durchzogen und sie mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland.“), wonach Paulus den zweiten Brief an die Korinther schrieb, der wahrscheinlich durch Titus überbracht wurde (2Kor 8,6.16-18.22-24 „so dass wir Titus zugeredet haben, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, so auch bei euch auch diese Gnade vollbringen möchte.“ „(16) Gott aber sei Dank, der denselben Eifer für euch in das Herz des Titus gegeben hat; (17) denn er nahm zwar das Zureden an, aber weil er sehr eifrig war, ist er von sich aus zu euch gegangen. (18) Wir haben aber den Bruder mit ihm gesandt, dessen Lob im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet ist.“ „(22) Wir haben aber unseren Bruder mit ihnen gesandt, den wir oft in vielen Stücken erprobt haben als einen, der eifrig ist, nun aber noch viel eifriger durch das große Vertrauen zu euch. (23) Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen, Christi Herrlichkeit. (24) So erbringt nun ihnen gegenüber, angesichts der Versammlungen, den Beweis eurer Liebe und unseres Rühmens über euch.“). Außerdem wird der Brief an Titus erst geschrieben worden sein, nachdem Apollos aus Korinth nach Ephesus zurückgekehrt war (Apg 18,27; 19,1 (18:27) Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Dieser war, als er hinkam, den Glaubenden durch die Gnade sehr behilflich;“ „(19:1) Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die oberen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus hinabkam. Und er fand einige Jünger“; vgl. 1Kor 1,12; 3,4.5; 4,6 (1:12) Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus.“ „(3:4) Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus; der andere aber: Ich des Apollos; seid ihr nicht menschlich? (3:5) Wer ist denn Apollos, und wer ist Paulus? Diener, durch die ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat.“ „(4:6) Dies aber, Brüder, habe ich auf mich selbst und Apollos gedeutet um euretwillen, damit ihr an uns lernt, nicht über das hinaus [zu denken], was geschrieben ist, damit ihr euch nicht aufbläht für den einen, gegen den anderen.“ und 1Kor 16,8.12 „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben,“ „Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme; und er war durchaus nicht gewillt, jetzt zu kommen, doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.“).

Wir erhalten nun folgendes Bild: Am Ende seiner zweiten Missionsreise besucht Paulus, gerade auf dem Weg nach Cäsarea, mit Titus die Insel Kreta und gründet dort verschiedene Gemeinden. Er lässt Titus zurück und reist nach Antiochien (Apg 18,21.22 (21) sondern nahm Abschied von ihnen und sagte: [Ich muss durchaus das zukünftige Fest in Jerusalem halten;] ich werde, wenn Gott will, wieder zu euch zurückkehren. Und er fuhr von Ephesus ab. (22) Und als er in Cäsarea angelangt war, ging er hinauf und begrüßte die Versammlung und zog nach Antiochien hinab.“; Tit 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“). Anschließend tritt Paulus erneut eine Reise an und kommt nach Ephesus, während Apollos sich unterdessen in Korinth aufhält (Apg 19,1 „Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die oberen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus hinabkam. Und er fand einige Jünger“). Dieser kehrt von dort nach Ephesus zurück (1Kor 16,8.12 „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben,“ „Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme; und er war durchaus nicht gewillt, jetzt zu kommen, doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.“), woraufhin Paulus durch die Vermittlung von Timotheus den ersten Brief an die Korinther schreibt (Apg 19,21.22 (21) Als dies aber erfüllt war, nahm sich Paulus in seinem Geist vor, nachdem er Mazedonien und Achaja durchzogen habe, nach Jerusalem zu reisen, und sprach: Nachdem ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen. (22) Er sandte aber zwei von denen, die ihm dienten, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien, und er selbst verweilte eine Zeit lang in Asien.“; 1Kor 4,17; 16,8-10.19 (4:17) Deshalb habe ich euch Timotheus gesandt, der mein geliebtes und treues Kind ist im Herrn; der wird euch an meine Wege erinnern, die in Christus sind, wie ich überall in jeder Versammlung lehre.“ „(16:8) Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben, (16:9) denn eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und die Widersacher sind zahlreich. (16:10) Wenn aber Timotheus kommt, so seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sei; denn er arbeitet am Werk des Herrn wie auch ich.“ „(16:19) Es grüßen euch die Versammlungen Asiens. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priszilla samt der Versammlung in ihrem Haus.“). Inzwischen geht Apollos nach Kreta (Tit 3,12 „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“), wobei er möglicherweise den Brief an Titus mitnimmt; andererseits kann es auch sein, dass dieser Brief bereits kurz vorher abgeschickt worden ist. Vielleicht hat Apollos mit Titus über die Zustände in Korinth gesprochen; jedenfalls macht sich Titus auf den Weg, um Paulus zu treffen und mit ihm in Nikopolis zu überwintern (Tit 3,12 „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“). Titus kommt dabei an Korinth vorbei, wo er eine kurze Zeit bleibt (2Kor 7,6.7.13-15; 8,6 (7:6) Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus; (7:7) nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute.“ „(7:13) Deswegen sind wir getröstet worden; noch viel mehr aber freuten wir uns bei unserem Trost über die Freude des Titus, weil sein Geist durch euch alle erquickt worden ist. (7:14) Denn wenn ich ihm etwas über euch gerühmt habe, so bin ich nicht beschämt worden; sondern wie wir alles in Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen Titus gegenüber Wahrheit geworden; (7:15) und seine innerlichen Gefühle sind überströmend euch gegenüber, indem er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern empfangen habt.“ „(8:6) so dass wir Titus zugeredet haben, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, so auch bei euch auch diese Gnade vollbringen möchte.“). Dann reist er weiter und trifft Paulus (der annahm, Titus in Troas anzutreffen; vgl. 2Kor 2,12.13 (12) Als ich aber nach Troas kam für das Evangelium des Christus und mir eine Tür aufgetan wurde im Herrn, (13) hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien.“) in Nikopolis, nachdem dieser Mazedonien durchzogen hat (Apg 20,1 „Nachdem aber der Tumult aufgehört hatte, ließ Paulus die Jünger zu sich kommen und ermahnte sie, nahm Abschied und ging fort, um nach Mazedonien zu reisen.“). Daraufhin überwintern sie dort. Paulus schreibt in dieser Zeit seinen zweiten Brief an die Korinther, nachdem auch Timotheus sich ihm wieder angeschlossen hat (2Kor 1,1 „Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind:“). Wenn dieser Gedankengang richtig ist, schrieb Paulus seinen Brief an Titus ungefähr im Jahr 56 in Ephesus, genauso wie seinen ersten Brief an die Korinther. Wenn der Brief allerdings nach der ersten Gefangenschaft von Paulus geschrieben wurde, müssen wir seine Datierung auf einen späteren Zeitpunkt als das Jahr 62 ansetzen. Nach anderen Auslegern müssen beide Jahreszahlen um zwei Jahre höher sein.

(2) Die Person des Titus

Wie schon gesagt ist es auffällig, dass der Name von Titus in der Apostelgeschichte nicht vorkommt. Nur in Apostelgeschichte 18,7 „Und er ging von dort weg und kam in das Haus eines gewissen Mannes, mit Namen Justus, der Gott anbetete, dessen Haus an die Synagoge stieß.“ wird im Codex Sinaiticus von einem Titus Justus gesprochen (der Codex Vaticanus nennt ihn Titius Justus und der Codex Alexandrinus spricht nur von einem Justus), aber es ist deutlich, dass das jemand anderes ist. Weil sein Name nicht in der Apostelgeschichte vorkommt, haben einige gedacht, dass es sich bei ihm um dieselbe Person wie bei Timotheus handelt, umso mehr, da sein Brief so viele Gemeinsamkeiten mit dem an Timotheus aufweist. Es ist jedoch völlig klar, dass das nicht richtig sein kann. Titus, der unbeschnittene Grieche, war bereits vor den Missionsreisen bei Paulus (Gal 2,1-3 (1) Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit. (2) Ich zog aber hinauf infolge einer Offenbarung und legte ihnen das Evangelium vor, das ich unter den Nationen predige, im Besonderen aber den Angesehenen, damit ich nicht etwa vergeblich laufe oder gelaufen wäre (3) (aber auch Titus, der bei mir war, wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen);“), wogegen Timotheus, der Halbjude, Paulus erst auf seiner zweiten Missionsreise begleitete und von Paulus beschnitten wurde (Apg 16,1-3 (1) Er gelangte aber auch nach Derbe und nach Lystra. Und siehe, dort war ein gewisser Jünger, mit Namen Timotheus – der Sohn einer gläubigen jüdischen Frau, aber eines griechischen Vaters –, (2) der ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium. (3) Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe, und er nahm und beschnitt ihn wegen der Juden, die in jenen Orten waren; denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.“). Außerdem werden beide im zweiten Korintherbrief genannt (2Kor 1,1; 2,12 (1:1) Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind:“ „(2:12) Als ich aber nach Troas kam für das Evangelium des Christus und mir eine Tür aufgetan wurde im Herrn,“) und Titus wird darüber hinaus noch in 2. Timotheus 4,10 „denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.“ erwähnt. Einzelne haben daran gedacht, dass Titus vielleicht der Bruder von Lukas war und dass Lukas ihn darum nicht in seinem Buch der Apostelgeschichte nannte, so wie er seinen eigenen Namen stets verschweigt. Vielleicht waren beide Griechen aus Antiochien (vgl. Apg 11,26-30 (26) und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden. (27) In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien herab. (28) Einer aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte, die unter Klaudius eintrat. (29) Sie beschlossen aber, dass jeder von den Jüngern, je nachdem einer von ihnen begütert war, den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas zur Hilfeleistung senden solle; (30) was sie auch taten, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten.“; Gal 2,1 „Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit.“).

Paulus nennt Titus (ebenso wie Timotheus) sein echtes Kind im (bzw. nach) dem Glauben (1Tim 1,2 „Timotheus, meinem echten Kind im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn!“; Tit 1,3 „zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“), woraus hervorgeht, dass beide durch die Predigt von Paulus zum Glauben kamen: Titus, als Paulus noch in Antiochien war; Timotheus wahrscheinlich auf der ersten oder aber auf der zweiten Missionsreise. Der Ausdruck „Kind“ lässt wohl vermuten, dass beide noch recht junge Männer waren, die auch natürlicherweise die Kinder von Paulus hätten sein können. Dass Timotheus recht jung war, wissen wir sicher aus 1. Timotheus 4,11.12 (11) Dies gebiete und lehre. (12) Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit.“, und wenn wir diese Verse mit Titus 2,15 „Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!“ vergleichen, können wir vielleicht dasselbe von Titus annehmen. Vergleiche auch Titus 2,6-8 (6) Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein, (7) indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst, (8) gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.“, wo Titus ermahnt wird, ein Vorbild für die jüngeren Männer zu sein.

Wir wissen, dass sich Paulus nach seiner Bekehrung viele Jahre in Arabien und in Tarsus aufhielt (Apg 9,30 „Als die Brüder es aber erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und sandten ihn weg nach Tarsus.“; Gal 1,17.21a „und ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging fort nach Arabien und kehrte wieder nach Damaskus zurück.“ „Darauf kam ich in die Gegenden von Syrien und Zilizien.“). Von Tarsus aus wurde er dann von seinem Freund Barnabas aufgenommen (Apg 11,25 „Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen;“), der ihn auch zum ersten Mal mit den zwölf Aposteln in Verbindung brachte (Apg 9,26-29 (26) Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. (27) Barnabas aber nahm sich seiner an, brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm geredet habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen habe. (28) Und er ging mit ihnen aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn. (29) Und er redete und stritt mit den Hellenisten; sie aber suchten ihn umzubringen.“; vgl. Gal 1,18.19 (18) Darauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. (19) Ich sah aber keinen anderen der Apostel, außer Jakobus, den Bruder des Herrn.“). Ein Jahr lang lehren beide eine zahlreiche Menge in Antiochien, wobei vielleicht auch Titus zur Bekehrung kam. Nach der ersten Missionsreise von Paulus lesen wir, dass falsche Brüder nebeneingekommen waren (Gal 2,3.4 (3) (aber auch Titus, der bei mir war, wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen); (4) es war aber der nebeneingeführten falschen Brüder wegen, die nebeneingekommen waren, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten;“), die vorgaben, Christen zu sein, und danach trachteten, den Gläubigen aus den Nationen das Gesetz aufzulegen und sie zu zwingen, sich beschneiden zu lassen. Sie besuchten sogar die Versammlungen Galatiens und verursachten dort großes Unheil, indem sie die Gläubigen von der Wahrheit des Evangeliums abzubringen suchten (Gal 1,6.7; 2,4.5; 3,1; 4,17; 5,12; 6,12.13 (1:6) Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium umwendet, (1:7) das kein anderes ist; nur dass einige da sind, die euch verwirren und das Evangelium des Christus verdrehen wollen.“ „(2:4) es war aber der nebeneingeführten falschen Brüder wegen, die nebeneingekommen waren, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten; (2:5) denen wir auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch verbliebe.“ „(3:1) O unverständige Galater! Wer hat euch bezaubert, denen Jesus Christus als gekreuzigt vor Augen gemalt wurde?“ „(4:17) Sie eifern um euch nicht gut, sondern sie wollen euch ausschließen, damit ihr um sie eifert.“ „(5:12) Ich wollte, dass sie sich auch abschnitten, die euch aufwiegeln.“ „(6:12) So viele im Fleisch gut angesehen sein wollen, die nötigen euch, beschnitten zu werden, nur damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden. (6:13) Denn auch sie selbst, die beschnitten sind, befolgen das Gesetz nicht, sondern sie wollen, dass ihr beschnitten werdet, damit sie sich eures Fleisches rühmen.“). Auch nach Antiochien zogen falsche Brüder und stifteten Verwirrung, aber Paulus und Barnabas wiesen sie scharf zurecht (Apg 15,1.2 (1) Und einige kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden. (2) Als aber ein Zwiespalt entstand und ein nicht geringer Wortwechsel zwischen ihnen und Paulus und Barnabas, ordneten sie an, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten wegen dieser Streitfrage.“). Auf einer Zusammenkunft der Apostel und Ältesten in Jerusalem wird diese schwierige Frage nach vielem Wortwechsel gelöst, nachdem auch Jakobus (der eine stark judaistische Prägung besaß; vgl. Gal 2,12 „Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete.“; Apg 21,18-26; Jakobusbrief) zustimmte, den Gläubigen aus den Nationen nichts aufzulegen außer die grundlegenden Bestimmungen der Schöpfungsordnung Gottes. Aufgrund einer Offenbarung waren auch Paulus und Barnabas zu dieser Zusammenkunft gegangen, begleitet von Titus, dem gläubigen, aber unbeschnittenen Griechen. Sein Kommen löste direkt einen „Prüfprozess“ aus, aber Paulus weicht keinen Augenblick vor denen zurück, die Titus dazu zwingen wollen, sich beschneiden zu lassen (Gal 2,1-3 (1) Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit. (2) Ich zog aber hinauf infolge einer Offenbarung und legte ihnen das Evangelium vor, das ich unter den Nationen predige, im Besonderen aber den Angesehenen, damit ich nicht etwa vergeblich laufe oder gelaufen wäre (3) (aber auch Titus, der bei mir war, wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen);“). Die Freiheit des Geistes erlaubte es, dass Titus unbeschnitten blieb, wogegen Timotheus nach derselben Freiheit durch Paulus beschnitten wurde, weil es für Timotheus als Halbjuden nicht anders möglich war, Zugang zu den Juden zu finden, was aber erforderlich war, wenn er Paulus auf seinen Missionsreisen begleiten wollte (Apg 16,1-3 (1) Er gelangte aber auch nach Derbe und nach Lystra. Und siehe, dort war ein gewisser Jünger, mit Namen Timotheus – der Sohn einer gläubigen jüdischen Frau, aber eines griechischen Vaters –, (2) der ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium. (3) Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe, und er nahm und beschnitt ihn wegen der Juden, die in jenen Orten waren; denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.“).

Danach hören wir nichts mehr von Titus, bis zur Zeit der Schwierigkeiten in Korinth, worüber wir im zweiten Korintherbrief lesen. Wie bereits im ersten Teil unserer Betrachtung erwähnt wurde, hatte Titus eine Zeitlang in Korinth gearbeitet, bevor er sich dem Apostel anschloss (2Kor 7,5-7.13-15; 8,6 (7:5) Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen. (7:6) Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus; (7:7) nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute.“ „(7:13) Deswegen sind wir getröstet worden; noch viel mehr aber freuten wir uns bei unserem Trost über die Freude des Titus, weil sein Geist durch euch alle erquickt worden ist. (7:14) Denn wenn ich ihm etwas über euch gerühmt habe, so bin ich nicht beschämt worden; sondern wie wir alles in Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen Titus gegenüber Wahrheit geworden; (7:15) und seine innerlichen Gefühle sind überströmend euch gegenüber, indem er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern empfangen habt.“ „(8:6) so dass wir Titus zugeredet haben, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, so auch bei euch auch diese Gnade vollbringen möchte.“). Die Aufgabe von Titus in Korinth bestand aus zwei Teilen: Er begann mit der Sammlung der Gelder für die notleidenden Brüder in Judäa (1Kor 16,1-3 (1) Was aber die Sammlung für die Heiligen betrifft: Wie ich für die Versammlungen von Galatien angeordnet habe, so tut auch ihr. (2) An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht dann, wenn ich komme, Sammlungen stattfinden. (3) Wenn ich aber angekommen bin, will ich die, die irgend ihr für tüchtig erachtet, mit Briefen senden, dass sie eure Gabe nach Jerusalem hinbringen.“; 2Kor 8,6 „so dass wir Titus zugeredet haben, dass er, wie er zuvor angefangen hatte, so auch bei euch auch diese Gnade vollbringen möchte.“). Diese Arbeit war jedoch nicht abgeschlossen, so dass Paulus Titus mit zwei anderen Brüdern zurücksandte, um dieses Werk zu Ende zu bringen (2Kor 8,6.16-24). Die zweite Aufgabe von Titus bestand darin, die Schwierigkeiten in Korinth zu lösen. Daraus kann man schließen, dass er eine stärkere Persönlichkeit als Timotheus besaß (der mit derselben Absicht nach Korinth gegangen war), denn Paulus war in Sorge, ob dieser auch „ohne Furcht“ bei ihnen sein würde (1Kor 16,10 „Wenn aber Timotheus kommt, so seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sei; denn er arbeitet am Werk des Herrn wie auch ich.“), wogegen von Titus gesagt wird, dass die Korinther Furcht vor ihm hatten (2Kor 7,15 „und seine innerlichen Gefühle sind überströmend euch gegenüber, indem er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern empfangen habt.“). Der Dienst von Titus scheint nicht fruchtlos gewesen zu sein. In jedem Fall kam die Sache des Ausschlusses (entweder durch oder nicht durch ihn) wieder völlig in Ordnung (1Kor 5; 2Kor 2,5-11), und weiter scheint es auch so, dass die Korinther in vielen anderen Punkten eine Wendung zum Guten vollzogen hatten. Titus war über die Sehnsucht, das Wehklagen und den Eifer der Korinther für Paulus (2Kor 7,7 „nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute.“) getröstet worden, und sein Geist war durch sie „alle erquickt worden“ (2Kor 7,13), so dass er sich über sie freuen konnte. Seine innerlichen Gefühle waren überströmend ihnen gegenüber, als er sah, wie bereitwillig sie gehorchten (2Kor 7,7.13.15 „nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute.“ „Deswegen sind wir getröstet worden; noch viel mehr aber freuten wir uns bei unserem Trost über die Freude des Titus, weil sein Geist durch euch alle erquickt worden ist.“ „und seine innerlichen Gefühle sind überströmend euch gegenüber, indem er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern empfangen habt.“). Diese begeisterten Berichte des Titus waren ein starker Trost für Paulus und erfreuten ihn (2Kor 7,4-16). Bevor Titus nach Korinth ging, hatte Paulus ihm rühmend von den Korinthern erzählt (2Kor 7,14 „Denn wenn ich ihm etwas über euch gerühmt habe, so bin ich nicht beschämt worden; sondern wie wir alles in Wahrheit zu euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen Titus gegenüber Wahrheit geworden;“). Das muss bereits lange vor dem ersten Brief von Paulus an sie stattgefunden haben, denn zur Zeit seines ersten Briefes an sie gab es wenig zu rühmen (1Kor 1,11; 3,3; 4,17-21 (1:11) Denn es ist mir über euch berichtet worden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, dass Streitigkeiten unter euch sind.“ „(3:3) denn ihr seid noch fleischlich. Denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ „(4:17) Deshalb habe ich euch Timotheus gesandt, der mein geliebtes und treues Kind ist im Herrn; der wird euch an meine Wege erinnern, die in Christus sind, wie ich überall in jeder Versammlung lehre. (4:18) Einige aber haben sich aufgebläht, als ob ich nicht zu euch kommen würde. (4:19) Ich werde aber bald zu euch kommen, wenn der Herr will, und werde nicht das Wort der Aufgeblasenen, sondern die Kraft erkennen; (4:20) denn das Reich Gottes besteht nicht im Wort, sondern in Kraft. (4:21) Was wollt ihr? Soll ich mit der Rute zu euch kommen oder in Liebe und im Geist der Sanftmut?“; etc.). Vielleicht hatte Paulus Titus schon rühmend über sie berichtet, nachdem der Apostel in Korinth gewesen war, bevor er Titus auf Kreta absetzte (Apg 18,1-22). Als später Schwierigkeiten in Korinth auftraten und Titus dorthin ging, muss Paulus wohl gedacht haben, dass er die Korinther wohl etwas voreilig vor Titus gerühmt hatte. Aber glücklicherweise wurden die Schwierigkeiten gelöst und sein Rühmen wurde nicht beschämt, sondern bewahrheitete sich schließlich.

Achten wir auch darauf, wie anerkennend Paulus im zweiten Korintherbrief über Titus spricht. Er nennt ihn in 2. Korinther 2,13 „hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien.“ seinen Bruder, was hier einen vertraulichen Klang trägt. In diesem Vers kommt auch das Verlangen von Paulus nach Titus zum Ausdruck. Gott tröstete Paulus durch das Kommen von Titus, und nicht nur durch sein Kommen allein, sondern auch durch den Trost, den diese Ankunft mit sich brachte, und durch die Freude des Titus (2Kor 7,6.7.13 (6) Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus; (7) nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute.“ „Deswegen sind wir getröstet worden; noch viel mehr aber freuten wir uns bei unserem Trost über die Freude des Titus, weil sein Geist durch euch alle erquickt worden ist.“). Das ganze Kapitel zeugt davon, dass Paulus eine große Wertschätzung für Titus hatte. In 2. Korinther 8,16.17 (16) Gott aber sei Dank, der denselben Eifer für euch in das Herz des Titus gegeben hat; (17) denn er nahm zwar das Zureden an, aber weil er sehr eifrig war, ist er von sich aus zu euch gegangen.“ dankt er Gott für den großen Eifer von Titus. In 2. Korinther 8,23 „Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen, Christi Herrlichkeit.“ nennt er ihn seinen Genossen und seinen Mitarbeiter in Bezug auf die Korinther.

Diese Dinge sind umso bemerkenswerter, wenn wir sehen, wie wenig von dieser Zuneigung und Wertschätzung in seinem Brief an Titus zum Ausdruck kommt. Die einzigen persönlichen Elemente in diesem Brief befinden sich in Titus 1,4.5; 2,15 und 3,12 (1:4) Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland! (1:5) Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“ „(2:15) Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!“ „(3:12) Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“. Er nennt Titus sein echtes Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben und spricht davon, dass ihn niemand verachten soll. Aber wir vermissen hier die warme Zuneigung, die für die Briefe an Timotheus so kennzeichnend sind (vgl. z.B. 1Tim 1,18; 6,11.20 (1:18) Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, gemäß den vorher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch diese den guten Kampf kämpfst,“ „(6:11) Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.“ „(6:20) O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis wegwendest,“; 2Tim 1,3-6; 2,1; 3,14.15 (1:3) Ich danke Gott, dem ich von meinen Voreltern her mit reinem Gewissen diene, wie unablässig ich deiner gedenke in meinen Gebeten Nacht und Tag, (1:4) voll Verlangen, dich zu sehen, indem ich mich an deine Tränen erinnere, damit ich mit Freude erfüllt sein möge; (1:5) indem ich den ungeheuchelten Glauben in dir in Erinnerung habe, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir. (1:6) Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir ist durch das Auflegen meiner Hände.“ „(2:1) Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist;“ „(3:14) Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, (3:15) und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“). Vielleicht kann das den Umständen und dem Gemütszustand von Paulus zugeschrieben werden. Der zweite Brief an Timotheus beinhaltet schließlich auch viel mehr persönliche Elemente als der erste Brief. Der Titusbrief enthält wichtige Anordnungen und kostbare Belehrungen über die Wahrheit Gottes, aber die Umstände waren nicht so, dass es der Apostel für angemessen hielt, seinen Gefühlen gegenüber Titus freien Lauf zu lassen, wie er es im zweiten Timotheusbrief wohl tat, als er in der Gefangenschaft seufzte und sich seines kurz bevorstehenden Abscheidens bewusst war, während sich die Versammlung im großen Verfall befand.

In 2. Timotheus 4,10 „denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.“ lesen wir das letzte Mal etwas von Titus. Paulus war allein in seinen Schwierigkeiten zurückgeblieben. Bis auf Lukas, der bei ihm war, hatten ihn alle verlassen. Demas, der früher ein treuer Mitarbeiter gewesen war (Kol 4,14 „Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.“), war nach Thessalonich gegangen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hatte. Kreszens war nach Galatien gegangen und Titus nach Dalmatien (d.h. ins heutige Gebiet Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas, dem ehemaligen Jugoslawien). Einige haben die Reise von Titus mit der Untreue des Demas in Verbindung gebracht, aber dafür besteht kein einziger Anlass. Es ist wahrscheinlicher, dass Titus eine Missionsreise in dieses Gebiet unternahm. Nach dem Kirchenvater Eusebius (Kirchengeschichte, Drittes Buch, 4. Kapitel) geht die Überlieferung davon aus, dass Titus später nach Kreta zurückkehrte. Außerdem wird berichtet, dass er bis ins hohe Alter dort Bischof war. Ob das den Tatsachen entspricht, muss bezweifelt werden.

(3) Thema und Inhalt des Briefes

(a) Die Briefe an Timotheus und an Titus unterscheiden sich stark von den übrigen Briefen des Apostels Paulus, weil sie nicht an Gemeinden gerichtet sind, sondern an einzelne Personen. Sowohl was die Anordnungen als auch was die Anteilnahme des Apostels betrifft, tragen sie einen strikt persönlichen Charakter. Seit dem 18. Jahrhundert nennt man diese Briefe häufig die Pastoral- oder Hirtenbriefe, obwohl diese Bezeichnung nicht exakt ist, weil sie sich nicht darauf beschränken, Anordnungen für die Hirtenseelsorge zu geben. Sie unterscheiden sich auch von dem Brief an Philemon, weil dieser Brief sich gleichzeitig an die Gemeinde richtete, die in Philemons Haus war. Das ist in diesem Brief von Bedeutung, weil es nicht nur nötig war, dass Onesimus von Philemon angenommen werden sollte, sondern dass der frühere Sklave, der nun ein Bruder geworden war, auch von der ganzen Gemeinde von Herzen aufgenommen werden sollte. Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir erkennen, dass die Briefe an Timotheus und Titus gerade nicht an Gemeinden gerichtet sind. Es bestand auch nicht die Absicht, sie in den Gemeinden vorlesen zu lassen. Dass diese Briefe heute dennoch im Besitz der Versammlung Gottes sind, ist eine völlig andere Sache, weil sie für uns heute von Bedeutung sind. Aber die Frage, um die es geht, ist folgende: Die Anordnungen, die der Apostel mit apostolischer Autorität Timotheus und Titus als seinen Repräsentanten in den entsprechenden Gemeinden gab, sind nicht für die Gemeinden an sich bestimmt, sondern ausschließlich für diejenigen, die direkt von dem Apostel Autorität empfingen. Trotzdem geht es in diesen Briefen ganz besonders um die Bewahrung der Ordnung im Haus Gottes. Indem der Apostel das im Auge behält, gibt er seinen Mitarbeitern Anweisungen, in den Gemeinden Älteste (oder Aufseher) und Diakone anzustellen. Mit welchem Recht hat sich die Christenheit nun angemaßt, ebenfalls Älteste und Diakone in ihren Gemeinden anzustellen? Wenn die Schrift doch ausdrücklich betont, dass ausschließlich die Apostel oder deren Mitarbeiter, die dazu von den Aposteln persönlich beauftragt waren, die Autorität hatten, Älteste anzustellen – woher nimmt dann die Gemeinde das Recht, jetzt, wo es keine Apostel oder deren Repräsentanten mehr gibt, selbst diese Ämter zu verleihen? Hierfür gibt es in der Schrift keine einzige Grundlage, es sei denn, man missbraucht diese Briefe an Timotheus und Titus, indem man sie so behandelt, als wären sie an Gemeinden gerichtet. So sehen wir, dass es sicher nicht überflüssig ist, den persönlichen Charakter dieser Briefe zu betonen.

Natürlich heißt das nicht, dass diese Briefe für uns keine Bedeutung haben. Im Gegenteil, sie besitzen gerade für unsere heutige Zeit einen außerordentlichen Wert, weil der Verfall in der Christenheit so stark zunimmt und die „gesunde Lehre“ auf alle mögliche Weisen unterhöhlt wird. Auch wenn diese Briefe der Gemeinde keine Autorität gibt, Älteste anzustellen, so finden wir in ihnen ein wichtiges Bild der Eigenschaften, die diejenigen kennzeichnen sollen, die den Gläubigen vorangehen. Obwohl wir keine Ältesten anstellen, kennen wir doch Brüder, die Weisheit und Lebenserfahrung gesammelt haben, eine moralische Autorität in der Gemeinde besitzen und den Kennzeichen entsprechen, die hier von den Ältesten beschrieben werden. Aber nicht nur das; diese Briefe geben uns auch wichtige Lektionen über den geistlichen Zustand der Gemeinde: in ihrer Anfangsphase, der Bedrohung durch böse Einflüsse von außen (Titusbrief), der ersten Offenbarung von Bösem in der Gemeinde (1Tim) und schließlich dem Verfall der Gemeinde als Ganzem (2Tim). Weiter sprechen sie zu uns über den Wandel und die Lebensführung der Gläubigen, sowohl in einem normalen, gesunden Zustand (Tit, 1Tim) als auch in einem abnormalen Zustand der Unordnung und des Verfalls (2Tim). Schließlich zeigen sie uns das Herz des Apostels in seiner Liebe zu den Gläubigen und seine Sorge für die Ausübung der Rechte und für die Herrlichkeit des Herrn.

(b) Wie ich bereits bemerkt habe, dreht sich das große Thema dieser Briefe sowohl um die Bewahrung der gesunden Lehre als auch um die Ordnung des Hauses Gottes. Das haben alle drei Briefe gemeinsam, auch wenn in ihnen verschiedene Akzente gesetzt werden, die von den Umständen abhängen, in denen sie verfasst wurden. In 1. Timotheus 1,3.4 (3) So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren (4) noch sich mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen als die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist:“ lesen wir, dass Timotheus von Paulus in Ephesus zurückgelassen worden war, um die Lehre aufrechtzuerhalten. Hierauf liegt die Betonung. Erst danach kommen die Verordnungen für die Aufseher und Diener. Dieser Brief zeigt die Anordnungen für einen normalen geistlichen Zustand im Haus Gottes, auch wenn die Gefahr böser Lehre bereits deutlich erkannt wird. Im Titusbrief liegt der Nachdruck auf der Ordnung im Haus Gottes: Paulus hatte Titus auf Kreta zurückgelassen, damit Titus das, was mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen sollte. Erst danach spricht der Apostel über die Ermahnung mit der gesunden Lehre und dem Reden, was der gesunden Lehre geziemt (Tit 1,9; 2,1 (1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(2:1) Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“). Auch dieser Brief enthält Anweisungen für die normale Situation in der Gemeinde, wobei die Bedrohung durch Böses innerhalb der Gemeinde sogar noch geringer ist als im ersten Timotheusbrief. Hier werden keine Weissagungen für die Endzeit im Hinblick auf den Zustand des Verfalls gegeben. Der Beginn des Verfalls wird hier nur kurz gestreift: Kreta hatte im Altertum ein schlechtes Ansehen, und der Apostel warnt vor der Gefahr, dass geistliche Schlaffheit dem Bösen eine Möglichkeit eröffnen würde einzudringen. Vor dem Hintergrund dieser geringeren Bedrohung ist der Ton im Titusbrief viel ruhiger und weniger emotional als im ersten Timotheusbrief. Auf eine gefasste, beinahe unpersönliche Art und Weise stellt Paulus seine Anordnungen vor. Dadurch unterscheiden sich beide Briefe (besonders der Titusbrief) stark vom zweiten Timotheusbrief, wo die große Masse der christlichen Bekenner abgewichen ist und wo der Apostel uns den Weg des Glaubens aufzeigt, die solche zu gehen haben, die inmitten des Verfalls dem Herrn treu bleiben wollen. Hier ist das Haus Gottes zu einem großen Haus geworden, in dem Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre gefunden werden. Der Ton des Apostels ist hier entsprechend ernst, eindringlich und bewegt, umso mehr, weil er sein Ende herannahen sieht.

(c) Ein besonderes Kennzeichen des Titusbriefes ist die harmonische Verbindung zwischen Lehre und Praxis, das heißt die Entfaltung der christlichen Wahrheit und ihrer Anwendung auf das christliche Leben. Es ist die Darlegung der „Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“, wie der Brief direkt zu Beginn andeutet (Tit 1,1 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“). Die christliche „Theorie“ und „Praxis“ gehören unauflöslich zusammen. Würden wir die Wahrheit kennen und verstehen, ohne dass sie irgendeine Auswirkung in unserem Leben hätte, wäre unser Glaube tot, unsere Erkenntnis nur eine Sache des Verstandes und wir würden die Wahrheit dadurch verlästern. Würden wir uns dagegen anstrengen, einen christlichen Lebenswandel zu führen, ohne die Wahrheit zu verstehen oder Gewicht darauf zu legen (wie wir es leider oft vorfinden), würden wir vollkommen entgleisen, weil wir unsere Stellung vor Gott und in dieser Welt missverständen und nicht mit der Kenntnis seines Willens, in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, erfüllt wären. Paulus setzt beide Seiten, Wahrheit und Gottesfurcht, ins richtige Verhältnis zueinander. Er schildert uns die Hauptwahrheiten des Christentums als Grundlage unseres Wandels.

In drei Abschnitten wird uns der Inhalt der „gesunden Lehre“ vorgestellt. Der Inhalt ist Christus selbst. Im ersten Abschnitt (Tit 1,1-4 (1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, (2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten; (3) zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes – (4) Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“) ist Er derjenige, dem Gott vor ewigen Zeiten das ewige Leben verheißen hat, ja der selbst das ewige Leben ist. Dieser Teil zeigt uns die großen objektiven Wahrheiten. Der zweite Abschnitt (Tit 2,11-14 (11) Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, (12) und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, (13) indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, (14) der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“) stellt uns seine zweifache Erscheinung vor: zuerst, um uns das Heil Gottes nahezubringen; zweitens, um uns an die Herrlichkeit heranzuführen. Das ist die subjektive Wahrheit, angewandt auf unseren äußerlichen Wandel. Es ist die Anwendung des Heils für uns. Im dritten Abschnitt (Tit 3,3-7 (3) Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, irregehend, dienten mancherlei Begierden und Vergnügungen, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend. (4) Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, (5) errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes, (6) den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, (7) damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens.“) wird die subjektive Wahrheit auf unser Inneres, unser Herz, angewandt (Wiedergeburt, Erneuerung durch den Heiligen Geist, Rechtfertigung). Es ist die Anwendung des Heils in uns.

(d) Einzelne Ausdrücke sind kennzeichnend für diesen Brief und verdeutlichen seinen Charakter. Sechsmal lesen wir den Namen „Heiland“ als Bezeichnung Gottes und Christus Jesus, vor allem in Bezug auf die ganze Menschheit (vgl. Tit 1,3; 2,10; 3,4 (1:3) zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“ „(2:10) nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“ „(3:4) Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“). Die „Wahrheit“ wird in Titus 1,1.14 „Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist,“ „und nicht achten auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden.“ genannt und wird ferner als die „gesunde Lehre“ oder einfach als „Lehre“ (Tit 1,9; 2,1.7.10) und als das „(zuverlässige oder gesunde) Wort“ bezeichnet (Tit 1,2.9; 2,5.8; 3,8 (1:2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten;“ „(1:9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ „(2:5) besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.“ „(2:8) gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.“ „(3:8) Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“). Ihre Anwendung auf den Wandel äußert sich in der „Gottseligkeit“ (Tit 1,1; 2,12) und in „guten Werken“ (Tit 1,16; 2,7.14; 3,1.8.14). All diese Ausdrücke kennzeichnen auch die beiden Briefe an Timotheus, in denen auch wiederholt von einem „reinen Gewissen“ gesprochen wird (vgl. Tit 1,15 „Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen.“). Schließlich finden wir in allen drei Briefen „das ewige Leben“ vor allem als eine zukünftige Erwartung (1Tim 1,16; 6,12 (1:16) Aber darum ist mir Barmherzigkeit zuteilgeworden, damit an mir, dem ersten, Jesus Christus die ganze Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die an ihn glauben werden zum ewigen Leben.“ „(6:12) Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.“; 2Tim 1,1 „Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, nach Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist,“; Tit 1,2; 3,7 (1:2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten;“ „(3:7) damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens.“).

(4) Die Einteilung des Briefes

Der Brief lässt sich recht gut in drei Teile untergliedern, die der herkömmlichen Einteilung in drei Kapitel folgt. Die ersten beiden Kapitel lassen sich jeweils noch einmal in zwei Teile untergliedern und das dritte Kapitel in drei Teile, so dass wir insgesamt sieben Teile erhalten. In jedem dieser sieben Teile (ausgenommen dem ersten, und zwar aufgrund seines objektiven Charakters) kommt einmal der Ausdruck „gut(e) Werk(e)“ vor. Der erste Vers jedes Kapitels zeigt ein Stück weit den Charakter des Kapitels an.

I. Die Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist (Titus 1)

(1) Die Offenbarung des ewigen Lebens (Tit 1,1-4 (1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, (2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten; (3) zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes – (4) Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“)
       (a) Die Apostelschaft von Paulus (Tit 1,1-3 (1) Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, (2) in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten; (3) zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach Befehl unseres Heiland-Gottes –“)
       (b) Die Kindschaft von Titus (Tit 1,4 „Titus, meinem echten Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!“)

(2) Die Anstellung von Ältesten zur Überführung der Widersprechenden (Tit 1,5-16)
       (a) Die Eigenschaften der Ältesten oder Aufseher (Tit 1,5-9 (5) Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte: (6) Wenn jemand untadelig ist, der Mann einer Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt werden oder zügellos sind. (7) Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, (8) sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam, (9) anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“)
       (b) Warnungen angesichts der falschen Lehrer (Tit 1,10-16)

II. Das, was der gesunden Lehre geziemt (Titus 2)

(3) Die Verwirklichung der gesunden Lehre (Tit 2,1-10)
       (a) Durch Ältere und Jüngere (Tit 2,1-8)
       (b) Durch Knechte (Tit 2,9.10 (9) Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, (10) nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.“)

(4) Der Inhalt der gesunden Lehre (Tit 2,11-15 (11) Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, (12) und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, (13) indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, (14) der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken. (15) Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!“)
       (a) Für die gegenwärtige Zeit (Tit 2,11.12 (11) Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, (12) und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,“)
       (b) Für die zukünftige Zeit (Tit 2,13-15 (13) indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, (14) der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken. (15) Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!“)

III. Die Bereitschaft zu allem guten Werk (Titus 3)

(5) Die christliche Stellung in der Welt (Tit 3,1-7)
       (a) Unsere Haltung gegenüber den Menschen (Tit 3,1.2 (1) Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein; (2) niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde, alle Sanftmut zu erweisen gegen alle Menschen.“)
       (b) Was uns von den Menschen unterscheidet (Tit 3,3-7 (3) Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, irregehend, dienten mancherlei Begierden und Vergnügungen, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend. (4) Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, (5) errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes, (6) den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, (7) damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens.“)

(6) Letzte Ermahnungen (Tit 3,8-11 (8) Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen. (9) Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos. (10) Einen sektiererischen Menschen weise ab nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung, (11) da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt, wobei er durch sich selbst verurteilt ist.“)
       (a) Über gute Werke und nutzlose Worte (Tit 3,8.9 (8) Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben. Dies ist gut und nützlich für die Menschen. (9) Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos.“)
       (b) Über sektiererische Menschen (Tit 3,10.11 (10) Einen sektiererischen Menschen weise ab nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung, (11) da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt, wobei er durch sich selbst verurteilt ist.“)

(7) Fürsorge in Bezug auf die Brüder und Grüße (Tit 3,12-15 (12) Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern. (13) Zenas, dem Gesetzgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangle. (14) Lass aber auch die Unseren lernen, für die notwendigen Bedürfnisse gute Werke zu betreiben, damit sie nicht fruchtleer seien. (15) Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns lieben im Glauben.Die Gnade sei mit euch allen!“)
       (a) Nachrichten über Paulus’ Gefährten (Tit 3,12-14 (12) Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern. (13) Zenas, dem Gesetzgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangle. (14) Lass aber auch die Unseren lernen, für die notwendigen Bedürfnisse gute Werke zu betreiben, damit sie nicht fruchtleer seien.“)
       (b) Abschiedsgrüße (Tit 3,15 „Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns lieben im Glauben.Die Gnade sei mit euch allen!“)

(5) Die Betrachtung des Briefes

Bei der Betrachtung des Briefes füge ich eine eigene Übersetzung des Grundtexts ein mit dem Ziel, das Griechische so genau wie möglich wiederzugeben. Zweitens weise ich zusammen mit einem kritischen Kommentar auf die wichtigsten Abweichungen des Textes hin, wie sie in anderen bedeutenden Handschriften als dem verwendeten Text zu finden sind. Drittens besteht die Absicht darin, die Bedeutung der benutzten griechischen Worte gemäß ihrem Zusammenhang und dem Sprachgebrauch des Neuen Testaments anzugeben. Das vierte und wichtigste Ziel besteht in der schriftgemäßen Auslegung des Briefes und seiner Anwendung auf Herz und Gewissen. Dies geschieht durch den Vergleich mit anderen Schriftabschnitten und in Übereinstimmung mit der Auslegung, die die Schrift selbst von sich gibt.

Nächster Teil


De brief van Paulus aan Titus,
Winschoten (Uit het Woord der Waarheid) o.J. (ca. 1970) 

Übersetzung: Stephan Keune

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