„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“
Hebräer 13,14: Gedanken zur Jahreslosung 2013

Velten Berger

© V. Berger, online seit: 01.01.2013, aktualisiert: 17.12.2020

Leitvers: Hebräer 13,14

Heb 13,14: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Ein neues Jahr beginnt und in einer alten und schönen Tradition gibt uns die Herrnhuter Brüdergemeine diese neue Jahreslosung mit auf den Weg.

Schauen wir zunächst auf den Kontext, da dieser Vers mit dem Wort „denn“ beginnt. In den vorangegangenen Kapiteln des Briefes an die Hebräer wurden viele Elemente des jüdischen Gottesdienstes dem Besseren, was Christus betrifft oder sich in Ihm erfüllte, gegenübergestellt. Nun werden die Hebräer aufgefordert, zu Ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. Der jüdische Gottesdienst und alles, was zum Lager gehörte, ist mit Christus zu seinem Ende gekommen. Jetzt sollte ungeteilt und entschieden der neue lebendige Weg Ihm nach beschritten werden, auch wenn dies mit Leiden verbunden sein sollte – und viele hatten ja schon den „Raub ihrer Güter mit Freuden aufgenommen“ (Heb 10,34). Dieser Weg Ihm nach und mit Ihm führt zu der bleibenden Stadt in der Zukunft, im Gegensatz zu allem Diesseitigen, das vergänglich ist. Der Gläubige schaut nicht auf das Vergängliche des Diesseits, sondern auf das Bleibende des Zukünftigen.

Für die Juden, die Hebräer, an die der Brief gerichtet ist, war Jerusalem, die „Stadt des großen Königs“ (Mt 5,35), die bedeutungsvollste Stadt. Sie war das Zentrum ihrer Religion, der Tempel Gottes stand hier. Diese Stadt war auch der Ort der Verheißung, der Hoffnung. Hier würde ihr Messias herrschen, und von hier aus würden sie gesegnet sein. Doch dies alles gehörte zu den Verheißungen des Alten Testamentes, und natürlich werden sie sich auch in der Zukunft erfüllen. Doch jetzt sollte der Gläubige nicht nach der Offenbarung der Herrschaft Christi Ausschau halten – in Wirklichkeit stand Jerusalem kurz vor der totalen Zerstörung (70 n.Chr.). Jetzt würden sie Fremdlinge sein und eine Gesellschaft von Pilgern auf dem Weg zu einem „unerschütterlichen Königreich“ (Heb 12,28) auf dem „zukünftigen Erdkreis“ (Heb 2,5) im „zukünftigen Zeitalter“ (Heb 6,5), wo sie eingeführt würden in die „zukünftigen Güter“ (Heb 9,11). Der Hebräerbrief führt uns noch nicht in die Herrlichkeit des Vaterhauses, wie es uns durch Johannes dargestellt wird.

Der Gedanke aus Hebräer 11 wird erneut aufgegriffen. Durch Glauben erwartete Abraham diese Stadt, „deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,10). Auch die anderen Glaubensvorbilder trachteten danach (Heb 11,16). Der Glaube erhebt sich über das Sichtbare, das Irdische, und blickt auf das Ewige und Himmlische.

„Die zukünftige [Stadt] suchen wir.“ Damit ist nicht das Suchen nach etwas Nichtauffindbarem oder Verlorenem gemeint, sondern ein Trachten. An anderen Stellen wird dieses griechische Wort epizeteo auch mit „trachten“ oder „begehren“ und „verlangen“ übersetzt. Gottes Wort setzt dies als eine grundsätzliche Haltung der Gläubigen voraus, dass sie nach der zukünftigen Stadt verlangen, danach trachten: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,2). Was wäre das für ein gewaltiges Zeugnis, wenn an uns dieses Verlangen nach dem Bleibenden, nach der zukünftigen Stadt, erkennbar wäre! Hier ist alles instabil und vieles von kurzer Dauer, Regierungen und Mächte kommen und gehen, die Ratlosigkeit der Weltmächte angesichts globaler Katastrophen steigt – aber in Christus und in seiner Stadt ist Stabilität und vollkommene Macht. Wie wären wir dann den Glaubenshelden aus Hebräer 11 ähnlich! Aber wie leicht lassen wir uns doch ablenken und von Irdischem und Sichtbarem beeinflussen.

Der Brief an die Epheser geht sogar über die Botschaft des Briefes an die Hebräer hinaus: Dort werden wir, durch unseren Glauben an den Herrn Jesus Christus und sein vollbrachtes Werk am Kreuz, als mit Ihm verbunden gesehen, ja mehr noch, wir sind in Ihm. Er wurde „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird“ (Eph 1,21) zur Rechten Gottes in den himmlischen Örtern gesetzt, und dort hat Er uns mit sich selbst verbunden, so dass es heißt: „Er hat uns … mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,6). Dort ist unser Zuhause, unser Bestimmungsort: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3,20).

So gilt uns die Jahreslosung erneut und nicht nur für dieses neue Jahr als Aufforderung, unsere Augen des Glaubens zu erheben und unsere himmlische Heimat fester ins Herz zu fassen. Umso mehr dadurch, dass wir wissen dürfen, dass wir nicht nur auf ein „unerschütterliches Reich“ (Heb 12,28) Ausschau halten, sondern dass der Herr Jesus uns vorangegangen ist, um uns eine Stätte zu bereiten in dem Haus seines Vaters (Joh 14,1-3), wo es nicht nur Stabilität und vollkommene Macht gibt, sondern auch vollkommene Beziehungen der Liebe.


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