Das Evangelium des Paulus (1)
Das Evangelium, das vor der Kreuzigung Jesu verkündigt wurde

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 26.01.2007, aktualisiert: 08.01.2023

Leitverse: Matthäus 4,17; Lukas 16,16; Markus 1,14

Mt 4,17: Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.

Lk 16,16: Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes, von da an wird das Evangelium des Reiches Gottes verkündigt …

Mk 1,14: Nachdem aber Johannes überliefert worden war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium des Reiches Gottes …

Der Christ, der behauptet – und mag er auch noch so gelehrt sein –, dass es nur eine gute Botschaft gibt, ein Evangelium, zeigt einen grundlegenden Mangel in Bezug auf das Verständnis der Wege Gottes. Er ist unwissend über dispensationale Wahrheit; und vielleicht ist er noch mehr als das – es kann sein, dass er sie bewusst zurückweist.

  • Heb 4,2: Auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, gleichwie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben vermischt war.

Hier finden wir, dass die gute Botschaft der Absicht Gottes, Israel aus Ägypten zu befreien und sie nach Kanaan zu bringen, „gute Botschaft“ genannt wird. Das Evangelium, das uns vorgestellt wird, finden wir in 1. Korinther 15,1-11 und sogar weit mehr als das, wie wir noch sehen werden.

Es gibt eine andere gute Botschaft, die wir jetzt betrachten wollen. Es ist das „Evangelium des Reiches“. Vor der Kreuzigung Christi wurde das „Evangelium des Reiches“ gepredigt. Es war die gute Botschaft, dass das Reich nahe war (Mt 4,17; Lk 16,16; Mk 1,14). Die Verkündigung geschah durch Johannes den Täufer (Mt 3,1.2), durch den König selbst (Mt 4,17) und durch die Jünger (Mt 10,7). Die Ablehnung des Reiches in Verbindung mit dem erniedrigten Christus führte menschlich gesprochen zur Verschiebung des Reiches. Natürlich war das alles in der souveränen Hand Gottes. Unterdessen aber muss das Kreuz stattfinden. Und so reist der König in ein fernes Land, um ein Reich zu empfangen und wiederzukehren (Lk 19,12). Inzwischen existiert das Reich, jedoch nicht in Macht und Herrlichkeit, sondern, einem Geheimnis gleich, in einer geheimnisvollen Form. Wenn Christus kommt, um seine Feinde zu unterwerfen (Lk 19,27; Ps 110,1.2; Off 19,11-21; usw.), dann wird Er vor seinen Ältesten herrlich oder in Herrlichkeit herrschen (Jes 24,23; vgl. Ps 2; Sach 14,8.9; usw.); das wird dann das Reich in Macht sein. Nun aber haben wir das Reich und das Ausharren (Off 1,9).

Das Evangelium des Reiches wird wieder gepredigt werden (Mt 24,14), und zwar durch den jüdischen Überrest während der siebzigsten Woche Daniels (Dan 9), wenn der Gräuel der Verwüstung in Jerusalem ist (Dan 9; 12,11; Mt 24,15; Off 13,15). Die Verkündigung des Reiches wird wieder aufgenommen werden. Das bedeutet nicht, dass die Christenheit eine zweite Chance hat. Menschen, die das Evangelium jetzt abweisen, wird, falls sie dann noch leben, eine wirksame Kraft des Irrtums gesandt werden, „dass sie der Lüge glauben, damit sie alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit“ (2Thes 2,11.12).

Das Ergebnis dieser zukünftigen Predigt des Evangeliums des Reiches finden wir in Offenbarung 7,9-17 und Matthäus 25,31-46. Der Glaube der Schafe zeigt sich gemäß Jakobus 2; der Glaube produziert nicht Gesetzeswerke, sondern Lebenswerke. Wenn sie die Botschaft und die Botschafter empfangen haben (die Brüder des Königs – die Juden), dann bringt dies Früchte des Glaubens hervor. Solche „Schafe“ werden im Reich gesegnet werden, wenn Christus auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird. In der Zwischenzeit sitzt Er nicht auf dem Thron der Herrlichkeit, sondern auf dem Thron des Vaters (vgl. Mt 25,31 und Off 3,21). Daraus darf nicht irrtümlich geschlossen werden, dass das Evangelium, das wir predigen oder predigen sollten, nicht das enthält, was sich auf das Reich bezieht (Apg 14,22; 19,8; 20,25; 28,23; 28,30.31). Der Punkt ist, dass wir nicht das „Evangelium des Reiches“ verkündigen, das heißt, dass das Reich nahe ist. Wir predigen Dinge, die das Reich betreffen in seinem moralischen Aspekt, in seiner geheimnisvollen Phase und in seiner Machtform, wenn Christus regieren wird [im Tausendjährigen Reich].

Vorheriger Teil Nächster Teil


Originaltitel: „The Gospel preached before the Crucifixion of Christ“
aus Paul’s Gospel: The Gospel of the Glory and Grace,
Present Truth Publishers, 1972


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen