Das Evangelium des Paulus (5)
Das Evangelium des Paulus – das Evangelium der Herrlichkeit und der Gnade

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 13.02.2007, aktualisiert: 08.06.2023

Das Evangelium der Herrlichkeit Gottes

Das Evangelium der Herrlichkeit hat zwei Aspekte, die sich gegenseitig ergänzen. Paulus spricht wiederholt von „meinem Evangelium“, und in 1. Timotheus 1,11 spricht er davon als „dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes“. Das Evangelium der Herrlichkeit Gottes ist die gute Botschaft, dass Gott völlig verherrlicht ist!

Joh 13,31.32: Als er nun hinausgegangen war sprach Jesus: jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott ist verherrlicht in ihm. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, so wird auch Gott ihn in sich selbst verherrlichen und alsbald wird er ihn verherrlichen.

Joh 17,4: Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.

Gnade ist sehr viel mehr als „unverdiente Gunst“; sie ist „Gott für uns in allem, was Er ist“, und das trotz unserer natürlichen Feindschaft. Nun, Gott ist Licht und Gott ist Liebe. Er kann Sünde nicht übersehen. Er fordert hundertprozentige Genugtuung, aber der Mensch ist bankrott. Doch wenn Gott Sünde übersehen würde, könnten wir nicht auf seine Gerechtigkeit zählen. Es könnte sein, dass Er seine Meinung später ändert. Ein Gott, der Sünde oder einige Sünden einfach übersehen könnte, ist ein Gott nach dem Bild des Menschen. Er wäre genauso veränderlich und unbeständig wie der Mensch. Unsere Herzen könnten keine Ruhe finden, wenn Gott über Sünde hinwegsehen würde.

Gott ist Licht; und Gnade bedeutet, dass Gott als Licht für uns genau so ist wie als Liebe. Sein vollkommener Hass und seine Abscheu der Sünde gegenüber haben sich für uns zum Guten ausgewirkt. Gott hat in Übereinstimmung mit seiner eigenen Natur als Licht gehandelt (das Licht offenbart den wahren Charakter von allem; Joh 1). Er fordert hundertprozentige Genugtuung für die Sünde. Unser Herr Jesus hat diesen Anspruch vollkommen zufriedengestellt. Jetzt hat Gott eine gerechte Basis, auf der Er die Sünden derer vergeben kann, die das Werk dieses Gepriesenen, der Gott diese Genugtuung verschafft hat (Röm 3,23-26), für sich in Anspruch nehmen … Das ist die Grundlage ewiger Sicherheit; das heißt, dass Gott in Übereinstimmung mit allem, was Er ist, gehandelt hat. Gott hat seine Rechtschaffenheit und die Übereinstimmung mit seinem Wesen bewahrt und wir dürfen ruhen auf dem vollbrachten Werk. Die Gerechtigkeit Gottes ist die Übereinstimmung mit sich selbst in allem, was Er ist. So hat sich die Tatsache, dass Gott Licht ist, für uns zum Guten ausgewirkt. Wenn wir an das Kreuz denken, denken wir meistens daran, dass Gott Liebe ist. Doch in dem Kreuz sehen wir beides: Gott ist Licht und Gott ist Liebe.

Aber wir wollen uns an dieser Stelle nicht mit dem Nutzen für den Menschen beschäftigen. Sünde ist eine himmelschreiende Brüskierung des Schöpfers und moralischen Regenten des Universums. Sühnung ist, wenn Gott vollkommene Genugtuung erbracht wird für den Frevel der Sünde gegen die Natur Gottes, der Licht ist. Denke an die schreckliche Dreistigkeit des Geschöpfes, sich selbst zum Gott zu machen, indem es wagt, seinen eigenen Willen zu tun! Ewige Strafe, die äußerste Finsternis, das Weinen, das Heulen und das Zähneknirschen sind seine gerechte Belohnung für solch eine Handlung, die die Majestät Gottes beleidigt. Wir können keine Worte finden, die stark genug sind, den Angriff des Geschöpfes (unseren eigenen) auf die Majestät Gottes zu verurteilen. Gerade in diese Szenerie, wo so etwas jeden Tag stattfindet, ein Ort, an dem „das Pflügen des Gesetzlosen Sünde ist“ (Spr 21,4), ist Der hineingekommen, der immer das getan hat, was dem Vater wohlgefällig war.

Denk an die Befähigungen dieses Gepriesenen! Jemand hat gesagt, dass man eine Wolke braucht, um einer Wolke zu begegnen. In 3. Mose 16 finden wir zwei Wolken. Eine ist die Schechina, die Herrlichkeitswolke der Gegenwart des Gottes Israels, zwischen den Cherubim. Sie fordert in Übereinstimmung mit dem, was Er in sich selbst ist, dass der Tod vor Ihn gebracht wird. Wer kann dieser Herrlichkeitswolke begegnen? Es gibt eine Wolke des Räucherwerks auf dem Feuer, das in das Allerheiligste gebracht wird. Es bezeichnet den Christus Gottes in all seinen Vollkommenheiten und Herrlichkeiten seiner eigenen Person; das bildet die Wolke des wohlgefälligen Räucherwerks. Und so ging der Einzige, der dazu befähigt war, an das Kreuz, und das Feuer des Gerichtes in Verbindung mit dem Brandopfer und alles das, was emporstieg, brachte Gott Herrlichkeit. Das Feuer brachte von der Person Christi nur das hervor, was der Herrlichkeit Gottes begegnete und entsprach.

Was für eine gewaltige Sühnung wurde dort gewirkt! Was für eine Herrlichkeit für Gott, als Er unendliche Zufriedenstellung für den Frevel der Sünde gegen die Majestät und Natur Gottes brachte! Sein Blut wurde vergossen (Joh 19,34; 1Joh 5,6; 3Mo 16) und Gott wurde zufriedengestellt und weckte Ihn auf aus den Toten. Selbst wenn kein Sünder jemals gerettet worden wäre, so wäre doch Gott verherrlicht worden (Joh 17,4). Seine Verherrlichung gilt unabhängig von dem Segen für den Menschen, obwohl der Segen für den Menschen direkt abhängig ist von der Tatsache, dass Gott volle Genugtuung bereitet wurde. Da Gott nun so vollkommen und ohne Maß verherrlicht worden ist, musste Er Ihn, der dies getan hatte, aus den Toten auferwecken und Ihm Herrlichkeit geben (1Pet 1,21) – unserem Herrn Jesus einen Platz geben, der würdig und in Übereinstimmung ist mit den Tiefen, in die Er im Tod hinabgestiegen ist. Denke an den Heiligen, der der Sündenträger geworden ist, der diese widerwärtige, verabscheuungswürdige und abscheuliche Rebellion gegen Gott getragen hat! Denk daran! …

Es gab eine moralische Verpflichtung aufseiten Gottes, Christus Herrlichkeit zu geben. Gott musste wahrhaftig sich selbst gegenüber sein. Seine unveränderliche moralische Wahrheit, die alle Haushaltungen durchzieht, ist, dass derjenige, der sich selbst erniedrigt, erhöht werden soll. Wer hat sich so erniedrigt wie unser Herr Jesus? Der Platz, der Ihm gegeben wurde, muss in Übereinstimmung sein mit dem Platz, den Er in seiner Erniedrigung und Degradierung eingenommen hat. „Die Plattform, auf die Salomo stieg und von wo er den Lobpreis Israels anführte, hat dieselbe Höhe wie der eherne Altar“, hat jemand einmal gesagt.[1] Selbst in dieser Welt „muss er herrschen“ (1Kor 15,25). Es ist eine moralische Notwendigkeit, dass dort, wo Er den niedrigsten Platz eingenommen hat, Er auch den höchsten Platz haben soll. Aber es gibt noch mehr als das: „Christus wurde auferweckt aus den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters“ (Röm 6,4).

W. Kelly bemerkt:

Es ist eine armselige Auslegung, wenn man annimmt, dass die Herrlichkeit des Vaters dasselbe wäre wie seine Allmacht oder Kraft. Jedes Motiv, das Ihn sittlich beseelt, jeder Weg und jedes Ende, wobei Er in seinen Vollkommenheiten bekannt gemacht wird, alles, was sich entfaltet in Vortrefflichkeit und Wonne nicht nur dem Geschöpf gegenüber, sondern seinem Sohn gegenüber, das wurde ausgeübt bei der Auferweckung des Herrn Jesus.[2]

Und so ist Er hinaufgestiegen weit über alle Himmel, damit Er alles erfüllte (Eph 4,10). Oh, wie füllt Er das Herz Gottes mit Freude und Genugtuung! Gott findet alle seine Ruhe in Christus. Er füllt den Thron des Vaters (Off 3,21) ohne Fehler. Aber füllt Er auch dein und mein Herz? Es gibt eine gute Botschaft: Gott ist unermesslich und auf ewig verherrlicht worden. Wer predigt die gute Botschaft von der Herrlichkeit Gottes (1Tim 1,11)?

Das Evangelium der Herrlichkeit des Christus

Es gibt die gute Botschaft, dass Christus verherrlicht worden ist (2Kor 4,4)! Gott hat Christus verherrlicht in einer Weise, die eine Antwort auf die und in Übereinstimmung mit der Herrlichkeit ist, die Er Gott gebracht hat. Wie soll der Wert des Werkes am Kreuz gemessen werden? Welcher Maßstab soll dafür benutzt werden? Es gibt keinen. Es gibt nur eins, was fähig ist, den unendlichen Wert dieses Werkes für Gott zu beschreiben und zu messen: Gott antwortet mit Herrlichkeit! Er hat den Herrn Jesus verherrlicht und Ihm den höchsten Platz gegeben.

2Kor 4,3-5: Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verlorengehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihn nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen.

Das Licht, das Paulus sah, teilte ihm die Herrlichkeit Christi mit. Das Licht kam aus der Herrlichkeit. Und zu welcher Beschäftigung leitete es den Paulus? Weder wusste er, dass er selbst ein Sünder war, noch hatte er ein Bewusstsein von Sünde, weil er gerecht in Bezug auf das Gesetz Gottes lebte. Aber was er sah, beschäftigte ihn mit einem Anderen. Das ist genau das, was das Evangelium der Herrlichkeit tut: Es bringt uns zu dem Segenspender und beschäftigt uns mit Ihm selbst anstatt bloß mit den Segnungen, die wir empfangen haben. Es offenbart: die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Das ist sehr viel mehr als Befreiung aus unserem Elend; es enthüllt einen neuen Platz vor unserem Gesichtsfeld. Es macht uns die Herrlichkeit Gottes deutlich, wie sie auf dem Christus Gottes, dem erhobenen Menschen, ruht. Es zeigt uns einen Menschen in der Herrlichkeit Gottes. Welch ein gewaltiger Gedanke! Christus hat die Menschheit direkt vor den Thron des Vaters gebracht und trägt dort unsere Natur (ausgenommen die Sünde) in seinem Leib der Herrlichkeit, gerade in dem Augenblick, wenn diese Zeilen gelesen werden. Wenn wir uns mehr und mehr mit dieser wunderbaren Tatsache beschäftigen, bewegt das unsere Gedanken und ruft die Anbetung seiner gereinigten Anbeter hervor. Als Er durch sich selbst die Reinigung der Sünden vollbracht hatte, setzte Er sich selbst zur Rechten der Majestät in der Höhe (Heb 1,4). Die Gnade fließt nun von diesem Platz. Jemand anders hat gesagt:

Die Gnade kommt von der Herrlichkeit, nicht vom Kreuz. Das Kreuz ist die Basis all dessen, aber das Licht scheint von dem Endpunkt herab, und je näher du der Herrlichkeit kommst, desto mehr erkennst du, wie willkommen du bist; umso sicherer bist du dir, dass es dein Platz nach Gottes Gedanken ist; und all das wirkt sich auf dich so aus, dass Christus persönlich dein Herz fesselt. Das ist das Evangelium der Herrlichkeit. Ich bin nicht nur gereinigt und befreit von all dem, was gegen mich war, sondern ich habe mir seinen Tod zu eigen gemacht und während ich Ihm dahin folge, wo Er ist, werde ich verwandelt in dasselbe Bild.[3]

Das Evangelium der Herrlichkeit bedeutet, dass Er uns nicht nur gereinigt hat von allem, was gegen uns war, sondern dass wir durch sein Blut Freimütigkeit haben, mit Ihm seine eigene Glückseligkeit in der Gegenwart Gottes zu teilen – wir haben Anteil an der Glückseligkeit dessen, was Christus für Gott ist. Jeder, der seine Herrlichkeit innerhalb des Vorhangs gesehen hat, wird in seinem Sinn in moralischer Übereinstimmung mit Ihm verändert werden, so dass er hier auf der Erde keinen Ruheort findet, sondern zu Ihm hinausgeht außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend … Niemand erhebt sich höher als sein Altar[4]; das bedeutet, er kann nicht für Christus hier auf der Erde eintreten, wo alles Christus gegenüber feindlich ist, wenn er Ihn nicht dort an der Stelle kennt, wo die ganze Herrlichkeit Gottes auf Ihm ruht. Das ist das Evangelium der Herrlichkeit. Wenn du Ihn so kennst, wirst du innerhalb des Vorhangs mit Ihm sein und außerhalb des Lagers seine Schmach tragen.[5]

Jemand anders [wahrscheinlich W. Kelly] hat gesagt:

Was für eine Freude: Als bewiesen wurde, dass der Mensch unrettbar verloren ist, offenbart Gott in dem Evangelium seine Gerechtigkeit, indem Er den Gläubigen in der herrlichsten Weise rechtfertigt! Der Gläubige erlebte dann in nicht nur, dass das Blut Christi seine Sünden gesühnt hat und ihn reinigt, sondern dass er selbst den neuen und himmlischen Platz betritt, und zwar in Christus, auf dieselbe Weise, wie Er in der Herrlichkeit vor Gott ist. Das bedeutet: Selbst wenn niemand die himmlische Vision so gesehen hat wie der Apostel, ist jeder Christ doch berechtigt zu sagen, dass er das Wesen der Segnung besitzt, die dem Saulus bekanntgemacht wurde und durch ihn allen, die seinem Wort glauben. Die Gnade Gottes begegnete ihm in unverdienter Weise in seinen Sünden, als er sich vor Christus niederbeugte. Sie hat ihn auch dazu geführt, Gottes Gerechtigkeit in Ihm zu werden, nicht so, wie Er war, sondern wie Er ist in himmlischer Herrlichkeit.

Kein Wunder also, dass der Apostel von dem Evangelium der Herrlichkeit Gottes reden konnte. Denn wenn Liebe den Sohn zu uns herabgebracht hat als die einzige, aber vollkommen ausreichende Sühnung für unsere Sünden, dann hat Er Ihn ganz besonders in sich selbst verherrlicht und es uns geschenkt, seine Gerechtigkeit zu werden in jener Herrlichkeit, aus der das Licht von Christus in der Herrlichkeit unsere dunklen Herzen erreicht hat und wo wir hinfort mit Ihm einsgemacht sind. Das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi war nicht nur für Saulus von Tarsus allein. Durch sein inspiriertes Zeugnis sollten die Korinther damals und wir Gläubigen heute erkennen, dass wir nach demselben reichen Maß gesegnet sind. Welch wunderbare Gnade, ein Christ in dem einfachen, unverfälschten und reichen Glauben an Christus gemäß dem Evangelium seiner Herrlichkeit zu sein. Wie erbärmlich, weniger als das zu sein! Zwischen den zweien gibt es keinen mittleren Boden, auf dem wir stehen könnten, der von Gott gutgeheißen wird. Die Christenheit steht weit hinter der Wahrheit zurück und segelt mit vollen Segeln in den Abgrund des Abfalls.[6]

Die Herrlichkeit des Herrn ist eine bildende Kraft in unserem Leben, wenn wir sie anschauen. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist“ (2Kor 3,18). Möchte Gott, dass wir den Herrn anschauen, Ihn betrachten? Wie könnte jemand hier nein sagen? Aber der Vers sagt nicht: „den Herrn anschauend“. Es schließt das ein, ohne Zweifel, aber wir alle sollten die Herrlichkeit des Herrn anschauen. Unsere Herzen sollten beschäftigt sein mit dem Platz, der dem gegeben wurde, der allein würdig ist. Es gibt im Himmel keinen Platz für Ihn, der zu hoch wäre.

Die Herrlichkeit des Herrn ist der Ausdruck und das Maß der Genugtuung und Herrlichkeit, die dem gebracht wurde, der Christus dorthin gesetzt hat! Ihn dort anzuschauen, bedeutet, darüber nachzudenken und es in der Seele zu genießen, was wir auf diesen Seiten betrachtet haben: wie Er die Sühnung für Gott vollbracht hat und wie Gott darauf geantwortet hat, indem Er Christus in die Herrlichkeit gesetzt hat. Und nach 2. Korinther 3,18 wird dieses Anschauen der Herrlichkeit des Herrn eine verwandelnde Wirkung auf uns haben.

Das männliche Kind, das die Nationen mit eiserner Rute weiden wird, wurde zu Gott und zu seinem Thron aufgenommen (Off 12). Der Apostel Paulus wurde aufgenommen in eben jene Szene der Herrlichkeit und hörte Dinge, die in unserem gegenwärtigen Zustand nicht mitgeteilt werden können. Und wie wunderbar ist es, daran zu denken, dass derjenige, der mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist, selbst hinabsteigen wird in die Luft (Joh 14,3) und dass auch wir aufgenommen werden sollen (1Thes 4,17), direkt in jene Szene versetzt, wo die Herrlichkeit Gottes auf Ihm ruht. Dann werden wir in größerem Maße, von Angesicht zu Angesicht (1Kor 13,12), die Herrlichkeit des Herrn anschauen (Joh 17,24). Aber diese Szene sollte uns heute schon gestalten. Ein Mensch wird nach dem gestaltet, womit er sich beschäftigt, sei es nun Geld, Macht, Ruhm, Vergnügen usw. Beschäftigen wir uns mit Christus in der Herrlichkeit? Wenn das so ist, wird es eine Verwandlung geben (ohne Zweifel unmerklich für uns selbst) in moralischer Übereinstimmung mit Ihm selbst und dem, was für jene Szene der Herrlichkeit passend ist, in die wir bald eingeführt werden.

Das Evangelium der Gnade Gottes

Gnade ist viel, viel mehr als unverdiente Gunst. Sicherlich schließt sie diese ein; aber Gnade bedeutet, dass Gott für uns ist in allem, was Er ist. Gott ist Licht (1Joh 1,5) und Gott ist Liebe (1Joh 4,8). Licht bringt den wahren Charakter von allem hervor (Eph 5,13). Und Gott hat uns dafür bestimmt, dass wir dort sind, wo Er ist. Alle Christen wandeln in dem Licht (1Joh 1,7), obwohl wir nicht immer gemäß dem Licht wandeln. Wir wären nicht glücklich bei einem Gott, der nicht Licht ist. So sind die unberechenbaren Götter der Heiden. Gott ist immer treu sich selbst gegenüber, immer in Übereinstimmung mit seinem Wesen. Er hat die Ausführung seines Gerichtsurteils verlangt und Christus hat die Genugtuung bewirkt. Gott ist Licht und ist zufriedengestellt und verherrlicht – als Licht – in dem Werk auf dem Kreuz. Und nun ist seine Liebe frei, zu dem Sünder auszugehen, weil Er gerecht ist, wenn Er das tut, da Er – als Licht – mit dem Werk der Sühnung zufriedengestellt ist. Er muss gerecht sein, wenn Er den Sünder rechtfertigt (Röm 3,26).

Die ewige Genugtuung, die Ihm so gebracht wurde, offenbart Gott für uns als Licht. Er hat gefordert und Er hat bezahlt! Gott – als Licht – hat so für uns gewirkt; wunderbarer Gedanke! In dieser Weise ist Gott ist für uns Licht und Liebe. Das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen, dass Gnade bedeutet: Gott für uns in allem, was Er ist, und trotz unserer natürlichen Feindschaft. Ist das nicht weitaus größer, als nur unverdiente Gunst in dem Wort „Gnade“ zu sehen?

Paulus zeugte von dem Evangelium der Gnade Gottes (Apg 20,24). Nachdem die Sühnung für Gott vollbracht und Er verherrlicht war und Christus verherrlicht war entsprechend der Erniedrigung, die Gott solch eine Herrlichkeit gebracht hatte, strömte Gnade von dem verherrlichten Christus hervor zu den Nationen, die ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt waren (Eph 2,13). Oh, schaue zu der Grube, aus der du gezogen worden bist! Schaue in das Dunkel der Finsternis (Jud 13), für immer entfernt von Gott! Ohne Gott, ohne Hoffnung! Verloren, verloren, verloren! Hunde der Nationen, Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung.

Derjenige, der den Weg verfolgt hatte bis zum Tod (Apg 22,4), wird plötzlich durch die Herrlichkeit eines großen Lichtes, das den Glanz der Mittagssonne übertraf, niedergeworfen. Derjenige, den er unwissentlich verfolgte, erscheint ihm in der Glut seiner Herrlichkeit, und er entdeckt, dass er Christus selbst verfolgt, indem er diejenigen, die Christus angehörten, verfolgte (Apg 9,5). Es ist der erste Hinweis von der Wahrheit des einen Leibes und der Vereinigung der Glieder mit Christus (Apg 9,4; 1Kor 6,17; 12,12.13; usw.).

Er geht geradewegs in die Synagoge und predigt Christus als den Sohn Gottes (Apg 9,20). Alle Gläubigen kannten Christus natürlich als Sohn Gottes, aber Paulus betont dies besonders. Es ist Christus als Sohn Gottes, der die Grundlage der Kirche ist (Mt 16,16-18). Der Herr erschien dem Paulus später in anderen Offenbarungen (Apg 26,16), und ihm wurden jene Linien der Wahrheit anvertraut, die den ewigen Ratschluss Gottes entfalten (Eph 3,11) und die das Wort Gottes vervollständigen (Kol 1,25).

Paulus dient als eine Abgrenzung jener, die Gott erretten wollte (1Tim 1,16). Denk einmal an die Gnade Gottes, die diesen Mann rettete! Wir denken an Gnade für die, die „in der Gosse“ sind. Paulus war dagegen ein „Karrieretyp“ (Phil 3,4-6) und darüber hinaus der erste (d.h. der schlimmste) der Sünder (1Tim 1,15).

Aber wenn wir an den Umfang der Herrlichkeit denken, die Gott durch Christus gebracht wurde, und wie Gott darauf geantwortet und das beurteilt hat durch die entsprechende Verherrlichung Christi, so ist es kein Wunder, dass solch mächtige Gnade von Christus in der Herrlichkeit zu dem ersten der Sünder hervorkommen konnte! Kein Wunder, dass Paulus das erwählte Gefäß war (Apg 9,15) und von Gott passend gemacht worden war, um der Träger des Evangeliums der Herrlichkeit und des Evangeliums der Gnade Gottes zu sein. Eine spezielle Verwaltung der Gnade Gottes war ihm übertragen worden (Eph 3,2) und er verkündete die gesegneten Wahrheiten, dass Juden und Heiden Miterben und Miteinverleibte und Mitteilhaber sind (Eph 3,6). Das sind nicht nur bloße Worte, sondern lebendige Realitäten. Wir müssen darüber nachdenken, was diese Worte wirklich bedeuten und beinhalten. Die Größe dieser Gnade wird dementsprechend dann auch in unseren Seelen groß werden und wir werden die Verbindung zwischen der guten Botschaft der Gnade Gottes und der guten Botschaft der Herrlichkeit sehen. Wir werden lernen, dass wir gerechtfertigt sind und zur Gerechtigkeit Gottes selbst gemacht worden sind. Ja, Wunder über Wunder, „so wie er ist, so sind wir in der Welt“ (1Joh 4,17). Unser Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott (Kol 3,3), mit Christus, der schon in der Herrlichkeit ist. Wir sind neue Schöpfung in Ihm und durch den Geist mit dem verherrlichten Haupt verbunden (2Kor 5,17). So werden wir lernen, von der guten Botschaft der Gnade Gottes zu zeugen. Gnade ist Gott für uns in allem, was Er ist, und in Gnade hat Er uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus (Eph 1,3).

Zusammenfassung

Paulus spricht von „meinem Evangelium“ (Röm 2,16; 16,25; 2Tim 2,8; siehe auch Gal 1,11; 2,2) und sagt „unser Evangelium“ (1Thes 1,5; 2Thes 2,14), wenn er andere mit sich selbst verbindet. Er predigte die Grundwahrheiten des Evangeliums wie die anderen (1Kor 15,1-11), aber was er predigte, hatte er nicht von anderen gelernt. Er empfing es durch direkte Offenbarung. In diesen Offenbarungen empfing er die Grundwahrheiten des Evangeliums, aber noch einiges darüber hinaus. Wäre es nur das gewesen, was die in Jerusalem predigten, hätte er nicht sagen können: „Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit. Ich zog aber hinauf infolge einer Offenbarung und legte ihnen das Evangelium vor, das ich unter den Nationen predige“ (Gal 2,1.2; siehe auch Apg 26,16).

Wegen dieser zusätzlichen Wahrheiten des Evangeliums, die Paulus durch Offenbarung empfangen hatte, sagt er, wenn er von dem Evangelium spricht: „… von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das gepredigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin“ (Kol 1,23; siehe auch Röm 15,16). Er sagt auch von dem Leib Christi: „… seinen Leib, das ist die Versammlung, deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden: das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist, denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,24-27; siehe auch Eph 3,7).

Achte gut darauf, dass es zwei Dinge sind, deren Diener Paulus geworden ist – er wurde nicht der Diener. Lasst das „der“ weg. Er wurde Diener – in dem Sinne, dass es ihm als besonderer Auftrag übergeben worden war – dieser zwei Linien der Wahrheit, unterschieden, aber nicht voneinander getrennt, in einem besonderen Sinne als jemand, der besondere Offenbarungen dieser Wahrheiten hatte. Die Verbindung dieser Wahrheiten kommt in dem Ausdruck „Geheimnis des Evangeliums“ zum Ausdruck (Eph 6,30). Es ist nicht das Evangelium, das ein Geheimnis genannt wird. Der Punkt ist, dass das Evangelium des Paulus die Tür für die Entfaltung des Geheimnisses ist. Und so wurde ihm das Evangelium der Herrlichkeit Gottes übermittelt (1Tim 1,11), das Evangelium der Herrlichkeit des Christus (2Kor 4,4) und das Evangelium der Gnade Gottes (Apg 20,24). Die Verwaltung der Gnade Gottes den Heiden gegenüber wurde Paulus übertragen (Eph 3,2; Gal 2,8). Gott gab niemals irgendeinem Menschen das Recht, zu wählen, dem Evangelium zu glauben. Das Evangelium des Paulus und die Offenbarung des Geheimnisses werden „zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan“ (Röm 16,26). Der Herr Jesus wird offenbart werden „vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen“ (2Thes 1,1-8). Statt die Menschen zu bitten, doch die Wahl zu treffen, dem Evangelium zu glauben, „gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apg 17,30; siehe auch 1Pet 4,17; Röm 1,5; 10,16). Josua 24,15 ist kein Evangeliumsvers, weil es den oben genannten Schriftstellen nicht entspricht. Darüber hinaus bedeutet die Wahl in Josua 24,15, dass man sich eigene Götter wählt, wenn es einem böse zu sein scheint, dem Herrn zu dienen. Die Wahl, dem Herrn zu dienen, so wie es in Josua 24,22 steht, war eine menschliche Wahl, menschlicher Wille, und das Buch der Richter zeigt, wie bald menschliches Wählen in göttlichen Dingen zunichtewird. Gott ist derjenige, der (Joh 1,13; Jak 1,18; 1Pet 1,23; Eph 2,9.10; Röm 9,22.23; 8,29.30; 2Tim 1,9; 2,10; usw.) in der neuen Geburt und der Errettung die Initiative ergreift. Alles geschieht aus Gnade (Eph 2,8), und Gott ist für uns in allem, was Er ist.


Originaltitel: „Paul’s Gospel – The Gospel of the Glory and Grace“ 
aus Paul’s Gospel: The Gospel of the Glory and Grace
Present Truth Publishers, 1972

Vorheriger Teil Nächster Teil

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Vergleiche 2. Chronika 6,13; 2. Mose 27,1.

[2] W. Kelly, Notes on the Epistle of Paul, the Apostle, to the Romans, with a new translation on Romans, London (G. Morrish) 1873, S. 86; Anmerkungen zu Römer 6. Online: www.stempublishing.com.

[3] J.B. Stoney, Ministry of J.B. Stoney, Bd. 6, S. 245.

[4] Anm. d. Red.: Der Altar spricht von der Beziehung, die ich zu Gott habe und die ganz besonders in meiner stillen Zeit deutlich wird.

[5] J.B. Stoney, Ministry of J.B. Stoney, Bd. 6, S. 232.

[6] The Bible Treasury, N.S., Jg. 5, 1904–5, S. 363.


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen