Erst Glaube, dann Taufe?
Markus 16,16

Dirk Schürmann

© SoundWords, online seit: 19.12.2005, aktualisiert: 26.08.2021

Leitverse: Markus 16,16

Mk 16,16: Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.

Dass derjenige, der geglaubt hat, auch getauft werden sollte, ja, dass er ohne die Taufe im biblischen Sinn nicht errettet ist, darum soll es uns in diesem Artikel nicht gehen. Auch nicht darum, dass sicher die normale Reihenfolge „Glaube – Taufe“ ist. Siehe dazu die verschiedenen anderen Artikel unter gleichem Stichwort. Vielmehr wollen wir einmal überlegen, ob dieser Vers wirklich, wie viele glauben, eine zwingende Reihenfolge vorschreibt.

Für manche ist dieser Vers der absolut klare Beweis, dass eine Kindertaufe in jeder Form falsch ist. So meinte J.A. von Poseck, seinen Mitbruder J.B. Stoney (der die Kindertaufe von Gläubigen vertrat) hiermit schnell widerlegt zu haben:

Ich erwiderte ihm, wenn dies wahr und recht wäre und demgemäß allgemein durchgeführt würde, so müsse er einen dicken Strich durch den 16. Vers des 16. Kapitels des Markusevangeliums machen. Dieser Vers wäre dann nicht länger wahr, sondern es müsste heißen: „Wer getauft ist und glaubt, wird errettet werden“, anstatt: „Wer glaubt und getauft ist, wird errettet werden.“ – Er wusste hierauf natürlich nichts Haltbares zu erwidern.[1]

Hierzu folgendes Beispiel: Wenn ich mit Besuchern in der Firma (Chemiebranche), in der ich beschäftigt bin, eine Produktionshalle besichtigen will, dann sage ich ihnen vorher: „Diese Halle darf nur betreten, wer eine Schutzbrille aufzieht und Sicherheitsschuhe anzieht.“ Natürlich achte ich hierbei nicht darauf, dass jemand zuerst die Brille aufsetzt und anschließend die Sicherheitsschuhe anzieht, sondern er kann Schuhe und Brille auch in umgekehrter Reihenfolge anziehen.

Markus 16,16 sagt eben nicht: „Wer zuerst glaubt und dann getauft wird, wird errettet werden“, sondern nur, dass zur Errettung Glaube und Taufe notwendig sind. Es ist zwar naheliegend, aber keineswegs zwingend, dass diese beiden Dinge auch in genau dieser Reihenfolge erfolgen müssen. Wir sehen, dass wir vorsichtig sein müssen, etwas in die Schrift hineinzulegen, was dort nicht drinsteht.

In diesem Abschnitt geht es eben um die Predigt an Erwachsene. Da ist die Reihenfolge natürlich auch: erst Glaube, dann Taufe. So sagt W.J. Ouweneel auch in dem Vortrag „Ist die Gläubigentaufe biblisch?“, dass es (wenn man Erwachsenen das Evangelium verkündigt) einfach der normale Fall ist, dass sie sich nur dann taufen lassen, wenn sie auch an Christus glauben. Kein erwachsener Mensch würde sich normalerweise gegen seinen Willen taufen lassen (Karl der Große führte allerdings auch Zwangstaufen durch). Das ist genau das, was Markus 16,16 aussagt: Die Jünger werden ausgesandt, um das Evangelium zu predigen, und wer glaubt, soll durch die Taufe Jünger im Reich werden. Dort steht nicht, dass er getauft wird, weil er gläubig geworden ist, sondern er wird getauft, weil er seinen alten Menschen dem Tod übergeben möchte und von nun an in Neuheit des Lebens seinen Weg gehen möchte. Hier das komplette Zitat aus dem oben genannten Artikel:

Ich werde euch drei Bibelstellen geben, um zu zeigen, dass Taufe rettet. Ich hoffe, ihr versteht es dann besser. Die erste Stelle ist Markus 16,16, ein Lieblingsvers der Vertreter der Gläubigentaufe: „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden.“ Du sagst vielleicht: „Das ist doch ganz einfach. Du glaubst, lässt dich taufen und bist errettet.“ Wir zwingen nicht Erwachsene, die das Evangelium verstehen können, in das Königreich. Wenn wir das Evangelium Erwachsenen predigen, so glaubt keiner, dass es jemand gibt, der unter die Autorität, unter die Herrschaft des Herrn gebracht werden möchte, außer er glaubt. Die Bibel ist nicht für Babys geschrieben, sondern für solche, die das Evangelium verstehen können. Diejenigen, die das Evangelium verstehen können, müssen zuerst glauben, bevor sie getauft werden können. Das heißt aber nicht, dass sie getauft werden, weil sie gläubig sind. Der Glaube ist eine Sache zwischen ihnen und Gott. Taufe ist ein Bekenntnis für die Welt, nicht dafür, dass sie glauben, sondern dafür, dass sie diese böse Welt verlassen wollen, unter der Autorität Christi stehen wollen und belehrt werden wollen, nach Matthäus 28, in den Geboten des Herrn. Das ist noch viel wichtiger. Aber ich habe viele Vertreter der Gläubigentaufe gehört und sie zitieren oft diesen Vers, aber nur die erste Hälfte. Ich frage dann immer, warum sie nicht die zweite Hälfte zitieren würden: „… wird errettet werden.“ Der Vers sagt nicht: „Wer glaubt und errettet ist, soll getauft werden.“ Das ist es, was ihr aus ihm macht. Doch er sagt das nicht, sondern: „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden.“ Was ich aus der Errettung in Verbindung mit der Taufe mache, das ist sehr wichtig. Taufe ist ebenso entscheidend für die Errettung. Für die ewige Errettung ist der Glaube ausreichend. Aber ich spreche über den Rest deines Lebens. Wo stehst du? Auf der Seite der Welt oder unter der Autorität Christi, unter der Herrschaft Christi, im Königreich Gottes, unter der öffentlichen Macht des Herrn Jesus in dieser Welt? Das ist die Bedeutung der Taufe. Sie bringt dich äußerlich unter die Herrschaft der Errettung von diesem bösen Geschlecht.[2]

Anmerkungen

[1] J.A. von Poseck, aus Christus oder Parkstreet.

[2] W.J. Ouweneel in dem Vortrag „Ist die Gläubigentaufe biblisch?“.

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