Wie werden die himmlischen Dinge gereinigt? 
Hebräer 9,23

Christian Briem

© CSV, online seit: 05.04.2021, aktualisiert: 15.11.2023

Leitvers: Hebräer 9,23 „Es war nun nötig, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.“

Heb 9,23: Es war nun nötig, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.

Frage

In Hebräer 9,23 „Es war nun nötig, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.“ wird gesagt, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln durch Blut (wohl durch blutige Opfer) gereinigt wurden, dass die himmlischen Dinge selbst aber durch „bessere Schlachtopfer als diese“ gereinigt werden müssen. Um was für Schlachtopfer handelt es sich bei den „besseren Schlachtopfern“, und auf welche Weise werden die himmlischen Dinge gereinigt? An welche himmlischen Dinge müssen wir denken, die der Reinigung bedürfen? Ist der Himmel verunreinigt? 

Antwort

Um mit der letzten Frage zu beginnen: Ja, in einer gewissen Hinsicht ist der Himmel (nicht das „Haus des Vaters“) verunreinigt, und zwar allein schon durch die Gegenwart Satans und seiner Engel. Allgemeiner ausgedrückt können wir aber auch sagen, dass durch den Eintritt der Sünde in die Welt die Schöpfung als solche verunreinigt worden ist. Dadurch wird auch deutlich, dass die himmlischen Dinge nicht einfach nur dadurch gereinigt werden können, dass Satan und seine Engel in der Mitte der letzten Danielswoche, also dreieinhalb Jahre vor Errichtung des Tausendjährigen Reiches, aus dem Himmel entfernt und auf die Erde hinabgeworfen werden (Off 12,9 „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“).

Gott wird zwar genau in dieser Weise im Gericht mit Satan verfahren, wird ihn schließlich sogar in den Feuer- und Schwefelsee werfen (Off 20,10 „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“). Aber wenn es um den Wohnort Gottes und darum geht, dass Er dort mit erlösten, aber noch irrenden Menschen zusammentrifft, genügt das allein nicht. Denn das Heiligtum Gottes kann, wie wir sogleich noch näher sehen werden, von der Frage auch unserer Sünde nicht unberührt bleiben. Diese Frage aber kann nur durch ein angemessenes Opfer, durch das Opfer Jesu Christi, geordnet werden. Natürlich könnte Gott kurzerhand im Gericht handeln und auf diese Weise seinen Himmel, seine Schöpfung reinigen. Doch dann blieben alle verantwortlichen Geschöpfe für immer von jeder Segnung ausgeschlossen. Wenn Er aber außer seiner Heiligkeit auch seine Gnade aufrechterhalten wollte, musste Sühnung geschehen – Sühnung nicht allein im Blick auf uns Menschen, sondern auch für das Heiligtum. Das ist eine der großen Belehrungen, die uns der große Versöhnungstag im dritten Buch Mose erteilt. 

Nun ist gerade Hebräer 9 eine vortreffliche Auslegung, die uns der Heilige Geist selbst über dieses besondere Fest in 3. Mose 16 gibt. Dort erfahren wir, dass mit dem Blut des Bockes, der für das Volk war, Sühnung getan werden musste „für das Heiligtum wegen der Unreinigkeiten der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, nach allen ihren Sünden“ (3Mo 16,16). Das geschah dadurch, dass das Blut des Sündopfers „auf den Deckel und vor den Deckel“ der Bundeslade gesprengt wurde (3Mo 16,15 „Und er schlachte den Bock des Sündopfers, der für das Volk ist, und bringe sein Blut innerhalb des Vorhangs und tue mit seinem Blut, so wie er mit dem Blut des Stieres getan hat, und sprenge es auf den Deckel und vor den Deckel;“). Darauf bezieht sich der Heilige Geist in Hebräer 9, wenn Er hier sagt: „Aber auch die Hütte und alle Geräte des Dienstes besprengte er ebenso mit dem Blut“ (Heb 9,21). Auf diese Weise also wurden die „Abbilder der Dinge in den Himmeln gereinigt“ (Heb 9,23). Die Sünden des Volkes, mit dem Gott im Heiligtum in der Person des Hohenpriesters zusammentraf, machten es nötig, dass auch für das Heiligtum Sühnung geschah, nicht nur für die Sünden des Volkes. 

Für uns gilt das in gleicher Weise. Durch die Gnade Gottes und aufgrund des vollbrachten Sühnungswerkes Christi sind wir mit Gott versöhnt (Kol 1,21.22 (21) Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, (22) hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen,“) und haben Zutritt in die Gegenwart Gottes. Aber gerade unsere Verbindung mit dem Heiligtum hat dessen Verunreinigung zur Folge, weil wir noch durch die Wüste gehen und dabei – leider – noch sündigen. Es ist tatsächlich etwas Ungeheuerliches, dass, wie jemand einmal gesagt hat, „unsere Sünden und Übertretungen im Himmel genannt“ werden. 

Was uns selbst angeht, so sind wir von unseren Sünden gewaschen in seinem Blut und haben „kein Gewissen von Sünden mehr“ (Off 1,5; Heb 10,2 „Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben, weil die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen von Sünden mehr gehabt hätten?“). Das Heiligtum aber, der Himmel, ist noch nicht gereinigt. Das dafür Notwendige hat Christus jedoch durch seinen Tod bereits getan. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, wird Er nicht nur den Teufel und seine Engel aus dem Himmel verbannen, sondern Er wird auch durch das Blut seines Kreuzes alle Dinge mit Gott versöhnen, das heißt mit Ihm in Übereinstimmung bringen – es seien „die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Kol 1,20). Die Reinigung der himmlischen Dinge ist sicher eine Wahrheit, die mit der Versöhnung aller Dinge Hand in Hand geht. 

Dabei müssen wir noch einen Unterschied beachten. Wenn es um Personen geht, sind sie für ihre Verunreinigung durch Sünde verantwortlich, denn sie laden Schuld auf sich. Die Anwendung des Blutes Christi auf sie bringt ihnen die große Segnung der Vergebung; wie gesagt wird: „Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22). Wenn dagegen die Abbilder der Dinge in den Himmeln oder auch die himmlischen Dinge selbst „mit Blut besprengt“ werden, bedeutet das nur deren Reinigung, nicht aber Vergebung. Die „Dinge“ sind wohl verunreinigt, sie sind aber nicht verantwortlich. Deswegen wird in Bezug auf sie nur von Reinigung und Versöhnung gesprochen. Was die Ausdrücke „die himmlischen Dinge“ (Heb 9) und „die Dinge in den Himmeln“ (Kol 1) tatsächlich alles umfassen, kann wohl kaum abschließend gesagt werden. Aber wir können dem textlichen Zusammenhang in Kolosser 1 entnehmen, dass damit auch Machtstrukturen und Ordnungen im Himmel gemeint sind. In jedem Fall handelt es sich nicht um Personen. 

Über das allem zugrundeliegende Opfer haben wir bereits gesprochen: Es ist das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi (Heb 10,10 „Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“). Wenn in Hebräer 9 die Mehrzahlform „bessere Schlachtopfer“ (Heb 9,23) gebraucht wird, dann sicher nur deswegen, um die Analogie (Entsprechung, Ähnlichkeit) mit den verschiedenen Opfern herzustellen, die im Alten Bund nötig waren. Sie alle zusammen bilden das eine Opfer vor, das der Herr Jesus dargebracht hat, wie es uns Hebräer 10 vorstellt.


Originaltitel: „Reinigung der himmlischen Dinge“
aus Ermunterung und Ermahnung, Jg. 53, 1999, S. 189


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