Der Jakobusbrief (5)
Kapitel 5

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 20.06.2021, aktualisiert: 29.04.2023

Der Glaube wird dadurch bewiesen, wie wir mit der Ungerechtigkeit umgehen (V. 1-13)

Vers 1

Jak 5,1: Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über euer Elend, das über euch kommt!

Die Dinge, die uns im ersten Teil dieses Kapitels begegnen, zeigen deutlich, dass einige unter diesen bekennenden Christen definitiv nicht gerettet waren. Die Art und Weise, wie Jakobus diese „reichen“ Leute anspricht, zeigt, dass er sie überhaupt nicht als Gläubige ansah. Er nennt sie hier noch nicht einmal „Brüder“ – wie er seine Zuhörerschaft bisher in diesem Brief angesprochen hat (Jak 1,2.9.16.19; 2,1.14; 3,1 usw.).

Jakobus warnt diese falschen Bekenner vor dem bevorstehenden Gericht. Er sagt ihnen, dass sie „weinen und heulen“ sollen, weil ihr „Elend“ jeden Moment über sie hereinbrechen würde und sie im Zuge dessen alles verlieren würden. Das Gericht würde über sie wegen ihrer Treulosigkeit gegenüber Gott und ihrer schlechten Behandlung der gläubig gewordenen Juden hereinbrechen. Dies geschah bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. Historiker sagen uns, dass die meisten Christen die Stadt Jerusalem und die Umgebung verließen, bevor die römischen Armeen über sie herfielen. Sie beherzigten die Warnung, die der Herr in Lukas 21,20-24 gab. Die ungläubigen Juden beachteten die Warnung nicht und wurden von den Römern eingenommen, und infolgedessen fielen sie unter dieses Gericht. Dieses Gericht war so sicher, dass Jakobus diesen reichen Leuten sagt, sie sollten jetzt schon anfangen zu weinen.

Vier herausragende Sünden der Reichen (V. 2-6)

  • Das Anhäufen von Schätzen (Jak 5,2.3)
  • Betrügerische Praktiken im Umgang mit ihren Angestellten (Jak 5,4)
  • Maßlosigkeit/Selbstsucht (Jak 5,5)
  • Verfolgung ihrer (gerechten) Brüder (Jak 5,6)

Was ihrer ungezügelten Gier nach Reichtum und Macht zugrunde lag, war die Sünde der Habgier. Sie trieb sie in ihren bösen Praktiken an. Es war besonders traurig, dass diese bösen Praktiken auf Kosten derer betrieben wurden, mit denen sie sich zum gemeinsamen Glauben bekannten – ihre eigenen Brüder! Daher ergeht in diesem Brief die schärfste Zurechtweisung an diese falschen Bekenner.

Die Sünde des Anhäufens materieller Güter (V. 2.3)

Verse 2.3

Jak 5,2.3: 2 Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind von Motten zerfressen worden. 3 Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird zum Zeugnis sein gegen euch und wird euer Fleisch fressen wie Feuer; ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen.

Obwohl die Sünde des Anhäufens irdischer Dinge in der Heiligen Schrift verurteilt wird (Pred 5,10-13; Ps 39,7; Spr 23,4.5), haben diese reichen Juden, die mit diesen Schriften vertraut waren, „Schätze gesammelt in den letzten Tagen[1]“. Jakobus warnt sie, dass Gottes Gericht sich gegen diese Unsitten richten würde. Um die Vergänglichkeit des materiellen Besitzes zu betonen, sagt er ihnen, dass ihre „Kleider von Motten zerfressen worden sind“ und ihr „Gold und Silber verrostet ist“. Ihre Schätze würden verderben und nutzlos werden. Der Punkt hier ist, dass Reichtümer in einem Ausmaß gehortet werden können, dass sie verderben und unbrauchbar werden. Ganz praktisch gesehen zeigt es uns, dass es nicht Gottes Wille ist, dass Menschen unnötig Kleidung in ihren Schränken ansammeln und ihr Geld auf Banken anhäufen.

Die Bibel sagt nicht, dass es eine Sünde ist, reich zu sein, aber sie lehrt sehr wohl, dass das Anhäufen von Reichtümern Sünde ist. Reichtum, der nicht Gott geweiht wurde, ist das, was Jakobus hier tadelt. Der Herr Jesus lehrte in der einfachsten Sprache: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen“ (Mt 6,19).

Das Schlimme an dem Reichtum, den diese Juden erworben hatten, war, dass er mit ungerechten Mitteln erlangt worden war. Jakobus versichert ihnen, dass sie dafür entsprechend zur Rechenschaft gezogen werden würden. Ihnen würden die Augen geöffnet werden, damit sie den Untergang ihres Reichtums sehen: „Ihr Rost wird zum Zeugnis sein gegen euch und wird euer Fleisch fressen wie Feuer.“ Das ist eine bildliche Sprache, die anzeigt, dass diese reichen Leute große Traurigkeit empfinden würden über den Verlust ihres Besitzes – ganz zu schweigen vom Verlust ihrer Seelen (Mk 8,36). Die Lektion hier ist, dass es töricht ist, Besitztümer anzuhäufen – sei es Nahrung, Kleidung oder Geld. Diese reichen Leute hatten Schätze für „die letzten Tage“ angehäuft, aber sie würden die letzten Tage nicht erleben, um sie zu genießen, weil die Römer in das Land einfallen und es zerstören würden.

Betrügerische Praktiken (V. 4)

Vers 4

Jak 5,4: Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der von euch vorenthalten worden ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth gekommen.

Die zweite große Sünde, derer sich diese reichen Juden schuldig machten, war, dass sie solche, die für sie arbeiteten, betrogen. „Der Lohn“ der Arbeiter, die ihre Felder abgeerntet hatten, wurde durch Betrug „vorenthalten“. Dies war kein Versehen ihrerseits, sondern eine vorsätzliche Handlung, ihre armen Landarbeiter schlecht zu bezahlen. Was dies so traurig machte, war, dass viele von ihnen ihre eigenen Brüder waren, die sich gemeinsam zum Glauben an den Herrn Jesus bekannt hatten! Das war nicht nur ein Verstoß gegen das Gesetz von Mose (5Mo 19,13; 24,14.15), sondern es war auch im Widerspruch zur Lehre des Herrn Jesus (Lk 6,31.36). Es war auch gegen die Lehre des Apostels Paulus (Kol 4,1). Es ist klar, dass ihr Glaubensbekenntnis nicht echt war.

Jakobus sagte diesen reichen Leuten, dass Gott ihre bösen Praktiken gesehen hatte und dass Er die Schreie seines leidenden Volkes gehört hatte: „Das Geschrei der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn Zebaoth [der Heerscharen] gekommen.“ Wir könnten versucht sein zu denken, dass der Herr gleichgültig gegenüber den Ungerechtigkeiten ist, die gegen uns verübt werden, aber das ist nicht wahr. Nur weil Er nicht nach unserem Zeitplan handelt, heißt das nicht, dass es Ihm egal ist. Der Apostel Petrus ruft all jenen zu, die versucht sein könnten, so etwas zu denken: „Er ist besorgt für euch“ (1Pet 5,7). Der Herr ist zutiefst an allem interessiert, was sein Volk betrifft (2Mo 2,23.24; Sach 2,8). Wenn hier „der Herr der Heerscharen [Zebaoth]“ erwähnt wird, soll das die Tatsache betonen, dass derjenige, der den Heerscharen des Himmels gebietet, sich mächtig für sein leidgeprüftes Volk einsetzt, das zu Unrecht niedergedrückt wird. Die Regierungswege Gottes mit allen, die Reichtum anhäufen, indem sie ihre Angestellten unterdrücken, werden ihre gerechte Vergeltung finden.

Die Sünde der Maßlosigkeit (V. 5)

Vers 5

Jak 5,5: Ihr habt in Üppigkeit gelebt auf der Erde und geschwelgt; ihr habt eure Herzen gepflegt wie an einem Schlachttag.

Die dritte Sünde dieser reichen Leute war die Maßlosigkeit. Sie lebten in Saus und Braus. Jakobus sagt: „Ihr habt in Üppigkeit gelebt auf der Erde und geschwelgt.“ Ein solcher Lebensstil kann zur Unempfindlichkeit gegenüber den Bedürfnissen anderer führen. Diese ungerechten Prasser machten sich selbst zum Mittelpunkt ihres Lebens, während diejenigen, die von ihnen ausgenutzt wurden, in Not waren. Sie „pflegten“ sich selbst „wie an einem Schlachttag“. Das ist ein Bild von Soldaten, die gierig die Beute ihrer besiegten Feinde plündern und nach Reichtum streben.

Verfolgung der Gerechten (V. 6)

Vers 6

Jak 5,6: Ihr habt verurteilt, ihr habt getötet den Gerechten; er widersteht euch nicht.

Das vierte Böse dieser reichen Leute war ihre Verfolgung der Gerechten. Sie verurteilten und töteten die gerechten Nachfolger Christi. Indem sie das taten, legten sie denselben Charakter des Unglaubens und der Bosheit an den Tag wie die ungläubigen Juden, die Christus getötet hatten – „den Heiligen und Gerechten“ (Apg 3,14). Das Töten der Gerechten hier bezieht sich auf „juristische“ Morde. Das heißt, diese bösen Reichen würden das Gerichtssystem dazu missbrauchen, das Urteil (fälschlicherweise) über diese rechtschaffenen Gläubigen zu vollstrecken. Das sieht man an der Tatsache, dass ihre Verurteilung erwähnt wird, bevor sie getötet wurden. Diese armen Menschen wurden von diesen Skrupellosen und Bösen vor Gericht gebracht und zu Unrecht angeklagt (Jak 2,6). Da sie keine Möglichkeit hatten, sich zu verteidigen, wurden sie im Rahmen des Rechtssystems hingerichtet. „Er widersteht euch nicht“ bezieht sich offensichtlich darauf, dass diese armen Angeklagten keine Macht hatten, sich gegen diese Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen.

Diese Dinge zeigen uns, wozu Habgier führen kann. Was als übermäßige Anhäufung von Reichtum begann, endete mit der Ermordung derer, die dem Erreichen dieses Ziels im Wege standen! Dies sollte eine ernste Warnung für Christen sein, sich nicht in das Anhäufen von Reichtümern zu verstricken. Reichtum, der Gott nicht geweiht wurde, wird seine Besitzer ruinieren.

Die Gefahren einer falschen Reaktion auf Ungerechtigkeiten, die uns widerfahren sind (V. 7-13)

Nachdem Jakobus die ungläubigen reichen Leute in dieser gemischten Gesellschaft von bekennenden Christen gewarnt hat, geht er wieder dazu über, um diejenigen anzusprechen, die wahrhaftig Gläubige sind, indem er sie „Brüder“ nennt.

Diese armen Menschen wurden ausgenutzt – vor allem am Arbeitsplatz. Die Frage ist, was sollten sie gegen diese Ungerechtigkeiten tun? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir uns von den Dingen, durch die uns Unrecht getan wurde, so sehr belasten lassen, dass wir in einen schlechten Seelenzustand geraten. Deshalb nimmt Jakobus drei fleischliche Reaktionen vorweg, die ein Mensch in solchen Situationen verständlicherweise haben könnte, und ermahnt seine Zuhörer entsprechend.

Vergeltung (V. 7.8)

Verse 7.8

Jak 5,7.8: 7 Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und den Spätregen empfängt. 8 Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.

Das Erste, was Jakobus anspricht, ist die Tendenz, Vergeltung üben zu wollen – sich zu rächen. Allerdings stellt er das nicht als die Antwort für seine leidenden Brüder dar. Stattdessen sagt er: „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn.“ Dies ist eine Anspielung auf die Erscheinung des Herrn [in Macht und Herrlichkeit]. (Die Wahrheit der Entrückung war eine besondere Offenbarung, die dem Apostel Paulus gegeben wurde, damit er sie den Gläubigen verkündigte; es ist unwahrscheinlich, dass sie zur Zeit des Schreibens dieses Briefes bekannt war.)

Als Antwort auf diese Ungerechtigkeiten sagt Jakobus nicht: „Bildet eine Gewerkschaft, Brüder. Steht auf für eure Rechte in dieser Welt und wehrt euch gegen diese Dinge.“ Nein, sie sollten sich nicht gegen diese Ungerechtigkeiten wehren, sondern geduldig auf den Herrn warten, der kommen wird. So wie ein „Ackerbauer“, nachdem er Samen in den Boden gesät hat, auf den „Früh- und Spätregen“ warten muss, bevor er seine Ernte einbringt, so sollten auch diese leidgeprüften Geschwister geduldig auf „das Kommen des Herrn“ warten. Sie mussten ihren Glauben zeigen, indem sie Geduld und Ausdauer angesichts dieser Ungerechtigkeiten von ihren falschen Brüdern (den ungläubigen Juden) beweisen sollten. Das wird dadurch betont, dass das Wort „Geduld“ in diesen wenigen Versen fünfmal verwendet wird. Der Apostel Petrus stimmt damit überein: „Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott“ (1Pet 2,20).

Der Punkt, den Jakobus hier anspricht, ist, dass die Missstände in dieser Welt nicht in Ordnung gebracht werden, bis der Herr erscheint und die Zügel der Regierung in seine Hand nimmt (Off 11,15). Christen sollen „Geduld haben“ und bis dahin warten. Die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft schon jetzt, an diesem Tag, aufzugreifen und zu versuchen, sie richtigzustellen, bedeutet, zu handeln, bevor der Herr in dieser Sache eingreift. Es kommt eine „Zeit der Zurechtbringung“ für diese Welt (Heb 9,10); sie wird beginnen, wenn der Herr im Gericht eingreift. Dann wird die Gerechtigkeit herrschen (Jes 32,1).

Wer länger in dieser Welt lebt, wird unweigerlich damit konfrontiert, dass ihm etwas Ungerechtes angetan wird – sei es am Arbeitsplatz oder im Privatleben. Der Kampf zwischen Kapitalisten und der Arbeiterklasse existiert auch heute noch. Was sollen Christen angesichts des Kampfes am Arbeitsplatz und anderer ungerechter Dinge, die sich in der Gesellschaft abspielen, tun? Sie sollen sich nicht den Verbänden von Menschen anschließen, die gegründet wurden, um diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen – so gut sie auch gemeint sind –, sondern einfach „geduldig sein“ bis „zur Ankunft des Herrn“. Es wird eine Zeit geben, in der die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft zurechtgerückt werden, wenn der Herr diese Welt tausend Jahre lang gerecht richtet (Apg 17,31). Die Heilige Schrift lehrt nicht, dass Christen sich jetzt in die Dinge einmischen sollen, um sie in Ordnung zu bringen, denn wir sind „nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Wenn wir das Gefühl haben, dass wir ausgenutzt wurden, sagt das Wort Gottes: „Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: ,Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr‘“ (Röm 12,19). Während wir warten, sollen wir uns dem anvertrauen, der in all diesen Dingen gerecht richtet.

Diese Situationen sind ein weiterer Bereich in unserem Leben, in dem wir die Echtheit unseres Glaubens belegen können. Da wir die Empfänger der Gnade Gottes und vieler geistlicher Segnungen und Vorrechte sind, können wir es uns leisten, anderen Gnade zu erweisen – auch wenn sie uns schlecht behandelt haben (Lk 6,28). Es kann sein, dass sich durch eine solche Haltung einige zu Christus bekehren werden (Röm 12,20.21; Spr 25,21.22).

Sich beschweren (V. 9.11)

Verse 9-11

Jak 5,9-11: 9 Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. 10 Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. 11 Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.

Eine andere Tendenz ist, sich über die Situation zu „beschweren“. Klagen [Seufzen] zeugt jedoch von einem schlechten geistlichen Zustand; er entsteht oft daraus, dass wir uns nicht dem unterwerfen, was Gott in unserem Leben zugelassen hat. Jakobus sagt deshalb: „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder.“ Er warnt auch davor, dass, wenn es sich zu einem dauerhaften Problem entwickelt, Gott, unser Vater, sich vielleicht mit uns in seinen Regierungswegen beschäftigen muss, um unsere schlechte Gesinnung zu korrigieren. Er erinnert uns daran, dass „der Richter vor der Tür“ steht. Das heißt, Gott, unser Vater, ist bereit, als Richter in unserem Leben zu handeln, wenn es nötig ist (1Pet 1,17). Es geht hier nicht um das Gericht der Verdammnis. Die Verdammnis ist eine unwiderrufliche und endgültige Sache, von der ein Mensch nicht befreit werden kann. Alle, die in der Welt nicht gerettet werden, sind gegenwärtig „unter dem Gericht Gottes“, aber sie sind noch nicht verdammt (Röm 3,19; Joh 3,36). Das Gericht Gottes ist ein Urteil, von dem ein Mensch befreit werden kann, wenn er zu Christus kommt und gerettet wird (Joh 5,24). Dadurch werden sie nicht nur vom Gericht befreit, sondern auch in eine Stellung vor Gott „in Christus“ versetzt, in der es keine „Verdammnis“ geben kann (Röm 8,1). Wenn die Menschen jedoch nicht glauben wollen, wird ihr „Gericht“ zur „Verdammnis“ führen (Röm 5,16).

Als Beispiel dafür, wie wir uns in diesen schwierigen Situationen verhalten sollen, weist Jakobus auf die Propheten in alten Zeiten hin. Sie litten Trübsal mit „Geduld“. Alle, die ihnen auf dem Weg des Glaubens gefolgt sind, „preisen wir glückselig“, weil sie „ausharrten“ und geduldig litten. Wir bewundern und ehren sie für ihr Leben voller Eifer und Hingabe. Besonders einer der Patriarchen (Hiob) wird uns als Beispiel für die „Geduld“ vor Augen geführt, die wir in unserem Leid haben sollten. „Das Ende des Herrn“ bezieht sich auf das Ende, das der Herr für Hiob in seiner Prüfung im Blick hatte. Er war ein guter Mensch, der noch besser wurde, und so segnete „der HERR … das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang“ (Hiob 42,12). Er fand durch das Ausharren in der Prüfung tatsächlich etwas sehr Gutes.

Das Schwören mit Eiden (V. 12)

Vers 12

Jak 5,12: Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch mit irgendeinem anderen Eid; es sei aber euer Ja ja, und euer Nein nein, damit ihr nicht unter Gericht fallt.

Eine andere Sache, zu der man versucht sein könnte, wenn man übervorteilt worden ist, ist, zu schwören, dass man sich rächen wird. Jakobus nimmt das vorweg und sagt: „Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch mit irgendeinem anderen Eid.“ In solchen Situationen könnten wir geneigt sein, Gottes Gericht über diejenigen anzurufen, die uns Unrecht getan haben. Aber als Christen sollen wir keine Verwünschungen und Gerichtsgebete über andere beten. Der Herr ist in dieser Hinsicht unser Vorbild: „der, … leidend nicht drohte“ (1Pet 2,23).

Unser Platz ist es, auf das Wirken des Herrn in diesen Angelegenheiten zu warten. Das Gericht ist sein Werk, nicht unseres. Er könnte sogar einige Dinge richtigstellen, bevor der Tag kommt, an dem die Dinge richtiggestellt werden. Er könnte sehr wohl einige dazu bringen, das Unrecht, das sie uns angetan haben, wiedergutzumachen – es ist sein Vorrecht. Schwören mit Eiden und Gelübden war in der alten Haushaltung unter Gesetz üblich (4Mo 30; Pred 5,4-6), aber den Namen Gottes oder des Himmels und der Erde in der Hitze des Gefechts zur Vergeltung gegen unsere Feinde anzurufen, ist nicht die christliche Art, mit Rechtsverletzungen umzugehen. Unser „Ja“ soll einfach ein „Ja“ sein und unser „Nein“ ein „Nein“, und zwar in all unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Das heißt, unser Wort, wenn wir „ja“ oder „nein“ sagen, sollte ausreichen, damit die Menschen uns vertrauen. Denn unser christlicher Charakter ist so, dass wir das tun, was wir sagen, und es besteht keine Notwendigkeit für uns, unser Wort mit einem Schwur zu untermauern.

Vers 13

Jak 5,13: Leidet jemand unter euch Trübsal? Er bete. Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen.

Anstatt zum Himmel aufzuschauen und unter Eid zu schwören, sagt Jakobus uns, dass wir zum Himmel aufschauen und „beten“ sollen. Das ist die wahre Hilfsquelle des Christen, wenn er ungerecht behandelt worden ist. Wieder ist der Herr Jesus unser Beispiel. Als Er schlecht behandelt wurde, „übergab sich dem, der gerecht richtet“ (1Pet 2,23).

Jakobus schließt dieses Thema mit den Worten ab: „Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen.“ Mit dieser Aussage nahm er vorweg, dass der Glaube der Heiligen bis zu dem Punkt kommen würde, an dem sie diese Dinge vom Herrn im Geist des Lobes und der Danksagung annehmen würden. Viele verfolgte Christen haben genau das getan. Sie haben sich so weit über die Übeltaten, die gegen sie verübt wurden, erhoben, dass sie tatsächlich mit einem Lobgesang auf den Lippen in den Tod gegangen sind (Apg 5,41; 16,25; Heb 10,34)! Das ist der ultimative Beweis für die Echtheit des Glaubens einer Person.

Der bedeutende Punkt, den man in all dem sehen kann, ist, dass Gott nicht gleichgültig gegenüber den Ungerechtigkeiten seines Volkes ist. Er wird sich mit allem zu seiner Zeit befassen. In der Zwischenzeit sollen wir die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen und uns rächen. Wir müssen es dem Herrn überlassen: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr“ (Röm 12,19). Bis dahin heißt es für uns, in einem Geist der Langmut und Geduld Trübsal zu leiden (2Tim 4,5). Darin zeigt sich echter Glaube, der davon überzeugt ist, dass der Herr alles zu seiner Zeit in Ordnung bringen wird. Das offenbart sich auch ganz praktisch in der Tatsache, dass wir nicht für diese Welt leben, sondern für eine andere Welt, in der Christus der Mittelpunkt ist.

Der Glaube beweist sich durch unsere Fürsorge für Kranke – körperlich wie geistlich (V. 14-20)

Verse 14-18

Jak 5,14-18: 14 Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. 16 Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet; das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel. 17 Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. 18 Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.

In der alten mosaischen Haushaltung des Gesetzes wurde einem Menschen, der aufrichtig mit Gott wandelte, die Barmherzigkeit Gottes in seinem täglichen Leben versprochen. Eine Barmherzigkeit dieser Art war es, gesund zu sein. Ein treuer und gehorsamer Mensch konnte davon ausgehen, von Krankheit verschont zu bleiben (2Mo 15,26; 5Mo 7,15). Im Christentum ist dies jedoch nicht unbedingt der Fall, obwohl es eine besondere bewahrende Fürsorge für „die, die glauben“, gibt, die über die Fürsorge Gottes für alle Menschen hinausgeht (1Tim 4,10). An den Herrn Jesus Christus zu glauben, bedeutet nicht, dass wir davon befreit sind, krank zu werden. Zum Beispiel wandelte der Apostel Paulus mit Gott, hatte aber „Schwachheiten“ an seinem Körper (2Kor 12,7-10). In dieser gegenwärtigen Haushaltung benutzt Gott solche Dinge wie Krankheit auf dem Weg des Glaubens, um uns wertvolle Lektionen zu lehren und unseren christlichen Charakter zu formen.

Es ist daher ein Fehler, zu denken, dass die Einladung des Evangeliums ein Versprechen auf Reichtum und Freiheit von Krankheit miteinschließt. Diejenigen, die dieses falsche „Wohlstandsevangelium“ predigen, vermischen jüdische Elemente mit dem Christentum. Eine solche Botschaft spricht die tiefsten Sehnsüchte der begehrlichen Natur des gefallenen Menschen an und lockt sie aus einem falschen Grund in das christliche Bekenntnis – nämlich um Gesundheit und Reichtum zu erlangen. In vielen Fällen hat es in ihren Seelen überhaupt kein echtes Glaubenswerk gegeben. Die Schrift lässt darauf schließen, dass Gott es möglicherweise, wenn es nötig ist, zulässt, dass uns Krankheiten begegnen, um uns zu korrigieren. Oder Er kann Krankheit in unserem Leben zulassen, auch wenn wir aufrichtig wandeln. Was auch immer uns passiert, wenn Krankheit uns trifft, wir müssen verstehen, dass alles, was in unserem Leben geschieht, vom Herrn zu unserem Wohl und Segen zugelassen wird. Wir sollen eine Krankheit, die über uns kommt, nicht als Unfall ansehen, sondern die Hand des Herrn darin sehen. Dieses Prinzip wurde bereits im ersten Kapitel erwähnt.

Das Gebet der Ältesten (V. 14.15)

Verse 14.15

Jak 5,14.15: 14 Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.

Unter dem alten Bund war Gott treu in allem, was Er versprochen hatte. Selbst als sich das Volk weit von Ihm entfernt hatte und Er sie züchtigen musste, dachte Er an sie in Barmherzigkeit (Hab 3,2) und gewährte ihnen die Zeichen seiner heilenden Kraft, wenn jemand krank war. Die sonderbaren Ereignisse, die sich am „Teich von Siloam“ ereigneten, sind ein Beispiel dafür (Joh 5,1-5). Ein Engel kam zu bestimmten Zeiten herab und rührte das Wasser des Teiches an, und die Person, die zuerst in den Teich stieg, wurde geheilt. Da diese Gnadenerweise nur sporadisch geschahen, musste eine Person ziemlich lange auf eine solche Wohltat Gottes warten – und der gewährte Segen basierte immer darauf, dass eine Person etwas tun musste, um ihn zu erlangen (Gal 3,12).

Jetzt, da diese jüdischen Gläubigen auf christlichem Boden versammelt waren und in der Versammlung waren, wo „der Name des Herrn“ war, hatten sie ein Hilfsmittel für Krankheitsfälle, das besser war als das, was sie im Judentum gekannt hatten. Eine kranke Person konnte „die Ältesten der Versammlung“ rufen, damit sie zu ihr kommen, um „über ihr zu beten“. Sie würden den Kranken „mit Öl“ im Namen des Herrn Jesus salben, und ihr „Gebet des Glaubens“ würde „den Kranken heilen“. Das war keine vorübergehende Sache, wie es am Teich Siloam der Fall war, sondern etwas, was jederzeit getan werden konnte. Indem man nach den Ältesten „der Versammlung“ rief, offenbarte die Person den Glauben an die Tatsache, dass es jetzt einen neuen Ort gab, an dem der Herr mit seiner Autorität wohnte – in der Versammlung der Heiligen, die zu seinem Namen versammelt waren (Mt 18,19.20; 1Kor 5,4).

Jakobus sagt: „Der Herr wird ihn aufrichten.“ Beachte: Die Kraft zur Heilung liegt nicht in den Ältesten, obwohl einige Personen in jener Zeit die Gabe der Heilung gehabt haben mögen (1Kor 12,9). Die Macht liegt auch nicht in dem „Öl“, das die Ältesten verwendeten. Es geht nicht darum, wie viel Glauben die Ältesten oder wie viel Glauben die kranke Person hatte, sondern um den einfachen Glauben an den Herrn Jesus in Bezug auf diesen mächtigen Akt der Heilung. Es ist „der Herr“, der die Person aufrichtet. Die ganze Ehre und das ganze Lob gebühren daher Ihm.

Einige haben geglaubt, dass diese Prozedur (eine kranke Person mit Öl zu salben) eine spezielle jüdische Vorschrift für die damalige Zeit war, als sich die Dinge im Übergang vom Judentum zum Christentum befanden, und dass sie daher nichts für Christen heute ist. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass die Apostel in ihrem irdischen Dienst Salböl benutzten; dieser Dienst hatte mit der Aufrichtung des Reiches auf der Erde zu tun (Mk 6,13). Da wir im Christentum Himmelsbürger sind (Phil 3,20), schließen sie daraus, dass wir in dieser Haushaltung keine solchen Rituale anwenden sollten. Allerdings gibt es äußere Dinge, die in der christlichen Ordnung verwendet werden: Brot und Wein werden beim Brechen des Brotes verwendet, bei der Taufe wird buchstäblich Wasser verwendet, und Schwestern tragen Kopfbedeckungen. Dies sind äußere Dinge, die heutzutage im Christentum buchstäblich verwendet werden. Deshalb gibt es keinen Grund, zu denken, dass der buchstäbliche Gebrauch von Öl in diesen Fällen etwas ist, was im Christentum nicht praktiziert werden sollte. H.A. Ironside erwähnt in seinem Kommentar über den Jakobusbrief, dass Bruder Darby und Bruder Bellett an vielen Orten in Dublin nach diesen Versen handelten, und es gab viele bemerkenswerte Heilungen, die daraus resultierten. Bruder J.B. Dunlop berichtet, dass er persönlich bei vier verschiedenen Gelegenheiten die Ältesten aufforderte, über ihm zu beten, und jedes Mal wurde er aufgerichtet.

Krankheit infolge von Sünde 

Bruder Darby schrieb:

Ich zweifle nicht daran, dass ein großer Teil der Krankheiten und Prüfungen eines Christen Züchtigungen sind, die Gott aufgrund von Dingen schickt, die in seinen Augen böse sind, auf die das Gewissen hätte achten sollen, was es aber unterlassen hat. Gott ist genötigt worden, bei uns das zu bewirken, was das Selbstgericht eigentlich hätte bewirken sollen.[2]

Wenn eine Krankheit, die Gott in das Leben eines Menschen gebracht hat, die Folge einer bestimmten Sünde ist und er bereut, dann sagt Jakobus, dass ihm seine Sünden „vergeben werden“. Er spricht dies als ein Versprechen aus. Dies ist ein Beispiel dafür, wo regierungsmäßige Vergebung und administrative Vergebung zusammenfließen. Regierungsmäßige Vergebung hat damit zu tun, dass Gott in einem seiner verirrten Kinder Reue sieht und die Disziplinarmaßnahme (Züchtigung) aufhebt, die Er ihm möglicherweise auferlegt hat. Sie folgt auf die wiederherstellende Vergebung, die damit zu tun hat, dass der Irrende durch das Bekenntnis seiner Sünden in seiner Seele in die Gemeinschaft mit Gott zurückgeführt wird (1Joh 1,9). Administrative Vergebung hat damit zu tun, dass die Ältesten (in Verbindung mit der Versammlung) einem bußfertigen Gläubigen Vergebung gewähren (Joh 20,23). Sie kann auch im Zusammenhang mit der Wiederherstellung einer Person in die Gemeinschaft der Gläubigen stehen, wenn sie vom Tisch des Herrn ausgeschlossen worden war (2Kor 2,10). 

Es ist bemerkenswert, dass hier in der Originalsprache zwei verschiedene Wörter verwendet werden, die mit „krank“ bzw. „Kranken“ übersetzt werden. Das erste Vorkommen (Jak 5,14) hat mit der Krankheit des Körpers zu tun, aber das zweite Vorkommen hat mit Elend und einem zerbrochenen Geist zu tun (Jak 5,15). Die zweite Verwendung des Wortes kommt nur noch an einer anderen Stelle in der Heiligen Schrift vor. Dort heißt es: „damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,3). Dies deutet auf eine psychische Bedrängnis hin. Was wir damit sagen wollen, ist, dass der Herr das Gebet des Glaubens der Ältesten benutzen kann, um die Schwierigkeit zu beseitigen, egal, ob sie physisch oder psychisch ist. 

Dieser Abschnitt zeigt, dass körperliche Krankheit oder seelische Nöte mit einem niedrigen geistlichen Zustand einer Person verbunden sein können. Wie erwähnt, hat der Kontext dieser Stelle in Jakobus mit der Heilung von Krankheit zu tun, die durch Sünde im Leben eines Menschen verursacht wurde. Die Tatsache, dass es hier heißt: „wenn er Sünden begangen hat“, zeigt jedoch, dass nicht jede Krankheit eine Folge von Gottes regierungsmäßigen Gericht aufgrund einer Sünde im Leben eines Menschen ist. In diesem Zusammenhang schrieb Bruder Darby:

Es wäre jedoch nicht richtig, anzunehmen, dass alle Gebrechen solcher Art sind. Obwohl sie es manchmal sind, werden sie jedoch nicht immer wegen einer Sünde geschickt.

Daher können die Ältesten gerufen werden, um über einer Person zu beten, wenn keine spezifische Sünde im Spiel ist. Jedoch lernen wir von 1. Johannes 5,16, dass Älteste ein geistliches Urteilsvermögen brauchen in Bezug darauf, ob sie in dieser Weise für die betroffene Person beten sollen. Es heißt: „Es gibt Sünde zum Tod; nicht für diese sage ich, dass er bitten solle.“ Das bedeutet, dass sich die Ältesten in einigen Fällen, wenn sie wahrnehmen, dass es eine Sünde „zum Tod“ ist, sich möglicherweise nicht frei fühlen, um Heilung zu beten.

Darüberhinaus ist darauf hinzuweisen, dass die kranke Person nach den Ältesten „rufen“ soll. Die Ältesten sollten sich nicht einmischen, was Gott im Leben einer Person tut, und sich nicht von sich aus anbieten, um für sie zu beten. Gott wird den Glauben der kranken Person ehren, wenn sie nach den Ältesten ruft, auch wenn der Ruf schwach ist.

Vers 16a

Jak 5,16a: Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.

Jakobus fährt fort aufzuzeigen, dass es möglich ist, dass die Heilung, weshalb die Ältesten gerufen wurden, um dafür zu beten, gehindert werden könnte. Wenn die Person noch offene Verfehlungen gegenüber anderen hat, die sie nicht beglichen hat, oder wenn sie einen Groll gegen jemand hegt oder wenn sie einer Person aus irgendeinem Grund nicht vergeben kann, dann müssen diese Dinge zuerst angesprochen werden (Mt 5,23.24; Mk 11,24-26). Jakobus sagt: „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.“ Die Verwendung der Worte „nun“ bzw. „daher“ und „damit“ zeigen, dass das Bereinigen dieser Dinge mit dem Heilungsprozess in Zusammenhang steht. Das Bekenntnis, auf das sich Jakobus hier bezieht, ist also das, was derjenige, der geheilt werden möchte, demjenigen gegenüber ablegen muss, den er verletzt hat, damit es nichts gibt, was den Heilungsprozess behindern würde. 

Unter Christen sollte es unter den Geschwistern Offenheit und Transparenz geben. Wenn wir jemand verletzt haben – und das tun wir „oft“ (Jak 3,2) –, sollten wir die Dinge wiedergutmachen und demjenigen, den wir verletzt haben, unsere Schuld bekennen. Und so wird Gott gerne unsere Gebete im Hinblick auf unsere körperliche Heilung erhören. Jakobus ermutigt die Gläubigen nicht, einander wahllos ihre Sünden zu offenbaren, die sie begangen haben, bevor sie gerettet wurden – und die durch das Blut Christi verurteilt und abgewaschen worden sind. Das wäre eine sinnlose Übung und in vielen Fällen sogar sehr verunreinigend. Das Bekenntnis, auf das sich Jakobus hier bezieht, bezieht sich auf ein Vergehen, dessen sich die Person, die Heilung sucht, schuldig gemacht hat und das vielleicht einen Bruch in der Gemeinschaft zwischen den Geschwistern verursacht hat. Er will damit sagen, dass wir nicht erwarten können, von einer körperlichen Krankheit geheilt zu werden, indem wir die Ältesten für uns beten lassen, wenn wir eine Sache haben, die mit einem Bruder oder einer Schwester ungeklärt ist.

Elias Gebet (V. 16b-18)

Jak 5,16b-18: … 16b das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel. 17 Elia war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir; und er betete ernstlich, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. 18 Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.

Jakobus gibt uns dann noch einige ermutigende Worte im Zusammenhang mit der Kraft des Gebets. Er sagt: „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“ Um die Kraft des Gebetes zu veranschaulichen, weist er uns auf zwei Gebete von Elia hin (1Kön 17–18). Um jedem Gedanken vorzubeugen, dass dieser Mann ein Superheiliger war, dessen Gebetsleben wir niemals entsprechen könnten, erinnert uns Jakobus daran, dass er ein Mann war „mit gleichen Empfindungen wie wir“. Elia erlebte Versagen, aber Gott beantwortete seine Gebete trotzdem auf bemerkenswerte Weise. Sie wurden gemäß der Güte im Herzen Gottes erhört, nicht gemäß der Treue Elias. Das sollte uns ermutigen zu beten. 

In Verbindung mit Elias erstem Gebet – dass „es nicht regnen möge“ – sollten wir es nicht wegen der gerichtlichen Auswirkung betrachten, sondern aufgrund seines Beispiels, verständig und im Sinn des Geistes Gottes zu beten. Er wusste aus der Heiligen Schrift, dass Gott das Volk züchtigen würde, wenn es sich von Gott entfernen würde, indem Er ihm den Regen vorenthielt (5Mo 26,1-20; 11,17). Da sich das Nordreich Israels (die zehn Stämme) von Jahwe abgewandt und den Baalskult als Religion angenommen hatte, wusste Elia, was auf sie zukommen würde, und betete im Einklang mit den Wegen Gottes in dieser Angelegenheit. Es steht uns in der christlichen Haushaltung nicht zu, in befehlender Weise gegen Menschen zu beten, das heißt Flüche und Urteile über sie auszusprechen. In dieser Hinsicht ist Elia kein Vorbild für uns. 

Das zweite Gebet von Elia auf dem Berg Karmel wurde in 1. Könige 18,41-45 dokumentiert. Es steht in Verbindung mit der Wiederherstellung des abtrünnigen Volkes Israel zu Jahwe und dem damit verbundenen Segen. Dreieinhalb Jahre nach dem ersten Gebet „betete Elia wieder, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor“. Das ist etwas, dem wir in unseren Gebeten sicherlich nacheifern wollen. Wir sollten das Gute und den Segen für alle Menschen wünschen und zu diesem Zweck beten. Genau das tat Elia. 

Jakobus erwähnt in diesem [zweiten] Fall nicht, dass Elia ernstlich gebetet hätte. Aber wenn wir uns den Bericht in 1. Könige 18 anschauen, sehen wir viele wesentliche Elemente des inbrünstigen Gebets dieses Gerechten – alles, was wir in unseren Gebeten haben müssen.

Die Elemente von Elias’ Gebet auf dem Karmel

  • Einsicht: „Es ist ein Rauschen eines gewaltigen Regens“ (1Kön 18,41). Das Volk hatte sich dem HERRN zugewandt, und deshalb wusste Elia, dass es Gottes Wille sein würde, den Himmel zu öffnen und Regen zu schicken, denn Gott belohnt Gehorsam immer (5Mo 11,13-15; 1Joh 5,14: „nach seinem Willen“).
  • Gemeinschaft: „Elia aber stieg auf den Gipfel des Karmel“ (1Kön 18,42). Dies deutet die Nähe zu Gott an (vgl. Joh 15,7: „Wenn ihr in mir bleibt“).  
  • Demut: „Er beugte sich zur Erde nieder“ (1Kön 18,42b).
  • Abhängigkeit: „… und legte sein Angesicht zwischen seine Knie“ (1Kön 18,42c)
  • Glaube: „Geh doch hinauf, schau zum Meer hin“ (1Kön 18,43a; Kol 4,2; Eph 6,18: „wachend“).
  • Ausdauer: „Geh wieder hin, siebenmal“ (1Kön 18,43b; Eph 6,18: „in allem Anhalten“).
  • Zuversicht: „Geh hinauf, sprich zu Ahab: Spanne an“ (1Kön 18,44; 1Joh 3,21.22: „Wir haben Freimütigkeit zu Gott“).

Wiederherstellung eines untreuen Gläubigen (V. 19.20)

Verse 19.20

Jak 5,19.20: 19 Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn jemand zurück, 20 so wisse er, dass der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird.

Das Thema in diesem Abschnitt steht mit der Wiederherstellung von Personen in Verbindung, die vom Weg abgekommen sind. Wir haben gesehen, wie die Ältesten der Gemeinde für die Wiederherstellung eines Gläubigen beteten, der krank war, weil Gott seine züchtigende Hand auf ihn gelegt hatte. Wir haben auch Elia angeschaut, der die Notwendigkeit des Gebets in Gemeinschaft mit dem Geist Gottes aufzeigt im Zusammenhang mit einer Person, die vom Weg abgekommen ist. Aber jetzt, in diesen letzten beiden Versen des Kapitels, haben wir die Aufgabe von Geschwistern, einem verirrten Gläubigen nachzugehen und ihn zurückzubringen. 

Im Fall der ehemals kranken Person hat Gott die Krankheit benutzt, um sie zum Herrn zurückzubringen. Indem die Person sich an die Ältesten wendet, bittet sie um Hilfe. Folglich hat in der Person eine Umkehr stattgefunden. Aber in der Situation, über die wir jetzt nachdenken, ruft die Person nicht um Hilfe. Daher hat das Werk der Buße in ihrer Seele noch nicht begonnen. Dieser letztere Fall ist daher viel schwieriger. Obwohl es eine gewaltige Aufgabe ist, erlegt Jakobus seinen Brüdern die Verantwortung auf, hinzugehen und die Person zurückzubringen. Wie sollen sie das bewerkstelligen? Damit jemand zum Herrn zurückkehren kann, muss es Reue geben – einen Sinneswandel und ein Urteil über alles Unrecht, das getan wurde. Deshalb müssen diejenigen, die versuchen, den vom Weg abgekommenen Bruder wiederherzustellen, ihm auf eine solche Weise dienen, dass sein Herz und sein Gewissen erreicht werden.

Es sollte ebenfalls beachtet werden, dass diejenigen, die diesen wiederherstellenden Dienst ausführen, nicht unbedingt die Ältesten in der Versammlung sein müssen. Jakobus sagt einfach: „und es führt ihn jemand zurück“. Dieser „jemand“ könnte jeder Bruder oder jede Schwester sein, die die vom Weg abgekommene Person auf dem Herzen hat. Wir alle sind „unseres Bruders Hüter“ (1Mo 4,9), und uns allen sollte genügend an ihm liegen, um ihm nachzugehen. Abram bemühte sich um Lot und brachte ihn zurück (1Mo 14,14-16). Der Apostel Paulus berührt diesen notwendigen Dienst in Galater 6,1: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest.“ Beachte: Dies erfordert keine besondere Gabe. Das Einzige, was nötig ist, ist eine geistliche Gesinnung und eine ehrliche Sorge um die Person, die vom Weg abgekommen ist. Das wird uns dazu bringen, nicht nur für diese Person zu beten, sondern auch hinter ihr herzugehen und sie, wenn möglich, zurückzubringen. 

Jakobus versucht, uns in diesem Werk zu ermutigen, indem er sagt: „So wisse er, dass der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird.“ Dies ist nicht an den irrenden Bruder geschrieben, sondern an diejenigen, die sich um ihn sorgen. Es zeigt, dass der Dienst an der Wiederherstellung einer Seele ein lohnendes Werk ist. Gott schenkt demjenigen, der sich um einen verirrten Bruder oder eine verirrte Schwester kümmert, Freude und das besondere Bewusstsein seiner Anerkennung. Die Rettung eines Menschen „von der Verirrung seines Weges“ bezieht sich darauf, dass er durch die Buße daran gehindert wird, tiefer in die Sünde zu geraten und damit die Konsequenzen der Regierung Gottes zu spüren zu bekommen. Die Züchtigung Gottes wird einen verirrten Gläubigen verfolgen – bis hin zur Verkürzung seines Lebens auf der Erde durch den „Tod“. Viele eigensinnige Kinder Gottes sind unter der züchtigenden Hand Gottes vorzeitig gestorben, weil sie nicht bereit waren, den Kurs der Sünde, auf dem sie sich befanden, zu richten. Der Prediger warnt: „Sei nicht allzu gottlos und sei nicht töricht: Warum willst du sterben, ehe deine Zeit da ist?“ (Pred 7,17). 

Derjenige, der versucht, den verirrten Bruder wiederherzustellen, erfährt vielleicht von Sünden im Leben der Person, aber „die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ (1Pet 4,8) und wird diese Dinge nicht vor der Welt ausbreiten, um das christliche Zeugnis zusätzlich zu beschmutzen. Die Liebe bedeckt das, was verurteilt und weggetan wurde.

Dieses Werk, sich um das Wohlergehen und die Wiederherstellung anderer zu bemühen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass eine Person Glauben hat. Wenn wir aufrichtig an den Herrn Jesus glauben, werden wir andere lieben, die an Ihn glauben, und wenn ein solcher Gläubiger sich auf dem Weg verirrt, wird die Liebe in uns versuchen, ihn wieder zurechtzubringen (1Joh 5,1). Die göttliche Liebe in einem Gläubigen wird versuchen, die irrende Person zur Umkehr zu führen, damit sie sich selbst richtet und zum Herrn zurückkehrt. Wenn eine Person kein wahrer Gläubiger ist, sondern ein bloßer Bekenner, wird sie sich nicht um eine Person kümmern, die vom Weg abgekommen ist, und damit zeigt sie, dass sie nicht wirklich ein Gläubiger ist.

Zusammenfassend haben wir gesehen, dass Jakobus diejenigen, die Glauben haben, herausfordert, ihn auf verschiedene Weise in den alltäglichen Situationen des Lebens zu beweisen, so dass es allen klar ist, dass sie wahre Gläubige an den Herrn Jesus Christus sind.


Übersetzt aus The Epistle of James

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Üb.: Wörtlich: „für die letzten Tage“.

[2] J.N. Darby, The World or Christ, S. 10.

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