Das Evangelium nach Lukas (1)
Kapitel 1

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, Online începând de la: 06.12.2025, Actualizat: 07.12.2025

Das Vorwort zum Evangelium (Lk 1,1-4)

Verse 1-2

Lk 1,1-2: 1 Da es ja viele unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen zu verfassen, die unter uns völlig geglaubt werden, 2 so wie es uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, …

Lukas beginnt damit, zu erklären, warum er sein Evangelium über den Herrn Jesus Christus schreibt: Es sollte eine genaue Darstellung der Fakten über das Leben, den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn sein, um den Glauben seines Freundes Theophilus zu stärken. Der Heilige Geist, der Lukas inspirierte, hat sicherlich beabsichtigt, dass dies die Wirkung sein sollte auf alle, die es lesen. 

Die ersten vier Verse sind ein Vorwort zum Buch und führen uns in die damaligen Umstände ein, unter denen Lukas das Buch geschrieben hat. Er schreibt, dass es damals „viele unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen zu verfassen, die unter uns völlig geglaubt werden“, was das Leben des Herrn Jesus Christus betrifft. Sie hatten ihre Informationen zusammengetragen, indem sie diejenigen befragt hatten, „die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen“ waren. Nachdem sie ihre Berichte verfasst hatten, „überlieferten“ sie sie in gutem Glauben der christlichen Gemeinschaft („uns“) mit dem Ziel, alle zu erbauen (Kelly-Übersetzung).

Lukas unterstellt diesen Bemühungen keine bösen Absichten oder Falschheit. Diese Berichte waren sicherlich mit den besten Motiven geschrieben worden, und die Schreiber mögen durchaus vom Geist dazu geleitet worden sein. Aber sie waren nicht inspiriert, und daher waren ihre Erzählungen unzureichende Dokumente über das Leben und den Tod des Herrn und bestenfalls die Frucht menschlicher Arbeit. Die christliche Gemeinschaft und die Welt brauchten etwas Authentischeres; es bedurfte eines  göttlich inspirierten Berichtes über diese heiligen Dinge. William Kelly sagt:

Diese „vielen“ Biographen, von denen Lukas spricht, waren nicht vom Geist Gottes autorisiert. Sie traten ihre selbstgestellte Aufgabe vielleicht mit den besten Motiven an, und in einigen von ihnen oder in allen mag der Geist Gottes gewesen sein (d.h. Christen), aber sie waren nicht mehr inspiriert als jemand, der das Evangelium predigt oder die Gläubigen zu erbauen sucht. Es besteht ein gewichtiger Unterschied zwischen der allgemeinen Leitung des Geistes, bei der das Fleisch die dargelegte Wahrheit mehr oder weniger beeinträchtigen kann, und der Inspiration des Geistes, die nicht nur jeden Irrtum ausschließt, sondern auch gibt, was nie zuvor gegeben worden war.[1]

Verse 3-4

Deshalb sagt Lukas ganz bescheiden:

Lk 1,3-4: 3 … hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben, 4 damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.

Wie natürlich und normal ist so eine Äußerung und doch göttlich inspiriert! Das griechische Wort für „von Anfang an“ [griech.: anothen] kann mit „von oben“ übersetzt werden, und so wird es auch in Johannes 3,3.7 und 19,11 wiedergegeben.[2] Wenn es hier in Lukas 1,3 so wiedergegeben werden könnte, würde es auf verschleierte Weise darauf hinweisen, dass das, was Lukas schreiben wollte, durch göttliche Eingebung von Gott kam. In seiner zurückhaltenden Art erwähnt Lukas dies beiläufig, um die Aufmerksamkeit nicht auf sich selbst und auf diese Tatsache zu lenken.

So unterscheidet sich Lukas hinsichtlich seiner Quelle von den anderen Schreibern. Deren Berichte beruhten auf dem mündlichen Zeugnis von Augenzeugen unter den Menschen, seine dagegen auf göttlicher Inspiration von Gott. Wenn Lukas sagt, dass „es auch ihm gut geschienen hat“, dann haben wir es mit göttlicher Nötigung zu tun, die auf unergründliche Weise mit menschlicher Entscheidung verschmilzt. Lukas war also der menschliche Autor, während der Heilige Geist der göttliche Autor war. Beides ist wahr.

Wie in der Einleitung erwähnt, schreibt Lukas „der Reihe nach“, und zwar nicht chronologisch, sondern moralisch. Wie wir noch sehen werden, nimmt er Dinge oft aus ihrer geschichtlichen Abfolge heraus, um seine Themen in eine moralische Reihenfolge zu bringen, die der moralischen Unterweisung dient. „Moralisch“ in diesem Sinne hat mit dem zu tun, was zu unserem Wandel und unseren Wegen gehört.

Lukas spricht seinen Freund mit „vortrefflichster Theophilus“ an. Dass ein Titel an seinen Namen angehängt wird, weist darauf hin, dass Theophilus ein hochrangiger römischer Beamter war. (Siehe Apostelgeschichte 23,26; 24,3; 26,25.) Der Überlieferung nach hatte er ein Amt in Antiochia inne. Interessanterweise redet Lukas ihn später, als er die Apostelgeschichte schreibt, nicht mit diesem Titel an, sondern nennt ihn einfach „Theophilus“ (Apg 1,1). Dies deutet möglicherweise darauf hin, dass er nicht mehr in diesem öffentlichen Amt tätig war. Lukas erklärt nicht, warum, aber vielleicht war Theophilus in seinem Verständnis der Wahrheit gewachsen und hatte erkannt, dass es mit seiner christlichen Berufung unvereinbar war, als Christ ein Amt in der Regierung zu bekleiden, und dass er deshalb zurücktrat.

Lukas schließt seine Vorbemerkungen, indem er Theophilus seine Absicht mitteilt, diesen Bericht über den Herrn zu schreiben: „damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist“. 

Die Geburt des Herrn, das frühe Leben und die Vorbereitung auf den Dienst (Lk 1,5–4,13)

Ein grundlegendes Thema in diesem Evangelium ist der Segen, der durch Christus zu den Heiden kommt. Im Laufe der vierundzwanzig Kapitel weist der Geist Gottes Lukas an, zu zeigen, wie dies geschehen würde. Einfach ausgedrückt: Israel (insbesondere die Juden) würde Gottes Gnade in Christus zurückweisen, und folglich würde Gott seine Gunst den Heiden zuwenden. Dies war von den Propheten des Alten Testamentes vorhergesagt worden.

Deshalb beginnt Lukas seine Erzählung mit einem Rückblick auf die Zeit vor der Geburt Christi und der Geburt Johannes des Täufers, als Israel in einer göttlich bevorrechtigten Beziehung zu Gott stand, wenn auch in großer Schwachheit. Israel hatte viele Vorrechte erhalten: Ihnen „ist die Sohnschaft und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen“ und ihnen „sind die Väter“ (Röm 9,4-5a). Vor allem aber waren sie Gottes auserwähltes Volk, aus dem der Messias/König und Erlöser in die Welt kommen würde: „aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm 9,5b; vgl. Off 12,1-2).

Äußerlich war Israel gesegnet. Lukas zeichnet die Geschichte des Volkes sorgfältig nach: wie es seinen Messias/König verwarf und kreuzigte, der doch von Gott gekommen war, um sie zu retten. Traurigerweise erfüllten sie damit die Prophezeiungen ihrer eigenen Propheten, die ihre Verwerfung vorausgesagt hatten (Jes 49,4; 50,4-8; 53,1-4; Dan 9,26; Mich 5,1-3). Dieselben Propheten hatten ebenfalls prophezeit, dass Gott den Unglauben des Volkes und die Verwerfung seines Messias beantworten würde, indem Er sie vorübergehend beiseitesetzen und sich in Gnade den Heiden zuwenden würde (Jes 49,5-6).

Die Erzählung nach Lukas beginnt also damit, dass das Volk Israel das ausschließliche Recht hat, Gottesdienst auszuüben, und alle damit verbundenen Vorrechte; doch sie endet damit, dass es dieses Recht einbüßt und folglich die frohe Botschaft zu „allen Nationen“ gesandt wird (Lk 24,47). Dieser neue Aufbruch Gottes zu den Heiden wird vom Apostel Paulus gelehrt (Röm 11,11-12) und von ihm und seinen Mitstreitern in der Apostelgeschichte ausgeführt (Apg 13,46-48; 18,6; 28,28).

Der gottesfürchtige Überrest in Israel zur Zeit der ersten Ankunft des Messias

Wie in Lukas 1 und 2 erwähnt, werden wir in ein jüdisches Umfeld eingeführt. Diese Kapitel malen ein Bild von dem treuen Überrest der jüdischen Gläubigen, die zur Zeit des ersten Kommens Christi auf die Erlösung Israels warteten. Sieben Personen werden namentlich erwähnt: Zacharias, Elisabeth, Johannes, Joseph, Maria, Simeon und Anna. Sie waren zwar nicht die Einzigen, die diesen Überrest bildeten, aber sie stehen stellvertretend für die Gläubigen jener Zeit.

Es ist derselbe gottesfürchtige Überrest, der etwa vierhundert Jahre zuvor in Maleachi 3,16-18 erwähnt wird. Seitdem war viel Zeit vergangen, aber bemerkenswerterweise hielt derselbe Überrest (der nun aus verschiedenen Personen bestand) immer noch treu an seinem Glauben fest und wartete auf das Kommen des Messias. Aber ihr Zeugnis war in großer Schwachheit. Das zeigt sich daran, dass die meisten der Genannten alt und schwach waren und somit ein Bild der Schwachheit und Hinfälligkeit abgeben:

  • Elisabeth war unfruchtbar, was auf einen Mangel an Kraft und Vitalität hindeutet (Lk 1,7), und Zacharias war ein zweifelnder Gläubiger, was auf einen schwachen Glauben hindeutet (Lk 1,20).
  • Joseph und Maria waren arm und konnten nur das Opfer eines armen Mannes bringen (3Mo 12,8; Lk 2,24).
  • Und Anna, die Prophetin, war eine Witwe, was auf Verlust und Trauer hindeutet. 

Sie waren alle von niedrigem sozialen Rang (Lk 1,52).

In der ersten Szene werden uns ein älterer Priester („Zacharias“) und seine Frau („Elisabeth“) vorgestellt. Sie waren „gerecht“ vor Gott und „untadelig“ vor ihren Mitmenschen und „wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (Lk 1,6). Obwohl sie in persönlicher Frömmigkeit wandelten, berichtet uns Lukas, dass dieses Paar nicht ohne Prüfungen war. Sie hatten einen Kummer in ihrem Leben, über den sie ständig gebetet hatten: Sie waren nicht in der Lage, eine Familie zu gründen. Das war für Elisabeth eine ständige „Schmach“ (Lk 1,25). Und nun, da sie „in ihren Tagen weit vorgerückt“ waren (Lk 1,7), schien es unmöglich, dass sie Kinder bekamen.

Aber „unsere Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten“, denn bei Gott ist nichts unmöglich (Lk 1,37). Gott war dabei, seine Verheißung an sein Volk zu erfüllen, indem Er den Messias sandte (2Sam 7,12-17; Jes 9,6), als „die Fülle der Zeit gekommen war“, in der Er seinen Sohn senden würde, der „von einer Frau, unter Gesetz, geboren“ würde (Gal 4,4). Es war Gottes Plan, dass dieses gottesfürchtige Paar teilhaben sollte  an dem, was Er zu tun beabsichtigte. Die Heilige Schrift sagte voraus, dass der Messias einen Vorläufer haben würde, der sein Kommen in die Welt ankündigen würde (Jes 40,3; Mal 3,1), und Zacharias und Elisabeth waren auserwählt, in ihrem hohen Alter einen Sohn zu haben, der dieser Vorläufer sein würde. Die Bedeutung ihrer Namen erzählt die Geschichte von Gottes Treue in dieser Angelegenheit: „Zacharias“ bedeutet „Jahwe erinnert sich“, und „Elisabeth“ bedeutet „Der Eid Gottes“. Wenn wir beide Namen zusammenfügen, erhalten wir den Satz: „Jahwe gedenkt des Eides Gottes.“

Die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer (Lk 1,5-25)

Verse 5-7

Lk 1,5-7: 5 Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein gewisser Priester, mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und seine Frau war von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. 6 Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. 7 Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in ihren Tagen weit vorgerückt. 

Gott sandte einen Engel zu Zacharias, um ihm anzukündigen, dass er einen Sohn bekommen würde, der in Verbindung mit dem Kommen des Messias besonders gebraucht werden würde. Diese göttliche Botschaft durchbrach vierhundert Jahre prophetischen Schweigens zwischen Gott und seinem Volk. Es war eine Botschaft der Gnade und Barmherzigkeit, die zeigte, dass Gott sie nicht vergessen hatte; ihr Erlöser war im Begriff zu kommen!

Verse 8-13

Lk 1,8-13: 8 Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott erfüllte, 9 dass ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los traf, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern. 10 Und die ganze Menge des Volkes war betend draußen zur Stunde des Räucheropfers. 11 Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn, der zur Rechten des Räucheraltars stand. 12 Und als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht befiel ihn. 13 Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. 

An einem ganz gewöhnlichen Tag, als Zacharias „den priesterlichen Dienst vor Gott erfüllte“, indem er im Tempel Weihrauch verbrannte, „erschien ihm aber ein Engel des Herrn, der zur Rechten des Räucheraltars stand“. Als Zacharias „bestürzt“ war von dem, was er sah, sprach der Engel zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen.“ Der Engel brachte tatsächlich eine gute Nachricht: Zacharias’ langjähriges Gebetsanliegen war von Gott positiv beantwortet worden.

Hier kommen wir zur ersten moralischen Lektion in diesem Buch: Gott schätzt praktische Rechtschaffenheit und persönliche Frömmigkeit in seinem Volk, und Er belohnt sie entsprechend zu seiner rechten Zeit. Wir sind vielleicht geneigt zu denken, dass Er von diesen Dingen in unserem Leben keine besondere Notiz nimmt, aber das stimmt nicht; Er ist sehr an unserem moralischen Charakter interessiert.

Verse 14-16

Lk 1,14-16: 14 Und er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. 15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleib an mit Heiligem Geist erfüllt werden. 16 Und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren.

Der Engel kündigte Zacharias an, dass der Sohn, den er bekommen sollte, der Vorläufer des Messias sein würde. Das bedeutete, dass die Zeit des Kommens des Messias nahe war! Der Engel beschrieb dann, was für ein Mensch Johannes sein würde: Er würde ein Nasiräer sein von der Zeit an, als er „im Mutterleib war“ (4Mo 6), und „schon von Mutterleib an mit Heiligen Geist erfüllt“. So würde er sich ganz dem Dienst des Herrn widmen. Die Folge seines Dienstes würde sein, dass er „viele der Söhne Israels zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren“ würde (Lk 1,16). Dies zeigt, dass der moralische Zustand des Volkes als Ganzes zu dieser Zeit niedrig war (Mt 15,8-9).

Vers 17

Lk 1,17: Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft Elias, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.

Johannes würde „in dem Geist und der Kraft Elias“ dienen und „die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten“. Das große Ziel seines Dienstes war es, „dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten“. Dies würde er tun, indem er das Volk zur Umkehr aufrief. Das Volk sollte sich vorbereiten, indem es seine Herzen richtete und seine Wege korrigierte, um auf diese Weise Früchte der Buße hervorzubringen (Lk 3,8-14). Dies würde sie in den richtigen moralischen Zustand versetzen, um den Messias zu empfangen, und sie darauf vorbereiten, die Segnungen des Königreichs in Besitz zu nehmen, die Er bei seinem Kommen bringen würde. Leider nahm, wie Lukas uns gleich zeigen wird, nur ein Überrest des Volkes den Dienst des Johannes an und bereitete sich in echter Buße vor (Lk 7,29-30).

Verse 18-25

Lk 1,18-25: 18 Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen. 19 Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen. 20 Und siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, an dem dies geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden. 21 Und das Volk wartete auf Zacharias, und sie wunderten sich darüber, dass er im Tempel verweilte. 22 Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden, und sie erkannten, dass er im Tempel ein Gesicht gesehen hatte. Und er winkte ihnen zu und blieb stumm. 23: Und es geschah, als die Tage seines Dienstes erfüllt waren, dass er wegging in sein Haus. 24 Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger und verbarg sich fünf Monate und sagte: 25 So hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen wegzunehmen.

Zacharias’ Antwort auf diese „gute Botschaft“ zeigt, dass er selbst nicht in der richtigen Verfassung war, um an diesen Dingen teilzuhaben. Er hätte Lobgesänge anstimmen sollen, aber stattdessen zweifelte er. Er zeigte seinen Unglauben, indem er den Engel um ein Zeichen bat, das beweisen sollte, dass sich diese Dinge tatsächlich ereignen würden. Er sagte: „Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen.“ Zacharias sagte also gleichsam: „Welchen Beweis kannst du mir geben, so dass ich weiß, dass es wahr ist?“ Offensichtlich reichte es für sein ungläubiges Herz nicht aus, dass ihm ein Engel erschien und ihm eine Botschaft von Gott überbrachte. Der Engel antwortete ihm, er sei „Gabriel“, der in der Gegenwart Gottes stehe, und ein solcher Bote lüge nicht! Hätte er Zacharias die Unwahrheit gesagt, wäre er sofort aus dem Himmel geworfen worden so wie Satan vor langer Zeit. Der Engel wies Zacharias zurecht und sagte ihm, dass er als Folge seines Unglaubens stumm sein würde. Zacharias würde nicht sprechen können, bis sich die Dinge, die der Engel über die Geburt des Johannes gesagt hatte, „zu ihrer Zeit erfüllen“ würden. Und tatsächlich, Zacharias empfing das Zeichen; als er aus dem Tempel kam, war er „stumm“. Und als er zu Elisabeth nach Hause ging, wurde sie schwanger. Für Zacharias gab es damals keinen Zweifel, aber er musste die Folgen seines Unglaubens für die Dauer ihrer Schwangerschaft tragen.

Hier kommen wir zur zweiten großen moralischen Lektion im Lukasevangelium: Gott missbilligt Unglauben in seinem Volk und tadelt ihn, wenn er sich bei ihnen findet. Glaube vertraut Gott bei seinem Wortund das ehrt und erfreut Ihn (Spr 3,5; Joh 3,33). Unglaube hingegen beleidigt Gott und unterstellt, dass Gott nicht bei seinem Wort genommen werden kann.

Die Ankündigung der Geburt Christi (Lk 1,26-38)

Verse 26-34

Lk 1,26-34: 26 Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiläa gesandt, mit Namen Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die mit einem Mann verlobt war, mit Namen Joseph, aus dem Haus Davids; und der Name der Jungfrau war Maria. 28 Und er kam zu ihr herein und sprach: Sei gegrüßt, Begnadete! Der Herr ist mit dir. 29 Sie aber wurde über das Wort bestürzt und überlegte, was für ein Gruß dies sei. 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden; 31 und siehe, du wirst im Leib empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. 32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; 33 und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich ja keinen Mann kenne? 

Dann wurde der Engel Gabriel nach Nazareth gesandt, um die größte Botschaft zu überbringen, die je ein Engel zu überbringen hatte: Sie hatte mit der jungfräulichen Geburt des Messias von Israel zu tun. Dies war in der Tat ein großer Augenblick in der Geschichte der Welt; der Sohn Gottes war im Begriff, der Sohn Davids zu werden (Röm 1,3), indem Er die Menschheit mit seiner Person vereinte und Mensch wurde, und durch seinen Tod würde Er allen, die an Ihn glauben, die Erlösung sichern. Die Botschaft hatte also mit der Menschwerdung Christi zu tun.

Maria war – bei allem, was wir wissen – eine unbedeutende Frau aus dem Haus David, aber Gott hatte sie schon lange zuvor als sein auserwähltes Gefäß ausgesondert, durch das der Retter in die Welt kommen würde. Gabriel wurde gesandt, um ihr diese große Tatsache zu verkünden. Als sie bei seinem Erscheinen beunruhigt war, zerstreute der Engel schnell ihre Furcht und sagte: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden; und siehe, du wirst im Leib empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen.“

Der Engel nannte drei Dinge, die ihren Sohn von allen anderen Menschen unterscheiden würden:

  1. „Dieser wird groß sein“ (Lk 1,32a). Das heißt, Er würde die höchste Autorität über die gesamte Schöpfung haben, sowohl in den Himmeln als auch auf der Erde (Mt 28,18).
  2. Er würde „der Sohn des Höchsten“ genannt werden (Lk 1,32b). Dies zeigt, dass Er eine göttliche Person ist!
  3. „Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben“ (Lk 1,32c-33). Das zeigt, dass Er kein anderer als der verheißene Messias/König Israels sein würde, dessen Reich sich über die ganze Welt erstrecken würde (Ps 72,8; Sach 14,9).

Was für eine wunderbare Nachricht war das! Gott war im Begriff, sein Volk in der Person seines Sohnes zu besuchen und zu erfüllen, was Er in der Heiligen Schrift verheißen hatte – und Maria würde die von Gott auserwählte „Begnadete“ sein, die Ihn zur die Welt bringen sollte. 

Anders als Zacharias bat Maria nicht um ein Zeichen, denn sie „glaubte“ den Worten des himmlischen Boten (Lk 1,45). Sie bat allerdings um eine Erklärung und fragte den Engel: „Wie kann das sein, da ich ja keinen Mann kenne?“ Der Engel antwortete ihr, sie würde „im Leib empfangen“ – nicht von Joseph, der sie erst nach der Geburt des Kindes erkannte (Mt 1,25) –, sondern vom Heiligen Geist: „Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Damit würde sich die Verheißung des Propheten Jesaja erfüllen, dass eine Jungfrau auf wundersame Weise gebären würde. Er hatte prophezeit: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen“ (Jes 7,14; Mt 1,23). Maria bat nicht um ein Zeichen, aber Gott gab ihr trotzdem eines!

Skeptiker der historisch-kritischen Methode argumentieren, das Wort „Jungfrau“ in Jesaja 7,14 bedeute einfach eine „unverheiratete Frau“, nicht unbedingt eine Jungfrau. Doch Jesaja sagt uns, dass es sich um ein „Zeichen“ Gottes handelte – dass es also ein Wunder war Hätte er die normale Zeugung gemeint, die sich aus der Verbindung eines Mannes und einer Frau ergibt – sei es in der Ehe oder außerhalb der Ehe –, würde man die Tatsache, dass eine Jungfrau schwanger werden würde, nicht ein „Zeichen“ nennen.

Vers 35

Lk 1,35: Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden. 

Einige meinen, Vers 35 lehre, dass der Herr – obwohl Er schon vorher als eine der drei Personen der Gottheit existierte – erst bei seiner Geburt in die Welt der Sohn geworden sei. Daher glauben sie, dass seine Sohnschaft nicht ewig sei. Sie stützen ihre irrige Auffassung auf die Aussage des Engels, dass der Herr „Sohn Gottes genannt werden wird“. Für sie bedeutet dies, dass Er zum Zeitpunkt dieser Ankündigung noch nicht der Sohn war, sondern dass Er bei seiner Geburt der Sohn werden würde. (Dieser Irrtum wird als „zeitliche Sohnschaft“ bezeichnet.)

Die Leugner der ewigen Sohnschaft Christi legen den Text jedoch falsch aus. Die Betonung in diesem Vers liegt nicht darauf, dass Christus der Sohn wird, sondern darauf, dass Er von den Menschen Sohn „genannt“ wird. Der Grund dafür: Bis dahin war Er noch nicht ausdrücklich als Sohn offenbart worden. Die Menschen nannten Ihn nicht „Sohn Gottes“, weil sie Ihn nicht als solchen kannten. Aber das würde sich mit seinem Kommen in die Welt ändern. Er würde als Sohn offenbart werden (Mt 3,16-17; Röm 1,4; Gal 1,16 usw.), und die Menschen, die an Ihn glauben und Ihn als Sohn Gottes anerkennen, würden Ihn so nennen (Mt 16,16; Joh 6,69; Gal 2,20 usw.). Viele andere Schriftstellen zeigen, dass der Herr bereits der Sohn war, bevor Er in die Welt kam (Jes 9,6; Joh 1,18; 3,17; 11,27; 16,27-28; Heb 1,5 usw.). Daher kann sich niemand entschuldigen, er sei unwissend über diese Wahrheit.

Aus der Heiligen Schrift geht klar hervor, dass Joseph nichts mit Marias Empfängnis zu tun hatte (Mt 1,25). Da sie durch den Heiligen Geist empfangen würde, war der Sohn, den sie gebären sollte, sowohl menschlich als auch göttlich. Diese Vereinigung (union) der göttlichen und der menschlichen Natur ist etwas Unergründliches, das niemand außer Gott verstehen kann (Mt 11,27). Wäre Joseph an der Empfängnis Marias beteiligt gewesen, hätte er seine gefallene Natur, die alle Menschen aus Adams Geschlecht haben und an die nachfolgende Generation weitergeben, an den Herrn weitergegeben (1Mo 5,3; Ps 51,5; Röm 5,12). Wenn das so wäre, hätte der Geist Gottes Ihn nicht als „das Heilige“ bezeichnen können.

Durch dieses übernatürliche Wirken des Geistes wurde in Marias Schoß ein geeignetes Gefäß aus Fleisch und Blut für die Menschwerdung des Sohnes Gottes gebildet. Dementsprechend sagt der Schreiber des Hebräerbriefes, indem er Psalm 40,7-9 zitiert: „Einen Leib aber hast du mir bereitet“ (Heb 10,5). Dies wäre nichts Geringeres als ein Wunder, nichts, was Gott nicht tun könnte, „denn bei Gott“, so der Engel, „wird kein Ding unmöglich sein“ (Lk 1,37). Das unterscheidet den Herrn von allen anderen Menschen. Er hatte eine heilige menschliche Natur, die nicht sündigen konnte (Joh 8,46; 14,30; Heb 2,6.14; 4,15; Jak 1,13; 1Joh 3,4.9). Adam wurde mit einer unschuldigen menschlichen Natur geschaffen, die sündigen konnte, wenn er es wollte. Als er sündigte, wurde seine Natur für immer verdorben und war nicht mehr unschuldig. Als der Herr in diese Welt kam, konnte Er diese gefallene Natur nicht mit sich selbst vereinen und heilig bleiben.

Verse 36-38

Lk 1,36-38: 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch mit einem Sohn schwanger in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt war; 37 denn bei Gott wird kein Ding unmöglich sein. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort. Und der Engel schied von ihr.

Aus Vers 36 erfahren wir, dass Johannes sechs Monate älter war als der Herr. Johannes wurde von Herodes eingekerkert, kurz bevor der Herr im Alter von dreißig Jahren seinen Dienst antrat (Lk 3,19-23). Die Dauer des öffentlichen Dienstes des Johannes war kurz; er endete, als Johannes dreißig Jahre alt war! In Vers 38 sehen wir Marias wunderbare Unterwerfung unter den Willen Gottes. Sie sagte zu dem Engel: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Es gab kein Wort des Widerspruchs von ihr wegen der Schmach, die sie von den Ungläubigen zu ertragen hatte, weil man sie beschuldigte, eine unzüchtige Frau zu sein (Joh 8,41). Wahrscheinlich war sie in ihrer Nachbarschaft der Gegenstand von Misstrauen und Klatsch, aber ihr Glaube war so stark, dass sie wusste: Wenn es der Wille Gottes war, würde Er sich um sie kümmern. 

Elisabeths „Seligpreisung“ – „Gesegnet bist du unter den Frauen“ (Lk 1,39-45)

Verse 39-45

Lk 1,39-45: 39 Maria aber machte sich in diesen Tagen auf und ging mit Eile in das Gebirge in eine Stadt Judas; 40 und sie kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, dass das Kind in ihrem Leib hüpfte; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt 42 und rief aus mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! 43 Und woher geschieht mir dieses, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!

Als der Engel Maria mitteilte, dass ihre Cousine Elisabeth „mit einem Sohn schwanger war in ihrem Alter“ (Lk 1,36), wurde sie dazu bewegt, sie im Bergland von Juda zu besuchen. Dies war eine Reise von etwa 90 Kilometern. Bei der Begegnung „hüpfte“ Elisabeths Baby in ihrem Leib, und sie brach sofort in einen Lobgesang aus, der „Elisabeths Seligpreisung“ genannt wird (Lk 1,42-45). Erfüllt vom Heiligen Geist, erkannte sie aufgrund ihres Glaubens und ihrer geistlichen Unterscheidungskraft, dass Marias Kind ihr „Herr“ war. Er war also kein gewöhnliches Kind.

Marias Magnifikat – „Meine Seele erhebt den Herrn“ (Lk 1,46-56)

Verse 46-56

Lk 1,46-56: 46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, 47 und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland; 48 denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter. 49 Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name; 50 und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht für die, die ihn fürchten. 51 Er hat Macht ausgeübt mit seinem Arm; er hat die zerstreut, die in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind. 52 Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht. 53 Hungrige hat er mit guten Gaben erfüllt und Reiche leer fortgeschickt. 54 Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, um seiner Barmherzigkeit zu gedenken 55 (wie er zu unseren Vätern geredet hat) gegenüber Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit. – 56 Maria aber blieb ungefähr drei Monate bei ihr; und sie kehrte in ihr Haus zurück.

Auf Elisabeths Seligpeisung folgt der Lobpreis Marias, der „Magnifikat“ genannt wird (Lk 1,46-55). Elisabeth erkannte, dass Gottes Gunst in besonderer Weise auf Maria lag, und segnete sie; aber Marias Lobpreis ging höher – sie pries den Herrn! Sie sagte: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland.“ Weil sie den Herrn als ihren „Heiland“ preist, sehen wir, dass die römisch-katholische Lehre von der „unbefleckten Empfängnis“ falsch ist. Diese Lehre besagt, dass Maria heilig und ohne Sünde gewesen sei und somit den heiligen Herrn empfangen und geboren habe kraft dessen, was sie in sich selbst war. Es erübrigt sich, zu sagen, dass die Auffassung der römisch-katholischen Kirche, sie sei „die Mutter Gottes“, reine Blasphemie ist. Die Wahrheit ist: Maria brauchte den Herrn als ihren Heiland (Retter) ebenso wie jeder andere Mann und jede andere Frau, „denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23; Pred 7,20).

Marias Lobpreis konzentrierte sich auf zwei Dinge: auf die Gnade Gottes, die sich zu ihr herabneigte und sie dazu erwählte, das Gefäß zu sein, durch das der Messias in die Welt kommen würde (Lk 1,48-50), und auf die Macht Gottes, die Israel durch den Messias, den sie gebären würde, befreien und segnen würde (Lk 1,51-55). Marias Glaube ließ sie von diesem kommenden Segen für die Nation so sprechen, als wäre er schon erfüllt, und so sprach sie davon in der Vergangenheitsform. In Wirklichkeit war Ersteres (die Gnade Gottes) bereits geschehen, und das Zweite (die Macht Gottes) würde geschehen, wenn Israel den Herrn als seinen Messias empfangen würde – was noch nicht geschehen ist. Maria erkannte, dass dies nicht durch Israels Gehorsam gegenüber den Bedingungen des Sinai-Bundes geschehen würde (denn darin hatten sie völlig versagt und auf dieser Grundlage allen Segen verwirkt), sondern durch Gottes bedingungslose Verheißung an „Abraham“.

Die Geburt von Johannes dem Täufer (Lk 1,57-66)

Verse 57-66

Lk 1,57-66: 57 Für Elisabeth aber wurde die Zeit erfüllt, dass sie gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. 58 Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht habe, und sie freuten sich mit ihr. 59 Und es geschah am achten Tag, dass sie kamen, um das Kind zu beschneiden; und sie wollten es nach dem Namen seines Vaters nennen: Zacharias. 60 Und seine Mutter antwortete und sprach: Nein, sondern es soll Johannes heißen. 61 Und sie sprachen zu ihr: Niemand ist aus deiner Verwandtschaft, der diesen Namen trägt. 62 Sie winkten aber seinem Vater zu, wie er etwa wolle, dass es genannt werde. 63 Und er forderte ein Täfelchen und schrieb: Johannes ist sein Name. Und alle verwunderten sich. 64 Sogleich aber wurde sein Mund aufgetan und seine Zunge gelöst, und er redete und lobte Gott. 65 Und Furcht kam über alle, die um sie her wohnten; und im ganzen Gebirge von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen. 66 Und alle, die es hörten, nahmen es sich zu Herzen und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn auch die Hand des Herrn war mit ihm.

Elisabeth gebar ihren Sohn nach dem Wort des Engels. Am achten Tag, als das Kind beschnitten war, fragten die Freunde und Nachbarn Zacharias, wie das Kind heiße, und ohne zu zögern, schrieb er: „Johannes ist sein Name.“ Dies zeigt, dass er das Wort des Engels (Lk 1,13) voll und ganz angenommen hatte und endlich gläubig geworden war. „Sogleich aber wurde sein Mund aufgetan und seine Zunge gelöst, und er redete und lobte Gott.“ Dieses Wunder hatte zur Folge, dass ein Zeugnis der Gnade Gottes „im ganzen Gebirge von Judäa“  umherging.

Zacharias ist ein Typus für Israel, das aufgrund seines Unglaubens für eine gewisse Zeit beiseitegestellt und dann wieder heimgesucht und gesegnet wird, wenn ein Überrest des Volkes gedemütigt wird und das Versagen des Volkes in Bezug auf den Messias erkennt. Zu dieser Zeit werden sie Gott für seine Treue preisen, wenn Er seine Verheißungen erfüllt, die seine heiligen Propheten vorausgesagt hatten.

Zacharias’ „Benediktus“ – „Gepriesen sei der Herr“ (Lk 1,67-80)

Verse 67-80

Lk 1,67-80: 67 Und Zacharias, sein Vater, wurde mit Heiligem Geist erfüllt und weissagte und sprach: 68 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dass er sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet hat 69 und uns ein Horn des Heils aufgerichtet hat in dem Haus Davids, seines Knechtes 70 (wie er durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat), 71 Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen; 72 um Barmherzigkeit an unseren Vätern zu erweisen und seines heiligen Bundes zu gedenken, 73 des Eides, den er Abraham, unserem Vater, geschworen hat, um uns zu geben, 74 dass wir, gerettet aus der Hand [unserer] Feinde, ohne Furcht ihm dienen sollen 75 in Frömmigkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage. 76 Und du aber, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Herrn hergehen, um seine Wege zu bereiten, 77 um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in der uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, 79 um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu richten. 80 Das Kind aber wuchs und erstarkte im Geist und war in den Wüsteneien bis zum Tag seines Auftretens vor Israel. 

Zacharias wurde sofort „mit Heiligem Geist erfüllt und weissagte“ den Segen, der über die Nation kommen würde, in dem, was auf Lateinisch „Benediktus“ genannt wird. Bemerkenswerterweise spricht er mit Ausnahme von zwei Versen (Lk 1,76-77) nicht von seinem eigenen Sohn, sondern davon, was Gott durch Marias Sohn, den Herrn Jesus Christus, tun würde! Er erkannte, dass die Geburt seines Sohnes Johannes die bevorstehende Ankunft des Messias bedeutete, denn der Engel hatte gesagt, dass Johannes der Vorläufer und Bote des Messias sein würde (Lk 1,17). Dies war sicherlich ein Grund, „den Herrn, den Gott Israels, zu preisen“, was Zacharias auch tat.

Wie die Prophezeiung Marias, so ist auch die Prophezeiung des Zacharias größtenteils in der Vergangenheitsform formuliert. Sein Glaube (der einst fehlte) ließ ihn nun sehen, was Gott durch den Messias tun würde. Er war sich dessen so sicher, dass er es als eine vollendete Sache bezeichnete. Er sah, dass Gott „sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet“ hatte, indem Er (durch Christus) „ein Horn des Heils“ aufrichtete, das Er aus „dem Haus Davids, seines Knechtes“, bringen würde, wie er es durch „seine heiligen Propheten“ verheißen hatte. Wie Maria sprach auch Zacharias davon, dass der kommende Segen nicht auf den Gehorsam des Volkes gegenüber dem Gesetz zurückzuführen sei, sondern auf Gottes Treue zu „seinem heiligen Bund“, den Er mit „Abraham“ bedingungslos geschlossen hatte (Lk 1,72-73). Die Erfüllung der Verheißung würde die Befreiung Israels von seinen Feinden einschließen, damit es in seinem Land ohne Angst vor Übergriffen den Dingen des Herrn nachgehen konnte (Lk 1,74-75).

Zacharias nennt dann seinen Sohn Johannes einen „Propheten des Höchsten“, der den Weg „bereiten“ würde, damit der Herr kommen und sein Volk segnen konnte. Dies zeigt, dass im Volk ein moralisches Werk vollbracht werden musste, bevor dem Volk, wie verheißen, Gottes Segen zuteilwerden konnte. Wie der Dienst des Elia vor langer Zeit, so würde Johannes das Volk zur Umkehr aufrufen. Dies würde sie in den richtigen Zustand versetzen, damit sie den Messias und die Segnungen der äußerlichen „Rettung“ von ihren Feinden und die regierungsmäßige „Vergebung ihrer Sünden“ empfingen.

Durch seinen Glauben verstand Zacharias, dass „der Aufgang aus der Höhe“ (der Messias) im Begriff war, sein Volk heimzusuchen, und er sprach davon als etwas, was bereits geschehen war. Das griechische Wort für „Aufgang“ [anatello] in Vers 78 kann mit „Sonnenaufgang“ übersetzt werden (siehe die Fußnote in der Darby-Übersetzung) und weist auf das Kommen des Herrn als „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20) hin, das heißt auf seine Erscheinung. Zu dieser Zeit wird der Herr „denen leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen“ (Lk 1,79; vgl. Jes 49,6), und die Füße Israels leiten, damit sie „den Weg des Friedens“ wandeln. So würden Israel und die Völker die Erlösung durch die Macht Gottes erfahren. (Zacharias’ Prophezeiung spricht nicht von der Erlösung durch Blut; diese wird durch das Werk Christi am Kreuz bewirkt.) Lukas 1,80 fasst in kurzen Worten das Leben des Johannes bis zum Beginn seines Dienstes zusammen.


Übersetzt aus: The Gospel of Luke. The Operation of Heavenly Grace Among Men in the Person of the Lord Jesus Christ, 
Hamer Bay: Christian Truth Publishing, 2022.

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] W. Kelly, „Introduction“ in An Exposition of the Gospel of Luke. Part 1, S. 14. Online auf: www.stempublishing.com.

[2] Anm. d. Red.: Die CSV-Elberfelder übersetzt Johannes 3,3.7 mit: „von neuem“. Die Fußnote weist darauf hin, dass es auch mit „von oben her“ übersetzt werden kann.

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