Errettung trotz Leben in der Sünde?
Aus einem alten Brief

Charles Henry Mackintosh

© SoundWords, Online începând de la: 11.08.2009, Actualizat: 28.11.2022

Leitverse: 1. Johannes 1,6; 2,19; 5,18; 2. Timotheus 2,19

(Auszug aus einem Brief)

Ich gehe jetzt zum zweiten Teil Ihres Briefes über und werde die Fragen, die Sie an mich richten, kurz zu beantworten suchen.

Zunächst fragen Sie:

„Wird der Gläubige errettet werden, selbst wenn er in der Sünde lebt und stirbt?“

Meine Antwort lautet: Ein wahrer Gläubiger wird sicher und gewiss errettet werden. Aber ich glaube, dass die Seligkeit nicht nur eine vollkommene Erlösung von den zukünftigen Folgen der Sünde, sondern selbst auch in der Gegenwart die Erlösung von der Macht und dem Tun der Sünde in sich schließt. Wenn ich daher mit jemand zusammentreffe, der in der Sünde lebt und sich trotzdem der Gewissheit seiner Errettung rühmt, dann betrachte ich ihn als einen, der die Gnade Gottes auf Mutwillen zieht, und keineswegs als einen, der errettet ist:

  • 1Joh 1,6: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.

Der Gläubige kann straucheln, aber er wird wieder aufgerichtet werden. Er kann sich durch die Sünde überwältigen lassen, aber er wird wiederhergestellt werden. Er kann irren, aber er wird wieder zurückgeführt werden, weil Christus so völlig zu erretten vermag, dass selbst der Kleinste unter den Seinen nicht verlorengehen kann (siehe Mt 18,24).

Ihre zweite Frage lautet:

Kann der Heilige Geist in einem Herzen wohnen, in dem Bosheit und unreine Gedanken genährt und gepflegt werden?“

Meine Antwort ist: Der Leib jedes Gläubigen ist der „Tempel des Heiligen Geistes“ (1Kor 6,19). Diese wichtige Wahrheit ist das unerschütterliche Fundament, auf dem jede Ermahnung zur Reinheit und Heiligkeit des Herzens und des Lebens ruht. Bosheit und unreine Gedanken zu pflegen, ist wirklich nicht der Beweis eines göttlichen Wandels. Der Christ kann von bösen Gedanken überfallen, bestürmt und betrübt werden, aber in diesem Fall braucht er nur auf Christus zu sehen, um den Sieg davonzutragen. Der würdige Wandel eines Christen wird uns in dem ersten Brief des Johannes deutlich beschrieben. In 1. Johannes 5,18 heißt es:

  • 1Joh 5,18: Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.

Das ist die göttliche Seite unserer Frage. Wir wissen leider wohl, dass es hier auch eine menschliche Seite gibt, aber wir beurteilen die menschliche durch die göttliche. Wir dürfen die Gedanken Gottes nicht mit den Gedanken der Menschen auf die gleiche Höhe stellen, im Gegenteil, unsere Blicke müssen unverrückt auf die göttliche und nicht auf die menschliche Seite unserer Frage gerichtet sein. Wir dürfen uns mit nichts Geringerem begnügen als mit dem, was wir in 1. Johannes 5,18 lesen. Nur wenn wir uns allezeit das wahre Muster und Vorbild vor Augen halten, können wir eine höhere sittliche Stufe erreichen. Die Behauptung, dass man den Heiligen Geist habe, während man der Bosheit und unreinen Gedanken freien Raum gestattet, ist nach unserer Meinung nichts anderes als eine Lehre der Nikolaiten oder derer, die die Gnade auf Mutwillen ziehen (Off 2,6-15).

Ihre dritte Frage lautet:

Wenn sich dies also verhält (nämlich dass die Errettung des Menschen allein ein Werk der freien und unumschränkten Gnade Gottes ist), kann man dann nicht behaupten, dass jeder leben könne, wie es ihm beliebe?“

Nun, wie wünschen denn die Christen zu leben? So viel wie möglich wie Christus, nicht wahr? Wie hätte wohl Paulus geantwortet, wenn diese Frage an ihn gerichtet worden wäre? In 2. Korinther 5,14.15 und in Philipper 3,7-14 finden wir seine Antwort. Es ist mit Recht zu fürchten, dass alle, die solche Fragen stellen, nicht viel von Christus kennen. Ich begreife es sehr gut, dass sich jemand in die Netze eines theologischen Systems, das die Dinge nur von einer Seite betrachtet, verstricken und durch die widersprechendsten Lehrsätze der systematischen Gottesgelehrtheit in Verwirrung geraten kann. Aber ich bin auch völlig überzeugt, dass jeder, der die freie unumschränkte und ewig dauernde Gnade Gottes zu einem Deckmantel gebraucht, um in der Sünde zu leben, nichts vom Christentum versteht und weder Teil noch Los daran hat, sondern sich vielmehr in einem gefährlichen und schrecklichen Zustand befindet.

Was den Fall des jungen Mannes betrifft, der aus dem Mund eines Predigers die Worte hörte: „Wenn man einmal ein Kind Gottes ist, so ist man es zu allen Zeiten“, und der daraus die Veranlassung nahm, sich öffentlich ins Sündenleben zu stürzen, so ist dies nur ein Beispiel aus tausenden. Ich glaube, dass der Prediger die Wahrheit gesprochen und der Jüngling eine falsche Anwendung von seinen Worten gemacht hat. Die Worte des Predigers nach den Werken des Mannes beurteilen zu wollen, würde ein grober Irrtum sein. Was würde ich wohl von meinem Sohn denken, wenn er sagte: „Da ich einmal Sohn bin, bin ich es auch zu allen Zeiten, und darum darf ich alle Dinge, die meinem Vater gehören, in Stücke zerschlagen und mich allem Bösen überliefern.“ Ich beurteile das, was der Prediger gesagt hat, nach dem Wort Gottes, und dann muss ich bezeugen, dass er die Wahrheit gesprochen hat. Ebenso beurteile ich das Betragen des Jünglings nach demselben Maßstab und erkläre es als höchst verwerflich. Nichts gibt uns Veranlassung, zu glauben, dass der Jüngling jemals wirklich die Gnade Gottes geschmeckt hat, denn wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte er Gott lieb gehabt und hätte der Heiligkeit nachgejagt. Der Christ hat sich der Sünde für tot zu halten, aber sich der Sünde für tot zu halten und in der Sünde zu leben, geht unmöglich zusammen. Im ersten Fall kann man auf die Kraft und die Gnade Gottes rechnen, während man im anderen Fall den Namen Christi lästert, da ein solches Betragen Christus zu einem Sündendiener erniedrigt.

Die Wahrheit Gottes nach den Handlungen der Menschen beurteilen zu wollen, ist, wie bereits gesagt, ein grober Irrtum. Alle, die das tun, müssen notwendigerweise zu einer falschen Schlussfolgerung kommen. Um in der Wahrheit zu bleiben, muss man im Gegenteil die Handlungen der Menschen nach der Wahrheit Gottes prüfen. Setze dich zunächst in den Besitz dieser Wahrheit und beurteile dann nach ihr alle Dinge. Nimm die Richtschnur Gottes zur Hand und miss danach alle Dinge ab. Nimm die Waagschale des Heiligtums und bestimme danach das Gewicht von allem und jedem. Du darfst die Waagschale nicht regeln nach dem Gewicht eines jeden, sondern du musst das Gewicht nach der Waagschale beurteilen. Wenn selbst zehntausend Bekenner ihr Bekenntnis verleugnen sollten, um öffentlich in der Sünde zu leben und zu sterben, so würde dies keineswegs unser Vertrauen zu der Lehre bezüglich des Ausharrens bis ans Ende zum Wanken bringen. Dasselbe Wort, das die Wahrheit dieses Lehrsatzes beweist, beweist ebenso sehr die Unwahrheit ihrer Bekenner: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns“ (1Joh 2,19).

„Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt, die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2Tim 2,19).

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Auszug aus dem Artikel „Das Ausharren bis ans Ende“
aus Botschafter des Heils in Christo, 1869, S. 165–167;
von der Redaktion sprachlich angepasst


Nota redacţiei:

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