Der Ratschluss Gottes
Römer 8,28-30

Hugo Bouter

© EPV, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 06.12.2023

Leitverse: Römer 8,28-30

Röm 8,28-30: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind. Denn die er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und die er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.

Vorwort

Unsere Sicherheit als Christen ist gegründet auf der Festigkeit von Gottes ewigem Plan der Erlösung der Seinen, wie er in Römer 8,29.30 erklärt wird. Diese bemerkenswerte Textstelle ist das Thema dieser Betrachtung.

1. Göttliche Zusicherung

Wir wissen aber

Gottes Plan der Erlösung umspannt alle Zeitalter, er reicht in der Tat von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er wird in aller Kürze in ein paar Bibelversen in Römer 8 (Röm 8,28-30) entfaltet. Doch dieser Plan umschließt nicht alle Menschen, sondern er zielt auf eine spezielle Menschengruppe, nämlich auf die, „die Gott lieben“. Wer sind diese? Sie sind sein Volk, Gottes eigene Kinder, geboren aus Ihm und seinem Geist. Sie genießen das göttliche Versprechen, die göttliche Zusicherung: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28). Der Apostel Paulus begründet diese Zusicherung, von der er redet, mit der Festigkeit von Gottes ewigem Plan der Erlösung der Seinen, wie er in den folgenden Versen dieses Kapitels erklärt wird (Röm 8,29.30). Diese bemerkenswerte Textstelle wollen wir jetzt etwas näher betrachten.

Das Ziel des Apostels beim Schreiben dieser Worte war, dass wir lernen sollen, alles in dem Licht des Planes Gottes zu sehen und alles aus der Höhe seiner eigenen Pläne und Gedanken zu betrachten. Das ist die Grundlage der frohen Zuversicht: „Wir wissen aber …“ Unsere Gewissheit basiert auf dem Bewusstsein dessen, was Gott für uns ist und tut. Der Ausdruck „wir wissen“ kommt im Neuen Testament sehr häufig vor, sowohl in den Briefen von Paulus als auch in denen von Johannes. Er weist auf den geistliche Einblick der Kinder Gottes in die Dinge Gottes hin, durch die Salbung von dem Heiligen („ihr wisst alles“, 1Joh 2,20). Hier in Römer 8 stehen die Worte aus Vers 28 („denn wir wissen“) im Gegensatz zu dem Ausdruck „denn wir wissen nicht“ in Vers 26. Diese göttliche Gewissheit, die unsere Blicke aufwärts lenkt, richtet unsere Aufmerksamkeit auf Gottes ewigen Ratschluss, im Gegensatz zu unseren unsicheren Gefühlen inmitten einer seufzenden Schöpfung.

Alle Dinge wirken zum Guten mit

Nun, was wissen wir denn? Unsere Gewissheit hier besteht darin, dass denen alle Dinge zum Guten mitwirken, die einen Platz in diesen ewigen Ratschlüssen haben und die entsprechend berufen worden sind. Es ist Gott, der den Lauf aller Dinge bestimmt. ER hat alle Dinge in seiner Hand. Nichts kann geschehen, was seine Pläne ändert oder was seinen Ratschluss beeinträchtigt. Er steht hoch über allen sichtbaren Dingen. Er benutzt die Dinge, die uns umgeben und uns vielleicht ängstigen als Schauplatz zur Erfüllung seiner Pläne. Seine ewige Absicht wird zur Ausführung kommen, und alles trägt dazu bei, sie zu verwirklichen. Alle Dinge müssen zum Guten mitwirken, auch wenn alles falschzulaufen scheint. Mit Christus wird Gott uns auch alle Dinge schenken (Röm 8,32). Sie sind unser, sie stehen uns zur Verfügung. Es seien Gottes Diener, es sei Welt, es sei Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges – alles ist unser (1Kor 3,22). Und keines von diesen Dingen kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm 8,39). Nichts kann Gott in der Erfüllung seiner ewigen Liebespläne aufhalten, und nichts kann uns die Gewissheit seiner Liebe rauben.

Darüber hinaus sind wir nicht nur die passiven Gegenstände seiner Liebe. Es wird hier nicht gesagt, dass denen, die von Gott geliebt werden, alle Dinge zum Guten mitwirken (obwohl das auch wahr ist). Es ist vielmehr das Gegenteil, das hier gesagt wird: „Denn wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ So liegt hier die Betonung mehr auf unserer Liebe zu Gott, während am Ende von Römer 8 Gottes Liebe zu uns betont wird („nichts wird uns zu scheiden vermögen von der Liebe Gottes und Christi“).

Denn Gottes Liebe kann nicht anders, als eine Antwort in den Herzen seiner Kinder wachzurufen. Er erwartet von uns, dass wir uns des Reichtums seiner Liebe bewusst sind und sie erwidern. Er erwartet von uns, dass wir den Platz als liebende Kinder und Söhne einnehmen. Das ist nichts Unnatürliches. Wir brauchen die Gegenliebe nicht selbst hervorzubringen, denn die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5,5). Auf diesem Weg sind wir in diese Liebesbeziehung zu Ihm gebracht worden. Nichts kann daran etwas ändern. Aber wir können unsere Liebe zu Ihm aufblühen lassen, indem wir uns in die Reichtümer seiner grenzenlosen Liebe zu uns versenken.

Wenn wir also wahre Christen sind, wirken alle Dinge für uns zum Guten mit, weil wir das Vorrecht haben, diesen Platz in seinen Plänen der Liebe zu besitzen. Diese Tatsache kann in keiner Weise durch das praktische Niveau unseres Glaubens beeinträchtigt werden. Aber Gott erwartet von uns ein wachsendes Bewusstsein des Platzes, den Er uns geschenkt hat, und des kostbaren Verhältnisses, in das Er uns gebracht hat. Wenn wir ein klareres Verständnis der Stellung haben, in die Gott uns in Christus erhoben hat, werden unsere Herzen mehr und mehr mit Liebe und Dankbarkeit erfüllt sein. Wir werden in zunehmendem Maß der Beziehung entsprechen, die wir zu unserem Vater haben, und seine Liebe erwidern. Und so werden wir immer besser erkennen, dass Gott alle Dinge in solch einer Weise leitet, das sie zum Guten mitwirken. Alle Dinge sind seinem göttlichen Plan der Errettung untergeordnet, der mit seiner Auserwählung begann und mit seiner Herrlichkeit endet. Das wird unseren Glauben stärken, unsere Zuversicht wachsen lassen und unsere Hoffnung beleben.

2. Gottes Plan der Erlösung

Die, die Gott lieben

Als wir Sünder waren, brauchten wir einen fundamentalen Wechsel in unserer Beziehung zu Gott. Die Bibel nennt das die neue Geburt (Joh 3). Wir mussten umgewandelt werden von solchen, die Gott hassen, zu solchen, die Gott lieben. Wir mussten mit Gott versöhnt und in eine völlig neue Beziehung zu Ihm gebracht werden. Seit wir gerettet sind, stehen wir zu Gott in der Beziehung als Kinder und Söhne Gottes und gleichzeitig als Brüder des Herrn Jesus. Der Ausdruck „die, die Gott lieben“ charakterisiert die neue Beziehung, die Gläubige zu ihrem Gott und Vater haben. Damit das möglich wurde, haben sie eine neue Natur empfangen, die göttliche Natur, die durch Liebe und Licht gekennzeichnet ist.

Sowohl unsere Stellung vor Gott als auch unsere Beziehung zu Ihm mussten eine radikale Änderung erfahren. Wenn dieser Wechsel stattgefunden hat und wir Söhne des lebendigen Gottes genannt werden, mögen wir uns staunend fragen: Was ist Gottes Absicht bei diesem allen? Was sind Gottes Pläne für die, die Er in diese neue Beziehung zu sich und seinem geliebten Sohn gebracht hat? Denn weshalb sollten wir annehmen, dass wir durch Zufall zu Gott gebracht worden sind? Nein, Gott verfolgt von Anfang an ein klares Ziel im Hinblick auf die, die Ihn lieben. Es gibt einen ganz bestimmten Plan, den Gott selbst im Auge hat, weil Er uns zuerst geliebt hat.

Gottes Absicht

Römer 8 teilt uns diesen Plan Gottes mit. Christen dürfen alles aus der Perspektive der Ewigkeit sehen. Sie sind auf dem Weg zur Herrlichkeit, und alles, was ihnen auf diesem Weg begegnet, wirkt zu ihrem Guten mit. Es trägt zum Erreichen des Ziels bei. In dem Licht von Gottes ewiger Absicht sieht alles anders aus. Das ganze Gewicht liegt auf dem göttlichen Plan der Erlösung. Wenn der Apostel von „denen, die Gott lieben“, spricht, beeilt er sich hinzuzufügen: „denen, die nach Vorsatz berufen sind“. Das eine gehört zum anderen. Wenn wir Gott lieben und Ihn „Abba, Vater“, nennen können, dann ist das nicht unsere Leistung, sondern Gottes Werk. Das hat mit seiner Absicht und seiner Berufung zu tun. Es ist eine ewige Initiative von Gottes Seite aus. Um seinen Plan der Erlösung zu erfüllen, brauchte Er nicht nur seinen eigenen Vorsatz, sondern auch seine eigene Berufung.

Nun, was ist eigentlich genau der göttliche Weg der Erlösung? Was sind die Stufen in diesem göttlichen Plan? Römer 8 zeigt uns die folgenden fünf Stufen:

  1. göttliche Vorkenntnis
  2. Zuvorbestimmung
  3. Gottes Berufung
  4. Rechtfertigung
  5. Verherrlichung

Es beginnt mit Gottes ewiger Auserwählung und endet mit Gottes ewiger Herrlichkeit. Gott hat die Seinen vor ewigen Zeiten auserwählt, und durch seine Berufung und die notwendige Rechtfertigung bringt Er sie zur Herrlichkeit, wo Fülle von Freude für immer ihr Teil ist.

3. Göttliche Vorkenntnis

Seine Wonne war bei den Menschenkindern

Diese Verse in Römer 8 erlauben uns einen Blick in die Ratschlüsse Gottes, obwohl diese Ratschlüsse nicht das Hauptthema im Römerbrief sind. Was im Römerbrief beleuchtet wird, ist die Verantwortung des Menschen (erst in Sünde lebend, dann als lebend für Gott in Christus Jesus). Aber es scheint, als wolle der Apostel Paulus hier einen Zipfel des Schleiers heben, um uns in dieser Sache einen Blick von Gottes Seite aus zu gewähren. Hier werden uns die ewigen Ratschlüsse vorgestellt, die Gott unabhängig von der Stellung des Menschen und ungeachtet der menschlichen Verantwortlichkeit festgelegt hat. Etwas später finden wir im Neuen Testament – im Epheserbrief – eine detailliertere Darlegung dieser ewigen Ratschlüsse, die Gott in und durch seinen Sohn, den Herrn Jesus Christus, ausgeführt hat.

Vorkenntnis ist der erste Teil von Gottes Ziel und Plan. Gottes Vorkenntnis ist ein Aspekt seiner Allwissenheit. Der Mensch muss sich Wissen aneignen und er tut das mit Hilfe der Informationen, die er bekommt. Wir haben unser Wissen erst, nachdem wir von anderen oder aus den Medien informiert worden sind. Gott aber weiß alles schon im Voraus, bevor Ereignisse stattfinden und Menschen da sind. Gottes Wissen ist nicht zeitlich begrenzt – es übersteigt die Zeit, genauso wie Gott selbst über der Zeit steht. Er weiß im Voraus, was geschehen wird. Er verkündigt das Ende von Anfang an und von alters her, was noch nicht geschehen ist (Jes 46,10).

Auserwählt in Christus

Gottes Vorkenntnis hat auch einen aktiven Charakter. Sie ist nicht nur das Wissen, was geschehen wird, sondern auch das Wissen, das festlegt, was geschehen wird. Diese Vorkenntnis hinterlässt ihre Spuren in dem Lauf der Ereignisse. Sie steht in Verbindung mit Gottes souveräner, freier Auserwählung. In 1. Petrus 1,2 lesen wir von der Auserwählung „nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters“. Gott hat die Seinen zuvorerkannt und auserwählt, um sie angenehm zu machen in dem Geliebten:

Vor aller Zeit sind wir erwählt
nach Gottes Wohlgefallen,
Dir, dem Geliebten, zugezählt,
Dein Geist wohnt in uns allen.
Wir werden in der Füll’ der Zeit
zum Lobe Deiner Herrlichkeit
mit Dir, Herr, alles erben.
[1]

Deshalb zeigt uns die Schrift, dass Gottes Vorkenntnis auch mit dem Heiland selbst in Verbindung steht. Sie ist eng verbunden mit der Person und dem Werk unseres Herrn Jesus Christus. Er wurde nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes überliefert. Er war in der Tat als das Lamm Gottes zuvorerkannt vor Grundlegung der Welt (Apg 2,23; 1Pet 1,20).

Die Vorkenntnis ist hier in Römer 8 mit der Zuvorbestimmung der Heiligen verbunden: „Die er zuvorerkannt hat, diese hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Zuvorbestimmung geht etwas weiter als Auserwählung, wie wir beim Studium dieser beiden Ausdrücke in Epheser 1,4.5 sehen werden.

4. Zuvorbestimmung?

Menschen, auf denen Gottes Gnade ruht

In Epheser 1 finden wir die Auserwählung in Vers 4 und die Zuvorbestimmung in Vers 5 (Eph 1,4.5). Als Er uns vor Grundlegung der Welt auserwählte, hatte Gott im Sinn, uns „heilig und tadellos vor sich in Liebe“ hinzustellen. Wir brauchten eine neue Natur, die mit seinem Wesen, sowohl seiner Heiligkeit als auch seiner Leibe, übereinstimmt. Denn Gott ist Licht und Er ist Liebe. Dieses Vorrecht ist uns in der neuen Geburt zuteilgeworden. Als Nächstes haben wir die Zuvorbestimmung im Hinblick auf unsere „Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens“.

Dies macht klar, dass Zuvorbestimmung sich auf eine zusätzliche Segnung bezieht. Während Auserwählung mit Kindschaft in Verbindung steht, hat Zuvorbestimmung mit dem Erlangen der Sohnschaft zu tun. Christen sind nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Söhne Gottes. Solange wir im Fleisch waren, konnten wir nicht als seine Kinder anerkannt werden. Ein Kind Gottes zu sein, ist sozusagen eine Grundvoraussetzung, um in seiner Gegenwart erscheinen zu können. Darüber hinaus hat Gott uns die Stellung von Söhnen geschenkt, die besondere Segnung der Sohnschaft. Wir sind jetzt Teilhaber des Sohnes Gottes, der Mensch wurde, um uns zu erlösen und zu Gott zu bringen. Durch Jesus Christus stehen wir vor Gott als Söhne, Söhne für Ihn, Söhne, an denen Gott Wohlgefallen hat.

Das steht klar in Verbindung mit dem, was wir in Römer 8 gelesen haben: Gott hat uns zuvorbestimmt, „dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Diese Brüder tragen sein Bild und spiegeln seine Herrlichkeit wider. Diese besondere Segnung konnte uns nur als ein Ergebnis der göttlichen Zuvorbestimmung zuteilwerden, einer Entscheidung, schon vor Grundlegung der Welt für den Segen bestimmt zu sein. Die Gefäße des Zorns auf der anderen Seite haben sich selbst während ihres Lebens zum Verderben zubereitet (Röm 9,22).

Berufen zu Gottes Herrlichkeit

Wir verstehen, dass diese besondere Zuvorbestimmung auch deswegen nötig war, weil des Menschen natürlicher Platz auf der Erde ist. Die Himmel sind die Himmel des HERRN, die Erde aber hat Er den Menschenkindern gegeben (Ps 115,16). Jetzt aber ist ein Mensch in den Himmel versetzt, in die Herrlichkeit Gottes, weil Er Gott auf der Erde verherrlicht hat (Joh 13,31.32; 17,4.5; Apg 7,55.56). Aber dieser Mensch, der Mensch Jesus Christus, ist dort nicht allein. Er hat Teilhaber, Er hat Brüder. Er ist verbunden mit einer Schar von Söhnen, und in ihrer Mitte ist Er der Erstgeborene. Das bedeutet, dass Er den ersten Platz unter ihnen einnimmt; Er ist mit ihnen vereinigt, aber doch vor ihnen ausgezeichnet.

Das ist Gottes Absicht. Er gewährt uns die Segnung der Sohnschaft. Er möchte uns dem Bild seines geliebten Sohnes gleichförmig machen und uns mit Ihm in dieselbe himmlischen Herrlichkeit versetzen. Gott hat uns in diese völlig neue Stellung gebracht, die Adams Segnungen im Garten Eden weit übertrifft. Daher haben wir jetzt das Vorrecht, Gott mit „Abba, Vater“ anzureden (Röm 8,15; Gal 4,6). Diese Beziehung zu dem Vater ist eine Frucht des Erlösungswerkes des Sohnes, der uns als der Auferstandene seine Brüder nennt (Ps 22,23; Joh 20,17). Wir werden jedoch dem Bild des Sohnes Gottes erst dann vollständig gleichförmig sein, wenn Er als unser Heiland erscheint, um unseren Leib der Niedrigkeit umzugestalten zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,20.21). Deshalb ist unsere Sohnschaft in der Gegenwart immer noch Gegenstand einer lebendigen Hoffnung. Wir warten sehnsüchtig auf den vollen Umfang der Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes (Röm 8,23).

So ist das letztendliche Ziel unserer Zuvorbestimmung die zukünftige Herrlichkeit – obwohl Christus uns dort schon vertritt und wir in Ihm dorthin versetzt sind. Deswegen ist die Verherrlichung der letzte Schritt in dem Plan der Erlösung, wie er uns in Römer 8 gezeigt wird. Dieser Gedanke wird durch Epheser 1 bestätigt, wo die Zuvorbestimmung nicht nur als Grundlage unserer Sohnschaft erwähnt wird, sondern auch als Fundament der zukünftigen Herrlichkeit, die wir erben werden. Wir sind sowohl Söhne als auch Erben. In Christus haben wir „ein Erbteil erlangt, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Rat seines Willens“ (Eph 1,11).

Was haben wir für eine Stellung als Ergebnis dieser göttlichen Zuvorbestimmung! In himmlischer Herrlichkeit werden wir den Vater und den Sohn durch alle Zeitalter hindurch umgeben, als Kinder und Söhne des Vaters und Brüder des Herrn Jesus. Außerdem werden wir bei dem öffentlichen Erscheinen der Herrlichkeit Gottes dabei sein, wenn Christus als Haupt über alle Dinge seine tausendjährige Herrschaft antreten wird.

5. Gottes Berufung?

Berufen in sein wunderbares Licht

Wir kommen jetzt zu den Mitteln und Wegen für das Eintreten in diese Segnungen, zu dem Wechsel, der in der jetzigen Zeit herbeigeführt werden musste, damit wir fähig wurden, diese Vorrechte anzutreten. Um uns in die Stellung von Söhnen und Erben zu erheben, musste viel geschehen. Gottes Absicht war es, uns zu segnen, aber unser gefallener Zustand hinderte Ihn daran. Wir waren auf Irrwege geraten, wir waren weit von Gott entfernt. Wir waren ohne Christus in der Welt, hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt (Eph 2,12). Wir waren alle wie Schafe, die weit vom Weg abgekommen waren, und Gott musste uns zurückrufen. Gott musste uns zu sich rufen, wenn Er seinen Plan verwirklichen wollte.

Wir mussten zu Gott gebracht werden (1Pet 3,18). Das ist der Kern der Berufung. Gott ruft uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht (1Pet 2,9). Er ruft uns aus der geistlichen und moralischen Finsternis, in der wir von Natur aus wandeln, um uns in das Licht seiner Gegenwart zu bringen. Der Vater hat uns fähig gemacht zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis (Kol 1,12.13). Diese Berufung ist auch Leben spendend. Wir sind nicht nur aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen worden, sondern auch vom Tod zum Leben. Wie Lazarus, der aus dem Grab gerufen wurde, sind wir aus unserem geistlichen Todesschlaf geweckt worden. Das Wunder der Berufung besteht darin, dass die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören und zum Leben gebracht werden (Joh 5,24.25). Das Teil, zu dem wir berufen sind, ist das ewige Leben (1Tim 6,12).

In der Bibel können wir noch mehr von diesen Gegensätzen finden. Früher waren wir Sklaven der Sünde, aber jetzt sind wir zur christlichen Freiheit berufen worden (Gal 5,13). Wir waren unheilig (2Tim 3,2), werden aber jetzt Heilige genannt (Röm 1,7; 1Kor 1,2). Wir lebten in Unreinigkeit, aber Gott hat uns in Heiligkeit berufen (1Thes 4,7). Wir lebten in Feindschaft zu Gott und untereinander, jetzt aber sind wir zu dem Frieden des Christus berufen worden in einem Leib (Kol 3,15). Wir hatten kein Teil an Christus, jetzt aber sind wir in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes, Jesus Christus, unseres Herrn, berufen worden (1Kor 1,9). Wir konnten die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen (Röm 3,23), jetzt aber beruft uns Gott zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit (1Thes 2,12). Gott ist der Gott aller Gnade, der uns zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus berufen hat (1Pet 5,10).

Allgemein gesprochen ist der positive Aspekt der Berufung der wichtigste: Also nicht der Zustand, aus dem wir berufen wurden, sondern die Segnung, zu der wir berufen worden sind. Die folgenden Schriftstellen zeigen uns das. Wir sind berufen, die Verheißung des Geistes zu empfangen (Apg 2,39), den Kampfpreis zu gewinnen (Phil 3,14), die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus zu erlangen (2Thes 2,14), die Verheißung des ewigen Erbes zu empfangen (Heb 9,15), Segen zu erben (1Pet 3,9). Die Berufung Gottes befähigt uns, die Segnungen, die Er vor ewigen Zeiten für uns bereitgelegt hat, zu empfangen. Die Berufung geschieht zu einem bestimmten Zeitpunkt, während der Vorsatz Gottes ewig ist. Das Ziel der Berufung ist, den ewigen Vorsatz zu erfüllen (Eph 3,11). Denn Gott hat uns errettet und uns mit heiligem Ruf nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade berufen, die Er uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben hat (2Tim 1,9).

Römer 8 sagt uns auch, dass wir nach seinem Vorsatz berufen sind. So ist unsere Berufung nötig, um Gottes Zuvorbestimmung durchzuführen (Röm 8,28.30). Sie ist ein unerlässliches Bindeglied zwischen Gottes ewigem Vorsatz und der ewigen Herrlichkeit, zu der Er uns zuvorbestimmt hat. Niemand ist zu den himmlischen Segnungen berechtigt, die von Gott in Christus Jesus geschenkt werden, es sei denn, er ist von Gott berufen, sie zu erben.

Zu himmlischen Segnungen berufen

Diese Berufung ist eine Notwendigkeit, unabhängig von dem Fall des Menschen, denn sie beinhaltet das Erbe der besonderen himmlischen Segnungen, die das Teil Adams im Garten Eden weit übertreffen. Es ist die Berufung Gottes nach oben, die himmlische Berufung (Phil 3,14; Heb 3,1). Adam war unschuldig und er hatte das Paradies auf Erden, aber er war nicht berufen, in die Gegenwart Gottes im Himmel einzutreten. Seine Berufung bezog sich auf die Erde; er war für den Himmel nicht passend gemacht worden. Der erste Mensch, Adam, trug nicht die Kennzeichen der neuen Schöpfung: wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit, die zu einer völligen Absonderung vom Bösen führen (Eph 4,24). Adam war ein Geschöpf, das Gottes Bild trug, aber er war dem Verderben, das durch die Lust in die Welt kam, nicht entflohen. Er war kein Christ, er war kein Teilhaber der göttlichen Natur, die das Böse ablehnt und verwirft (2Pet 1,4). Obwohl er hier auf der Erde Gottes Bild trug, war er unfähig, in die himmlische Herrlichkeit einzutreten, um das Ebenbild des Sohnes Gottes im Himmel zu sein. Dies ist ausschließlich die Frucht einer „so großen Errettung“ (Heb 2,3), die uns mehr Segnungen verleiht, als Adam bei dem Fall verlor.

Deshalb steht die Berufung auch im Zusammenhang mit der erlösenden und erneuernden Kraft, die nötig war, um uns für dieses himmlische Teil passend zu machen. Die Berufung ist nicht wahlfrei; sie ist lebendig und kraftvoll. Gottes Stimme ist Leben spendend, und bringt die neue Geburt zustande. Das Neue Testament spricht fast immer in dieser Art und Weise von der Berufung, und das umfasst sowohl die Berufung durch das Evangelium als auch das Wirken Gottes in unseren Herzen, durch das wir Gottes Ruf gehorchen und seinem Wort glauben. Diese beiden gehören zusammen. Unsere Berufung ist das Werk Gottes, das aus seiner gnädigen Zuvorbestimmung resultiert (vgl. Röm 8,28-30; 2Thes 2,13.14; 2Pet 1,10). Eine bekannte Ausnahme von dieser Regel ist das Gleichnis von dem Hochzeitsfest in Matthäus 22, wo der äußere Charakter der Berufung betont wird. Die Berufung ist dort nicht mit einer früheren Zuvorbestimmung verbunden, sondern steht dort vielmehr im Gegensatz zu ihr („Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte“).

So ist also zuallererst die Berufung Gottes eigenes Werk. Es ist Gott, der uns beruft; das wird etwa fünfzehnmal im Neuen Testament erwähnt. Es ist seine Berufung (Eph 1,18). Aber Gottes Stimme kommt durch seinen Sohn zu uns. Gott sandte seinen Sohn, das Wort, das bei Gott war (Joh 1,1). Das ist ein zweiter Aspekt der Berufung. Es ist eine Berufung Gottes in Christus Jesus (Phil 3,14). Wir sind in dem Herrn berufen und in der Gnade Christi (1Kor 7,22; Gal 1,6). Christus war gekommen, Sünder zur Buße zu rufen (Lk 5,32). Ein dritter Aspekt der Berufung ist das Mittel, durch das Gott seiner Stimme Gehör verschafft. Gott ruft uns durch das Evangelium, das auf der Grundlage des vollbrachten Werkes seines Sohnes gepredigt wird.

6. Rechtfertigung

Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?

Der nächste Schritt, der uns für die Herrlichkeit vorbereitet, ist die Rechtfertigung. Der sündige Mensch musste von aller Schuld freigesprochen und für gerecht erklärt werden. Er musste gerecht gemacht werden, um passend zu sein für die Herrlichkeit, zu der Gott seine Auserwählten bestimmt hat. Denn es ist keinem ungerechten Menschen erlaubt, in Gottes Herrlichkeit einzutreten, in das reine Licht seiner Gegenwart. Im Hinblick auf die Rechtfertigung gilt das gleiche Prinzip, das wir in Verbindung mit der Berufung gesehen haben: Sie ist ein notwendiges Bindeglied zwischen Gottes ewigem Vorsatz und der zukünftigen Herrlichkeit, in der dieser Vorsatz erfüllt sein wird. Unser Herr war nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen (d.h. Menschen, die sich selbst für gerecht hielten), sondern Sünder zur Buße (Lk 5,32). Aber diese reuigen Sünder können nicht Sünder bleiben, sobald sie Gottes Ruf hören. Sie müssen gerecht gemacht werden.

Rechtfertigung wird besonders im Römerbrief unter drei verschiedenen Gesichtspunkten gesehen:

  1. Als Erstes bedeutet Rechtfertigung, dass schuldige Sünder durch das sühnende Blut Christi von ihrer Sünde freigesprochen werden. Das ist eine Sache der Gnade Gottes und wir empfangen sie als sein Geschenk. Rechtfertigung geschieht nicht durch unsere eigenen Werke, die Werke des Gesetzes, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. Wir sind durch Gottes Gnade gerechtfertigt, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist (Röm 3,20–4,8).

  2. Als Zweites hat Rechtfertigung eine eher positive Seite, weil Christus aus den Toten auferweckt wurde. Er wurde unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt. Seine Auferweckung beweist, dass Gott sein Werk angenommen und volle Befriedigung gefunden hat. Wir setzen unser Vertrauen also nicht nur auf den Wert des Todes Christi, sondern auch auf die Kraft seiner Auferstehung. Der Gegenstand unseres Glaubens ist einerseits der Eine, der der Sünde ein für alle Mal gestorben ist; andererseits ist es Gott, der Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn zu seiner Rechten im Himmel verherrlicht hat. Als Ergebnis davon haben wir Frieden mit Gott, wir haben Zugang zu dieser Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm 4,24–5,2).

  3. Als Drittes ist die Rechtfertigung eine „Rechtfertigung des Lebens“, gegründet auf unsere Vereinigung mit dem auferstandenen Christus. Er ist das Haupt eines neuen Menschengeschlechts, und wir sind durch seinen Gehorsam gerecht gemacht worden – wie wir durch den Ungehorsam des einen Menschen Sünder geworden waren (Röm 5,18.19).

Rechtfertigung des Lebens

Dieser letzte Punkt ist sehr wichtig. Gott erklärt uns nicht nur für gerecht, weil unsere Sünden ausgelöscht sind, sondern auch weil wir in Christus eine neue Schöpfung sind. Gott sieht uns nicht länger als Kinder Adams, als natürliche Menschen und gefallene Sünder. Er betrachtet uns als solche, die mit einem anderen verbunden sind: dem auferstandenen Herrn, dem Haupt eines neuen Geschlechts. Wir sind mit Christus gestorben und das hat unsere Verbindung mit dem ersten Adam beendet. Jetzt sind wir in Christus: In dem Auferstandenen haben wir eine völlig neue Stellung und ein völlig neues Leben. Deshalb hat Rechtfertigung nicht nur mit unseren bösen Handlungen zu tun, unseren Sünden (was sich darin zeigt, dass sie uns nicht mehr angelastet werden), sondern auch mit unserem Leben, der Natur, aus der unsere Handlungen entspringen. Deshalb sagt uns Römer 6,7, dass wir freigesprochen sind von der Sünde: „Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ Dass der Ausdruck in der Einzahl steht, deutet auf die sündige Natur hin, die böse Kraft, die die sündigen Handlungen oder Sünden hervorbrachte.

Wir sind mit Christus gestorben und so sind wir tot für die Sünde. Gott betrachtet uns als für Ihn lebend in Christus Jesus, unserem Herrn. In dem auferstandenen Herrn haben wir eine neue Stellung vor Gott und auch ein neues Leben, und beide sind durch vollkommene Gerechtigkeit gekennzeichnet. Aus diesem Grund, weil wir in Christus sind, weil wir mit Ihm, der das Haupt eines neuen Geschlechts ist, vereinigt sind, gibt es kein Gericht, keine Anklage gegen uns. „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Wer ist es, der verdamme?“ Wenn Gott selbst es ist, der uns rechtfertigt, wer könnte dann eine Anklage gegen uns vorbringen (Röm 8,1.33.34)?

Rechtfertigung beruht auf dem Tod und der Auferstehung Christi. Wir sind nicht durch das vollkommene Leben des Herrn Jesus auf dieser Erde oder durch seinen vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Gesetz gerechtfertigt worden. Wir sind gerecht gemacht worden, weil wir mit dem einsgemacht worden sind, der gestorben und wieder auferstanden ist. Christus hat uns durch seinen Tod von dem Fluch des Gesetzes losgekauft, indem Er ein Fluch für uns geworden ist (Gal 3,13). Der Tod Christi hat unserem Leben im Fleisch ein Ende gesetzt und seine Auferstehung hat uns einen neuen Platz und ein neues Leben verliehen! Mit unserem Auferstehungsleben besitzen wir eine Auferstehungs-Gerechtigkeit, wie man sie nennen könnte, eine stellungsmäßige Gerechtigkeit, die auf Christi eigener Auferstehung und seiner anschließenden Verherrlichung beruht. Gott handelte in Gerechtigkeit zugunsten seines Sohnes, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu seiner Rechten in den Himmel erhob. Gott konnte Ihn nicht unter den Toten lassen, nachdem Er das Werk der Erlösung vollbracht und seinen Gott und Vater auf der Erde verherrlicht hatte. Gott hat Ihn auferweckt und Ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Das war ein Akt der Gerechtigkeit Gottes. Christi Verherrlichung im Himmel ist Gottes gerechte Antwort auf das Werk, das Christus hier auf dieser Erde getan hat (vgl. Joh 13,31.32; 16,10; 17,4.5).

Wir teilen den Platz und die Stellung, die Christus als Ergebnis von Gottes gerechtem Eingreifen zu seinen Gunsten empfangen hat. Das ist das Wesen unserer Rechtfertigung. Wir sind verbunden mit Ihm in seiner Auferstehung und Verherrlichung. Gott hat uns den gleichen Platz verliehen, den Christus rechtmäßig errungen hat. Gott sieht uns als eins mit Ihm, Gott sieht uns in Ihm. Christus ist unser Haupt und unser Repräsentant. Sein Platz ist unser Platz und sein Leben ist unser Leben. Wie Paulus es ausdrückt: „Aus hm [d.h. Gott] aber seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist … Gerechtigkeit“ (1Kor 1,30). „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2Kor 5,21).

7. Verherrlichung

Diese hat Er auch verherrlicht

Dies zeigt uns, wie die Rechtfertigung mit der Verherrlichung in Verbindung steht: Rechtfertigung gibt uns rechtmäßig einen Platz in der Herrlichkeit Gottes. Rechtfertigung berechtigt uns zu der himmlischen Herrlichkeit, für die wir von Natur aus überhaupt nicht passend waren. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Deshalb ist nicht erstaunlich, dass der Römerbrief den Gegensatz zu unserer jetzigen Stellung so stark betont. Früher waren wir von der Herrlichkeit Gottes ausgeschlossen, sie war für uns unerreichbar. Aber jetzt, da wir gerechtfertigt worden sind aus Glauben, haben wir „Frieden mit Gott … und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,1.2). Römer 8 formuliert das sogar in der Vergangenheitsform: „Die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht“ (Röm 8,30). Verherrlichung ist nicht nur eine Hoffnung, sie ist etwas, was wir in Christus schon besitzen. Der verherrlichte Christus ist das Unterpfand unserer eigenen Verherrlichung. Gott sieht uns in Ihm, und in Ihm hat Er uns die Herrlichkeit gegeben, die Er, der Mensch Christus Jesus, für uns erlangt hat.

Lasst uns nun zu Römer 9 gehen, wo wir „Gefäße der Begnadigung“ Gottes genannt werden, die Er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat (Röm 9,23). Hier ist eine Linie in die Vergangenheit gezeichnet, zu Gottes ewigem Vorsatz. Es war seine Absicht, uns mit seinem geliebten Sohn einszumachen und uns zur Herrlichkeit zu bringen. Es war sein Wunsch, uns in seine Gegenwart, in den Himmel, einzuführen. Das Ziel dieses ewigen Vorsatzes für die Gegenstände seiner Gnade ist die ewige, immerwährende, himmlische Herrlichkeit. Sein Plan ist es, uns in Menschen umzuwandeln, die in der Herrlichkeit das Bild seines Sohnes tragen. Und dafür hat Er uns vor Grundlegung der Welt zuvorbereitet (Röm 9,23).

Was die Durchführung dieses Ratschlusses betrifft, so lassen sich zwei Aspekte erkennen, ein äußerer und ein innerer Aspekt. Gottes Absicht wird in der äußeren Herrlichkeit erfüllt werden, mit der Er die Schöpfung füllen wird. Die Herrlichkeit des Namens Gottes wird auf der ganzen Erde zu sehen sein, wenn Christus, als der letzte Adam, seine tausendjährige Herrschaft antreten wird (Ps 8). Dann wird die Schöpfung von der Knechtschaft der Verderbnis befreit werden zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Und wir selbst werden die Erlösung unseres Leibes empfangen und werden ebenfalls verherrlicht sein (Röm 8,21-23). Die Erlösten werden mit Christus in Herrlichkeit offenbart werden, nachdem sie erst in Herrlichkeit aufgenommen wurden und ihr Leib der Niedrigkeit umgestaltet worden ist zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21; Kol 3,4). Seine Herrlichkeit wird dann in ihnen gesehen und bewundert werden (2Thes 1,10). So wie der erste Adam nicht allein war, sondern zusammen mit Eva als Regent über die erste Schöpfung eingesetzt war, so wird der letzte Adam ebenfalls seine Braut haben, die verherrlichte Gemeinde, und wird mit ihr über die zukünftige Erde herrschen.

Du hast Deine Majestät über die Himmel gestellt

Im letzten Buch der Bibel wird die Herrlichkeit der Gemeinde als die Braut, die Frau des Lammes, „die Herrlichkeit Gottes“ genannt (Off 21,11.23). Dies ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes nach außen hin in der Schöpfung. Die Gemeinde ist der himmlische Sitz, das himmlische Zentrum dieser Herrlichkeit, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und das Lamm ist ihre Lampe, ihr Licht (Off 21,23; 22,5). Es ist das Jerusalem droben, während das jetzige Jerusalem nach seiner Wiederherstellung das Zentrum dieser Herrlichkeit auf der Erde sein wird. Diese Herrlichkeit des neuen Jerusalems wird von der Schöpfung wahrgenommen werden. Wir finden diesen Aspekt unserer Verherrlichung auch im Johannesevangelium, wo der Sohn selbst in seinem Gebet zum Vater sagt: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben …, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,22.23). Dies ist eine nach außen geoffenbarte Herrlichkeit, die die Welt veranlasst, Ihn anzuerkennen.

Dem folgt unmittelbar der innere Aspekt unserer Verherrlichung – dieser Teil der Herrlichkeit, der vor der Welt verborgen ist und nur von Kindern Gottes gesehen werden kann, von solchen, die Hausgenossen Gottes sind. In Johannes 17,24 lesen wir: „Vater, Ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ Das ist die Herrlichkeit des Vaterhauses, wo Christus nach seiner Rückkehr zum Vater einen Platz für uns bereitet hat (Joh 4,2.3). Im Vaterhaus werden wir die Herrlichkeit Christi sehen und bewundern. Es ist wahr, dass Er dort ein besonderes Teil genießt, eine spezielle Herrlichkeit, denn Er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern. Wir werden Ihm gleich sein in der öffentlichen Offenbarung seiner Herrlichkeit, wenn Er in Herrlichkeit erscheint (Kol 3,4). Das gilt aber nicht für den inneren Aspekt seiner Herrlichkeit. In seines Vaters Haus werden wir Ihn sehen und seine einzigartige Herrlichkeit bewundern.

Es gibt also eine Herrlichkeit der Kinder Gottes, die von der Schöpfung gesehen werden kann – und die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes wird sogar von der Schöpfung geteilt werden (Röm 8,21). Es gibt aber auch noch eine Herrlichkeit, die vor der Welt verborgen bleibt; sie ist auf die Kinder Gottes begrenzt. In dem äußeren Bereich der Herrlichkeit werden wir wie Christus sein (1Joh 3,2). Das ist die Sphäre, in der Gottes Herrlichkeit in dieser Schöpfung offenbart wird. Der innere Bereich der Herrlichkeit ist das Vaterhaus, wo der Sohn einen einzigartigen Platz hat, denn das war sein Platz seit Ewigkeiten. Wir werden in diese intime Sphäre der Herrlichkeit gebracht werden, da wir ja die vielen Söhne sind, die Gott zur Herrlichkeit zu bringen beabsichtigte. Und der Sohn selbst hat uns im Vaterhaus mit seinen vielen Wohnungen eine Stätte bereitet. Wir werden dorthin gebracht werden, um den Sohn zu sehen und seine einzigartige Herrlichkeit zu bewundern! Wir werden dorthin gebracht werden, damit der Vater mit Wohlgefallen auf uns blicken kann, weil wir das Ebenbild seines Sohnes tragen und die Herrlichkeit seines Sohnes widerspiegeln!


Aus Der Ratschluss Gottes. Gottes Heilsplan dargestellt in fünf Stufen von Ewigkeit zu Ewigkeit
Neustadt/Weinstr. (Ernst Paulus) o.J.

Anmerkungen

[1] Zweite Strophe des Liedes „Dank, Jesus, Dank! O welche Huld!“ aus den Glaubensliedern / Geistlichen Liedern, Nr. 24.

Weitere Artikel zum Stichwort Calvin/Arminius (27)

Weitere Artikel des Autors Hugo Bouter (1)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen