Der Prophet Sacharja (14)
Kapitel 14

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 25.04.2022, aktualisiert: 29.04.2023

Das wahre Laubhüttenfest

Wie tief ist doch die Finsternis, mit der dieses Kapitel beginnt, und wie herrlich leuchtet das Licht am Ende!

Verse 1.2

Sach 14,1.2: 1 Siehe, ein Tag kommt für den HERRN, da wird deine Beute in deiner Mitte verteilt werden. 2 Und ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln; und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert und die Frauen vergewaltigt werden; und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.

Von allen Belagerungen Jerusalems in der Vergangenheit war keine so schlimm wie die, die in den ersten beiden Versen dieses Kapitels geschildert wird. Sie beschreiben Zustände, die auf keine frühere Zerstörung der Stadt zutreffen, und können sich somit nur auf etwas Zukünftiges beziehen. Das werden aufmerksame Historiker zugeben. Die Heere der Nationen, die das Volk und die Stadt Gottes und zugleich auch einander hassen, werden von Osten, Westen, Norden und Süden nach Jerusalem vorrücken.

Die abgefallenen Juden der Stadt werden den Antichrist als Messias und König der Juden annehmen. In einem letzten verzweifelten Versuch, diesem gottlosen König seine kurze Regierungsgewalt zu entreißen, werden sowohl der Assyrer bzw. der König des Nordens als auch der König des Südens[1] ihre Horden jedoch gegen ihn in das Land strömen lassen. Hinter der assyrischen Macht wird Gog stehen, der letzte Fürst von Rosch, Mesech und Tubal; damit ist ohne Zweifel der Anführer des riesigen russischen Reiches gemeint. Mit ihm verbündet sind offenbar die Könige, die vom Sonnenaufgang bzw. vom Fernen Osten kommen. Ihre Heere werden Gog bei seinem Angriff auf Jerusalem zu Hilfe eilen.

Andererseits wird das Tier – das ist der Herrscher, der von dem Staatenbund, dem wiedererstandenen Römischen Reich, gewählt worden ist – der erklärte Widersacher all dieser feindlichen Mächte sein. Außerdem wird er der Arm sein, auf den sich der Antichrist stützen wird. Aus allen Teilen West- und Südeuropas wird er seine riesigen Heere heranziehen. Sie werden von dem gleichen Hass gegen den treuen Überrest Judas und das assyrische Koalition erfüllt sein.

Vers 3

Sach 14,3: Und der HERR wird ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht.

Zwischen diesen widerstreitenden Machtblöcken wird Jerusalems Lage höchst bedauernswert sein. Weil die Stadt unfähig ist, diesen entsetzlichen Kampf durchzustehen, wird sie eingenommen werden und die Schrecken einer Plünderung erneut durchleben.

Aber wenn allem Anschein nach keine Macht – weder eine menschliche noch eine göttliche – ihre völlige Vernichtung verhindern kann, wird der Herr Jesus ausziehen. Er wird sein ganzes Gewand mit dem Blut der Widersacher seines Volkes beflecken und an dem Tag der Schlacht wie ein mächtiger Krieger kämpfen.

Verse 4.5

Sach 14,4.5: 4 Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, nach Osten und nach Westen hin, zu einem sehr großen Tal, und die Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen. 5 Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azel reichen; und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda. Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.

Vor den Augen der erstaunten Heere der Welt wird Er in Herrlichkeit erscheinen. Er wird „auf dem Ölberg stehen“, von dem Er einst in den Himmel aufgefahren ist, nachdem Er „durch sich selbst die Reinigung von den Sünden bewirkt hat“ [Heb 1,3].

Wenn seine Füße diesen heiligen Ort betreten, wird ein großes Erdbeben den Berg spalten, der sich daraufhin nach Osten und nach Westen bewegen wird. Dadurch wird sich ein tiefes Tal öffnen, durch das der Überrest seines Volkes nach Azel (ein noch unbekannter Ort) fliehen wird. Wenn dann das Gericht über die Szene hinwegfegt, wird dieser Ort für den treuen Überrest wie Zoar sein [vgl. 1Mo 13,10 „Und Lot erhob seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordan, dass sie ganz bewässert war (bevor der HERR Sodom und Gomorra zerstört hatte), gleich dem Garten des HERRN, wie das Land Ägypten, bis nach Zoar hin.“]. So wird der Überrest am Tag des Zorns des HERRN so lange verborgen bleiben, bis sich der Grimm Gottes gelegt hat.

Dieser Abschnitt schließt (bei korrekter Zeichensetzung) mit der Erklärung: „Ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda.“ Hier sollte ein Punkt sein. Über dieses Erdbeben in den Tagen Ussijas gibt es keine genauen Aufzeichnungen, obwohl allgemein angenommen wird, dass es sich dabei um das Erdbeben handelt, das in Amos 1,1 „Worte des Amos, der unter den Hirten von Tekoa war, die er über Israel geschaut hat in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes Joas’, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.“ erwähnt wird. Der Verweis auf das Erdbeben vervollständigt den dramatischen Bericht über die Belagerung und die Befreiung Jerusalems. Mit dem letzten Satz von Vers 5 beginnt ein neuer Abschnitt. Mit ihm beginnt ein chronologischer Bericht über das Kommen des Herrn Jesus in Herrlichkeit mit allen seinen himmlischen Heiligen und über die gesegneten Ereignisse, die daraus folgen: „Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“ Damit wird jenes herrliche Reich, das vor so langer Zeit angekündigt worden ist, seinen Anfang nehmen.

Verse 6.7

Sach 14,6.7: 6 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird kein Licht sein; die Gestirne werden sich verfinstern. 7 Und es wird ein Tag sein (er ist dem HERRN bekannt), nicht Tag und nicht Nacht; und es wird geschehen zur Zeit des Abends, da wird es Licht sein.

Dieses Ereignis wird nicht herbeigeführt durch die Verkündigung des Evangeliums und auch nicht durch die Bekehrung der Welt. Das Tausendjährige Reich wird durch nichts Geringeres als durch die persönliche Gegenwart des Sohnes Gottes eingeleitet werden. Zu den Heiligen, die mit Ihm erscheinen werden, gehören alle himmlischen Heerscharen bzw. Engel und die erlösten Sünder, die in verherrlichte Heilige verwandelt worden sind. 1. Thessalonicher 4 und 1. Korinther 15,51-57 machen deutlich: Bevor die Zeit der Drangsal für Israel beginnt, werden alle Erlösten aller vergangenen Zeitepochen entrückt werden, um ihrem Herrn in der Luft zu begegnen. Sie werden vor seinem Richterstuhl erscheinen, um belohnt zu werden entsprechend ihren Werken, die sie auf der Erde für Ihn getan haben. Dann werden die Gemeinde als die Braut und alle alttestamentlichen Heiligen als die berufenen und auserwählten Gäste am Hochzeitsmahl des Lammes teilnehmen, das im Haus des Vaters gefeiert wird [vgl. Off 19,7-9 (7) Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. (8) Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen. (9) Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.“]. Nach der fröhlichen Hochzeitszeremonie wird der Herr Jesus mit all seinen Heiligen vom Himmel herabkommen. Zum einen wird Er sein Reich auf dieser Erde einnehmen, zum anderen wird Er den Überrest Israels und Judas von ihren grausamen und gottlosen Widersachern befreien.

„Und es wird ein Tag sein (er ist dem HERRN bekannt)“ – ein Tag, den keine menschliche Berechnungsmethode bestimmen kann. Die genaue Bedeutung der Verse 6 und 7 stellt die meisten Gelehrten vor ein Rätsel. Aber so viel scheint klar zu sein, dass es ein Tag sein wird, der sich von jedem anderen Tag unterscheidet: Er beginnt in tiefster Finsternis, doch weil die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird [vgl. Mal 3,20 „Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber;“], wird „es zur Zeit des Abends Licht sein“. Damit wird über diese arme Welt, in der so lange Zeit Finsternis geherrscht hat, der Morgen ohne Wolken hereinbrechen.

Vers 8

Sach 14,8: Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden lebendige Wasser aus Jerusalem fließen, zur Hälfte zum östlichen Meer und zur Hälfte zum hinteren Meer; im Sommer und im Winter wird es geschehen.

Das hier beschriebene Geschehen ist möglicherweise eine Folge des großen Erdbebens, das in den Versen 4 und 5 vorhergesagt wird. Nach dem Wort des Herrn aus Hesekiel 47,1-12 und Joel 4,18 „Und es wird geschehen: An jenem Tag werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch fließen, und alle Bäche Judas werden von Wasser fließen; und eine Quelle wird aus dem Haus des HERRN hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern.“ werden lebendige Wasser von Jerusalem ausgehen – ein beständiger Strom der Erfrischung. Dieser Strom wird sich in zwei Teile teilen: die eine Hälfte in Richtung Osten zum Toten Meer und die andere in Richtung Westen zum Mittelmeer. Dies spricht ebenso von geistlichem Segen. Denn es stellt uns auch jenen Strom des Wohlgefallens Gottes vor Augen – das Zeugnis des Heiligen Geistes von den Herrlichkeiten Christi –, der für die erlösten Nationen wie ein Strom des Lebens und der Freude sein wird.

Verse 9-11

Sach 14,9-11: 9 Und der HERR wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird der HERR einer sein und sein Name einer. 10 Das ganze Land wird sich umwandeln wie die Ebene, von Geba bis Rimmon, das südlich von Jerusalem liegt; und Jerusalem wird erhaben sein und an seiner Stätte wohnen, vom Tor Benjamin bis zur Stelle des ersten Tores und bis zum Ecktor, und vom Turm Hananel bis zu den Keltern des Königs. 11 Und man wird darin wohnen, und kein Bann wird mehr darin sein; und Jerusalem wird in Sicherheit wohnen.

In Palästina wird es zu bemerkenswerten Veränderungen kommen. Die Täler werden erhöht und die Berge eingeebnet, so dass das Land von Geba im Norden bis Rimmon, südlich von Jerusalem, wie eine große Hochebene werden wird. Die Heilige Stadt wird in Sicherheit bewohnt werden, und ihr Tag des Zitterns wird für immer der Vergangenheit angehören, denn der Herr Jesus wird König über die ganze Erde sein. Er wird überall als der eine HERR anerkannt werden, und sein Name wird einer sein.

Verse 12.13

Sach 14,12.13: 12 Und dies wird die Plage sein, womit der HERR alle Völker plagen wird, die gegen Jerusalem Krieg geführt haben: Er wird eines jeden Fleisch verwesen lassen, während er auf seinen Füßen steht, und seine Augen werden verwesen in ihren Höhlen, und seine Zunge wird in seinem Mund verwesen. 13 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird eine große Verwirrung von dem HERRN unter ihnen entstehen; und sie werden einer die Hand des anderen ergreifen, und eines jeden Hand wird sich gegen die Hand seines Nächsten erheben.

Die Nationen, die Jerusalem kein Erbarmen erwiesen haben, werden ein Gericht ohne Barmherzigkeit empfangen: Eine Plage wird ihr Fleisch verwesen lassen, und interne Streitigkeiten bzw. Bürgerkriege werden sie dazu bringen, sich gegenseitig zu vernichten. Satan selbst war von Anfang an ein Anarchist. Sein Reich ist ein Reich der Anarchie, das weder Liebe noch Erbarmen kennt.

Verse 14.15

Sach 14,14.15: 14 Und auch Juda wird in Jerusalem kämpfen; und der Reichtum aller Nationen ringsum wird gesammelt werden: Gold und Silber und Kleider in großer Menge. 15 Und ebenso wie diese Plage wird die Plage der Pferde, der Maultiere, der Kamele und der Esel und allen Viehs sein, das in jenen Heerlagern sein wird.

Juda wird wie ein Hammer des HERRN an jenem Tag seiner Macht sein. Es wird jeden Feind besiegen und sich an der Beute derer bereichern, die Juda so gern beraubt hätten. So werden alle Unterdrücker von vergeltender Gerechtigkeit heimgesucht werden, denn Gerechtigkeit wird dann nicht mehr unterdrückt, sondern triumphierend über jeden Widersacher herrschen.

Verse 16-19

Sach 14,16-19: 16 Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen werden, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. 17 Und es wird geschehen, wenn eines von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten: Über dieses wird kein Regen kommen; 18 und wenn das Geschlecht Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht kommt, so wird der Regen auch nicht über dieses kommen. Das wird die Plage sein, womit der HERR die Nationen plagen wird, die nicht hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern. 19 Das wird die Strafe Ägyptens und die Strafe aller Nationen sein, die nicht hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern.

Dann wird das letzte Freudenfest der Feste des HERRN, das Laubhüttenfest, Wirklichkeit sein. Das Fest sollte nach der Einsammlung[2] eine ganze Woche lang gefeiert werden und gipfelte in der heiligen Versammlung am achten Tag (3Mo 23,33-43), was ein Ausblick auf die Ewigkeit ist. Nach der Zeit der Aussaat und der langen Zeit des Wartens auf die Ernte ist damit die Erntezeit gekommen. Jedes Herz wird, von Freude und Lobpreis erfüllt, Lieder des Dankes singen.

Auch wird Israel „sein Fest“ nicht allein feiern, sondern alle Nationen, die übrigbleiben und in das Reich eingehen, werden Jahr für Jahr nach Jerusalem hinaufziehen, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und sich seinem Volk (zu dem sie selbst gezählt werden) anzuschließen. Während sie in Laubhütten wohnen, werden sie die herrliche Einsammlung feiern, wie es vor langer Zeit in Gottes Wort aufgezeichnet wurde. Jahrhunderte, ja Jahrtausende bitteren Streits und blutiger Kriege werden zu einem guten Ende geführt werden: Kriegslärm ist nicht mehr zu hören, nationaler Hass ist beseitigt und das Zeitalter des Friedens auf Erden und des Wohlgefallens Gottes an den Menschen ist Wirklichkeit geworden.

Und wenn es, wie in den Versen 17 bis 19 angedeutet, zu Beginn noch Abtrünnige gibt, die es wagen, sich zu weigern, zur Stadt des großen Königs hinaufzuziehen, um Ihn anzubeten, dann wird sofortiges Gericht über sie hereinbrechen. Der Himmel wird verschlossen, so dass ihr Land aus Mangel an Regen austrocknen wird. Dann werden sie erkennen, dass endgültig die Zeit gekommen ist, in der Gott die Welt direkt regiert. Die Ägypter zum Beispiel sind nicht auf Regen angewiesen wie die Israeliten, sondern auf die jährliche Überschwemmung des Nils, damit ihre Felder fruchtbar werden und ihre Feldfrüchte reifen. Wenn sie nicht nach Jerusalem hinaufziehen, wird eine schwere Heimsuchung über sie hereinbrechen, eine Plage, „womit der HERR die Nationen plagen wird, die nicht hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern“.

Im gegenwärtigen Zeitalter mögen sich die Menschen Gott widersetzen und damit scheinbar Erfolg haben. Aber in dem Zeitalter, das bald anbrechen wird, werden Gottesfurcht und Wohlstand miteinander verknüpft sein. Das ist die „Verwaltung der Fülle der Zeiten“ [Eph 1,10], wenn alles unter ein Haupt in dem Christus zusammengebracht wird und sich jedes Knie vor Ihm beugen muss [vgl. Röm 14,11 „Denn es steht geschrieben: „ So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.““; Phil 2,10 „damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen,“]. In jenem Zeitalter werden die Menschen nicht mehr im Glauben leben so wie wir heute, sondern im Schauen. Denn sie werden überall die Beweise des direkten göttlichen Eingreifens in die menschlichen Angelegenheiten sehen.

Verse 20.21

Die beiden letzten Verse sind ein angemessener Höhepunkt des Kapitels und des gesamten Buches:

Sach 14,20.21: 20 An jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde stehen: Heilig dem HERRN. Und die Kochtöpfe im Haus des HERRN werden sein wie die Opferschalen vor dem Altar; 21 und jeder Kochtopf in Jerusalem und in Juda wird dem HERRN der Heerscharen heilig sein; und alle Opfernden werden kommen und von ihnen nehmen und darin kochen. Und es wird an jenem Tag kein Kanaaniter mehr im Haus des HERRN der Heerscharen sein.

Es wird nicht mehr zwischen heilig und weltlich unterschieden werden, sondern die Menschen werden gelernt haben, dass alles, was wert ist, getan zu werden, zur Ehre Gottes getan werden sollte. Die Gegenstände für den Tempeldienst (die im wiederaufgebauten Tempel aus Hesekiel 40 bis 48 Verwendung finden) werden dem HERRN heilig sein. Aber auch jedes Gefäß, das die Hausfrauen in Jerusalem und in Juda benutzen, wird heilig sein. Selbst die Schellen der Pferde werden Gottes Lob erklingen lassen. Das ist das herrliche Ideal, das der Heilige Geist den Christen der gegenwärtigen Zeit aufzeigt. Wie geschrieben steht: „Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade. Und alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn“ (Kol 3,16.17). Und weiter heißt es: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes“ (1Kor 10,31). Wer Gottes Herrlichkeit in dieser Weise selbst in den kleinsten Details des Lebens immer vor Augen hat, nimmt das Tausendjährige Reich schon jetzt vorweg. Denn er ist bereits in das eingetreten, was für das wiederhergestellte Israel unter der Herrschaft des Herrn Jesus Christus nach und nach Wirklichkeit werden wird.

Dann wird es keine Schinderei mehr geben, keine bloße Lohnarbeit, denn der Kanaaniter wird an jenem Tag aus dem Land verschwunden sein. Zweifellos bezieht sich der Ausdruck Kanaaniter auf den alten Feind, der Israel den Besitz des verheißenen Erbes immer streitig machte. Aber der Name bedeutet auch „Händler“ bzw. „Feilscher“, womit die Söhne Jakobs verglichen werden, wie wir anhand von Hosea 12,8 „Ein Händler ist er; in seiner Hand ist eine Waage des Betrugs, er liebt zu übervorteilen.“ sehen. Als das böse Blut zwischen Abraham und Lot durch die Großzügigkeit Abrahams nur knapp abgewendet wurde, heißt es bezeichnenderweise: „Die Kanaaniter … wohnten damals im Land“ (1Mo 13,7). Wenn alle Zwietracht und Bitterkeit in Abrahams erlösten Nachkommen entfernt ist, wird der Kanaaniter für alle Zeiten von der Bildfläche verschwunden sein.

Das ist Israels Hoffnung: das Land zu besitzen, das Gott ihren Vätern verheißen hatte, und zwar unter der Herrschaft dessen, den David wie folgt beschreibt: „Ein Herrscher unter den Menschen, gerecht, ein Herrscher in Gottesfurcht“ (2Sam 23,3). Das ist niemand anders als unser anbetungswürdiger Herr Jesus Christus. Er wird zu seiner Zeit zeigen, dass Er „der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren“ (1Tim 6,15) ist.

Unsere Hoffnung ist ein höheres und heiligeres Teil als das Israels: Wir sind nämlich die Braut dessen, der dann herrschen wird. Was unser Erbe anbelangt, so blicken wir nicht zur Erde, sondern zum Himmel. Denn wir erwarten, dass von dort aus sehr bald unser Herr kommen wird: „Der Herr selbst wird … vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die [gläubigen] Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein“ (1Thes 4,16.17).

Diese beiden Berufungen – die Berufung Israels und die Berufung der Gemeinde – werden in der Heiligen Schrift deutlich voneinander unterschieden. Israel ist die Frau des HERRN (Jahwes), die jetzt aufgrund ihrer Sünde von Ihm geschieden ist. Doch Er wird sie in Gnaden zu sich zurückbringen: Wenn das Reich sichtbar werden wird, werden sie in ihrem früheren Land wohnen. Die Gemeinde der gegenwärtigen Haushaltung ist die Braut des Lammes, deren Hochzeitstag immer näher rückt und die mit ihrem Erlöser in allen kommenden Zeitaltern eins sein wird. Die Heiligen des Alten Testaments und die Heiligen der Drangsalszeit, die durch den Tod weggenommen werden, bevor das Reich aufgerichtet ist, sind wie Johannes der Täufer die Freunde des Bräutigams. Sie sind zum Hochzeitsmahl des Lammes „berufen“, um an der Freude ihres Herrn teilzuhaben. Und sie werden auch fähig sein, an der Freude des HERRN teilzuhaben, wenn die irdische Braut Frau in seine liebenden und sich erbarmenden Arme zurückgekehrt ist. Im Himmel wird ihre Stellung der Stellung der Verschonten aus den Nationen der Erde entsprechen, die sich mit Israel freuen, wenn sie sehen, welche Stellung Israel im Tausendjährigen Reich haben wird.

Es gibt also verschiedene Gruppen und verschiedene Herrlichkeiten in den Himmeln und auf der Erde. Die Autorität des Herrn Jesus wird in beiden Bereichen anerkannt und jeder Feind wird verbannt werden und machtlos sein. Dann wird die gesamte erlöste Schöpfung unserem Gott und dem Lamm, das geschlachtet wurde, gern „die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht geben von Ewigkeit zu Ewigkeit“ [Off 5,13]. Amen.


Originaltitel: „Notes on the Prophecy of Zechariah“
aus Notes on the Minor Prophets, 1909

Übersetzung: Andreas Albracht

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Anmerkungen

[1] Diese Ausdrücke müssen in Beziehung zu Palästina gesehen werden.

[2] Anm. d. Red.: Beim Laubhüttenfest wird die Arbeit des Feldes eingesammelt (vgl. 2Mo 23,16; 34,21 (23:16) und das Fest der Ernte, der Erstlinge deiner Arbeit, dessen, was du auf dem Feld säen wirst; und das Fest der Einsammlung im Ausgang des Jahres, wenn du deine Arbeit vom Feld einsammelst.“ „(34:21) Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag sollst du ruhen; in der Pflügezeit und in der Ernte sollst du ruhen.“; 3Mo 23,39 „Doch am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingesammelt habt, sollt ihr das Fest des HERRN feiern sieben Tage; am ersten Tag soll Ruhe sein, und am achten Tag soll Ruhe sein.“).


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