Besonderheiten im Text der Heiligen Schrift – Bitten
aiteo – erotao

Christian Briem

© CSV, online seit: 05.12.2005, aktualisiert: 28.06.2023

Leitvers: Johannes 16,26 „An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde;“

Joh 16,26: An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde.

Der Herr Jesus verwendet in diesem Satz zwei verschiedene Wörter für „bitten“. Das erste Wort, aiteo, drückt häufig ein demütiges Bitten aus und bezeichnet oft eine geringere Stellung gegenüber dem, an den sich die Bitte richtet. Das zweite Wort, erotao, hat die Grundbedeutung von „fragen“; wenn es im Sinne von „bitten“ benutzt wird, drückt es Vertrautheit aus.

Wenn Menschen etwas von Gott erbitten (z.B. Mt 7,7 „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden.“; Eph 3,20 „Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt,“; Kol 1,9 „Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht,“; Jak 1,5.6 (5) Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden. (6) Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird.“; 1Joh 3,22; 5,14.15 (3:22) und was irgend wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“ „(5:14) Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. (5:15) Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“), wenn ein Kind etwas von seinem Vater erbittet (Mt 7,9.10 (9) Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bitten wird, ihm etwa einen Stein geben wird, (10) oder auch, wenn er um einen Fisch bitten wird, ihm etwa eine Schlange geben wird?“) oder wenn die Führer des Volkes von Pilatus die Kreuzigung des Herrn fordern (Lk 23,23 „Sie aber bedrängten ihn mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr [und der Hohenpriester] Geschrei nahm überhand.“), so steht stets aiteo. Wenn aber ein König einen anderen König um die Friedensbedingungen bittet (Lk 14,32 „Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen.“), so wird erotao benutzt. Es ist gewiss bezeichnend, dass der Pharisäer in Lukas 7,36 „Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch.“ das Wort erotao verwendet, wenn er den Herrn bittet, dass Er mit ihm essen möge: Er maßt sich Vertrautheit, wenn nicht sogar Gleichstellung mit dem Herrn an. Nicht anders der Pharisäer in Lukas 11,37 „Während er aber redete, bittet ihn ein Pharisäer, dass er bei ihm zu Mittag essen möge. Er ging aber hinein und legte sich zu Tisch.“. Auch Martha offenbart ein nur geringes Erfassen der Herrlichkeit des Herrn, wenn sie zu Ihm sagt: „Aber auch jetzt weiß ich, dass, was irgend du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird“ (Joh 11,22). Indem sie aiteo benutzt, stellt sie den Herrn auf den Boden von jemand, der demütig zu Gott fleht.

Wir haben einen Wechsel von aiteo zu erotao auch in Johannes 14. Wenn von dem Bitten der Jünger in seinem Namen die Rede ist, benutzt der Herr stets aiteo (Joh 14,13.14 (13) Und um was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn. (14) Wenn ihr um etwas bitten werdet in meinem Namen, werde ich es tun.“); wenn Er aber auf sein Bitten für sie zu sprechen kommt, greift Er das Wort erotao auf (Joh 14,16 „und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit,“). So ist es gewiss nicht ohne Bedeutung, dass der Herr Jesus für das Bitten seiner Jünger wohl aiteo (Joh 14,13; 15,7.16 (14:13) Und um was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn.“ „(15:7) Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ „(15:16) Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe, damit, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.“ usw.), für sein eigenes Bitten zum Vater aber stets erotao benutzt (Joh 14,16; 16,26; 17,9.15.20 (14:16) und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit,“ „(16:26) An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde;“ „(17:9) Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein“ „(17:15) Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen.“ „(17:20) Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben;“). Wie sehr Er sich in seiner Gnade auch erniedrigen mag, Er ist und bleibt eine göttliche Person, Er ist Gott, der Sohn, der mit dem Vater völlig eins ist. Auch als Mensch ist Er „Gott, geoffenbart im Fleisch“ (1Tim 3,16). Lasst uns Ihn nie auf eine Stufe mit anderen Menschen stellen! Die Heilige Schrift wacht immer über die Einzigartigkeit seiner Person, wie uns unser Beispiel zeigt.

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Aus Ermunterung und Ermahnung
Dieser Artikel und viele andere sind auch erschienen in dem Buch Antworten auf Fragen zu biblischen Themen
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