Besonderheiten im Text der Heiligen Schrift – Stecken und Stab
scheebeth – mischennet

Christian Briem

© CSV, online seit: 07.03.2006, aktualisiert: 28.06.2023

Leitvers: Psalm 23,4

Ps 23,4: Dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.

Von den vier oder fünf Wörtern, die der Heilige Geist im hebräischen Alten Testament für „Stab“ benutzt, enthält unser Vers aus dem lieblichen Hirtenpsalm zwei, die zum einen mit „Stecken“ und zum anderen mit „Stab“ wiedergegeben sind. Wenn die Heilige Schrift, durch den Mund Davids redend, sagt: „Dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich“, so ist es, um den Trost für unser Herz aus diesem Vers zu empfangen, notwendig, zu wissen, was mit „dein Stecken“ und „dein Stab“ gemeint ist.

Das erste Wort, hebräisch scheebeth, leitet sich von einer Wurzel ab, die „schlagen“ bedeutet; es bezeichnet also einen „Stock, Stab, Knüppel“ oder eine „Rute“. Dass es im Alten Testament auch für „Stamm, Herrscherstab, Zepter“ gebraucht wird, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wichtiger und mehr unseren Gegenstand betreffend ist es, dass es in 2. Samuel 18,14 die Bedeutung von „Spieß, Wurfspieß“ hat.

Der Hirte in Israel und im Nahen Osten hatte nämlich einen knüppelartigen kurzen Stock, den „Stecken“, der am unteren Ende verdickt war und einer Keule glich. Geschickt wusste der Hirte diese Keule gegen Angreifer zu werfen, aber er benutzte sie auch, um widerspenstige Tiere seiner Herde zu bestrafen und zur Herde zurückzubringen. Auch schlug er mit dem Stecken auf Büsche und Sträucher ein, um schädliche Insekten oder Schlangen von seiner Herde fernzuhalten. Auf einen besonderen Gebrauch des Steckens weist die Heilige Schrift in 3. Mose 27,32, Jeremia 33,13 und Hesekiel 20,37 hin: Er diente auch zum Zählen der Schafe. Bei diesem „Unter-dem-Stabe-Vorüberziehen“ wurden die Schafe nicht nur gezählt, sondern der Hirt bremste sie beim Verlassen des Pferchs mit dem Stecken und untersuchte jedes Einzelne von ihnen auf Krankheiten oder Wunden. In der Tat, ein liebliches, bewegendes Bild, wenn wir es auf die treue Fürsorge unseres „guten Hirten“ für seine Schafe übertragen!

Das andere, mit „Stab“ wiedergegebene Wort, hebräisch mischennet, ist von der Wurzel „sich stützen, lehnen“ abgeleitet. Das macht sofort deutlich, wozu der lange, an seinem einen Ende gebogene Hirtenstab in der Hauptsache dient: Der Hirte stützt sich nach mühevoller Wanderung darauf, indem sein Auge prüfend und wachend über seine Herde läuft. Nichts entgeht seinem Auge. Jede Unregelmäßigkeit, jede Querele, jede Unruhe unter seinen Schafen nimmt er wahr und schafft Abhilfe. Auch dazu benutzt er seinen langen, dünnen Stab; denn nicht immer wirft er seine Keule: Indem er seinen Stab an die Flanke des Tieres drückt, leitet er das einzelne Schaf an den Platz, wo er es haben will. Auch wird gesagt, dass der Hirte das gebogene Ende des Stabes dazu gebraucht, um neugeborene Lämmlein sanft auf die Beine und neben seine Mutter zu stellen.

So redet der Stecken von Autorität, Zucht und Verteidigung, während uns der Stab den Gedanken der Sorgfalt und Leitung vorstellt. Wahrlich, unser Herz wird warm, wenn wir an den Herrn Jesus, den großen Hirten der Schafe, und seine nimmermüde Betätigung für uns denken! Und welch ein Trost liegt für uns darin, dass es sein Stecken, dass es sein Stab ist, die uns berühren!

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Aus Ermunterung und Ermahnung
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