Satan – auf die Erde geworfen (10)
Offenbarung 12,13

Frederick Charles Jennings

© EPV, online seit: 27.11.2005, aktualisiert: 17.11.2022

Leitvers: Offenbarung 12,13

Off 12,13: Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche Kind geboren hatte.

Wenn Satan aus dem Himmel hinausgeworfen ist, tragen seine Ziele doch immer noch denselben Charakter: Nach wie vor sucht er seine Macht über die Erde und ihre Bewohner auszuüben als der „Gott dieser Welt“. Sein wahrer Charakter zeigt sich jetzt unverhüllt. Er täuscht nicht mehr vor, ein „Engel des Lichts“ zu sein, der es auch aufrichtigen und frommen Regenten gestattet, Herrschaft über die Völker auszuüben (unter der Hand eines Höheren, als Antwort auf die Gebete der Seinen, 1Tim 2). Um uns die Aufeinanderfolge der Ereignisse richtig vorstellen zu können, müssen wir Folgendes in Betracht ziehen: Der Herr Jesus hat Seinen Platz zur Rechten der Majestät in der Höhe verlassen und ist zur Erde (in den Lufthimmel) herniedergekommen. Durch die mächtige Anziehungskraft Seiner Person, durch die Posaune Gottes und durch Seinen gebietenden Zuruf hat Er alle um Sich geschart (1Thes 4), die diese Seine Anziehungskraft bereits zu Lebzeiten auf irgendeine Weise erfahren und Seine Stimme gehört hatten. Der Erde ist damit sowohl die Gegenwart der Kirche als auch die des Geistes Gottes verlorengegangen. Dem Bösen sind jetzt keine Schranken mehr gesetzt, denn „der, welcher zurückhält,“ ist nun „aus dem Wege“ (2Thes 2,7).

Zunächst scheinen sich die Verhältnisse auf der Erde durch diesen Umstand nicht wesentlich zu ändern. Dies könnte daran liegen, dass der Teufel und seine Engel durch jenen bereits erwähnten „Kampf im Himmel“ voll in Anspruch genommen sind. Da sie weder allgegenwärtig, noch allwissend, noch allmächtig sind, können sie den Dingen auf der Erde nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, dass dort alle göttlichen Ansprüche sofort verworfen würden. Auch dürfte die geheimnisvolle Hinwegnahme einer zahllosen Schar gläubiger Menschen von der Erde wohl zunächst einen ernüchternden Einfluss auf die Übrigen ausüben. All das wird die Rückkehr der Juden in ihr Land (die Bemühungen der sog. zionistischen Bewegung) in günstiger Weise beeinflussen. Eine starke Seemacht wird die Juden unterstützen und unter ihre schützenden Fittiche nehmen; sie entsendet „Boten auf dem Meere und in Rohrschiffchen über die Wasserfläche: Gehet hin, schnelle Boten, zu der Nation, die weithin geschleppt und gerupft ist, zu dem Volke, wunderbar, seitdem es ist, und hinfort“ (Jes 18,2). Durch ein Bündnis mit dem vereinten Europa stellt sich Israel unter den Schutz des Hauptes jenes europäischen Staatenbundes. Wir lesen (Dan 9,27): „Und er [der Fürst des als Zehnstaatenbund wiedererstandenen Römischen Reiches] wird einen festen Bund mit den Vielen schließen [d.h. mit der Masse des jüdischen Volkes] für eine Woche“ [Jahrwoche; d.h. sieben Jahre]. Dieser Bund bleibt jedoch nur für die Hälfte seiner Laufzeit (dreieinhalb Jahre) in Kraft. Dann geschieht etwas Besonderes, das einschneidende Veränderungen zur Folge hat. Wir müssen aber erst noch einen kurzen Blick auf die von Gott vorausgesagte Geschichte der Nationen zu jener Zeit werfen.

Die Entrückung der Kirche wird nur einen vorübergehenden Eindruck auf die Menschheit ausüben. Weder werden die Völker Frieden schließen, noch können die durch die Eröffnung der Siegel eingeleiteten Gerichte Gottes (Off 6) aufgehalten werden. Europa wird durch äußerst grausame Kriege in ein Meer von Blut getaucht und von Hungersnot und Seuchen heimgesucht. Aus diesem unbeschreiblichen Völkerringen erhebt sich ein bis dahin anscheinend wenig beachtetes „kleines Horn“ (Dan 7,8), das durch sein überragendes militärisches Genie drei feindliche Mächte besiegt. Ihm gelingt das, was Karl dem Großen und Napoleon I. nicht geglückt war: das Römische Weltreich (welches „war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen“, Off 17,8) in einer neuen Form von zehn Königreichen wiedererstehen zu lassen. Sie werden ihre „Macht und Gewalt“ diesem Herrscher geben, der damit den Platz des Fürsten des Römischen Weltreichs einnimmt (Dan 7 und 9; Off 13; 17 u.a.).

Die beiden Hauptbeteiligten bei der Kreuzigung des Herrn, die Juden und das Römische Reich, die so lange „tot im Staube lagen“, müssen wiedererstehen (Jes 26,19; Off 17), damit Gott den Faden der Weltgeschichte wieder dort aufnehmen kann, wo er unterbrochen wurde, als Gott begann, Seine himmlischen Ratschlüsse in Bezug auf die Kirche einzuführen.

Wie bereits angedeutet, wird – teils durch Eroberung, teils durch ein Bündnis – in Europa endlich Frieden einkehren. Doch ebnet dieser nur den Weg für innere Umwälzungen, die Europa politisch erschüttern. Die Unzufriedenheit der großen Masse ist ja heute bereits nicht zu überhören; die ärmeren Schichten fühlen sich benachteiligt und ausgebeutet. Zu einem Zeitpunkt finanziellen Notstandes wird eine gewaltige Revolution ausbrechen, die nur mit einem großen Erdbeben verglichen werden kann (Off 8,5) und durch die Obrigkeit und Regenten, vom obersten Herrscher angefangen (Sonne) bis zu den untergeordneten Behörden (Sterne), erschüttert bzw. vernichtet werden (Off 8,12).

Das also sind die Ereignisse, die gegen die Mitte der „letzten Jahrwoche“ zu erwarten sind. Die Juden sind in ihrem Lande, ohne dass der gläubige Überrest bereits offenbar wäre. Die Anbetung Jehovas hat im Tempel zu Jerusalem wieder eingesetzt; Morgen- und Abendopfer werden wieder auf dem Brandopferaltar dargebracht. Unter den Nationen nimmt die Unzufriedenheit immer größere Ausmaße an, bis sie schließlich in die oben beschriebene Revolution mündet, die alle Autoritäten in ein Chaos stürzt.

Zu diesem Zeitpunkt findet der Kampf im Himmel sein Ende. Satan und seine Heere werden auf die Erde hinabgeworfen. Er „weiß, dass er wenig Zeit hat“ (Off 12,12). Die lange Zeit seiner Wirksamkeit eilt nun rasch ihrem Ende entgegen. Wie könnte er die letzten Augenblicke besser nützen, als durch die Ausmerzung jeglicher Anerkennung Gottes auf der Erde, wobei er (in Nachahmung der göttlichen Gnade) den Menschen in ein Partnerschaftsverhältnis zu sich selber hineinnimmt und ihn – das winzige Geschöpf – zum Teilhaber und zum Ausdruck seiner eigenen Rivalität gegenüber Gott macht.

Seine erste Handlung ist daher die Wiederaufrichtung der heidnischen Herrschaft unter dem gestürzten Regenten des Römischen Reiches. Dieser, in der biblischen Sprache „wie zum Tode geschlachtet“ (Off 13,2-4), wird wieder eingesetzt. Er verdankt „seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“ nunmehr unmittelbar dem Drachen. Dieser veranlasst ihn, den mit den zurückgekehrten Juden geschlossenen Bund zu brechen und ihrem Gottesdienst vor Jehova ein plötzliches Ende zu bereiten. „Zur Hälfte der Woche [Jahrwoche] wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“ (Dan 9,27). In großem Zorn trachtet er danach, alle, die „die Gebote Gottes halten“, zu vernichten.

Die große Masse der in ihr Land zurückgekehrten Juden kümmert das Brechen des Bundes wenig. Unter dem Antichristen (1Joh 2,18) oder falschen Propheten (Off 19,20), der nach wie vor ihr König (Dan 11,36) und zugleich „der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“ (2Thes 2,3) ist, bleiben sie in enger Verbindung mit dem von Satan eingesetzten römischen Oberhaupt. Sie schließen nun „einen Bund mit dem Tode … und einen Vertrag mit dem Scheol“ (Jes 28,15). Der Teufel krönt zu dieser Zeit seine Täuschungskünste durch eine satanische Nachahmung der göttlichen Dreieinheit auf der Erde, wobei die höchste Autorität, die der Autorität Gottes des Vaters entspricht, durch den heidnischen römischen Herrscher ausgeübt wird, der Sohn Gottes durch den jüdischen Antichristen, den falschen Propheten, verkörpert wird, während Satan selbst gewissermaßen als der Motor dieser teuflischen Dreieinheit den Platz des Heiligen Geistes einnimmt.

Das Zentrum aller seiner Aktivitäten ist die Stadt Jerusalem, denn nur hier wird ein vollkommenes Zeugnis über den „Herrn der Erde“ durch die beiden symbolischen „Zeugen“ bzw. „Ölbäume“ (Off 11) abgelegt, die zumindest einen Teil des gottesfürchtigen Überrestes unter schwersten Verfolgungen darstellen. In dieser Drangsalszeit Judas hat „Zion Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren“ (Jes 66,8); das heißt meines Erachtens, der innerhalb der Masse des jüdischen Volkes bisher unerkannte wahre Überrest wird durch die Verfolgung offenbar und bildet sogleich den Kern der neuen jüdischen Nation. Unzählige aus dem Überrest werden lieber den Märtyrertod erleiden, als sich dem herrschenden teuflischen Götzendienst zu unterwerfen; sie werden Jehova standhaft als den „Herrn der Erde“ bekennen (Off 11,4).

Der „Gräuel der Verwüstung“ (Mt 24,15), das Götzenbild, das zur Verwüstung führt (in Offenbarung 13,14.15 „Bild des Tieres“ genannt), wird an heiligem Orte aufgestellt. Das Volk, das seit seiner Rückkehr aus Babylon „viele Tage ohne König … und ohne Fürsten und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule und ohne Ephod und ohne Teraphim“ war (Hos 3,4), dessen Haus „leer, gekehrt und geschmückt“, jetzt aber von sieben schlimmeren Dämonen bewohnt ist als zuvor (Mt 12,44.45) – es wird auf den Befehl seines falschen Messias und Propheten willig diesem Bild des Tieres huldigen (Off 13).

Innerhalb des sogenannten Christentums gibt es dann nur noch eine Kirche, eine Religion, die Kombination des abgefallenen römischen Katholizismus, des abgefallenen Protestantismus und des abgefallenen Judentums, alle durchdrungen und zusammengehalten von wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die Geschichte von Daniel 3 wiederholt sich auf wundersame Weise in einem zweiten Babylon (Off 17). Von jeder Kanzel geht ein Strom lehrmäßigen Giftes aus, wie Rauch aus dem Abgrund, der alles wahre Licht verdunkelt und die lebensnotwendige Luft verpestet (Off 9). Gott und Sein Christus werden überall gelästert, der Mensch wird überall verherrlicht (sehen wir das nicht heute schon?) und Satan hat freie Bahn.

Die letzten dreieinhalb Jahre dieses Zeitalters verrinnen. Doch dann scheint sich „das Volk, welches seinen Gott kennt“, „stark zu erweisen und zu handeln“ (Dan 11,32), wie ehemals die Makkabäer, indem es die Stadt Jerusalem gewaltsam einnimmt. Der König des Nordens (Assyrien) erhält auf seinem siegreichen Feldzug in Ägypten Kunde hiervon (Dan 11,43.44). Er kehrt „in großem Grimm“ zurück, um mit Hilfe der verbündeten Mächte Jerusalem zu belagern und einzunehmen (Sach 14,2). In diesem Augenblick, wo „Friede und Sicherheit“ wiederhergestellt zu sein scheinen, „verkürzt“ der Herr „um der Auserwählten willen“ (Mt 24,22) jene Tage durch Seine „Offenbarung … vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer“ (2Thes 1,8). Der Teufel wird gebunden und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen.

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Originaltitel: „Satan auf die Erde geworfen“
aus Hilfe und Nahrung, Ernst-Paulus-Verlag, 1982, S. 269–274


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