Einleitende Worte
Vor einigen Wochen kannte kaum jemand in Deutschland Charlie Kirk. Mir erging es ebenso. Wenn ich mir auch etliche Beiträge durchgelesen und unzählige Videos angeschaut habe, halte ich mich nicht für einen ausgewiesenen Charlie-Kirk-Kenner und deshalb spreche ich in der Überschrift auch bewusst von einem Diskussionsbeitrag.
Zur Person: Charlie Kirk
Aus der Beschäftigung mit seinen Beiträgen im Internet habe ich den Eindruck gewonnen, dass Kirk eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus hatte. Er bekannte sich immer wieder öffentlich zu Jesus Christus und erklärte deutlich, dass nur in Christus Heil und Erlösung zu finden ist. Seine Sicht vom Leben brachte er mit dem Schöpfergott und der Bibel in Verbindung, und zwar oft in einer erfrischenden authentischen Art und Weise. Er war in seiner Bibel zu Hause und war stets bereit, „Rechenschaft … über die Hoffnung, die in euch ist“ (1Pet 3,15), abzulegen. Er ging gerade zu jenen, die nicht mit ihm übereinstimmten, und trat für freie Meinungsäußerung ein.
Ich persönlich kann allerdings vieles von ihm nicht mit biblischem Christentum in Übereinstimmung bringen: seinen Patriotismus, seine politischen Aktivitäten, seine oft provokant-populistischen Aussagen, seine oft fehlende deutliche Abgrenzung zu den Mormonen, seine zumindest zweifelhafte Sicht zum Waffenbesitz, seine Motivationsreden zum Thema Reichwerden[1]. Wie kann er als Christ eine zutiefst egoistische und in Teilen gewalttätige[2] MAGA-Bewegung (Make America Great Again) unterstützen, die von Donald Trump, einem rechtskräftig verurteilten Straftäter, angeführt wird? J.D. Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten, sagte auf Kirks Trauerfeier, dass er und Trump ohne Kirk nicht in diese Position gekommen wären; so weit ging die Unterstützung durch Kirk. Wie ist das mit dem biblischen Gebot der Absonderung vom Bösen vereinbar (2Kor 6,14-18; 2Tim 2,19-22; 1Thes 5,22 uvm.)?
Nicht nur in den USA wird Charlie Kirk von vielen als christlicher Märtyrer angesehen. Die eigentliche Frage ist jedoch: War Kirk ein christlicher oder ein amerikanischer Märtyrer? Donald Trump nannte Kirk unlängst bei der posthumen Vergabe der Freiheitsmedaille einen „Märtyrer für die Wahrheit und Freiheit“. Es ist wahr, dass Kirk mutig und authentisch für viele christliche Standpunkte eintrat und darin sicherlich vorbildlich war, und da möchte ich mit Paulus sagen: „Darüber freue ich mich“ (Phil 1,18). Aber es muss ebenso erlaubt sein, deutlich zu machen, worin man ihm aus meiner Sicht besser nicht nachfolgen sollte und wo ich zumindest unter dem Eindruck stehe, dass er dem Namen des Herrn keine Ehre brachte. Dass so ein junger Mensch jetzt ermordet wurde, ist schlimm und wir können nur für seine Frau und seine Kinder beten und auch für den Attentäter.
Öffentliche Debatten
Kirk war dafür bekannt, öffentlich mit Studenten zu diskutieren. Nicht selten zeigte er in diesen Diskussionen auch seinen christlichen Standpunkt auf und verteidigte ihn. Problematisch ist, dass seine Organisation Turning Point USA (TPUSA) politisch motiviert ist und seine konservativ-christlichen Positionen im Kontext linker und rechter Ideologie bzw. Politik diskutiert wurden, wobei deutlich wurde, dass Kirk rechts zu verorten ist.
Ist es wirklich die Aufgabe für Christen, ihre Kraft und Energie in Debatten zu investieren, ob sogenannte DEI-Programme[3] gut oder schlecht sind? Wer sich unparteiisch mit diesem Konzept beschäftigt, stellt fest, dass eine faire Diskussion gar nicht so einfach ist und bei objektiver Betrachtung – auch wenn das viele verwundern mag – beide Seiten gute Argumente haben.
Wenn ich versuche, die Sinnhaftigkeit solcher Debatten biblisch einzuordnen, dann müsste ich bei dem Herrn oder wenigstens bei den Aposteln dafür eine Bestätigung finden. Mir fällt es allerdings schwer, zu glauben, dass Jesus oder die Apostel das Evangelium verkündigten und sich gleichzeitig für die Politik des Landes oder in der Welt eingesetzt hätten. Du sagst, dass sei damals gar nicht möglich gewesen, die Zeiten hätten sich geändert oder die Heilige Schrift schweige einfach darüber. In Ordnung, aber dann gehe ich davon aus, dass es auch keine Bibelstellen gibt, die dem entgegenstehen.
Nun höre ich Paulus zur ersten europäischen Gemeinde sagen: „Unser Bürgertum[4] ist den Himmeln“ (Phil 3,20). Würde der Apostel Paulus mir heute etwas anderes schreiben, wenn ich ihn fragte, ob ich aktiv an der deutschen Politik teilnehmen sollte? Würde mich Paulus nicht sogar auf seinen Brief an Timotheus verweisen und mir sagen, was ich im Blick auf die Politik sehr wohl tun sollte? „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst“ (1Tim 2,1-2). Obwohl Paulus unter den politischen Verhältnissen sehr litt, gründete er keine Protestbewegung.
Manchmal scheint mir, dass sich auch Christen gerne rechts oder links einsortieren möchten und nicht sehen, dass nicht alles, was links ist, schlecht ist und dass auch nicht alles, was rechts ist, gut ist. Ich persönlich habe die Sorge, dass wir uns zu schnell in das Fahrwasser von links und rechts ziehen lassen, anstatt uns an unsere christlichen Tugenden zu erinnern. Als Christen müssen wir nicht in Kategorien von rechts und links denken, sondern sollen alles anhand des vollkommenen Maßstabs der Bibel prüfen, egal, ob etwas von rechts oder links kommt.
Vielleicht wissen viele nicht, dass es in den USA eine Bewegung gibt, die sich New Apostolic Reformation (NAR) nennt. Diese Bewegung ist geprägt von der „Königsreichtheologie und der „Sieben-Berge-Theologie“ und geht auf den (neo-)charismatischen Führer C. Peter Wagner (1930–2016) zurück. Kurz gefasst, besagen diese Theologien, dass Christus erst wiederkommen kann, wenn die verschiedenen Bereiche von Politik und Gesellschaft Christus unterworfen sind, die die sogenannten sieben Berge sind: Regierung, Medien, Bildung, Wirtschaft, Familie, Religion und Kunst. Es wird gesagt, dass diese sieben Berge übernommen werden müssten, um die Nation für Christus zu „erobern“. Charlie Kirk hatte persönlich zwar keine Verbindung zu dieser Bewegung, seine eigene Organisation Turning Point USA aber sehr wohl.[5] Diese Bewegung (NAR) widerspricht dem Zeugnis des Herrn Jesus selbst, der seine Jünger darauf vorbereitete, dass sie, wie Er, verfolgt und verworfen würden. Jesus hatte Ihnen keine Herrschaft, sondern Verwerfung vorhergesagt (Joh 15,18-27).
Wie politisch darf ein Christ sein?
Ich möchte den obigen Punkt noch mit ein paar Beispielen aus dem Leben Jesu untermauern. Ich habe über diesen Punkt, inwieweit sich ein Christ politisch betätigen sollte, in meinem Leben schon unterschiedliche Ansichten vertreten und bin mir der Vielschichtigkeit dieses Themas durchaus bewusst. Am Ende haben mich einige Begebenheiten aus dem Leben Jesu zu der folgenden Überzeugung geführt. Vielleicht ist das für einige zu simpel. Aber ich liebe einfache Antworten, die sich auf das Wort Gottes gründen.
Ist es gut, wenn wir uns als Christen in die Politik einmischen und unseren biblischen Glauben Menschen aufdrängen, die überhaupt keine Gottesbeziehung haben und sie sogar ablehnen? Tat Jesus das oder taten das die Apostel? Ich spreche nicht davon, dass wir zu jeder Zeit bereit sein sollten, Rechenschaft von dem abzulegen, was wir glauben, auch gegen Widerspruch und Gegenwind (1Pet 3,15). Gerade die Anfänge des Christentums in der Apostelgeschichte waren dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Christen derart fleißig das Evangelium verkündigten, dass sie immer wieder mit der damaligen Politik in Berührung kamen. Es gibt auch heute Christen, die auf die Straße gehen und das Evangelium verkündigen und dabei anecken und deutlichen Gegenwind erleben. Dazu muss man sich allerdings nicht politisch beteiligen. Es ist etwas anderes, ob der Gegenwind deshalb kommt, weil ich für politische Ziele oder christliche Werte einstehe oder ob ich das Evangelium von Jesus Christus verkündige und deshalb Hass und Ablehnung erfahre.
Es geht mir bei den folgenden Gedanken nicht um die Frage, ob ein Christ wählen gehen sollte oder nicht. Es geht aber sehr wohl um die Frage, ob ich als Christ aktiv am politischen Leben teilnehmen sollte – wie es zum Beispiel Charlie Kirk tat –, wenn wir nicht durch die Wege Gottes auf irgendeine Weise an diesen Platz gestellt wurden. Es geht mir um die grundsätzliche Frage, nicht um den Einzel- oder Ausnahmefall.
Ich stelle mir tatsächlich auch hier die „Gretchenfrage“: What would Jesus do? Was würde Jesus tun? Schauen wir in die Bibel. Wir wollen Nachfolger Christi sein? Dann müssen wir auch nachschauen, wie Christus sich in ähnlichen Situationen verhielt. Er hat uns „ein Beispiel hinterlassen, damit wir seinen Fußstapfen nachfolgen“ (1Pet 2,21). Er war auf der Erde verworfen und sagt uns, dass, wenn wir Ihm nachfolgen, wir ebenso abgelehnt würden – dies waren seine letzten Worte an seine Jünger vor seinem Tod (Joh 15,18-21). Heute sind wir, wie oben bereits erwähnt, dazu berufen, seine Verwerfung mit Ihm zu teilen, bis die Zeit kommt, dass wir mit Ihm herrschen werden (2Tim 2,12).
Lesen wir etwas davon, dass sich Jesus politisch engagiert hätte? Kritisierte Er die damals herrschenden Römer? Es ist wahr, Er nannte Herodes einen „Fuchs“ (Lk 13,32), und deshalb habe ich mir oben herausgenommen, den amerikanischen Präsidenten einen „rechtskräftig verurteilten Straftäter“ zu nennen, womit ich keine politische Position beziehe, sondern eine Tatsache beschreibe.
Strebte der Herr irgendeine Machtposition an? Nein, Er kam in Niedrigkeit und Demut. Erst wenn Christus zum zweiten Mal in diese Welt kommt, wird Er in die Weltpolitik eingreifen und das Zepter übernehmen. Wenn wir bereits heute nach diesem Zepter streben, sind wir in Gottes Zeitplan zu früh.
Legte der Herr irgendeinen besonderen Patriotismus an den Tag? Er war zwar „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15,24), doch war damit keine politische Agenda verbunden.
Es ging Ihm nicht um eine äußerliche Veränderung der Machtverhältnisse, sondern um eine innere Umkehr zu Gott. Seine Jünger hätten sich eine politische Aktivität sicherlich gewünscht (vgl. Lk 24,21: „Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle“; Apg 1,6: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“), wie es sicherlich auch heute Christen gibt, die sich ein Aufbegehren Jesu gegen „die da oben“ gewünscht hätten. Es gab durchaus Situationen im Leben des Herrn, in denen Er klare Kante hätte zeigen und lautstark widersprechen können.
Denken wir an die Begebenheit mit Johannes dem Täufer, der Herodes nicht als Politiker, sondern als Prophet sagte, dass seine eheliche Verbindung nicht in Ordnung war (Mt 14,1-5). Johannes der Täufer veranstaltete keine öffentliche Proklamation und zog nicht mit einem Banner vor den Palast des Herodes. Aber wie reagierte der Herr Jesus auf diese Situation, als Johannes enthauptet wurde (Mt 14,6-11)? Ergriff Er das Wort gegen Gewalttat, Korruption und Unterdrückung? Im Gegenteil: „Seine Jünger kamen herzu, hoben den Leichnam auf und begruben ihn. Und sie kamen und berichteten es Jesus. Als aber Jesus es hörte, zog er sich in einem Schiff von dort zurück an einen öden Ort für sich allein“ (Mt 14,12-13). Mit Sicherheit war unser Herr betroffen und als wahrhaftiger Mensch empfand Er den Verlust von Johannes dem Täufer tief. Aber Er war kein Politiker, Er blieb ruhig, obwohl Er wusste, dass Ihm ein schlimmeres Ende bevorstand. Vielleicht denken wir, dass der Herr doch wenigstens hier mal ein Zeugnis hätte ablegen können. Später, als Jesus vor Pilatus stand, hören wir Ihn sagen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft“ (Joh 18,36).
Christus verkündigte öffentlich auf den Straßen, auf den Bergen und an den Seen das Evangelium, aber Er erhob nicht lautstark gegen irgendwelche Ungerechtigkeiten seine Stimme, erstellte oder unterschrieb keine Petitionen und gründete auch keine Protestbewegung. Ebenso wenig der Apostel Paulus, der öffentlich auf den Areopag in Athen gezerrt wurde und diese Gelegenheit ergriff, um das Evangelium zu verkündigen (Apg 17).
Wir dürfen und sollen unsere Stimme zur Verkündigung des Evangeliums erheben (auch öffentlich), kämpfen jedoch nicht, wenn es um politische Ungerechtigkeiten geht, weil wir wissen, dass Christi Reich nicht von dieser Welt ist. In dieser Weise spricht auch Jesaja über den Messias: „Er wird nicht schreien und nicht rufen und seine Stimme nicht hören lassen auf der Straße“ (Jes 42,2). Wie sieht es mit uns aus? Wollen wir Ihm auch darin nachfolgen?
Wieder ein anderes Mal kommen Menschen zu Jesus und erzählen Ihm von der Bluttat des Pilatus (Lk 13,1), wie er das Blut der Galiläer mit den jüdischen Schlachtopfern vermischt hatte. Jetzt muss der Herr Jesus doch etwas sagen! Jetzt würde Er sicher seine Stimme gegen diese korrupte Regierung erheben! Nein, Er betrachtete diese Geschichte aus rein geistlicher und moralischer Perspektive. Er sagt dazu lediglich: „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen“ (Lk 13,3).
Denken wir auch noch an die Haltung Jesu gegenüber den Steuereintreibern. Wir hören von Ihm kein Wort über die Ungerechtigkeit von zu hohen Steuern (Mt 17,24-27; vgl. Lk 20,22). Kein Wort darüber, dass man sich durch das Zahlen von Steuern mitschuldig macht an dem falschen Einsatz der Steuern. Er sagt schlicht: „Gebt daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Lk 20,25).
Einmal wollte man Ihn zum Richter und Erbteiler machen, doch Jesus lehnte ab (Lk 12,14). Beachten wir, dass das Amt eines Richters ein regierungspolitischer Auftrag ist. Lot kann uns hier ein warnendes Beispiel sein, er suchte nach Einfluss in dieser Welt, saß wahrscheinlich sogar als Richter im Tor Sodoms (1Mo 19,1.9); vielleicht mit den besten Absichten, aber seine Zeugniskraft hatte er komplett eingebüßt: Weder die Menschen jener Stadt hörten auf ihn noch seine nächsten Verwandten. Lot war so unglaubwürdig geworden, dass seine Schwiegersöhne meinten, dass Lot einen Witz gemacht hätte, als er sie aufforderte, Sodom zu verlassen (1Mo 19,4).
Der Herr Jesus machte in seinem ganzen Leben klar, dass Er nicht von dieser Welt war: „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16). Er hatte eine ganz andere Mission und wir haben die gleiche Mission; seine Mission ist unsere Mission, denn der Apostel Paulus schreibt: „Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2Kor 5,20). Wenn Christus noch hier wäre, wäre das seine Botschaft! Für eine nachhaltige Verbesserung der Welt oder unseres vermeintlichen Vaterlandes ist es noch zu früh. Erst wenn Christus wiederkommt, wird Er alle Dinge, die heute noch krumm sind, gerade ziehen (Lk 3,5; Jes 40,3-5). Wollte man heute die Welt im großen Stil verbessern, wäre das so ähnlich, wie auf der Titanic noch die Liegestühle auf dem Oberdeck in Richtung Sonne auszurichten, während man weiß, dass dieses Schiff in Kürze untergeht. Diese Welt hat Christus verworfen und steht unter dem Gericht.
Patriotismus oder himmlische Berufung
Ich möchte noch ein Wort zum Thema Patriotismus sagen, was bei diesem Thema auch eine große Rolle spielt. Wir sollten bedenken, dass unser alter Mensch am Kreuz mit Christus gestorben ist und sein Ende gefunden hat (vgl. Röm 6,6). Paulus konnte sagen: „Nicht mehr lebe ich …; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben“ (Gal 2,20). Es gibt ein früheres Ich und ein neues Ich. Durch die Taufe ist unser altes Ich „begraben worden“ (Röm 6,4). Wir haben eine neue Identität erhalten.
So wie Menschen beim Tod ihr Bürgerrecht verlieren und keinen Einfluss mehr haben auf die Politik des Landes, so sind wir zu Fremdlingen geworden und dürfen in dieser Welt noch ein wenig himmlisches Licht verbreiten: „Denn unser Bürgertum[6] ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten“ (Phil 3,20). Unser Bürgerrecht ist eben nicht mehr auf der Erde. Die Identifikation mit Christus hat uns zu Fremdlingen gemacht, denn Er war wahrhaft ein Fremdling auf der Erde. Mir geht es nicht darum, dass wir nicht patriotisch sein dürften, es geht um die Frage: Für welches Land?
Aus der Schrift geht hervor, dass alles, was zu dem Christen gehört, himmlisch ist:
- sein Charakter (1Kor 15,48),
- sein ewiges Haus (2Kor 5,1-2),
- seine Segnungen (Eph 1,3),
- sein Sitz (Eph 2,6),
- sein Kampf (Eph 6,10-12),
- sein Bürgerrecht (Phil 3,20),
- seine Hoffnung (Kol 1,5),
- seine Berufung (Heb 3,1),
- sein Besitz (Heb 10,34),
- sein Platz (Heb 12,23),
- sein Erbe (1Pet 1,4) und
- seine endgültige Bestimmung (2Kor 5,1)
Dies steht im Gegensatz zum Judentum, das eine irdische Religion ist. Im Christentum rühmen wir uns nicht des Mose – wir „rühmen uns Christi Jesu“ (Phil 3,3). Das heißt: Alles, was wir sind, und alles, was wir haben, ist im Himmel und findet sich in diesem himmlischen Menschen zur Rechten Gottes. Christus hat aus uns himmlische Menschen gemacht: „Wie der von Staub ist, so sind auch die, die von Staub sind; und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen“ (1Kor 15,48).
Wir sind mit unserem Haupt im Himmel unauflöslich verbunden. Christus ist das Haupt, wir sind die Glieder. Wenn das Haupt im Himmel ist, dann können unsere Interessen nur mit dem Ort in Verbindung stehen, wo sich unser Haupt befindet. Ja, wir stehen als Gläubige mit beiden Beinen auf der Erde, aber unsere Gedanken sollten geprägt und gesteuert werden durch unser Haupt im Himmel. Darum sagt Paulus den Kolossern: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,2). Der Mittel- und Anziehungspunkt ist Christus und „unser Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,3). Wie wir oben gesehen haben, nahm Christus nicht an der damals herrschenden Politik teil, und wir sind dazu berufen, sein Leben auf der Erde widerzuspiegeln.
Schlussgedanken
Oben sprach ich von einem Diskussionsbeitrag. Mein Punkt war: Ist es klug, sich als Christen in die Politik drängen zu lassen? Wir haben nach meinem Dafürhalten kein Mandat dazu erhalten. Wir sollten Licht und Salz sein und unserem Herrn nachfolgen. „Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer und der Knecht wie sein Herr“ (Mt 10,25). Es ist unsere vornehmste Aufgabe, den Menschen das Evangelium zu verkündigen, Christen mit der gesunden Lehre zu dienen und, wo immer nötig, einander in praktischer Hinsicht zur Seite zu stehen.
Wenn wir Christus verkündigen mit unseren Worten, dann ist es unabdingbar, dass wir auch durch unser Verhalten etwas von Christus zeigen und nicht im Gegenteil mit Egoismus, Machtstreben, Lügen und Kriminalität in Verbindung gebracht werden oder solche Menschen unterstützen.
Ich fand es sehr bedenkenswert, wohin es führt, wenn wir die Politik mit unserem Christsein vermischen. Bei den Gedenkfeierlichkeiten sprach Charlie Kirks Witwe die bewegenden Worte in Richtung des jungen Attentäters: „Ich vergebe dir.“ Nur wenig später sprach Donald Trump, der amerikanische Präsident, und sprach darüber, wie er solche Leute hassen und ihnen nicht das Beste wünschen würde; das würde ihn von Charlie Kirk unterscheiden. Für mich konnte die Kluft nicht größer sein, die es zwischen der Politik und wahrem Christsein gibt.[7]
Anmerkungen
[1] Charlie Kirk, „They won’t teach you this in any school“. Quelle: https://www.youtube.com. Zugriffsdatum: 23.10.2025. Vergleiche 1. Timotheus 6,9.
[2] Siehe den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021.
[3] In den USA steht DEI für Diversity, Equity and Inclusion, also Vielfalt, Gerechtigkeit (Fairness) und Inklusion.
[4] Bürgertum: politeuma = Bürgerrecht, Verfassung, Regierung, Verwaltung eines Staates; die Konstitution, das heißt die Staatsform; die Staatsgeschäfte.
[5] Podcast (18. Juni 2024), „NAR Watch Episode 2: Charlie Kirk joins Forces with NAR Leaders. A History of the NAR and Presidents, and Weird Reactions tot he Appeal to Heaven Flag“. Quelle: https://www.straightwhiteamericanjesus.com. Zugriff: 23.10.2025.
[6] Bürgertum: politeuma = Bürgerrecht, Verfassung, Regierung, Verwaltung eines Staates; die Konstitution, das heißt die Staatsform; die Staatsgeschäfte.
[7] Nach meinem Dafürhalten gibt es immer und zu jeder Zeit eine Kluft zwischen Politik und Christsein; sie wurde hier nur einmal mehr sehr deutlich. Dazu haben wir in etlichen Artikeln auf SoundWords Stellung genommen.


