Der erste Brief des Paulus an Timotheus (3)
Kapitel 3

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 20.10.2022, aktualisiert: 30.07.2023

DIE ÄMTER IM HAUS GOTTES (V. 1-16)

In 1. Timotheus 3 kommt Paulus vom Priestertum zur Führung der Gemeinde (administrative Ämter) im Haus Gottes zu sprechen. Dies sind zwei völlig verschiedene Bereiche der Verwaltung. Man hat sie mit dem Bereich der Gabe (wie in 1. Timotheus 4 beschrieben) verwechselt, was zu allen möglichen Irrtümern geführt hat – wie etwa dazu, dass man das Amt eines Geistlichen erfunden hat. Deshalb ist es unerlässlich, dass wir diese beiden Bereiche in unseren Gedanken auseinanderhalten und versuchen, sie in ihrem richtigen Zusammenhang zu verstehen.

Im Haus Gottes gibt es im Zusammenhang mit der Gemeindeleitung zwei Ämter: einen „Aufseher“ (griech. episkopos) und einen „Diener“ (griech. diakonos). Die Arbeit eines Aufsehers hat mit der Sorge um das geistliche Leben der Herde Gottes am jeweiligen Ort zu tun; die Arbeit des Dieners befasst sich mit den zeitlichen Bedürfnissen der Gemeinde. Paulus geht hier nicht auf die Einzelheiten der Arbeit eines Aufsehers bzw. eines Dieners ein, sondern er konzentriert sich vielmehr auf die moralischen Eigenschaften, die beide haben müssen; das passt zum Thema des Briefes. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass dies örtliche Aufgaben sind; sie gelten nur für die örtliche Gemeinde, in der der Aufseher und der Diener zu Hause sind (Apg 14,23 „Als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste erwählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn an, an den sie geglaubt hatten.“). Ein Aufseher übt die Aufsicht nur in seiner Heimatversammlung aus, in keiner anderen.

Aufseher (V. 1-7)

Der Herr leitet eine örtliche Versammlung in ihren administrativen Aufgaben normalerweise durch diejenigen, die „euch vorstehen im Herrn“ (1Thes 5,12.13; Heb 13,7.17.24 „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmt ihren Glauben nach.“ „Gehorcht euren Führern und seid fügsam; denn sie wachen über eure Seelen (als solche, die Rechenschaft geben werden), damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre euch nicht nützlich.“ „Grüßt alle eure Führer und alle Heiligen. Es grüßen euch die von Italien.“; 1Kor 16,15-18 (15) Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben – (16) dass auch ihr euch solchen unterordnet und jedem, der mitwirkt und arbeitet. (17) Ich freue mich aber über die Ankunft von Stephanas und Fortunatus und Achaikus, denn diese haben erstattet, was eurerseits mangelte. (18) Denn sie haben meinen Geist erquickt und den euren; erkennt nun solche an.“; 1Tim 5,17 „Die Ältesten, die wohl vorstehen, lass doppelter Ehre für würdig erachtet werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.“). Dieser Satz ist in der englischen King-James-Version (KJV) übersetzt mit: „diejenigen, die die Herrschaft über euch haben“. Doch diese Übersetzung ist etwas irreführend. Sie könnte den Eindruck erwecken, es gäbe eine besondere Klasse von Männern, die über die Herde „herrschen“ sollen, nämlich der Klerus (die Geistlichen).[1]

Diese Männer sollen „bei“ der Herde sein und sie leiten und führen (1Pet 5,2 „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig,“); sie sollen sich nicht „über“ sie erheben (1Pet 5,3 „und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern die Vorbilder der Herde sind.“). Die „Aufsicht“ in dieser Position bezieht sich nicht auf das Leiten in Bezug auf öffentliches Lehren, sondern auf die Verwaltungsangelegenheiten der Versammlung. Wenn man diese beiden Dinge verwechselt, missversteht man den Unterschied zwischen Gabe und Amt, die zwei verschiedene Bereiche im Haus Gottes sind. William Kelly sagt, dass einige von denen, die „die Leitung übernehmen“, vielleicht gar nicht öffentlich lehren; es aber sehr gut und hilfreich ist, wenn sie es können (1Tim 5,17 „Die Ältesten, die wohl vorstehen, lass doppelter Ehre für würdig erachtet werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.“). Von diesen Männern wird erwartet, dass sie die Grundsätze des Wortes Gottes kennen und in der Lage sind, sie der Versammlung darzulegen, damit sie versteht, wie sie nach Gottes Willen handeln soll in den Angelegenheiten, vor die sie gestellt ist (Tit 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“).

Drei Worte, die verantwortungsvolle Führungskräfte in der Gemeinde beschreiben

In den Briefen werden drei Wörter verwendet, um diese verantwortlichen Leiter in einer Versammlung zu beschreiben. Sie beziehen sich alle auf eine Funktion:

  1. Älteste(presbuteroi):
    Dieses Wort bezieht sich auf diejenigen, die schon älter sind – es spricht von der Reife und Erfahrung, die für diese Arbeit nötig sind. Allerdings müssen nicht alle älteren Männer in der Gemeinde zwangsläufig die Rolle eines Leiters übernehmen (1Tim 5,1 „Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder;“; Tit 2,1.2 (1) Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt: (2) dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;“).
  2. Aufseher(episkopoi):
    Dieses Wort bezieht sich auf die Arbeit, die sie tun – die Herde hüten (Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“; 1Pet 5,2 „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig,“), über die Seelen wachen (Heb 13,17 „Gehorcht euren Führern und seid fügsam; denn sie wachen über eure Seelen (als solche, die Rechenschaft geben werden), damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre euch nicht nützlich.“) und sie ermahnen (1Thes 5,12 „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen,“).
  3. Führer(hegoumenos):
    Dieses Wort bezieht sich auf ihre geistliche Fähigkeit, in Verwaltungsangelegenheiten zu führen und zu leiten.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich nicht um drei verschiedene Posten in der Gemeinde, sondern um drei Aspekte ein und desselben Amtes. Das zeigt sich daran, wie der Geist Gottes diese Begriffe abwechselnd verwendet (vgl. Apg 20,17 „Von Milet aber sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Versammlung herüberrufen.“ mit Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“ und Tit 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“ mit Tit 1,7 „Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“). Wir wissen, dass im traditionellen Christentum ein „Bischof“ ein hoher Kirchenbeamter ist, der Autorität über viele Ortsgemeinden ausübt, in denen es viele Älteste und Geistliche gibt. Die Bibel spricht jedoch nicht von ihnen als solchen. Dasselbe griechische Wort (episkopos) wird in Apostelgeschichte 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“ mit „Aufseher“ übersetzt, in 1. Timotheus 3,1 „Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.“ in manchen Übersetzungen[2] mit „Bischof“. Das beweist, dass beide Begriffe dasselbe bezeichnen. Außerdem weist die Schrift darauf hin, dass es in einer bestimmten Versammlung mehrere Bischöfe (Aufseher) gab (Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“; Phil 1,1 „Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit den Aufsehern und Dienern:“; Tit 1,7 „Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“), aber sie spricht nie davon, dass ein Bischof über viele Diakone und Älteste gestanden hätte.

Ernennung von Aufsehern

Diese Männer sollen sich nicht selbst zu Aufsehern/Ältesten/Führern ernennen, und ebensowenig sollen sie von der Versammlung ernannt werden – auch wenn das heute fast jede kirchliche Gruppe tut. Überall in der Schrift wurden Älteste von einem Apostel oder dessen Beauftragten (Apg 14,23 „Als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste erwählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn an, an den sie geglaubt hatten.“; Tit 1,5 „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte:“) für eine Versammlung eingesetzt (nicht von einer Versammlung). Und zwar erst, nachdem der Geist Gottes in bestimmten Personen gewirkt und sie zu diesem Werk berufen hatte (Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“). Wer diese Männer sind, das erkennt man daran, dass sie sich hingebungsvoll um die Gläubigen kümmern, die biblischen Grundsätze kennen und ein gesundes Urteilsvermögen haben.

Da es heute keine Apostel (oder Beauftragte eines Apostels) mehr gibt, kann es keine offizielle Ernennung von Ältesten/Aufsehern/Führern geben so wie in der frühen Kirche. Das bedeutet nicht, dass die Arbeit der Aufseher nicht weitergehen kann; der Geist Gottes erweckt immer noch gottesfürchtige Männer, die die Aufsicht führen in Gemeinden, die sich schriftgemäß versammeln. Das wären sicherlich diejenigen, die die Apostel ordinieren (ernennen) würden, wenn sie heute noch lebten. Es ist wichtig, zu verstehen, dass ein Mann nicht dadurch zum Aufseher wird, dass er von einer Versammlung in dieses Amt gewählt wird, sondern dadurch, dass der Heilige Geist ihn erweckt und für dieses Werk ausrüstet (Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“). Die Versammlung sollte in der Lage sein, zu erkennen, was der Geist in und durch solche Männer tut. Folglich sollen die Gläubigen sie „erkennen“ (1Thes 5,12), sie „achten“ (1Thes 5,13), sie „ehren“ (1Tim 5,17), ihrem Glauben „folgen“ (Heb 13,7), ihnen „gehorchen“ (Heb 13,17) und sie „grüßen“ (Heb 13,24).

Der Grund, warum die Schrift nie sagt, dass die Versammlung ihre Ältesten wählen und ordinieren (offiziell ernennen) soll: Die Versammlung hat keine Ordinationsbefugnisse, die ihr von Gott verliehen worden wären, damit sie diese Handlung an den Ältesten ausüben könnten. Es ist Gottes Weisheit, dass es so ist, denn von Natur aus neigen wir dazu, diejenigen zu wählen, die unseren Vorstellungen und Wünschen entsprechen. Wenn ein Mann Aufseher werden möchte, könnte er sich unter Druck gesetzt fühlen, sich den Wünschen der Gemeinde anzupassen, um für dieses Amt ausgewählt zu werden. Wenn der Zustand der Versammlung schlecht ist, könnte sie außerdem Dinge wollen, die nicht mit Gottes Wort übereinstimmen, und die Aufseher könnten versucht sein, Kompromisse bei den Grundsätzen einzugehen, um als Aufseher im Amt zu bleiben. Daher bringt eine solche Regelung eher gute „Parteigänger“ hervor, die das tun, was die Gemeinde will, als treue Männer, die auf dem bestehen, was die Schrift lehrt, und es notfalls auch durchsetzen – selbst wenn dies bedeutet, bei bestimmten Leuten in der Gemeinde in Ungnade zu fallen.

Verantwortung des Aufsehers

Vers 1

Der Hauptzweck der Gemeindeleitung besteht darin, im Haus Gottes Heiligkeit und Ordnung in jeder Versammlung aufrechtzuerhalten. Die Aufseher sind dafür verantwortlich, dabei die Führung zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass die Versammlung auf einem biblischen Kurs geführt wird. Dies hat vor allem mit zwei Hauptverantwortungsbereichen zu tun:

  • Sorgfalt bei dem, was in die Versammlung kommt. Dazu gehören die Grundsätze der Aufnahme eines Gläubigen in die Gemeinschaft.
  • Sorgfalt für das, was (oder wer) in der Versammlung ist. Dazu gehören Hirtendienst und Gemeindezucht usw.

1Tim 3,1: Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.

Paulus beginnt damit, dass er über die spricht, die in der Versammlung einen „Aufseherdienst“ ausüben möchten. Es ist ein „schönes“ und notwendiges „Werk“, und diejenigen, die es tun wollen, sollten darin ermutigt werden. Einige Jahre zuvor hatte sich Paulus mit seinen Anliegen an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus gewandt und ihnen einen Überblick über die Arbeit gegeben, die sie als Aufseher leisten sollten (Apg 20,28-35).

Die Arbeit eines Aufsehers

Seine Zusammenfassung dient als Leitfaden für alle, die die Herde Gottes an ihrem Ort beaufsichtigen möchten. Sie lautet wie folgt:

  • Hütet die Herde (Apg 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“).
  • Hütet euch vor zwei Hauptgefahren: Wölfe, die hereinkommen, und Männer, die aufstehen, um „die Jünger abzuziehen hinter sich her“ (Apg 20,29-31).
  • Nutze die beiden großen Ressourcen, die Gott für diese Arbeit gegeben hat: das Gebet und das Wort Gottes (Apg 20,32 „Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das vermag, aufzuerbauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten.“).
  • Beteilige dich an einem Dienst der Fürsorge für andere (Apg 20,33-35 (33) Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. (34) Ihr selbst wisst, dass meinen Bedürfnissen und denen, die bei mir waren, diese Hände gedient haben. (35) Ich habe euch in allem gezeigt, dass man, so arbeitend, sich der Schwachen annehmen und der Worte des Herrn Jesus gedenken müsse, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.“).

Apostelgeschichte 20,17 „Von Milet aber sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Versammlung herüberrufen.“ macht deutlich, dass es in der Gemeinde in Ephesus bereits Älteste gab. Aber Paulus warnte damals, dass einige der Ältesten abtrünnig würden (Apg 20,30 „Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“), und deshalb würden diese Anweisungen (in 1Tim 3) sehr nötig sein, um sie zu ersetzen. Die Tatsache, dass es zu dieser Zeit an diesem Ort einige gab, die nach diesem Werk „trachteten“, deutet darauf hin, dass es einige geben musste, die dieses Werk weiterführen würden. Kaum hat Paulus jedoch von diesem Amt im Haus Gottes gesprochen, zeigt er im Folgenden, dass diese Arbeit nicht für jeden Bruder in der Versammlung geeignet ist. Es gibt bestimmte moralische Qualifikationen, die von dem verlangt werden, der die Herde beaufsichtigen soll. Paulus führt eine Liste von fünfzehn Qualifikationen an:

Qualifikationen eines Aufsehers

Vers 2

1Tim 3,2: Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig;

  •  „untadelig“
    Was den persönlichen Charakter des Aufsehers betrifft, so kann ihm kein ernsthaftes Unrecht nachgesagt werden. Er ist nicht in zweifelhafte und fragwürdige Praktiken in seinem Leben verwickelt. Hier geht es darum, dass er über jeden Vorwurf erhaben sein muss.

  • „der Mann einer einzigen Frau“
    Das zeigt, dass die Arbeit im Haus Gottes von den Männern verrichtet werden soll und nicht von den Frauen. Paulus sagt nicht: „die Frau eines Mannes“. Auch wenn dies heute nicht populär ist, so ist es doch Gottes Ordnung. Frauen predigen und lehren heute in der Kirche nicht nur von der Kanzel aus, sondern sie sind auch in Verwaltungsfunktionen als Älteste und Diakone tätig. Aus der Schrift geht jedoch klar hervor, dass Frauen nicht an den Verwaltungsangelegenheiten der Gemeinde beteiligt sein sollen (1Tim 2,12 „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein,“; Apg 15,6 „Und die Apostel und die Ältesten versammelten sich, um diese Angelegenheit zu besehen.“). Unabhängig davon, wie kompetent und ernsthaft diese Frauen sein mögen, sie verleugnen in solchen Positionen im Haus Gottes die Rechte Gottes als Schöpfergott. Er hat diese moralische Ordnung in der Schöpfung eingeführt, wie wir in 1. Timotheus 2,13 „denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva;“ festgestellt haben, und Er erwartet von allen in seinem Haus, die seine Autorität besitzen, dass sie seine Ordnung einhalten. Das ist nichts, was sich Männer ausgedacht haben, um über Frauen herrschen zu können, oder Ähnliches; es ist Gottes Ordnung in Gottes Haus.

    Einige meinen, „Mann einer Frau“ bedeute, dass ein Aufseher nur einmal heiraten dürfte und dass er, wenn seine Frau stirbt, nicht wieder heiraten dürfte. Aber so ist es nicht gemeint. Es bedeutet lediglich, dass der Mann nicht mehrere Frauen haben sollte. Damals wurden oft Männer mit mehreren Ehefrauen errettet; so jemand konnte in die Gemeinschaft aufgenommen werden, aber dieses Amt war nicht für ihn bestimmt. Seine Ehen entsprachen nicht einem ordnungsgemäßen Verhalten im Haus Gottes vor der Welt. Gottes Plan „von Anfang der Schöpfung an“ war, dass die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau sein sollte – nicht ein Mann mit mehreren Frauen (Mk 10,2-12). Gott erlaubte Polygamie in alttestamentlichen Zeiten; und Er erlaubte sie auch in neutestamentlichen Tagen. Ein Mensch konnte eine solche Beziehung eingehen, bevor er sich bekehrte, aber das war nicht Gottes Plan für Männer und Frauen. Auch wenn sie in der Kirche für die aus dem Heidentum und Judentum Bekehrten erlaubt war, bedeutet das nicht, dass ein Christ Polygamie betreiben durfte.

  • „nüchtern“
    Das bedeutet, dass er ein ernsthafter Christ ist; er soll sich nicht durch Dummheit oder Leichtsinn auszeichnen. Solche Torheiten verderben nur seinen Einfluss und zerstören das Vertrauen, das die Gläubigen zu ihm haben sollten (Pred 10,1 „Tote Fliegen machen das Öl des Salbenmischers stinkend und gärend: Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit und Ehre.“). Er soll sich würdig verhalten, ohne stolz zu sein.
  • „besonnen“
    Besonnen sein hat damit zu tun, dass man weiß, wie man sich in jeder Situation des Lebens richtig verhält.

  • „bescheiden“ (maßvoll; Kelly-Übersetzung)
    Der Aufseher sollte dafür bekannt sein, dass er in allen Lebensbereichen nicht ins Extreme geht, sei es beim Essen, Trinken, in der Freizeit, bei Hobbys usw. Er sollte dafür bekannt sein, dass er sich selbst beherrscht und ein maßvolles Leben führt.

  • „gastfrei“
    Sein Haus ist offen für die Gläubigen. Die häusliche Umgebung ist der Ort, an dem der Aufseher und seine Frau ihre Liebe und Fürsorge für die Heiligen auf praktische Weise zeigen können.

  • „lehrfähig“
    Das bedeutet nicht, dass er die öffentliche Gabe eines Lehrers haben muss, sondern dass er die Wahrheit kennt und denen helfen kann, die sie lernen wollen (Apg 18,26 „Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus.“); und auch, dass er den Glauben verteidigen kann, wenn er angegriffen wird (Tit 1,9 „anhängend dem zuverlässigen Wort nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“). Ebenso soll er „die Herde hüten“ (Apg 20,28; 1Pet 5,2 „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig,“). Das bedeutet aber nicht, dass er zwingend die Gabe eines „Hirten“ haben muss (Eph 4,11 „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer,“).

Vers 3

1Tim 3,3: … nicht dem Wein ergeben, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, …

  • „nicht dem Wein ergeben“
    Wenn jemand seinen eigenen Geist nicht beherrschen kann, indem er seinen fleischlichen Genuss an Wein nicht kontrolliert, wie soll er dann in der Versammlung wirksam regieren können? Der Aufseher, dem die Sorge für die Herde am Herzen liegt, wird sein Zeugnis vor anderen bedenken und darauf achten, dass er niemand durch den Genuss von Wein zum Straucheln bringt. Er wird nicht zulassen, dass er um des Zeugnisses willen unter die Macht eines solchen Lasters gerät (Spr 31,4 „Nicht für Könige geziemt es sich, Lemuel, nicht für Könige, Wein zu trinken, noch für Fürsten, zu fragen: „Wo ist starkes Getränk?“,“).

  • „kein Schläger“
    Er ist kein gewalttätiger Mensch; er greift nicht zum Mittel der Einschüchterung, um seinen Willen in der Versammlung durchzusetzen.

  • „milde“
    Er ist sanft und nimmt Rücksicht auf die Gefühle der Gläubigen und behandelt sie daher mit Zartheit. Daher sehen sie ihn als jemand, an den sie sich mit ihren Problemen gern wenden.

  • „nicht streitsüchtig“
    Er ist dafür bekannt, dass er Streit vermeidet, statt ihn zu suchen. Manche Menschen sind immer mitten in der Kontroverse und im Streit, aber er ist nicht davon geprägt. Das bedeutet nicht, dass er sich in der Versammlung nicht mit kontroversen Themen auseinandersetzt, wenn es nötig ist, sondern dass er keinen Streit sucht.

  • „nicht geldliebend“
    Er ist dafür bekannt, dass er mit Geld großzügig umgeht, anstatt es zu horten. Geldverdienen kann zu einem Gott werden (1Tim 6,9.10 (9) Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang. (10) Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.“), aber er hat kein solches Ziel vor Augen.

Verse 4.5

1Tim 3,4.5: … 4 der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit {o. Unterordnung} hält mit allem würdigen Ernst 5 (wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Versammlung Gottes Sorge tragen?), …

  • „der dem eigenen Haus wohl vorsteht“
    Das bedeutet, dass er seine Eignung für diese Arbeit im kleineren und bescheideneren Bereich seines eigenen Haushalts bewiesen hat. Er hat „gläubige Kinder“ (Tit 1,6) und er hält seine Kinder in „Unterwürfigkeit {o. Unterordnung}“. Wenn er sein eigenes Haus gut führt, beweist er, dass er fähig ist, „für die Versammlung Gottes Sorge zu tragen“.

Vers 6

1Tim 3,6: … nicht ein Neuling, damit er nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels falle.

  • „nicht ein Neuling“
    Das zeigt, dass Erfahrung und Reife in diesem Werk der Aufsicht erforderlich sind; ein junger Gläubiger hat das einfach noch nicht. Das gilt auch für einen Bruder, der älter, aber neu im Glauben ist. Wenn er sich zu früh in seinem christlichen Leben in die Verwaltungsangelegenheiten der Versammlung einmischt, könnte er hochmütig werden und in das „Gericht des Teufels“ fallen – was bedeutet, dass man sich von der eigenen Wichtigkeit hinreißen lässt. Es bedarf einiger Erfahrung in den Wüstenprüfungen des Lebens, um zu lernen, was in unseren Herzen ist (Röm 7,18 „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich] nicht.“); wir werden es nie ganz wissen bis zum Richterstuhl Christi. Ein junger Mensch oder ein frischbekehrter Christ hat wahrscheinlich noch nicht „die Plage seines Herzens“ entdeckt (1Kön 8,38 „welches Gebet, welches Flehen irgend geschehen wird von irgendeinem Menschen, von deinem ganzen Volk Israel, wenn sie jeder die Plage seines Herzens erkennen werden und er seine Hände ausbreitet zu diesem Haus hin,“), und er könnte sich mit seiner neugewonnenen Wichtigkeit unter den Gläubigen beschäftigen und so auf schreckliche Weise zu Fall gebracht werden (Spr 16,18 „Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus.“).
    Neubekehrte und junge Gläubige können ihr Priestertum in der Versammlung ausüben (1Tim 2) und ihre Gabe im Predigen oder Lehren ausüben (1Tim 4), aber sie sollten nicht an dieser Arbeit der Aufsicht beteiligt sein (Apg 15,6 „Und die Apostel und die Ältesten versammelten sich, um diese Angelegenheit zu besehen.“). In Übereinstimmung damit sehen wir in der Apostelgeschichte, dass es die Gewohnheit von Paulus und Barnabas war, in einer neu gegründeten Gemeinde keine Ältesten anzustellen. Sie warteten damit bis zu ihrem zweiten Besuch, wenn bereits ein gewisses Wachstum und eine gewisse Stabilität bei den Erretteten zu beobachten war (Apg 14,21-23 (21) Und als sie jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und nach Ikonium und nach Antiochien zurück (22) und befestigten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen. (23) Als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste erwählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn an, an den sie geglaubt hatten.“).

Vers 7

1Tim 3,7: Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in Schmach und in den Fallstrick des Teufels falle.

  • „ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind“
    Nicht zuletzt muss das Leben eines Aufsehers mit dem Bekenntnis übereinstimmen, das er vor der Welt ablegt. Wenn dies nicht der Fall ist, wird das Christentum und seine Botschaft der Gnade, die er zu vertreten sucht, von der Welt abgelehnt werden. Es wird als Heuchelei angeprangert werden. Das traurige Beispiel Lots veranschaulicht diesen Punkt: Sein Leben war so unvereinbar mit der Botschaft, die er seinen Schwiegersöhnen überbracht hatte, dass er war „wie einer, der Scherz treibt“ (1Mo 19,14). Sie nahmen ihn nicht ernst.
    Paulus fügt noch etwas hinzu: Wer sich nicht um sein persönliches Zeugnis vor der Welt kümmert, kann nicht nur von der Welt geschmäht werden, sondern auch in den „Fallstrick des Teufels“ geraten. Das zeigt, dass jemand, der die Position eines Aufsehers innehat, ein besonderes Ziel des Feindes wird. Satan hat es auf alle solche Leiter in der Kirche abgesehen. Wenn es ihm möglich ist, wird er ihnen eine Falle stellen, indem er sie in etwas Fragwürdiges hineinzieht, um sie zu beschuldigen und das Christentum in Verruf zu bringen (Off 12,10 „Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.“). Wenn Satan außerdem Aufseher dazu bringen kann, die Versammlung in irgendeiner Streitsache zu verlassen, werden sie wahrscheinlich durch ihren Einfluss „Jünger abziehen“ (Apg 20,30). Das zeigt, dass der Platz und die Arbeit eines Aufsehers in der Versammlung nichts für unreife oder leichtfertige Christen ist.

Wir dürfen nicht denken, dass die moralischen Qualitäten, die für die Aufseher beschrieben sind, nur für sie gelten und dass es für den Rest der Gläubigen akzeptabel ist, unterhalb des Standards dieser Dinge zu leben, weil sie keine Aufseher sind. Es wäre falsch, zu sagen: „Ich bin kein Ältester, also muss ich mich in meinem Leben nicht um diese Dinge kümmern.“ Gott hat nicht zwei moralische Standards für sein Volk – einen für den Aufseher und einen anderen für den Rest der Herde. Das zeigt sich daran, dass die Ältesten „Vorbilder für die Herde“ sein sollen (1Pet 5,3 „und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern die Vorbilder der Herde sind.“). Die Herde soll den Ältesten in diesen moralischen Maßstäben nacheifern, weil alle Gläubigen durch diese Dinge gekennzeichnet sein sollen. Die Anweisungen, die Paulus in Bezug auf die Ältesten und Diakone gibt, sind das, was in allen sein sollte, aber was in denen sein muss, die diese Arbeit tun.

Wir könnten auch denken, dass diese Aufgabe in der Gemeinde heute nicht erfüllt werden kann, da es nur sehr wenige Personen gibt, die diesen Standards für die Aufsicht entsprechen. Wir glauben jedoch nicht, dass Gott die örtlichen Versammlungen dieser Art von Führung und Hilfe berauben würde. Was dann? Wer ist qualifiziert, diese Aufgabe zu übernehmen? Wir glauben, dass es in 1. Korinther 16,15-18 (15) Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben – (16) dass auch ihr euch solchen unterordnet und jedem, der mitwirkt und arbeitet. (17) Ich freue mich aber über die Ankunft von Stephanas und Fortunatus und Achaikus, denn diese haben erstattet, was eurerseits mangelte. (18) Denn sie haben meinen Geist erquickt und den euren; erkennt nun solche an.“ ein Leitprinzip gibt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass in dieser Versammlung jemals Älteste ernannt worden wären, obwohl Paulus eineinhalb Jahre bei ihnen war (Apg 18,11 „Er hielt sich aber ein Jahr und sechs Monate dort auf und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.“). Wahrscheinlich sah er wegen der Weltlichkeit der Korinther keinen, der für dieses Amt geeignet war. Aber am Ende seines ersten Briefes an sie gab er ihnen einen Grundsatz, von dem wir glauben, dass er die Frage beantwortet: Er lobte die Gläubigen in dieser Versammlung für bestimmte Brüder unter ihnen, die sich der Sorge um die Herde „verschrieben“ hatten. Sie hatten vielleicht nicht die notwendigen Qualifikationen für einen Aufseher, aber sie taten diese Arbeit unter den Gläubigen auf inoffizielle Weise. Daher gab es in dieser Versammlung in Korinth eine örtliche Leitung, auch wenn sie vielleicht sehr schwach war. Paulus forderte die Heiligen auf, sich einer solchen „unterzuordnen“.

Dies ist ein hilfreicher Grundsatz für unsere Zeit, in der es auf der Erde keine Apostel gibt, die Älteste ordinieren (bzw. offiziell ernennen), und in der es unter den Männern in verschiedenen Versammlungen ähnliche Unzulänglichkeiten in Bezug auf diese moralischen Qualifikationen gibt. Wenn es solche gibt, die sich mit gottwohlgefälligen Interesse um die Herde kümmern – auch wenn sie ihr Leben nicht vollkommen in Ordnung haben, wie in diesem Kapitel gesagt wird –, sollen die Heiligen sie dennoch anerkennen und „in Liebe achten um ihres Werkes willen“ (1Thes 5,13).

Wir sollten uns auch daran erinnern, dass Paulus bei all diesen Dingen in diesem Kapitel nicht von der Eignung einer Person für die Ausübung ihrer geistlichen Gabe des Predigens oder Lehrens oder dergleichen sprach, sondern von ihrer Eignung für ein Amt in der Gemeindeführung. Das sind zwei verschiedene Dinge, die zu zwei verschiedenen Sphären im Haus Gottes gehören. Einige sind der Meinung, dass ein Bruder nicht am Wort Gottes dienen sollte durch Predigen und Lehren, weil seine Familie nicht in Ordnung ist oder weil ihm eine andere Qualifikation fehlt, die in diesem Kapitel im Zusammenhang mit Aufsehern aufgeführt ist. Das Fehlen solcher Eigenschaften kann Menschen daran hindern, den Dienst von jemand anzunehmen, aber es verbietet ihr nicht, zu predigen oder zu lehren. Wenn dies bei uns der Fall ist und es in unserem persönlichen Leben an einigen dieser Dinge mangelt, sollten wir im Dienst „sachte wallen“ (Jes 38,15) und im Geist der Demut und von dem Standpunkt aus sprechen, dass wir versagt haben (2Sam 23,5 „Obwohl mein Haus nicht so ist bei Gott, hat er mir doch einen ewigen Bund gesetzt, geordnet in allem und bewahrt; denn dies ist all mein Heil und all mein Begehr, obwohl er es nicht sprossen lässt!“). Wenn jedoch der Inhalt dessen, was wir den Gläubigen vortragen, gut und hilfreich ist, sollte es von ihnen angenommen werden, auch wenn es aus einem versagenden Gefäß kommt.

Diakone (V. 8-13)

Das Wort „Diakon“ bedeutet einfach „Diener“ und kann auch so übersetzt werden. Ein „Diakon [Diener]“ ist jemand, der sich im Dienst des Herrn um zeitliche Angelegenheiten kümmert. Als zum Beispiel Barnabas und Paulus zu ihrer ersten Missionsreise aufbrachen, „hatten sie aber auch Johannes zum Diener“ (Apg 13,5). Das Wort „Diener“ ist im Griechischen zwar ein anderes Wort, bezieht sich jedoch auf die gleiche Art von Arbeit. Johannes Markus half also Barnabas und Paulus in zeitlichen Dingen auf dem Missionsfeld. Im Fall des „Diakons [Dieners]“ in 1. Timotheus 3 geht es um zeitliche Dinge, die die örtliche Gemeinde betreffen.

Apostelgeschichte 6,1-5 (1) In diesen Tagen aber, als die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden. (2) Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger zu sich und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen. (3) Seht euch nun um, Brüder, nach sieben Männern von euch, von gutem Zeugnis, voll [Heiligen] Geistes und Weisheit, die wir über diese Aufgabe bestellen wollen; (4) wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren. (5) Und die Rede gefiel der ganzen Menge; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien,“ veranschaulicht dies. In der Versammlung in Jerusalem entstand ein praktisches Bedürfnis, zeitliche Dinge zu verwalten. Die Apostel in dieser Versammlung sagten: „Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen“ (Apg 6,2). Das Wort „bedienen“ ist hier derselbe Wortstamm wie „Diakon“. Es wurden also bestimmte Männer ernannt, die sich um den „täglichen Dienst“ (oder die Verteilung der Gaben) kümmerten und die „Tische bedienten“, damit die Apostel frei waren, ihre Arbeit im Dienst des Wortes fortzusetzen.

Leider hat die Kirche heute den Begriff „Diener“ von seiner biblischen Bedeutung und Verwendung weggenommen und ihn verbunden mit der von Menschen geschaffenen Position eines Geistlichen mit den offiziellen Titeln „Pfarrer“ und „Pastor“. Der Platz und die Arbeit eines Geistlichen wurden umgewandelt in eine herausragende Position des Predigens und Lehrens in der Kirche, wobei ihm oft ein Stab von Leuten zur Seite steht. In der Heiligen Schrift ist es genau umgekehrt: Ein Diener dient jenen, die predigen und lehren wollen (Apg 13,5 „Und als sie in Salamis waren, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Sie hatten aber auch Johannes zum Diener.“; Röm 16,1 „Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist,“)! Diese Verwirrung ist Teil der Unordnung, die Menschen in das Haus Gottes gebracht haben.

Paulus geht nicht auf die Arbeit eines „Diakons [Dieners]“ ein, sondern konzentriert sich, wie beim Aufseher, auf die moralischen Eigenschaften, die jemand haben muss, der diese Arbeit tun soll. Wir können sofort sehen, dass die Qualifikationen hier nicht so hoch sind wie die eines Aufsehers. Ein bemerkenswerter Unterschied: Es wird nicht erwähnt, dass der Diakon „lehrfähig“ sein muss. Auch wenn die heutige Kirche einen Diener (Pfarrer) in die Position von jemand, der lehrt und predigt, versetzt hat, wird von einem Diener in der Heiligen Schrift nicht einmal gesagt, dass er die Fähigkeit haben muss, die Wahrheit zu lehren! Es heißt zwar, dass er „das Geheimnis des Glaubens“ bewahren soll, was darauf hindeutet, dass er die Wahrheit kennen sollte, wie es alle Gläubigen tun sollten. Aber es wird nicht erwähnt, dass er „lehrfähig“ sein muss.

Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied zwischen diesen beiden Ämtern: Die Aufseher sollen nicht von der Versammlung für ihre Arbeit ausgewählt werden, während die Versammlung ihre Diakone/Diener auswählen soll. Auch dies wird in Apostelgeschichte 6 deutlich; die Apostel wiesen die Versammlung in Jerusalem an, die Männer auszuwählen, die sie für diese Arbeit am besten geeignet hielten. Darin liegt eine gewisse Weisheit: Wer könnte den Charakter dieser Männer besser kennen als diejenigen, die täglich in Gemeinschaft mit ihnen leben? Auch sollte beachtet werden: Selbst nachdem die Versammlung diese Männer ausgewählt hatte, ordinierte sie sie nicht, weil sie, damals wie heute, keine Befugnis hat, dies zu tun. Die Versammlung brachte diejenigen, die sie auswählte, zu den Aposteln, die sie dann offiziell in dieses Amt einsetzten (s.a. 2Kor 8,18.19 (18) Wir haben aber den Bruder mit ihm gesandt, dessen Lob im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet ist. (19) Aber nicht allein das, sondern er ist auch von den Versammlungen zu unserem Reisegefährten gewählt worden mit dieser Gnade, die von uns bedient wird zur Herrlichkeit des Herrn selbst und als Beweis unserer Bereitschaft;“). Ein „Bruder“, der wegen seiner Vertrauenswürdigkeit gut bekannt war, wurde „von der Versammlung gewählt“, um bei der Verwaltung der Kollekte zu helfen und sie zu den armen Gläubigen in Jerusalem zu bringen.

Sieben Qualifikationen, die ein Diakon/Diener haben sollte

Verse 8.9

1Tim 3,8.9: 8 Die Diener ebenso, würdig, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, 9 die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren.

Paulus zählt sechs Qualifikationen auf, die ein „Diakon“ haben muss:

  • „würdig“
    Er muss ein nüchterner und ernsthafter Christ sein, der sich würdig verhält.
  • „nicht doppelzüngig“
    Er ist nicht dafür bekannt, dass er Geschichten verbreitet, die nicht den Tatsachen entsprechen.
  • „nicht vielem Wein ergeben“
    Er muss sein Zeugnis vor anderen bedenken und darauf achten, dass er andere nicht durch den Genuss von Wein ins Stolpern bringt.
  • „nicht schändlichem Gewinn nachgehend“
    Er sollte sich nicht dadurch auszeichnen, dass er es darauf abgesehen hat, über Gebühr Geld zu verdienen – besonders mit fragwürdigen Mitteln. Dies ist wichtig, weil eine der Aufgaben eines Diakons/Dieners darin besteht, sich um die Kollekten der Gläubigen zu kümmern (Apg 6,1-4 (1) In diesen Tagen aber, als die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden. (2) Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger zu sich und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen. (3) Seht euch nun um, Brüder, nach sieben Männern von euch, von gutem Zeugnis, voll [Heiligen] Geistes und Weisheit, die wir über diese Aufgabe bestellen wollen; (4) wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren.“). Wenn jemand dafür bekannt ist, dass er übermäßig auf Geld bedacht ist, wäre es nicht klug, jemand mit dieser Art von Schwäche damit zu betrauen, die Gelder der Versammlung zu verwalten – er könnte in Versuchung geraten, etwas zu entwenden.
  • „das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren“
    Er muss nicht nur in der Lehre rechtgläubig sein, sondern „den Glauben“ (die Offenbarung der christlichen Wahrheit) „mit reinem Gewissen bewahren“. Ein reines Gewissen in Bezug auf die Wahrheit bedeutet, dass man eine ehrliche Überzeugung davon hat, sie zu praktizieren, weil man sie wirklich glaubt.

Vers 10

Paulus fügt hinzu:

1Tim 3,10: Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind.

  • „zuerst erprobt werden“
    Diakone [Diener] sollen in einem kleineren Bereich erprobt werden, bevor sie mit der Verwaltung zeitlicher Dinge in der Gemeinde betraut werden. Das zeigt, dass es eine schrittweise Einführung in diese Arbeit geben soll.
  • „untadelig“
    Hier geht es darum, dass der Diakon/Diener ein widerspruchsfreies Zeugnis haben muss, damit niemand ihn mit Recht des Bösen beschuldigen und damit eine schändliche Anschuldigung gegen das christliche Zeugnis vorbringen kann.

Vers 11

1Tim 3,11: Die Frauen ebenso, würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem.

Im Gegensatz zu den Anweisungen für den Aufseher werden die „Frauen [engl. KJV wives = ‚Ehefrauen‘]“ der Diakone im Zusammenhang mit der Arbeit eines Diakons erwähnt. Das liegt daran, dass sie an dieser zeitlichen Arbeit teilhaben können, während dies bei den Verwaltungsaufgaben eines Aufsehers nicht der Fall ist. Dies ist ein weiterer Unterschied zwischen diesen beiden Ämtern. Dass eine Schwester eine Hilfe bei dieser zeitlichen Arbeit sein kann, zeigt der Fall von Phöbe. Sie war eine „Dienerin [Diakonin]“ der Gemeinde in Kenchreä (Röm 16,1 „Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist,“). Das zeigt, dass eine Schwester eine „Dienerin“ sein kann – aber natürlich nicht in dem traditionellen Sinn des Wortes, wie es in der Christenheit für einen Geistlichen verwendet wird. Im Übrigen sollte auch ein Bruder nicht in dieser Position [eines Geistlichen] sein!

Vier notwendige Merkmale einer Dienerin/Diakonin

Vier Dinge werden in Bezug auf den Charakter erwähnt, der bei den „Frauen“, die den Gläubigen in dieser Funktion dienen, zu sehen sein sollte:

  • „würdig“
    Sie soll eine ernsthafte christliche Frau sein, die sich in einer würdigen Weise verhält.
  • „nicht verleumderisch“
    Sie lässt sich nicht vom Klatsch und Tratsch in den Versammlungen anstecken – schon gar nicht, wenn einiges davon nicht wahr ist.
  • „nüchtern“
    Sie übt Selbstbeherrschung in ihrem persönlichen Leben.
  • „treu in allem“
    Sie ist vertrauenswürdig in Dingen, die die Versammlung betreffen.

Zwei weitere Dinge werden hinzugefügt

Vers 12

1Tim 3,12: Die Diener seien Mann einer Frau, die ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen; …

Zwei weitere Dinge werden im Zusammenhang mit dem Diakon/Diener hinzugefügt:

  • „Mann einer einzigen Frau“
    Wie der Aufseher soll auch er nicht in Vielehe leben.
  • „die ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen“
    Wie bei dem Aufseher ist es notwendig, dass der Diakon geordnete Familienverhältnisse und einen geordneten Haushalt hat. Herrschaft in dem Sinn, wie es hier verwendet wird, bedeutet nicht, dass er selbstherrlich ist, sondern vielmehr, dass er seine Stellung als Familienoberhaupt versteht und seine Verantwortung in dieser Stellung wahrnimmt, indem er seinen Haushalt in geordneter Weise führt und leitet.

Vers 13

1Tim 3,13: … denn die, die wohl gedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.

Wenn diese zeitliche Arbeit treu ausgeführt wird, wird der Diakon/Diener Möglichkeiten in anderen Bereichen des Dienstes erhalten – besonders im Zeugnis für das Evangelium. Sie „erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist“. Das geordnete Leben und die treue Arbeit eines Diakons/Dieners im Haus Gottes wird zu einem Zeugnis für alle, dass er jemand ist, dem man vertrauen kann. Indem er seine Gabe im Dienst des Wortes ausübt (wenn er eine solche Gabe haben sollte), verleiht das Zeugnis seines Lebens seinem Dienst Kraft. Dies wird im Leben von Stephanus und Philippus in Apostelgeschichte 7 bis 8 deutlich. Diese Männer waren Diakone in der Versammlung in Jerusalem (Apg 6,5 „Und die Rede gefiel der ganzen Menge; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien,“), und nachdem sie ihr Amt treu ausgeübt hatten, wurden sie mutig im Glauben und bezeugten den Herrn vor dem Sanhedrin (Apg 7) und in der Stadt Samaria (Apg 8). Stephanus hatte die Gabe zu lehren und Philippus war ein begabter Evangelist (Apg 21,8 „Am folgenden Tag aber zogen wir fort und kamen nach Cäsarea; und wir gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm.“). Die Ausübung ihrer geistlichen Gaben im Dienst sollte jedoch nicht mit ihrer örtlichen Aufgabe in der Versammlung in Jerusalem verwechselt werden; es handelt sich um zwei verschiedene Bereiche im Haus Gottes.

Der Zweck dieser Anleitung (V. 14-16)

Verse 14.15

1Tim 3,14.15: 14 Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.

Paulus hält dann inne, um Timotheus an den Grund zu erinnern, warum er diese Anweisungen aufgeschrieben und an ihn geschickt hatte. Er wollte sie Timotheus persönlich überbringen, aber er befürchtete, dass er aufgehalten werden würde. Durch die Vorsehung Gottes ist dieser inspirierte Brief durch die Zeit hindurch erhalten geblieben, damit die Kirche dieses Muster des Hauses Gottes hat – wofür wir sehr dankbar sind.

Wenn Timotheus die Gläubigen zu einem Verhalten anleiten sollte, das dem Haus angemessen war, brauchte er dieses Muster, an dem er sich orientieren konnte. Daher sagt Paulus: „wie man sich verhalten soll im Haus Gottes“. Indem er weiter sagt: „das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“, weist er darauf hin, dass die Kirche die Wahrheit bezeugen und auch eine Grundfeste für die Wahrheit sein soll:

  • Der „Pfeiler“ spricht von einem Zeugnis. (Ein Pfeiler, in dem Sinn, wie er hier verwendet wird, ist nicht etwas, was ein Gebäude stützt, sondern ein Denkmal, das für bestimmte Dinge oder Tatsachen Zeugnis ablegt; 1Mo 31,44-48 (44) Und nun komm, lass uns einen Bund schließen, ich und du, der zum Zeugnis sei zwischen mir und dir! (45) Und Jakob nahm einen Stein und richtete ihn als Denkmal auf. (46) Und Jakob sprach zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Und sie nahmen Steine und errichteten einen Haufen und aßen dort auf dem Haufen. (47) Und Laban nannte ihn Jegar Sahaduta, und Jakob nannte ihn Galed. (48) Und Laban sprach: Dieser Haufen sei heute ein Zeuge zwischen mir und dir! Darum gab man ihm den Namen Galed“; 2Mo 24,4 „Und Mose schrieb alle Worte des HERRN nieder. Und er machte sich frühmorgens auf und baute einen Altar unten am Berg und zwölf Gedenksteine nach den zwölf Stämmen Israels.“; 5Mo 12,3 „und ihr sollt ihre Altäre niederreißen und ihre Bildsäulen zerbrechen und ihre Ascherim mit Feuer verbrennen und die geschnitzten Bilder ihrer Götter umhauen; und ihr sollt ihre Namen aus jenem Ort vertilgen.“ usw.). In diesem Sinn soll die Kirche Zeugnis für die Wahrheit ablegen, indem sie im Dienst eine gesunde Lehre aufrechterhält.
  • Eine „Grundfeste“ ist eine Stütze. In diesem Sinn hat die Kirche die Aufgabe, die Wahrheit durch Gott wohlgefälliges Verhalten zu unterstützen. Ein Gott wohlgefälliges christliches Leben gibt der Botschaft der Gnade, die wir in dieser Welt verkünden, Kraft und Halt.

Das zeigt: Die Wahrheit soll nicht nur lehrmäßig im öffentlichen Dienst dargelegt werden, sondern sie soll auch im Wandel und in der Lebensweise derer, die das Haus bilden, zum Ausdruck kommen. Die Kirche ist also Gottes Gefäß zum Zeugnis in der Welt; sie soll die Wahrheit verkünden und vor der Welt darstellen. Wenn wir Teile der Wahrheit aufgeben, versagen wir in unserem Zeugnis, und wenn unser Wandel mangelhaft ist, versagen wir darin, eine Stütze zu sein. Leider ist genau das in der Geschichte der Kirche geschehen.

Denken wir also daran, dass die Kirche, die als Gottes Haus betrachtet wird, diejenige ist, die die Wahrheit fördert und unterstützt. Sie ist keine gesetzgebende Lehrinstanz der Wahrheit, so wie die römische Kirche behauptet; sie wird von Propheten und Lehrern in der Wahrheit unterrichtet und ist dafür verantwortlich, diese zu bewahren und zu praktizieren.

Das Geheimnis der Gottseligkeit

Vers 16

Bezeichnenderweise stellt Paulus, wenn er Timotheus sagt, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll, keine ausgefeilten Regeln auf, die er befolgen soll, sondern stellt ihm Christus vor Augen. Er sagt:

1Tim 3,16: Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

Wenn wir also wissen wollen, wie wir uns im Haus Gottes verhalten sollen, müssen wir auf Christus schauen. Er hat sich in seinem Leben stets richtig verhalten.

Beachte: Paulus spricht hier nicht vom Geheimnis Gottes (Off 10,7 „sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, ist auch das Geheimnis Gottes vollendet, wie er seinen Knechten, den Propheten, die gute Botschaft verkündigt hat.“), auch nicht vom Geheimnis der Person Christi (Mt 11,27 „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.“), auch nicht vom Geheimnis Christi und der Kirche (Eph 5,32 „Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung.“), sondern vom „Geheimnis der Gottseligkeit“. Dies ist das Geheimnis, durch das alle wahre Frömmigkeit hervorgebracht wird. In der Bibel ist ein „Geheimnis“ nicht etwas, was verdeckt und schwer zu verstehen ist, sondern ein göttliches Geheimnis, das bisher verborgen war und nun offenbart ist. Seit Christus in die Welt gekommen ist, ist dieses Geheimnis der Gottseligkeit für uns offenbart worden.

Das Geheimnis wahrer Gottseligkeit und allen richtigen Verhaltens liegt also in der Erkenntnis Gottes, die sich in der Person Christi offenbart. Christus wird uns in diesem Vers nicht nur als Vorbild, sondern auch als Gegenstand der Betrachtung vor Augen gestellt. Sein Leben ist nicht nur das Beispiel, sondern auch – wenn man darüber nachdenkt – die Kraft für ein christliches Leben. Die Kraft für einen gottwohlgefälligen Lebenswandel kommt nicht nur aus dem Wissen, wie sich der Herr Jesus in verschiedenen Lebenssituationen verhalten hat, sondern aus der Andacht über Ihn. Indem wir das tun, werden wir seinen Wegen nacheifern.

Paulus sagt, dass dieses Geheimnis „groß“ ist – nicht weil es so unklar wäre, sondern in seiner Bedeutung. Vers 16 ist eine komprimierte Zusammenfassung der Art und Weise, wie Gott sich in Christus offenbart hat. Es sind sechs Dinge:

  • „Er, der offenbart worden ist im Fleisch“
    Dies bezeugt die Gottheit und die Menschwerdung Christi. Wenn Paulus auf Christus hinweist, könnte man meinen, dass er sagen würde: „Seht Christus als euer Beispiel an“, oder etwas Ähnliches; stattdessen spricht er von Christus als Gott, der „im Fleisch offenbart“ wurde. Dies entspricht dem Thema des Hauses Gottes, das Gott in dieser Welt durch entsprechendes Verhalten offenbart. Das tat der Herr Jesus Christus in Vollkommenheit, als Er im Fleisch kam.

  • „gerechtfertigt im Geist“
    Jede Handlung in seinem Leben war etwas, was der Heilige Geist voll und ganz billigte und mit dem Er sich identifizierte, denn der Herr war vollkommen in all seinen Wegen.

  • „gesehen von den Engeln“
    Er war der Gegenstand und das Interesse der Engel, die jeden seiner Schritte von der Krippe bis zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt beobachteten.

  • „gepredigt unter den Nationen“
    Er ist zum Gegenstand des Zeugnisses des Evangeliums unter den Völkern geworden.

  • „geglaubt in der Welt“
    Viele haben in der Welt an Ihn geglaubt. Es heißt nicht, dass er von der Welt geglaubt wurde, sondern in der Welt, denn nicht alle haben dem Evangelium geglaubt (2Thes 3,2 „und dass wir errettet werden von den schlechten und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht aller Teil.“). Die Verkündigung war weltweit, aber die Aufnahme war nur teilweise.

  • „aufgenommen in Herrlichkeit“
    Dies bezieht sich auf seinen glorreichen Eingang in den Himmel.

Der Geist Gottes, die Engel und die Menschen haben also alle gesehen, wie der Herr Jesus Gott in der Welt offenbart hat. Es ist kein Wunder, dass Er in die Herrlichkeit aufgenommen wurde. Er ist unser Vorbild und der Gegenstand unserer Betrachtung, damit wir Gottes Charakter in der Welt offenbaren.

Leider ist dieses große Geheimnis der Gottseligkeit den Ungläubigen immer noch nicht bekannt; sie können die Quelle und die Kraft der christlichen Gottseligkeit nicht verstehen.


Quelle: The First Epistle of Paul to Timothy: The Order of God’s House
E-Book Version 1.5 (März 2019)

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Diese Übersetzung ist ein klarer Beweis dafür, dass die englische King-James-Version in den Händen des Klerus war, als sie übersetzt wurde, und dass die Übersetzer sie ein wenig beeinflusst haben. Die Verwendung des Wortes „Bischof“ im Text der KJV in 1. Timotheus 3,2 „Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig;“ ist ein weiteres Beispiel.

[2] Einheitsübersetzung, Luther-Übersetzung, Zürcher Übersetzung. Anstey führt an, dass die KJV-Übersetzung mit Bischof übersetzt.

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Hinweis der Redaktion:

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