Der erste Johannesbrief (3)
Kapitel 3

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, Online începând de la: 20.03.2022, Actualizat: 22.03.2022

Der Beweis der praktischen Gerechtigkeit (1Joh 2,29–3,10)

Vom Vater geliebt

Vers 1

Johannes schweift ein wenig ab, um zu erklären, woher die Kinder Gottes die moralische Kraft haben, Gerechtigkeit zu üben: Sie entsteht durch die Betrachtung der Liebe des Vaters. Deshalb lesen wir:

1Joh 3,1: Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.

In Johannes 3,16 geht Johannes auf das Maß der Liebe Gottes zu den Verlorenen ein; hier in 1. Johannes 3,1 geht er auf die Art und Weise der Liebe des Vaters zu seinen Kindern ein. Wir sind die Gegenstände seiner Liebe! Er möchte, dass wir diese wunderbare Tatsache nicht nur kennen, sondern sie auch genießen. In dem Bewusstsein zu leben, dass wir vom Vater vollkommen und ewig geliebt werden, ist eine starke Motivation, gerecht zu leben. In der Tat liebt Er uns genauso sehr wie seinen eigenen Sohn (Joh 17,23)!

So dear, so very dear to God,
More dear I cannot be;
The love wherewith He loves the Son,
Such is His love to me!
[1]

Diese Verbindung mit dem Vater und dem Sohn durch den Besitz des ewigen Lebens trennt uns moralisch von der Welt – die beiden sind einander diametral entgegengesetzt (1Joh 2,15.16). Die Welt kannte Christus nicht, als Er hier war (Joh 1,10); die Menschen waren so verblendet, dass sie dachten, Er hätte einen Dämon (Joh 8,48)! Und die Welt kennt auch die Kinder Gottes nicht. Johannes unterstreicht dies und sagt: „Darum kennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht kennt.“ Das bedeutet, dass wir nicht erwarten können, dass die Menschen dieser Welt unsere inneren Quellen und Motive für ein Leben für Christus und die Ausübung der Gerechtigkeit verstehen. Sich von den unsichtbaren himmlischen Wirklichkeiten leiten und beherrschen zu lassen, die die Zuneigung unseres Herzens gefangen genommen haben, ist für den Menschen dieser Welt ein vollständiges Geheimnis. Alle diese Wirklichkeiten sind ihr verborgen, denn die Quellen unseres Lebens sind „mit Christus in Gott verborgen“ (Kol 3,3).

Vers 2

Johannes fügt hinzu:

1Joh 3,2: Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

Unsere Beziehung zu Gott als seine „Kinder“ ist also nicht etwas, auf das wir warten – wir sind es „jetzt“. Körperlich sehen wir nicht anders aus als die Menschen dieser Welt, denn wir befinden uns noch in unserem „Leib der Niedrigkeit“, der die Zeichen des Alterns, der Krankheit, des Schmerzes, des Kummers usw. zeigt so wie bei allen Menschen (Phil 3,21). Aber wenn Christus aus dem Himmel erscheint, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten (Ps 97,13; Apg 17,31), werden wir mit Ihm kommen (Sach 14,5; 1Thes 3,13; 4,14; Jud 14; Off 19,14) und „ihm gleich“ in Herrlichkeit erscheinen (Phil 3,21; Kol 3,4; 2Thes 1,10). Dann wird die Welt erkennen, dass wir Kinder Gottes sind und dass wir vom Vater geliebt werden (Joh 17,23)!

Johannes sagt, dass unsere Gewissheit dieser Realität in der Tatsache besteht, dass „wir ihn sehen werden, wie er ist“. Dies wird bei der Entrückung geschehen, etwa sieben Jahre vor der Erscheinung Christi.

Beachte: Er sagt nicht, dass wir Ihn sehen werden, wie Er war, sondern wie Er ist. Wir werden Ihn also als verherrlichten Menschen sehen, und in diesem Moment werden wir augenblicklich in sein Ebenbild in Herrlichkeit verwandelt werden! Der Apostel Paulus sagt: „Wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen“ (1Kor 15,49). Diese wunderbare Verwandlung wird sich „in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune“ vollziehen (1Kor 15,52; 1Thes 4,16). Was für ein Augenblick wird das sein!

Vers 3

Johannes fährt nun fort, von der praktischen Wirkung zu sprechen, die diese Hoffnung (Christus zu sehen, wie Er ist) auf die Kinder Gottes hat:

1Joh 3,3: Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.

Das Wissen darum, dass wir bald Christus gleich sein werden (moralisch und physisch), bewirkt in uns die Übung, moralisch wie Er zu sein, während wir auf sein Kommen warten. Jeder wahre Gläubige, der diese Hoffnung vor Augen hat, „reinigt sich selbst“, indem er Dinge aus seinem Leben entfernt, die mit der Heiligkeit Gottes unvereinbar sind (2Kor 7,1; 1Pet 1,15.16). Der Maßstab, an dem wir uns bei dieser praktischen Reinigung unseres Lebens orientieren, ist die Reinheit Christi selbst: „wie er rein ist“. Er „kannte keine Sünde“ (2Kor 5,21), Er „tat keine Sünde“ (1Pet 2,22), und „Sünde ist nicht in ihm“ (1Joh 3,5). Beachte: Johannes sagt nicht, dass wir uns selbst reinigen sollen, wie Christus sich selbst gereinigt hat, denn Christus brauchte nie eine Reinigung – Er ist rein und könnte nicht reiner sein! Daher hat diese Hoffnung, wenn sie richtig verstanden wird, eine heiligende Wirkung auf den Gläubigen.

Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit

Vers 4

Während das wahre Kind Gottes daran zu erkennen ist, dass es in seinem Leben „die Heiligkeit vollendet“ (2Kor 7,1), während es auf die Ankunft des Herrn wartet, wird jemand, der sich nur dazu bekennt, ein Kind Gottes zu sein, sich nicht um so etwas kümmern. Es wird in seinem Leben offensichtlich sein. Dies war der Fall bei den gnostischen Lehrern. Sie gaben vor, höhere geistliche Erkenntnis zu haben, waren aber in Bezug auf die persönliche Heiligkeit recht nachlässig. Johannes definiert daher die wahre Natur der Sünde und entlarvt damit diese Scharlatane:

1Joh 3,4: Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.

Mit dieser Aussage spricht Johannes nicht von einem Gläubigen, der versagt hat, indem er eine Sünde begangen hat, sondern von einem Menschen, der die Sünde als charakteristisches Kennzeichen in seinem Leben „praktiziert“. Sein gesamter Charakter beweist, dass er kein wahres Kind Gottes ist, auch wenn er sich als solches ausgibt. […] Gesetzlosigkeit bedeutet, dass jemand seinen eigenen Willen unabhängig von Gott tut. Es ist die Ausübung des Eigenwillens.

Vers 5

1Joh 3,5: Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm.

Johannes ergänzt das glückliche Gegenmittel, dass Christus – obwohl wir gesündigt und die Herrlichkeit Gottes nicht erreicht haben (Röm 3,23) – „offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme“ und uns in eine Beziehung zu Gott bringt. Er kam, um die Frage der Sünde zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschheit zu regeln. Sein Sühnungswerk am Kreuz hat die Sünde vor Gott richterlich beseitigt (Heb 9,26), und an einem kommenden Tag wird Er jede Auswirkung der Sünde buchstäblich von dieser Welt wegnehmen und einen ewigen Zustand der Sündlosigkeit herbeiführen (Joh 1,29; Off 21,1-8). In der Zwischenzeit nimmt Er die Schuld der Sünde von denen weg, die an Ihn glauben, indem Er ihre Seelen rettet und ihr Gewissen reinigt (Heb 9,14). Wenn Johannes von Christus als dem großen Sündenträger spricht, ist er darauf bedacht, Ihn von allen anderen Menschen zu unterscheiden, indem er sagt: „Sünde ist nicht in ihm.“ Das bedeutet, Christus hatte keine gefallene Sündennatur wie andere Menschen; sein Wesen war (und ist) heilig (Lk 1,35).

Vers 6

Johannes zeigt uns nun Gottes einfachen Weg, wie wir nicht mehr sündigen müssen, nachdem unsere Sünden weggenommen worden sind,  als wir Christus als unseren Erlöser angenommen haben:

1Joh 3,6a: Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht.

In Christus zu bleiben bedeutet, in ständiger Gemeinschaft mit Ihm zu leben (Joh 15,4). Wir werden nicht sündigen, wenn wir in der Gegenwart des Herrn mit Ihm Gemeinschaft haben. Wie es seinem Stil entspricht, spricht Johannes in absoluten Worten – er gibt den Normalzustand der Kinder Gottes an. (Leider sündigen wir, wenn wir die Gemeinschaft mit Ihm verlassen.) Andererseits:

1Joh 3,6b: Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen noch ihn erkannt.

Johannes spricht hier von jemand, der in einem gewohnheitsmäßigen Zustand der Gesetzlosigkeit lebt, was der normale Zustand von Ungläubigen ist. Er sagt, dass so jemand den Herrn in Wirklichkeit überhaupt nicht kennt. Beachte: Johannes sagt nicht: „Wer eine Sünde begeht …“, denn er spricht nicht von einzelnen Sünden, sondern von der gewohnheitsmäßigen Lebenshaltung eines Menschen.

Die beiden Naturen im Kontrast (1Joh 3,7-10)

Verse 7.8a

Wegen der Gegenwart der Sünde und der sündigen Menschen in dieser Welt ermahnt Johannes die Kinder Gottes, sich in Acht zu nehmen vor den Täuschungen der Irrlehrer, die nach Gelegenheiten suchten, sich unter die Gläubigen einzuschleichen und sie zu „verführen“. Um ihnen zu helfen, diese falschen Arbeiter zu erkennen, gibt Johannes eine kurze Abhandlung über die grundlegenden Kennzeichen der beiden Naturen – die alte Natur, die wir bei der natürlichen Geburt durch unsere Eltern geerbt haben (Ps 51,7), und die neue Natur, die uns Gott bei der neuen Geburt verliehen hat (Joh 3,3-8). Er betrachtet diese beiden Naturen nicht in einer Person (d.h. einem Gläubigen), sondern abstrakt – durch das, was Gläubige und Ungläubige kennzeichnet.

Er gibt uns einen einfachen Test an die Hand, mit dem jeder Anspruch, dass jemand die göttliche Natur besitzt, geprüft werden kann. Dieser lautet:

1Joh 3,7.8a: 7 Kinder, dass euch niemand verführe! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. 8 Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an.

Man kann also die Wahren von den Falschen unterscheiden, indem man die gewohnheitsmäßige Praxis ihres Lebens betrachtet, denn die „Praxis“ eines Menschen wird seinen Charakter offenbaren. Der Wahre wird Gerechtigkeit praktizieren und der falsche Bekenner wird die Sünde (Gesetzlosigkeit) praktizieren; dadurch wird sein wahrer Charakter offenbart werden. Dies zeigt, dass der Besitz der neuen Natur nicht durch das Bekenntnis eines Menschen bewiesen wird, sondern durch die Art und Weise, wie er in der Praxis handelt. Wir dürfen also nicht naiv sein und uns von einer beiläufigen Bemerkung eines Menschen täuschen lassen, die so klingt, als ob er an Christus glaubt. Seine wahre Identität wird sich am Charakter seines Lebens zeigen.

Wenn ein Mensch in seinem Charakter von der Sünde geprägt ist und sie praktiziert, ist es klar, dass er „aus dem Teufel“ ist. Der Teufel zeichnet sich durch gesetzlose Rebellion gegen Gott aus und hat „von Anfang an“ Sünde praktiziert. Der Anfang, von dem Johannes hier spricht, kann nicht der Anfang des Satans als Geschöpf sein. Wäre das der Fall, könnte man Gott vorwerfen, ein böses Geschöpf erschaffen zu haben, was aber nicht zutrifft. Gott hat Satan nicht als Teufel erschaffen, sondern er wurde es durch seine Rebellion. Johannes bezieht sich auf den Anfang (den Ursprung) der Sünde im moralischen Universum, der mit Satans Auflehnung gegen Gott begann (Hes 28,11-19). Manche meinen, die Sünde habe mit Adams Sündenfall (1Mo 3) begonnen, weil es in Römer 5,12 heißt: „Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod.“ Dieser Vers bezieht sich jedoch nicht auf den Eintritt von Sünde und Tod in die Urschöpfung, sondern auf den Eintritt von Sünde und Tod in das Menschengeschlecht (die adamitische Welt). Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass es die Sünde erst gab, als Adam fiel. Satan und seine Engel fielen, bevor Adam fiel, und sind eindeutig die ersten Sünder. Dass Satan schon vor Adam ein Sünder war, zeigt sich daran, dass er im Garten Eden sündig wirkte und die Frau belog und verführte, bevor sie und ihr Mann gesündigt hatten. In Römer 5,12 zeichnet Paulus den Eintritt der Sünde in das Menschengeschlecht nach, während Johannes den ganzen Weg bis zum Ursprung der Sünde zurückführt.

Vers 8b

1Joh 3,8b: Hierzu ist der Sohn Gottes offenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte.

Der Teufel hat in den Herzen der Menschen durch die alte sündige Natur gewirkt und die Menschen mit Unglauben und Gesetzlosigkeit erfüllt. Der Herr ist gekommen, um diese bösen Werke in den Herzen der Menschen zu „vernichten“, indem Er denen, die an Ihn glauben, das ewige Leben schenkt (Joh 10,10).

Vers 9

Diejenigen, die glauben, können ein sündloses Leben jenseits des bösen Einflusses des Teufels führen, denn:

1Joh 3,9: Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.

Viele aufrichtige Gläubige sind durch diesen Vers beunruhigt. Sie verstehen den abstrakten Schreibstil des Johannes nicht und kommen zu dem Schluss, dass sie nicht wiedergeboren sein können, wie sie dachten, weil sie gesündigt haben, nachdem sie Christus angenommen hatten. Dieser Vers bedeutet jedoch nicht, dass ein Gläubiger nicht mehr sündigen könnte.

Das Wort des Johannes in 1. Johannes 2,1 wäre sinnlos, wenn dies der Fall wäre. Er weist dort darauf hin, dass ein Gläubiger sündigen kann, wenn er nicht achtsam ist. Johannes will damit sagen, dass die neue Natur in einem Gläubigen, die er durch die Wiedergeburt erhalten hat, nicht sündigen kann. Das bedeutet, dass wir nicht sündigen werden, wenn wir nach den Bedürfnissen und Wünschen unserer neuen Natur leben. Er betrachtet den Gläubigen also als vollständig mit der neuen Natur identifiziert.

Vers 10

Johannes fasst dann die grundlegenden Kennzeichen der beiden Naturen zusammen:

1Joh 3,10: Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt.

Aus moralischer und geistlicher Sicht zeichnet Johannes zwei Geschlechter unter den Menschen nach: die, die „Kinder Gottes“ sind (Joh 1,12.13), und die, die „Kinder des Teufels“ sind (Mt 13,25; Joh 8,44; Apg 13,10). Es handelt sich um zwei verschiedene Familien, die jeweils einen Charakter haben, der eine moralische Ähnlichkeit mit dem Vater aufweist. Die eine Familie ist „von“ Gott und die andere ist „vom“ Teufel.

Nachdem Johannes in Vers 7 gesagt hat, dass ein Mensch, der gewohnheitsmäßig Gerechtigkeit übt, deutlich zeigt, dass er gerecht ist, schließt er hier in Vers 10 mit dem Gegenteil ab: Ein Mensch, der gewohnheitsmäßig „nicht Gerechtigkeit tut“, zeigt, dass er nicht aus Gott ist. Moralisch gesehen hat er dieselbe Natur wie der Teufel, und in diesem Sinn ist er ein Kind des Teufels. Viele solcher Menschen leben vielleicht nicht gerade ein unverschämt böses Leben, aber sie üben sich nicht in der „Gerechtigkeit“ und sie haben auch keine göttliche „Liebe“ in sich.

Der Beweis der Liebe (1Joh 3,11-23)

Verse 11.12

Nachdem Johannes in Vers 10 die „Liebe“ erwähnt hat, geht er in den folgenden Versen auf dieses wesentliche Kennzeichen der göttlichen Natur ein. Sie ist der zweite große Beweis dafür, dass ein Mensch göttliches Leben besitzt. Er sagt:

1Joh 3,11.12: 11 Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; 12 nicht wie Kain aus dem Bösen war und seinen Bruder ermordete; und weshalb ermordete er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.

Liebe zu den Brüdern

Das alte Gebot, das in gewissem Sinn neu ist (1Joh 2,7.8), nämlich „einander zu lieben“, wird als Beweis für das göttliche Leben wieder aufgegriffen. Wie die praktische Gerechtigkeit, so ist auch die Liebe im Leben des Herrn Jesus vollkommen zum Ausdruck gekommen. Kain wird als Kontrast zu diesen beiden Dingen dargestellt. Er zeigte Gesetzlosigkeit und Hass – die beiden entgegengesetzten Eigenschaften von Gerechtigkeit und Liebe. Er tötete seinen Bruder, weil Gott das Opfer seines Bruders annahm und seins nicht. Gottes Anerkennung für Abel weckte in Kains Herz einen eifersüchtigen Hass, der ihn dazu brachte, seinen Bruder zu ermorden. Das zeigt, wozu unkontrollierter Hass führen kann.

Vers 13

Johannes erinnert uns dann daran, dass wir, wenn wir diese beiden Kennzeichen der göttlichen Natur offenbaren – was wir tun werden, wenn wir wirklich Kinder Gottes sind –, den Hass der Welt auf uns ziehen werden. Deshalb sagt er:

1Joh 3,13: Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst.

Das sollte kein Kind Gottes überraschen; der Herr warnte die Jünger davor (Joh 15,18-16,4). Die bösen Prinzipien, die sich zuerst in Kain manifestierten, prägen seither den Lauf der Welt.

Vers 14

1Joh 3,14: Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben; wer [den Bruder] nicht liebt, bleibt in dem Tod.

Angesichts des Hasses der Welt wissen wir, dass wir „aus dem Tod in das Leben übergegangen sind“ (Joh 5,24), weil wir die Brüder lieben. Das Wirken der göttlichen Liebe ist der praktische Beweis für das göttliche Leben. Wenn dagegen ein Mensch, der sich als Kind Gottes bekennt, seine Mitbrüder nicht liebt, beweist er, dass er in Wirklichkeit kein Kind Gottes ist, er „bleibt in dem (moralischen) Tod“.

Verse 15.16

Johannes stellt dann dem extremen Beispiel des Hasses das größte Beispiel der Liebe gegenüber, indem er schreibt:

1Joh 3,15.16: 15 Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder, und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich bleibend hat. 16 Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.

Hass führt zu Mord, aber Liebe führt zur Selbstaufgabe für das Wohl anderer. Das Opfer Christi ist das vollkommene Beispiel für Letzteres: „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). Beide Handlungen, sowohl die des extremen Hasses als auch die der extremen Liebe, führten zum Tod! Aber aus völlig unterschiedlichen Motiven: der eine aus Gewalt, der andere aus reinem Gehorsam. Johannes sagt, dass derselbe Ausdruck der Liebe bei den Kindern Gottes zu sehen sein sollte, weil sie dasselbe göttliche Leben besitzen. Wenn wir wahre Gläubige sind, wird sich unsere Liebe in der Tat ausdrücken. Wir werden „einander aus Liebe dienen“ (Gal 5,13) und „unser Leben hingeben“, um unseren Geschwistern zu dienen. Praktische Liebe ist ein echter Beweis dafür, dass wir wahre Gläubige sind.

Vers 17

Im Gegensatz dazu sagt Johannes:

1Joh 3,17: Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?

Jemand, der bekennt, göttliches Leben zu haben, aber seinem Bruder gegenüber keine Liebe und kein Erbarmen zeigt – wenn dies zur Gewohnheit in seinem Leben gehört –, beweist, dass er kein wahres Kind Gottes ist.

Vers 18

Da Johannes die Arglistigkeit des menschlichen Herzens kennt (Jer 17,9), warnt er uns davor, unsere Liebe nur oberflächlich auszudrücken (vgl. Jak 2,15.16). Denn er sagt:

1Joh 3,18: Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.

Auch die Apostel Paulus und Petrus ermahnen die Gläubigen zu diesem Ziel (Röm 12,9; 1Pet 1,22). Das zeigt, dass Gott Echtheit in seinem Volk will.

Freimütigkeit im Gebet

 Verse 19-22

1Joh 3,19-22: 19 Und hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und werden vor ihm unser Herz überzeugen – 20 dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt. 21 Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, 22 und was irgend wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.

Johannes spricht hier ausschließlich zu Gläubigen und zeigt auf, dass wir durch echte Liebe zu unseren Geschwistern eine persönliche Bestätigung in unserer Seele haben, dass wir „aus der Wahrheit“ sind. Und weil das so ist, haben wir Vertrauen in der Gegenwart Gottes, um freimütig unsere Bitten im Gebet vorzubringen. Die Gewissheit, von der Johannes hier spricht, ist nicht die Gewissheit des ewigen Heils unserer Seele, sondern die Gewissheit, dass unsere Gebetsanliegen erhört werden.

Johannes fügt eine wichtige Bedingung hinzu, die nicht übersehen werden darf: „wenn unser Herz uns nicht verurteilt“. Das zeigt: Wenn wir uns im Gebet an Gott wenden, müssen wir ein gutes Gewissen haben. Das bekommen wir, indem wir uns selbst richten und unsere Sünden bekennen (1Kor 11,31; 1Joh 1,9). Wenn wir etwas auf dem Gewissen haben, was wir nicht bekannt haben, wird unser Herz uns verurteilen und wir werden dieses Vertrauen nicht haben. Unter der Voraussetzung, dass wir uns selbst gerichtet haben, was der normale christliche Zustand ist, haben wir die Gewissheit, dass wir alles, „was irgend wir erbitten, empfangen“. Das ist das Ergebnis unseres gewohnheitsmäßigen Wandels in der Gemeinschaft mit Ihm. Die Wünsche unseres Herzens werden durch seinen gesegneten Einfluss und den Genuss der Dinge, an denen Er sich erfreut, geformt (Ps 36,9), und deshalb bitten wir nur um die Dinge, die zur Erfüllung dieser göttlichen Wünsche beitragen. Wenn wir in seiner Gegenwart leben, legt Er uns die Dinge, die Er tun will, aufs Herz, und wir bitten um diese Dinge und sie werden uns gewährt. Wir erhalten „alles, was irgend wir erbitten“, weil wir nach dem Willen Gottes bitten (1Joh 5,14.15). Unser Vertrauen in seine Gegenwart ist das Ergebnis unseres Gehorsams – wir „halten seine Gebote“ und „tun das vor ihm Wohlgefällige“. Christus als abhängiger Mensch auf der Erde ist ein lebendiges Beispiel dafür. Er tat immer das, was seinem Vater gefiel (Joh 8,29), und Er betete immer in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und wurde „um seiner Frömmigkeit willen erhört“ (Heb 5,7).

Vers 23

Johannes hat bereits von den Geboten des Herrn (Plural) gesprochen; jetzt spricht er von einem „Gebot“ (Singular). Es lautet:

1Joh 3,23: Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er uns ein Gebot gegeben hat.

Wir sehen hier zwei wesentliche Elemente der neuen Natur: Glaube und Liebe. Diese Dinge werden in jedem Gläubigen sichtbar, wenn auch manchmal nur schwach. Jemand, der kein wahres Kind Gottes ist, wird diese Dinge nicht in seinem Leben zeigen.

Der Beweis, dass der Heilige Geist in uns wohnt (1Joh 3,24–4,6)

Vers 24

Als dritten Beweis dafür, dass jemand die göttliche Natur besitzt, spricht Johannes von der Gegenwart des Heiligen Geistes im Gläubigen, durch den Gott selbst in uns wohnt. Er sagt:

1Joh 3,24: Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt, durch den Geist, den er uns gegeben hat.

Hier gibt es zwei Arten des Bleibens:

  • Unser Bleiben in Ihm: Das ist eine praktische Sache, die mit der innigen Gemeinschaft mit Ihm zu tun hat. Wie Johannes hier andeutet, ist dies das Ergebnis des persönlichen Gehorsams – das Halten seiner Gebote (Joh 14,21.23; 15,4).
  • Sein Bleiben in uns: Das ist etwas Dauerhaftes, das sich daraus ergibt, dass wir die göttliche Natur haben (Joh 14,20).

Beide Aspekte des Bleibens sind eine Folge der Gegenwart des Heiligen Geistes in uns. Dies ist also ein weiterer Beweis, an dem sich jede Behauptung, ein Kind Gottes zu sein, überprüfen lässt. Jemand, der kein wahres Kind Gottes ist, wird nicht die innewohnende Gegenwart des Heiligen Geistes haben. Folglich wird er weder in der Gemeinschaft mit dem Herrn bleiben noch wird er Gottes bleibende Gegenwart in sich haben. Das wird sich in seinen Handlungen zeigen.


Quelle: The First Epistle of John: The Characteristics of Life Eternal in the Children of God in Times of Apostasy
E-Book Version 1.4. 2019

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Aus dem Lied „A mind at perfect peace with God“, Hymns for the Little Flock, Nr. 27.


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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