Drei junge Männer, die gefallen sind (3)
Mephiboseth

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 05.02.2024

Leitvers: 2. Samuel 4,4

2Sam 4,4: Jonathan, der Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an den Füßen lahm war. Er war fünf Jahre alt, als die Nachricht von Saul und Jonathan aus Jisreel kam; da nahm seine Amme ihn auf und floh. Und es geschah, als sie ängstlich floh, dass er fiel und lahm wurde; und sein Name war Mephiboseth.

Einleitung

Hier haben wir einen dritten jungen Menschen, der zu Fall kam: Mephiboseth.  Dies ist vielleicht der traurigste Fall von allen, denn es war wohl kaum seine Schuld.  Er wurde in die Hände einer unvorsichtigen Person gegeben, die ihn zu Fall brachte.  Manchmal lässt sich der Fall eines jungen Menschen bis zu einem gewissen Grad auf diejenigen zurückführen, die sich um ihn gekümmert haben. In Mephiboseths Fall war es seine „Amme“, die ihn zu Fall brachte.

Dieser Abschnitt warnt uns vor der Gefahr, die darin besteht, unsere Kinder Babysittern anzuvertrauen, die vielleicht nicht die gleiche Sorgfalt und die gleichen Prinzipien haben wie wir. Lasst uns als Eltern vorsichtig sein, wem wir unsere Kinder anvertrauen; sie könnten sie verderben und sie auf irgendeine Weise „lahm“ in ihrem Leben machen.

Vorstellung von Dingen, die unsere Kinder zum Straucheln bringen

Aber wir wollen mit dem Finger nicht nur auf die zeigen, bei denen wir unsere Kinder lassen; wir als Eltern sind wahrscheinlich die größten Übeltäter in diesem Bereich. Was ich damit sagen will: Oft sind wir diejenigen, die unsere Kinder zu Fall bringen – mehr noch als jeder Babysitter! Wir können unsere Kinder durch das, was wir in unserem Leben tun und zulassen, zum Straucheln bringen, und das tun wir auch oft.  Das ist eine ernste Sache.  Wir können sie zu Fall bringen, indem wir Dinge in ihr Leben einführen, die sie später überrumpeln und ins Straucheln bringen. Das klassische Beispiel ist Abraham, der Lot nach Ägypten mitnahm. Lot kam auf den Geschmack Ägyptens, den er nie wieder loswurde, und deshalb fällte er in seinem Leben Entscheidungen, die ihn schließlich dazu brachten, nach Sodom zu gehen (1Mo 13,10.11). 

Eines Nachts bekam ein christliches Ehepaar einen Anruf von der Stadtpolizei. Sie wurden gebeten, in die städtische Leichenhalle zu kommen, um eine Leiche zu identifizieren: die Leiche ihrer eigenen Tochter, die gerade bei einem Autounfall gestorben war!  Wie würdet ihr euch bei einem solchen Anruf fühlen?  Als sie dort ankamen, wurde ihnen gesagt, dass das Mädchen unter Alkoholeinfluss gestanden hatte. Sie war betrunken gewesen.

Als die Eltern nach Hause kamen, waren sie natürlich am Boden zerstört. Viele Gedanken gingen ihnen durch den Kopf. Wie war ihre Tochter an Alkohol gekommen, obwohl sie noch nicht volljährig war?  Und warum sollte sie so etwas tun? Der Vater wiederholte immer wieder, dass er denjenigen, der seiner minderjährigen Tochter Alkohol gegeben hatte, gerne finden würde; er wollte ihn in die Finger bekommen. Und du kannst dir vorstellen, wie er sich fühlte. Da er nicht schlafen konnte, schritt der Mann auf dem Boden seines Hauses umher. Und er dachte, dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.  Also dachte er, es sei besser, einen kleinen Schluck Schnaps oder Whisky zu trinken oder was auch immer er im Haus hatte. Er war ein aufrechter Christ, der nichts gegen das Trinken einzuwenden hatte; er war immer vorsichtig damit umgegangen und hatte es sich nie erlaubt, beschwipst zu werden. Er ging also zu seinem Schnapsschrank, und siehe da, die Flasche war weg!  Aber er sah dort einen Zettel, auf dem stand: „Papa, wir haben deine Flasche für die Abschlussfeier mitgenommen. Wir werden dir das Geld geben, um sie später zu ersetzen.“ Der Zettel war von seiner Tochter unterschrieben! 

Was für eine Lektion, die dieser Mann lernen musste. Er suchte nach demjenigen, der seiner Tochter Alkohol gegeben hatte, und es stellte sich heraus, dass er es selbst war! Weil er Alkohol im Haus hatte, ermöglichte er seiner Tochter, sich zu betrinken. 

Liebe Eltern, seid nicht so naiv zu glauben, dass eure jungen Leute, wenn sie trinken, dies zu medizinischen Zwecken tun. Jetzt werdet ihr vielleicht sagen: „Wenn sie es wollen, werden sie es sich sowieso besorgen.“ Ja, aber wollt ihr zu Protokoll geben, dass ihr diejenigen wart, die ihren Sturz ermöglicht haben? Ich erwähne dies als ein Beispiel dafür, wie wir unsere eigenen Kinder, die wir sehr lieben, zu Fall bringen können. Seien wir vorsichtig mit dem, was wir in unseren Häusern zulassen.

Zum Unglück für Mephiboseth geschah dies alles zu einer Zeit, als es in Israel zu einer Spaltung kam. Er stammte aus der Familie von Saul, und es war ganz natürlich, dass seine Familie dem Haus Sauls folgte. Aber leider waren sie auf der falschen Seite. Mephiboseth war also ein junger Mensch, der in eine Spaltung des Volkes des Herrn hineingezogen wurde, ob er wollte oder nicht. Da er erst ein Kind war, war es nicht seine Schuld. 

Nun, liebe Geschwister, kommt euch das nicht bekannt vor? Gibt es heute nicht ähnliche Fälle im Volk des Herrn? Es gibt junge Menschen, die nicht mitbekommen haben, was unter den Brüdern passiert ist, und die von ihren irrenden Eltern in eine Spaltung hineingezogen wurden. Ihr Fall kann zurückgeführt werden auf ihre Eltern und auf diejenigen, die die geistliche Aufsicht über sie hatten. Es ist wirklich traurig.

Wie sollen wir uns nun gegenüber solchen Menschen verhalten? Ich glaube, dass die Schrift uns sagt, dass wir in solchen Fällen einen Unterschied machen sollen, denn die falsche geistliche Stellung, in die sie geraten sind, haben sie nicht selbst verschuldet (Jud 22).  Die Schrift weist darauf hin, dass die Kinder nicht für die Fehler ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden sollten (5Mo 24,16; 2Chr 25,4). Unser Herz sollte sich für solche Menschen öffnen. Wir sollten versuchen, den unglücklich Betroffenen bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu helfen. Und genau das ist es, was David in 2. Samuel 9 tut.  Wenn wir dieses Kapitel aufschlagen, sehen wir, dass David den unschuldigen Opfern des Hauses Sauls nachging und ihnen Güte erwies. Er fand Mephiboseth an einem Ort der Isolation – in Lodebar.  Er war schon seit zwanzig Jahren dort! Davids Herz schlug für ihn, und er ließ Mephiboseth holen und nach Jerusalem (dem göttlichen Mittelpunkt) bringen, wo er an der Tafel des Königs essen durfte.

Die wesentliche Lehre dieses Abschnitts

Das ist lehrreich für uns, denn die meisten denken, dass die Geschichte von Mephiboseth ein Bild für die Gnade Gottes ist, die sich im Evangelium an die Sünder wendet. Aber das ist eine sekundäre Anwendung.  Die primäre Lehre in diesem Abschnitt ist die Arbeit, sich um diejenigen zu kümmern, die vom Weg abgekommen und vielleicht durch die Fehler anderer geschädigt worden sind. Dabei müssen wir jedoch vorsichtig sein, denn Menschen im Namen des Herrn zu versammeln, ist nicht unser Werk – es ist das Werk des Geistes Gottes (Mt 18,20; Lk 22,10). 

Wenn sich nun diese Personen, die bei einer Trennung weggenommen wurden, als intelligente Verfechter der Fehler ihrer Eltern erweisen – und wir haben solche gesehen –, dann ist das eine ganz andere Sache.  Wenn sie verstehen, was geschehen ist, und immer noch glauben, dass die Position ihrer Eltern richtig ist, und sie diese aktiv unterstützen, dann müssen wir uns zurückhalten. Ihr Wille ist am Werk, und sie verstricken sich in dieselbe Sünde wie ihre Eltern. In Josua 7,24.25 wird darauf hingewiesen, dass solche Personen demselben Gericht unterworfen werden sollten wie ihre Eltern.  Achan wurde für seine Sünde verurteilt, und auch seine Kinder wurden an diesem Tag verurteilt. Das ist kein Verstoß gegen 5. Mose 24,16, wo es heißt, dass die Kinder nicht für die Sünde ihrer Eltern sterben sollen; es geschah, weil sie aktiv an der Sünde ihrer Eltern beteiligt waren. Die Schrift sagt, dass Achan nicht allein in seiner Schuld war (Jos 22,20).  Damit kommen wir wieder auf das zurück, was ich vorhin gesagt habe: Es braucht in jedem Fall Unterscheidungsvermögen. 

Bei Mephiboseth gab es eine schöne Wiederherstellung; er „wohnte in Jerusalem“ und „aß beständig am Tisch des Königs“ (2Sam 9,13). In diesen Dingen wurde er später in seinem Leben durch den Aufstand Absaloms auf die Probe gestellt.  Es kam zu einer weiteren Spaltung in Israel, und viele wandten sich Absalom zu, aber Mephiboseth blieb treu (2Sam 19,24-30). Er hatte einige wertvolle Lektionen gelernt. Manchmal schätzen diejenigen, die in die Spaltung hineingezogen und wiederhergestellt wurden, den Ort mehr als diejenigen, die die ganze Zeit dabei waren.

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Aus einem Vortrag vom 23. Juni 2007 in Walla Walla, WA
„Three young men who had a fall – Why we fall & how we should treat the fallen“
Quelle: www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Konstantin Stopp

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