Der Jakobusbrief (3)
Kapitel 3

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, Online începând de la: 15.05.2021

Der Glaube wird sich in dem zeigen, was wir sagen (V. 1-18)

Der Gebrauch und Missbrauch der Zunge

Ein weiterer Bereich, in dem diese jüdischen Gläubigen dazu neigten, dass ihnen die „Grabtücher“ des Judentums anhafteten, war ihre Haltung der Überlegenheit gegenüber solchen aus den Nationen. Das war ihnen über viele Jahrhunderte hinweg eingeimpft worden. Es ist durchaus verständlich, dass sich so etwas entwickeln konnte; als Israeliten waren sie Gottes „auserwähltes“ Volk (5Mo 7,6; 14,2) und wurden von Gott den anderen Nationen gegenüber bevorzugt (5Mo 28,9-13; 32,8-14) – und ihr nationaler Stolz offenbarte sich in dieser Sache. Die Tendenz dieser bekehrten Juden war, diesen Geist mit in die christlichen Reihen zu bringen. Dieser Geist äußerte sich, wenn er nicht unterdrückt wurde, durch Sünden, die mit „der Zunge“ begangen wurden. Das war besonders dann der Fall, wenn abfällige Bemerkungen gegenüber Gläubigen aus den Nationen gemacht wurden, die gerade gerettet und der christlichen Gemeinschaft hinzugefügt worden waren. Es ist unnötig, zu sagen, dass dies der Gemeinschaft der Heiligen schadete und zu „bitterem Neid und Streitsucht“ unter den Brüdern führte (Jak 3,14-16). Etwas noch Ernsteres lag an der Wurzel dieses Problems; es war offensichtlich geworden, dass einige der Juden, die sich zum Glauben an den Herrn Jesus Christus bekannten, überhaupt nicht gerettet waren – sie waren nur bekennende Gläubige [hatten also kein Leben aus Gott]. So war es kein Wunder, dass solche Leute keine Skrupel hatten, mit beleidigenden Äußerungen Streit zu schüren.

In vielerlei Hinsicht ist unsere Sprache [unsere Ausdrucksweise] ein Gradmesser dafür, wer wir wirklich sind; sie offenbart unseren geistlichen Zustand. Was du bist, wird unweigerlich durch das offenbart, was du sagst. Das mag nicht in jedem Fall so sein (Ps 55,22), aber normalerweise wird das, was im Herzen ist, auch aus dem Mund kommen. Es wurde gesagt, dass die Zunge eine „Verräterin des Herzens“ ist. Salomo mahnt uns: „Wenn du Böses ersonnen hast: Die Hand auf den Mund!“ (Spr 30,32). Warum? Weil das, was wir „ersonnen“ haben, wahrscheinlich auch aus unserem Mund herauskommen wird – wenn es nicht im Herzen verurteilt wird. Daher verraten wir uns selbst durch das, was aus unserem Mund hervorkommt. Der Herr Jesus lehrte: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34).

Da die Zunge ein sehr ehrliches Spiegelbild des inneren Menschen ist, benutzt Jakobus in diesem Kapitel die Zunge als einen weiteren Prüfstein für die Echtheit des Glaubens, den ein Mensch bekennt. Er fährt fort, die Nichtigkeit eines oberflächlichen Glaubens anzusprechen, der nicht die Beweise der Echtheit im Leben eines Menschen hervorbringt. Er möchte, dass seine Landsleute, die ein Glaubensbekenntnis an den Herrn Jesus abgelegt hatten, die Echtheit ihres Glaubens durch die Kontrolle ihrer Zungen bewiesen und so in glücklicher Gemeinschaft mit ihren Geschwistern lebten.

Vers 1

Leider gab es bei einigen dieser jüdischen Bekehrten ein unangemessenes Bestreben, sich als Lehrmeister gegenüber anderen aufzuspielen – besonders den gläubigen Nichtjuden gegenüber. Jakobus leitet damit seine Ausführungen über den Gebrauch und Missbrauch der Zunge ein. Er sagt:

Jak 3,1: Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil [Gericht] empfangen werden; …

Jakobus sprach nicht über den richtigen Gebrauch der Gabe des Lehrens, bei dem die Zunge benutzt wird, um die Heiligen in der Wahrheit zu erbauen, sondern über die Neigung des Fleisches, das sich daran erfreut, andere zu belehren. Es geht hier also nicht um einen Lehrer, der seine Gabe in Abhängigkeit vom Herrn ausübt, sondern um die Neigung, lehren zu wollen – es geht um die Sünde, den Lehrstuhl für sich zu beanspruchen.

Da sie Juden waren, kannten sie die Heilige Schrift [damals das Alte Testment] sehr genau; das gab ihnen einen deutlichen Vorteil gegenüber ihren nichtjüdischen Brüdern, die nicht so begünstigt waren. Aber das führte dazu, dass einige annahmen, dass ihnen unter ihren christlichen Brüdern eine Position des Respekts und der Vorrangstellung eingeräumt werden sollte, wie es unter den Rabbinern im Judentum üblich gewesen war. Es ist ein natürliches Verlangen des Fleisches, andere belehren und ihnen Vorschriften machen zu wollen und so eine Vorrangstellung unter den Menschen zu erlangen – aber leider schürt so etwas nur Groll und „bitteren Neid und Streitsucht“ (Jak 3,14). Im Judentum mag es bestimmte Positionen gegeben haben, die bewundert wurden, aber im Christentum sollte dafür kein Platz sein. Der Herr Jesus lehrte seine Jünger: „Ihr aber, lasst euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder“ (Mt 23,8).

Es ist notwendig, dass Gläubige einander belehren (1Tim 4,13), aber diejenigen, die lehren, müssen verstehen, dass eine größere Verantwortung auf all jenen liegt, die andere belehren. Jeder, der andere lehrt, sagt damit, dass er weiß, was sich für Christen geziemt, und deshalb ist er verpflichtet, sich entsprechend zu verhalten. Der Ausdruck „Urteil [Gericht]“, auf den sich Jakobus hier bezieht, betrifft den Aspekt der Erziehung in den Regierungswegen Gottes mit seinem Volk, solange es auf der Erde ist. Wenn unsere Wege dem Herrn nicht gefallen, werden wir seine Erziehung in unserem Leben erfahren. Er wird uns in Umstände bringen, die uns sein Urteil [seine Erziehungswege] spüren lassen (1Pet 1,16.17; 3,10-12). Diese Art von Gericht [oder Urteil] hat nichts mit der ewigen Errettung des Gläubigen in Christus zu tun.

Vers 2

Jak 3,2: … denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.

Jakobus geht vom Gebrauch der Zunge im Bereich des öffentlichen Lehrens zum Gebrauch der Zunge im allgemeinen Gespräch über. Was die Kontrolle der Zunge angeht, sagt er: „Wir alle straucheln oft.“ Wir alle wissen, wie es ist, die Klinge einer beleidigenden Bemerkung zu spüren, und doch haben wir alle schon einmal solche Bemerkungen selbst ausgesprochen (Spr 12,18). Indem Jakobus „wir“ sagt, zeigt er nicht mit dem Finger auf die Schuldigen, ohne sich selbst mit einzuschließen. Ein solcher Fall ereignete sich später im Leben von Jakobus, als er Paulus einen schlechten Rat gab, als dieser ein Gelübde ablegte und in den Tempel ging (Apg 21,18-25). Sogar Mose, der sanftmütigste Mann auf der ganzen Erde, vergriff sich auf diese Weise im Ton; er redete „unbedacht mit seinen Lippen“ (4Mo 12,3; 20,9-12; Ps 106,33). Salomo sagte: „Wer seinen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt seine Seele vor Bedrängnissen“ (Spr 21,23; 13,3). Deshalb müssen wir alle das Gebet Davids beten: „Setze, HERR, meinem Mund eine Wache, behüte die Tür meiner Lippen!“ (Ps 141,3).

Bruder William MacDonald sagte, dass, so wie ein Arzt in alten Zeiten den Gesundheitszustand eines Menschen zu prüfen pflegte, indem er seine Zunge untersuchte, wir oft den Zustand der Seele eines Menschen erkennen können, indem wir die Aktivität seiner Zunge überprüfen. Wie bereits erwähnt, ist die Zunge ein Gradmesser für das Herz. Kein Glied des menschlichen Körpers ist mehr bereit, den Impulsen der gefallenen sündigen Natur nachzugeben, als die Zunge. John Nelson Darby sagte treffend, die Regung der Zunge sei „die erste Kundgebung des Willens des natürlichen Menschen“[1]. Das gilt für einen Gläubigen ebenso wie für einen Ungläubigen, denn alle Menschen haben eine gefallene sündige Natur.

Da die Sünden der Zunge die häufigsten und die am schwierigsten zu beherrschenden Sünden sind, liegt das Maß für die Reife eines Christen in der Beherrschung seiner Zunge. Jakobus sagt: „Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann.“ Das Wort Vollkommenheit, wie es hier verwendet wird, bezieht sich auf die volle Wachstumsreife (Heb 5,14). Die Beherrschung der Zunge ist von größter Wichtigkeit für die Erhaltung des Friedens und der Einheit unter den Gläubigen. Wie bereits erwähnt, war dies eine ziemliche Prüfung für die gemischte Schar der bekennenden jüdischen Bekehrten wegen ihrer langen Geschichte von Vorurteilen gegenüber solchen aus den Nationen, mit denen sie nun berufen waren, gemeinsam voranzugehen.

Die Unbeherrschbarkeit der Zunge (V. 3.4)

Jakobus verwendet eine Reihe von Bildern aus der Natur, um den Gebrauch und Missbrauch der Zunge zu veranschaulichen. Die ersten beiden Bilder zeigen als Kontrast die Tatsache, dass die Zunge, obwohl sie ein sehr kleines Glied am Körper ist, sehr schwer zu kontrollieren ist.

Das Gebiss im Maul eines Pferdes

Vers 3

Jak 3,3: Siehe, den Pferden legen wir die Gebisse in die Mäuler, damit sie uns gehorchen, und lenken ihren ganzen Leib.

Ein „Gebiss“ im Maul eines Pferdes ist keine große Sache, dennoch steuert es die Richtung, in die ein Tier geht. Wer die Zügel am Gebiss hält, kann dem Pferd seinen Willen aufzwingen und die Richtung des Tieres steuern. Aber leider gilt das nicht, wenn es um die Zunge geht. Die Zunge ist ein sehr kleines Glied des Körpers, und doch haben wir die größten Schwierigkeiten, unsere Zunge zu kontrollieren.

Das Steuerruder eines Schiffes

Vers 4

Jak 3,4: Siehe, auch die Schiffe, die so groß sind und von heftigen Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder gelenkt, wohin [irgend] die Absicht des Steuermanns will.

Das Steuerungsinstrument im vorherigen Beispiel befand sich an der Vorderseite des Tieres, aber hier, im Fall des „Steuerruders“, befindet es sich an der Hinterseite des Schiffes. Ein Ruder ist nicht sichtbar und liegt hinter dem Schiff, dennoch ist es in der Lage, die Richtung des Schiffes zu steuern. Auch dies hängt ganz vom Willen der Person ab, die am Steuerruder steht. Obwohl dies für ein großes Schiff gilt, trifft es im Fall der Zunge nicht zu.

Die zerstörerische Natur der Zunge (V. 5.6)

Verse 5.6

Jak 3,5.6: 5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an! 6 Und die Zunge ist ein Feuer, die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge erweist sich unter unseren Gliedern als die, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf der Natur anzündet und von der Hölle angezündet wird.

Jakobus fährt fort, über den zerstörerischen Charakter der Zunge zu sprechen, wenn man ihr freien Lauf gewährt. Die ersten beiden Bilder weisen auf die Verantwortung des Besitzers und Benutzers der Zunge hin, aber dieses Bild („ein Feuer“) konzentriert sich auf die bösen Möglichkeiten dieses kleinen Gliedes und den Schaden, den es anrichtet, wenn es nicht kontrolliert wird.

Ein Funke entzündet einen verheerenden Waldbrand

Ein Funke ist sehr klein und doch kann er einen riesigen Waldbrand entfachen! Jakobus sagt: „Siehe, ein kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!“ Die verzehrende Natur eines Feuers wird im Buch der Sprüche verwendet, um die Zerstörung zu beschreiben, die die Zunge eines „Ohrenbläsers“ anrichten kann (Spr 26,20.21). Der Kinderreim: „Stöcke und Steine können mir die Knochen brechen, aber Worte werden mich nie verletzen [Sticks and stones can break my bones, but names will never hurt me]“, ist einfach nicht wahr. Worte verletzen Menschen (Spr 12,18; 18,8; 26,22 – „verwunden“). Verletzende, fleischliche Worte hinterlassen eine Spur der Zerstörung und Beleidigung. Sie reißen andere nieder und zerstören dabei persönliche Beziehungen, Ehen, Familien, Versammlungen usw. Wir täten gut daran, uns an das alte Sprichwort zu erinnern: „Wer mit dir über andere tratschen will, wird auch über dich mit anderen tratschen!“ Denn wenn ein Mensch seine Zunge in der einen Richtung nicht beherrschen kann, wird er sie auch in der anderen Richtung nicht beherrschen können.

Der verdorbene Charakter der Zunge (V. 7.8)

Der nächste Punkt, auf den Jakobus eingeht, ist der verunreinigende und verderbliche Charakter der Zunge. Sie ist nicht nur unkontrollierbar und zerstörerisch, sondern auch verdorben.

Verse 7.8

Jak 3,7.8: 7 Denn jede Natur, sowohl die der wilden Tiere als auch die der Vögel, sowohl die der kriechenden als die der Meerestiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Natur; 8 die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll von tödlichem Gift.

Eine unbezähmbare, giftige Bestie

In diesen Versen personifiziert Jakobus die menschliche Zunge als ein böses Tier, das anders ist als alle anderen Tiere. Er weist auf die Tatsache hin, dass es alle Arten von „wilden Tiere[n] als auch die der Vögel, sowohl die der kriechenden als die der Meerestiere“ gibt, die „gezähmt“ werden können. Im Gegensatz zu all diesen Tieren ist die menschliche Zunge ein Tier, das „keiner der Menschen bändigen“ kann. Diese Aussage scheint im Widerspruch zu Jakobus 3,2 zu stehen, dass ein vollkommener Mensch (ein gereifter Christ) in der Lage ist, seine Zunge zu zähmen. Es könnte sein, dass Jakobus hier in Vers 8 von einem Weltmenschen spricht, der nicht errettet ist.

Die Zunge ist „ein unstetes Übel“. Selbst das aufrichtigste Kind Gottes, das ein neues Leben und eine neue Natur hat, hat hier einen echten Kampf zu bestehen. König David wusste, was es heißt, zu kämpfen und diesen Kampf zu verlieren. Er sagte: „Ich sprach: Ich will meine Wege bewahren, damit ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorb verwahren, solange der Gottlose vor mir ist. Ich verstummte in Stille, ich schwieg vom Guten, und mein Schmerz wurde erregt. Mein Herz brannte in meinem Innern, bei meinem Seufzen entzündete sich Feuer; ich sprach mit meiner Zunge“ (Ps 39,2-4). Er war entschlossen, die Aktivität seiner Zunge zu zügeln, aber es dauerte nicht lange, bis dieses widerspenstige Glied hervorbrach und sich als unstetes Übel erwies.

Jakobus personifiziert die Zunge auch als ein giftiges Tier, das „voll … tödlichen Giftes“ ist. Wie giftig können Worte sein! Schon ein paar böse Worte können den Geist eines Zuhörers vergiften und jemand sehr schnell beeinflussen und verderben. Dieses hässliche kleine Biest liebt es, über jemand zu tratschen und ihn zu kritisieren usw. Es ist ein williges Werkzeug des Herzens, um Böses in Worte zu fassen (Mk 7,21-23).

Die Widersprüchlichkeit der Zunge (V. 9-12)

Verse 9-12

Jak 3,9-12: 9 Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Gleichnis Gottes geworden sind. 10 Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein. 11 Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere? 12 Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? Auch kann Salziges nicht süßes Wasser hervorbringen.

Jakobus weist auf eine weitere seltsame Anomalie im Zusammenhang mit der menschlichen Zunge hin: die Widersprüchlichkeit ihrer Handlungen. Er sagt: „Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen.“ Wir werden aufgefordert, die Widersprüchlichkeit zu bedenken, die darin besteht, dass Segen und Fluch „aus demselben Mund“ hervorströmen. Und doch ist es genau das, was wir Menschen tun. Jakobus verwendet zwei weitere Bilder aus der Natur, die uns lehren, dass dies „nicht so sein sollte“ (Jak 3,10; vgl. 1Kor 11,14). Solche Erscheinungen in der Natur verurteilen diese Widersprüchlichkeiten.

Eine Quelle, die Salz und frisches Wasser liefert

Er fordert uns auf, uns einen Brunnen vorzustellen, der gleichzeitig Salzwasser und Süßwasser hervorbringt. Er fragt: „Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere?“ So etwas gibt es in der Natur nicht, und doch ist dieses Paradoxon für die menschliche Zunge offensichtlich.

Ein Baum, der zwei Arten von Früchten hervorbringt

Wiederum stellt Jakobus die Frage, ob es in der Natur jemals so etwas gegeben hat, dass ein Baum zwei Arten von Früchten hervorgebracht hätte. „Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen?“ Seine Schlussfolgerung ist natürlich, dass die Zunge nicht widersprüchlich sein sollte.

Da unbekehrte Menschen Gott den Vater nicht preisen, spricht Jakobus hier offensichtlich von Gläubigen. Wie kommt es dann, dass dieses seltsame Phänomen bei Christen zu finden ist? Die Antwort ist, dass sie zwei Naturen besitzen. Sie haben die gefallene sündige Natur, aber da sie von neuem geboren sind, haben sie auch ein neues Leben. Wenn man die gefallene sündige Natur wirken lässt, dann wird die Zunge zu einem willigen Werkzeug des Fleisches. Aber wenn das neue Leben unter der Kontrolle des Heiligen Geistes handelt, dann wird die Zunge alle segnen und auferbauen, die ihr zuhören. Der Christ ist dafür verantwortlich, das Fleisch zu richten, damit nur das Gute zum Segen für andere hervortritt.

Der weise Umgang mit der Zunge (V. 13-18)

Verse 13-17

Jak 3,13-17: 13 Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit. 14 Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. 15 Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische. 16 Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. 17 Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt.

Nachdem er sich mit den bösen Auswirkungen der Zunge befasst hat, wendet sich Jakobus der Verantwortung des Christen zu, seine Weisheit durch einen „guten Wandel [Lebenswandel]“ und mit der „Sanftmut der Weisheit“ zu „zeigen“. Sanftmut hat damit zu tun, dass wir darauf achten, im Umgang mit anderen keinen Anstoß zu erregen – vor allem nicht mit unserer Zunge. Wenn wir in diesem Bereich unseres Lebens keine Zurückhaltung zeigen, sondern gewohnheitsmäßig von „bitterem Neid und Streitsucht“ erfüllt sind, stellt das unser Glaubensbekenntnis in Frage. Jakobus warnt: „So rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit.“ Das heißt, dass du dich nicht rühmen sollst, ein Christ zu sein, wenn dein Leben immer wieder das Gegenteil beweist.

Sich als Christ zu bezeichnen, während man das Gegenteil lebt, ist nicht „die Weisheit, die von oben herabkommt“. Sie ist einfach nur „irdisch, natürlich, teuflisch“. Der Weltmensch wird von den Prinzipien der Welt, des Fleisches und des Teufels beherrscht. Solch eine irdische Gesinnung hinterlässt ihre Spuren der „Zerrüttung und jede schlechte Tat“ auf allem, was sie berührt.

Dagegen wird sich die wahre himmlische Weisheit („von oben“) in moralischen Ergebnissen und im praktischen christlichen Leben zeigen. Jakobus gibt uns sieben herausragende Merkmale der himmlischen Weisheit:

  • „rein“ – Reinheit des Herzens, die zur Gemeinschaft mit Gott führt
  • „friedsam“ – Ruhe der Seele und des Geistes, die zu einem angenehmen Umgang mit anderen führt
  • „milde“ – Sanftheit
  • „folgsam“ – nicht eigensinnig oder eigenwillig
  • „voll Barmherzigkeit und guter Früchte“ – Taten der Freundlichkeit gegenüber anderen
  • „unparteiisch [nicht zweifelnd]“ – Bereitschaft, weitere Erkenntnisse über Themen zu erhalten, ohne zu diskutieren
  • „ungeheuchelt“ – keine Anmaßung oder Falschheit, ohne Hintergedanken

Wir entnehmen dieser Liste, dass wahre Weisheit nicht an den Worten eines Menschen oder an der Tiefe seiner Bibelkenntnis gemessen wird, sondern an seiner Lebensweise. Die Bibelkenntnis bekommt die Zunge nicht in den Griff; dies wird nur durch ein Leben erreicht, das in der Gegenwart Gottes gelebt wird und aus der Gemeinschaft mit Gott hervorfließt.

Vers 18

Jak 3,18: Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften.

Die himmlische Weisheit wird sich in den Ergebnissen zeigen, die sie hervorbringt; sie wird zu einer ruhigen Einheit unter den Gläubigen führen. Anstatt dass die Gemeinschaft der Heiligen durch ungezügelte Zungen zerstört wird, wird die „Frucht der Gerechtigkeit in Frieden ... denen gesät, die Frieden stiften“. Wenn wir den Samen der Gerechtigkeit in Frieden säen, wird er eine Frucht der Gerechtigkeit hervorbringen und Frieden unter den Glaubensgeschwistern bewirken. Irdische, natürliche und teuflische (falsche) Weisheit schürt nur das Feuer des Streits und der Verwirrung. Manchmal müssen wir vielleicht jemand etwas „treu gemeint“ sagen (Spr 27,6), aber es sollte „in Frieden gesät werden“. Jemand sagte: „Taktgefühl bedeutet, zu wissen, wie man einen Standpunkt vertritt, ohne sich einen Feind zu machen.“ Diese Art von himmlischer Weisheit kommt von einer Seele, die in Gemeinschaft mit Gott lebt; sie sucht den Frieden durch „Gerechtigkeit“, nicht durch Kompromisse.

Daher liegt der Schlüssel zur richtigen Redeweise darin, dass wir durch die Gemeinschaft mit Gott in einem guten Seelenzustand sind. Wenn wir unsere Worte in der Gegenwart des Herrn abwägen würden, bevor wir sie aussprechen, würden wir davon abgehalten, viele schädliche Dinge zu sagen. Hierin „straucheln wir alle oft“ (Jak 3,2). Wenn wir uns dem folgenden Test unterziehen würden, könnten wir vielleicht davon befreit werden, unfreundliche und zerstörerische Worte zu sagen:

  • Ist es wahr?
  • Ist es freundlich?
  • Ist es notwendig?

Letztlich ist die Zunge ein Gradmesser für den Zustand der Seele eines Menschen. Sie kann belegen, dass eine Person, die sich zum Glauben bekennt, nicht echt ist. Wenn jemand wirklich Glauben hat, wird sich das in seinem Leben zeigen. Wenn jedoch jemand gewohnheitsmäßig bitter, neidisch, streitsüchig, unfreundlich und rachsüchtig ist, kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Person überhaupt nicht gerettet ist. Daher ist der Gebrauch und Missbrauch der Zunge in diesem Sinne ein Test für den Glauben einer Person.


Übersetzt aus The Epistle of James

Übersetzung: Stephan Isenberg

Partea anterioară Partea următoare

Anmerkungen

[1] J.N. Darby, Betrachtung über Jakobus (Synopsis), zu Kap. 3.


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

Bibeltexte im Artikel anzeigen