Der Jakobusbrief (1)
Kapitel 1

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, Online începând de la: 15.03.2021, Actualizat: 14.02.2024

Glaube beweist sich dadurch, wie wir mit Prüfungen umgehen (V. 1-18)

Gruß

Vers 1

Jak 1,1: Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß!

„Jakobus“ schreibt an seine Landsleute, die sich zum Glauben an den „Herrn Jesus Christus“ bekannt hatten. Er war nicht einer der zwölf Apostel (Lk 6,13-16), sondern einer der Hauptältesten in der Versammlung in Jerusalem (Apg 12,17; 15,13-21; 21,17-25; Gal 2,9). Jakobus war der „Bruder des Herrn“, da er in der Familie von Joseph und Maria aufgewachsen war (Mk 6,3; Gal 1,19). Während des irdischen Dienstes des Herrn war er ein Ungläubiger (Joh 7,3-10), aber er bekehrte sich kurz nach dem Tod Jesu. Dies geschah wahrscheinlich, als der Herr ihm kurz nach seiner Auferstehung aus dem Tod erschien (1Kor 15,7). Josephus erzählt uns, dass Jakobus auf die gleiche Weise wie Stephanus vom Sanhedrin (dem jüdischen Rat) um 61–62 n.Chr. gesteinigt wurde.

Dieser Brief wird als „allgemeiner“ Brief bezeichnet, weil er nicht an eine bestimmte Versammlung oder einen Einzelnen geschrieben wurde, sondern an ein größeres Publikum: „den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind“. Die zwölf Stämme Israels waren seit vielen Jahren zerstreut, beginnend mit der Wegführung der zehn Stämme (2Kön 15,27-31; 17,3-41) und dann später der zwei Stämme (2Kön 24). Während ein Überrest der Juden (die zwei Stämme) in ihr Heimatland zurückkehrten (Esra 1–2), blieben jedoch die meisten verstreut (Joh 7,35). Jakobus war davon überzeugt, dass es unter diesen Stämmen Israels einige gab, die an Christus glaubten, weshalb er seinen Brief an sie richtete. Einige von ihnen waren vielleicht zu Pfingsten (Apg 2) oder zu einem späteren Zeitpunkt in Jerusalem gewesen, hatten die Predigt der Apostel gehört und waren in die verschiedenen Länder zurückgekehrt, wo sie als Gläubige an den Herrn Jesus lebten. J.N. Darby weist darauf hin, dass dadurch, dass Jakobus auf diese Weise von „den zwölf Stämmen“ spricht, angedeutet wird, dass die Nation in den Wegen Gottes noch nicht formell (buchstäblich) beiseitegesetzt worden war. Dies geschah erst später im Jahr 70 n.Chr.

Zwei Arten von Versuchungen (Prüfungen)

Da sich die Glaubensgeschwister, an die Jakobus sich wendet, in Bezug auf ihre christliche Stellung, die sie eingenommen hatten, einer schweren Prüfung durch Verfolgung ausgesetzt sahen, spricht er zuerst das Thema der Versuchungen (Prüfungen) an. Er spricht von zwei Arten von Prüfungen, denen sich ein Christ auf dem Weg des Glaubens ausgesetzt sieht. Es sind:

  • heilige Prüfungen: Versuchungen von außen, von äußeren Dingen, die Gott in unser Leben kommen lässt, um uns zu prüfen (Jak 1,2-12)
  • unheilige Prüfungen: Versuchungen von innen, die dadurch entstehen, dass wir den Begierden unserer sündigen Natur erlauben, die Kontrolle über uns zu gewinnen (Jak 1,13-15)

(Hebräer 4,15 sagt uns, dass der Herr Jesus in allem versucht wurde, so wie wir es bei der ersten Art von Prüfungen sehen. Es heißt, dass Er „in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“. Das bedeutet: Er wurde in seinem Leben durch Versuchungen jeder Art geprüft, wie ein heiliger Mensch geprüft werden kann, mit Ausnahme der Versuchungen, die von der „sündigen“ Natur im Inneren ausgehen. Der Herr hatte nie Versuchungen der zweiten Art, weil Er keine gefallene sündige Natur hatte, mit der Er auf Satans Versuchungen reagieren konnte. Johannes 14,30 weist darauf hin, dass es nichts „in“ Ihm gab, das von solchen Dingen beeinflusst werden konnte, weil Er nur eine heilige menschliche Natur hatte; Lk 1,35.)

In diesen Versen zeigt Jakobus, dass beiden Arten von Versuchungen mit Glauben begegnet werden soll. Der Glaube würde einer Person nicht nur helfen, siegreich zu überwinden, sondern er würde auch die Echtheit ihres Bekenntnisses offenbaren.

Prüfungen von außen (V. 2-6a)

Die Gemeinde bestand damals überwiegend aus bekehrten Juden, und sie standen wegen ihres Bekenntnisses zum Glauben an den Herrn Jesus Christus unter enormer Verfolgung durch ihre ungläubigen Landsleute (1Thes 2,14-16). Wie diese gemischte Gesellschaft von bekennenden Bekehrten auf diese Prüfungen von außen (Verfolgungen) reagierte, offenbarte viel darüber, wo sie wirklich in ihren Seelen standen – das heißt, ob sie wahre Gläubige waren oder nicht. Die Versuchung, der Prüfung der Verfolgung zu entgehen, indem sie sich in den jüdische Schafhof [Joh 10,1-16] zurückzogen, war sehr groß (Heb 10,38.39). Allerdings würde das beweisen, dass ihr bekennender Glaube an Christus nicht echt war.

Vers 2

Jak 1,2: Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, …

Während die Verfolgung die größte Prüfung war, der sich diese jüdischen Christen ausgesetzt sahen, spricht Jakobus in seinen Ausführungen eine Vielzahl von Prüfungen an, die er „mancherlei Prüfungen“ nennt. Das schließt natürlich die Prüfung der Verfolgung ein, umfasst aber alle Arten von Prüfungen, die den Glauben eines Christen auf die Probe stellen können. Es könnten gesundheitliche Dinge, finanzielle Schwierigkeiten, Familiensorgen, Eheprobleme usw. sein.

Jakobus sagt, dass wir in diese Versuchungen (heilige Prüfungen) „fallen“. Das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich; wir könnten es besser verstehen, wenn er das im Zusammenhang mit der zweiten Art von Versuchungen gesagt hätte, die mit der Sünde in Verbindung stehen (Jak 1,13-18). Wir müssen jedoch bedenken, dass die King-James-Bibel eine alte englische Übersetzung ist, die einige veraltete Wörter verwendet. Der Ausdruck „fallen“ in diesem Vers ist ein Beispiel dafür. Heute würden wir „zustoßen“ sagen. Das hilft uns zu verstehen, wovon Jakobus spricht. Er sagt, dass es bestimmte Schwierigkeiten und Probleme geben wird, die uns zustoßen werden, die also ganz unerwartet und außerhalb unserer Kontrolle in unser Leben kommen (Apg 27,41).

Jakobus spricht von vier Dingen, die wir in Zeiten der Prüfung unbedingt nötig haben, um in geistlicher Hinsicht von der Prüfung zu profitieren.

Ein freudiger Geist: Zuerst einmal müssen wir einen freudigen Geist bewahren. Er sagt: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt.“ Das mag ein wenig paradox erscheinen. Wie kann jemand froh sein, wenn eine Prüfung in sein oder ihr Leben kommt? Jakobus sagt jedoch nicht, dass wir uns über die Schwierigkeiten und Probleme freuen sollen, die auf uns zukommen. Gott will nicht, dass wir über eine solche Prüfung lachen, als ob sie etwas wäre, was nicht ernst zu nehmen ist. Jakobus warnt uns vor der Neigung, uns zu beklagen, wenn eine Prüfung auf uns zukommt. Daher lautet seine Ermahnung, darauf zu achten, einen frohgemuten Geist zu bewahren. Die „Freude“, von der er hier spricht, entsteht aus dem Glauben, der über die Prüfung hinaus auf ihren positiven Ausgang schaut (Röm 5,3-5). Wenn uns der Glaube und das Vertrauen auf Gott fehlen, werden wir uns nicht freuen, sondern darüber klagen. Folglich werden wir nicht in der richtigen Verfassung sein, um einen Nutzen aus der Prüfung zu ziehen.

Vers 3

Ein verständiger Geist: Jakobus fährt fort, von einer zweiten Sache zu sprechen, die wir brauchen, um von Prüfungen zu profitieren – nämlich einen verständigen Geist. Er sagt:

Jak 1,3: … da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.

Die Befähigung, uns in einer Prüfung zu freuen, hängt damit zusammen, dass wir „wissen“ und glauben, dass der Herr nicht zulassen würde, dass uns etwas passiert, was nicht den Zweck der „Liebe“ seinerseits und ein „Wenn-es-nötig-ist“ unsererseits hat (Heb 12,6; 1Pet 1,6). Wenn wir verstehen, dass die Prüfung von Gott angeordnet wurde, um etwas in uns zu unserem geistlichen Gewinn hervorzubringen, dann sollten wir imstande sein, mit einer richtigen Einstellung durch sie hindurchzugehen. Es könnte eine moralische Eigenschaft sein, wie zum Beispiel „Ausharren [Geduld]“, die eine wichtige und notwendige Sache im christlichen Leben ist. Ohne dieses Wissen könnten wir verwirrt und überwältigt werden, wenn uns Schwierigkeiten überfallen, und das könnte dazu führen, dass unser Glaube unter der Prüfung zusammenbricht und wir entmutigt werden.

Der Apostel Paulus spricht über die Bedeutung dieser Art von Wissen in Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“ Er sagt nicht, dass alle Dinge, die in unser Leben kommen, gut sind – denn einige von ihnen können sehr traurig und schlecht sein –, sondern dass diese Dinge „zum Guten mitwirken“. Wir mögen es zum Zeitpunkt der Prüfung nicht sehen, aber die Prüfung ist dazu bestimmt, in unserem Leben auf etwas hinzuarbeiten, was am Ende gut ist – was unser moralisches Wesen betrifft (5Mo 8,16). Denken wir daran, dass jedes Kind Gottes in der Schule Gottes ist und somit unter seiner göttlichen Erziehung steht (Hiob 35,10.11; 36,22; Ps 94,10; Jes 48,17; Heb 12,10.11). Gott benutzt Prüfungen für unsere geistliche Erziehung – um uns Abhängigkeit und Gehorsam zu lehren (Ps 119,67.68.71) und um den Charakter Christi in uns zu formen (Röm 8.29) usw. Zu wissen und zu glauben, dass solche Dinge tatsächlich zu unserem Wohl und Gewinn „mitwirken“, gibt uns die nötige Kraft, in Zeiten der Prüfung durchzuhalten.

J.N. Darby bemerkte, dass

… die Prüfung an sich keine Gnade verleihen kann, aber unter Gottes Hand kann sie unseren Willen brechen und verborgene und ungeahnte Übel aufdecken, und wenn wir das Übel richten, kann sich das neue Leben stärker entwickeln und Gott hat einen größeren Platz in unserem Herzen. Auch lernen wir durch die Prüfung, uns in demütige Abhängigkeit von Gott zu begeben; und als Folge davon sollten wir uns selbst und dem Fleisch mehr misstrauen. Wir erhalten das Bewusstsein, dass die Welt nichts ist, und das, was ewig wahr und göttlich ist, bekommt einen größeren Stellenwert in unserer Seele.[1]

Daher haben Prüfungen die Eigenschaft, überflüssige Dinge in unserem Leben und in unserer Persönlichkeit zu entfernen. Sie neigen dazu, uns von unseren materiellen Gütern und gesellschaftlichen Positionen im Leben zu trennen und uns mit dem zu verbinden, was geistlich und ewig ist.

Wenn eine Prüfung kommt, denken wir ganz natürlich: „Wie kann ich da rauskommen?“ Aber wir sollten wirklich sagen: „Was kann ich daraus lernen?“ Es gibt mindestens zehn positive Dinge, die sich aus den Prüfungen ergeben, durch die das Volk des Herrn geht, wenn sie richtig verstanden werden:

  • Sie sind Gelegenheiten für Gott, seine Macht und Gnade zu zeigen, um sein Volk in Zeiten der Not zu unterstützen und so seine Herrlichkeit zu offenbaren (Hiob 37,7; Joh 9,3; 11,4).
  • Durch sie lernen wir die Liebe Gottes auf eine tiefere Art und Weise kennen und werden so näher zum Herrn gezogen (Röm 5,3-5).
  • Durch sie werden wir moralisch dem Bild Christi gleichgestaltet (Röm 8,28.29), und so wirken sie auf unsere moralische Vollkommenheit hin (Jak 1,4).
  • Wenn wir auf den Pfaden der Ungerechtigkeit wandeln, werden sie von Gott benutzt, um unseren Geist und unsere Wege zu korrigieren und so in uns „die friedsame Frucht der Gerechtigkeit“ hervorzubringen (Heb 12,5-11).
  • Durch sie wird unser Glaube gestärkt (2Thes 1,3.4).
  • Sie lehren uns Abhängigkeit (Ps 119,67.68.71).
  • Sie befreien uns von irdischen Dingen und wenden uns so dem Himmel zu; dadurch brennt die himmlische Hoffnung heller in unseren Herzen (Lk 12,22-40).
  • Sie ziehen Brüder näher zueinander (Hiob 2,11; 6,14; 1Chr 7,21.22).
  • Die Lektionen, die wir lernen, wenn wir durch Prüfungen gehen, befähigen uns, mit anderen besser mitzufühlen (2Kor 1,3.4).
  • Sie befähigen uns für das Thema des Lobpreises in der kommenden Herrlichkeit (2Kor 4,15-17).

Vers 4

Ein unterwürfiger Wille: Jakobus spricht von einer dritten Sache, die wir benötigen, um aus Prüfungen einen Nutzen zu ziehen – ein unterwürfiger Wille, der die Prüfung aus der Hand Gottes als eine göttliche Vorsehung annimmt. Jakobus sagt:

Jak 1,4: Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.

Die Gefahr besteht hier darin, sich dem zu widersetzen, was Gott durch die Prüfung in unserem Leben tut, und so keinen Nutzen daraus zu ziehen. Der Schlüssel ist, die Prüfung ihr gutes Werk in uns tun zu lassen, denn sie ist von Gott angeordnet, um uns „vollkommen“ zu machen. Vollkommen in dem Sinne, in dem Jakobus hier davon spricht, bedeutet volles Wachstum (Reife). Das zeigt, dass Gott zutiefst an unserem geistlichen Wachstum interessiert ist und dass Er bereit ist, Leiden in unserem Leben „für eine kurze Zeit“ (1Pet 1,6) zuzulassen, um dies zu erreichen.

Es bedarf des Glaubens, um der Prüfung zu erlauben, ihr von Gott bestimmtes Werk zu tun. Aber wenn wir glauben, dass Gott sie zu unserem Wohl und Segen angeordnet hat und dass Er uns damit etwas lehren will, werden wir eher geneigt sein, uns Ihm in der Prüfung zu unterwerfen. Sie wird zur Bildung unseres Charakters und der moralischen Eigenschaften beitragen, die uns zu reifen („vollkommenen“) Christen machen. So werden wir geistlich wachsen. David sprach davon, als er sagte: „In Bedrängnis hast du mir Raum gemacht“ (Ps 4,1). Ein großartiges Ergebnis der Unterwerfung unter die Prüfung im Glauben ist, dass „ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt“. Es wird uns in Bezug auf die Bildung unseres christlichen Charakters an nichts fehlen.

Hiob zeigte diesen Geist der Unterwerfung, als eine umfassende Prüfung über ihn kam: „Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt; und er fiel zur Erde nieder und betete an. Und er sprach: Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren; der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen!“ (Hiob 1,20.21). Der Glaube vertraut darauf, dass Gott über allen Dingen steht und dass Er gut ist und nur das zulässt, was zum Wohl seines Volkes dient. In Hiobs Fall benutzte Gott die Prüfung, um einen guten Menschen besser zu machen. In der Mitte des Buches Hiob entwickelte Hiob einen schlechten Geist, nachdem er von seinen drei Freunden provoziert worden war, und er wurde verbittert. Aber Gott behielt die Oberhand, und am Ende tat Hiob Buße und wurde dadurch gesegnet. Hiobs Problem lag nicht in seinen Handlungen, sondern in seiner Gesinnung. Äußerlich war er „vollkommen“ (Hiob 1,1), aber Gott wollte, dass er auch innerlich vollkommen sein würde (Hiob 23,10). Dass Gott bei den Schwierigkeiten, die er in Hiobs Leben zuließ, so weit gehen würde, zeigt, wie wichtig es Ihm ist, dass sein Volk eine richtige Gesinnung hat. Die Lektion an dieser Stelle für uns ist: Wenn wir nicht die richtige Haltung haben, verbittert uns die Prüfung eher, als dass sie uns besser macht. So werden wir den Segen, den Gott für uns vorgesehen hat, verpassen.

Es gibt einige Punkte, an die wir uns erinnern sollten und die uns helfen werden, unsere Prüfungen aus der Hand Gottes in einem guten Geist anzunehmen:

  • Unsere Prüfung ist von Gott bestimmt (Hiob 23,14).
  • Unser Leiden in der Prüfung ist von Gott bemessen (Hiob 34,23).
  • Wir werden von Gott mit der Gnade ausgestattet, die Prüfung zu bestehen (1Kor 10,13).
  • Wir werden von Gott belohnt werden (1Pet 1,6.7).

Vers 5

Ein geübtes Herz: Der vierte Punkt, der nötig ist, um von der Prüfung zu profitieren, ist ein geübtes Herz. Ein Herz, das in der Prüfung das Angesicht Gottes im Gebet sucht. Jakobus ermutigt uns deshalb, in die Gegenwart Gottes zu gehen, Ihm im Gebet unsere Situation anzubefehlen und Ihn um Weisheit zu bitten, damit wir wissen, wie wir mit dem Problem richtig umgehen sollen. Er sagt:

Jak 1,5: Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.

Wenn wir uns wirklich mit dem beschäftigen, was Gott uns in der Prüfung sagen will – auch wenn wir vielleicht nie erfahren werden, warum die Umstände so eingetreten sind –, „gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt worden sind“ (Heb 12,11).

Eliphas ermahnte Hiob, in seiner Prüfung das Angesicht Gottes zu suchen: „Ich jedoch würde Gott suchen und Gott meine Sache vorlegen“ (Hiob 5,8). Das wird stets eine sehr fruchtbare Übung sein. Jemand hat einmal gesagt: „Wir sollten uns niemals von Widrigkeiten niederdrücken lassen – außer auf unsere Knie.“ Der Glaube wird die Schwierigkeit aus Gottes Hand annehmen und deshalb zu Ihm gehen. Gott möchte, dass wir mit unseren Schwierigkeiten und Problemen zu Ihm kommen. Er hat versprochen, uns in der Prüfung „Weisheit“ zu geben, damit wir wissen, wie wir mit den Umständen, die uns bedrängen, umgehen sollen. Jakobus versichert uns, dass uns die Weisheit, die wir für diese schwierigen Situationen brauchen, „gegeben“ wird, wenn wir Ihn darum „bitten“. Er macht uns niemals „Vorwürfe“, wenn wir Ihn um Hilfe bitten. Das sollte uns ermutigen, umso mehr zu Ihm ins Gebet zu gehen. Prüfungen haben also die Eigenschaft, uns näher zum Herrn zu ziehen – und das ist sicherlich eine gute Sache! Jakobus fügt hinzu:

Vers 6a

Jak 1,6a: Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; …

Auch wenn es uns vielleicht an Weisheit für die jeweilige Situation mangelt, sollte es uns niemals an Glauben mangeln. Beachte: Jakobus sagt uns nicht, dass wir Gott bitten sollen, dass Er uns hilft, aus der Prüfung herauszukommen, sondern dass wir göttliche Weisheit in der Prüfung haben sollen. Natürlich würden wir gern aus der Prüfung herauskommen, und das ist verständlich, aber das ist nicht das, wozu Jakobus uns ermutigt zu bitten. Er möchte, dass wir in der Prüfung Gnade und Weisheit von Gott suchen und versuchen, daraus Nutzen zu ziehen.

Die Gefahr, den Prüfungen nicht mit Glaube zu begegnen (V. 6b-8)

Verse 6b-8

Jakobus fährt fort, über die Gefahren zu sprechen, die entstehen, wenn man den Prüfungen nicht im Glauben begegnet. Er sagt:

Jak 1,6b-8: 6b … denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. 7 Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird; 8 er ist ein wankelmütiger Mann, unstet in allen seinen Wegen.

Es ist vergeblich, sich wegen bestimmter Schwierigkeiten in unserem Leben an Gott zu wenden, wenn wir nicht im echten Glauben zu Ihm kommen. Wenn wir den Herrn in einer Prüfung um Hilfe bitten, aber nicht glauben, dass Er etwas für uns tun wird, erweisen wir uns in dieser Angelegenheit als „zwiegespalten“ und beweisen unseren Unglauben. Solche Zweifler werden nichts „von dem Herrn empfangen“. Das zeigt, dass Gebetserhörungen durch Unglauben behindert werden können.

Ein Mensch mag für sich in Anspruch nehmen, ein Gläubiger zu sein, aber wenn er kein wahrer Gläubiger ist, wird sein Gebetsleben das offenbaren. Prüfungen haben die Eigenschaft, dies zum Vorschein zu bringen. Wer wir wirklich sind, wird in Zeiten der Prüfung deutlich. Wenn der Glaube eines Menschen nur ein Bekenntnis ist, wird er sich in der Prüfung nicht wirklich an Gott wenden – auch wenn er vielleicht so tut, als ob er es täte. Man wird sehen, dass er sich an menschliche Hilfsquellen und andere Dinge wendet, um Hilfe zu bekommen.

Der Lohn für die Ausübung von Glauben und Weisheit in Prüfungen (V. 9-12)

Vers 9

Jak 1,9: Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit, …

Jakobus zeigt auf, dass sich die positiven Auswirkungen von Prüfungen bei allen Menschen aller Gesellschaftsschichten bemerkbar machen – sie berühren das Leben eines jeden auf die eine oder andere Weise. Er gibt uns zwei extreme Beispiele, um dies zu demonstrieren: einen armen Menschen und einen reichen Menschen.

„Der niedrige Bruder“ (ein armer Mensch) freut sich, weil er in seinen Prüfungen lernt, seine „Hoheit“ in Christus noch mehr zu schätzen. Er freut sich über geistliche Segnungen. Er lernt auch praktische Lektionen in Bezug auf die Barmherzigkeit Gottes, indem er in seiner Notzeit Hilfe von Gott erhält. Das Ergebnis ist, dass der Herr für ihn immer wertvoller wird.

Vers 10

Jak 1,10: … der reiche aber [rühme sich] seiner Erniedrigung; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.

Der „reiche“ Mann hingegen lernt durch Prüfungen wertvolle Lektionen in Demut („Erniedrigung“). Er lernt, dass sein Geld ihn nicht vor Schwierigkeiten bewahren kann, und so ist er wie jeder andere Gläubige auf Gott angewiesen. Prüfungen haben die Eigenschaft, reiche Menschen auf die Größe eines Durchschnittsmenschen zu „reduzieren“. Sie können ihm die Abhängigkeit beibringen, die alle Menschen lernen müssen. Jakobus sagt nicht, dass sich der Reiche über seinen Reichtum freuen soll, sondern dass er sich darüber freuen soll, dass er „erniedrigt“ und damit Christus ähnlicher gemacht wird (Mt 11,29). Das zeigt, dass es etwas Wertvolles ist, Demut zu lernen. Der reiche Mann wird gelehrt, nicht auf sich selbst zu vertrauen, auch nicht auf die „Ungewissheit des Reichtums“, sondern auf Gott (1Tim 6,17).

Vers 11

Jak 1,11: Denn die Sonne ist aufgegangen mit ihrer Glut und hat das Gras verdorren lassen, und seine Blume ist abgefallen, und die Zierde seines Ansehens ist verdorben; so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken.

Im Licht der Ewigkeit werden die zeitlichen Vorteile, die ein reicher Mann hat, nicht von Dauer sein. Um diesen Punkt zu betonen, erinnert uns Jakobus daran, dass, so wie „die Sonne“ „mit ihrer Glut“ aufgeht und „das Gras“ und „die Blume“ verdorrt, so auch „der Reiche in seinen Wegen verwelken“ wird. Während Jakobus sich auf reiche Menschen im Allgemeinen bezieht, kann der gläubige reiche Mensch aus seiner Prüfung lernen (wenn er sie richtig versteht), dass materielle Reichtümer nichts sind im Vergleich zu göttlichen und ewigen Dingen. Er mag dies intellektuell wissen, aber die Prüfung wird ihm helfen, dies bewusst und praktisch zu erkennen. Sein Fokus im täglichen Leben wird sich von den zeitlichen Dingen abwenden und sich den ewigen Dingen in einer tieferen Weise zuwenden, und folglich wird er sie mehr schätzen.

In diesen Versen geht es darum, dass ein Mensch, egal ob er reich oder arm ist, einen bleibenden geistlichen Nutzen aus den Prüfungen des Lebens ziehen kann, wenn sie im Glauben angenommen werden. Der Arme und der Reiche können sich gleichermaßen darüber freuen, dass moralische und geistliche Eigenschaften in ihnen hervorgebracht werden, indem sie Prüfungen ertragen.

Jakobus fährt fort, denen ein Wort der Ermutigung zu sagen, die „die Prüfung [Versuchung] erdulden“. Er sagt:

Vers 12

Jak 1,12: Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.

Jakobus zeigt auf, dass es für das Bewältigen von Prüfungen mit dem Herrn eine gegenwärtige und eine zukünftige Belohnung gibt. Es gibt eine gegenwärtige Glückseligkeit („Glückselig“ bedeutet: glücklich zu sein). Das bezieht sich auf eine innere Freude, die jenen zuteilwird, die mit dem Herrn durch die Prüfung gehen. Sie resultiert aus dem Wissen, dass wir die besonderen Gegenstände seiner Fürsorge in der jeweiligen Prüfung sind, die Er uns auferlegt hat. Diese Freude ist nur denen bekannt, die die Prüfung vom Herrn im Glauben annehmen. Dann gibt es auch eine zukünftige Belohnung, nämlich den Empfang einer „Krone des Lebens“ am Tag der Abrechnung. Das wird am Richterstuhl Christi sein (Röm 14,10-12; 1Kor 3,13; 4,5; 2Kor 5,10; Mt 25,20-23). Daraus lernen wir, dass der Herr den Glauben schätzt und dass Er ihn an einem kommenden Tag belohnen wird.

Wenn wir uns jedoch gegen die Dinge auflehnen, die der Herr uns auferlegt hat, verlieren wir nicht nur unsere gegenwärtige Freude im Herrn und den geistlichen Gewinn, den wir nach Gottes Willen aus der Prüfung ziehen sollen, sondern wir verlieren auch eine zukünftige Belohnung. Jakobus fügt hinzu, dass diese gegenwärtigen Freuden und zukünftigen Belohnungen denen verheißen sind, „die ihn lieben“ und die Prüfung im Glauben ertragen. Das zeigt, dass die Prüfungen, die der Herr uns zu tragen gibt, eine ausgezeichnete Möglichkeit für uns sind, Ihm unsere Liebe zu zeigen. Sie in Ergebenheit aus seiner Hand anzunehmen, ist in der Tat eine sehr schöne Sache für Ihn. Er schätzt es und wird uns an jenem Tag belohnen.

Zusammenfassung der guten Dinge, die Prüfungen in unserem Leben hervorbringen, wenn wir sie im Glauben annehmen:

  • Sie sind Gelegenheiten, unseren Glauben zu offenbaren (Jak 1,3).
  • Sie bewirken Ausharren (Geduld) in uns (Jak 1,3).
  • Sie bringen geistliche Reife hervor (Jak 1,4).
  • Sie lehren uns Abhängigkeit von Gott (Jak 1,5.6).
  • Sie lehren uns, ewige Dinge wertzuschätzen (Jak 1,9-11).
  • Wir werden eine Belohnung erhalten, wenn wir sie ertragen – jetzt und in der Zukunft (Jak 1,12).
  • Sie sind Gelegenheiten, unsere Liebe zum Herrn Jesus zu beweisen (Jak 1,12).

Versuchungen von innen (V. 13-15)

Verse 13-15

Im Folgenden spricht Jakobus von der anderen Art der Versuchung [Prüfung] – der Versuchung zur Sünde. Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um unheilige Versuchungen, die von der gefallenen sündigen Natur ausgehen. Beachte: Jakobus sagt hier nicht: „Haltet es für lauter Freude“, wie er es bei der ersten Art der Versuchung tat. Satan würde uns diese Dinge gern als etwas präsentieren, was uns glücklich macht, aber das ist eine Lüge. In Wirklichkeit – und das wissen wir alle aus Erfahrung – bringt es kein Glück, den Begierden des Fleisches nachzugeben. Es lässt uns unzufrieden und außerhalb der Gemeinschaft mit Gott zurück. Jakobus zeigt in diesen Versen, dass wir diese Versuchungen zur Sünde überwinden können, wenn wir ihnen im Glauben begegnen.

Er beginnt mit einer klaren Feststellung, dass diese Art von Versuchung nicht von Gott kommt. Er sagt:

Jak 1,13-15: 13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand. 14 Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. 15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

Jakobus erwähnt das, weil die natürliche Tendenz des menschlichen Herzens darin besteht, die Verantwortung für unser Fehlverhalten auf jemand anderen zu schieben. Wir können jedoch für unsere sündigen Begierden nicht Gott verantwortlich machen. Gott versucht die Menschen nicht, dass sie das tun, was Er hasst. Er wird unseren Glauben auf verschiedene Weise prüfen, aber Er wird uns nicht in Versuchung führen, Böses zu tun.

Die Sünde entspringt dem Handeln unseres eigenen Willens; und alles kommt „von innen aus dem Herzen der Menschen“. Der Herr lehrte: „Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken: Hurerei, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge gehen von innen aus und verunreinigen den Menschen“ (Mk 7,21-23). Die einfache Wahrheit ist: Wir sündigen, weil wir uns für die Sünde entschieden haben. Ein Gläubiger kann in diese Art von Versuchungen „kommen“, wenn er sich dafür entscheidet (Mt 26,41). Deshalb sind wir voll verantwortlich für die Sünde, die wir in unserem Leben zulassen.

Jakobus zeigt uns die Frucht davon, wenn wir die Lust in unserem Inneren zulassen. Es gibt einen Verlauf oder eine Verkettung von Dingen, die sich in unserem Leben auswirken. Es beginnt mit der „Begierde“, die im Herzen entsteht, und wenn sie nicht in der Gegenwart Gottes gerichtet wird (1Joh 1,9), trägt sie Früchte und „gebiert die Sünde“, die schließlich zum „Tod“ führt. Sein Standpunkt ist unmissverständlich klar: Wenn wir zulassen, dass lustvolle Gedanken in unserem Herzen bestehen bleiben, werden sie mit Sicherheit Sünde und Tod in unserem Leben hervorbringen.

Säe einen Gedanken und du erntest eine Tat;
säe eine Tat und du erntest eine Gewohnheit;
säe eine Gewohnheit und du erntest einen Charakter;
säe einen Charakter und du erntest ein Schicksal.

Es könnte gefragt werden: „Auf welche Weise bringt das Zulassen von Sünde im Leben eines Menschen den Tod hervor?“ Der „Tod“ hat in der Heiligen Schrift immer den Gedanken der Trennung in irgendeiner Form. Es kommt auf den Kontext der Stelle an; es könnte die Trennung der Seele und des Geistes vom Körper im physischen Tod sein (Jak 2,26) oder es könnte die ewige Trennung des Ungläubigen aus der Gegenwart Gottes in einer verlorenen Ewigkeit sein (Off 20,6.14 – „der zweite Tod“) usw. Sünde führt im wahrsten Sinne des Wortes zum physischen Tod (1Mo 2,17; Röm 5,12), und wenn ein Mensch nicht gerettet wird, führt sie zur ewigen Trennung von Gott. In Bezug auf einen Gläubigen, der Sünde in seinem Leben zulässt, bezieht sich das auf den Tod im moralischen Sinn. Das heißt, es wird praktisch eine Unterbrechung in seiner Gemeinschaft mit Gott geben, wodurch keine Frucht in seinem Leben hervorgebracht werden kann. Der Apostel Paulus spricht von diesem Aspekt des Todes in Römer 8,13: „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben“ (vgl. auch 1Tim 5,6).

Wie mit Versuchungen von innen umzugehen ist (V. 16-18)

Vers 16

Im Zusammenhang mit den vorangegangenen Ausführungen sagt Jakobus:

Jak 1,16: Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder!

Er sagt nichts anderes als: „Macht keinen Fehler (irrt euch nicht), wenn ihr denkt, dass ihr durch die Begierde etwas Gutes bekommen könnt.“ Jedes Mal wenn wir denken, dass wir durch die Befriedigung unserer Begierden etwas Gutes erlangen können, machen wir einen großen Fehler; denn es erzeugt nur den moralischen Tod in unserem Leben. Wir werden unglücklich, unbefriedigt und aus der Gemeinschaft mit Gott gerissen.

Vers 17

Jakobus fährt fort, uns zu zeigen, wie wir mit dieser Art von Versuchung umgehen sollen, damit wir in diesen Situationen nicht sündigen.

Jak 1,17: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels.

Erstens müssen wir uns daran erinnern, dass Gott ein guter Gott und ein gebender Gott ist, der für alle seine Geschöpfe sorgt. Alles, was das Kind Gottes zu seinem Glück braucht, „kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter“; es kommt nicht dadurch, dass wir der Begierde in unserem Leben nachgeben. Wir müssen uns diese große Wahrheit vor Augen halten, denn wir neigen dazu, sie in Zeiten der Versuchung aus dem Auge zu verlieren.

Jakobus hält fest, dass es zwei Arten von Gaben gibt, die Gott den Menschen gibt. Es gibt „gute“ Gaben, das sind die natürlichen Dinge des Lebens, die Er allen Menschen gibt (Pred 3,13; 5,19; Apg 14,17; 1Tim 6,17), und dann gibt es „vollkommene“ Gaben, das sind geistliche Dinge, die Gott den Gläubigen schenkt (Röm 6,23; Joh 4,10; 1Thes 4,8; Eph 2,8; 4,7). Das zeigt, dass Gott die Quelle und der Geber aller guten und vollkommenen Gaben ist. Er wird alle unsere Bedürfnisse – natürliche und geistliche – zu seiner Zeit erfüllen (Phil 4,19). Er ist nicht der Urheber der sündigen Versuchung in uns. Wir müssen im Glauben darauf vertrauen, wenn wir die sündigen Begierden überwinden wollen.

Außerdem nennt Jakobus Gott „den Vater der Lichter“. Das weist darauf hin, dass Er ein allwissender und für alle sorgender Gott ist. „Vater“ spricht von Zärtlichkeit, Liebe und Fürsorge. Es bedeutet, dass Er kein unpersönlicher Gott ist, der ohne Gefühl gegenüber seinen Geschöpfen handelt. „Licht“ betont sein unendliches Wissen und Verständnis für jede Situation im Leben. Es bedeutet, dass Er unsere Lebenssituation perfekt kennt und uns gemäß seiner großen Güte das geben wird, was wir benötigen. Jakobus fügt hinzu: „bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels“. Das bedeutet: Es gibt keine Unbeständigkeit in Gottes Wesen uns gegenüber; seine Absichten, uns zu segnen und zu versorgen, können nicht geändert werden (Mal 3,6). Er ist kein wankelmütiger Gott. Wir können also sicher sein, dass Er in unserer Lebenssituation das Allerbeste für uns tun wird. Der Glaube ist davon überzeugt. Er vertraut darauf, dass Gott der Geber aller Wohltaten ist, die wir genießen – sowohl in natürlicher als auch in geistlicher Hinsicht –, und er hofft darauf, dass Er uns das, was wir brauchen, zu seiner Zeit schenken wird. Diese Art von Vertrauen in Gott gefällt Ihm sehr (Ps 118,8.9).

Er weiß. Er liebt. Er hört,
nichts kann diese Wahrheit trüben;
Er gibt das Allerbeste
denen, die Ihm die Entscheidung überlassen.

Genau dieses Vertrauen eines Gläubigen greift Satan an (Lk 22,32). Sein Ziel ist es, unser Vertrauen in die Güte Gottes zu erschüttern. Wenn Gott ein Bedürfnis in unserem Leben nicht sofort stillt, will Er uns in dieser Sache prüfen. Wenn Satan das sieht, wird er uns suggerieren, dass Gott uns etwas Gutes vorenthält. Er wird auch vorschlagen, dass wir deshalb in dieser Angelegenheit selbst aktiv werden sollten. Wenn unser Vertrauen in Gott erschüttert ist, werden wir wahrscheinlich auf Satans Vorschläge eingehen und nach der Sache greifen, von der wir glauben, dass wir sie brauchen. Wenn wir jedoch im Eigenwillen und in Unabhängigkeit von Gott handeln, bringen wir Sünde und Tod in unser Leben. Henry Edward Hayhoe sagte zu Recht: „Der Unglaube an die Güte Gottes ist die Wurzel all unseres Versagens.“

Das ist genau die Linie, auf der Satan Eva im Garten Eden in Versuchung führte. Er sagte ihr, dass das Essen der Frucht des Baumes sie „wie Gott“ machen (1Mo 3,5) und dass Gott ihnen dieses Gute vorenthalten würde. Als ihr Glaube an die Güte Gottes erschüttert war und sie glaubte, dass, wenn sie die Frucht nähme, dies ihre und die Stellung ihres Mannes verbessern würde, nahm sie die verbotene Frucht und aß sie. Aber es war alles eine große Lüge. Das Essen von der Frucht hat Adam und Eva nicht besser und auch nicht wie Gott gemacht; es hat sie zu Sündern gemacht.

Satan wandte dieselbe Taktik bei der Versuchung des Herrn in der Wüste an (Lk 4,1-13). Im Wesentlichen sagte er zu Ihm: „Wenn du der Sohn Gottes bist, warum kümmert sich Gott dann nicht um eines der grundlegendsten Dinge in deinem Leben – deinem Bedürfnis nach Nahrung?“ Hinter dieser Versuchung steckte die Absicht, den Herrn dazu zu bringen, sich in dieser Situation selbst zu bemitleiden. Der Teufel sagte zu Ihm: „Du verhungerst hier; das sollte einem gottesfürchtigen Menschen nicht passieren!“ Dann schlug er vor, dass der Herr seine göttliche Macht einsetzen sollte, um dieser Not zu begegnen – was sein Gott offensichtlich nicht tat. Aber wenn Er das getan hätte, hätte Er einen Schritt der Unabhängigkeit von Gott tun müssen. Beachte, wie subtil Satan vorgeht: Er sagte dem Herrn, Er solle den Stein in Brot verwandeln; er ging nicht so weit, Ihm zu sagen, Er solle ihn essen! Er wusste aus seiner Erfahrung mit den Menschen, dass es nicht lange dauern würde, bis ein hungriger Mensch, der etwas zu essen vor sich sieht, danach greift und es isst. Aber Satan wurde bei dieser List durch das Vertrauen des Herrn zu Gott (Ps 16,1) und den Gehorsam des Herrn gegenüber Gottes Wort (Ps 17,4) besiegt.

Der Teufel hat diese Taktik seit Anbeginn der Zeit bei Männern und Frauen angewandt. Sie zeigt uns, wie listig er ist (2Kor 11,3), und auch, wie trügerisch das menschliche Herz ist (Jer 17,9). Daher lehrt uns Jakobus, dass wir diese Versuchung zur Sünde überwinden können, indem wir an Gottes Güte glauben – und das wird sich darin zeigen, dass wir auf Ihn warten, um unsere Bedürfnisse zu stillen.

Vers 18

Jakobus spricht dann von der großen Souveränität Gottes:

Jak 1,18: Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.

Dieser Vers bezieht sich auf unsere neue Geburt (Joh 3,3-5; 1Pet 1,23). Gott wurde nicht gezwungen, diesen großen Akt der Freundlichkeit und Barmherzigkeit zu tun – Er tat es „nach seinem eigenen Willen“ und nach der Güte seines Herzens. Er hat unser geistliches Leben überhaupt erst ermöglicht, und indem Er das tat, hat Er es zu seiner Sache gemacht, für uns zu sorgen und uns auf dem Weg des Glaubens zu unterstützen. Wenn wir tatsächlich seine Kinder sind, warum sollten wir dann denken, dass Er sich nicht um uns kümmert und dass wir sündigen müssen, um unsere Bedürfnisse des Lebens zu befriedigen? Außerdem sind die Christen die „Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe“. Wir haben also einen einzigartigen und sehr bevorzugten Platz unter allen Geschöpfen Gottes erhalten. Da wir so privilegiert sind, ist es noch absurder, zu denken, dass Er uns nicht versorgen wird (Jes 49,15).

So wie es eine richtige und falsche Art und Weise gibt, auf Versuchungen (Prüfungen) von außen zu reagieren, gibt es auch eine richtige und falsche Art und Weise, auf innere Versuchungen zu reagieren. Was Letzteres betrifft, so können wir durch unsere Begierden „versucht“ (Jak 1,13) und „fortgezogen“ (Jak 1,14) werden – aber das wird nur den moralischen „Tod“ zur Folge haben. Oder wir können im Glauben darauf warten, dass der „Vater der Lichter“ unsere Bedürfnisse nach seinem guten Plan erfüllt.

Wie ein Mensch sich in oben aufgezeigten Situationen des Lebens verhält, wird einen Hinweis darauf geben, wo er sich geistlich in seiner Seele befindet. Wenn ein Mensch Gott nicht vertraut und sich nicht selbst richtet, sondern gewohnheitsmäßig den Begierden und Sünden als Lebensweise erliegt, stellt sich die Frage, ob er überhaupt Glauben hat. Die Falschheit des bekundeten Glaubens einer Person wird so entlarvt. Ein Gläubiger mag sündigen und in seinem Leben versagen, aber er wird Buße tun und sich selbst richten und wieder aufstehen und auf dem Weg des Glaubens weitergehen (Spr 24,16). Hinfallen macht einen Menschen nicht zu einem Versager im Leben; es ist das Liegenbleiben, das dazu führt. Hinfallen bedeutet nicht, dass jemand nicht gerettet ist, aber das Liegenbleiben stellt es in Frage. Jemand, der nicht wirklich an den Herrn Jesus Christus glaubt, wird gewohnheitsmäßig in seinen Sünden verharren, und dadurch zeigt er, dass sein Glaubensbekenntnis nicht echt ist.

Was Jakobus in diesem ersten Abschnitt sagt, ist, dass Versuchungen – ob sie nun von außen oder von innen kommen – zeigen, wo ein Mensch in seiner Seele steht. So sind Prüfungen und Versuchungen im Leben wirklich Gelegenheiten, unseren Glauben zu offenbaren und zu zeigen, dass wir wahre Gläubige sind.

Der Glaube beweist sich dadurch, wie wir das Wort Gottes aufnehmen (V. 19-27)

Als Nächstes spricht Jakobus über das Thema, wie wir mit dem Wort Gottes – der Heiligen Schrift – umgehen. Nachdem er „das Wort der Wahrheit“ erwähnt hat, durch das wir wiedergeboren wurden (Jak 1,18), fährt er fort, über den Stellenwert zu sprechen, den es in unserem Leben einnehmen sollte. Jakobus zeigt in diesem Abschnitt, dass die Art und Weise, wie ein Mensch mit dem Wort Gottes umgeht, zeigt, ob er wahren Glauben hat oder nicht.

Die jüdischen Christen, denen Jakobus schrieb, hatten sich mit der christlichen Gemeinde verbunden und besuchten die Versammlungen, in denen das Wort Gottes verkündet wurde (Apg 2,42). Es dauerte jedoch nicht lange, bis einige von ihnen den Anschein erweckten, vielleicht keine wahren Gläubigen zu sein (Gal 2,4; Tit 1,10-16). So wurde deutlich, dass es eine gemischte Gesellschaft unter ihnen gab. Da Jakobus dies wusste, weist er darauf hin, dass die Art und Weise, wie ein Mensch das Wort Gottes aufnimmt und darauf reagiert, die Echtheit seines Bekenntnisses zeigen wird. Diejenigen, die nicht echt sind, werden es zeigen, indem sie nur „Hörer des Wortes“ sind. Sie hören zu, wenn das Wort Gottes verkündigt wird, aber es wird keine praktische Auswirkung auf ihr Leben haben. Andererseits wird sich jemand mit echtem Glauben an Christus als wahrer Gläubiger erweisen, indem er ein „Täter des Wortes“ ist. Jakobus konzentriert sich deshalb in diesem Abschnitt auf zwei Dinge:

  • für das Wort Gottes empfänglich sein (Jak 1,19-21)
  • auf das Wort Gottes reagieren (Jak 1,22-27)

Das Wort Gottes aufnehmen (V. 19-21)

Verse 19.20

Jak 1,19.20: 19 Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. 20 Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.

Wie bereits erwähnt, spricht Jakobus bestimmte Verhaltensweisen an, die der jüdischen Denk- und Lebensweise nicht fremd waren und in der Gefahr standen, auf das Christentum übertragen zu werden. Das waren „Grabtücher“ (Joh 11,44), die von diesen Neubekehrten weggenommen werden mussten. Der Sabbat war so eine Sache im Zusammenhang mit dem Wort Gottes: Sie liebten es, am Sabbat in der Synagoge zu sitzen und über die Dinge zu diskutieren und zu streiten, die aus der Heiligen Schrift vorgelesen wurden (Apg 17,2.3.17; 18,4; 28,19). Sie bildeten sich ein, die Meister (Lehrer) und Kritiker der Wahrheit zu sein (Röm 2,19.20; 1Tim 1,7), und sie liebten es, ihre Meinungen zu diskutieren. Während das vielleicht in den jüdischen Synagogen toleriert wurde, hat so etwas im Christentum keinen Platz (2Tim 2,14). Gott möchte, dass sich die Christen versammeln, um das Wort Gottes zu hören, zu lesen und zu erklären (1Tim 4,13), aber solche Anlässe sollten nicht zum Debattieren der eigenen Meinung ausarten (2Tim 2,14).

Jakobus beginnt damit, dass er die richtige und angemessene Haltung darlegt, die wir in der Gegenwart des Wortes Gottes haben sollen. Er sagt: „Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.“ Diese kurze, aber deutliche Ermahnung zeigt, dass man vor Gottes Wort Ehrfurcht haben muss, wenn man es aufschlägt und liest, und dass es den Hörer dazu bringt, sich beim Reden zurückzunehmen (Ps 119,161).

Erstens müssen wir „schnell zum Hören“ sein. Das bezieht sich auf eine Bereitschaft des Geistes, auf die Wahrheit des Wortes Gottes zu hören und sie zu empfangen. Wir sollten bestrebt sein, jede Gelegenheit zu ergreifen, um es besser kennenzulernen. Derjenige, der einen lernbereiten Geist hat – der den Platz eines demütigen Lernenden einnimmt und aufmerksam zuhört, wenn das Wort Gottes verkündet wird –, wird davon ganz sicher einen großen Nutzen haben (5Mo 33,3; Lk 8,35; 10,39).

Zweitens sollten wir „langsam zum Reden“ sein. Das ist ein Hinweis im Blick auf Äußerungen über die Heilige Schrift. Wir erkennen nur stückweise und wir können bestenfalls stückweise weissagen (1Kor 13,9). Wenn wir uns anmaßen, die Autoritäten über die Wahrheit Gottes zu sein, denken wir von uns höher, „als zu denken sich gebührt“ (Röm 12,3). Es offenbart eine Unkenntnis der Größe von Gottes Wort (Ps 138,2). Jakobus besteht deshalb darauf, dem Wunsch Einhalt zu gebieten, unsere Gedanken auf die Heilige Schrift zu übertragen. In Jakobus 3,1 warnt er davor, die Rolle eines Lehrers und eines Verkündigers göttlicher Erkenntnis einzunehmen, weil all jene eine größere Verantwortung tragen. Wer immerzu seine eigene Meinung und Ansicht weitergibt, ist nicht in der Lage, Wahrheit zu empfangen und in dem Verständnis über die göttliche Offenbarung zu reifen. Deshalb sollten wir unsere Anmerkungen über die Heiligen Schrift mit Bedacht und in dem Bewusstsein abgeben, dass es Gottes heiliges und unfehlbares Wort ist, das wir kommentieren.

Drittens müssen wir „langsam zum Zorn“ sein. Fleischliche Diskussionen über Gottes Wort können leider manchmal zu Streit und Ärger führen. Das war bei den Juden in ihren Synagogen nur allzu oft der Fall. Jakobus besteht deshalb darauf, diese feurigen Gemüter zu zügeln. Wenn wir versuchen, unseren Standpunkt durchzusetzen, indem wir unsere Stimme erheben und streiten, wird das niemals dazu beitragen, die Verkündigung der Wahrheit voranzubringen, denn, wie Jakobus sagt, „eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit“. Gott wird sich nicht mit derartigen fleischlichen Handlungen identifizieren. Die Wahrheit Gottes sollte in einer Umgebung der Stille und des Friedens mitgeteilt und empfangen werden (5Mo 33,3; Pred 9,17; Lk 8,35; 10,39).

Vers 21

Jak 1,21: Deshalb legt ab alle Unsauberkeit und alles Überfließen von Schlechtigkeit, und nehmt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort auf, das eure Seelen zu erretten vermag.

Jakobus fährt fort, indem er zeigt, dass beim Hören des Wortes Gottes nicht nur Selbstdisziplin, sondern auch Selbstgericht angebracht ist. Wenn wir vom Lesen des Wortes Gottes profitieren wollen, ist es zwingend erforderlich, dass wir alle „Unsauberkeit“ und „alles Überfließen von Schlechtigkeit“ ablegen. Ohne dieses notwendige Selbstgericht wird „das eingepflanzte Wort“ niemals in unserer Seele richtig Wurzeln schlagen und uns zum Wachsen bringen. Wenn der Boden in einem Garten voller Unkraut ist, werden die Wurzeln einer guten Pflanze nicht richtig wachsen und Wurzeln schlagen können. Ein weiser Gärtner bereitet daher den Boden vor, indem er unerwünschtes Unkraut ausreißt, das das Wachstum der guten Pflanzen ersticken könnte. In ähnlicher Weise müssen wir unsere Herzen darauf vorbereiten, das Wort „aufzunehmen“, indem wir alles in unserem Leben wegtun, was mit Gottes heiligem Wesen unvereinbar ist (1Pet 2,1.2). Das geschieht durch Selbstgericht (2Kor 7,1).

Der Geist, in dem wir das Wort empfangen sollen, ist der Geist der „Sanftmut“. Dies zeigt eine Ehrfurcht vor dem Wort und demjenigen, der es uns geschenkt hat. Jakobus nennt es „das eingepflanzte Wort“, denn wenn wir es in der richtigen Weise empfangen, wird es in uns Wurzeln schlagen und ein fester Bestandteil unseres Lebens werden. Der Apostel Johannes spricht davon und sagt: „Das Wort Gottes bleibt in euch“ (1Joh 2,14c).

Jakobus fügt hinzu: „das eure Seelen zu erretten vermag“. Für diejenigen, die nicht errettet waren (die bloßen Bekenner), würde der Empfang des Wortes Gottes im Glauben zu ihrer ewigen Errettung ausschlagen. Aber für diejenigen, die gerettet waren, würde es einen großen praktischen Nutzen haben, das eingepflanzte Wort als festen Bestandteil ihres christlichen Lebens zu besitzen. Wenn es Gehorsam gegenüber den Prinzipien des Wortes Gottes gibt, kann der Gläubige vor den vielen geistlichen Gefahren und Fallstricken auf dem Weg des Glaubens bewahrt werden (Ps 17,4.5).

Die Antwort auf das Wort Gottes (V. 22-25)

Verse 22-24

Jak 1,22-24: 22 Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrü1Mo 23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel betrachtet. 24 Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war.

Deshalb fährt Jakobus fort, darüber zu sprechen, wie wichtig es ist, auf das Wort mit praktischem Gehorsam zu reagieren. Er ermahnt uns, nicht nur „Hörer“ zu sein, sondern auch „Täter des Wortes“. Esra ist ein gutes Beispiel dafür. Es heißt, dass er „sein Herz darauf gerichtet hatte, das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun“ (Esra 7,10). Dies ist also ein weiterer Test für die Echtheit des Glaubens eines Menschen. Wenn er Glauben hat, also ein wahrer Gläubiger ist, wird sich das durch Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes zeigen. Ein Gläubiger mag manchmal darin versagen, das Wort Gottes in seinem Leben so umzusetzen, wie er es eigentlich tun sollte, aber grundsätzlich wird er daran erkannt, ein „Täter des Wortes“ zu sein. Wenn dagegen jemand es gewohnheitsmäßig versäumt, die Prinzipien des Wortes Gottes zu praktizieren, stellt das in Frage, ob er ein wahrer Gläubiger ist. Es kann gut sein, dass solche Menschen überhaupt nicht gerettet sind.

Aus Hebräer 6,4.5 wissen wir, dass es für einen Ungläubigen möglich ist, sich unter Christen aufzuhalten, wo Gottes Wort verkündet wird. Sie schmecken „das gute Wort Gottes“ und haben an dem teil, was „der Heilige Geist“ dort äußerlich tut – und doch bleiben sie in ihrem ungläubigen Zustand. Diese Menschen sind im wahrsten Sinne des Wortes „Hörer des Wortes“; das Wort wurde jedoch nie im Glauben aufgenommen. Von der Wahrheit umgeben zu sein, ohne jedoch ein Täter zu sein, ist eine gefährliche Sache, denn sie führt uns dazu, dass wir uns selbst betrügen. Jakobus fügt deshalb hinzu: „die sich selbst betrügen“. Manche Menschen sind auf diese Weise geistlich verblendet worden, weil sie nicht bereit waren, der Heiligen Schrift zu gehorchen, nachdem sie sie gehört hatten. Jakobus sagt, dass dieser Mensch wie ein Spiegel ist, in den er hineinschaut, und dann weggeht und vergisst, was er gesehen hat – es hat also keine Auswirkung auf ihn. Beachte: Wir täuschen uns selbst, nicht andere um uns herum. Menschen, die uns kennen, werden normalerweise nicht durch unsere Heuchelei getäuscht.

Es gab unter den Juden in den Tagen Hesekiels eine ähnliche Situation für diese leere Form, nur „ein Hörer des Wortes und nicht ein Täter“ zu sein. Der Herr sagte zu Hesekiel, dass das Volk kommen und vor ihm sitzen würde, wie es für das Volk Gottes in der Gegenwart eines von Gott gesandten Propheten üblich war; aber sie würden nicht tun, was er sagte. „Sie kommen scharenweise zu dir und sitzen vor dir als mein Volk und hören deine Worte, aber sie tun sie nicht; sondern sie tun, was ihrem Mund angenehm ist, ihr Herz geht ihrem Gewinn nach. Und siehe, du bist ihnen wie ein liebliches Lied, wie einer, der eine schöne Stimme hat und gut zu spielen versteht; und sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht“ (Hes 33,31.32). In der Zeit des Herrn Jesus waren die Pharisäer die geistlichen Nachkommen dieser Leute. Der Herr sagte von ihnen: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht (Mt 23,3). Dieses Problem ist nicht ein ausschließlich jüdisches Problem. Wir alle wissen, wie leicht es ist, die Bibel zu lesen, ohne von dem, was wir lesen, beeinflusst zu werden. Wir alle müssen in dieser Hinsicht auf der Hut sein.

Vers 25

Jak 1,25: Wer aber in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit, nahe hineinschaut und darin bleibt, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird glückselig sein in seinem Tun.

Jakobus fährt fort und sagt, dass es für einen Gläubigen keine Last sein sollte, ein Täter des Wortes zu sein, denn etwas zu tun, was man gern tun möchte, ist keine Last; es ist eine Freude. Das nennt Jakobus „das vollkommene Gesetz der Freiheit“. Es wird im Gegensatz zum Gesetz von Mose erwähnt. Das mosaische Gesetz ist damit beschäftigt, die Triebe der alten Natur zu bändigen. Es ist voll von den oft wiederholten, negativen Sätzen: „Du sollst nicht …“ [2Mo 20,1-17]. Zu versuchen, alle diese Gebote zu erfüllen, war eine Last für alle diejenigen, die unter dieser Verpflichtung standen (Mt 11,28; Apg 15,10). Das „Gesetz der Freiheit“ hingegen konzentriert sich darauf, die neue Natur zu ermutigen und sie zu positiven Dingen anzuleiten, an denen das neue Leben Freude hat. Es ist gekennzeichnet durch den Satz: „Lasst uns …“ Für die neue Natur ist es keine Last, diese Dinge zu tun, denn sie hat Freude daran, den Willen Gottes zu tun, der in seinem Wort beschrieben ist (Ps 40,8). In ähnlicher Weise ist es für ein Pferd eine vollkommene Freiheit, wenn es Heu zu fressen bekommt – es ist genau das, was es gern mag! Einen Hund jedoch Heu zu fressen zu geben, ist eine andere Sache – es wäre alles andere als Freiheit für ihn. Der Mensch, der im Geist wandelt, genießt es also, den Willen Gottes zu tun; es ist keine Last für ihn. Das vollkommene Gesetz der Freiheit bedeutet, dass die Gebote des Herrn und die Wünsche des Gläubigen in Einklang gebracht werden.

Zur Ermunterung, das Wort Gottes zu praktizieren, erinnert Jakobus seine Zuhörer an die gegenwärtige Belohnung für die, die das Wort Gottes tun. Er sagt: „Der wird glückselig sein in seinem Tun.“ Die Grundbedeutung des Wortes „glückselig“ ist glücklich sein. Daher wird der Mensch, der in der Wahrheit wandelt, in seiner Seele glücklich sein, weil es eine Freude gibt, die nur denen bekannt ist, die dem Wort Gottes gehorchen. Das wird übrigens durch das erste Wunder des Herrn Jesus veranschaulicht, als Er Wasser in Wein verwandelte (Joh 2,1-10). Das Trinken von „Wasser“ bezieht sich in der Heiligen Schrift auf die Erfrischung durch das Wort Gottes. „Wein“ spricht in der Heiligen Schrift oft von den Freuden des christlichen Lebens. Angesichts des Wunders sollten wir fragen: „Wann hat sich das Wasser in Wein verwandelt?“ Es war nicht, als die Diener das Wasser in die Gefäße gossen, sondern als sie diese Gefäße aufhoben und sie zum Speisemeister hinaustrugen. Irgendwann auf dem Weg, als sie mit dem Wasser unterwegs waren, verwandelte es sich in Wein. Genauso wird es uns zur Freude werden, wenn wir das Wort Gottes auf unserem täglichen Weg umsetzen.

Ein dreifacher Echtheitstest

Es besteht die Gefahr, dass man sich äußerlich zum Glauben bekennt, ohne dass es eine innere Wirklichkeit gibt. Deshalb weist Jakobus darauf hin, dass der Glaube eines Menschen auf die Probe gestellt werden muss. Er sagt:

Verse 26.27

Jak 1,26.27: 27 Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist nichtig. 27 Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst[2] vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten.

Diese Verse zeigen: Es ist durchaus möglich, dass jemand äußerlich den Anschein erweckt, ein wahrer Gläubiger zu sein, während es keine innere Wirklichkeit gibt. Daher stellt Jakobus drei Dinge vor, an denen jedes Bekenntnis zu einem wahren Gottesdienst geprüft werden kann. Er sagt uns, dass es einen untrüglichen Beweis für den Glauben im Leben einer Person gibt. Der Herr sprach davon in seinem Dienst: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 7,16.20).

  • Selbstbeherrschung: Der erste Punkt ist Selbstbeherrschung. Wenn jemand bekennt, Gott zu „dienen“, aber seine Zunge nicht unter Kontrolle hat, dann ist das ein verräterisches Zeichen dafür, dass er vielleicht gar kein wahrer Gläubiger ist. Die Nichtigkeit seines Gottesdienstes wird entlarvt, sein Dienst für Gott ist nicht mehr als eine „nichtige“ Show. Er betrügt sich selbst.
  • Liebe und Mitgefühl: Die zweite Sache ist Liebe und Mitgefühl. Wenn der Glaube eines Menschen echt ist, wird er sich um die kümmern, die leiden, und das wird sich in seinem Leben zeigen, indem er sich auf irgendeine wohlwollende Art und Weise denen zuwendet, die in Not sind – das heißt den „Waisen“ und den „Witwen“.
  • Persönliche Heiligkeit: Der dritte Punkt ist die persönliche Heiligkeit. Diese wird ein Ergebnis der praktischen Trennung von der Welt sein. Wenn der Glaube eines Menschen echt ist, dann wird er auf seine Verbindungen achten und sich „von der Welt unbefleckt halten“.

Die Echtheit des Glaubens an Gott und sein Wort wird sich also in einer angemessenen Ausdrucksweise zeigen (Jak 1,26) und in wohltätigem Handeln gegenüber den Bedürftigen (Jak 1,27a) sowie in persönlicher Heiligkeit, die durch Trennung von der Welt aufrechterhalten wird (Jak 1,27b). Das zeigt, dass das Hören der Wahrheit kein Selbstzweck ist; es ist nur der Anfang. Gott will eine innere Wirklichkeit in seinem Volk, die dazu führt, die Wahrheit zu praktizieren (Ps 51,8).


Übersetzt aus The Epistle of James

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 17: Practical Reflections on the Psalms – Book 1a, S. 11.

[2] Der Ausdruck „Gottesdienst“ wird hier als ein Bekenntnis bestimmter religiöser Überzeugungen und Lehren verstanden.


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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