Der erste Brief des Paulus an Timotheus (5)
Kapitel 5

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, Online începând de la: 05.12.2022, Actualizat: 09.03.2024

DIE GEMEINSCHAFT IM HAUS GOTTES

In den Kapiteln 5 und 6 geht Paulus auf den Bereich der christlichen Gemeinschaft ein. Das Haus Gottes soll nicht nur ein Ort des Gebetes, der heiligen Ordnung und der Wahrheit sein, sondern auch ein Ort der glücklichen Gemeinschaft unter den Gläubigen. In diesen Kapiteln stellt Paulus dem Timotheus die verschiedenen Beziehungen vor, die wir im Haus miteinander haben, und er legt das jeweils angemessene Verhalten dar.

Wie auch an anderen Stellen des Briefes haben die Ermahnungen hier die Aufrechterhaltung eines guten öffentlichen Zeugnisses des Hauses vor der Welt im Blick. Wenn wir uns in irgendeiner dieser Beziehungen unangemessen verhalten, können wir das Zeugnis des Herrn in Verruf bringen. Es ist daher wichtig, dass wir den Rat des Apostels in unserem Umgang miteinander in diesen Beziehungen beherzigen, damit wir der Welt ein würdiges Zeugnis des wahren Charakters Gottes geben können.

Zwölf Beziehungen (Kap. 5–6)

Ein flüchtiger Blick auf diese beiden Kapitel zeigt uns: Die Gemeinschaft im Haus Gottes ist nicht nach der Art eines Unternehmens oder einer Armee geordnet, die beide zwar effizient, aber auch unpersönlich und sogar kalt im Umgang miteinander sind. Da die Gemeinde in diesem Brief als ein Haus gesehen wird, ist das Muster, das in diesen Kapiteln verfolgt wird, das Muster einer großen Familie, in der das Hauptmerkmal der Liebe in jeder Beziehung offensichtlich ist.

Paulus geht auf mindestens zwölf verschiedene Beziehungen ein, denen man im normalen Leben im Haus Gottes begegnet. Er fängt an bei den älteren Männern und arbeitet sich dann durch die verschiedenen Gruppen des Gemeindelebens. Er beschreibt das richtige Verhalten, das wir in unserem täglichen christlichen Leben im Umgang mit jedem von ihnen an den Tag legen sollten. Es ist eine wohltuende Anleitung für eine glückliche christliche Gemeinschaft. Wenn wir sie beherzigen, geben wir der Welt ein kraftvolles Zeugnis von der Liebe, Güte und Gnade Gottes. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,35).

Bemerkenswerterweise geht Paulus bei all diesen Beziehungen, die er erwähnt, nicht ein auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Kindern und Eltern usw., wie er es in Epheser 5 und 6 und in Kolosser 3 tut. Hier geht es nicht um familiäre Beziehungen, sondern um das, was vor den Augen der Menschen geschieht. Solche Beziehungen innerhalb der einzelnen Haushalte haben keinen öffentlichen Charakter.

Ältere Männer und jüngere Männer (V. 1)

Vers 1

1Tim 5,1: Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder; …

Die älteren Männer sollen mit dem Respekt behandelt werden, der auch einem Vater gebührt. Paulus spricht hier nicht von einem Mann, der in der Versammlung als Aufseher/Ältester/Führer tätig ist (wie in 1Tim 5,17-19), sondern von einem Bruder im fortgeschrittenen Alter. Wenn er in irgendeiner Weise versagt und „zurechtgewiesen“ werden muss, sollte dies in einer Weise geschehen, die seinem Alter angemessen ist. Die englische KJV-Übersetzung ist in diesem Vers ein wenig irreführend. Dort heißt es, dass wir einen Ältesten nicht tadeln sollen, aber es sollte heißen: „Einen älteren Mann fahre nicht hart an.“ Das zeigt, dass niemand in der Versammlung über eine Zurechtweisung erhaben ist. Ein älterer Bruder muss vielleicht zurechtgewiesen werden, aber das soll nicht mit Härte geschehen, sondern indem man ihn wie einen Vater bittet. Was würde die Welt denken, wenn sie sähe, wie wir einen älteren Bruder behandeln, als würden wir mit einem Kind schimpfen?

Die jüngeren Männer sollen als „Brüder“ geachtet werden. Timotheus sollte die Jüngeren als Kameraden betrachten, die denselben guten Kampf des Glaubens kämpfen. Manchmal sehen sich jüngere Männer als Konkurrenten, aber das christliche Leben und der christliche Dienst sind kein Wettbewerb – sie sind eine Bruderschaft.

Ältere Frauen und jüngere Frauen (V. 2)

Vers 2

1Tim 5,2: … ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern, in aller Keuschheit.

Die älteren Frauen sollen als „Mütter“ geachtet werden. Dies soll mit Höflichkeit, göttlicher Hochachtung und großer Zuneigung geschehen.

Die jüngeren Frauen sollen als „Schwestern“ angesehen werden. Paulus fügt hinzu: „in aller Keuschheit“, weil Timotheus als jüngerer Bruder vorsichtig sein musste, wie er sich gegenüber Gleichaltrigen des anderen Geschlechts verhielt, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.

Junge und ältere Witwen (V. 3-16)

Weil Paulus weiß, dass Satan die Sorge um die Witwen benutzt hat, um die ersten Unruhen in der Gemeinde zu schüren (Apg 6), widmet er den Dingen, die sie betreffen, besondere Aufmerksamkeit. Seine Ausführungen machen deutlich, dass es verschiedene Arten von Witwen gibt und dass jede von ihnen auf unterschiedliche Weise behandelt werden sollte.

Vers 3

1Tim 5,3: Ehre die Witwen, die wirklich Witwen sind.

Da ist vor allem jene, die „wirklich eine Witwe“ ist (vgl. 1Tim 5,3.5.8.16). Es handelt sich um eine Schwester (ohne zu sagen, wie alt sie ist), die so lebt, wie man sich eine Witwe vorstellt: Sie ist arm und hilflos. Sie ist „vereinsamt“, ohne Mittel, und da sie den Kummer ihres Witwenstandes spürt, setzt sie ihr Vertrauen auf den lebendigen Gott und ruft Ihn mit „Flehen und … Gebeten Nacht und Tag“ um Hilfe an (1Tim 5,5). Solche Menschen sollen geehrt und finanziell unterstützt werden. Sie sollen „verzeichnet“ (1Tim 5,9) werden, denn sie haben ein Anrecht auf diese Fürsorge.

Vers 4

1Tim 5,4: Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.

Dann gibt es noch andere Witwen: Sie haben „Kinder oder Enkel“ in der Gemeinde. Diese Nachkommen sollen „dem eigenen Haus gegenüber fromm sein“ und „den Eltern Gleiches vergelten“, indem sie für deren finanzielle Bedürfnisse sorgen. Die Gemeinde sollte in diesem Fall nicht mit dem Unterhalt dieser Witwen belastet werden. Paulus sagt, dass es „angenehm vor Gott“ ist, wenn ihre Familien für sie sorgen. Ignorieren die unmittelbaren Nachkommen diese Verantwortung im Haushalt, verleugnen sie in der Tat „den Glauben“ und werden als „schlechter als ein Ungläubiger“ angesehen (1Tim 5,8).

Verse 6-8

1Tim 5,6-8: 6 Die aber, die in Üppigkeit lebt, ist lebendig tot. 7 Und dies gebiete, damit sie unsträflich seien. 8 Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.

Dann gibt es Witwen, die in „Üppigkeit“ leben. Diese Witwen sind offensichtlich in der Lage, sich selbst mit privaten Mitteln zu versorgen, entscheiden sich aber für ein Leben nach dem Fleisch. Paulus sagt, dass eine solche Witwe „lebendig tot ist“. Das bedeutet nicht, dass sie nicht errettet ist, sondern dass sie nicht in Gemeinschaft mit Gott lebt. Der Aspekt des Todes ist hier der moralische Tod: eine praktische Trennung von Gott. In Römer 8,13 spricht Paulus von dieser Art des Todes: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben.“ Alle, die so leben, sollten keine finanzielle Unterstützung von der Versammlung erhalten, sondern sollen dazu angehalten werden, vor Gott und den Menschen „unsträflich“ zu leben.

Die Wahrheit von Vers 8 gilt natürlich nicht nur für Witwen, denn auch ein Ungläubiger weiß, dass es seine Pflicht ist, für „Hausgenossen“ zu sorgen. Andererseits kann die Anweisung des Apostels in diesem Vers falsch angewandt und als Entschuldigung dafür benutzt werden, dass wir nicht für das Werk des Herrn spenden, wie wir es sollten. Wir mögen sagen, dass wir uns um unsere Familien kümmern, indem wir Geld für die nächste Generation zurücklegen – und daran ist nichts Falsches –, aber es sollte nicht als Deckmantel für selbstsüchtige Motive benutzt werden. Oftmals endet ein solches Anhäufen von nicht geweihten Geldern damit, dass die Kinder sie verschleudern, anstatt sie für den Herrn zu verwenden.

Verse 9.10

1Tim 5,9.10: 9 Eine Witwe werde verzeichnet, wenn sie nicht weniger als sechzig Jahre alt ist, die Frau eines Mannes war, 10 ein Zeugnis hat in guten Werken, wenn sie Kinder auferzogen, wenn sie Fremde beherbergt, wenn sie der Heiligen Füße gewaschen, wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie jedem guten Werk nachgegangen ist.

Es gibt auch ältere Witwen, die dem Herrn viele Jahre lang treu gedient haben. Diese sollen „verzeichnet“ werden, damit die Gemeinde ihnen regelmäßig dienen kann, denn sie sind es würdig, dass man sich um sie kümmert.

Es werden etwa acht Qualifikationen genannt:

  • „nicht weniger als sechzig Jahre alt“
    Solche ehrbaren Frauen sollten in ihren letzten Lebensjahren frei von finanzieller Belastung sein.
  • „die Frau eines [einzigen] Mannes“
    Paulus sagt nicht, dass Witwen nicht wieder heiraten sollen, denn in Vers 14 ermutigt er sie dazu, wenn es sich um jüngere Frauen handelt. (Siehe auch 1. Korinther 7,39.)
  • „ein Zeugnis in guten Werken“
    Sie hat ein gutes öffentliches Zeugnis.
  • „Kinder auferzogen“
    Dies bezieht sich vielleicht nicht unbedingt auf ihre eigene Familie, sondern auf geistliche Kinder im Haushalt des Glaubens, denn wenn sie eigene Kinder hatte, sollten diese sie entlasten (vgl. 1Tim 5,4.16). Wenn es sich um ihre eigenen Kinder handelt, dann sind sie vielleicht nicht errettet oder leben nicht mehr. Wenn sie sich nicht um sie kümmern würden, wären sie schlechter als die Ungläubigen.
  • „Fremde beherbergt“
    Ihr Haus war offen für die Gläubigen, die in der Gegend, in der sie lebt, unterwegs waren.
  • „der Heiligen Füße gewaschen“
    Dies ist eine bildliche Sprache für die demütige Verrichtung von Diensten für die Gläubigen.
  • „Bedrängten Hilfe geleistet“
    Sie hat sich in einem Dienst der praktischen Fürsorge für bedrängte Gläubige engagiert.
  • „jedem guten Werk nachgegangen“
    Sie zeichnet sich durch Fleiß im Dienst aus; sie war nicht faul.

Verse 11-15

1Tim 5,11-15: 11 Jüngere Witwen aber weise ab; denn wenn sie üppig geworden sind gegen Christus, so wollen sie heiraten 12 und fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben. 13 Zugleich aber lernen sie auch, müßig zu sein, indem sie in den Häusern umherlaufen; nicht allein aber müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden, was sich nicht geziemt. 14 Ich will nun, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, den Haushalt führen, dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung wegen geben; 15 denn schon haben sich einige abgewandt, dem Satan nach.

Schließlich gibt es „jüngere Witwen“, deren finanzielle Unterstützung die Versammlung „abweisen“ sollte. Sie auf die Liste der regelmäßigen Unterstützung zu setzen, könnte für sie und die Gemeinschaft der Gläubigen schädlich sein. Da solche Witwen in ihrer täglichen Abhängigkeit dann nicht auf Gott angewiesen wären, könnten sie mit ihrem Los als Witwen unzufrieden werden und „üppig gegen Christus“ werden. Wenn sie in einen schlechten Seelenzustand verfallen, könnten sie ihren „ersten Glauben verwerfen“ (ihr Vertrauen auf den Herrn aufgeben) und unbedacht eine andere Ehe eingehen, die vielleicht nicht „im Herrn“ ist (1Kor 7,39).

Der Wunsch, zu „heiraten“ (1Tim 5,11), ist nicht falsch; Paulus schlägt in Vers 14 vor, dass die jüngeren Witwen wieder heiraten sollten. Aber es aus eigenem Willen zu tun, bedeutet, sich schuldig zu machen, unabhängig zu handeln. Wenn jemand sich nicht der Last unterwirft, die Gott ihm im Leben auferlegt hat (in diesem Fall der Verlust des Ehemanns), kann er in seinem unzufriedenen Geist und seinem schlechten Seelenzustand vom Feind dazu benutzt werden, die Gemeinschaft der Gläubigen zu zerstören. Solche können „müßig sein, indem sie in den Häusern umherlaufen; …  geschwätzig und vorwitzig“.

Um dieser Tendenz vorzubeugen, wünschte Paulus, dass die jüngeren Witwen „heiraten, Kinder gebären“ und „den Haushalt führen“. Das ist eine gesunde Beschäftigung, die dazu beiträgt, die jüngeren Witwen vor diesen Gefahren zu bewahren – und sie gibt auch „dem Widersacher keinen Anlass der Schmähung“. Die verheirateten Schwestern sollten beachten, was Paulus zu ihnen sagt: „den Haushalt führen“, nicht: „den Mann führen“ (1Tim 5,14). Das zeigt, dass der Bereich ihrer Verantwortung sich auf die häuslichen Angelegenheiten bezieht. Paulus berichtet, dass sich leider einige jüngere Witwen „dem Satan nach“ zugewandt haben, und zwar in dem Sinn, dass sie sein Werk gegen das öffentliche Zeugnis der Gemeinde ausüben.

Paulus spricht nicht davon, dass die älteren Witwen wieder heiraten sollen, aber das heißt nicht, dass sie es nicht tun dürften; 1. Korinther 7,39 nennt keine Altersgrenze für Wiederheirat. Er befasst sich mit einer bestimmten Neigung unter jüngeren Schwestern, für die ältere und im Glauben reifere Frauen nicht anfällig sind. Eine reife Christin sollte es nicht nötig haben, dass die Sorge um die Kinder und die familiären Verpflichtungen ihre Energien kanalisieren und sie durch die fleischliche Beschäftigung des Tratschens und der Einmischung unter den Gläubigen abgelenkt wird. In diesem Alter sollte ihre Erfahrung mit dem Herrn auf dem christlichen Weg sie gelehrt haben, im Geist zu wandeln und daher die fleischlichen Neigungen zu verurteilen, zu denen jüngere Gläubige tendieren.

Vers 16

1Tim 5,16: Wenn ein Gläubiger oder eine Gläubige Witwen hat, so leiste er ihnen Hilfe, und die Versammlung werde nicht belastet, damit sie denen Hilfe leiste, die wirklich Witwen sind.

Paulus fasst seine vorangegangenen Ausführungen zusammen: Nur diejenigen, die „wirklich Witwen“ sind, sollen von der Gemeinde unterstützt werden; alle anderen sollen abgewiesen werden. Er sagt: „Die Versammlung werde nicht belastet“, wenn es um Witwen geht, für die ihre Angehörigen sorgen können. „Sie“ (die Versammlung) soll nur „denen Hilfe leisten, die wirklich Witwen sind“.

Aufseher/Älteste (V. 17-19)

Paulus fährt fort, die Art und Weise anzusprechen, wie die „Ältesten“ behandelt werden sollen. Dies bezieht sich auf diejenigen, die das Amt eines Ältesten/Aufsehers/Leiters in der Gemeinde innehaben; es geht nicht nur um die älteren Brüder wie in Vers 1. Diese Aufseher haben die Sorge für die Herde vor Ort und sollten respektiert werden.

Wir sehen sofort, dass Paulus nicht allen Aufsehern/Ältesten die gleiche Ehre zuteilwerden lässt. Er sagt:

Vers 17

1Tim 5,17: Die Ältesten, die wohl vorstehen, lass doppelter Ehre für würdig erachtet werden, besonders die, die in Wort und Lehre arbeiten.

Jemand könnte daraus schließen, dass wir einen Aufseher/Ältesten, der nicht „gut“ vorsteht, nicht ehren und uns ihm nicht unterordnen müssten. Aber indem Paulus einige hervorhebt, die „doppelte Ehre“ haben sollen, zeigt er, dass allen Aufsehern/Ältesten, die in dieser Position Verantwortung tragen, Ehre erwiesen werden soll. Die Ehre gebührt ihnen aufgrund des Amtes, das sie im Haus Gottes bekleiden, und eine zusätzliche Ehre wird denen zuteil, die es „wohl“ machen. Dann zeigt Paulus, dass einige Älteste sogar noch mehr geehrt werden sollten: diejenigen, die gut vorstehen und auch „in Wort und Lehre arbeiten“. Darauf weist Paulus hin, indem er sagt: „besonders“. William Kelly weist auf diese drei Unterscheidungen hin und erklärt, es sollte „Ehre für ihr Amt geben, Ehre, weil es hervorragend ausgefüllt wurde, und besondere Auszeichnung für diejenigen unter den Ältesten, die sich in Wort und Lehre bemühen“. Dass er zwischen denen unterscheidet, die lehren, und denen, die gut leiten, zeigt: Nicht alle Aufseher/Ältesten müssen lehren; es ist aber gut und hilfreich, wenn sie es können.

Vers 18

1Tim 5,18: Denn die Schrift sagt: „Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden“, und: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“

Die Aufseher/Ältesten, die „wohl vorstehen“ und „in Wort und Lehre arbeiten“, sollen für ihren Dienst belohnt werden. Paulus bezieht sich dabei nicht auf eine zukünftige Belohnung, die sie sicherlich am Richterstuhl Christi erhalten werden (2Kor 5,10; 1Pet 5,4), sondern auf eine gegenwärtige Hilfe oder Unterstützung in praktischen Nöten. Dies könnte eine finanzielle Unterstützung durch die örtliche Gemeinde sein, in der sie wohnen und arbeiten, wenn sie diese benötigen. Paulus zitiert einen alttestamentlichen Vers (5Mo 25,4) und einen neutestamentlichen Vers (Lk 10,7), um diesen Punkt zu unterstützen. Beachte: Paulus zitiert das Lukasevangelium und bezeichnet es als „Schrift“, was zeigt, dass einige der Bücher des neutestamentlichen Kanons bereits damals als von Gott inspiriert anerkannt waren.

Vers 19

1Tim 5,19: Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen.

Paulus schließt nicht aus, dass ein Aufseher/Ältester versagen könnte, aber er sagt, dass das dann durch „zwei oder drei Zeugen“ bewiesen werden sollte. Dieser Vers hatte eine besondere Bedeutung für die Gemeinde in Ephesus, wo Timotheus bleiben und arbeiten sollte (1Tim 1,3). In Apostelgeschichte 20,30 hatte Paulus gewarnt, dass einige der Ältesten in dieser Stadt vom rechten Kurs abkommen würden, und die Anweisungen, die er Timotheus hier gab, was den Umgang mit ihnen betraf, waren notwendig.

Jeder Fall von Bösem in der Gemeinde muss bewiesen werden, bevor Maßnahmen ergriffen werden können. Das gilt besonders für Älteste. Die Tatsache, dass Paulus sagt, dass es ausreichende Beweise für ein Fehlverhalten geben muss, weist darauf hin, dass gegen einen Ältesten Anschuldigungen erhoben werden könnten, die völlig unbegründet sind. Die Art der Arbeit des Aufsehers macht ihn anfällig für Missverständnisse und Angriffe. Ein Aufseher, der sich zuweilen mit den Fehlern anderer auseinandersetzen muss, kann bei denjenigen, die eine Ermahnung erhalten haben, Unmut und Missgunst hervorrufen, und das wiederum könnte dazu führen, dass sie den Ältesten mit bösartigen Anschuldigungen belegen. Weil diese Möglichkeit immer besteht, müssen alle derartigen Anschuldigungen hinreichend bewiesen werden. Dies zeigt erneut: Diejenigen, die in der Versammlung eine leitende Funktion innehaben, sind eine Zielscheibe für den Feind, und es kommen Angriffe in Form von Anschuldigungen auf diejenigen zu, die diese Position innehaben.

Irrende Brüder (V. 20.21)

Verse 20.21

1Tim 5,20.21: 20 Die sündigen, überführe vor allen, damit auch die Übrigen Furcht haben. 21 Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil beachtest, indem du nichts nach Gunst tust.

Paulus spricht nun über andere in der Versammlung, die sündigen könnten. Er sagt: „Die sündigen, überführe vor allen, damit auch die Übrigen Furcht haben.“ Einige meinen, Paulus beziehe sich immer noch auf die Ältesten, die versagen könnten. Obwohl dies auch Älteste einschließen könnte, ist es nicht auf sie beschränkt. William Kelly sagt:

Das Erste hat nicht speziell mit den Ältesten zu tun, sondern betrifft den größeren Bereich der Gläubigen im Allgemeinen. […] Den Bereich „die sündigen“ (1Tim 5,20) einzuschränken, als ob damit nur Älteste, die sündigen, gemeint wären, führt uns natürlich dazu, an die „Übrigen“ dieser Gruppe zu denken, wodurch eine feierliche Anweisung verlorengeht, die in keiner Weise eingeschränkt werden sollte, wie das „vor allen“ zeigen sollte.[1]

Die Erwähnung der Möglichkeit, dass einige der Gläubigen allgemein versagen können, gleich nachdem von einem Versagen eines Aufsehers/Ältesten die Rede war, zeigt: Das Versagen von Leitern hat oft Auswirkungen auf andere, die ihnen vielleicht folgen. Apostelgeschichte 20,30 bestätigt dies, indem es heißt, dass strauchelnde Älteste „Jünger abziehen hinter sich her“.

Die öffentliche Zurechtweisung, auf die hier Bezug genommen wird, soll nicht in allen Fällen von Sünde in der Versammlung erfolgen; normalerweise sollte eine private Zurechtweisung vorausgehen (1Thes 5,14). Eine bestimmte Art von Sünde erfordert diese Art von Zurechtweisung. Gewöhnlich handelt es sich um eine äußere, öffentliche Sünde, die andere beeinträchtigen könnte: wie zum Beispiel Parteienbildung, das Säen von Zwietracht unter den Brüdern. In einem solchen Fall ist eine Zurechtweisung vor allen angebracht. Der Effekt ist, dass die „Arglosen“, die sonst geneigt sein könnten, der gleichen Sünde zu folgen, sich „fürchten“ (Röm 16,18; 5Mo 17,13) und sich so von ihr distanzieren. Ein Beispiel für eine öffentliche Zurechtweisung ist die Zurechtweisung des Petrus durch Paulus „vor allen“ (Gal 2,14). Der Irrtum des Petrus hätte sehr wohl andere in die Irre führen können, so dass eine öffentliche Maßnahme notwendig war.

Der Ernst der Sache zeigt sich darin, dass Paulus Timotheus „vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln“ auffordert. Paulus warnt ihn vor zwei Gefahren, die er im Umgang mit Personen im Haus Gottes vermeiden muss:

  • „Vorurteil“
    eine negative Voreingenommenheit gegenüber jemand aufgrund bestimmter vorgefasster Gefühle ihm gegenüber
  • „nichts nach Gunst“
    jemand bevorzugen aufgrund seines Reichtums, seiner Stellung in der Gesellschaft, seiner familiären Bindungen in der Gemeinde, seiner Persönlichkeit usw.

Neue Kontakte (V. 22-25)

Dann warnt Paulus Timotheus vor den Gefahren von Umgang – nicht nur mit Personen, sondern auch mit Wein. Wenn Timotheus Gott repräsentieren und den Gläubigen in Gottes Haus dienen soll, muss er vorsichtig sein, mit wem (und was) er Umgang hat. Paulus gibt ihm daher einige Leitprinzipien, die für alle im Haus Gottes hilfreich sind.

Verse 22

1Tim 5,22: Die Hände lege niemand schnell auf, und habe nicht teil an fremden Sünden. Bewahre dich selbst keusch.

Timotheus sollte bei neuen Kontakten besonders vorsichtig sein. Er sollte „die Hände niemand schnell auflegen“. Wie im zweiten Kapitel erwähnt, ist der Hinweis auf „Hände“ in der Schrift oft eine Redewendung, die die Einsmachung mit jemand oder etwas bezeichnet (3Mo 1,4; 4Mo 8,10; 27,18; Gal 2,9). Timotheus sollte sich nicht mit Menschen verbinden, deren Charakter er nicht kannte. Er sollte vorsichtig sein, wenn es darum ging, neue Freundschaften zu schließen, weil er durch seine Verbindung mit ihnen leicht „Teilhaber“ an den „Sünden anderer Menschen“ werden konnte, wenn er nicht aufpasste. Er sollte sich „keusch {rein}“ halten. Die Lektion für uns hier ist, dass wir unsere Gefährten sorgfältig auswählen sollten (Ps 119,63).

Dieser Vers bezieht sich nicht direkt auf das Aufnehmen am Tisch des Herrn, wie manche meinen, sondern auf die persönliche Gemeinschaft im Haus Gottes. Der Grundsatz in diesem Vers kann jedoch den Brüdern als Leitfaden für das Aufnehmen dienen. Er zeigt uns: Wenn der Einzelne auf seine persönlichen Beziehungen achten soll, dann sollte die Versammlung dies sicherlich auch tun.

Vers 23

1Tim 5,23: Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein wegen deines Magens und deines häufigen Unwohlseins.

Vers 23 ist ein Einschub. Er zeigt, dass es nicht nur Personen, sondern auch Dinge und Praktiken gibt, mit denen Christen vorsichtig sein müssen. Aus der Anweisung des Paulus bezüglich des „Weins“ können wir ersehen, dass Timotheus seine persönliche Reinheit gewissenhaft bewahrte und versuchte, sich um des Zeugnisses willen vom Wein fernzuhalten. Sein empfindliches Gewissen musste jedoch erhellt werden. Er musste begreifen, dass er keine Gefahr heraufbeschwören würde, wenn er den Wein als Medizin verwendete: „wegen deines Magens und deines häufigen Unwohlseins“. Timotheus sollte nicht nach einem Wunder für sein Leiden suchen, sondern die Mittel nutzen, die ihm zur Verfügung standen, um seine Gesundheit zu erhalten. In seinem Fall würde „ein wenig Wein“ helfen. Dies lehrt uns, dass wir die Gnade, die der Schöpfergott in seiner Schöpfung für die Bedürfnisse seiner Geschöpfe vorgesehen hat, nicht verleugnen sollen.

Leider verstehen einige Christen dies so, dass es für Christen gut und akzeptabel ist, zum persönlichen Genuss Alkohol zu trinken. Aber Paulus sagt Timotheus nicht, dass er Wein um des Genusses willen trinken soll, sondern um seiner Gesundheit willen. In diesem Vers gibt es keinen Freibrief für das Trinken in geselliger Runde. Zu viele Christen lieben das Heilmittel des Paulus, haben aber nicht die Krankheit des Timotheus!

Obwohl Wein für Christen nicht verboten ist, sollten sie aus mindestens drei Gründen vorsichtig damit umgehen:

  • die Möglichkeit, persönlich in Versuchung und unter seine Macht zu geraten (1Kor 6,12; Spr 20,1; 23,29-35)
  • die Möglichkeit, einen schwächeren Bruder oder eine schwächere Schwester im Glauben ins Stolpern zu bringen (1Kor 8,9-13)
  • die Möglichkeit, das christliche Zeugnis in Verruf zu bringen (2Kor 6,3)

Vers 24

1Tim 5,24: Von einigen Menschen sind die Sünden vorher offenbar und gehen voraus zum Gericht, einigen aber folgen sie auch nach.

Paulus erklärt, warum Timotheus sich nicht vorschnell mit neuen Kontakten im Haus Gottes einsmachen sollte. Es gibt zwei Arten von Sünden, die Menschen begehen können: solche, die „offenbar“ sind, und solche, die verborgen sind und „nachfolgen“. Das Leben mancher Menschen ist wie ein offenes Buch; ihr Versagen ist öffentlich bekannt; andere leben mehr im Stillen, und so kommt ihr wahrer Charakter erst später ans Licht.

Vers 25

1Tim 5,25: Ebenso sind auch die guten Werke vorher offenbar, und die, die anders sind, können nicht verborgen bleiben.

Paulus zeigt, dass dies auch für „gute Werke“ gilt. Jemand mag für seine Werke des Dienstes bekannt sein, weil er in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen unter den Brüdern genießt, und bei anderen, die im Stillen mit dem Herrn leben, ist sein Dienst nicht öffentlich bekannt. Daher lautet die Lektion für Timotheus (und für uns): Wir sollten einen Menschen nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen – weder im Guten noch im Schlechten. Wenn wir uns Zeit nehmen, um unser Urteil über jemand zu bilden, werden wir weitaus genauer sein – und wir könnten uns manche Peinlichkeit ersparen, wenn wir vorschnell falsche Schlüsse ziehen. Die Zeit ist der große Prüfstein; sie wird den wahren Charakter eines Menschen offenbaren. Deshalb sollte Timotheus in dieser Hinsicht behutsam vorgehen.


Quelle: The First Epistle of Paul to Timothy: The Order of God’s House
E-Book Version 1.5 (März 2019)

Übersetzung: Stephan Isenberg

Partea anterioară Partea următoare

Anmerkungen

[1] W. Kelly, An Exposition of the Two Epistles to Timothy. With a Translation of an Amended Text.

Mai multe articole despre locul din Biblie 1. Timotei 5 (1)


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

Bibeltexte im Artikel anzeigen