Betrachtung über 3. Mose 16

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, Online începând de la: 04.03.2006, Actualizat: 09.12.2023

Leitverse: 3. Mose 16

Einführung: die Einordnung des Kapitels in das dritte Buch Mose

Dieses Kapitel bildet das Herzstück des dritten Buches Mose. Es ist das wichtigste und zentralste Kapitel und die Grundlage all dessen, was wir sonst noch in diesem Buch finden. Es geht um zwei Stichworte:

  1. Heiligkeit (Gott, der in der Mitte seines Volkes wohnt) und
  2. Gemeinschaft (Gott will Gemeinschaft mit seinem Volk haben).

Diese beiden Stichworte stehen eigentlich in großem Gegensatz zueinander. Der Heiligkeit Gottes steht die Unreinheit des Volkes Gottes gegenüber. Um mit seinem Volk Gemeinschaft haben zu können, musste ein Grund gelegt werden, auf dem ein heiliger und gerechter Gott in der Mitte seines Volkes wohnen und mit ihm Gemeinschaft erfahren konnte. Insbesondere bedeutet es, dass eine heilige, priesterliche Familie in das Heiligtum hineingehen kann, um dort vor Gott den priesterlichen Dienst zu verrichten.

Das zentrale und grundlegende Kapitel steht nicht am Anfang des Buches. Am Anfang finden wir eine Darstellung der Opfer im Allgemeinen. Gott gab seinem Volk fünf Opfergaben, die sich in zwei Gruppen gliedern:

  1. das Brandopfer mit dem Speisopfer (das dazugehört) und
  2. das Sündopfer mit dem Schuldopfer (das ein Teil dieses Opfers ist).

Diese beiden machen das letzte Opfer möglich: das Friedensopfer. Das Friedensopfer ist die Grundlage, auf der Gott mit seinem Volk Gemeinschaft haben kann. Um zu verstehen, wie ein heiliger und gerechter Gott mit einem unheiligen Volk dennoch Gemeinschaft haben kann, müssen wir wissen, was Brand- und Sündopfer bedeuten. Es sind nämlich die zwei Opfer, die uns die beiden großen Seiten des Kreuzes von Golgatha darstellen.

Kurz gesagt: Das Brandopfer stellt den Herrn Jesus als denjenigen dar, der sich völlig an Gott ausgeliefert, sich Gott geopfert und aufgeopfert hat, um Gott zu verherrlichen. Gott hat den lieblichen Geruch des Opfers gerochen, so dass wir nun in der Lieblichkeit des Opfers vor Gott stehen. Das Brandopfer lehrt uns, wie es möglich ist, heute als Gottes Volk auf Erden in Gottes Wohlwollen vor Ihm stehen zu können. Es redet also insbesondere von dem, was Gottes Herz auf wunderbare Weise erfreut hat, als Gott am Kreuz auf Golgatha verherrlicht wurde.

Das Sündopfer lässt uns mehr die menschliche Seite sehen. Der Herr Jesus starb für einen Menschen, der sowohl durch seine Geburt (in Sünde) als auch durch seine sündigen Taten ein Sünder war. Darum musste ein Mittel beschafft werden, um einen Menschen, der von Sünde besudelt war, dennoch zu Gott bringen zu können. Das Sündopfer lässt uns zweierlei sehen:

  1. Der Herr Jesus wurde zur Sünde gemacht (2Kor 5,21).
  2. Der Herr Jesus hat die Sünden, die sündigen Taten, an seinem Leib auf dem Holz getragen (1Pet 2,24).

Dies sind zwei Seiten:

  1. was der Herr Jesus tat, um unsere Sünden wegzunehmen (das Sündopfer), und
  2. was Er tat, um uns Gottes Wohlwollen zu schenken. Nun sind wir wohlgefällig vor Gott und mit Segnungen beschenkt, die der Herr Jesus am Kreuz durch sein Werk erworben hat.

[…] Die Opfer werden am Anfang des Buches auf eine völlig andere Art und Weise dargestellt als in 3. Mose 16. In 3. Mose 1 werden die Opfer fast alle vom einzelnen Israeliten gebracht, seien es freiwillige Opfer (Brand-, Speis- und Heilsopfer) oder Pflichtopfer (Sünd- und Schuldopfer). Dort wird also vorausgesetzt, dass es ein Volk Gottes gibt und dass es Glieder dieses Volkes gibt, die Gemeinschaft mit Ihm haben. Für diese Opfergaben brauchte man eine priesterliche Familie (3Mo 8–9). Wir sehen auch, dass eine gewisse Reinheit dazugehörte, sowohl beim Priester als auch beim Volk (3Mo 10–15).

Wie das Volk überhaupt mit einem heiligen und gerechten Gott Gemeinschaft haben kann, sehen wir in der Wahrheit des großen Versöhnungstages.

Der Unterschied zu dem täglichen Brandopfer

Am großen Versöhnungstag wird das Brandopfer zwar erwähnt, die Betonung liegt aber auf dem Sündopfer, nun nicht mehr für den Einzelnen, sondern für das ganze Volk. Das war notwendig, damit ein Volk mit dem heiligen und gerechten Gott Gemeinschaft haben konnte, um Ihm im Heiligtum zu nahen, für eine priesterliche Familie. 3. Mose 16 stellt das Kreuz in seinem grundlegendsten Wert vor, nämlich das Sündopfer des Herrn Jesus. Dies wurde die Grundlage, so dass Gott heutzutage ein Volk haben kann, das mit Ihm Gemeinschaft hat und mit Ihm verbunden ist. Die andere Seite des Kreuzes, das Brandopfer, finden wir in 2. Mose 29 beschrieben. Das tägliche Brandopfer und das jährliche Sündopfer zeigen uns zusammen zwei großartige Aspekte des Kreuzes.

Der Unterschied zum Passah

Es gibt auch einen Unterschied zwischen Versöhnungstag und Passahfest. In der Nacht, als Israel von der Macht Ägyptens erlöst wurde, feierte man das Passah. Das lässt uns erkennen, was für die Erlösung notwendig ist. Es ist die Grundlage für die Befreiung Israels und des Erstgeborenen, so dass Israel sicher durch das Rote Meer geführt und in die Wüste gebracht werden konnte. Das zweite Buch Mose ist das Buch der Befreiung, daher finden wir darin auch das Passahfest beschrieben. Deshalb lesen wir in Lukas 22,16, dass der Herr Jesus sagt, dass Er gerade das Passah im Königreich Gottes wieder essen wird. Denn das Passah weist auch darauf hin, dass die Erlösung vollständig sein wird, dass die ganze Schöpfung im tausendjährigen Friedensreich zurückgebracht werden wird.

Der große Versöhnungstag geht weiter. Das Volk ist gleichsam schon erlöst. Nun geht es um die Frage, wie ein erlöstes Volk Gemeinschaft haben und Gott im Heiligtum nahen kann. Dies hat nichts mit zeitlichen, vorübergehenden Dingen zu tun (Passah), sondern mit dem Himmel, mit ewigen Dingen.

3. Mose 16 im Hebräerbrief

In 3. Mose 16 finden wir einen heiligen, gereinigten Weg in das Heiligtum, in das Allerheiligste, das ein Bild des Himmels der Himmel ist, wo der Thron Gottes steht und in das wir freimütig als Priester hineingehen dürfen (Heb 10,19). Wir dürfen nahen, das Blut auf dem Versöhnungsdeckel sehen und als priesterliche Familie unseren priesterlichen Dienst von Lob, Dank und Anbetung bringen. Das ist die Grundlage, die große Versöhnung. Der Hebräerbrief ist eigentlich ein großer Kommentar zu 3. Mose 16. Er lässt uns sehen, dass alle Teile in 3. Mose 16 ein Bild neutestamentlicher Dinge sind. Der Hohepriester ist ein Bild des Herrn Jesus. Er ist selbst das wahrhaftige Opfer des großen Versöhnungstages. Wir sehen, dass die Stiftshütte ein Bild des Himmels ist, wo der Herr Jesus sein Blut vor Gottes Angesicht gebracht hat. Der Versöhnungsdeckel ist ein Bild vom Thron der Gnade; der Thron Gottes ist nun ein Gnadenthron geworden. „Denn da das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat …“ (Heb 10,1). Das bedeutet: Was wir in der Stiftshütte haben (nicht in allen Einzelheiten), ist eine Widerspiegelung dessen, was wir im NT finden.

Neben vielen Übereinstimmungen gibt es auch viele Unterschiede und Gegensätzlichkeiten. Der Hebräerbrief verweist uns mehr auf die Unterschiede als auf die Gemeinsamkeiten. Der wichtigste Unterschied ist, dass es in 3. Mose einen Vorhang gibt, der nicht zerrissen ist. Wir lesen in den ersten Versen, dass es selbst für den Hohenpriester und die Priester verboten war, hinter den Vorhang zu gehen. Selbst von Aaron, dem Hohenpriester, wird gesagt, dass er nicht hineingehen durfte, sonst würde er sterben [3Mo 16,2].

  1. Der erste Unterschied ist der Vorhang. Im Hebräerbrief lesen wir, dass seit dem Tod des Herrn Jesus der Vorhang im Tempel von oben nach unten zerrissen ist, so dass es nun einen offenen, freien Weg in das Heiligtum gibt (Heb 10,20). Wir dürfen mit Freimütigkeit in das Heiligtum treten, wir brauchen keine Angst mehr zu haben, dass wir sterben.

  2. Der zweite Unterschied: Aaron war ein sündiger Hoherpriester; der Herr ist vollkommen. Aaron musste mit Räucherwerk hineingehen, so dass das Räucherwerk gleichsam die Bundeslade und alles was im Heiligtum war, seinen Augen entzog. Wieder steht hier geschrieben: „damit … er nicht sterbe“ [3Mo 16,12.13]. Er war sündig, musste selbst seinen Leib waschen und für sich selbst ein Sündopfer bringen. Vom Herrn Jesus steht in Hebräer 7,27: „Er hat nicht Tag für Tag nötig, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst geopfert hat.“

  3. Der dritte Unterschied zwischen dem AT und dem NT: die Wiederholung des Opfers. Warum wird es nicht einmal gefeiert, zu Beginn der Wüstenreise? Es soll doch auch ein Typus vom Kreuz gewesen sein. Gott wollte geradezu, dass es wiederholt würde. Denn die Wiederholung des Opfers bewies, dass es nie zu einer Sache würde, die erledigt ist. Sie bewies, dass das Opfer nur ein Symbol war und dass es in sich selbst kein bisschen Kraft hatte. Sie entlehnte die Macht im Vorausweisen auf das wahre Werk des Herrn Jesus. Er musste nicht viele Male leiden: „Er ist einmal geopfert worden, um vieler Sünden zu tragen“ (Heb 9,28).

  4. Der vierte Unterschied: In 3. Mose stand der Hohepriester, und wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten Gottes gesetzt hat (Heb 8,1). Das Stehen des Hohenpriesters bewies, dass das Werk noch nicht vollendet war. Jedes Jahr musste er es wieder von neuem bringen. Wir haben einen Hohenpriester, der sich gesetzt hat, weil das Werk ein für alle Mal vollbracht ist. Es braucht nichts mehr hinzugefügt zu werden.

Die Sünde des Menschen macht den Versöhnungstag nötig

So gibt es viele Unterschiede. Es ist wichtig, gut im Auge zu behalten, dass die Ursache für die Unterschiede in den Sünden der Menschen liegt.

Vers 1

3Mo 16,1: Und der HERR redete zu Mose nach dem Tode der beiden Söhne Aarons, als sie vor dem HERRN nahten und starben; …

Das lesen wir in den ersten Versen von 3. Mose 16. Die am meisten bevorrechtigten Menschen des ganzen Volkes (das Volk war bereits bevorzugt vor allen Völkern), die Söhne Aarons – Nadab und Abihu –, kamen mit fremdem Feuer. Sie wurden von Gott mit Feuer getötet. Wenn selbst die am meisten bevorrechtigten Menschen – die Priester – Sünder sind, was ist dann der Mensch? Die völlige Verderbtheit des Menschen kommt in der Tatsache zum Ausdruck, dass der Eingang zum Heiligtum für immer abgeschlossen wurde. Es gab nur eine Ausnahme: Aaron durfte einmal im Jahr hineingehen, seine Söhne nie. Welch ein Gegensatz ist das: die Heiligkeit Gottes und der Mensch. Wenn selbst der am meisten bevorrechtigte Mensch sich als Sünder erweist und unter das Urteil Gottes fällt, was ist dann der Mensch gegenüber dem heiligen Gott? Wie soll Gott es ertragen, dass solch sündige Menschen in das Heiligtum hineingehen?

Ein heiliger Leibrock

Verse 2-4

3Mo 16,2-4: … 2 und der HERR sprach zu Mose: Rede zu deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu aller Zeit in das Heiligtum hineingehe innerhalb des Vorhangs, vor den Deckel, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Deckel. 3 Auf diese Weise soll Aaron in das Heiligtum hineingehen: mit einem jungen Stier zum Sündopfer und einem Widder zum Brandopfer. 4 Er soll einen heiligen Leibrock von Leinen anziehen, und Beinkleider aus Leinen sollen auf seinem Fleisch sein, und mit einem Gürtel aus Leinen soll er sich umgürten und  sich einen Kopfbund aus Leinen umbinden: Das sind heilige Kleider; und er soll sein Fleisch im Wasser baden und sie anziehen.

Gott würde in der Wolke der Herrlichkeit auf dem Versöhnungsdeckel wohnen. Wie ist es möglich, dass Er inmitten eines sündigen Volkes wohnen kann? Die Grundlage dafür wurde durch den Hohenpriester gelegt, der einmal im Jahr opferte. Es war ein ganz besonderes Werk für den Hohenpriester. Er trug auch nicht seine gewöhnliche Kleidung. Normalerweise trug er als Kleidung ein himmelblaues Gewand, darüber das Ephod, über dem Ephod der Brustschild, auf dem er die zwölf Stämme Israels trug. Auf seinen Schultern trug er nochmals die zwölf Stämme, gesehen in ihrer Einheit. Er trug jeden Stamm abgesondert, in seiner eigenen Herrlichkeit vor Gott. Das war die normale Aufgabe des Hohenpriesters: das Volk bei Gott zu vertreten. Das tat er, indem er sie immerzu auf seiner Schulter trug. Das Herz redet von seiner Liebe, die Schultern von seiner Macht.

Wir lesen mehrmals im Hebräerbrief, dass Er in der Herrlichkeit, im Himmel ist, um für uns einzutreten und unsere Belange zu vertreten. Bis Er wiederkommt, ist das seine Aufgabe. Der Herr hat als Hoherpriester einmal ein Werk verrichtet, das von völlig anderem Wert war. Es geschah am Kreuz auf Golgatha. Die einzige Ausnahme lesen wir in Hebräer 2,17: „damit er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen“, das Werk des großen Versöhnungstages. Das war nicht das gewöhnliche Werk des Hohenpriesters. So war es auch beim Herrn Jesus eine einmalige, außergewöhnliche Tat, als Er als Hoherpriester das vollkommene Opfer brachte. Er war genauso auch selbst das vollkommene Opfer. Er trug einfache leinene Kleidung. Die feine Leinwand redet, so wie wir das bei den Priestern sahen, von persönlicher und praktischer Gerechtigkeit.

So sehen wir den Herrn Jesus am Kreuz, nicht, um die Belange des Volkes zu vertreten, sondern Er machte sich eins mit ihnen, so wie das der Hohepriester tat. Dieser opferte für das Volk und für sich und sein Haus. Das war völlig eins. So hat es auch der Herr Jesus getan. Er machte sich eins mit dem Volk, als ob es seine eigenen Sünden wären. Psalm 40,13: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht.“ Das ist die Stimme des Messias, der die Sünden des Volkes seine eigenen Sünden nennt, obwohl Er selbst nie eine Sünde kannte oder tat. Wir sehen, dass der Hohepriester sich mit dem Volk einsmachte, aber gleichzeitig vollkommen rein war. Er, der sich für uns zur Sünde machen ließ, war der Reine, der Heilige. Die leinene Kleidung und der gewaschene Leib reden davon (3Mo 16,4). Der Herr Jesus musste sich nicht reinigen, sondern das Wasser war da, um seine Reinheit zu beweisen.

Beim Brandopfer wird das Wasser auf unterschiedliche Art und Weise angewendet. Dass es nach dem Waschen noch sauber war, bewies, wie rein und vollkommen diese Teile waren. So sehen wir es beim Herrn. Durch seine vollkommene Sündlosigkeit konnte Er die Sünden des Volkes tragen und das Versöhnungswerk vollbringen.

Zwei Sündopfer

Verse 5.6

3Mo 16,5.6: 5 Und von der Gemeinde der Kinder Israel soll er zwei Ziegenböcke nehmen zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer. 6 Und Aaron soll den Stier des Sündopfers, der für ihn ist, herzubringen und Sühnung tun für sich und für sein Haus.

Es wird ein Sünd- und Brandopfer gebracht. Das Brandopfer finden wir am Ende (3Mo 16,24); es wird hier erwähnt, weil es immer in Gottes Herz ist, das Werk in seiner Vollkommenheit darzustellen. Wir sahen das bei der Reinigung des Aussätzigen. So sehen wir stets die beiden Seiten des Werkes des Herrn Jesus. Ein Brandopfer sowohl für Aaron und sein Haus als auch für das Volk.

Die Betonung liegt in diesem Kapitel auf dem Sündopfer. Es gibt zwei Sündopfer: für Aaron und sein Haus und für das Volk. Es gibt einen Unterschied im Tier (Stier und Bock) und einen Unterschied in der Anzahl (ein Stier für sich selbst und zwei Böcke für das Volk). Es wird deutlich, dass der Unterschied nicht umsonst ist, und wir werden aus dem Neuen Testament Licht dafür bekommen müssen. Um das Licht zu sehen, müssen wir verstehen, wie das NT, insbesondere der Hebräerbrief, diese zwei Gruppen auslegt. Wir lesen klar, wer Aaron und sein Haus sind: Aaron ist der Hohepriester, das Haus die Gemeinde: „Da wir … einen großen Priester haben über das Haus Gottes …“ (Heb 10,21). Das Haus Gottes ist die Gemeinde des lebendigen Gottes (1Tim 3,15). In Hebräer 3,1.6 steht, dass Er unser wahrhaftiger Hoherpriester ist und dass wir sein Haus sind. Eigentlich sollte ich nicht das Wort „Gemeinde“ benutzen, sondern genauso wie der Hebräerbrief sagen: Aaron mit der priesterlichen Familie. Alle Gläubigen heute auf der Erde bilden diese Familie.

Was das Volk ist, das lesen wir ebenfalls im Hebräerbrief. Israel ist hier gleichsam ein Typus von sich selbst. Israel stellt hier auch in prophetischer Hinsicht das Volk Israel dar. Wir sehen also, dass das Werk des Herrn Jesus, das eine Werk, das Er am Kreuz vollbracht hat, in zwei Aspekten betrachtet wird: Es gibt ein Sündopfer für die Gemeinde und ein Sündopfer für Israel. Das bedeutet nicht, dass die Gemeinde von mehr Sünden befreit ist. Es wird deutlich, dass das Sündopfer Aarons und seines Hauses größer ist. Ein Stier ist von den Tieren, die die Schrift als Opfertiere nennt, immer hochwertiger, reicher und kostbarer als eine Ziege oder ein Bock. Das bedeutet jedoch nicht, dass von uns mehr Sünden weggenommen wurden. So wie es in 3. Mose 1 war, so ist es hier. Im ersten Kapitel sahen wir, dass jemand ein großes oder ein kleines Tier bringen konnte, ein Rind oder einen Schaf- oder Ziegenbock oder einen Vogel. Das hat nichts mit der Größe des Werkes des Herrn Jesus zu tun, sondern mit der Wertachtung. Wer viel Einblick in das Werk hatte und viel Wertachtung, der hatte Gott mehr zu sagen und brachte ein größeres Opfer als ein anderer. Denkst du nicht auch, dass die Gemeinde bis in alle Ewigkeit mehr Einsicht und Wertachtung dem Werk entgegenbringen wird, das der Herr Jesus vollbracht hat, als jemals ein anderes Volk auf der Erde, Israel oder andere Erlöste aus anderen Haushaltungen? Nicht weil wir von uns selbst aus besser sind, sondern weil wir die Gemeinde sind, so wie Epheser 1,9 sagt: „Er hat uns kundgetan … das Geheimnis seines Willens.“

Die Gemeinde besitzt den Heiligen Geist, der in ihr – dem Haus Gottes – wohnt. Der Heilige Geist wird bis in alle Ewigkeit bei uns sein und uns in das Haus des Vaters bringen, in die engste Gemeinschaft mit Ihm. Zweifellos sind im Haus des Vaters viele Wohnungen. Vielleicht darf ich es so anwenden: Es gibt viele Gläubige aus verschiedenen Haushaltungen, die auf irgendeine Art mit dem Vater in Verbindung stehen. Wir lesen in Epheser 3,15: „Von ihm wird jede Familie in den Himmeln und auf der Erde benannt.“ Jede Familie von Gläubigen steht in besonderer Beziehung zu Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Aber es sind die Gläubigen der Gemeinde, die im Allerheiligsten wohnen werden, weil sie Kinder des Vaters geworden sind. Das ist eine Bezeichnung, die für keine einzige andere Gruppe von Gläubigen gebraucht wird. So wie der Tempel im Buch der Könige, der erhabener ist in dem Maße, wie er breiter und weiter und geräumiger wird. Die höchsten Wohnungen, die dem Himmel gleichsam am nächsten sind, waren die geräumigsten und die herrlichsten. So wird es im Vaterhaus mit den vielen Wohnungen sein.

Wir haben ein Bild davon im Tempel bei Hesekiel. Dort finden wir im Allerheiligsten eine Tafel, einen Altar. Eine Tafel aus Holz ist ungeeignet, um darauf Opfer zu schlachten. Es ist ein Tisch, an dem gegessen wird. Ist es nicht sonderbar, dass gerade Israel eine Tafel ins Heiligtum stellen sollte, in das sie nachher keinen Fuß mehr setzen werden? Das war für jeden Israeliten völlig verboten; erst später im Tausendjährigen Reich darf er einen Fuß ins innerste Heiligtum setzen. Die Israeliten werden dort die Tafel hinstellen, denn sie werden wissen: Es gibt eine Familie, die höher ist als wir. Die Gläubigen der Gemeinde genießen dann auf besondere Weise Gemeinschaft mit Gott. Wir dürfen durch Gnade so viel mehr verstehen, als jemals ein Gläubiger von dem Werk des Herrn Jesus als Sündopfer verstehen wird, was Er am Kreuz durchgemacht hat, um Menschen von Sünden zu befreien und mit Gott in Verbindung zu bringen.

Noch etwas ist merkwürdig: Für Aaron und sein Haus wird ein Stier gebracht, und es gab zwei Böcke. Das Blut des Stieres wird von Aaron in das Heiligtum gebracht: auf den Versöhnungsdeckel und vor den Versöhnungsdeckel.

Der Bock für Asasel und der Bock für den HERRN

Verse 7-11

3Mo 16,7-11: 7 Und er soll die zwei Böcke nehmen und sie vor den HERRN stellen an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. 8 Und Aaron soll Lose werfen über die zwei Böcke, ein Los für den HERRN und ein Los für Asasel. 9 Und Aaron soll den Bock herzubringen, auf den das Los für den HERRN gefallen ist, und ihn opfern als Sündopfer. 10 Und der Bock, auf den das Los für Asasel gefallen ist, soll lebend vor den HERRN gestellt werden, um auf ihm Sühnung zu tun, um ihn als Asasel fortzuschicken in die Wüste. 11 Und Aaron bringe den Stier des Sündopfers, der für ihn ist, herzu und tue Sühnung für sich und für sein Haus und schlachte den Stier des Sündopfers, der für ihn ist.

Zwischen den beiden Böcken wurde gelost. Der erste Bock war für Jahwe, der zweite Bock für Asasel. Der erste Bock wurde geschlachtet, und sein Blut wurde, genauso wie das des Stieres, in das Heiligtum gebracht und vor und auf den Versöhnungsdeckel gesprengt. Nachdem Aaron das Werk vollbracht hatte, kehrte er zum zweiten Bock zurück. Auf diesen zweiten Bock wurden die Sünden des Volkes gelegt, und der Bock wurde in die Wüste geschickt. Das ist merkwürdig. Warum gibt es zwei Böcke für das Volk, aber nur einen für Aaron und sein Haus?

Um dies zu verstehen, müssen wir etwas von der prophetischen Bedeutung dieses Kapitels verstehen. In 3. Mose 23 werden die sieben Feste beschrieben, die das Volk im Jahr feiern musste. Der sechste Tag ist der große Versöhnungstag, so wie wir ihn hier finden. Der große Versöhnungstag ist in prophetischer Hinsicht ein Bild dessen, was geschieht, wenn der Herr Jesus wiederkommt und die Schuld sühnen wird. Daniel 9,24: „um … die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen“. Sacharja 12,10: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen.“ Jesaja 53,5: „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen.“ Nehmen wir die Worte am besten selbst in den Mund und vergessen wir dann nur nicht, dass der Heilige Geist die Worte in den Mund des Überrestes legt, der nachher zur Bekehrung kommt. Wenn der Herr Jesus zurückkommt, werden sie sehen, dass ihre Sünden auf ewig hinweggetan werden. Das ist der Augenblick, wenn der Hohepriester aus dem Heiligtum kommt und sich dem Volk zeigt.

Der Herr Jesus ist nun im Heiligtum. Er hat sein Blut in das Allerheiligste getragen und sich zur Rechten Gottes gesetzt. Der große Versöhnungstag wird nicht für alle Israeliten anbrechen. Die meisten werden ungläubig bleiben und verlorengehen. Gott wird durch die Kraft seines Geistes den kleinen Rest zur Bekehrung bringen. Wenn der Herr Jesus zurückkommt, werden sie erst dann die Gewissheit der Vergebung ihrer Sünden haben, wenn ihre Sünden gleichsam auf den zweiten Bock gelegt werden und dieser in die Wüste geschickt wird. Er hat schon tausend Jahre vorher, bevor sie selbst geboren waren, ihre Sünden auf ewig hinweggetan. In der großen Trübsal haben sie nicht den Heiligen Geist, der ihnen die Gewissheit ihrer Bewahrung gibt. Sie werden in Ungewissheit bleiben bis zu dem Augenblick, wenn sie den Herrn Jesus sehen werden und Er sie annehmen und ihre Schuld wegnehmen wird. Dann wird für sie der große Versöhnungstag sein.

Genau so war es auch mit Israel am großen Versöhnungstag. Sie wussten, dass es den Hohenpriester den Tod kosten würde, wenn er nicht alle Forderungen Gottes erfüllte. Wenn er nicht mit Räucherwerk hineinging, das gleichsam die Heiligkeit Gottes seinen Augen entzog, würde er sterben. Die Gewissheit, dass die Versöhnung hergestellt war, konnte das Volk erst haben, wenn der Hohepriester aus dem Heiligtum zurückkehrte. So wird es mit dem Überrest sein: Sie werden Gewissheit haben, wenn der Hohepriester mit den Wolken des Himmels aus dem Heiligtum kommt.

Ist das auch so bei den Gläubigen? Müssen wir auf die Wiederkunft des Herrn Jesus warten, um zu wissen, dass unsere Sünden vergeben und unsere Schuld ausgelöscht ist? Wir wissen, was es bedeutet, wenn wir lesen: Der Hohepriester ist in das Heiligtum gegangen. Er hat einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang hindurch eingeweiht durch sein Fleisch. Das Zerschmettern des Fleisches (Jes 53) ging einher mit dem Zerreißen des Vorhangs. Das Hineingehen des Herrn Jesus öffnete den Weg ins Heiligtum. Er hat das Blut auf den Versöhnungsdeckel gesprengt.

Der Ort im Heiligtum, an den die Priester traten, um den Dienst am goldenen Rauchopferaltar zu verrichten, ist vor dem Versöhnungsdeckel. Der Herr hat diesen Ort durch sein Blut geheiligt. Er hat das Blut auf den Thron Gottes gebracht, nämlich auf den Versöhnungsdeckel, der auf den heiligen Forderungen des Gesetzes Gottes lag, die dort in der Bundeslade liegen. Den heiligen Forderungen von Gottes Gesetz ist Genüge getan. Das Blut ist auch in vollkommener Weise siebenmal vor die Bundeslade gesprengt worden. Nun dürfen wir wissen, dass es einen gereinigten Ort gibt, an dem der priesterliche Dienst am Rauchopferaltar vor dem Thron Gottes möglich ist. Es gibt einen neuen und lebendigen Weg. Wir dürfen durch den Geist Gottes mit Freimütigkeit hineingehen. Wir brauchen nicht zu warten, bis Er zurückkommt, wir dürfen seinen Schritten folgen. Wir werden durch die Apostel ermuntert, Ihm auf dem neuen und lebendigen Weg in das Heiligtum zu folgen (Heb 10,19.20). Mit unseren eigenen Augen dürfen wir das Blut auf dem Versöhnungsdeckel sehen. Wir dürfen Gott schauen, der durch das Blut der Versöhnung vollkommene Genugtuung bekommen hat. Der Herr ist auf dieser Erde auf dem Brandopferaltar für unsere Sünden gestorben. Er hat sein Blut für einen heiligen und gerechten Gott in das Heiligtum gebracht. In Zeiten der Finsternis ist das Blut des Herrn Jesus vor dem Angesicht Gottes im Heiligtum erschienen. Wir dürfen den Herrn Jesus zur Rechten Gottes in der Höhe sitzen sehen. Wir lesen dies mehrmals im Hebräerbrief: „Er hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe.“ Sehen wir den Unterschied zwischen der priesterlichen Familie und dem Volk? Sehen wir den Unterschied zwischen den Vorrechten der Gemeinde und denen Israels?

„Durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Eph 2,18). Die Gläubigen aus den Juden und den Heiden – die Gemeinde – haben durch einen Geist den Zugang zum Vater ins Heiligtum, weil Gott Genugtuung hinsichtlich unserer Sünden empfangen hat. Es gibt einen Weg ins Heiligtum durch den Herrn, der nicht nur der Hohepriester war, sondern auch das vollkommene Opfer. Er hat sein Blut auf den Versöhnungsdeckel gebracht: die Forderungen Gottes, die im Gesetz enthalten sind. Und Er hat sein Blut vor den Versöhnungsdeckel gebracht: Nun ist priesterlicher Dienst möglich. Begreifen wir, dass keine zwei Stiere nötig sind, um uns das deutlich zu machen? Wir dürfen es durch den Geist Gottes wissen und mit geistlichen Augen im Heiligtum sehen, dass für uns Versöhnung hergestellt und ewige Gerechtigkeit erworben wurde. In Ihm sind wir die Gerechtigkeit Gottes geworden. Er wurde für uns zur Sünde gemacht. Gott hat in Ihm die Sünde verurteilt.

Das Volk Israel wird den Heiligen Geist nicht besitzen, solange der Herr Jesus nicht gekommen ist. Aber dann wird Gott ihre Sünden für ewig austilgen, so wie es in Micha 7,18-20 steht.

Ich habe einen Unterschied zwischen den Segnungen und Vorrechten der Gemeinde als einer priesterlichen Familie und den Vorrechten Israels gemacht. Die Prinzipien, die wir in den zwei Böcken finden, können wir auch auf uns selbst anwenden. Es gibt ziemlich viele Gruppen in der Christenheit, die die Wahrheit des einen Bockes besonders betonen und die des anderen Bockes aus den Augen verloren haben. Sie sind von einem Extrem ins andere gefallen. Zuweilen haben sie sich für alles, was schön oder hässlich ist, entschieden, da sie selbst die andere Seite der Wahrheit nicht sahen. Die Wahrheit Gottes liegt oft in der Mitte.

In den beiden Böcken wird die Wahrheit der Genugtuung und die Wahrheit der Stellvertretung dargestellt. Wir müssen beide Wahrheiten kennen und dürfen keine der beiden vernachlässigen. Über die beiden Böcke wurde das Los geworfen; der eine Bock war für den HERRN, der andere für Asasel. Über Asasel gibt es viele Meinungen. In allen neuen [niederländischen] Übersetzungen steht Asasel, in der Statenvertaling [niederl. Übersetzung aus dem 15. Jh.] „Bock, der weggeht“. Ich denke, dass die neuen Übersetzungen gut gewählt haben. Vielleicht denken wir bei Asasel an die Dämonen und unreinen Geister, die wir in dem Land finden, das „ödes Land“ (3Mo 16,22) genannt wird, als ob Gott sagen will: Die Sünden des Volkes gehören in dieses dürre Land. Das Blut des Bockes, der für den Herrn bestimmt war, wird ins Heiligtum gebracht und auf und vor den Versöhnungsdeckel gesprengt. Auf den anderen Bock, für Asasel, wurden die Sünden des Volkes gelegt. Der lebende und mit Sünden beladene Bock wurde in die Wüste geschickt, wo er umkam.

Es ist bedeutsam, dass der erste Bock ausdrücklich „der Bock für den HERRN“ genannt wird. Wir neigen dazu, das zu vernachlässigen. Wenn wir an die Wahrheit der Versöhnung denken, denken wir im Allgemeinen zuallererst an das, was für uns notwendig war. Wir waren mit Sünden beladen und die Sünden mussten vergeben werden, wenn wir vor Gott bestehen wollten. Wir denken daran, dass die Macht der Sünde in uns war und dass sie verurteilt werden musste. Das alles ist wahr, aber damit haben wir eigentlich nur an unseren eigenen Bedarf gedacht, an das, was wir von Natur aus als Sünder nötig hatten. Das ist verständlich. Wenn sich jemand bekehrt, dann ist das Erste, woran er denkt, wie er aus der Not erlöst werden kann. Der Hebräerbrief ist nicht für Menschen geschrieben, die sich gerade erst bekehrt haben.

Paulus nahm es den Hebräern übel, dass sie im Wachstum nicht viel weiter vorangekommen waren. Sie waren noch wie neugeborene Babys und hätten doch inzwischen Lehrer sein müssen. Der Brief dringt tief in die Wahrheit der Versöhnung ein. Er zeigt uns, dass es bei der Versöhnung nicht zuallererst um uns geht, sondern dass die Ehre Gottes am wichtigsten ist. Der erste Bock ist für den Herrn. Haben wir daran gedacht, dass durch die Sünde nicht nur der Mensch unglücklich geworden ist, sondern dass die Sünde Gott in seiner Ehre angetastet hat? Ich meine natürlich nicht die innere Herrlichkeit Gottes, die kein Mensch antasten kann. Der Mensch hat Gott seiner Ehre dadurch beraubt, dass er Ihn im Garten Eden zum Lügner gemacht und dem Teufel lieber geglaubt hat als Gott. Die Sünde hat den Menschen in schreckliches Elend gebracht, aber das ist nicht so schlimm wie die Tatsache, dass die Sünde Gott seiner Ehre beraubt hat. Was zuallererst in der Versöhnung geschehen muss, ist die Wiederherstellung der Ehre Gottes. Dann erst kommt das Zweite an die Reihe: das Wegnehmen der Sünden. Diese beiden Aspekte finden wir in den Böcken.

Im ersten Bock sehen wir, dass Gott Genugtuung vom Menschen selbst empfangen musste. Es musste ein Mensch sein, der im Namen der Menschheit Gott seine Ehre zurückgeben konnte. Dieser Mensch war Jesus Christus. Römer 8,3: „Das durch dem Gesetz Unmögliche … tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte.“ Es musste ein Mensch sein. Der Herr Jesus hat im Namen der Menschheit Gott seine Ehre dadurch zurückgegeben, dass Er am Kreuz zur Sünde gemacht wurde. In Ihm hat Gott die Sünde verurteilt. Denken wir darüber nach, was es bedeutet, dass Er zur Sünde gemacht werden musste (2Kor 5,21) und dass Er zum Sündopfer gemacht wurde, so als ob Er der Quell allen Elends und aller Sündhaftigkeit wäre? Gott hat in Ihm gleichsam als der Keimzelle und dem Ursprung des Bösen ein Urteil gesprochen. Die Macht der Sünde wurde durch den Herrn Jesus zunichtegemacht (Heb 9,26). Er ist angesichts der Sünde in den Tod gegangen, in den Tod eines Sünders. Im Tod hat Er das Leben ausgeschüttet; das Leben ist im Blut (3Mo 17). Er war der Mensch, von dem Gott bezeugen konnte, dass in Ihm keine Sünde war. Darum war Er vollkommen dazu geeignet, das Werk zu vollbringen. Sein Blut war vollkommen und reinigte alles, so dass es nur einmal vergossen zu werden brauchte, um Gott auf ewig Genugtuung zu geben. Die Wahrheit der Genugtuung für die Ehre und die heilige Majestät Gottes finden wir im ersten Bock dargestellt, dem Bock, der für den Herrn geschlachtet wurde, damit der Wert und der Reichtum des Blutes in das Heiligtum gebracht würde. Die Anwendung ist nicht zuallererst für uns. Es geht darum, was für Gott getan wurde auf Erden, am Kreuz und im Heiligtum. Der Herr Jesus hat das Blut vor Gottes Angesicht gebracht, so dass der Gerichtsthron, wo die Cherubim standen und auf die heiligen Forderungen Gottes niederblickten, ein Gnadenthron wurde.

Die Wahrheit, die wir im zweiten Bock vorgestellt finden, ist die der Stellvertretung. Der Herr Jesus hat unsere Sünden, unsere zahlreichen schmutzigen Sünden, an seinem Leib auf dem Holz getragen (1Pet 2,24). Er hat unsere Sünden auf ewig hinweggetan. Der lebende Bock trug die Sünden des Volkes hinweg und brachte sie in ein abgesondertes Land, weg von dem Angesicht Gottes, in die ewige Vergessenheit.

Die Bedeutung des Räucherwerks

Verse 12.13

3Mo 16,12.13: 12 Und Aaron nehme eine Pfanne voll Feuerkohlen vom Altar, vor dem HERRN, und seine beiden Hände voll wohlriechenden, kleingestoßenen Räucherwerks, und bringe es innerhalb des Vorhangs. 13 Und er lege das Räucherwerk auf das Feuer vor den HERRN, damit die Wolke des Räucherwerks den Deckel bedecke, der auf dem Zeugnis ist, und er nicht sterbe.

Bevor das Blut in das Heiligtum gebracht wurde, musste noch etwas geschehen (3Mo 16,12.13). Der Hohepriester ging dreimal in das Heiligtum; das erste Mal mit Händen voll fein gestoßenem Räucherwerk von wohlriechenden Kräutern. Er legte sie auf das Feuer vor das Angesicht des HERRN. Er nahm eine Pfanne mit Feuer und legte das Räucherwerk darauf, so dass es anfing zu brennen. Der herrliche Rauch, die Wolke des Räucherwerkes, bedeckte den Versöhnungsdeckel, der auf dem Zeugnis war. Wenn wir Hebräer 9 hiermit vergleichen, wo die Rede von einem goldenen Räucherfass ist, dann können wir uns vorstellen, dass der Hohepriester Kohlen auf die Räucherpfanne legte und darauf das Räucherwerk. Er platzierte die Räucherpfanne hinter den Vorhang, so dass das Allerheiligste ganz mit der Wolke des Räucherwerkes erfüllt war, als er mit dem Blut hineinging.

Dies ist eine merkwürdige Handlung, worin wir zwei verschiedene Aspekte sehen:

Als es um Aaron selbst ging, lesen wir, warum dies so war: damit er nicht starb. Das kann also nur bedeuten, dass das Räucherwerk gleichsam die Heiligkeit Gottes seinen Augen entzog. Die Wolke verdeckte den Versöhnungsdeckel. Für den sündigen Hohenpriester Aaron war das notwendig.

Anders ist es, wenn wir an den Herrn Jesus denken. Hatte der Herr Blut nötig, um in das Heiligtum hineingehen zu können? War nicht Er es, der sagen konnte, dass Er zum Vater zurückkehren konnte? Er wusste, dass Er von Gott ausgegangen war und zu Gott zurückkehren würde (Joh 13,3). Er konnte zu Gott zurückkehren, ohne zu sterben, denn Er kannte die Sünde nicht und tat Sünde nicht. Er konnte zu Gott in der ganzen Lieblichkeit und Schönheit und Herrlichkeit seiner eigenen Person zurückkehren. Er würde in das Heiligtum hineingeholt werden. Gott würde gesagt haben: Du guter und getreuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn. Er, der als vollkommener Mensch hier auf der Erde Gott gedient und verherrlicht hat, konnte hineingehen, ohne zu sterben. Sie und ich wären dann auf ewig verloren.

Es ist wichtig, zu sehen, dass Er vor Gott ein angenehmes Werk nicht nur aufgrund dessen, was Er getan hat, vollbracht hat, sondern vor allem aufgrund dessen, was Er ist. Das Räucherwerk redet nicht von dem, was der Herr Jesus getan hat, sondern von dem, was Er ist. Die Zubereitung des Räucherwerkes lesen wir in 2. Mose 30,34-38. Es wurde täglich neu von den Priestern in das Heiligtum gebracht, morgens und abends. Wir können an die Fürbitte des Hohenpriesters für uns denken als auch an unsere Gebete, die wir als Priester füreinander und für das Volk Gottes im Heiligtum tun dürfen. Es redet auch von Anbetung, die wir Gott bringen dürfen, denn das Räucherwerk redet von der lieblichen, inneren Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus selbst, von seinem Werk ganz abgesehen. Denken wir wohl daran? Wenn wir an das Kreuz von Golgatha denken, behalten wir dann im Gedächtnis, wie kostbar es auch ist, das vollbrachte Werk anzuschauen, und dass wir einen vollkommenen Menschen sehen?

Was bedeutete es für das Herz Gottes, dass es gerader dieser Mensch war, der das Werk vollbracht hat; der nicht nur als vollkommener Mensch hier auf Erden gewandelt ist (Speisopfer), der sich nicht nur auf vollkommene Art und Weise Gott aufopferte (Brandopfer), sondern der selbst ein vollkommener Mensch war? Er war der Sohn Gottes bis in alle Ewigkeit. Als Sohn des Vaters hier auf der Erde war Er der Gegenstand der Liebe und des Wohlgefallens des Vaters. Er besaß die innere Herrlichkeit, für uns unbegreiflich. Er war die herrliche Person, die im selben Augenblick in den drei Stunden der Finsternis als Mensch von Gott zur Sünde gemacht wurde und die ausrief: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ein heiliger und gerechter Gott musste seine Augen von Ihm abwenden, als Er den Herrn Jesus zur Sünde machte. Und dennoch: Hatte Gott einen Augenblick lang vergessen können, wer der Mensch war, der dieses Werk vollbrachte?

Sonntagmorgens dürfen wir am Tisch des Herrn, dem Altar, zusammen sein. Als Priester dürfen wir, mit den Händen voller Räucherwerk, in das Heiligtum vor den Thron hineingehen, um Gott, den Vater anzubeten. Dann denken wir doch nicht nur an das Werk des Herrn Jesus? Der Herr hat doch nicht gesagt: Tut dies, um Meines Werk zu gedenken?, sondern: Tut dies zu Meinem Gedächtnis, um an Mich zu denken. Dann denken wir, abgesehen von seinem Werk, an die Lieblichkeit seiner eigenen Person. Was hat es für das Herz Gottes bedeutet, dass Er der Mensch war, der das Blut in das Heiligtum gebracht hat! Was für Aaron Bewahrung war, war in dem Herrn Jesus die Lieblichkeit seiner eigenen Person.

Die Sühnung für das Heiligtum

Verse 14-19

3Mo 16,14-19: 14 Und er nehme von dem Blut des Stieres und sprenge mit seinem Finger auf die Vorderseite des Deckels gegen Osten; und vor den Deckel soll er von dem Blut siebenmal sprengen mit seinem Finger. 15 Und er schlachte den Bock des Sündopfers, der für das Volk ist, und bringe sein Blut innerhalb des Vorhangs und tue mit seinem Blut, so wie er mit dem Blut des Stieres getan hat, und sprenge es auf den Deckel und vor den Deckel; 16 und er tue Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinheiten der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, nach allen ihren Sünden; und ebenso soll er für das Zelt der Zusammenkunft tun, das bei ihnen weilt, inmitten ihrer Unreinigkeiten. 17 Und kein Mensch soll im Zelt der Zusammenkunft sein, wenn er hineingeht, um Sühnung zu tun im Heiligtum, bis er hinausgeht. Und so tue er Sühnung für sich und für sein Haus und für die ganze Versammlung Israels. 18 Und er soll hinausgehen zum Altar, der vor dem HERRN ist, und Sühnung für ihn tun; und er nehme vom Blut des Stieres und vom Blut des Bockes und tue es an die Hörner des Altars ringsum, 19 und er sprenge von dem Blut mit seinem Finger siebenmal an denselben und reinige ihn und heilige ihn von den Unreinheiten der Kinder Israel.

Zuerst sprengte der Hohepriester das Blut des Stieres siebenmal auf und vor den Versöhnungsdeckel. Danach wurde der Bock des Sündopfers geschlachtet. Das Blut wurde ebenso auf dieselben Stellen gesprengt. Das Blut auf den Versöhnungsdeckel zu sprengen, war für einen heiligen und gerechten Gott notwendig. Das Blut Christi bedeckte die Forderungen Gottes. Die Cherubim sahen gleichsam das Gesetz bedeckt durch das Blut. Das war möglich durch den einzigen Menschen, der keine Schuld daran hatte, dass Gottes Ehre geraubt war. Psalm 69,5: „Was ich nicht geraubt habe, muss ich dann erstatten.“ Er war der Einzige, der Gott die Ehre zurückgegeben und Gott gerechtfertigt hat, dadurch dass Er das Werk am Kreuz vollkommen vollbracht hat. Selbst als Er sagte: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, fügte Er noch an: „Doch du bist heilig“ (Ps 22,2.4). Welchen Grund sollte es geben, dass Gott Ihn, den Sündlosen, verlassen sollte? Der Herr gibt selbst die Antwort: „Doch du bist heilig.“ Ein heiliger und gerechter Gott musste Ihn verlassen, nachdem Er zur Sünde gemacht worden war. Er hat Gott die Forderung, die Gott hinsichtlich der schrecklichen Sünde hatte, bis zum Letzten bezahlt. Er hat Gott Genugtuung gegeben.

Verstehen Sie, was das bedeutet und was Gott in diesem Werk gesehen hat? Wir wollen nicht zu viel an den zweiten Bock denken, wir wollen den ersten im Gedächtnis behalten: was Gott im Kreuz gesehen hat. Dort liegt der Grund für unsere Anbetung! Wenn es um das Wegnehmen unserer Sünden geht, wird die Anbetung nicht erweckt. Sie wird erweckt, wenn wir sehen, wer der Herr Jesus ist: Er, der geschlachtet ist und das Blut vor das Angesicht eines heiligen und gerechten Gottes gebracht hat. All die Herrlichkeit des Räucherwerks kam vor das Angesicht Gottes. Wir kommen zur Anbetung, wenn wir sehen, was Er für das Herz Gottes gewesen ist. Dann haben wir Gemeinschaft mit Gott, wenn wir sehen, was es für das Herz Gottes bedeutet hat und was Gott in Ihm gesehen hat. Da hinein tiefer einzudringen, macht uns geeignet, als priesterliche Familie in die Fußstapfen des Herrn Jesus zu treten, um als Priester täglich das Räucherwerk zu bringen. Nicht weil wir selbst dazu imstande wären, sondern weil es ein gereinigter Ort ist; denn das Blut ist vor den Versöhnungsdeckel gesprengt. Wir haben einen geheiligten Ort, um solch einen Dienst vor Gott auszuüben. Welch ein Vorrecht und welche Gnade, wenn wir erkennen, was Er für uns getan hat, und die Bedeutung, den Wert erkennen, den es vor Gott hatte. Das Blut wurde siebenmal gesprengt, so dass wir ein vollkommenes und sicheres Zeugnis haben, dass dieser Ort für uns erreichbar ist.

Das Blut wird angewendet

  • auf das Heiligtum (die Gegenstände, die im Heiligtum waren),
  • auf das Zelt der Zusammenkunft (die Stiftshütte)
  • und den Altar (dieser ist nach der Meinung der meisten Ausleger der Brandopferaltar im Vorhof),

also im Prinzip auf die gesamte Stiftshütte und den Vorhof.

In Hebräer 9 finden wir, dass die Stiftshütte ein Bild für den Himmel ist. Der Herr Jesus ist als Hoherpriester durch die Himmel gegangen, als Er sein Blut darbrachte. Aufgrund des Versöhnungswerkes werden der Himmel und die Erde gereinigt. Kolosser 1,19: „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen.“ Das heißt: mit Gott zu versöhnen. Dies gilt für die Dinge im Himmel und auf Erden. Es ist auf die Tatsache gegründet, dass der Herr Jesus für uns zur Sünde gemacht wurde und die Sünde ein für alle Mal im Prinzip abgeschafft ist; im Prinzip deshalb, weil die tatsächliche Erfüllung dessen noch aussteht. Johannes hat dies gesehen, als er sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29). Nicht: die Sünden (das ist der zweite Bock), sondern: die Sünde, die Macht der Sünde wird aus der Schöpfung, aus dem Kosmos hinweggetan. Alles, was noch an die Sünde erinnert, wird an einen Ort gebracht, wo der Pfuhl des Feuers und des Schwefels brennt. Dann wird man die Erfüllung des großen Versöhnungstages sehen. Dieser Tag hat einen Wert, der sich bis in alle Ewigkeit ausstreckt. Aufgrund des Sündopfers wird bald die Sünde aus dieser Welt entfernt sein. Aufgrund der Tatsache, dass Er zum Sündopfer gemacht wurde und Gott in Ihm die Sünde verurteilt hat, wird daher dieselbe Sünde aus der Schöpfung entfernt werden können.

Gibt es eine Allversöhnung?

In Kolosser 1 steht nicht: die Menschen, die in den Himmeln und auf der Erde sind. Es ist leider nicht so, dass alle Menschen versöhnt sein werden. Viele werden für ewig verloren sein. Es geht um alle Dinge. Viele Gläubige unterscheiden die Wahrheit des ersten Bockes nicht. Sie sehen nur, was der Herr für sie getan hat und noch tun wird. So wie jemand sagt: „Menschen haben gesündigt, Plätze und Orte aber nicht.“ So ist es jedoch nicht. Die Schöpfung ist durch unsere Sünden unter die Macht der Sünde gekommen. Römer 8,22: „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Geburtswehen liegt bis jetzt.“ Das ist die Folge der Sünden des Menschen. Die Sünde hat als Macht auch die Schöpfung verunreinigt. Nicht nur die Sünden müssen weggetan werden, sondern auch die Sünde.

Vor dem Text „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht“ steht der Vers: „Gott war in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2Kor 5,19.21). Als der Herr Jesus auf die Erde kam, hat Gott in Ihm der Welt die rettende Hand dargereicht. Wir müssen das Wort in seiner ganzen Macht stehen lassen. Es steht nicht da, dass die Welt versöhnt ist, sondern dass Gott in Christus, als Er im Fleisch auf Erden war, die Welt mit sich selbst versöhnte. Gott war in Christus dabei, eine rettende Hand zu reichen, nicht nur den Auserwählten, sondern auch der Welt. Es wurde viel darüber geschrieben, dass das Evangelium nur für die Auserwählten sei. Das ist verwirrend, denn das gehört zum zweiten Bock. So weit sind wir noch nicht. Durch das Werk des Herrn Jesus ist wahr geworden, was in 2. Korinther 5,20 steht: „… als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Fleht Gott so die Auserwählten an? Nein, das Werk des Herrn Jesus ist so groß, dass Gott das Heil an alle Menschen ergehen lassen kann. Wehe denen, die von diesem Wort etwas wegnehmen. Titus 2,11: „Die Gnade Gottes ist erschienen, Heil bringend für alle Menschen.“ Römer 5,18: „… so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“ 1. Timotheus 2,6: „Der Mensch Christus Jesus gab sich selbst als Lösegeld für alle.“

Verse 20-22

3Mo 16,20-22: 20 Und hat Aaron die Sühnung des Heiligtums und des Zeltes der Zusammenkunft und des Altars vollendet, so soll er den lebenden Bock herzubringen. 21 Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden; und er lege sie auf den Kopf des Bockes und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste, 22 damit der Bock alle ihre Ungerechtigkeiten auf sich trage in ein ödes Land; und er schicke den Bock fort in die Wüste.

Bedeutet dies, das alle Menschen bewahrt werden, so wie es die Allversöhner sagen? Ganz und gar nicht. Bedeutet es, dass der Herr Jesus die Sünden aller Menschen getragen hat? Keineswegs. Der Herr hat die Sünden für diejenigen getragen, die zu Gott kommen, wenn Gott fleht: „Lasst euch mit Mir versöhnen.“ Er hat die Sünden des Volkes Gottes und nicht die aller Menschen hinweggetan. Sehen Sie die Vermischung? Es gibt keine Allversöhnung. Es ist eine falsche Lehre, zu sagen, dass der Herr Jesus die Sünden aller Menschen getragen hat, obwohl wir es die Evangelisten immer wieder sagen hören. Die Allversöhnung steht völlig im Widerspruch zum Wort Gottes. Der Herr Jesus hat die Sünden allein derer getragen, die an Ihn glauben, der Auserwählten. Dies sehen wir im zweiten Bock: Die Sünden sind auf ewig hinweggetan.

Wir dürfen nicht drauflosschwatzen und sagen, dass es nur eine Wahrheit im zweiten Bock liegt. Ebenso wie der Herr die Sünden derer getragen hat, die an Ihn glauben würden, ist es wahr, dass das Evangelium an alle Menschen ergeht. Das ist die Schwierigkeit. Wir wollen alles gleichmachen. Aber wenn Gott es uns so in seinem Wort lehrt, müssen wir es so stehen lassen. Weil es so schwierig ist, hat Gott uns die Wahrheit in den zwei Böcken vorgestellt. Der erste Bock lässt uns erkennen, dass der Herr zur Sünde gemacht wurde. Aufgrund dessen kann Gott die Botschaft der Gnade an alle Menschen ergehen lassen. Der zweite Bock lässt uns erkennen, was notwendig ist, wenn jemand zu Gott kommt: Seine Sünden müssen hinweggetan werden. Jeder, der wirklich dem Evangelium Folge leistet, ist auserwählt (1Thes 1,4).

Sehen Sie die beiden Seiten? Auf der einen Seite wird allen die Gnade Gottes angeboten, auf der anderen Seite wusste Gott vollkommen, welche Menschen seine Gnade annehmen würden. Deshalb ist es auch so schwierig, Evangelist zu sein; viel schwieriger zum Beispiel als Lehrer zu sein, denn der Lehrer kann die beiden Wahrheiten nacheinander darlegen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Evangelist sagt: „Der Herr Jesus hat Ihre Sünden getragen.“ Aber das ist nicht wahr. Wir dürfen dies erst sagen, wenn jemand das Evangelium angenommen hat. Das Angebot der Gnade ist für jeden. Wir dürfen jedem sagen, dass das Herz Gottes sperrangelweit offen steht; so groß ist das Werk des Herrn Jesus. Wenn wir sagen würden, dass das Werk des Herrn Jesus nur für einen Teil gilt, dann würden wir damit das Werk schmälern. Wir brauchen Gott nicht anzuflehen, Gott fleht den Sünder an. Der Hohepriester legte die Sünden des Volkes auf den Kopf des Bockes. Er legte sie dort auf.

Haben wir uns mit der Wahrheit beschäftigt? Natürlich ist es ein Bild, der Hohepriester kannte ja nicht alle Sünden des Volkes. Der Herr Jesus kannte mit göttlichem Wissen alle Sünden, die wir tun würden. Er hat sie alle vor Gott auf das Kreuz geladen. Können wir uns das vorstellen? Er hat nicht die Sünde als formlose Masse, sondern jede Sünde für sich getragen. Es ist wichtig, zu sehen, dass Er nicht nur zur Sünde gemacht wurde, sondern dass Er auch jede meiner Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat. Auch diese Seite ist für uns wichtig. Wenn wir als Gläubige sündigen, ist es wichtig, dass wir erkennen, das auch die Sünde durch den Herrn Jesus auf das Kreuz gelegt worden ist. Wenn wir so den Ernst der Sünden gesehen haben, sollten wir wachsamer sein, um nicht in Sünden zu fallen.

Unser Platz auf der Erde

Verse 23-28

3Mo 16,23-28: 23 Und Aaron soll in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen und die Kleider aus Leinen ausziehen, die er anzog, als er in das Heiligtum hineinging, und sie dort niederlegen; 24 und er soll sein Fleisch im Wasser baden an heiligem Ort und seine Kleider anziehen; und er soll hinausgehen und sein Brandopfer und das Brandopfer des Volkes opfern und Sühnung tun für sich und für das Volk. 25 Und das Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar räuchern. 26 Und wer den Bock als Asasel fortführt, soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und danach darf er ins Lager kommen. 27 Und den Stier des Sündopfers und den Bock des Sündopfers, deren Blut hineingebracht worden ist, um Sühnung zu tun im Heiligtum, soll man hinausschaffen außerhalb des Lagers und ihre Häute und ihr Fleisch und ihren Mist mit Feuer verbrennen. 28 Und der sie verbrennt, soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und danach darf er ins Lager kommen.

Nachdem er das Blut gesprengt hatte, war das Versöhnungswerk für den Hohenpriester eigentlich erledigt. Er zog seine Kleider aus und legte wieder seine gewöhnliche Kleidung an. Danach ging er nach draußen und bereitete das Brandopfer.

Unseren Platz hier auf Erden finden wir in drei Aspekten dargestellt (Heb 13):

  1. Wir finden unseren Platz in dem Altar im Vorhof, wohin wir mit unseren freiwilligen Brandopfern kommen dürfen.
  2. Wir finden unseren Platz in dem Heiligtum, in dem wir durch den Vorhang hindurch in der heiligen Gegenwart Gottes sein dürfen. Dort sehen wir das Blut auf dem Versöhnungsdeckel und dort dürfen wir auf dem Räucherwerkaltar Räucherwerk bringen.
  3. Wir können Ihm folgen, der außerhalb des Lagers gelitten hat. Zurzeit gibt es für uns keinen Platz im etablierten Christentum. Es hat wohl noch religiösen Charakter, ist aber auf allerlei Weise durch falsche Lehre und moralische Bosheit verdorben. Die Stimme des Herrn Jesus bleibt dieselbe. Wenn das, was Gott einmal dem Menschen geschenkt hat, verdorben ist, dann gilt aufs Neue: „außerhalb des Lagers seine Schmach tragen“. Dort können wir mit Ihm Gemeinschaft haben.

Der Mensch kann nichts tun

Verse 29-34

3Mo 16,29-34: 29 Und dies soll euch zur ewigen Satzung sein: Im siebten Monat, am Zehnten des Monats, sollt ihr eure Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun, der Eingeborene und der Fremde, der in eurer Mitte weilt; 30 denn an diesem Tag wird man Sühnung für euch tun, um euch zu reinigen: Von allen euren Sünden werdet ihr rein sein vor dem HERRN. 31 Ein Sabbat der Ruhe soll er euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien, eine ewige Satzung. 32 Und der Priester, den man salben und den man weihen wird, um den Priesterdienst auszuüben anstelle seines Vaters, soll Sühnung tun; und er soll die Kleider aus Leinen anziehen, die heiligen Kleider; 33 und er soll Sühnung tun für das heilige Heiligtum und für das Zelt der Zusammenkunft, und für den Altar soll er Sühnung tun, und für die Priester und für das ganze Volk der Gemeinde soll er Sühnung tun. 34 Und das soll euch zur ewigen Satzung sein, um  einmal im Jahr für die Kinder Israel Sühnung zu tun wegen aller ihrer Sünden. Und er tat, so wie der HERR Mose geboten hatte.

Am großen Versöhnungstag durften die Israeliten keine Arbeit verrichten (3Mo 16,29). Sie mussten ihre Seelen züchtigen, das heißt, sie mussten sich vor Gott demütigen. Wenn wir an das Sündopfer denken, erkennen auch wir mit Demut, dass so etwas auch bei uns nötig war. Wir kommen in tiefe Demut, wenn wir erkennen, dass wir es waren, die Gott entehrt hatten. Die Israeliten durften keine Arbeit verrichten. Das Opfer wurde durch einen vollkommenen Hohenpriester dargebracht, und es wird deutlich, dass wir als sündige Menschen nichts dazutun können. Für uns ist lediglich Ruhe übriggeblieben, nicht nur für das Volk, sondern auch für den Fremdling. So groß ist die Reichweite des Werkes des Herrn Jesus; nicht nur das Volk Israel wird durch das Evangelium erreicht, es erstreckt sich über die ganze Welt. Durch den großen Versöhnungstag gibt es eine Ruhe für die Israeliten und für die Fremdlinge. Wir dürfen zusammen mit den Gläubigen aus den Juden, die die Wahrheit des Evangeliums angenommen haben, im vollbrachten Werk des Herrn ruhen. Diese Ruhe ist ewig.

Im Gegensatz zum Herrn Jesus, der eine ewige Priesterschaft hat, finden wir in 3. Mose eine erbliche Priesterschaft.

Zusammenfassung

Die beiden letzten Verse (3Mo 16,33.34) bilden eine Zusammenfassung. Mose erfüllte alles, was der HERR gesagt hatte. Er ist ein Bild von Ihm, der am Kreuz alles vollkommen vollbracht hat. Es ist nicht wichtig für uns, alles auf die Reihe zu bringen. Das Wichtigste für uns ist, in die Wahrheit dieser Dinge einzudringen und zu erkennen, was es für Gott bedeutet, dass der Herr zur Sünde gemacht wurde und so Gottes Ehre wiederhergestellt hat. Und es wichtig, dass wir erkennen, was es für uns selbst bedeutet, so dass wir den Herrn besser kennenlernen und den Wert seines Blutes wertschätzen, so dass wir die Lieblichkeit seiner Schönheit sehen, so wie sie uns im Räucherwerk vorgestellt wird. Dann folgen wir Ihm ins Heiligtum, nicht aus der Entfernung mit unserem Verstand, sondern mit geistlicher Kraft. Dann bringen wir mit Freimütigkeit geistliche Opfer von Liebe und Dank auf dem Rauchopferaltar vor den Thron (Heb 10,19-23). Dieser Thron war früher ein Ort des Gerichtes, nun ist er ein Thron der Gnade.


Aus einer Vortragsreihe (1975–1977 in Zwolle) über das dritte Buch Mose, die verschriftlicht und übersetzt wurde.
Ndl. Originaltitel: Leviticus: een serie bijbellezingen, gehouden in Zwolle in de jaren 1975, 1976 en 1977, OudeSporen 22022, S. 364– 388
Quelle: www.oudesporen.nl


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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