Leitverse: Offenbarung 2,12-17
Off 2,12-17: 12 Und dem Engel der Versammlung in Pergamus schreibe: Dieses sagt der, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat: 13 Ich weiß, wo du wohnst: wo der Thron des Satans ist; und du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in denen Antipas mein treuer Zeuge war, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist. 14 Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, die die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. 15 So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten. 16 Tu nun Buße; wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes. 17 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur der, der ihn empfängt.
Einrichtungen und Geld als Grundlage
Liebe Freunde, wir hatten zwei Hauptschritte im äußeren Abstieg der Kirche gesehen, nachdem das Verlassen der ersten Liebe jedes Abweichen möglich gemacht hatte. Zuerst einmal war der Gedanke der Göttlichkeit der Kirche verlorengegangen. Statt eine körperähnliche Gemeinschaft von Menschen zu sein, die im vollen und genauen Wortsinn ewiges Leben und Erlösung haben, die Gottes Kinder und Glieder Christi und herausgerufen sind aus der Welt, so dass sie nicht zu ihr gehören, wurde daraus nun eine bloße „Versammlung“ von Leuten, für die allerdings die alten Bezeichnungen teilweise blieben, die aber tatsächlich die Welt selbst waren, allerdings mit einigen wahren Christen unter ihnen. Als Gottes Kinder wurden sie eingestuft durch die Taufe, und dadurch meinten sie auch, die Vergebung der Sünden zu haben, aber damit war die Sache nicht für alle Ewigkeit erledigt. Sie waren bekanntermaßen unter dem Gericht und in Ungewissheit darüber, wie sich die Dinge schließlich wenden würden – eine Grundlage, welche die ganze Welt verstehen und einschätzen konnte, mit Sakramenten und Gnadenmitteln, die ihnen weiterhelfen sollten und sie hinderten, das Schreckliche ihres Zustandes zu erkennen.
Natürlich geschah diese Veränderung von der Kirche zur Synagoge nicht auf einmal. Doch die Kirche, die wir historisch und außerhalb des Neuen Testaments kennen, ist zwar nicht tatsächlich, aber doch im Wesentlichen die Synagoge. Das Feuer der Verfolgung half für eine Weile, die extremen Auswirkungen zu verhindern und die bloßen Lippenbekenner von denen, die Christus bekannten, zu trennen. Doch durch das alles hindurch vollbrachte der Sauerteig des Judentums sein tödliches Werk; und kaum hörte die Verfolgung auf, als man auch schon auf die Angebote der Welt für Frieden und Freundschaft bereitwillig hörte; und mit Konstantin schien für viele das Tausendjährige Friedensreich gekommen. Konnte die Kirche der Apostel so in die Arme der Welt gefallen sein? Ihre Stimme hätte den Gedanken als von Satan kommend zurückgewiesen, wie sie es ja auch wirklich taten: „Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisset ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist?“
Den zweiten Schritt sahen wir im Aufstieg einer Geistlichkeit, einer geistlichen oder priesterlichen Klasse, welche das wahre christliche Dienen verdrängte, den freien Gebrauch der verschiedenen Gaben, der sich je nach der unterschiedlichen Zugehörigkeit zum Leib Christi ergab. Die klerikale Anmaßung verdrängte den Leib Christi, die Menschen – nun eine echte „Laienschaft“ – als mindestens weniger geistlich und Gott ferner; ein Platz, der leider leicht angenommen wurde, wo Christus verloren hatte, was die Welt an Wert bei den Seinen gewonnen hatte. Als sich das Judentum durchsetzte und die Welt durch die sich immer weiter öffnende Tür eindrang, wurde der Abstand zwischen den beiden Klassen immer größer, und die Geistlichkeit wurde immer mehr zum Kanal allen Segens für die Übrigen. Praktisch, und zum Schluss ganz offensichtlich, wurde sie die Kirche; und die Kirche wurde von einer Gemeinschaft der bereits Erlösten zu einem Kanal, der eine sakramentale und hypothetische Erlösung vermittelte.
Wir kommen nun dahin, die Problematik alles dessen zu betrachten, als die Lebensbedingungen sich verbesserten. In Pergamus (wo sich der Herr nicht mehr mit der zarten und gnadenreichen Sympathie offenbart wie bei den für ihn Leidenden in Smyrna, sondern als der, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat – sein Wort, um zu richten, was sich unter ihnen vollzieht. In Pergamus ist das Merkmal, dass sie „wohnen, wo der Thron des Satan ist“. „Thron“ nicht „Sitz“ wird hier gebraucht. Manche Übersetzer scheuten sich offenbar vor dem stärkeren Wort, denn nach der üblichen Überzeugung regiert der Satan in der Hölle, nicht auf der Erde; das heißt in dem Gefängnis, in das Gott ihn gesetzt hat, doch aus dem er seltsamerweise sich wieder befreit hat. Miltons Bild ist da sehr bekannt, und auch hier dürfte es wohl jeder kennen. Aber es ist so unbiblisch wie unlogisch. Was wäre von einer Regierung zu halten, die einen obersten Bösewicht in seinem Gefängnis über seine Mitschuldigen regieren ließe und ihn aus dem Gefängnis ausbrechen ließe, dass er sich frei bewegen könnte, wie er wollte? Gottes Regierung kann man dies nicht zur Last legen. In der Hölle wird der Satan der Geringste und Elendeste sein; und ist er einmal dorthin überantwortet, gibt es kein Entrinnen mehr. Doch das wird erst nach dem Tausendjährigen Friedensreich sein, wie uns Offenbarung 20 versichert.
Dieser Gedanke erlaubt den Leuten jedoch, dem entsetzlichen Gedanken zu entrinnen, dass der Satan jetzt „der Fürst dieser Welt“ und der „Gott dieser Welt“ (oder Zeit) ist, als den ihn die Schrift klar bezeichnet. Die Welt ist es, über die er seine Herrschaft ausübt, und das gibt der „Welt“ und dem „Bleiben in der Welt“ einen äußerst ernsten Charakter! Denn „bleiben in der Welt“ ist eine ganz andere Sache als etwa in ihr sein. Wir sind gezwungenermaßen in der Welt und in keiner Weise dafür verantwortlich; aber ihr Bewohner zu sein, ist ein moralischer Zustand; es bedeutet, ein Bürger in ihr sein – der Zustand, von dem der Apostel im Philipperbrief spricht, dass er sich unter bekennenden Christen ausbreite: „Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch mit Weinen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind: deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch, und deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen. Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten“ (Phil 3,18-20). Ihr Merkmal ist, dass sie Feinde sind, nicht gegen Christus persönlich, sondern gegen sein Kreuz, das Kreuz, mit dem wir „gekreuzigt sind für die Welt und die Welt für uns“. Ihre Herzen waren auf irdische Dinge gerichtet, und sie machten, da irdische Dinge niemals befriedigen können, ihren Bauch zu ihrem Gott; dies innere Gieren wurde ihr Meister, und sie waren Geschundene in seinem Dienst.
Die Christen haben ihr Bürgerrecht „im Himmel“. Das formt ihren Charakter und befreit ihn von der unbefriedigenden Verfolgung irdischer Dinge. Doch wird dies heute kaum noch verstanden. Auch wo die Leute reden und singen von der Welt als einer Wildnis, findet man ganz allgemein den Gedanken, dass sie ihnen als ein Ort der Sorgen und Prüfungen erscheint, der alle – die Welt und die Christen zugleich – ausgesetzt sind. Die Pilgerschaft ist in ihrer Vorstellung zwangsläufig. Die Welt vergeht, und sie können sie nicht halten; aber wenn sie ehrlich wären, würden sie eingestehen, dass sie sie doch festhalten wollten, wenn sie nur könnten. Da sie es nicht können, sind sie nur zu froh bei dem Gedanken, dass an ihrem Ende ein Ort wie der Himmel wartet; inzwischen versuchen sie weiter (zweifellos ehrlich, wenn man Derartiges bei einem Christen wirklich ehrlich nennen kann), so viel daraus zu machen, wie sie nur können – oder doch wenigsten so viel, dass sie es darin recht bequem haben.
Es ist etwas anderes, wirklich ein Pilger zu sein – ein Mensch, der über die Erde wandert mit dem einzigen ihn ganz erfüllenden Ziel, einen bestimmten Platz jenseits davon zu erreichen: nicht jemand, den die Welt verlässt, sondern jemand, der die Welt verlässt. Wenn nur die Tatsache, dass der Strom der Zeit uns mit sie führt, den Pilger ausmachte, würde diese Tatsache die ganze Welt zu Pilgern machen; und so reden denn auch wirklich die Menschen von der „Pilgerfahrt durchs Leben“: Aber das ist der Missbrauch eines Begriffs, nicht sein Gebrauch. Wir können in diesem Sinne Pilger sein und die ganze Welt zu Gefährten haben; und das war wirklich zur Vorstellung von Pilgerfahrt im Zustand der Kirche in Pergamus geworden. Sie sprachen zweifellos darüber und bauten ihre Häuser nur fester, damit sie dem schlimmen Wetter widerstanden: Wenn sie zugaben, dass „schlechte Zeiten“ bevorstanden, hatten sie nur umso mehr die Pflicht, für diese schlechten Zeiten vorzusorgen. Gott urteilte: Sie wohnten, wo der Satan seinen Thron hatte.
Die Geschichte des alten Babel wiederholte sich. Den lebendigen Bericht findet man in 1. Mose 11, wo die Menschen wirklich „reisten“, aber nicht als Pilger oder nur als solche, bis sie einen ebenen Platz fanden, wo sie sich niederlassen konnten. „Sie reisten“ als Siedler oder Einwanderer auf der Suche nach Land aus den rauen Bergen, wo das menschliche Leben nach der Flut begann; „aus dem Osten“ (d.h., sie hatten dem Sonnenaufgang des Segens den Rücken gekehrt), und sie fanden eine Ebene im Lande Sinear; und sie ließen sich dort nieder. Das war leider auch der „Fortschritt“ der Kirche: von den rauen Höhen des Märtyrertums in die angenehme Ebene, wo es keine Schwierigkeiten gab, welche die ängstlichsten der Seelen bedrücken konnten. Dort vergrößerte sich die Kirche, und dort begannen sie, „eine Stadt zu bauen und einen Turm, der mit seiner Spitze bis an den Himmel ginge“: Aber die Stadt war nicht Jerusalem, sondern Jerusalems alter Feind; nicht die „Wohnung des Friedens“, sondern die Stadt der „Verwirrung“ – Babel.
Doch sie gedieh. Sie hatten gut gebaut. Freilich, sie waren weit weg von den Steinbrüchen der Berge und konnten nicht mit dem Stein bauen, den sie dort gewohnt gewesen waren. Sie machten es, so gut sie konnten, mit dem Lehm, der in dem flachen Land gebräuchlich war. „Ziegel dienten ihnen als Steine und Erdharz als Mörtel.“ Wir haben schon einiges von diesen Werken gesehen. Es sieht gut aus und hält in dem milden Klima jener Gebiete recht lange Zeit – menschliches Material, kein göttliches – „Ziegel“, von Menschenhand gemacht, „statt Steine“, Gottes Material. Sie können das große Babylon nicht bauen mit den „lebendigen Steinen“ aus Gottes Produktion. Von Menschen gemachte Christen, zusammengepresst nicht vom verbindenden (wörtl. zementierenden) Geist, sondern von dem menschlichen Mörtel: Motiven und Einflüssen, von denen die Massen beeinflusst werden, doch die das Feuer Gottes eines Tages prüfen wird – daraus wird das große Babylon gebaut.
Nun ist es bemerkenswert, dass das Wort Pergamus eine doppelte Bedeutung hat. Im Plural wird es für die Befestigung einer Stadt gebraucht, während es zumindest nahe verwandt ist mit Purgos, „eine Stadt“. Teilt man es wiederum in die beiden Worte, in die es natürlich zerfällt, so hat man „per“ (obwohl), eine Partikel, die „gewöhnlich dazu dient, die Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, gegen das Einspruch erhoben wird“ (nach Liddell and Scott), und gamos (Ehe). Es geschah tatsächlich durch die Ehe von Kirche und Welt, dass „die Stadt und der Turm“ des großen Babylon errichtet wurden. Und das sind die Zeiten, die wir nun betrachten sollen.
Das waren die Zeiten Konstantins des Großen – die Zeit, die bezeichnenderweise als die „Befestigung der Kirche“ benannt wird; aber leider nicht ihre Befestigung auf ihrem Felsengrund, wo sie die Pforten der Hölle nicht überwältigen konnten, sondern ihre Befestigung in der Gunst der Welt und unter ihrem Schutz. Es war der Erfolg des Satan, der Triumph seines Planes, durch den die Kirche zur Synagoge wurde in Opposition zu Gott.
Infolgedessen finden wir nun nicht nur das Nikolaitentum vollkommen angenommen, sondern auch „die Lehre des Bileam“. Sie waren noch immer das, was man orthodox (rechtgläubig) nennt. „Du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in welchen Antipas mein treuer Zeuge war, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.“ Sie hielten im Allgemeinen die Wahrheit von Christus gegen den Arianismus fest, der ihm seine wahre Göttlichkeit absprach. Es war die Zeit der Glaubensbekenntnisse – der Rechtgläubigkeit von Nizäa. Aber es war eine Orthodoxie, die zwar (Gott sei dafür gedankt) die Lehre von der Dreieinigkeit bewahrte, die aber doch sehr weit entfernt sein konnte und auch war von der Anwendung des Gnadenwerkes Christi für die Erlösung des Menschen – rechtgläubig in Bezug auf Christus, höchst unorthodox in Bezug auf das Evangelium.
Wo findet sich im (sogenannten) Apostolischen Glaubensbekenntnis das Evangelium? „Die Vergebung der Sünden“ ist ein Glaubensartikel, zweifellos; aber wie und wann? Im Glaubensbekenntnis von Nizäa steht: „Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden“, und völliges Schweigen über alles andere. Im Bekenntnis nach Athanasius wird zugestanden, dass Christus „gelitten hat für unsere Erlösung“, aber wie wir diese Erlösung erlangen sollen, wird wiederum ausgelassen. Praktisch bestand der Glaube jener Zeiten in der Wirksamkeit der Taufe, und so schmerzhaft und ungewiss war der Weg zur Vergebung für die danach begangenen Sünden, dass große Massen ihre Taufe bis zu ihrem Sterbebett verschoben, damit die Sünden eines ganzen Lebens auf einmal abgewaschen wurden.
Der Herr fährt fort und sagt: „Aber ich habe ein weniges wider dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrt, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen. Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“
Bileam, der Zerstörer des Volkes, ist eine neue Pfropfung auf dem Nikolaitentum – ein Prophet, der äußerlich dem Herrn nahe stand, während sein Herz seiner eigenen Begehrlichkeit; ein Mann, der zwar einen persönlichen Groll gegen das Volk hegte, dessen Gott aber sein Bauch war, und der sie auch verfluchen wollte, wenn sein Gott es ihm gebot; einer, dessen Lehre es war, Israel von seiner Absonderung wegzulocken in die schuldhafte Verstrickung mit den Nationen und ihrer Götzendienerei ringsum. Das Beispiel liest sich leicht, und die Folgebilder sind entmutigend zahlreich. Als die Kirche und die Welt zu guten Beziehungen zueinander kamen und die Kirche die Dinge der Welt hatte, mit denen sie das natürliche Herz verlocken konnte, war der Mietling als Prophet eine Folgeerscheinung, der zu seinem eigenen Nutzen alle göttliche Absonderung zu vernichten suchte, soweit sie noch vorhanden war.
Wie froh wäre man, das für eine Sache der Vergangenheit halten zu können! Aber es ist nur ein Schritt in einer beständigen Entfernung von Gott seitens der bekennenden Kirche insgesamt, der nie zurückgenommen oder abgebüßt wurde. Und, es ist traurig zu sagen, wie sehr auch Einzelne befreit sein mögen, hat sich doch der ganze Leib als solcher nie von diesem Niedergang erholt. Jeder Schritt abwärts beschleunigt nur den Niedergang. In der Wüste übernahm Israel das Heiligtum des Moloch und den Stern ihres Gottes Remphan, und des Herrn Wort darauf lautet: „Ich will euch bis über Babylon hinaus führen.“ Es gab viele Reformationen hinterher, mehr oder weniger teilweise, aber keinen Neubeginn. So ist es mit der Kirche. Die Leute reden von einem zweiten Pfingsten. Es hat nie wirklich eines gegeben. Die wahren pfingstlichen Zeiten dauerten nur einen kurzen Augenblick!
Es ist traurig und schrecklich, vom Bösen zu sprechen, und wir müssen wirklich sehr auf uns aufpassen, damit wir uns nicht de facto über das freuen, was wir zu verurteilen suchen. Aber wenn es der Herr so verkündigt hat, wehe uns, wenn wir Ihm nicht in seinem Urteil folgen. Es wäre Untreue und Unredlichkeit sowohl als auch ein wirklicher Bruch der Liebe, nicht zu sagen, was der Herr sagt. Es abzuschwächen oder zu verändern, wäre unehrlich. „Wer mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit“, sagt Er selbst.
Von Konstantins Tagen bis zur Gegenwart hat Pergamus den Stand der Dinge gekennzeichnet. Welt und Kirche sind im Christentum generell gesehen einsgeworden; und wo man nur immer dies findet, dort ist in Wahrheit Babylon, obwohl Rom die Hauptstadt von Babylon sein könnte, wie es ja auch geschehen ist.
Sehen wir uns um mit der Leuchte, die der Herr uns gegeben hat, und erkennen wir, wo wir hinsichtlich dieser Dinge stehen. Wie weit halten wir individuell die Kirche und die Welt getrennt? Wie weit verweigern wir uns wirklich dem gleichen Joch mit den Ungläubigen, was der Abschnitt in 2. Korinther 6 so ausdrücklich verdammt? Unsere Angleichungen werden von Gott ebenso sicher verurteilt wie jeder andere Teil unseres praktischen Verhaltens; und „ziehet nicht gleichermaßen am Joch mit den Ungläubigen“ ist sein Wort. Er erklärt, Er kann uns nicht anders Vater sein, als dass Er von uns erwartet, dass wir herauskommen und uns loslösen. Ernste, sehr ernste Worte inmitten der Vielfältigkeit solcher Kameradschaften in unseren Tagen! Können wir es ertragen, selbst von ihnen erforscht zu werden, geliebte Brüder? Oh, wenn wir Wert auf unseren wahren Platz bei Gott legen, sollten wir dann nicht gerade froh sein, die Dinge so zu sehen, wie sie sind?
Nun, das ungöttlich und ungleiche Joch hat verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Es trifft auf alles zu, worin wir uns freiwillig mit anderen vereinen, um ein gewöhnliches Ziel zu erreichen. Bei den sozialen Beziehungen ist die Ehe ein solches Joch; in Geschäftsbeziehungen, Partnerschaften und Ähnlichem; und an erster Stelle rangieren kirchliche Angleichungen. Um die Letzteren nun aufzugreifen: Es gibt bestimmte Systeme, welche, wie wir bereits gesehen haben, die Kirche und die Welt auf die gründlichste Weise vermischen. Alle Formen der Ritualität und Gesetzlichkeit tun dies – Formen zum Beispiel, durch die ein Mensch durch die Taufe zu „einem Glied Christi und einem Kind Gottes“ gemacht wird. Wo das behauptet wird, ist die Trennung unmöglich, denn keine noch so große Nächstenliebe und keine noch so ausgefallene theologische Erfindung kann die Masse dieser Leute zu etwas anderem machen als zu Kindern der Welt.
Alle nationalen Kirchen vermischen sie auf die gleiche Weise aufgrund der Tatsache, dass sie nationale Kirchen sind. Man kann weder durch Willenszwang noch durch Parlamentsbeschluss eine Nation christlich machen. Man kann ihnen den Namen geben, dass sie lebten, während sie doch tot sind. Man kann sie zu Menschen der Form machen und zu Heuchlern, aber zu nichts anderem. Man kann sein Bestes tun, ihren wahren Zustand vor ihnen zu verbergen, und sie mit einer schrecklichen Selbsttäuschung leben lassen, von der nur die Ewigkeit selbst sie erwecken kann.
Alle ihrem Wesen nach jüdischen Systeme vermischen sie notgedrungen. Wo alle miteinander noch auf Bewährung sind, ist es nicht möglich, es anders zu machen. Alle Systeme, in denen die Kirche zum Mittel der Erlösung gemacht worden ist, statt die Gemeinschaft der Erlösten zu bilden, bewirken das notwendigerweise. Wenn die Leute sich Kirchen anschließen, um gerettet zu werden, wie es heute die schreckliche Gewohnheit ist, werden diese Kirchen natürlich die gemeinsamen Behälter für Sünder und Heilige zugleich. Und wo auch die Gewissheit der Erlösung (Heilsgewissheit) nicht gewahrt wird, ergibt sich zwangsläufig das selbe.
Systeme wie diese finden natürlich und rasch Anhänger; Geld und weltliche Einflüsse herrschen vor, und ihnen tut die Lehre Bileams ihr tödliches Werk. Die Welt, nicht einmal getarnt unter dem Gewand des Christentums, wird um materieller Unterstützung willen gesucht. Menschen, die sich nicht dem Herrn hingegeben haben, werden unterrichtet, dass sie ihr Geld geben können. Es wird ganz offen verkündigt, dass Gott nicht genügend sei als seines Volkes Teil; dass seine Sache der Hilfe bedarf, und das so sehr, dass Er sie sogar aus den Händen seiner direkten Feinde annimmt. Es herrscht ein Götzendienst vor den Finanzmitteln. Geld hilft den Elenden; Geld hilft, Bibeln in Umlauf bringen; Geld schickt Missionare in fremde Erdteile; Geld beseitigt ein paar hundert Nöte und überwindet eine Menge von Schwierigkeiten. Wir machen einen so guten Gebrauch davon, dass wir nicht allzu große Bedenken darüber haben müssen, wie wir es bekommen. Die Kirche muss unterhalten und der Pastor bezahlt werden. Sie mögen zwar den Satz nicht: „Der Zweck heiligt die Mittel“, aber trotzdem, was sollen sie tun? Gott kommt für alles auf, natürlich, theoretisch, aber sie müssen die Mittel einsetzen, und unser Jahrhundert glaubt nicht mehr an Wunder.
Aber warum weiter das öde Stroh solch gottloser und treuloser Argumente dreschen? Ist es ein Wunder, dass die Treulosigkeit in triumphierendes Lachen ausbricht, da Christen auf der Unfähigkeit ihres Gottes beharren und seine Gebote brechen, um seine Sache vor dem Ruin zu bewahren? Ja, verkündigt man sie nicht bereits als ruiniert, unrettbar ruiniert, wenn sein Ohr schon zu taub ist, um zu hören, und sein Arm zu kurz, um zu retten? Geld baut Kirchen, kauft Bibeln, bezahlt Pastoren – das stimmt. Kann es auch ein neues Pfingsten kaufen? Oder das Friedensreich herbeiführen? Will man den gesegneten Geist bestechen, dass Er so für uns arbeitet? Oder sollen Menschenwille und animalische Energie ohne Ihn auskommen? Ach, man betet um Macht und versäumt es, dem die Ehre zu geben, der die einzige Quelle der Macht ist!
Aber was ist das Ergebnis dieses Bettelns bei der Welt? Kann man zu ihr gehen mit den Bibeln, die man von ihrem eigenen Geld gekauft hat und ihr die Wahrheit sagen über ihren eigenen Zustand? Kann man ihr sagen, dass „die ganze Welt im Argen liegt“, dass „alles, was in der Welt ist – Augenlust, Fleischeslust, hoffärtiges Leben – nicht vom Vater ist sondern von der Welt“? Können wir den abgesonderten Platz bewahren, den Gott uns gegeben hat und die scharfe Klinge der Wahrheit, dass „die im Fleisch sind, Gott nicht gefallen können?“ Natürlich können wir das nicht. Sie werden sich zu uns umdrehen und sagen: Warum kommt ihr zu uns und wollt unser Geld? Ihr verlangt von uns, wir sollen geben, und dann sagt ihr uns, unser Geben kann Ihm nicht gefallen! Das ist unvernünftig, wir glauben das nicht, und ihr selbst könnt das auch nicht glauben!
Nein: Die Welt hält nichts davon, für nichts etwas zu geben. Was auch das Wort Gottes sagen mag, was wir auch darüber im Herzen denken mögen, wir müssen irgendwie einen Kompromiss schließen. Man kann die scharfe Trennungslinie nicht einhalten. Wir müssen uns Bileam zum Propheten nehmen. Wir müssen uns unter die Welt mischen, und die Welt muss bei uns sich einmischen: Wie sollte es sonst gut gehen? Wir müssen unsere Kirchenbänke polstern und die Welt hereinbitten. Wir müssen unsere Kirchengebäude und unsere Gottesdienste attraktiv machen; wir dürfen die Leute nicht verschrecken und verscheuchen, sondern wir müssen sie hereinlocken. Wir müssen allen Menschen alles sein; und da wir nicht erwarten dürfen, sie auf unseren Maßstab zu bringen, müssen wir zu ihrem hinabsteigen.
Sage ich zu viel? Oh, Worte können den Zustand kaum übertreiben, der sich überall findet, nicht weit weg in einem anderen Land, sondern hier bei uns in unserer Gegenwart. Ich wage gar nicht zu sagen, was für Dinge getan werden im Namen Christi von denen, die sich sein Volk nennen. Sie verpflichten Sänger gegen Bezahlung, die sein Lob bewundernswert singen sollen, damit die Menge angezogen wird. Sie sorgen für weltliche Unterhaltung und setzten sich hin und lassen sich mit unterhalten. Und je mehr sie auf die Ebene der Welt absinken, desto mehr reden sie sich selbst ein, die Welt rücke ihnen entgegen; während Gott schon in alter Zeit über sein Volk sagt: „Ephraim vermischt sich mit den Völkern; Ephraim ist wie ein Kuchen geworden, der nicht umgewendet ist. Fremde haben seine Kraft verzehrt, und er weiß es nicht; auch ist graues Haar auf sein Haupt gesprengt, und er weiß es nicht. Und die Hoffart Israels zeugt ihm ins Angesicht; und sie kehren nicht um zu dem HERRN, ihrem Gott, und bei alledem suchen sie ihn nicht“ (Hos 7,8-10).
Es ist ein Weg, der abwärtsführt, und er wird immer schneller beschritten. Wettbewerb wird angeregt, und es geht darum, wer am besten werben kann um die Gunst der Welt. Einer gibt ein Beispiel, und andere lassen sich davon erkühnen. Wetteifer: Neid, Ehrgeiz und eine Heerschar unheiliger Motive werden geweckt, und die Bibel, die Ehre Christi, die eifersüchtigen Augen eines Gottes, der heilig, heilig ist – ach, man ist altmodisch und pharisäisch, wenn man davon spricht!
Einen Zug weist dies traurige Bild auf, den ich nicht so kurz übergehen kann. Der Dienst oder das, was den Menschen als solcher vor Augen steht – wie wird er durch dies alles betroffen? Ich habe schon gesagt, dass die Bibel den Gedanken an einen Pastor und seine Leute nicht kennt. Darauf will ich nicht noch einmal eingehen. Aber schließlich und endlich – worin besteht heute die Stärke der Bindung zwischen der Kirche und ihrem dienstlichen Auftrag? Wer könnte, wenn er sich umsieht, leugnen, dass die finanzielle Frage hier einen beherrschenden Einfluss hat? Der Vertrag wird besiegelt durch das Gehalt. Eine reiche Gemeinde mit wohlgefülltem Säckel, hat sie nicht die besten Aussichten, den Mann zu bekommen, den sie möchte? Die arme Gemeinde, so reich an Frömmigkeit sie auch sein mag, ist sie sich ihres Mangels nicht ständig bewusst? Natürlich mögen die Leute das nicht zugeben. Die Pastoren reden sich zweifellos mit Erfolg ein, dass es das größere, vielversprechendere Arbeitsfeld ist, das sie anzieht. Aber die Welt will dies beharrlich nicht glauben; und sie hat nur zu gute Gründe für ihr Misstrauen.
Der Vertrag lautet gewöhnlich auf so und so viel Geld. Kommt das Geld nicht herein, wird der Vertrag gelöst. Doch noch mehr: Die finanzielle Erwägung entscheidet noch auf andere Weise, welche Art von Mann sie sich sichern wollen. Gemeinhin ist es ein erfolgreicher Mann, den man haben will, nach der gängigen Vorstellung von Erfolg. Man will einen Mann, der die Kirche füllen kann, der damit vielleicht dazu beiträgt, die Schulden abzutragen, die auf ihr lasten. Sehr wahrscheinlich hängt die Zahlung seines eigenen Gehalts davon ab. Er wird wohl kaum denen am meisten gefallen wollen, die sich nicht von solchen Motiven leiten lassen; und so ist es meist nur Gottes Gnade, wenn die Lehre des Bileam nicht einen Bileam herbeischafft, der sie dann lebt. Aber selbst wenn ein gottgeweihter Mann gefunden wird, wird er der stärksten persönlichen Versuchung ausgesetzt, die Wahrheit abzuschwächen, die ihm, wenn er sie rückhaltlos verkündigte, nicht nur seines Einflusses, sondern vielleicht auch seines Lebensunterhalts berauben könnte.
Wird der gottgeweihteste Mann auch der beliebteste sein? Nein, denn Gottesnähe ist nicht das, was die Welt sucht. Sie kann Genie zweifellos schätzen und Redegewandtheit und Leutseligkeit und Wohlwollen und Einsatzfreude; aber Gottesnähe ist etwas anderes als sogar die Verbindung all dieser Eigenschaften. Wenn die Welt Gottesnähe zu schätzen weiß, muss ich zugeben, dass es nicht mehr die Welt ist. Aber solange noch die Fleischeslust und die Augenlust und das hoffärtige Wesen sie kennzeichnen, ist sie nicht vom Vater und auch der Vater nicht von ihr. Und warum sagt der Apostel in dem Abschnitt „der Vater“? Ist es nicht darum, weil wir nur an die Beziehung des Vaters zur Welt denken können, wenn wir zugleich an den Sohn denken? Wie Er nochmals an anderer Stelle sagt: „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ Und warum? Weil der Sohn Gottes es ist, den die Welt gekreuzigt und verworfen hat; und jenes Kreuz, welches das Urteil der Welt über den Sohn Gottes war, ist, was den Glauben betrifft, Gottes Urteil über die Welt.
War Christus beliebt, liebe Freunde? Konnte Er, mit der göttlichen Macht in seinen Händen, die Er freizügig für die vielen Nöte einsetzte, die Ihm allenthalben entgegenkamen – konnte er sich damit beliebt machen bei den Menschen, seinen Geschöpfen? Sicherlich nicht. Aber wir denken vielleicht, das waren besonders böse Zeiten. Heute versteht man Ihn besser, meinen wir. Nun, dann nehmt seinen teuren Namen heute mit euch in die Geschäftswelt, in die Häuser der Leute, in die Werkshallen und die Banken und die sonstigen Treffpunkte der Öffentlichkeit. Habt ihr Zweifel, welches Echo wir finden werden? „In den Kirchen“? O ja; man ist bereit, ihn dort zu dulden. Die Kirchen sind sorgsam so eingerichtet worden, dass sie der Welt gefallen. Gemütlich, modisch, die Armen in die Ecken geschoben, wo sie nicht stören; für Augen, Ohren und Verstand ist gesorgt; das ist eine andere Sache. Und es trägt auch dazu bei, das Gewissen zu beruhigen, wenn es sich manchmal regt. Aber ach, gibt es viele Anzeichen für die Gegenwart dessen, der als Zeichen seiner Vollmacht vorwies: „Den Armen wird das Evangelium verkündigt“?
Doch genug davon. Es bringt nichts ein, dies weiter zu verfolgen. Doch für jene, denen die Liebe Christi mehr bedeutet als ein Lippenbekenntnis und die Ehre Christi eine Wirklichkeit, die es zu bewahren gilt, möchte ich deutlich sagen, wie sie mit dem weitermachen können, was systematisch seine Ehre mit Füßen tritt, ja es der Welt ermöglicht, Ihn mit Füßen zu treten, sein Evangelium verfälscht und zu ihrem eigenen Verderben die Seelen betrügen hilft, für die Er gestorben ist. Die Lehre Bileams ist überall: Ihr Ziel ist das Urteil über die Welt und auch das Urteil über das Volk Gottes. Wenn Pastoren nicht bezahlt werden können, wenn ohne dies Kirchen nicht erhalten werden können, bleibt als ehrlichste, männlichste, einzig christliche Entscheidung, die Sache fallenzulassen! Wenn Christen nicht ohne die Welt auskommen können, werden sie wenigstens feststellen, dass die Welt ohne sie auskommen kann. Sie können die Welt nicht überzeugen, dass Ungehorsam eine so schwerwiegende Sache ist, wenn sie den leichtherzigen, oberflächlichen Ungehorsam sehen, den man der großen Masse der Bekenner so leicht vorwerfen kann, während es so völlig unmöglich ist, sie davon abzubringen. „Geld“, tönt der Ruf, „ja, aber wir brauchen doch Geld.“ Ach, obwohl Christi Ehre damit verraten wird und Ungläubige spotten und Seelen verlorengehen! Brüder, sogar die Pharisäer waren seinerzeit klüger! „Es ist nicht erlaubt, sie [die Silberlinge] in den Opferkasten zu werfen“, flüsterten sie, „dieweil es Blutgeld ist.“
Es ist eine Erleichterung, sich der Schrift zuzuwenden und zu prüfen, was wir dort zu unserem Thema finden. Es ist sehr einfach. Es gab keine organisierte Maschinerie zum Unterhalt der Gemeinden; keine für die Bezahlung des Geistlichen; kein Versprechen, keine vertragliche Verpflichtung vonseiten der Leute über irgendeinen Betrag, den sie überhaupt bekommen sollten. Es gab natürlich Bedürfnisse und viele, für die gesorgt werden musste, und man nahm als selbstverständlich an, dass dafür auch gesorgt wurde. Die Heiligen selbst mussten für alle Bedürfnisse aufkommen. Sie hatten keine billige Religion auf sich genommen. Da sie oft sogar ihr Leben dafür geben mussten, dachten sie über die materiellen Güter nicht viel nach. Ihr Prinzip war: „Ein jeder, wie er sich in seinem Herzen vorsetzt: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ Es sollte für Gott und vor Gott geschehen. Es sollte nicht vor den Brüdern damit großgetan werden und noch weniger vor der Welt. Wer gab, sollte seine rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke tat.
Es stimmt, dass dies durch sehr ernste Motivation erzwungen wurde. Auf der anderen Seite: „Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; wer aber sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ Andererseits aber war am machtvollsten und einflussreichsten dies: „Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.“ Das war das Prinzip; das sollte das Motiv sein. Es gab keine Zwangsmethoden, etwas einzutreiben, wenn es so nicht ging. Wenn man nicht das Herz hatte zu geben, war es sinnlos, etwas holen zu wollen.
Ebenso war dem, der am Wort diente, sehr klar gesagt als etwas, was Gott so bestimmt hatte, „denen, die das Evangelium verkündigen, vom Evangelium zu leben“, und „wer arbeitet, ist seinen Lohn wert“. Aber auch wenn Gott hier die willigen Hände der Seinen gebrauchte, war es doch nicht so zu verstehen, dass jemand „angestellt“ werden sollte oder dass er der Arbeiter für die anderen war. Was sie gaben, das war Gott gegeben, und sein Vorrecht war, Diener Christi zu sein. Er war dem Herrn verantwortlich und sie ebenso. Sie sollten nicht denken, dass sie so viel Arbeit für so viel Geld bekamen. Sie zahlten nicht, sondern „gaben“. Das ist ein wunderbarer Unterschied: Denn wir können Gott nicht „bezahlen“, und man „gibt“ (im Sinn einer Opfergabe) nicht einem Menschen. Sobald man zahlt, steht Gott nicht mehr zur Debatte.
Meint jemand, dies sei wohl ein wenig ungerecht für beide Seiten? Dass es doch rechtens ist, ein wenig mehr Gegenwert für die Arbeit zu bekommen, die man aufwendet – für das Geld, das man gibt? Das ist gutes Gesetz und schlechtes Evangelium. Es ist nicht besser als Simonie, in diesem Sinne anzunehmen, „dass die Gabe Gottes mit Geld zu kaufen wäre“. Möchte jemand lieber selbst seinen Handel machen, statt Christus zu vertrauen, dass er für seine Bedürfnisse aufkommt? Oder fällt es dem, der am Wort dient, schwer, sein praktisches Vertrauen in das Wort damit zu beweisen, dass er sich für seinen Unterhalt auf den Herrn verlässt? Ach, auf wenn könnte er sich wohl besser verlassen? Und wie viel besser wäre er denn dran, wenn ihm die süße Erfahrung entginge, wie der Herr für ihn sorgt? Nein: Es ist alles Unglauben vor der göttlichen Kraft und Liebe, und es werden Mechanismen erfunden, um dem Mangel abzuhelfen, der so entsteht. Und doch, wenn es schon daran fehlt, was liegt dann noch daran, ein leeres Bekenntnis zu bewahren? Wenn Gott versagen kann, lasst die ganze Sache mit untergehen; wenn Er aber nicht versagen kann, sind all unsere geschickten Findigkeiten nur Anzeichen grundlegenden Unglaubens.
Und was erreichen wir damit? Wir bringen den Kanaaniter (den Handelsmann) ins Haus des Herrn. Wir bieten einen Preis für den Handel mit göttlichen Dingen – dem Mann, der unser Geld am meisten schätzt und sich am wenigsten um unsere Seele kümmert. Man kann nicht anders als sich klarmachen, wie ganz natürlich diese beiden Extreme zusammenfügen; man kann nicht anders als zugeben, dass, wenn man sich an den Plan des Herrn hielte und seine Mitarbeiter darauf hinwiese, dass Er sie erhält, man mehr getan hätte, solche Geschäftemacher auszumerzen als mit aller Sorgfalt und Mühe anderer Art. Hört man auf zu mieten, vertreibt man zugleich den Mietling, und der segensreiche Dienst Christi wird frei von einer Bedrückung und einem Tadel, für den unsere Verträge und Feilschereien großenteils verantwortlich sind. Und wenn Christi Diener Ihm nicht vertrauen können, dann sollen sie sich irgendeine ehrliche Beschäftigung suchen, in der sie ohne Skandal ihr Brot erwerben können. Im 15. Jahrhundert vor Christus führte Gott eine ganze Nation aus Ägypten heraus und versorgte sie vierzig Jahre lang in der Wüste. Tat Er das oder tat Er das nicht? Ist Er noch immer so fähig wie zu jeder Zeit? Ach, will etwa jemand sagen, das waren die Tage seiner Jugend und jetzt leide Er an Altersschwäche?
So ernst sind diese Fragen. Doch der Unglaube, der sich heute findet, den gab es schon damals. Erinnern wir uns, was das Volk tat, als es Mose für eine Weile auf dem Berg verloren glaubte und sich führerlos vorkam? Sie machten einen Gott aus dem Gold, das sie aus Ägypten mitgenommen hatten und fielen vor ihm nieder und beteten das Werk ihrer Hände an. Die Geschichte wiederholt sich. Wer wollte leugnen, dass wir das entsprechende Gegenstück betrachtet haben? Wir könnten hier mit Recht fragen: Gibt es ein Maß für das Geben des Christen, wenn jemand Gott gegenüber das Richtige tun will?
Die Vorstellung vom Zehnten ist wieder aufgelebt oder für einige das zweifache Zehnten als das Maß dessen, was ein Israelit als Gabe darbrachte. Jakob ist uns als Beispiel genannt worden, wie er vor Gott stand an jenem Morgen nach der wundervollen Nacht von Bethel, als Gott sich verpflichtet hatte, mit ihm zu sein und sein Gott zu sein und seinen Samen zu mehren und ihn wieder in das Land zu bringen, das er gerade verließ. „Wenn Gott mit mir sein wird“, sagt er, „wenn er mich bewahren wird auf dem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung mich zu kleiden geben wird, dass ich in Frieden in meines Vaters Haus zurückkehren kann, dann soll der Herr mein Gott sein; und dieser Stein, den ich zum Malzeichen aufgerichtet habe, soll Gottes Wohnstatt sein; und von allem, was du mir geben wirst, werde ich dir den Zehnten wiedergeben.“
Gottes Wege sind so wenig unseren Wegen gleich, seine Gedanken so wenig gleich unseren Gedanken, dass man sich kaum wundern muss, wenn der Mensch sie nicht versteht. Ganz sicherlich dringt Jakob hier nicht in die segensreichen Gedanken Gottes ein. Ich will mich hier jetzt nicht über diesen Fall verbreiten und erwähne ihn nur insoweit, dass ich sage, für einen Christen zumindest ist dies ganze Prinzip ein Irrtum. Wir sollen nicht neun Zehntel von Gott gewinnen, indem wir ihm ein Zehntel geben. Ihr seid teuer erkauft, ihr und alles, was zu euch gehört. Auf zweifache Weise, durch die Schöpfung und durch die Erlösung gehört ihr mit allem, was ihr habt, Gott. Viele Leuten handeln nach der völlig falschen Vorstellung, dass, sei es vom Geld, von der Zeit oder von was es sonst sei, Gott seinen Teil zu bekommen habe, und der Rest gehört ihnen. Sie missverstehen die Hinweise im Gesetz und erkennen nicht, wie gewaltig anders alles durch die vollbrachte Erlösung geworden ist.
Ehe gesagt werden konnte: „Ihr seid teuer erkauft“, war es unmöglich, sich die Konsequenzen vorzustellen, die sich daraus ergeben. Die Gnade geht weiter als das Gesetz, das nichts vollkommen machte und dies auch gar nicht konnte. Gott das Leben unterwerfen bedeutet ja gerade, dass dies freiwillig geschehen muss. Wie das Gelöbnis des Nasiräers (das ein Gelöbnis der Absonderung für den Herrn war, und das lautet: „Wenn jemand das Gelöbnis eines Nasiräers ablegen will“, muss diese Unterwerfung von Herzen kommen, sonst ist es keine. Und es ist auch kein Widerspruch dazu, dass es geborene Nasiräer gab – Nasiräer von Mutterleib an, wie Simson und Johannes der Täufer. Christen werden alle zur Nasiräerschaft geboren (wiedergeboren), denn es ist nicht nur Vorbedingung, sondern auch im wahrsten Sinne Notwendigkeit durch das Leben, das wir von Gott empfangen. Aber eine äußerlich auferlegte Notwendigkeit gibt es nicht, sondern eine innere. „Ich will euch ein neues Herz geben“, sagt der Herr; aber das neue Herz, das uns gegeben wird, ist so, dass es frei sich für den Dienst des Meisters entscheidet. Wäre da eine gesetzliche Voraussetzung gewesen, so hätte das nichts erreicht und wäre dann nur eine Fessel gewesen. „Nicht mit Verdruss oder aus Zwang“, lautet, wie wir gesehen haben, die Regel der Schrift für den Christen. Aber das bedeutet ganz und gar nicht, was die Leute unter einer „billigen Religion“ verstehen. Es heißt nicht, dass Gott die „Scherflein“ des Geizigen so annimmt, wie der Herr die Groschen der Frau im Evangelium nahm. Christus sagt nicht: Gib so viel oder so wenig, wie du willst, Es kommt nicht darauf an. Nein: Er erwartet, dass wir Ihm mit Verstand und aus freiem Willen alles unterwerfen, weil wir für uns erkannt haben, dass Ihm bereits alles gehört.
Wenn wir uns das 16. Kapitel im Lukasevangelium ansehen, stellen wir fest, dass der Herr dieses Prinzip sehr deutlich verkündet. Das Bild vom ungetreuen Hausverwalter ist uns dort als Bild gegeben – das Bild derer, die (wie wir alle hinsichtlich der alten Natur) verurteilt worden sind, den Platz zu verlassen, an den sie ursprünglich gestellt waren, weil sie sich darin ungerecht verhalten haben. Die Gnade hat den Richterspruch nicht aufgehoben: „Du wirst nicht mehr Verwalter sein können.“ Sie hat uns viel mehr gegeben, aber sie hat uns nicht wieder auf den Platz gestellt, den wir vorher verloren hatten. Tod ist tatsächlich unsere Entfernung aus unserer Verwalterschaft, obwohl es der Eingang in etwas sein wird, von dem gesagt werden muss, dass es „weitaus besser“ ist. Aber die Gnade hat die Vollstreckung des Urteils verzögert, und inzwischen sind die Güter unseres Meisters in unserer Hand. Alles, was wir hier haben, sind seine Dinge und nicht unsere. Und nun erwartet Gott von uns, dass wir treu sind in dem, was leider für die Menschen als solche „der Mammon“ der Ungerechtigkeit ist – der elende Götze des ungerechten Menschen.
Darüber hinaus rechnet uns die Gnade dies als Gerechtigkeit an. Uns ist erlaubt, uns „Freunde zu machen mit dem ungerechten Mammon“ durch den gottgeweihten Gebrauch, den wir damit machen; während es natürlicherweise durch unser Versagen unser Feind und unser Ankläger ist. Wir sollen uns nicht vorstellen, dass der „ungerechte Verwalter“ wörtlich ganz und gar unser Vorbild sein soll. Der Herr zeigt uns, dass das nicht so ist, wenn Er davon spricht, dass nach der „Treue“ gesucht wird. Zweifellos handelt der ungerechte Haushalter im Gleichnis ungerecht mit den Gütern seines Meisters, und man darf nicht sich vorstellen, dass Gott ihn lobt – es ist „sein Herr“, der dies tut –, der Mensch als Mensch bewundert, wie gewitzt er zu Werke geht. Doch nur so kann man sich das Verhalten vorstellen, das an uns nicht Ungerechtigkeit, sondern Treue zu unserem Herrn ist; die Gnade berechtigt uns, zu gebrauchen, was wir empfangen haben in unserem eigenen wahren und ewigen Interesse, das in diesem Falle eins ist mit dem, was Ihm zukommt und Ihn verherrlicht.
Doch dann sind da auch noch Dinge, von denen wir als von „uns zu eigen“ reden mögen. Welche sind das? Nun, es sind jene, von denen der Herr spricht als die letztlich „wahren Reichtümer“. „Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen? und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid“ – nicht was dem „fremden Menschen“ gehört, sondern Gott – „wer wird euch das eurige geben?“
Demnach sind unsere eigenen Dinge ganz abgesondert; und ich brauche Christen nicht zu sagen, welche es sind. Ich brauche nur daran zu erinnern, dass, wenn jemand in seinen Gedanken hier als Mensch sich eine Anzahl als von Dingen vorstellt als seinen eigenen Besitz, mit dem er großzügig sein oder den er horten kann, er in beiden Fällen die Sache falsch versteht. Was die Dinge hier angeht, so haben wir die Güter unseres Meisters, und wenn wir sie hier horten, verlieren wir sie hernach gewiss und verwandeln sie in Ankläger gegen uns. Auf der anderen Seite ist uns gnädig erlaubt, sie zu den Schätzen zu sammeln, wo unser Schatz ist: „im Himmel“.
Der reiche Mann in dem ernsten Beispiel am Ende des Kapitels war einer, der die „guten Dinge“ seines Herrn auf andere Weise zu den seinen gemacht hatte; und in der Ewigkeit waren sie dann keine Freunde, sondern Feinde und Ankläger gegen ihn. „Kind“, sagt Abraham zu ihm, „gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben“ – das war alles. Aber was für eine traurige Erinnerung das war! Wie zogen nun noch einmal der Purpur und die feine Leinwand und das üppige Leben an seinem Auge vorüber, die ihn einst so erfreut hatten und nun abschreckten. Lazarus hatte vor seiner Tür gelegen, aber nicht Lazarus war es, der ihn anklagte. Wahren wir uns darum davor, hier unten Dinge zu besitzen. Da gab es einen Mann, der hatte „sein Gutes“ hier, und was bedeutete es in der Ewigkeit für ihn?
Ich weiß, das ist nicht die Frohe Botschaft. Nein, aber es ist Gottes Prinzip und heiliges Regiment, und das Evangelium sollte uns darauf vorbereiten, es zu verstehen und darauf einzugehen. Ist uns aufgefallen, dass die schönste und ergreifendste Geschichte der Frohbotschaft von der Gnade, die Geschichte vom verlorenen und wieder aufgenommenen Sohn, gerade die ist, welche der Erzählung vom ungerechten Verwalter vorausgeht? Die Pharisäer, die im 15. Kapitel im Bild des älteren Sohnes dargestellt sind, werden hier in der Person des reichen Mannes getadelt. Wird nicht der Verlorene, den die Vaterarme wieder aufgenommen haben, gerade der sein, der versteht, dass er alles, was sein ist, der Liebe des Vaters verdankt? Lautet nicht das Evangelium: „Ihr seid teuer erkauft“? Aber dann seid ihr gekauft: Ihr seid nicht euer eigen.
Man kann es auch anders sagen. Wir erinnern uns, als Gott sein Volk aus Ägypten führen wollte, versuchte der Pharao, Kompromisse auszuhandeln – natürlich wollte er durch diese Kompromisse die Leute als seine Sklaven behalten. Er macht Mose drei unabhängige Angebote, von denen jedes die Erlösung verhindert hätte, wie Gott sie sich vorstellte, Erlösung in allem. Das erste war: „Opfert in dem Lande.“ – „Und der Pharao rief Mose und Aaron und sprach: Gehet hin und opfert eurem Gott in dem Lande.“ Und noch immer fragt die Welt, warum müsst ihr dazu ausziehen? Ihr habt das Recht auf eure Anschauungen, aber warum so extrem? Warum drei Tagereisen weit in die Wüste? Warum sich von dem trennen, in dem ihr groß geworden seid, und von Leuten, die so gut sind wie ihr? Ach, sie wissen nicht, was mit diesen drei Tagereisen gemeint ist und dass Tod und Auferstehung Christi einen dorthin führen, wo man ebenso wenig mehr zur Welt gehört wie er! Ägypten – das luxuriöse, zivilisierte, selbstzufriedene, götzendienerische Ägypten – und die Wüste! Welch ein Gegensatz! Doch nur in der Wüste kann man Gott opfern.
Dann versucht er eine List: „Er sprach zu ihnen: Ziehet hin, dienet Jehova, eurem Gott! Welche alle sind es, die ziehen sollen?“ – „Und Moses sprach: Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest Jehovas.“ – „Und er sprach zu ihnen: Jehova sei so mit euch, wie ich euch und eure Kinder ziehen lasse! Sehet zu, denn ihr habt Böses vor! Nicht also! ziehet doch hin, ihr Männer, und dienet Jehova; denn das ist es, was ihr begehrt habt.“ Mit ihren Kindern hatte er sie natürlich in der Hand – eine vollkommene Sicherheit, dass sie nicht allzu weit weggingen. Und so ist es noch immer. Wie viele werden zurück in die Welt geführt durch die Kinder, die sie nicht mit sich aus der Welt herausnahmen.
Eine letzte Hoffnung bleibt dem Pharao: „Und der Pharao rief Mose und sprach: Ziehet hin, dienet Jehova; nur euer Kleinvieh und eure Rinder sollen zurückbleiben; auch eure Kinder mögen mit euch ziehen.“ Lasst euren Besitz zurück, sagt er, und wie viele lassen ihren Besitz zurück! Sie selbst sind erlöst; aber ihr Geschäft, ihr Beruf, sind noch nicht geheiligt, die sind noch weltlich: Was haben diese Dinge auch mit dem Heil der Seele zu tun? Aber Gott sagt: Nein, führt alles aus Ägypten heraus: euch selbst, eure Familien, euren Besitz, alles soll mir gehören.
Und in der Tat, alles muss Ihm gehören, wenn wir es uns bewahren wollen, denn wir selbst können es uns nicht bewahren. Der Mann, von dem der Dämon ausfuhr, ist das Beispiel, das unser Herr selbst dafür nennt, dass einem leeren Haus nie der Bewohner fehlen wird. Das Kehren und Schmücken und Ähnliches hält den Teufel nicht fern, sondern lässt ihn nur noch mehr sich um die Bleibe bemühen. Nichts kann davor bewahren, als wenn ganz positiv ein anderer Wohnung nimmt, der die Behausung nicht mehr aufgeben will und wird. So müssen wir Christus in alles einbeziehen; sonst merken wir, dass wir dort, wo er nicht ist, Raum geschaffen haben für einen anderen: für Christi Gegner. Das Gleichnis lässt sich vielfältig anwenden und auf vielen Ebenen sowohl auf jene, die Volk Christi sind, als auch auf jene, die es nicht sind. Unsere Stunden des Müßiggangs sind kein Müßiggang. Unsere unnützen Beschäftigungen sind nützlich – wenn nicht für Christus, dann gegen Ihn. Unsere sogenannten Erholungen mögen das Verzetteln von Energie sein und Samen der Ablenkung. Wir leben in einer Welt, in der wir auf allen Seiten sehr unterschwelligen Einflüsterungen ausgesetzt sind, wo Zersetzung und Verderbnis natürlich sind und wo alles, was nicht durchdrungen ist von göttlichem Leben, nur zu schnell dem Verfall und dem Tod zum Opfer fällt. Für eine belagerte Festung kann ein Feiertag tödlich sein. Wir können unsere Lenden hier nicht von der Umgürtung frei machen oder Helm und Schild ablegen. Es genügt nicht, am bösen Tag Widerstand zu leisten, sondern wenn wir alles getan haben, müssen wir weiter standhalten. Wenn wir also Christus an der Tür zur Bank zurücklassen, müssen wir drinnen für uns allein kämpfen, oder wir müssen dem Teufel weichen, der dort drinnen herrscht. Nein, Christus muss beständig in jeder Einzelheit unseres Wandels und auf allen Wegen unser Erlöser sein.
Wie wichtig ist es, das richtig zu machen! Es ist keine Frage nur der Einzelheiten; es ist die Frage der Aufrichtigkeit des Herzens vor ihm, die sich auf jede Einzelheit auswirkt: auf das ganze Wesen und die Gestaltung unseres Lebens. So darf man sich nicht wundern, wenn Kleinvieh zum Problem wird, wo es um die tiefere Frage nach der Erlösung selbst geht – dass man unter Erlösung nicht nur etwas versteht, was vor Zorn und Verdammnis bewahrt, sondern auch Erlösung von der Sünde ist, die jene nach sich zieht. Seid überzeugt, liebe Freunde, dass wir nur so die ganze Macht der Erlösung finden können.
Wir haben dies aus der Sicht der Verantwortung betrachtet. Sicherlich ist es auch gut, es aus der Sicht der Erlösung zu betrachten. Wenn wir nicht sauber in diesen drei Bereichen befreit sind, können wir weder glücklich noch sicher vor Gott sein. Natürlich spreche ich nicht davon, ob wir den Himmel erlangen: In dieser Hinsicht dürfen wir sicher sein. Aber was wir auch haben, was noch nicht Christus gehört, sondern noch der Welt, wird uns zurückziehen in die Welt. Kann einer an seine Geschäfte gehen und vor Christus die Tür zuschlagen, dass der es nicht merkt und er selbst es nicht merkt? Kann man zu ihm sagen: Herr, der Sonntag gehört dir, und der Montag gehört mir; oder: Herr, da ist dein Zehntel, und die anderen neun Zehntel sind meine, und dann ganz überzeugt sein, dass Ihm das alles so recht ist? Besser, alles für sich behalten, als auf diese Art zu geben; denn der Betrag, den wir geben, hindert uns zu erkennen, wo wir stehen.
In dieser großen Welt voller Leid und Bosheit hat Christus Interessen, die seinem Herzen teuer sind – wie teuer, davon hat wohl niemand von uns eine klare Vorstellung. Seelen leben in Dunkelheit, denen sein Wort Licht geben würde, sie sind gebunden, und sein Wort könnte sie befreien. Er sagt zu uns: Ich zähle auf mein Volk, das zu tun. Wie können wir dies Vertrauen rechtfertigen, das Er in uns setzt? Sollen wir sagen: Herr, ich musste vor meinen Nachbarn bestehen, ich musste für die Zukunft sorgen, ich musste so viele Dinge tun, die ich für wichtiger hielt? Oder sollen wir sagen: Herr, du bist so groß, so erhaben, so machtvoll, du kannst doch wohl nicht auf meine Hilfe in einer solchen Sache zählen! Oder: Herr, Du bist so gnädig, ich bin sicher, Du bist mit allem zufrieden, was ich Dir bringe. Ich halte Dich nicht für einen so harten Meister, dass Du von mir viel erwartest. Ach, was sollen wir sagen? Sollen wir nicht eher mit zerbrochenem Herzen eingestehen, wie wenig wir Ihn geachtet haben? Die „Lehre des Bileam“ gedeiht auf der Herzlosigkeit des Volkes Gottes.
Wenn wir jenen, die als spöttisch über die Verfechter der „billigen Religion“ reden, einen Anlass geben oder gegeben haben, unterstützen wir sie damit auf die wirksamste Weise. Ihr Lieben, ich habe mein Herz offenbart, und muss euch bitten, haltet zu mir. Wer kann sich umsehen im Herzen für Christus, auf all die Abscheulichkeiten, die in seinem Namen verübt werden, der sich nicht fragen müsste: Ist nicht all dies Böse aus dem Versagen seines eigenen Volkes entstanden, durch jene, die Ihn von Herzen liebten? Und weiter: Wie weit unterstützen wir vielleicht jetzt unbewusst gerade die Bosheiten, die wir ablehnen? Beten wir nicht darum, Er möge unser Herz prüfen, und schrecken wir nicht doch davor zurück, sie erforschen zu lassen? Wenn das Forschen nichts aufdeckt, brauchen wir es nicht zu fürchten. Wenn dabei unvermutetes Böse zutage kommt, ist es gut, zu erkennen, dass der wahrhaftige Richterspruch über das Böse immer noch der richtigste Segen für die Seelen ist. Es wird uns zweifellos etwas kosten, auf dem Weg zu wandeln, der noch immer der schmale Weg ist – ein Wettlauf, ein Kampf, der Energie und Selbstverleugnung verlangt. Aber, ach, ihr Lieben, es kostet uns mehr, viel mehr, wenn Christus als ein Fremder auf uns zu kommt, weil unsere Wege und sein Weg nicht übereinstimmen.
Doch die Tür ist offen, ihr Lieben, für die Umkehr. Er hat sie niemals zugeschlagen. Woran es nun so sehr fehlt, ist die Unversehrtheit von ganzem Herzen. Nur wenige gibt es, in deren Herzen keine kleine Ecke geblieben ist, die sie nicht von Ihm ausforschen lassen möchten. Die Ecke muss ausgeforscht werden, denn Er muss ganz auf seine Weise der Erlöser sein; und wenn wir das nicht wollen, können wir noch nicht viel von der Fülle und Wirklichkeit seiner Erlösung verstanden haben. Er rettet nicht nur vom Gotteszorn – Er erlöst auch von der Sünde. In der Unterwerfung unter sein Joch finden wir Ruhe.
Das gebe uns Gott jetzt um seines Namens willen.
Originaltitel: „Lecture 3. Establishment and a Money Basis“
aus The Prophetic History of the Church or, „Some evils which afflict Christendom and their remedy, as depicted by the Lord’s own words to the seven churches“