Der Prediger (5)
Kapitel 3,16–4,6: Über Ungerechtigkeit, Gottes Endgericht, Tod und Arbeit

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, Online începând de la: 20.03.2007, Actualizat: 14.12.2018

 

2   Meine ersten Untersuchungen
(Prediger 2,1–8,8)

   


Prediger 3,16–4,6

2.4   Vierte Untersuchung
(Prediger 3,16–4,6)

 

Negativ:
Es nützt nichts, sich abzumühen, denn der Genuss der eigenen Mühe wird durch das viele Unrecht auf Erden beeinträchtigt

Positiv:
a) Das Endgericht Gottes über die Gerechten und die Ungerechten
b) Der Lebensodem des Menschen kehrt bei seinem Tod wieder zu Gott zurück
c) Genieße die täglichen Vergnügungen und die Ruhe nach der Arbeit, wenn Gott sie gibt
d) Der (zeitliche) Segen fleißiger Arbeit

3,16 Und ferner habe ich unter der Sonne gesehen: An der Stätte des Rechts, da war die Gesetzlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war die Gesetzlosigkeit.

Ich habe ein neues Argument entdeckt für meine Behauptung, dass die Mühe keinen bleibenden Wert hat: dass nämlich das, was die Mühen der Menschen einzubringen scheinen, durch das viele Unrecht, das es in dieser Welt gibt, wieder zunichtegemacht wird. Schauen wir uns die Gerichtshöfe überall auf der Erde an, ob es nun die königlichen Paläste oder die städtischen Gerichte sind. An diesen Orten regiert nicht das Recht, sondern das Unrecht. Schauen wir uns nur jeden Ort an, an dem wir die Handhabe des Rechts erwarten würden; im Allgemeinen gesprochen, herrscht dort Unrecht.

3,17 Ich sprach in meinem Herzen: Gott wird den Gerechten und den Gottlosen richten; denn er hat eine Zeit gesetzt für jedes Vornehmen und für jedes Werk.

Ach, natürlich weiß ich wohl, dass Gott letztendlich Recht ausüben wird sowohl über den Gerechten als auch über den Übeltäter. Ich habe doch gesagt, dass Er für alle Dinge die rechte Zeit bestimmt hat? Dann wird Er auch zu seiner Zeit den Gerechten belohnen und den Gottlosen strafen, ob das nun in diesem Leben ist oder erst im Endgericht. Aber solange Gottes Zeit noch nicht angebrochen ist, geht das Unrecht an den Gerichtshöfen unvermindert weiter.

3,18 Ich sprach in meinem Herzen: Wegen der Menschenkinder geschieht es, damit Gott sie prüfe, und damit sie sehen, dass sie an und für sich Tiere sind.

Wenn ich mir einmal erlauben darf abzuschweifen: Ich sagte zu mir selbst, dass ich wohl verstehe, welche Absicht Gott mit dem Aufschub des Urteils verfolgt. Er will die Menschen damit auf die Probe stellen, um zu sehen, ob sie die Tatsache, dass das Unrecht nicht unmittelbar bestraft wird, nicht missbrauchen. Werden die Menschen noch bereit sein, Recht zu üben, einfach weil es Recht ist, und nicht, weil es unmittelbar belohnt wird? Werden die Menschen wohl begreifen, wie nichtig sie sind, wie abhängig von Gott, auch wenn Er ihre Taten nicht unmittelbar beurteilt? Sehen sie wohl ein, dass sie so gering sind, dass sie in gewisser Hinsicht selbst den Tieren gleichen? Gott greift mit seinem Urteil (noch) nicht ein, und deshalb meint der Mensch, sich alles erlauben zu können. Aber er begreift nicht, dass Gott ihm das Leben lässt, solange es Ihm wohlgefällt, und dass Er den Menschen letztendlich genauso sterben lässt wie die Tiere (jedenfalls äußerlich betrachtet).

3,19 Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: Wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier, denn alles ist Eitelkeit.

Dasselbe Los trifft sowohl Menschen als auch Tiere: Genauso wie die Tiere schließlich sterben, so stirbt auch der Mensch zum Schluss. Sie haben beide denselben Lebensodem in sich, den Gott ihnen einmal zu seiner Zeit nehmen wird. Das Leben von Mensch und Tier ist nichts als ein flüchtiger Atemzug.

3,20 Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück.

Beide gehen an denselben Ort, nämlich zum Erdboden. Beide sind aus dem Staub des Erdbodens gemacht und beide kehren zu Staub zurück.

3,21 Wer weiß vom Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts fährt, und von dem Odem der Tiere, ob er abwärts zur Erde hinabfährt?

Ich weiß natürlich durchaus, dass es neben dieser Übereinstimmung zwischen Mensch und Tier auch einen gewaltigen Unterschied gibt. Ja, wenn Mensch und Tier sterben, kehren ihre Körper zum Erdboden zurück, aber es besteht ein großer Unterschied darin, was mit ihrem Lebensodem geschieht. Dasselbe Los trifft sowohl Mensch als auch Tier: So wie die Tiere letztendlich sterben, so stirbt auch der Mensch letztendlich. Beide haben sie denselben Lebensodem in sich, den Gott ihnen einmal zu seiner Zeit nehmen wird. Das Leben von Mensch und Tier ist nur ein flüchtiger Atemzug. Beide gehen an den gleichen Ort, nämlich zum Erdboden. Beide werden aus dem Staub des Erdbodens gemacht und beide kehren zum Staub zurück. Der Lebensodem des sterbenden Menschen steigt nach oben, zu Gott, und der Lebensodem des sterbenden Tieres steigt herab nach unten und verschwindet für immer. Diesen Unterschied will ich nicht bestreiten. Nur: Wer bemerkt diesen Unterschied beim Tod von Mensch und Tier? Der Gläubige weiß davon, weil Gott ihm den Unterschied offenbart hat; aber bemerken tut er ihn nicht. Was ihm beim Tod auffällt, ist, dass Mensch und Tier in ihren letzten Augenblicken in ihrer Ohnmacht gegenüber dem Tod genau gleich sind, in ihrer vollkommenen Abhängigkeit von Gott, der zu seiner Zeit dem Menschen den Atem nimmt. Darum geht es mir. Er will den Menschen mit der Nase auf diese Tatsache stoßen, um ihn vor Gott klein zu machen. Hoffentlich wird der Mensch dann auch mit Gott rechnen und nicht für das Vaterland leben, damit Gott doch nicht mit seinem Urteil einschreiten muss.

3,22 Und so habe ich gesehen, dass nichts besser ist, als dass der Mensch sich freut an seinen Werken; denn das ist sein Teil. Denn wer wird ihn dahin bringen, dass er Einsicht gewinnt in das, was nach ihm werden wird?

Damit bin ich dann wieder bei meinem Thema. Was kann der Mensch in seinem kurzen Leben – denn wir müssen alle genauso wie die Tiere sterben – am besten tun in einer Welt, in der das Unrecht eine Blüte erlebt, ohne dass Gott einschreitet? Nach meiner Erfahrung ist es in allem Elend das Beste, wenn der Mensch versucht, in seiner Arbeit jeden Tag ein bisschen Freude zu finden – falls die Freude wenigstens von Gottes Seite aus sein Teil ist, denn das hat der Mensch nicht in seiner eigenen Hand. Welchen Sinn hat es denn, sich hinzusetzen und auf die Freuden zu warten, die man vielleicht in der Zukunft bekommen wird, oder auf das Recht zu warten, dass Gott einem selbst oder anderen in der Zukunft verschaffen wird? Man warte besser nicht darauf. Wenn es geht, dann lasse man sich durch das ganze Elend nicht zu sehr entmutigen, sondern versuche, etwas aus seinem Leben zu machen.

4,1 Und ich wandte mich und sah alle Bedrückungen, die unter der Sonne geschehen: Und siehe, da waren Tränen der Bedrückten, und sie hatten keinen Tröster; und von der Hand ihrer Bedrücker ging Gewalttat aus, und sie hatten keinen Tröster.

Jammer und Elend gibt es in der Tat genug. Ich sah, dass es nicht nur viel Unrecht in der Welt gab, sondern dass es auch unsagbar viel Leid gibt bei denjenigen, die durch dieses Unrecht betroffen sind. Dies hat tiefen Eindruck auf mich gemacht. Ich sah die Tränen bei den Bedrückten und bemerkte, dass es niemanden gab, der die Tränen wegwischte. Es gab niemanden, ihr Leid zu erleichtern, denn die Unterdrücker haben in dieser Welt nun einmal das Heft in der Hand. Wie furchtbar, dass niemand diese armen Menschen tröstet!

4,2 Und ich pries die Toten, die längst gestorben sind, mehr als die Lebenden, die jetzt noch leben; 4,3 und glücklicher als beide pries ich den, der noch nicht gewesen ist, der das böse Tun nicht gesehen hat, das unter der Sonne geschieht.

Als mich das so tief getroffen hatte, dachte ich bei mir, dass man dann doch besser tot sein könnte, denn die Toten sind besser dran als die Lebenden, die sich noch inmitten in der Bedrückung befinden. Ja, dann wäre es sogar besser, niemals geboren worden zu sein. Denn die Toten haben nun wohl Ruhe, aber sie haben ein Leben voller Unrecht hinter sich. Diejenigen jedoch, die noch nicht geboren sind, wissen von all dem Elend nichts.

4,4 Und ich sah alle Mühe und alle Geschicklichkeit bei der Arbeit, dass es Eifersucht des einen gegen den anderen ist. Auch das ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.

Auf einen bestimmten Punkt in all dem Unrecht auf dieser Welt möchte ich gerne noch besonders hinweisen, und das ist der Neid, wodurch Menschen einander so viel Elend zufügen. Menschen mühen sich in diesem Leben ab und zeigen dabei oft großartige Fähigkeiten. Doch wenn man näher hinschaut und auf ihre Motive achtet, dann ist es oft nichts anderes als Neid. Die Menschen quälen sich oft nur deswegen so ab, um damit andere an Macht, Ansehen und Besitz zu übertrumpfen. So geht es im Sport, in der Politik, im Geschäftsleben und sogar in der Kirche. Es ist ein einziger Konkurrenzkampf, so sinnlos, so vergeblich. Was hat man davon; man läuft nur dem Wind hinterher. Damit will ich wirklich nicht sagen, dass Arbeiten keinen Sinn hat; dass der Mensch jedoch nicht mit verschränkten Armen einfach sitzen bleiben soll.

4,5 Der Tor faltet seine Hände und verzehrt sein eigenes Fleisch.

Trotzdem ist Faulheit nicht so wie Torheit. Wer faul ist, „isst sich selber auf“, richtet sich selbst zugrunde. Nein, wir müssen einfach das richtige Gleichgewicht im Leben suchen. Einerseits dürfen wir nicht faul sein, sondern sollen fleißig unser Brot verdienen. Andererseits sollen wir uns aber auch nicht durch den Neid zu viel aufstacheln, denn dann richten wir uns genauso gut zugrunde. Wenn man faul ist, verdient man kein Brot und wird sterben. Aber wenn man „sich selbst überholt“, bekommt man einen Herzinfarkt und wird daran ebenso gut sterben. Was hat man denn von dem immerzu überquellenden Terminkalender? Zur rechten Zeit braucht man normalerweise ein bisschen Ruhe, ein wenig Entspannung. Davon hat man mehr, als sich ohne Ende abzurackern.

4,6 Besser eine Handvoll Ruhe, als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind.

Eine Handvoll Ruhe ist besser als zwei Fäuste voll Mühe, denn wenn man meint, die Faust voll zu haben, dann sieht es so aus, als ob man es genauso wenig festhalten kann wie den Wind.

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Übersetzt aus Bode des Heils in Christus


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