Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher (2)
Kapitel 2

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 05.07.2023, aktualisiert: 21.04.2024

EWIGER TROST

Der Aufstieg des Antichristen (V. 1-12)

Bei der Betrachtung der besonderen Wahrheit, die Gegenstand dieses Abschnitts ist, müssen wir uns daran erinnern, dass das herausragende Thema des ersten Briefes an die Thessalonicher das Kommen des Herrn Jesus Christus ist, um die Seinen zu sich zu rufen, bevor die furchtbare Zeit des Gerichts beginnt, die im Alten Testament als Tag des HERRN, als Zeit der Bedrängnis oder als die Zeit der Drangsal Jakobs bezeichnet wird. Unser Herr Jesus sprach von dieser Zeit als „die große Drangsal“.

Die Gläubigen in Thessalonich freuten sich auf die Erscheinung des Herrn. Sie warteten darauf, dass Er auf die Erde zurückkehren würde, um Gericht über die Bösen zu halten und sein Reich an diesem Ort aufzurichten, wo Er verworfen und gekreuzigt worden war. Es war dieser Aspekt seines Kommens, der den tiefsten Eindruck auf ihre Herzen gemacht hatte, obwohl Paulus erklärt hatte, dass der Herr zuerst für die Gläubigen „in die Luft“ kommen wird.

Manchmal haben Gläubige ein sehr schlechtes Gedächtnis. Die Thessalonicher schienen diese Wahrheit, die Paulus in seinem ersten Brief deutlich zu machen versucht hatte, vergessen zu haben. Als sie bittere Verfolgung und Schwierigkeiten erlebten, begannen sie sich also zu fragen, ob der Tag des Herrn schon angebrochen wäre; sie dachten, sie befänden sich bereits inmitten der großen Drangsal. Sie verloren die Wahrheit, die über die Entrückung der Gemeinde offenbart worden war, völlig aus den Augen.

Offenbar hatte ihnen jemand vorgegaukelt, dass sie die Zeit des Zorns des HERRN erleben würden. Vermutlich hatte er behauptet, er hätte eine besondere Offenbarung von Gott erhalten, und viele Geschwister waren getäuscht worden. Es scheint auch, dass jemand einen Brief im Namen des Apostels Paulus gefälscht hatte, in dem er mit Bestimmtheit verkündete, dass der Tag des Herrn wirklich begonnen hätte und die Gemeinde durch die große Drangsal ginge.

Um diesen Irrglauben zu korrigieren, schrieb der Apostel seinen zweiten Brief an die Thessalonicher. Im ersten Kapitel seines zweiten Briefes erklärt er die Wahrheit über das Gericht des Herrn, das stattfinden wird „bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen“ (2Thes 1,7.8). Vor dieser Zeit der Rache werden die Gläubigen dieses Gemeindezeitalters in Wolken entrückt worden sein, „dem Herrn entgegen in die Luft“ (1Thes 4,17). Aber sie werden mit Ihm in großer Herrlichkeit erscheinen, wenn Er herabkommt, wie in 2. Thessalonicher 1 geschildert.

Verse 1.2

2Thes 2,1.2: 1 Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin, 2 dass ihr euch nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort, noch durch Brief, als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.

In 2. Thessalonicher 2,1-12 betont der Apostel, dass der Tag des Herrn nicht beginnen kann, solange die Gemeinde noch auf der Erde ist. Er will seine Leser daran erinnern, dass die Hoffnung der Gläubigen darin besteht, dass sie zum Herrn versammelt werden, bevor das Gericht über die Erde hereinbricht. Sie sollten nicht auf die Lehre hören, dass sie in die Zeit der großen Drangsal eintreten – auch wenn jemand behauptet, eine solche Lehre im Wort entdeckt zu haben oder durch den Geist zu sprechen oder einen Brief von Paulus erhalten zu haben, der diese Lehre [scheinbar] bestätigt.

In Vers 2 warnt Paulus seine Leser davor, zu glauben, dass „der Tag Christi da wäre“. Hier ist „der Tag Christi“[1] eine fehlerhafte Übersetzung. Die beste handschriftliche Quelle gibt den originalen Text als „Tag des Herrn“ wieder. Die beiden Ausdrücke beziehen sich auf zwei sehr unterschiedliche Ereignisse. Der Tag Christi ist der Zeitpunkt, wenn die Gläubigen unmittelbar nach der Entrückung ihre Belohnung am Richterstuhl Christi erhalten. Der Tag des Herrn ist, wie wir gesehen haben, der Zeitraum, wenn die Gerichte des HERRN ausgegossen werden, die ihren Höhepunkt finden in der buchstäblichen Rückkehr des Herrn Jesus in diese Welt, wo Er das Reich Gottes aufrichten wird.

Der „Tag Christi“ steht immer unmittelbar bevor. Es gibt keine Zeichen, auf die man warten müsste; der Sohn kann jederzeit vom Himmel zurückkehren. Vers 2 bezieht sich jedoch nicht auf dieses kostbare und herrliche Ereignis, sondern auf die nächste Etappe der Wiederkunft Christi und die ihr unmittelbar vorausgehenden Gerichte.

Fast immer, wenn die Gemeinde aufgerufen ist, durch eine Zeit großen Leids zu gehen, kommen manche vorschnell zu dem Schluss, dass dies der Beginn „der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen“ (Off 3,10), sein müsste. Unsere eigene Generation hat zwei Weltkriege erlebt. In jedem dieser schrecklichen Konflikte hat ein großer Teil der bekennenden Gemeinde Christi großes Leid ertragen müssen, und viele Lehrer begannen zu behaupten, dass wir in die große Drangsal eintreten würden.

Einige lehren, dass die Gemeinde die gesamte Drangsalzeit durchmachen müsste, die nach dem Buch Daniel in der letzten und unerfüllten siebzigsten Woche der großen Prophezeiung aus Daniel 9 stattfinden wird. Diese siebenwöchige Periode ist eine Zeit der Drangsal, aber sie wird in der Schrift in zwei Teile geteilt: Die ersten dreieinhalb Jahre sind eine Zeit des vorbereitenden und größtenteils vorläufigen Gerichts; die letzten dreieinhalb Jahre umfassen die eigentliche große Drangsal, wenn der Zorn des Lammes und der Zorn Gottes über die Welt ausgegossen und Satan aus den Himmeln gestürzt werden wird.

Einige, die erkennen, dass die Gemeinde vor dem Zorn gerettet werden wird, und deshalb nicht mit der Vorstellung einverstanden sind, dass die Gemeinde die gesamte siebenwöchige Zeit des Gerichts durchmachen wird, lehren, dass die Gemeinde zumindest die erste Hälfte der Woche durchmachen wird. Wenn diese Lehre wahr wäre, dann wären zwei Scharen von Heiligen gleichzeitig auf der Erde: die himmlische Schar (die Gemeinde, die der Leib Christi ist) und die irdische Schar (der Überrest Israels, der zu Beginn der Drangsal aus der abgefallenen Nation gesammelt werden soll).

Die Schlussfolgerung, dass beide Gesellschaften zur gleichen Zeit auf der Erde sein werden, ist undenkbar, wenn man die Schriftstellen zu den einzelnen Gesellschaften betrachtet. Gott kennt sowohl himmlische als auch irdische Auserwählte. In der großen prophetischen Rede unseres Herrn, die in Matthäus 24 aufgezeichnet ist, sind die Auserwählten, die aus allen Völkern versammelt werden, wenn Er herabkommt, um sein Reich aufzurichten, Israel und die Heiden, die aus der großen Drangsal kommen werden: „Sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem Blut des Lammes“ (Off 7,14). Die Auserwählten in den Briefen sind eine himmlische Schar, die „Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“ (Heb 12,23).

Als Christen sollten wir erkennen, dass unsere Hoffnung tatsächlich himmlisch ist. Wir sollten uns nicht von den Ereignissen und Zuständen auf der Erde vereinnahmen lassen, sondern sollten darauf warten, dass uns der Herr dem kommenden Zorn entreißt. Der Tag des Herrn kann erst dann beginnen, wenn dies geschehen ist.

Vers 3

Paulus schreibt:

2Thes 2,3: Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, …

Der „Mensch der Sünde“ ist zweifellos derselbe wie der personifizierte Antichrist, von dem der Apostel Johannes in seinen Briefen spricht, und der König, der in der großen Prophezeiung Daniels „nach seinem Gutdünken handeln“ wird (Dan 11,36). Der Tag des Herrn kann erst kommen, wenn der „Mensch der Sünde“ offenbart worden ist, und er wird nicht vor der Entrückung offenbart werden. Daher werden wir nie angewiesen, auf das Auftauchen dieser finsteren Gestalt zu warten, die in den Prophezeiungen über die Endzeit einen so großen Platz einnimmt.

Nach der Entrückung der Gemeinde wird der Abfall der Christenheit und des Judentums vollkommen sein. Unter den vielen Menschen, die auf der Erde zurückbleiben, werden viele sein, die sich zwar nicht bekehrt, aber zum Glauben bekannt haben; diese werden sich lossagen von jedem Anspruch an Glauben zu Christus und zu Gott. Dieser totale „Abfall“ vom Glauben wird die Vorbereitung für den Empfang des Antichristen sein. Wenn die Juden in ihrem Unglauben in ihr eigenes Land zurückgeführt werden, werden sich diese Worte des Herrn Jesus erfüllen: „Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen“ (Joh 5,43). Derjenige, der „in seinem eigenen Namen kommt“, ist „der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“.

Vers 4

2Thes 2,4: … der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei.

Der „Mensch der Sünde“ wird sich selbst als die Inkarnation Gottes ausgeben und sich „über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist“, erheben. Dieser Antichrist wird in dem Tempel sitzen, den die zurückkehrenden Juden im Land Palästina bauen werden, und ihm wird die Anbetung zuteilwerden, die allein Gott gehört. Wie Daniel prophezeite:

  • Dan 11,36.37: Der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und sich groß machen über jeden Gott, und gegen den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden; und er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. Und auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die Sehnsucht der Frauen noch auf irgendeinen Gott wird er achten, sondern er wird sich über alles erheben.

Wir wissen, dass dieser geheimnisvolle König ein Jude sein wird, weil es heißt: „Den Gott seiner Väter wird er nicht achten.“ In der Heiligen Schrift bezieht sich „der Gott seiner Väter“ immer auf den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs. Die „Sehnsucht der Frauen“ bezieht sich zweifellos auf den Messias, denn jede jüdische Frau hoffte, die Mutter des Erlösers Israels zu werden. Der „Mensch der Sünde“ wird also der Sohn jüdischer Eltern sein, und er wird sich Israel als Gott in Menschengestalt präsentieren als der Messias, auf den sie gewartet haben.

Vers 5

Es ist offensichtlich, dass Paulus seine Leser über den Antichristen belehrte, als er in Thessalonich war, denn er schreibt:

2Thes 2,5: Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war?

Natürlich konnte er in der kurzen Zeit, die er in der Stadt war, nicht alles verständlich darlegen, und selbst wenn er es getan hätte, hätten die Gläubigen vieles vergessen. Als dann Umstände eintraten, die die Thessalonicher mit Furcht und Schrecken erfüllten, konzentrierten sie sich so sehr auf diese Umstände, dass sie die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi zur Entrückung aus den Augen verloren, bevor das Gericht beginnt.

Verse 6.7

In den Versen 6 und 7 erklärt der Apostel etwas, was jeder Gläubige verstehen sollte und was viele Bibelleser und Lehrer der Prophetie missverstanden haben:

2Thes 2,6.7: 6 Und jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er [der Antichrist] zu seiner Zeit offenbart wird. 7 Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der da, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist, …

[…] Was der Apostel in diesen Versen wirklich sagen will, ist Folgendes: „Ihr wisst, was ihn zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbart wird. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Werk; nur einer ist es, der jetzt noch zurückhält, bis er aus dem Weg geräumt ist.“

Man beachte, dass Paulus andeutet, dass seine Leser wissen sollten, was „zurückhält“. Einige vermuten, dass der Apostel damit das Römische Reich meint, dessen Untergang er den Thessalonichern unter vier Augen angekündigt hatte, und zwar vor der Wiederkunft Christi. Man hat gesagt, er habe sich deshalb kryptisch ausgedrückt, weil er sowohl sich selbst als auch andere Christen in Gefahr gebracht und sie dem Argwohn der herrschenden Mächte ausgesetzt hätte, wenn er verständlicher gesprochen hätte.

Andere sind der Meinung, dass Paulus sich auf eine geordnete Regierung bezieht. Mit anderen Worten: Auf der ganzen Welt müsste ein Zustand der Anarchie herrschen, bevor der Antichrist offenbart wird und der Herr vom Himmel zurückkehrt.

Aber all diese Spekulationen scheinen überflüssig angesichts der Tatsache, dass Paulus nicht nur für die Thessalonicher oder andere damals lebende Gläubige schrieb, sondern auch für künftige Generationen von Christen; seine Worte würden bis zum Ende der Haushaltung gelesen werden. Er spricht zu uns allen, wenn er sagt: „Und jetzt wisst ihr, was zurückhält.“

Mein Leser, wenn du ein Christ bist, solltest du wissen, was die volle Entfaltung des Bösen hemmt. Weißt du das? Ich habe christlichen Zuhörern diese Frage schon oft gestellt, und sie haben immer richtig geantwortet. Ja, es ist der Heilige Geist, der zurückhält. In Jesaja 59,19 heißt es: „Wenn der Feind kommt wie eine Flut, so wird der Geist des Herrn eine Fahne gegen ihn erheben“ (KJV). Dieser Vers wurde auch übersetzt mit: „Der Geist des Herrn wird ihn zurückhalten.“

Der Heilige Geist ist in der Welt, wo Er in und durch die Gemeinde Gottes wirkt. Er wohnt in jedem einzelnen Gläubigen und in der Gemeinde insgesamt; daher wird der Antichrist nicht offenbart werden, solange die Gemeinde in der Welt ist.

Natürlich sagt uns 1. Johannes 2,18: „So sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“ Jeder, der den Vater und den Sohn leugnet, ist ein Antichrist. Aber wir sprechen hier von dem „Menschen der Sünde“, dem „Sohn des Verderbens“, von dem, der „in seinem eigenen Namen kommt“, von dem Erzbetrüger, der am Ende des Zeitalters erscheinen wird. Dieser Antichrist wird nicht offenbart werden, solange der Geist Gottes in der Welt ist.

Der Heilige Geist ist gekommen, um für immer bei der Gemeinde zu bleiben; solange die Gemeinde hier ist, wird Er hier sein. Aber wenn die Gemeinde entrückt wird, um bei dem Herrn zu sein, wird der Geist Gottes nicht mehr in dem Sinne in der Welt sein, wie Er während des christlichen Zeitalters hier war.

Vers 8

Wir singen manchmal: „Der Heilige Geist führt heim | zum Lamme seine Braut.“[2] Wie der Knecht Abrahams, so ist der Geist Gottes in dieses ferne Land gekommen, um eine Braut für den Sohn zu finden. Es ist der Heilige Geist, der in den Herzen von Männern und Frauen wirkt und sie zu Christus führt. Wenn sein Werk vollendet ist, wird Er mit der Gemeinde hinaufgehen:

2Thes 2,8: … und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft, …

Dieser Gesetzlose, der sich als der menschgewordene Gott ausgibt, wird das besondere Objekt des göttlichen Gerichts sein; er wird vom Herrn selbst vernichtet werden, wenn Er in Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Aus Offenbarung 19,20 erfahren wir, dass er lebendig in den Feuersee geworfen werden wird.

Verse 9.10

2Thes 2,9.10: … 9 ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge 10 und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen, darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden.

Während seiner kurzen Zeit der Macht auf Erden wird der Antichrist die Völker mit allerlei falschen Zeichen und „Wundern der Lüge“ verführen. Jesus sagte, dass, wenn es möglich wäre, die Auserwählten vom Antichristen verführt werden würden (Mt 24,24). Aber Gott sei Dank ist das nicht möglich, „weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen“ (Joh 10,5); sie werden die Stimme des guten Hirten hören. Die Propaganda des Antichristen wird diejenigen mitreißen, die „die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden“.

Verse 11.12

2Thes 2,11.12: 11 Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, 12 damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.

Anstelle von „eine Lüge“, wie es in der King-James-Version (KJV) übersetzt ist, könnten wir auch „die Lüge“ lesen: die Lüge, dass „der Mensch der Sünde“ der Christus Gottes wäre.

Wenn du Christus noch nicht angenommen hast, sind die folgenden Worte für dich bestimmt. Zweifellos sind viele von euch, die nicht gerettet sind, Kinder christlicher Eltern. Ihr habt den Namen Christi schon euer ganzes Leben lang gehört, aber ihr habt Ihn noch nie endgültig angenommen. Wenn Jesus heute käme, würdet ihr zu denjenigen gehören, die den Antichristen empfangen werden. Du wirst wahrscheinlich sagen: „Unmöglich! Dafür bin ich zu gut erzogen worden; ich habe das Evangelium zu oft gehört. Ich habe die großen Umrisse der Prophezeiung gelernt, und ich weiß etwas über das göttliche Vorhaben. Ich würde mich nicht auf diese Weise täuschen lassen. Ich würde mich sofort dem Herrn zuwenden, nachdem Er seine Gemeinde aus der Welt genommen hat, und so wäre ich bereit, Ihn bei seiner herrlichen Erscheinung zu empfangen.“ Aber nach dem Wort Gottes wird das nicht geschehen. Wenn du Christus jetzt ablehnst, wirst du am kommenden Tag der Drangsal kein Verlangen haben, Ihn anzunehmen. Du befindest dich in der gefährlichsten Lage, in der jemand sein kann. Das Wort des Herrn sagt: „Ein Mann, der, oft zurechtgewiesen, den Nacken verhärtet, wird plötzlich zerschmettert werden ohne Heilung“ (Spr 29,1).

Einige der traurigsten Beerdigungen, die ich zu leiten hatte, betrafen unerlöste junge Menschen, die Teil einer christlichen Familie waren. Diese jungen Männer und Frauen waren oft gedrängt worden, zu Christus zu kommen, aber sie waren leichtsinnig weitergegangen und hatten gehofft, dass am Ende alles gut werden würde. Dann wurden sie plötzlich getroffen, vielleicht durch einen Unfall, und sie gingen in die Ewigkeit hinaus, ohne ein Zeugnis zu hinterlassen.

Wenn du nicht gerettet bist, bitte ich dich, keinen weiteren Tag verstreichen zu lassen, ohne zu Christus zu kommen, damit du nicht in naher Zukunft für immer jenseits aller Hoffnung auf Gnade bist. Gott hat dir die Möglichkeit gegeben, die Wahrheit zu glauben; Er hat dir sein Wort vorgelegt. Aber wenn du dich von dieser Wahrheit abwendest und dich weigerst, dem Evangelium zu glauben, dann kann Gott selbst dich der Täuschung überlassen, so dass du der Lüge des „Menschen der Sünde“ glaubst und so auf ewig verloren bist.

Rettung durch Heiligung (V. 13-17)

Vers 13

2Thes 2,13: Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, …

Nachdem er vom Abfall der letzten Tage und dem Kommen des „Menschen der Sünde“ gesprochen hat, wenn der Zurückhalter, der Heilige Geist, nicht mehr auf der Erde wirken wird, tröstet der Apostel die Gläubigen und versichert, dass sie der besondere Gegenstand der göttlichen Fürsorge seien. Seine Worte gelten für alle Christen, denn sie alle sind „vom Herrn geliebte Brüder“, und jeder von ihnen ist von Gott von Anfang an zum Heil auserwählt worden „zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“. In Römer 8,29 lesen wir: „Welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Durch die Jahrhunderte hindurch hat Gott alle, die jemals ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setzen würden, vorherbestimmt, und Er hat sie auserwählt, Christus gleichgestaltet zu werden. Wenn du an den Herrn Jesus Christus glaubst, brauchst du dir keine Sorgen um deine Erwählung zu machen. Allein die Tatsache, dass du ein Gläubiger bist, der von Christus erlöst ist, gibt dir die Gewissheit, dass du zu den Auserwählten Gottes gehörst.

Beachte, dass Gott dich „zur Errettung in Heiligung“ auserwählt hat. Das bedeutet, dass wir durch das unmittelbare Wirken des Heiligen Geistes lebendig gemacht wurden, um unseren verlorenen Zustand und unser Bedürfnis nach einem Retter zu erkennen, und so wurden wir zum Glauben an den Herrn Jesus Christus geführt. Die Heiligung durch den Geist ist das anfängliche Werk Gottes in der Seele, und wenn wir dann an das Evangelium glauben, haben wir die Gewissheit der Errettung.

Paulus sagt den Römern, er sei ein Diener Gottes für die Nationen, „damit das Opfer der Nationen wohlangenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist“ (Röm 15,16). Ein Mann kann das Wort mit großer Freiheit und Macht predigen, aber wenn der Heilige Geist das Wort nicht auf die Herzen anwendet, den Verstand nicht erleuchtet und das Gewissen seiner Zuhörer nicht beunruhigt, wird seine Predigt nie einen einzigen Menschen bekehren.

Diejenigen von uns, die gerettet sind, können zurückblicken und sich daran erinnern, wie das Wirken des Heiligen Geistes in unserer Seele begann. Wir erinnern uns an die Zeit, als wir nur ein Teil der Welt um uns herum waren, und dann kam das Erwachen. Vielleicht konnten wir anfangs nicht verstehen, was mit uns geschah. Wir wurden unglücklich und unzufrieden; wir sehnten uns nach etwas, was wir nie zuvor gekannt hatten; wir wurden uns unserer Sündhaftigkeit und Schuld bewusst, und wir schrien in unserem Herzen nach Reinigung und Reinheit – das war die Heiligung durch den Heiligen Geist.

Eine schöne Illustration dieser Heiligung findet sich in 1. Mose 1,1.2. Im ersten Vers lesen wir: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ Diese Schöpfung, so erfahren wir aus Jesaja 45, war absolut perfekt, wie alles andere, was aus Gottes Hand kommt. In 1. Mose 1,2 lesen wir jedoch: „Die Erde war wüst und leer.“ Die meisten Hebräischgelehrten sind der Meinung, dass eine bessere Übersetzung wäre: „Die Erde wurde formlos und leer.“ Ob dieser Wandel von der Vollkommenheit zur Formlosigkeit mit dem Sündenfall der Engel zu tun hatte, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass eine gewaltige Katastrophe stattfand und die Erde ins Chaos stürzte.

„Und Finsternis war über der Tiefe.“ Die Szene war düster und trostlos, aber dann „schwebte der Geist Gottes über den Wassern“. Das Wort „schwebte“ [das in der King-James-Übersetzung mit moved („bewegte“) übersetzt wird], wird manchmal verwendet, um eine Henne zu beschreiben, die über ihrem Nest brütet; also könnten wir sagen, dass „der Geist Gottes über dem Wasser brütete“. Eine brütende Henne scheint zwar ruhig und träge zu sein, ist aber in Wirklichkeit ständig in Bewegung. Jeder Muskel zittert, und das erzeugt die Wärme, die zum Ausbrüten der Eier nötig ist. So sehen wir, wie sich der Heilige Geist über der Wasserfläche bewegte – brütete – in Vorbereitung auf die Neugestaltung der Erde, um sie für den Menschen bewohnbar zu machen.

Derselbe gesegnete Heilige Geist „brütet“ über dem gefallenen Menschen, das heißt, Er tut sein heiligendes Werk im Herzen des Sünders, und wenn dann das Licht hineinscheint, ist die Seele gerettet. „Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1Mo 1,3). Dies war der Beginn der neuen Ordnung. Psalm 119,130 sagt uns: „Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet, gibt Einsicht den Einfältigen“, aber der Mensch sieht das Licht erst, wenn er durch den Heiligen Geist aus seinem Schlaf geweckt worden ist.

In 2. Thessalonicher 2,13 heißt es, dass Gott uns „erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“. In 1. Petrus 1,2 heißt es über die Auserwählten, dass die Heiligung durch den Geist sie in den Gehorsam des Glaubens führt, der sie „zur Blutbesprengung Jesu Christi“ bringt. Wenn wir, wie Israel in der Passahnacht, im Glauben unseren Platz unter diesem besprengten Blut einnehmen, werden wir absolut sicher, denn der HERR sagt: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen" (2Mo 12,13).

Eine weitere neutestamentliche Stelle, in der die Heiligung des Geistes erwähnt wird, ist 1. Korinther 6,9-11. Dort zählt Paulus eine Reihe schlimmer Eigenschaften auf (darunter einige, die so abscheulich und unrein sind, dass ich sie fast nicht erwähnen möchte) und fügt dann hinzu: „Solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr aber seid geheiligt, aber ihr aber seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Einige Korinther hatten ein böses Leben geführt, aber sie waren durch die Anwendung des Wortes Gottes abgewaschen, durch den Heiligen Geist geheiligt und durch den Namen des Herrn Jesus gerechtfertigt worden. Das ist die Reihenfolge in der Heiligen Schrift: Das Wort Gottes wird verkündet, gehört oder gelesen. Der Geist Gottes heiligt – Er überführt den Sünder und bringt ihn an den Punkt, an dem er gerettet werden möchte und bereit ist, Christus zu empfangen. Durch den Glauben an das Evangelium wird der Sünder durch den Glauben gerechtfertigt.

Ich will denjenigen, die Seelen gewinnen wollen, einen Rat geben: Versucht nicht, Menschen dazu zu bringen, sich zu Christus zu bekennen. Versucht nicht, sie dazu zu bringen, zu sagen, dass sie gerettet sind. Versucht herauszufinden, ob es eine echte Überzeugung von der Sünde gibt. Versucht herauszufinden, ob der Geist Gottes sie erweckt hat.

Der Grund dafür, dass sehr viele Menschen in Erweckungsversammlungen ein Bekenntnis zum Christentum ablegen und bald darauf wieder in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen, ist, dass es kein wirkliches Werk Gottes in ihren Seelen gegeben hat. Sie sind nie durch den Heiligen Geist geheiligt worden; sie haben nie eine göttliche Überzeugung erfahren. Zuerst müssen die Menschen erweckt werden, damit sie erkennen, dass sie Christus brauchen; dann kann ihnen das Evangelium gegeben werden. Das ist die göttliche Ordnung. Die Heiligung durch den Geist führt zum „Glauben an die Wahrheit“.

Vers 14

Wenn Menschen an die Botschaft des Evangeliums glauben, können sie sicher sein, dass sie schließlich an der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus teilhaben werden:

2Thes 2,14: … wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.

Das ist der Zweck, zu dem Gott sein Evangelium in die Welt hinaussendet.

Wenn Menschen wirklich wiedergeboren sind, werden sie im christlichen Leben fortfahren. Wir hören viel über Abtrünnige, aber jemand hat treffend gesagt, dass viele, die als Abtrünnige bezeichnet werden, nie wirklich wiedergeboren waren. In Philipper 1,6 lesen wir: „Ich bin eben darin guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.“

Vers 15

Die Thessalonicher hatten dem Apostel zugehört und auch sein geschriebenes Wort empfangen, und in Vers 15 werden sie ermahnt, sich nicht von der verkündeten Wahrheit abbringen zu lassen:

2Thes 2,15: Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.

Bitte missverstehe nicht, was der Apostel sagt. Er hat dem Wort des Herrn keine menschlichen Traditionen hinzugefügt. Aber er lehrt die Thessalonicher mündlich bestimmte Wahrheiten und fordert sie auf, diese Lehren ebenso zu bewahren wie die, die er schriftlich dargelegt hatte.

Heute haben wir keine inspirierten Apostel mehr, die das Wort verkünden; es bleibt uns nichts anderes übrig als das geschriebene Wort. Wir brauchen keine Traditionen, denn wir haben die vollständige Heilige Schrift. In 2. Timotheus 3,16.17 heißt es: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.“

Als unser Herr auf der Erde war, sagte Er zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, dass sie durch ihre Überlieferungen „das Wort Gottes ungültig gemacht“ hätten (Mk 7,13). Auch heute gibt es Menschen, die dem Wort Gottes viele menschliche Traditionen hinzufügen und ihre Anhänger völlig verwirren. Diejenigen aber, die die Heilige Schrift ehren, brauchen keine menschlichen Traditionen.

Verse 16.17

2Thes 2,16.17: 16 Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade, 17 tröste eure Herzen und befestige euch in jedem guten Werk und Wort.

Am Ende von 2. Thessalonicher 2 schreibt Paulus von Gottes Gaben des „ewigen Trostes und guter Hoffnung“. Unser Trost wird die ganze Ewigkeit andauern. Unsere Hoffnung wird niemals enttäuscht werden. Der Apostel schreibt auch, dass die Gläubigen „in jedem guten Werk und Wort befestigt“ werden. Wir werden nicht durch gute Werke oder durch irgendeine Anstrengung oder ein Verhalten von uns selbst gerettet. Aber weil wir „in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“ (2Thes 2,13) errettet sind, sind wir dafür verantwortlich, gute Werke zu tun. So zieren wir das Evangelium von Christus.


Engl. Originaltitel: „Chapter two: Everlasting Consolation“
Quelle: https://plymouthbrethren.org

Übersetzung: Samuel Ackermann

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Der „Tag Christi“ hat die King-James-Übersetzung (KJV), „der Tag des Christus“ haben Schlachter 2000 und das NT in der Übersetzung von H. Jantzen.

[2] Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „We’re pilgrims in the wilderness“ von Mary Bowley (1813–1856): The Holy Ghost is leading | home to the Lamb, His bride.


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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