Wenn dein Bruder gegen dich sündigt …
Matthäus 18,15-35

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Leitverse: Matthäus 18,15-35

Einleitung

Am Anfang des 18. Kapitels hatten die Jünger den Herrn gefragt, wer der Größte im Reich der Himmel sei. Diese Frage veranlasste den Herrn, von dem Charakter zu sprechen, den jene haben sollten, die an seinem Reich teilhaben wollten. Als ein passendes Beispiel der Gesinnung, die Gott an ihnen suchte, stellte Er zunächst ein kleines Kind in ihre Mitte und sagte: „Darum, wer irgend sich selbst erniedrigen wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel“ (Mt 18,4). Sanftmut und Demut, Kleinheit in den eigenen Augen – das sind kostbare Eigenschaften in den Augen Gottes, mögen die Menschen von uns halten, was sie wollen.

In den Versen Matthäus 18,5.6.10-14 sagt der Herr seine Gedanken über „diese Kleinen“. Seine Worte gegen diejenigen, die diesen Kleinen einen Stein in den Weg legen, sind ernst, ja geradezu niederschmetternd. Seinen eigenen Verräter trifft kaum ein schärferes „Wehe“ als den Menschen, der einem dieser Kleinen, die an Ihn glauben, „Anstoß gibt“ (vgl. Mt 18,6 mit Mt 26,24). Das sollte uns zu denken geben! Wir sollten immer darum bemüht sein, den Schwachen und Schwächsten unter unseren Geschwistern nicht zu schaden oder sie auch nur zu entmutigen!

Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt

Nachdem Jesus seine Jünger davor gewarnt hatte, gegen andere zu sündigen, lehrte Er sie jetzt ab Vers 15, wie sie sich verhalten sollten, wenn ein Bruder gegen sie sündigte.

Ein treuer Jünger Jesu wird in Liebe auf das Wohlergehen des anderen Rücksicht nehmen. Diese Charaktereigenschaft ist das genaue Gegenteil der Gesinnung Kains, der fragte: „Bin ich meines Bruders Hüter?“ (1Mo 4,9). Was uns selbst angeht, so sollen wir keine Rücksicht auf unsere Hand, unseren Fuß oder unser Auge nehmen, wenn sie uns Anstoß geben, das heißt, wenn sie eine Ursache zum Sündigen für uns werden (Mt 18,8.9). Wir sollen sie mit unnachgiebiger Strenge behandeln: „Hau ihn ab! Reiß es aus!“ Es ist, als ob der Herr uns sagen wollte: Ihr könnt nicht zu streng gegen euch selbst sein, wenn ihr Unrecht getan habt, und ihr könnt nicht zu vorsichtig und zu rücksichtsvoll sein, wenn es sich um andere handelt. – Von unserer Natur her würden wir genau andersherum handeln: Für unsere eigenen Fehltritte haben wir genug Entschuldigungen parat, während wir schnell in vermeintlich gerechte Entrüstung geraten, wenn wir andere sündigen sehen.

Beachten wir, dass das erste störende Element, das die Schrift in Verbindung mit dem Zusammenkommen im Namen Jesu erwähnt, persönliches Fehlen zwischen Bruder und Bruder ist. Einfach und deutlich wird uns aber auch sofort gesagt, wie wir uns unter solchen Umständen verhalten sollen:

Mt 18,15a: Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein.

Überführe ihn: nicht gleichgültig sein

Beachten wir zunächst, dass die Verfehlung nicht einfach übergangen oder mit Gleichgültigkeit hingenommen werden soll. „Überführe ihn!“ heißt es an unserer Stelle, und im Lukasevangelium lesen wir sogar: „Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm“ (Lk 17,3). Unserer Natur nach würden wir unseren Bruder eher meiden und ihm über seine Verfehlung nichts sagen. Oder aber wir ziehen es vor, das Unrecht langmütig zu ertragen. Auf den ersten Blick scheint es ein Akt der Gnade zu sein, Unrecht langmütig zu ertragen – aber ein sehr wichtiger Punkt bleibt dabei unberücksichtigt: nämlich der geistliche Zustand meines Bruders, der gesündigt hat. Manches Mal, wenn jemand einen anderen persönlich beleidigt oder sich rücksichtslos ihm gegenüber verhalten hat, ist es durchaus weise, sich nach Sprüche 19,11 zu verhalten: „Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, Vergehung zu übersehen.“ Wer wirklich vor dem Herrn steht und das Wohl des Bruders im Auge hat, wird erkennen, ob in der betreffenden Situation Schweigen oder Reden das Richtige ist. Aber wie häufig wird aus ganz verkehrten Gründen geschwiegen! Ziehen wir uns nicht oft in einem Gefühl des Verletztseins oder Beleidigtseins von dem Bruder zurück?

Geh hin: dem Bruder persönlich begegnen

Wir sollten uns stets vor Gott fragen, was wir zu tun haben, wenn wir wissen, dass unser Bruder gesündigt hat und verunreinigt ist. (Vgl. 3Mo 19,17.) Untätiges Zuschauen ist nicht angebracht, im Gegenteil: Wir sollten zu dem Bruder hingehen und ihm seine Verfehlung aufdecken; denn wahre Wiederherstellung kann nur dann stattfinden, wenn das Gewissen aufgeweckt und der Bruder dahin geführt wird, seinen Zustand vor Gott zu richten. „Geh hin, überführe ihn!“ Diese Worte sind so klar und deutlich, dass sie nicht missverstanden werden können. Es heißt auch nicht: „Schreibe ihm einen Brief!“ Wie viel Unheil ist unter den Kindern Gottes schon dadurch angerichtet worden, dass man nicht genau den Weg ging, den der Herr uns gehen hieß! Vielleicht ist es angenehmer für mich, meinem Bruder einen Brief zu senden, als zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden. Auch wenn dieser Brief meiner Ansicht nach durch die Treue diktiert ist – womöglich ist doch nur Hochmut mein Motiv, ihm einen Brief zu schreiben. In jedem Fall ist dieser Weg gefährlich, und daher sagt Er, der uns weit besser kennt, als wir selbst uns kennen, klar und bestimmt: „Geh hin und überführe ihn!“

Zwischen dir und ihm allein: unter vier Augen

Sehr wichtig ist auch der Zusatz: „zwischen dir und ihm allein“. Leider kommt es oft vor, dass Verfehlungen von Bruder gegen Bruder öffentlicher behandelt werden, als es nach Gottes Wort geschehen sollte. Da kennen wir zum Beispiel einen Bruder in der Gemeinde, von dem wir wissen, dass er mit demjenigen, der gegen uns gefehlt hat, nicht auf freundschaftlichem Fuß steht, und deshalb nehmen wir an, dass er unsere Klagen über das erlittene Unrecht bereitwillig anhören wird. Nähmen wir jedoch Rücksicht auf das geistliche Wohl unseres Beleidigers, so wäre dieser Bruder die letzte Person, der wir die Sache mitteilten. Aber in unserer Selbstsucht laufen wir gerade zu ihm, weil wir erwarten, bei ihm verständnisvolle Anteilnahme zu finden und die Bestätigung dafür, dass wir schändlich behandelt worden sind. Das passt unserer Natur viel besser, als den Bruder zu „gewinnen“. Ja, es kann sogar sein, dass es uns eine Art Genugtuung verschafft, den Bruder, der an uns schuldig geworden ist, in der Achtung anderer herabzusetzen. Wie weit ist eine solche Handlungsweise von dem Gehorsam gegen das Wort entfernt! Offenbart sich darin irgendwie die Gesinnung Christi? Ganz gewiss nicht. Es ist nur eine andere, wenn auch weniger greifbare Form desselben Fleisches, das sich in der Sünde meines Bruders gezeigt hat.

Wenn er auf dich hört: den Bruder gewinnen

Sehr wichtig ist ferner das Wort:

Mt 18,15b: Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen.

Hier erfahren wir den Grund, weshalb ich mit ihm unter vier Augen über seinen Fehler reden soll: Es geht darum, den Bruder zu gewinnen. Einige Verse zuvor redet der Herr von seinen Bemühungen, das verlorene Schaf zu finden, und von seiner Freude, es zu finden und zurückzubringen. Zweifellos will Er uns damit zeigen, welch großen Wert jeder Einzelne der Seinen für Ihn hat, und daraus sollen wir lernen, wie wir uns gegen alle Kinder Gottes verhalten sollen.

Es ist bemerkenswert, dass von einer Genugtuung seitens des Beleidigten gar nicht die Rede ist. Es heißt nicht: Wenn er auf dich hört, so wirst du für alles erlittene Unrecht entschädigt werden, sondern: „So hast du deinen Bruder gewonnen.“ Dieser Wunsch, den Bruder zu gewinnen, und nicht der Gedanke an mich selbst sollte mich bewegen, zu ihm zu gehen. Ist dann der Bruder wirklich „gewonnen“, so wird die Gnade in ihm bewirken, dass er alles daransetzen möchte, das begangene Unrecht wiedergutzumachen und mich in jeder Hinsicht zufriedenzustellen. Aber das ist nicht meine Sache; ich soll nur den Segen des Bruder suchen und alles Weitere dem Herrn überlassen.

Wenn ich auf diese Weise handle und in wahrer Liebe nur die geistliche Wiederherstellung meines Bruders wünsche, so werde ich für ihn zu Gott flehen. Einen Vogel, der aus dem Käfig entwichen ist, treibt eine ungeschickte Hand oder eine raue Stimme nur immer weiter weg. Wer den Bruder wieder zurückbringen möchte, wird sehr sorgfältig, vorsichtig, rücksichtsvoll und liebevoll handeln. Nichts ist leichter, als einem Bruder, der gesündigt hat, weh zu tun; dazu ist kein Gebet notwendig. Wenn ich ihn aber gewinnen will, so muss Gottes Gnade sowohl in mir als auch in ihm wirken.

Wenn er aber nicht hört: … wie der Heide und der Zöllner

Mt 18,16.17: Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit durch den Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt werde. Wenn er aber nicht auf sie hört, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung hört, sei er dir wie der Heide und der Zöllner.

Was aber nun, wenn meine aufrichtigen Bemühungen, den Bruder zu gewinnen, fruchtlos bleiben? Kann ich dann nichts mehr tun? O nein! Vielleicht habe ich die Sache verkehrt angefangen und den Bruder verletzt, statt ihn zu gewinnen. Vielleicht fühlt er sich falsch beurteilt. Vielleicht setze ich, seiner Meinung nach, Beweggründe bei ihm voraus, die er nie hatte. In diesem Fall hätte ich ihm nur einen, wie er meint, gerechten Grund gegeben, mir zu widerstehen, und hätte ihn unnahbarer gemacht als zuvor. Ich soll daher „noch einen oder zwei“ mit mir nehmen, „damit durch den Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt werde“. Bleibt auch das fruchtlos, so soll ich es der Gemeinde sagen. Hört der Betreffende dann noch nicht und sind alle Bemühungen, ihn von seiner verkehrten Handlungsweise zu überführen, vergeblich, dann, aber auch erst dann, tritt das ernste Wort in Kraft: „Er sei dir wie der Heide und der Zöllner.“ Auf Erden gibt es für den Gläubigen keine höhere Stelle, an die er sich wenden könnte, als die „zwei oder drei“, die sich im Namen Jesu versammeln (Mt 18,18-20).

Eine Gefahr: dem Bruder in gesetzlicher Strenge begegnen

Es gibt noch eine Gefahr, der man leicht unterliegen kann, wenn man nicht wachsam ist: Es kann vorkommen, dass jemand zu dem Bruder geht in der Absicht, ihn zu gewinnen, wie das Wort Gottes es sagt; er tut aber diesen Schritt bloß, um sein eigenes Gewissen zu befriedigen, und er redet nicht in Liebe, sondern in gesetzlicher Strenge mit seinem Bruder. Dabei findet er den Bruder nicht etwa hart und trotzig vor, wie er vielleicht erwartet hatte, sondern innerlich zerbrochen und reumütig. Da kann es denn sein, dass der Beleidigte mehr von dem erlittenen Unrecht erfüllt ist als von dem Wunsch, die Gemeinschaft mit dem Beleidiger wiederhergestellt zu sehen. Verletzter Stolz hält ihn davon ab, sich dem Bruder demütig zuzuwenden, oder er zeigt durch sein ganzes Verhalten, dass er lieber die Zucht, die bei einem Unbußfertigen angebracht ist, gegen ihn ausgeübt sähe als die Vergebung, auf die der Reumütige Anspruch hat. Die Gnade hat auf der einen Seite gewirkt, aber nicht auf der anderen; obwohl die Sache äußerlich geordnet wird, vergibt er im innersten Herzen doch nicht.

Wie oft vergeben?

Mt 18,21.22: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal? Jesus spricht zu ihm: Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben.

Der letzte Teil unseres Kapitels scheint für einen solchen Fall geschrieben zu sein, wenn nach außen hin wieder alles in Ordnung zu sein scheint, im Herzen aber nicht vergeben wurde. In Vers 21 stellt Petrus die Frage: „Wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?“ Der Herr antwort: „Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben“, und fährt dann fort: „Deswegen ist das Reich der Himmel einem König gleich geworden, der mit seinen Knechten Abrechnung halten wollte“ (Mt 18,23-35).

Das Gleichnis von den beiden Schuldnern

Zwei Fälle von Schuldnern und Gläubigern werden uns in diesem Gleichnis vorgeführt. Der erste Knecht schuldet seinem König zehntausend Talente. Auf sein Bekenntnis der Schuld und auf seine Bereitschaft hin, alles zu bezahlen, wird ihm die ganze ungeheure Schuld sofort erlassen. Doch kaum ist er außerhalb der Gegenwart seines gütigen Herrn, findet er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldet, eine im Verhältnis zu der eigenen großen Schuld lächerlich kleine Summe. Aber „er ergreift und würgt ihn“ und verlangt sofortige Bezahlung. Der arme Schuldner erkennt auch hier die Ansprüche seines Gläubigers ohne weiteres an und ist willig, seine Schuld zu begleichen; gleichwohl wird ihm nicht das geringste Erbarmen zuteil: Rücksichtslos wird er ins Gefängnis geworfen, „bis er die Schuld bezahlt habe“ (Mt 18,30).

Die folgenden Verse sind voll ernster Belehrung für uns: Die Mitknechte, die durch dieses unbarmherzige Verhalten „sehr betrübt“ sind, berichten den Vorfall ihrem Herrn. Er ruft den unbarmherzigen Knecht zu sich und begegnet ihm mit den strengen Worten:

Mt 18,32-34: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, da du mich ja batest; hättest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Und sein Herr wurde zornig und überlieferte ihn den Peinigern, bis er ihm die ganze Schuld bezahlt habe.

Dann macht der Herr die Anwendung dieses Gleichnisses mit den Worten: „So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergebt“ (Mt 18,35).

Barmherzigkeit und Milde

Es braucht kaum gesagt zu werden, dass es sich in diesem Gleichnis nicht um die Errettung der Seele handelt, sondern um die Regierungswege des Königs in seinem Reich, um Grundsätze, denen sich der wirkliche Teilhaber an dem Reich wie auch der bloße Bekenner unterwerfen muss. Dass Christus auf dem Kreuz die Sünden jedes Gläubigen und deren ewige Folgen getragen hat, bleibt eine unumstößliche Tatsache. Doch was unseren Wandel in dieser Welt betrifft, so bleibt ebenso unerschütterlich der Grundsatz bestehen, dass der Mensch das erntet, was er sät (Gal 6,7). Einen ähnlichen allgemeinen Grundsatz dieser Regierung finden wir in Psalm 18 mit den Worten ausgedrückt: „Gegen den Gütigen erzeigst du dich gütig, gegen den vollkommenen Mann erzeigst du dich vollkommen, gegen den Reinen erzeigst du dich rein, und gegen den Verkehrten erzeigst du dich entgegenstreitend“ (Ps 18,26.27). Auch das Wort aus Matthäus 5,7 gehört hierher: „Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden“ (vgl. auch Mt 6,14.15).

Wer von uns dürfte im Rückblick auf alles hinter ihm Liegende von sich sagen: Ich habe Gottes Barmherzigkeit in seinen Regierungswegen nicht nötig? Müssen wir nicht alle sagen, dass wir angesichts unserer fortgesetzten mannigfachen Verfehlungen in Gedanken, Worten und Handlungen das gleiche Erbarmen brauchen, das der Schuldner der zehntausend Talente erfuhr? Wenn wir versucht sind, unseren Brüdern gegenüber unbarmherzig und mit einem nicht zur Vergebung bereiten Geist zu begegnen, dann lasst uns daran denken, dass Gott in seiner Gnade unserer Sünden und Übertretungen wohl nie mehr gedenken will, dass es aber in Verbindung mit seiner Regierung dennoch heißt: „Mit welchem Urteil ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden“ (Mt 7,2). Lasst uns allezeit die Ermahnung an die Epheser beherzigen: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32).

Das Kapitel, das uns über den Mittelpunkt unterrichtet, um den wir uns versammeln sollen (Mt 18,20), ähnelt in gewisser Weise einem anderen Kapitel, das uns die Grundlage unseres Zusammenkommens zeigt, die Wahrheit von dem einen Leib. Ist das nicht bedeutungsvoll? Diese beiden Kapiteln belehren uns in ähnlicher Weise über unseren Wandel: Während das Matthäusevangelium uns einen kindlich-demütigen Geist vor Augen stellt und die Pflicht, einem Bruder, der an uns schuldig geworden ist, in Liebe zu begegnen, lautet die Ermahnung im Epheserbrief: „mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Eph 4,2.3).

Sorge füreinander tragen

Man erzählt von einem blinden Mann, der in der Dunkelheit immer eine Laterne bei sich trug. Auf die Frage, warum er das tue, antwortete er, dass das Licht ihn selbst zwar nicht vor dem Straucheln bewahre, da er ja nichts sehen könne, dass es aber andere davor bewahre, gegen ihn anzurennen. Der Herr wolle uns allen geben, als „Kinder des Lichts“ zu wandeln, so dass wir selbst nicht straucheln, anderen aber auch keinen Anlass dazu geben! Möge im Gegenteil unsere Sorge füreinander mehr und mehr offenbar werden vor Gott! (Vgl. 2Kor 7,12; 1Kor 12,25.) Wenn wir uns stets daran erinnern, dass unser Herr sowohl „barmherzig“ als auch „treu“ und „heilig“ ist (Heb 2,17; 7,26), werden wir nie auf Kosten göttlicher Grundsätze oder praktischer Heiligkeit Erbarmen und Milde zeigen, und ebenso wenig werden wir Härte und Lieblosigkeit für Festigkeit und Treue halten.


Originaltitel: „,Wenn dein Bruder wider dich sündigt …‘“ 
aus Botschafter des Heils in Christo, Jg. 68, 1920, S. 158–168.
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