Besonderheiten im Text der Heiligen Schrift – Liebe
phileo – agapao

Christian Briem

© CSV, Online începând de la: 30.01.2006, Actualizat: 28.06.2023

Leitvers: Johannes 21,15 „Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer!“

Joh 21,15: Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.

In der Heiligen Schrift werden zwei verschiedene Wörter für „lieben“ verwendet: agapao und phileo. Im Neuen Testament wird im Allgemeinen das Tätigkeitswort agapao benutzt, phileo dagegen findet sich nur selten. Zu sagen, dass agapao nur göttliches und phileo nur menschliches Lieben bezeichne, ist nicht nur ungenau, sondern auch unzutreffend. So liebten (agapao) die Pharisäer den ersten Sitz in den Synagogen (Lk 11,43 „Wehe euch Pharisäern! Denn ihr liebt den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten.“); auch würde ein Hausknecht den einen Herrn hassen und den anderen lieben (agapao; Lk 16,13 „Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“), und der Herr Jesus sagt in Johannes 3,19 „Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“, dass die Menschen die Finsternis mehr geliebt haben (agapao) als das Licht. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass agapao durchaus nicht nur die göttliche oder die, wie sie manche nennen, ehrerbietige Liebe wiedergibt. Umgekehrt hat der Vater den Sohn lieb (phileo) – und das ist gewiss keine „menschliche“ oder „schwächere“ Liebe – und werden die verflucht, die den Herrn Jesus Christus nicht lieb haben (phileo; 1Kor 16,22 „Wenn jemand den Herrn [Jesus Christus] nicht lieb hat, der sei verflucht; Maranatha!“), und grüßt Paulus am Ende des Titusbriefes diejenigen, „die uns lieben [phileo] im Glauben“. Auch die Worte des Herrn in Offenbarung 3,19: „Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe [phileo]“ machen deutlich, dass phileo nicht nur menschliche Liebe, Freundesliebe, bezeichnet.

So wollen wir gleich zu Anfang festhalten: Die beiden Wörter bezeichnen nicht einen Unterschied in der Kraft oder der Intensität oder dem Grad, sondern in dem Charakter und dem Bereich der Liebe.

Lange Zeit glaubte man, dass das von agapao abgeleitete Hauptwort agape = „Liebe“ in der weltlichen Literatur nicht vorkomme und somit von Gott für die Beschreibung seiner Liebe in der Schrift reserviert sei. Aber man hat nicht nur das Wort agape auch außerhalb der Schrift nachweisen können, sondern die Septuaginta, die Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, benutzt selbst das Wort wiederholt für die menschliche Liebe. So lesen wir zum Beispiel von Amnon, dass „der Hass, womit er sie hasste, größer war als die Liebe [agape], womit er sie geliebt hatte [agapao]“ (2Sam 13,15). Im Neuen Testament allerdings bezeichnet das Hauptwort agape stets die göttliche und die göttlich bewirkte Liebe.

Die ursprüngliche Bedeutung von agapao in Bezug auf Personen ist im klassischen Griechisch „willkommen heißen“. Dieses Wort ist nun ein Gattungsbegriff für „Liebe“, es kann auf alle Bereiche und Richtungen angewandt werden: auf Übergeordnete, auf Untergeordnete und auf Gleichgestellte. Es wird benutzt sowohl von der Liebe Gottes zu der Welt (Joh 3,16 „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“) als auch zu seinem Volk (1Joh 4,10.11 (10) Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden. (11) Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben.“), auch von der Liebe des Menschen zu Gott (Mt 22,37 „Er aber sprach zu ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.““; Röm 8,28 „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“; 1Kor 2,9 „sondern wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“;“). Es ist das Wort für die Liebe Christi zu den Seinen (Joh 13,1 „Vor dem Fest des Passah aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte – da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.“) und bezieht sich sowohl auf den Einzelnen (Gal 2,20 „und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“) als auch auf die Versammlung (Eph 5,25 „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,“). Der Heilige Geist verwendet dieses Wort, um die Unumschränktheit der Liebe Gottes auszudrücken. Gott liebt, weil Er Liebe ist, und seine Liebe ist unabhängig von der Würdigkeit ihres Gegenstandes.

Die Bedeutung von phileo (von philos = „lieb, teuer“) ist begrenzter. Dieses Wort beschreibt die Vertrautheit der Liebe, es redet von besonderer persönlicher Zuneigung und Zärtlichkeit, weshalb es manchmal auch „küssen“ bedeutet. phileo bezeichnet also mehr eine gefühlsbedingte Liebe, die in ihrem Gegenstand etwas Anziehendes findet. Es ist daher auch verständlich, dass bei Ermahnungen, einander oder Gott zu lieben, nie phileo, sondern immer agapao benutzt wird.

Wenn wir diese Unterschiede einmal erfasst haben, welch ein Licht wirft das dann auf solche Stellen wie: „Der Vater hat den Sohn lieb“ (Joh 5,20), oder: „Der Vater selbst hat euch lieb“ (Joh 16,27), oder: „Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt“ (Joh 11,36), wo stets das seltene phileo steht! Die Liebe des Vaters findet etwas Anziehendes in dem Sohn als Mensch auf Erden; die Liebe des Vaters findet etwas Anziehendes in den Jüngern, „weil ihr mich geliebt und geglaubt … habt“; der Herr Jesus findet etwas Anziehendes in den Seinen. Welch ein Appell des Glaubens an das Herz des Herrn Jesus liegt in den Worten: „Herr, siehe, der, den du lieb hast [phileo], ist krank“ (Joh 11,3)!

In unserem eingangs zitierten Vers aus Johannes 21 haben wir ein besonders kostbares Beispiel für das Vorkommen beider Wörter. Der Herr Jesus, um die völlige Wiederherstellung seines Knechtes bemüht, fragt Petrus zweimal, ob er Ihn liebe, und benutzt jedes Mal das allgemeinere, das gebräuchlichere Wort – agapao. Beide Male antwortet Petrus: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Er wirft sich ganz auf den Herrn und gibt seiner Liebe zu Ihm eine persönliche, vertraute Note, indem er phileo gebraucht. Er sagt gleichsam: „Du weißt, dass ich dir zugetan bin.“ Beim dritten Mal aber nimmt der Herr Jesus in Gnaden den Ausdruck als angemessen auf, den Petrus benutzt hatte, und fragt: „Hast du mich lieb (phileo)? Bist du mir zugetan?“ Wir können verstehen, dass gerade diese Frage das Herz des Petrus tief treffen musste, und so lesen wir auch: „Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb?“ Das brachte das tief empfundene und demütige Bekenntnis hervor, dass es tatsächlich nur der göttlichen Allwissenheit des Herrn möglich war, solche Zuneigung in ihm zu entdecken.

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Aus Ermunterung und Ermahnung
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