Der Prophet Hesekiel (5)
Kapitel 5

Henry Allen Ironside

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Die Schrecken des Gerichtes

Ein viertes Anschauungsbeispiel eröffnet das vorliegende Kapitel: das scharfe Schwert, das als Rasiermesser des Barbiers verwendet wird.

Verse 1-4

Hes 5,1-4: 1 Und du, Menschensohn, nimm dir ein scharfes Schwert: Als Schermesser sollst du es dir nehmen und damit über dein Haupt und über deinen Bart fahren; und nimm dir Waagschalen und teile die Haare. 2 Ein Drittel sollst du mit Feuer verbrennen inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung erfüllt sind; und ein Drittel sollst du nehmen und rings um sie her mit dem Schwert schlagen; und ein Drittel sollst du in den Wind streuen, denn ich werde das Schwert ziehen hinter ihnen her. 3 Und du sollst davon eine kleine Zahl nehmen und in deine Rockzipfel binden. 4 Und von diesen sollst du wieder einige nehmen und sie mitten ins Feuer werfen und sie mit Feuer verbrennen; davon wird ein Feuer ausgehen gegen das ganze Haus Israel.

Das scharfe Schwert war ein leicht zu begreifendes Symbol für blutige Kriegsführung und erzählte von den unbarmherzigen und siegreichen Heeren der Chaldäer. Gott hatte ihnen in seiner Vorsehung erlaubt, das Land Juda zu überrennen. Aufgrund ihres abtrünnigen Zustandes hatte das Volk Israel keine Kraft, gegen sie standhaft zu bleiben.

Mit diesem scharfkantigen Schwert sollte der Prophet die Haare auf seinem Kopf und seinen Bart abrasieren. Zusätzlich wurde ihm aufgetragen, die Haare in drei Teile zu teilen, von denen ein Teil im Feuer verbrannt, ein anderer mit dem Schwert erschlagen und der dritte in alle Winde zerstreut werden sollte. Dadurch sollte er versinnbildlichen oder veranschaulichen, was den Juden aufgrund ihrer Rebellion gegen Gott widerfahren sollte: Ein Drittel sollte bei der Belagerung Jerusalems vernichtet, ein weiteres Drittel von Nebukadnezars Kohorten erbarmungslos niedergemetzelt und der Rest über die ganze Erde unter alle Völker zerstreut werden, so wie es ihnen schon viele Male vorher angekündigt worden war. Aber ein kleiner Rest würde sogar in der Stunde des Zorns des HERRN bewahrt werden, weil sie sein Angesicht suchten und an seinen Zeugnissen festhielten. Diese wurden durch die wenigen Haare dargestellt, die in den Rock des Prophetenmantels eingebunden waren. Aber auch diese wurden später mitten ins Feuer geworfen, denn auch die Gerechten in Israel mussten während der langen Jahre ihrer Verbannung aus dem Land mit den Ungerechten leiden. All dies wird in den folgenden Versen deutlich:

Verse 5-12

Hes 5,5-12: 5 So spricht der Herr, HERR: Dieses Jerusalem, inmitten der Nationen habe ich es gesetzt und Länder rings um es her. 6 Und es war widerspenstig gegen meine Rechte in Gottlosigkeit, mehr als die Nationen, und gegen meine Satzungen, mehr als die Länder, die rings um es her sind; denn meine Rechte haben sie verworfen, und in meinen Satzungen sind sie nicht gewandelt. 7 Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr getobt habt, mehr als die Nationen, die rings um euch her sind, in meinen Satzungen nicht gewandelt seid und meine Rechte nicht getan habt, ja, nicht einmal nach den Rechten der Nationen, die rings um euch her sind, getan habt – 8 darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, auch ich will gegen dich sein und will Gerichte in deiner Mitte üben vor den Augen der Nationen. 9 Und ich will an dir tun, was ich nicht getan habe und was ich nicht wieder tun werde, um aller deiner Gräuel willen. 10 Darum werden in deiner Mitte Väter ihre Kinder essen, und Kinder werden ihre Väter essen; und ich will Gerichte an dir üben und will deinen ganzen Überrest in alle Winde zerstreuen. 11 Darum, so wahr ich lebe, spricht der Herr, HERR: Ja, weil du mein Heiligtum verunreinigt hast durch alle deine Scheusale und durch alle deine Gräuel, so will auch ich mein Auge abziehen ohne Mitleid, und auch ich will mich nicht erbarmen. 12 Ein Drittel von dir soll an der Pest sterben und durch Hunger umkommen in deiner Mitte; und ein Drittel soll durchs Schwert fallen rings um dich her; und ein Drittel werde ich in alle Winde zerstreuen, und ich werde das Schwert ziehen hinter ihnen her.

Jerusalem, die Stadt, in die der HERR seinen Namen gesetzt hatte und die als heilige Stadt bezeichnet wurde, hatte sich weit von Gott entfernt und war den Wegen der Heiden gefolgt, die Ihn nicht kannten. Die Stadt war wie ein Gestank in seiner Nase und ein Abscheu statt einer Freude geworden. Jerusalem war weitaus schuldiger als die umliegenden Völker, denn diese waren nie mit solch einer Erkenntnis gesegnet worden wie Israel. Sie beteten Götzen an, weil sie den einen wahren und lebendigen Gott nicht kannten. Israel kannte Ihn, verließ Ihn aber. Es verschmähte das heilige Gesetz, das Er gegeben hatte, und ignorierte die Bitten seiner Propheten. In Konsequenz konnte Er, den sie verworfen hatten, nur noch das Gericht an ihnen vollstrecken. Er, der sie so zärtlich liebte, musste zu ihrem Feind werden. Sie mussten in Leid und Qual die Bitterkeit der Abkehr von seinen Zeugnissen und vom Gehorsam gegenüber dem lernen, der sie aus der Knechtschaft erlöst und ihre Sitten so lange ertragen hatte. Nun war seine Geduld zu Ende, und das Gericht musste seinen Lauf nehmen. Sein Auge würde sie nicht mehr ausblenden und sein Herz sich nicht mehr erbarmen. Sie mussten die bittere Frucht der Saat essen, die sie gesät hatten. Es ist ein ernstes Beispiel für den Grundsatz, der sich durch die ganze Heilige Schrift zieht und der zeigt, dass alles, was gesät wird, auch geerntet werden muss [Gal 6,7].

Verse 13-17

Hes 5,13-17: 13 Und mein Zorn soll sich vollenden, und meinen Grimm werde ich an ihnen stillen und Rache nehmen. Und wenn ich meinen Grimm an ihnen vollende, so werden sie wissen, dass ich, der HERR, in meinem Eifer geredet habe. 14 Und ich werde dich zur Einöde machen und zum Hohn unter den Nationen, die rings um dich her sind, vor den Augen jedes Vorübergehenden. 15 Und es soll ein Hohn und ein Spott sein, eine Warnung und ein Entsetzen für die Nationen, die rings um dich her sind, wenn ich Gerichte an dir üben werde im Zorn und im Grimm und in Züchtigungen des Grimmes. Ich, der HERR, habe geredet. 16 Wenn ich die bösen Pfeile des Hungers gegen sie sende, die zum Verderben sein werden, die ich senden werde, um euch zu verderben, so werde ich den Hunger über euch häufen und euch den Stab des Brotes zerbrechen. 17 Und ich werde Hunger über euch senden und böse Tiere, dass sie dich der Kinder berauben; und Pest und Blut sollen über dich ergehen, und das Schwert werde ich über dich bringen. Ich, der HERR, habe geredet.

Auf diese Weise würde Jerusalem nicht nur für seine eigenen Sünden bestraft werden, sondern auch zu einem Lehrbeispiel für die Völker ringsum werden, das ihnen zeigen würde, dass Sünde immer Ärger und Leid mit sich bringt und dass sie nur dann seine Zustimmung und seinen Segen erhalten, wenn die Völker in Gerechtigkeit vor Gott wandeln. Israel ist heute ein solches Anschauungsbeispiel für die ganze Welt, wenn die Menschen nur Augen hätten, um zu sehen, und Herzen, um zu verstehen.

Obwohl Gott sich mit der Sünde in seinem Volk auseinandersetzen muss, gibt Er es niemals auf. Durch den Bund gehört Israel immer noch zu Ihm, und an einem kommenden Tag wird Er den Überrest zu sich zurückholen und sie in ihrer Not trösten. Er wird seinen Zorn nicht ewig aufrechterhalten, und wenn sie sich Ihm bußfertig zuwenden, wird Er sie erneut als seine Auserwählten anerkennen und ihnen einen noch größeren Segen zukommen lassen, als sie ihn in der Vergangenheit erhalten haben. In der Zwischenzeit sind sie dazu bestimmt, eine Trostlosigkeit und ein Schandfleck unter den Völkern zu sein, so wie sie es fünfundzwanzig Jahrhunderte lang in trauriger und schrecklicher Bedrängnis waren.

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Originaltitel: „Chapter 5: Threatenings of Providential Judgments
in Expository Notes on Ezekiel, 1949. 
Quelle: www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Samuel Ackermann


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