Betrachtungen über den ersten Petrusbrief (4)
Kapitel 4

Hendrik Leendert Heijkoop

© EPV, online seit: 24.12.2005, aktualisiert: 29.04.2023

Leitverse: 1. Petrus 4

Verse 1.2

1Pet 4,1.2: Da nun Christus [für uns] in (dem) Fleisch gelitten hat, so waffnet auch ihr euch mit demselben Sinn, denn wer in (dem) Fleische gelitten hat, hat abgeschlossen mit (der) Sünde, um die übrige Zeit in (dem) Fleische nicht mehr (den) Lüsten (der) Menschen sondern dem Willen Gottes zu leben.

Die Worte „für uns“ stehen in einigen Handschriften nicht; andere haben dafür „für euch“. Viele Gelehrte nehmen an, dass sie nicht ursprünglich sind.

In den ersten sieben Versen dieses Kapitels spricht der Apostel weiter über die allgemeinen Grundsätze der Regierung Gottes. Kapitel 3 endete mit der Verherrlichung Jesu Christi. Alles ist Ihm unterworfen, und Er steht bereit, das Gericht über Lebendige und Tote auszuüben. Das ist für uns ein Grund, getrennt von der Welt und ihren Grundsätzen zu leben. Denn obwohl der Herr verherrlicht ist, verwirft die Welt Ihn dennoch, und jeder, der mit Ihm verbunden ist, wird von ihr verworfen werden.

Welches ist der Lebensgrundsatz der Welt? Es ist das Tun des eigenen Willens, das heißt des Willens des alten Menschen. Aufgrund dessen, dass das Herz des Menschen verderbt ist, bedeutet das das Tun der Begierden, der Lüste des verderbten Herzens (Mk 7,21-23 (21) Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken: Hurerei, Dieberei, Mord, (22) Ehebruch, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; (23) alle diese bösen Dinge gehen von innen aus und verunreinigen den Menschen.“).

Es ist die Pflicht des Geschöpfes, den Willen Gottes zu tun. Alle Dinge sind für Ihn geschaffen (Kol 1,16 „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“). Es ist daher deutlich, dass das Geschöpf verpflichtet ist, seinem Schöpfer zu dienen. Das ist (für jeden klaren Verstand) der große Grundsatz, der das Verhältnis zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf beherrscht. Es ist daher auch der Maßstab, nach dem beurteilt wird, ob etwas Sünde ist oder nicht: „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (1Joh 3,4). Alles, was ein Mensch tut, ohne zu berücksichtigen, dass Gott Autorität über ihn hat, ist daher Sünde. Weil nun der unbekehrte Mensch nur seinen eigenen Willen tut, bedeutet das, dass alles, was er tut, Sünde ist. Deshalb sagt das Wort Gottes, dass „alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse (ist) den ganzen Tag“ (1Mo 6,5). Und ebenso: „Da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer“ (Röm 3,12).

Der Herr Jesus ist gekommen, um die Sünde zunichtezumachen, sie abzuschaffen durch das Opfer Seiner selbst (Heb 9,26 „sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“). Auf der neuen Erde und im neuen Himmel wird das vollkommen verwirklicht sein. Dann wird die Sünde von der Welt weggenommen sein (Joh 1,29 „Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“). Dann wird es nichts mehr geben, was sich Gott widersetzt, so dass Gott bei den Menschen wohnen kann (2Pet 3,13 „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“; Off 21,3 „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“). Das ist jetzt noch nicht so. Aber der Grund ist am Kreuz gelegt worden. Aufgrund seines kostbaren Blutes werden einst Himmel und Erde, alle Dinge, mit Gott versöhnt werden. Aber nur wir, die Gläubigen, sind jetzt schon versöhnt, das heißt in das richtige Verhältnis zu Gott gebracht (Kol 1,19-21 (19) Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen (20) und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. (21) Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken,“). Daher wird auch zu den Thessalonichern gesagt, dass sie sich von den Götzen zu Gott bekehrt haben, „um dem lebendigen und wahrhaftigen Gott zu dienen“. Wir haben auch gesehen, dass der Heilige Geist uns durch die neue Geburt abgesondert hat zum Gehorsam Jesu Christi, das heißt zu dem Gehorsam, den Er in seinem Leben auf der Erde offenbarte (1Thes 1,2 „Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir [euch] erwähnen in unseren Gebeten, unablässig“).

Der wiedergeborene Mensch hat also einen ganz anderen Lebensgrundsatz als der Mensch dieser Welt. Er dient Gott inmitten einer Welt, die sich selbst und den Begierden des eigenen, verderbten Herzens dient. Er wird also immer gegen den Strom schwimmen müssen. Darum wird ihn die Welt hassen und verfolgen, weil er nicht nur nicht mitmacht (1Pet 4,4 „wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mehr mitlauft zu demselben Treiben der Ausschweifung, und sie lästern euch –“), sondern die Welt auch noch durch seine Werke verurteilt. Jeder Mensch hat ja ein Gewissen, das ihn verurteilt, wenn er gewisse Dinge tut; und jeder, der Böses tut, hasst das Licht (Joh 3,20 „Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden;“).

Je mehr das Kind Gottes in Übereinstimmung mit seinem Stand lebt, das heißt seinem Gott und Vater gehorcht, umso heftiger wird der Kampf sein. Darum muss es sich waffnen mit den schwersten Waffen, die es gibt (Ps 144,1; 78,9 (144:1) Von David.Gepriesen sei der HERR, mein Fels, der meine Hände unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg:“ „(78:9) Die Söhne Ephraims, gerüstete Bogenschützen, kehrten um am Tag des Kampfes.“). Das griechische Wort hoplisasthe, das durch „waffnet euch mit“ übersetzt ist, wurde verwendet für einen griechischen Soldaten, der seine Waffenrüstung anlegte und seine Waffen aufnahm. Und besonders wurde es für einen schwer bewaffneten Fußsoldaten gebraucht im Gegensatz zu einem Leichtbewaffneten.

Das griechische Wort ennoian („Sinn“) kommt nur hier und in Hebräer 4,12 „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens;“ vor, wo es durch „Gesinnungen“ übersetzt ist. Die Septuaginta gebraucht es auch in den Sprüchen, zum Beispiel in Sprüche 2,11 „Besonnenheit wird über dich wachen, Verständnis dich behüten:“, wo im Deutschen „Verständnis“ steht.

Wir sollen uns nun waffnen mit dem „Sinn“ oder mit der „Gesinnung“ des Herrn Jesus. Wie immer (s. die Einleitung) stellt der Apostel uns den Herrn als unser großes Vorbild hin. Er knüpft an 1. Petrus 3,18 „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist,“ an, wo wir sahen, dass Christus für Sünden gelitten hat, für uns, und dabei gestorben ist.

Ja, welch ein Leiden hat der Herr erduldet. Als Er auf die Erde kam, war kein Raum in der Herberge. Kaum geboren, musste Er schon nach Ägypten flüchten, weil Herodes versuchte, Ihn umzubringen. Nach seiner Rückkehr musste Er wegen eines anderen Herodes in Nazareth wohnen und nicht in Jerusalem, der „Stadt des großen Königs“. Während seines öffentlichen Auftretens wollten seine Angehörigen Ihn greifen, „denn sie sprachen: Er ist außer sich“ (Mk 3,21). Seine Mitbürger, in deren Mitte Er aufgewachsen war, wollten Ihn ermorden (Lk 4,29 „Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen.“). Er hat den Widerspruch der Sünder ertragen müssen (Heb 12,3 „Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet.“). Für seine Liebe feindeten sie Ihn an und vergalten Ihm seine Liebe mit Hass (Ps 109,25 „Und ich bin ihnen zum Hohn geworden; wenn sie mich sehen, schütteln sie ihren Kopf.“). Ein Jünger verriet Ihn, ein anderer verleugnete Ihn mit Schwüren; alle verließen Ihn.

Der Hohepriester, den Er selbst eingesetzt hatte, damit dieser bei Ihm Gnade für Sünder erlangen sollte, ließ Ihn gefangen nehmen und aufgrund seines Bekenntnisses, wer Er war, zum Tode verurteilen. Pilatus, der als Obrigkeit von Ihm selbst seine Autorität empfangen hatte (1Mo 9,6 „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht.“), um dadurch die Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten, ließ Ihn am Kreuz hinrichten, obgleich er bekannte, dass Er unschuldig war.

Die Knechte des Hohenpriesters und die Soldaten des Pilatus verspotteten und misshandelten Ihn. Sie spien Ihm ins Angesicht. Die mit Ihm gekreuzigten Verbrecher verspotteten Ihn. Die Umstehenden verhöhnten Ihn und trieben ihren Spott mit seiner Seelenangst. Als Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, verdrehten sie absichtlich seine Worte und riefen: „Halt, lasst uns sehen, ob Elias kommt, ihn zu retten!“

Und als Er dort am Kreuz hing und die ganze Welt in allen ihren Schattierungen unter Anführung Satans mit all seiner Macht der Finsternis Ihn umringte, da legte Gott unsere Sünden auf Ihn und machte Ihn zur Sünde (2Kor 5,21 „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“). Was muss es für seine heilige Seele gewesen sein, alle die Milliarden Sünden tragen zu müssen (1Pet 2,24 „der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid.“), zur Sünde gemacht zu werden, als ob Er eine sündige Natur hätte wie wir, als ob Er die Quelle aller Sünden wäre, die wir getan haben. Wir fühlen etwas davon, wenn Er klagt: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen“ (Ps 40,12). „Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich“ (Ps 69,2).

In diesem Augenblick verließ Gott Ihn. Er musste rufen: „Warum hast du mich verlassen?“ Da traf Ihn das Schwert der Gerechtigkeit Gottes. Er musste sagen: „In den Staub des Todes legst du mich“ (Ps 22,1.15; Sach 13,7 „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“). Es schien, als stünde Gott auf der Seite der Welt, die Ihn ermorden wollte, auf der Seite Satans, der mit all seiner Bosheit und Macht auf Ihn losstürmte. Welch ein Leiden!

Das alles tat Er für mich! Er ist „der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Welch ein Beweggrund ist das für mein Herz, um mein Leben ganz Ihm zu weihen, getrennt zu sein von dieser Welt, die Ihm alles dies angetan hat!

Der Apostel Paulus geht wie immer bis zur Wurzel, wenn er den Tod Christi auf uns anwendet und daraus den Schluss zieht, dass wir der Sünde gestorben sind (Röm 6). Petrus geht nicht so weit. Er bleibt bei dem praktischen Resultat stehen, bei der Pflicht, die aus dem Tode Christi hervorkommt, als einer Tatsache auf geistlichem Gebiet, dass wir nicht länger der Sünde dienen, sondern als gerechte Menschen nach dem Vorbild Christi wandeln. Beide schreiben jedoch mit derselben Absicht. Petrus weist uns hier nicht so sehr auf das Leiden Christi hin, um uns daran zu erinnern, dass Er es für uns erduldete, sondern er will uns mehr auf die andere Seite hinweisen, wie Er in Gehorsam seinen Weg ging. Er kam auf die Erde, um den Willen Gottes zu tun (Heb 10,7 „Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.““). Alles, was Er tat, war der Wille Gottes. Er konnte sagen, dass Er immer tat, was dem Vater wohlgefällig war. Es war seine Speise, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte. Nie gab der Herr der Welt nach, nie gab Er der Sünde nach. Satan bot all seine List und all seine Macht auf, um Ihn vom Weg des Gehorsams abzubringen. Aber es gelang ihm nicht. Der Herr litt lieber Hunger, als zu essen, wenn der Vater es Ihm nicht gab (Mt 4,24 „Und die Kunde von ihm ging aus nach ganz Syrien; und sie brachten zu ihm alle Leidenden, die von mancherlei Krankheiten und Qualen geplagt waren, und Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte; und er heilte sie.“). Ja, Er erduldete lieber all die Leiden, die sein Teil am Kreuz wurden, Er starb lieber beladen mit unseren Sünden unter dem Gericht eines heiligen und gerechten Gottes, als den Willen Gottes nicht zu vollbringen. Als Satan Ihm in Gethsemane die ganzen Leiden vor Augen hielt, die auf Golgatha sein Teil sein würden Leiden, die so schrecklich waren, dass ihr Anblick Ihn „mit starkem Geschrei und Tränen“ beten ließ und sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, da sagte Er: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“

Aber jetzt ruht der Herr von der Sünde oder Er hat mit der Sünde abgeschlossen, wie es auch übersetzt werden kann. Weder Satan noch die Sünde noch die Welt kann noch zu Ihm kommen, denn durch sein Sterben hat der Herr den Schauplatz dieses Kampfes verlassen.

Obwohl wir wohl noch in der Welt sind, gilt nun auch für uns der Grundsatz: „Wer in (dem) Fleische gelitten hat, ruht von (der) Sünde“ Als der Herr Jesus auf der Erde war, fand die Sünde in Ihm nie eine Angriffsfläche. In Ihm war keine Sünde (1Joh 3,5 „Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm.“). Er wurde in allem versucht in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde[1] (Heb 4,15 „denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.“). Da wir aber noch innewohnende Sünde haben, ist dieser Grundsatz für uns abstrakt, das heißt, dass Nebeneinflüssen keine Rechnung getragen wird.

Die praktische Verwirklichung wird bei uns immer nur teilweise sein, sogar hinsichtlich der Zeit, denn wir sind nicht immer gleich!

Dennoch haben auch wir mit der Sünde abgeschlossen, wenn wir den Tod Christi im Glauben für uns annehmen. Wir leben noch in der Welt, und doch ist unser Leben im eigentlichen Sinn des Wortes außerhalb der Welt. Wir gehören einer ganz anderen Welt an, und unser Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Die Annahme des Werkes Christi hat eine totale Änderung unserer Stellung zur Folge. Wir können nicht mehr im Fleisch, nach den Begierden der Menschen leben, sondern nur nach dem Willen Gottes. Aber das kann und wird Leiden im Fleische, den Widerspruch von Sündern in allem, was uns umgibt, für uns bedeuten, wie einst für Christus.

Es ist klar, dass es sich hier um Leiden um der Gerechtigkeit willen handelt, wie fast immer in diesem Brief (1Pet 2,19; 3,17 (2:19) Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet.“ „(3:17) Denn es ist besser, wenn der Wille Gottes es will, für Gutes tun zu leiden als für Böses tun.“). Wenn ich der Sünde Raum gebe, leide ich nicht. Das ist der Wille des Fleisches, des alten Menschen. Der verlangt danach, die Begierden der Menschen zu tun, und schreckt vor Leiden zurück. Aber wenn wir durch Gnade den Willen Gottes tun, koste es was es wolle, dann sündigen wir nicht. Es ist Leiden im Fleisch, und das trennt von der Sünde. Wer der Sünde widersteht, leidet; er richtet, hasst und durchkreuzt den Willen des Fleisches und leidet, aber tut keine Sünde. Wenn ich damit zufrieden bin, zu leiden, ist mein Wille nicht wirksam; praktisch ist dann keine Sünde vorhanden. Es ist nicht der Wille des Menschen, zu leiden. Es ist Gnade, die in Übereinstimmung mit dem Bild und den Gefühlen Christi im neuen Menschen handelt, und wir sind befreit von der Wirksamkeit des alten Menschen. Er wirkt dann nicht. Wir ruhen von ihm, haben mit ihm abgeschlossen.

Das ist der normale Zustand des Christen, wenn das Herz in Ihm ruht, der für ihn die tiefsten Leiden auf sich nahm. Wenn das Herz nicht mehr auf Ihn sieht, schreckt es vor Leiden zurück. Der Wille lässt fleischliche Wirksamkeit aufkommen, und die tatsächliche Sünde folgt.

Ich wiederhole es, dass die Wahrheit hier abstrakt dargestellt wird. Dasselbe finden wir im ersten Johannesbrief, der nie die Nebeneinflüsse, die aus dem entgegenwirkenden Einfluss des Fleisches oder anderer Hindernisse hervorkommen, in Betracht zieht. Es ist von größter Wichtigkeit, dass die schriftgemäßen Wahrheiten die vollkommene sittliche Wahrheit uns auf diese Weise gegeben worden sind, also ihrer eigenen Wahrheit und Natur nach, unverändert durch die Dinge, die sie in unserer praktischen Verwirklichung beeinflussen. Jetzt können wir sie in ihrer wahren Art kennenlernen, und unser Geist wird dadurch erfrischt. Außerdem können wir so unsere Abweichungen und Abschwächungen in der praktischen Verwirklichung sehen und richten.

Es wird die Frage erhoben, ob „Fleisch“ hier den natürlichen Zustand des Menschen als Geschöpf darstellt oder die sündige Natur des alten Menschen. Ich glaube, dass der Apostel und allgemein die Schrift nicht diesen scharfen Gegensatz machen, obwohl diese Begriffe doch auseinandergehalten werden. Vom Herrn wird gesagt, dass Er Blut und Fleisch angenommen hat, aber dass Er in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde kam (Heb 2,14 „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel,“; Röm 8,3 „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte,“). Der natürliche Zustand des Menschen ist „im Fleische“. Für den gefallenen Menschen bedeutet das zugleich, dass sein Leben durch die Sünde gekennzeichnet ist und dass Gott ihn als einen solchen sieht. Beim Herrn war das natürlich nicht so, denn in Ihm war keine Sünde. So ist es auch bei dem wiedergeborenen befreiten Menschen. Er war im Fleisch. Aber jetzt sieht Gott ihn nicht mehr als durch die sündige Natur des gefallenen Menschen gekennzeichnet (Röm 7,5 „Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen.“). Seine Stellung ist durch die Innewohnung des Heiligen Geistes gekennzeichnet (Röm 8,9 „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“).

Verse 3-5

1Pet 4,3-5: Denn die vergangene Zeit (ist) genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben in einem Wandel {eigentlich: wandelnd} in Ausschweifungen, Lüsten, Weinsäufereien, Schmausereien, Trinkgelagen und frevelhaften Götzendienereien; wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mitlaufet zu demselben Treiben der Ausschweifung, und lästern (euch); welche dem Rechenschaft geben werden, der bereit ist, Lebendige und Tote zu richten.

Anmerkungen:

  1. „vergangene“: griech. pareleluthos = Partizip Perfekt eines Tätigkeitsworts, = „vorbeigehen, zurückgehen“. Hier bedeutet es auch, dass die Zeit vorbei und abgeschlossen ist.
  2. „Wille“: auch = „Absicht“.
  3. „frevelhaft“: griech. athemitois kommt im N.T. nur hier und in Apostelgeschichte10,28 „Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, wie unerlaubt es für einen jüdischen Mann ist, sich einem Fremden anzuschließen oder zu ihm zu kommen; und mir hat Gott gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu nennen.“ („unerlaubt“) vor. Es bedeutet wörtlich: „gegen Gesetz und Gerechtigkeit“. Es handelt sich also um Dinge, die wahrscheinlich sogar nach den römischen Gesetzen verboten waren.
  4. „Ausschweifung“: asotia = soteria („Rettung, Befreiung, Bewahrung“) mit dem Alpha Privativum (,a='), wodurch es verneint wird. Das Wort kommt hier und in Lukas 15,13 „Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte.“; Epheser 5,18 „Und berauscht euch nicht mit Wein, in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt,“; Titus 1,6 „Wenn jemand untadelig ist, der Mann einer Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt werden oder zügellos sind.“ vor. Auf eine Person bezogen bedeutet es: „unverbesserlich, aufgegeben (ohne Hoffnung)“.

Es besteht kein Zweifel, dass diese Dinge für die Nationen kennzeichnend waren (Röm 1,21-31). Aber für Juden, die in Verbindung mit dem HERRN standen, war das doch sehr erschütternd. Wie früher ihre Väter, so waren auch die Juden in der Zerstreuung in jener Zeit geneigt, mit den Nationen auf deren bösen Wegen zu wandeln, denn sie waren ja weit entfernt von den wachsamen Augen in Palästina. Gott und sein Gericht wurden, wenn auch mit einem schlechten Gewissen, ausgeschlossen, und sogar der Götzendienst wurde übernommen. Die Gläubigen wussten jetzt, dass sie nicht besser waren als die Nationen.

Aber diese Zeit war abgeschlossen, als sie durch die Gnade zur Gerechtigkeit erwacht waren. Sie hatten den Willen der Nationen bis zum Äußersten getan. Nun musste der Wille Gottes die Richtschnur ihres Lebens sein.

Bis jetzt hatten sie den harten Herren der Begierden der Nationen gedient. Die Sucht nach Reichtum, Ehre, Luxus, Sittenlosigkeit, Ausschweifungen usw. ist ein harter Dienst. Wer in einem dieser Dinge gefangen ist, wird gewöhnlich auch bald der Sklave der anderen. Das Ende ist oft eine zerstörte Gesundheit und immer ein unbefriedigtes Herz.

Im Griechischen wird für den „Willen“ Gottes nicht dasselbe Wort gebraucht wie für den „Willen“ der Nationen. Welch ein Unterschied besteht doch auch zwischen beiden! Den Willen Gottes zu vollbringen, bedeutet immer Freiheit und Freude (Lk 1,74 „dass wir, gerettet aus der Hand [unserer] Feinde, ohne Furcht ihm dienen sollen“). In dem Willen der Welt liegt immer das Gefühl des Unbefriedigtseins: „mit Sünden beladen, von mancherlei Lüsten getrieben …, die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ (2Tim 3,6).

Die Ungläubigen verstehen diese Veränderung bei den Gläubigen nicht. Der natürliche Mensch kann die geistlichen Dinge nicht verstehen (1Kor 2,14 „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird;“). Sie fanden es auch hier nicht nur ungewöhnlich, sondern es befremdete sie, das heißt, sie empfanden es als nicht zur menschlichen Natur passend. Was verstehen sie von dem neuen Leben, das wir in der neuen Geburt empfangen? Sie können nicht begreifen, dass ein neugeborener Mensch kein Verlangen nach diesen Dingen hat, solange er in Gemeinschaft mit dem Herrn ist.

Das Erste, was sie tun, ist, uns wieder zur Umkehr zu bringen. Schon Salomo warnte seinen Sohn davor (Spr 1,10-19). Aber wenn das nichts hilft, folgt offene Feindschaft. Der Wandel der Gläubigen verurteilt sie. Sie hassen das Gute (Röm 1,32 „die, obwohl sie Gottes gerechtes Urteil erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, es nicht allein ausüben, sondern auch Wohlgefallen an denen haben, die es tun.“). Auch beginnen sie zu lästern, weil sie es nicht verstehen. Sie reden Böses, obwohl sie wissen, dass es nicht wahr ist (Röm 2,15 „solche, die das Werk des Gesetzes geschrieben zeigen in ihren Herzen, wobei ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen)“). Sie unterstellen geheime hässliche Dinge und beschuldigen sie der Heuchelei.

Aber der Tag kommt, an dem sie von ihren Taten und Worten Rechenschaft ablegen müssen. Der Richter steht bereit, das Gericht auszuüben (Röm 2,16; 14,10 (2:16) an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird nach meinem Evangelium durch Jesus Christus.“ „(14:10) Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.“; 2Kor 5,10 „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.“; Off 20,12 „Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.“). Wenn Er heute noch nicht kommt, dann ist das nur, weil Gott gnädig ist und den verlorenen Menschen noch die Gelegenheit gibt, sich zu bekehren, damit sie nicht ewig verlorengehen (2Pet 3,9 „Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“).

Der Vater hat das ganze Gericht dem Sohn übergeben (Joh 5,22 „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben,“). Er, der von der Welt verworfen worden ist, wird diese Welt und jeden persönlich, der Ihn nicht annehmen will, richten. Davon hat Gott den Beweis gegeben dadurch, dass Er den Herrn Jesus aus den Toten auferweckte (Apg 17,31 „weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“). Wie Paulus dies den Führern der weltlichen Weisheit in deren Zentrum in Athen enthüllte, so predigte Petrus es dem römischen Hauptmann in Cäsarea, dem Vertreter der Weltmacht (Apg 10,42 „Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist.“).

Die Juden kannten das Gericht über die Lebenden, denn sie waren jedenfalls bis zur Babylonischen Gefangenschaft der Mittelpunkt der Regierung Gottes auf der Erde gewesen. Salomo saß auf dem Thron des HERRN in Jerusalem (1Chr 29,23 „Und so setzte sich Salomo auf den Thron des HERRN als König an seines Vaters David statt, und er hatte Gelingen; und ganz Israel gehorchte ihm.“). So waren die Juden oft die Ausführenden des Gerichts Gottes über die Lebenden gewesen, zum Beispiel, als sie Kanaan in Besitz nahmen (5Mo 9,5 „Nicht um deiner Gerechtigkeit und der Geradheit deines Herzens willen kommst du hinein, um ihr Land in Besitz zu nehmen; sondern um der Gottlosigkeit dieser Nationen willen vertreibt der HERR, dein Gott, sie vor dir, und damit er das Wort aufrechterhalte, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.“).

Aber als Israel und Juda von dem HERRN abwichen, so dass Er sie in die Hand ihrer Feinde übergeben und aus dem Land vertreiben musste, verließ die Herrlichkeit des HERRN Jerusalem (Hes 1,11 „Und ihre Angesichter und ihre Flügel waren oben getrennt; jedes hatte zwei Flügel miteinander verbunden und zwei, die ihre Leiber bedeckten.“). Er, der der Herr der ganzen Erde genannt wird (Jos 3,11 „Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde zieht vor euch her in den Jordan.“), wird von Daniel der Gott des Himmels genannt (Dan 2,37 „Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat;“), der die Macht über die Erde dem Haupt des Reiches gegeben hat, das als Erstes gegen Ihn in Aufstand geriet (1Mo 10,10; 11,19 (10:10) Und der Anfang seines Reiches war Babel und Erek und Akkad und Kalne im Land Sinear.“ „(11:19) Und Peleg lebte, nachdem er Reghu gezeugt hatte, 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.“).

Jetzt ist die Regierung Gottes nicht mehr sichtbar, sondern im Verborgenen. Obwohl die Grundsätze dieser Regierung unverändert bleiben und es also auch jetzt noch sind (1Pet 3,10 „„Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte seine Zunge vom Bösen zurück und seine Lippen, dass sie nicht Trug reden;“), offenbart Gott sich der WeIt jetzt als der Heiland-Gott (1Tim 2,3.4 (3) [Denn] dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, (4) der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“). Er bietet Gnade an und hält sein Gericht zurück.

Das bedeutet, dass das Böse nicht augenblicklich bestraft wird, ja, manchmal in diesem Leben auf der Erde gar nicht. Es bedeutet auch, dass die Gläubigen, die Ihm dienen, vonseiten der WeIt leiden müssen.

Aber einmal muss jedes Böse gerichtet werden (1Kor 4,5 „So urteilt nicht irgendetwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“; 2Kor 5,10 „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.“; Heb 9,27 „Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht,“). Das war auch im Alten Testament so. Dabei muss jede Tat nicht nur in Gottes Regierung auf der Erde gerichtet werden, sondern zugleich im Hinblick auf das ewige Verhältnis des Schöpfers zu seinem Geschöpf, dem Menschen. Da Gott sich jetzt in Gnade offenbart und nicht jedes Böse sogleich bestraft, und da Er sich jetzt vollkommen im Sohn offenbart hat, muss jetzt notwendigerweise der Nachdruck fallen auf das endlich endgültige Gericht, das Gericht der Toten.

Das Gericht der Lebendigen wird der Herr durchführen, wenn Er in seinem Königreich kommt (Mt 25,31 „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen;“), das Gericht über die Toten (Off 20,11 „Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden.“) kurz bevor Er das Reich Gott, dem Vater, übergibt und der ewige Zustand beginnt (1Kor 15,24 „dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht.“). Der Ausdruck „Lebendige und Tote“ kommt außer an dieser Stelle auch in Apostelgeschichte 10,42 „Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist.“ und 2. Timotheus 4,1 „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich:“ in Verbindung mit dem Gericht vor. In Römer 14,9 „Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: um zu herrschen sowohl über Tote als auch über Lebende.“ steht noch: „auf dass er herrsche sowohl über Tote als über Lebendige“.

Vers 6

1Pet 4,6: Denn dazu ist auch (den) Toten gute Botschaft verkündigt worden, auf dass sie gerichtet werden möchten (dem) Menschen gemäß nach {oder: in} (dem) Fleische, aber leben möchten Gott gemäß nach {oder: in} (dem) Geist.

Im Hinblick auf dieses Gericht ist früher den Menschen frohe Botschaft verkündigt worden. Abraham wurden Verheißungen gegeben (Gal 3,18 „Denn wenn die Erbschaft aus Gesetz ist, so nicht mehr aus Verheißung; dem Abraham aber hat Gott sie durch Verheißung geschenkt.“). Den gläubigen Hebräern wird geschrieben, dass den Vätern gute Botschaft verkündigt worden war (Heb 4,2 „Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, wie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war.“). Ja, Gott hat in seiner Gnade seit dem Sündenfall eine gute Botschaft gehabt, die vor dem Gericht schützte und Leben gab. Die Schrift nennt dies das ewige Evangelium (Off 14,6.7 (6) Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk, (7) indem er mit lauter Stimme sprach: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und [das] Meer und die Wasserquellen.“).

Der Glaube nahm diese frohe Botschaft an, sowohl im Anfang als auch später, als sie erweitert wurde, als die Gnade stufenweise mehr offenbart wurde, bis der Tod, die Auferstehung und die Verherrlichung Christi der frohen Botschaft ihre volle Größe gaben. Wer sie nicht annahm, blieb als verantwortlicher Mensch vor Gott und wird bald gerichtet werden. Wer sie annahm, verurteilte sich selbst jetzt schon, indem er bekannte, dass er das Gericht Gottes verdient hatte, und er wurde von der Welt verurteilt: Er musste im Fleische leiden und verlästert werden. Aber er empfing auch neues Leben von Gott, ein geistliches Leben, so dass er nun im Geist Gott gemäß lebte.

Die Schrift sagt nicht, dass die frohe Botschaft allen verkündigt worden ist. Es steht hier nicht: „den Toten“, sondern nur: „Toten“. Hier handelt es sich nicht darum, ob es alle gehört haben.

Im letzten Teil von Vers 6 steht nicht: „… oder leben möchten Gott gemäß nach dem Geiste“, sondern: „aber“. Daher kann ich die Erklärung, dass der erste Teil (das Gericht) das Teil derer sei, die das Evangelium nicht annehmen, und der zweite Teil (das Leben) das Teil derer, die es annehmen, nicht verstehen. Aus dem ganzen Vers und dem Zusammenhang (1Pet 4,16 „wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.“) müssen wir meines Erachtens folgern, dass sowohl das Gericht dem Menschen gemäß nach dem Fleisch als auch das Leben Gott gemäß nach dem Geist das Teil derer ist, die die frohe Botschaft annehmen. Dazu war sie ihnen verkündigt worden.

Jedem nüchtern denkenden Leser ist es deutlich, dass der Gedanke, dass diese frohe Botschaft diesen Toten verkündigt wurde, als sie schon gestorben waren, nicht richtig ist. Wie kann man ein „Gerichtetwerden dem Menschen gemäß nach dem Fleisch“ und ein „Leben Gott gemäß nach dem Geist“ auf Tote anwenden? Sie sind ja nicht mehr im Fleisch! Die Schrift verwendet diese Ausdrücke nachdrücklich nur für auf der Erde lebende Menschen.

Die frohe Botschaft wurde ihnen verkündigt, als sie auf der Erde waren, wie es zum Beispiel Hebräer 4,2 „Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, wie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war.“ ausdrücklich sagt. Die Lehre, dass es nach dem Tode noch Gelegenheit gibt, das Evangelium anzunehmen, steht in völligem Widerspruch zum ganzen Gedankengang des Wortes Gottes.

Was wir in diesem Vers lesen, ist nicht dasselbe, was in 1. Petrus 3,19 „in dem er auch hinging und den Geistern predigte, die im Gefängnis sind,“ steht. Noah war der Prediger der Gerechtigkeit (2Pet 2,5 „und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten erhielt, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte;“). Er predigte das Gericht, aber keine frohe Botschaft. Die Schrift verwendet in 1. Petrus 3,19 und 4,6 (3:19) in dem er auch hinging und den Geistern predigte, die im Gefängnis sind,“ „(4:6) Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, damit sie zwar gerichtet werden dem Menschen gemäß nach dem Fleisch, aber leben möchten Gott gemäß nach dem Geist.“ ausdrücklich unterschiedliche Worte.

Verse 7-9

1Pet 4,7-9: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller (Dinge). Seid nun besonnen und seid nüchtern zu (den) Gebeten. Vor allen (Dingen) aber habt zueinander eine inbrünstige Liebe, denn Liebe bedeckt eine Menge von Sünden. (Seid) gastfrei gegeneinander ohne Murren.

Im Allgemeinen gebraucht Gottes Wort zwei Mittel, um uns von dieser Erde zu lösen. Zuerst weckt es unsere geistlichen Gefühle, indem es unser Auge richtet auf das nahe Kommen des Herrn Jesus, um uns in das Vaterhaus zu bringen. Die Stimme des Herrn „Siehe, ich komme bald“ richtet unsere Augen auf den glänzenden Morgenstern. Dessen Anziehungskraft lässt das Herz verlangen nach der Herrlichkeit, wo Er ist: „Amen, komm Herr Jesus“ (Off 3,11; 22,7.17.20)! Das löst uns von den Dingen auf der Erde.

Das zweite Mittel, das Gottes Wort gebraucht, ist, dass es die Vergänglichkeit aller Dinge auf der Erde sehen lässt. „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller (Dinge)“ (Heb 12,27). Nicht nur wird jeder einmal von seinen Werken Rechenschaft ablegen müssen, sondern alles, worauf das Fleisch vertrauen kann, hat ein Ende (Im Griechischen liegt der Nachdruck auf „alle“.). Das Ende ist nun nahe gekommen. Das Bewusstsein dieser Tatsache erschüttert das Vertrauen des Fleisches.

Noch immer spricht der Apostel über die Regierung Gottes in Verbindung mit dem großen Grundsatz der Verantwortlichkeit in Bezug auf das Zeugnis Gottes. Für den Christen ist diese Regierung die Regierung des Vaters. Aber auch als solcher sieht Gott auf die Welt. Seine Kinder sollen Ihn darin verherrlichen. Tun sie das nicht, dann muss Er sich selbst verherrlichen, aber auf ihre Kosten. Das Feuer der Verfolgung ist der Beweis, dass das Gericht begonnen hat bei dem Hause Gottes (1Pet 4,12 „Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes;“). In diesem Leiden sind sie Teilhaber des Leidens Christi, aber zugleich Gegenstände der Zucht des Vaters (Heb 12,2-11). Gott weiß diese Dinge immer zu vereinigen.

Hinsichtlich der Verbindung der Regierung Gottes mit der Welt war die Zerstörung Jerusalems, die innerhalb einiger Jahre nach dem Schreiben dieses Briefes stattfinden sollte, von großer Bedeutung. Es war die Stadt des großen Königs, wo der Messias regieren wird (Ps 48,3 „Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.“). Ihre Zerstörung war die Vernichtung des Ortes, von dem aus einst Gottes Regierung unmittelbar ausgeübt worden war, wo der Messias regiert hätte, wenn Er angenommen worden wäre, und wo Er einst auch regieren wird (Jer 3,17 „In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HERRN nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens des HERRN in Jerusalem; und sie werden nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens nachwandeln.“). Jetzt hat Er seinen himmlischen Platz in Auferstehung eingenommen. Das ist gerade der große Gegenstand dieses Briefes. Die Regierung Gottes hatte sich also geändert, nicht was die Grundsätze angeht, aber sie war jetzt allgemein geworden. Da der Herr Jesus auf der Erde gelitten hat, lässt Gottes Regierung zu, dass auch die Seinen hier leiden. Bis zu der Zeit des Gerichts werden die Gerechten verfolgt werden und müssen daher Geduld haben.

Die Zerstörung Jerusalems vernichtete das Vertrauen des ungläubigen jüdischen Volkes. Für die Christen war sie der Beweis, dass das Ende aller Dinge nahe gekommen war. In Gottes Wort wird nichts genannt, was vor den Gerichten stattfinden müsste, die in Verbindung stehen mit der Ankunft des Herrn, um die Feinde zu vernichten und das Gericht auszuüben. Aber Petrus geht bis auf den Grund: nicht nur bis zum Friedensreich, sondern bis zum neuen Himmel und der neuen Erde, denn das Ende aller Dänge kommt durch Gericht (2Pet 3,7-13). Aber danach kommt der Segen. Das Gericht ist notwendig, um den Ort des Segens zuzubereiten.

Der Unglaube sagt: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft“ (2Pet 3,4)? Aber der Glaube sagt: „Wenn damals schon das Ende nahe gekommen war, wie nahe muss es dann jetzt sein.“ – „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,11-13).

Im Hinblick auf das Ende alles dessen, was wir sehen, sollen wir „nüchtern“ oder „von gesundem Verstand“ sein (1Pet 5,8 „Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“), das heißt, alles sehen, wie es wirklich ist, und nichts von den Dingen hier auf der Erde erwarten, die ja in Kürze gerichtet werden. Unser Vertrauen muss auf Gott gerichtet sein, der sich nicht verändert, der ewig ist (Heb 13,8 „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“) und der uns bewahren wird in allen Schwierigkeiten und Versuchungen, durch die wir hier in dieser Welt zu gehen haben, bis der Tag der Befreiung anbricht.

Dazu müssen wir nüchtern sein zu Gebeten (siehe die Fußnote in E.Ü.; die besseren Handschriften lassen „den“ aus). Paulus schreibt an die neu bekehrten Thessalonicher: „Betet unablässig“ (1Thes 5,7). An die auf dem höchsten geistlichen Niveau stehenden Epheser schreibt er, dass sie „zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste, und eben hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen“ (Eph 6,18) sein sollten.

Das Gebet ist der Ausdruck der eigenen Ohnmacht und der Abhängigkeit von Gott. Aber im Gebet haben wir Gemeinschaft mit Ihm, und seine Macht wird zu unseren Gunsten ausgeübt. Jemand hat gesagt: „Das Gebet ist die Macht, die den Arm des Allmächtigen, der das Weltall durch sein Wort schuf, in Bewegung setzt.“

Gott, unser Vater, lauscht mit inniger Freude unserer Stimme, wenn wir zu Ihm kommen. Wir sind ja seine Kinder. Er sagt zu uns: „In allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Phil 4,6.7). Auch wenn wir um Dinge bitten, die Er uns nicht geben kann, weil seine Liebe weiß, dass es schlecht für uns wäre, wird „der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, … unsere Herzen und unseren Sinn bewahren in Christo Jesu.“

Im Evangelium nach Lukas wird von dem Herrn Jesus siebenmal gesagt, dass Er im Gebet war, zuweilen ganze Nächte und einmal in seinem Sterben. Der große Apostel Paulus bittet Neubekehrte, für ihn zu beten (1Thes 5,25 „Brüder, betet für uns.“). Sehen wir daran nicht, welchen Wert das Wort Gottes dem Gebet beimisst? Wie wenig noch haben wir das gelernt!

Wenn wir so durch das Gebet Zugang erhalten haben zu den unendlichen Schätzen, die Gott uns bereitet hat, dann sind wir fähig, das zu tun, von dem der Apostel sagt, dass wir es vor allen Dingen nötig haben: eine inbrünstige Liebe zueinander zu haben. Wo sonst könnten wir die inbrünstige Liebe zueinander bekommen als im Umgang mit dem, der der Gott der Liebe ist und das bewiesen hat, indem Er seinen Sohn für Sünder hingab (1Joh 4,8-10 (8) Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. (9) Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. (10) Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.“; Röm 5,8 „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“)?

Das Neue Testament kennt zwei Wörter für „lieben“ (und „Liebe“): phileo und agapao (mit dem Hauptwort agape). Das erste Wort bezeichnet mehr die Freundschaft. Die anderen beiden werden außer in Titus 3,4 „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,“ überall gebraucht für die Liebe Gottes zum Menschen und für die Liebe des Menschen zu Gott. Sie werden auch gebraucht für die Liebe des Vaters zum Sohn, mit Ausnahme von Johannes 5,20 „Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch verwundert.“, und für die Liebe des Vaters zu den Jüngern, mit Ausnahme von Johannes 16,27 „denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“. Phileo ist eine Gemütsbewegung, die durch etwas in dem Gegenstand der Liebe, das anziehend ist und Freude schenkt, angeregt wird. Agape deutet auf einen vorhandenen Zustand in einer Person hin, der sie notwendig zum Handeln bringt. Der Ausgangspunkt ist hier also mehr die Person, die liebt, obwohl eine Verbindung mit der Kostbarkeit des Gegenstandes der Liebe besteht. „Gott ist Liebe“ ist der eigentliche Ausgangspunkt dieser Liebe, auch da, wo es sich um die Liebe des Menschen zu Gott handelt.

Wo in der Schrift über die Liebe zu den Brüdern gesprochen wird, werden beide Worte abwechselnd gebraucht. In 1. Petrus 1,22 „Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe, so liebt einander mit Inbrunst aus reinem Herzen,“ wird zum Beispiel beim ersten Mal phileo und beim zweiten Mal agapao gebraucht; in 1. Petrus 3,8 „Endlich aber seid alle gleich gesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig“ phileo. Aber hier in 1. Petrus 4,8 „Vor allem habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ wird agape verwendet, das Wort für die göttliche Liebe. Es ist die Liebe, die Gott darin gegen uns bewies, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8.5 „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ „die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“). Diese Liebe ist nun in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. Wir sind Teilhaber der göttlichen Natur geworden (2Pet 1,4 „durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde,“). Darum lieben wir, weil Er uns zuerst geliebt hat (1Joh 4,19 „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“)!

Aber diese Liebe muss sich offenbaren. Sie tut es in der Liebe zu den Brüdern (1Joh 4,20 „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat?“). Wo diese inbrünstige Liebe zueinander gefunden wird, da wird die göttliche Gegenwart und Wirksamkeit offenbart.

Diese Liebe muss „vor allen Dingen“ sein. Das bedeutet, dass sie vorangehen muss. Nichts hat Wert, wenn diese Liebe nicht die Triebfeder ist. „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilen werde, und wenn ich meinen Leib hingebe, auf dass ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so ist es mir nichts nütze“ (1Kor 13). Es ist dieselbe agape Liebe, von der in unserem Vers gesprochen wird. Diese Liebe bedeckt eine Menge von Sünden (Spr 10,12 „Hass erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu.“). Sie ist der Gegensatz zu Hass, der Zänkereien hervorruft (Jak 5,20 „so wisse er, dass der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird.“).

Der Apostel spricht hier nicht über das Verhältnis der Seele zu Gott und dem endgültigen Hinwegtun der Sünden vor Gott oder dem Vater (1Joh 1,9 „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“). Er spricht über die Verbindung zwischen Gott und seinem Volk in seiner Regierung. Wenn wenig Liebe zwischen den Brüdern ist, wenn Schwierigkeiten vorhanden und die Herzen einander entfremdet sind, dann ist das bestehende Böse vor Gottes Augen (Gal 5,13-15 (13) Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander. (14) Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (15) Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet.“). Aber wenn Liebe vorhanden ist, die nichts Böses denkt und sich nicht erbittern lässt, sondern im Gegenteil in dem Bösen einen Anlass sieht, sich zu offenbaren (1Kor 13,5 „sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,“), dann ruht Gottes Auge auf der Liebe und nicht auf dem Bösen.

Wir sind von Natur aus geneigt, böse zu werden, wenn man uns Böses antut. Liebe, die göttliche Liebe, wird durch das von einem anderen verübte Böse nur veranlasst, sich zu offenbaren. Sie wird sich mit dem Bösen beschäftigen, nicht im Blick auf sich selbst (sie erduldet alles), sondern aus Liebe zu dem Bruder, der das Böse verübt hat (3Mo 19,17 „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst.“). Sie weiß, dass seine Gemeinschaft mit dem Herrn jetzt unterbrochen ist und er nicht glücklich ist. Sie wird nicht mit anderen darüber sprechen, außer wenn ein guter Grund dafür vorhanden ist, sondern sie wird sich mit ihm selbst beschäftigen, um seine Füße zu waschen und ihn so zu gewinnen (Joh 13,8b „Petrus spricht zu ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir.“). Wir haben ein Recht, die Füße unserer Brüder zu waschen und ihre Sünden zu vergeben. Die Liebe hat das Recht, die Dinge zu begraben, so dass sie nicht mehr gesehen werden (Mt 18,14.15 (14) Ebenso ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eins dieser Kleinen verloren gehe. (15) Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen.“; Jak 5,15 „Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.“; 1Joh 5,16 „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, so wird er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht für diese sage ich, dass er bitten solle.“).

Natürlich berührt dies nicht die Pflicht der Versammlung, heilige Zucht auszuüben (1Kor 5,13 „Die aber draußen sind, richtet Gott; tut den Bösen von euch selbst hinaus.“). Die Liebe kann das Böse, das Gott offenbar gemacht hat, nicht verbergen. Aber sie kann oft die Notwendigkeit einer solchen Offenbarung verhüten, indem sie sich im Anfang in Gnade mit dem Bruder oder der Schwester beschäftigt.

Gastfreundschaft ist eine andere Form der Liebe. Das griechische Wort hierfür bedeutet ursprünglich: „freundlich gegenüber Fremden“. Es ist also die praktische Ausübung der Liebe gegenüber anderen, nicht weil wir sie gut kennen und sie unsere Freunde sind, sondern weil sie Kinder Gottes sind und unsere Hilfe nötig haben (Heb 13,2 „Die Gastfreundschaft vergesst nicht, denn durch diese haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“). Wenn es wirklich aus Liebe geschieht und nicht aus einem gewissen Pflichtgefühl oder weil man sich dem nicht entziehen kann, dann wird es sicher ohne Murren sein. Dann wird auch gerade Gemeinschaft und Stärkung der Bruderliebe daraus hervorkommen, weil wir einander kennenlernen.

Vers 10

1Pet 4,10: Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dienet einander damit als gute Verwalter der mancherlei Gnade Gottes.

Das Wort „Gnadengabe“ (charisma) wird in der Schrift in zwei Bedeutungen gebraucht: in Römer 1,11; 5,15.16; 6,23; 11,29 (1:11) Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu befestigen,“ „(5:15) Ist nicht aber wie die Übertretung so auch die Gnadengabe? Denn wenn durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch den einen Menschen, Jesus Christus, ist, zu den vielen überströmend geworden. (5:16) Und ist nicht wie durch einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.“ „(6:23) Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ „(11:29) Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.“ und 2. Korinther 1,11 „indem auch ihr durch das Flehen für uns mitwirkt, damit für die von vielen Personen uns zuteilgewordene Gnadengabe durch viele für uns Danksagung dargebracht werde.“ für Segnungen, die wir aus Gnade empfangen; in Römer 12,6 „Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weissagen nach dem Maß des Glaubens;“; 1. Korinther 1,7; 7,7; 12,4.9.28.30.31 (1:7) so dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet,“ „(7:7) Ich wünschte aber, alle Menschen wären wie auch ich selbst; aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ „(12:4) Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist;“ „(12:9) einem anderen [aber] Glaube in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist,“ „(12:28) Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen.“ „(12:30) Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus? (12:31) Eifert aber nach den größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.“; 1. Timotheus 4,14 „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Auflegen der Hände der Ältestenschaft.“; 2. Timotheus 1,6 „Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir ist durch das Auflegen meiner Hände.“ und in unserem Vers bedeutet es eine durch die Gnade gegebene Fähigkeit oder ein Talent („Gabe“).

Jeder Gläubige hat eine Gnadengabe empfangen. Gott hat den Apostel Paulus benutzt, diesen Grundsatz deutlich zu machen. Jeder hat einen Platz im Leibe des Christus und zugleich als Gnadengabe die Fähigkeit, diesen Platz in der richtigen Weise einzunehmen, so dass der Leib gut funktioniert (1Kor 12,14-27). „… Christus, aus welchem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maße jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“ (Eph 4,16). „… aus welchem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bande Darreichung empfangend und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst“ (Kol 2,19).

Petrus ist hier mehr mit dem Praktischen beschäftigt. Jeder soll seine Gabe gebrauchen, um anderen damit zudienen. Wir sind nicht die Besitzer dessen, was die Gnade uns gegeben hat, sondern „Verwalter“. Gott hat diese verschiedenen Gnadengaben gegeben, um dadurch die vielen verschiedenen Bedürfnisse, die es gibt, zu stillen. „Mancherlei“ oder „vielerlei“ will nicht auf eine große Anzahl hinweisen, sondern auf die Verschiedenheit der Gaben, durch die alle Bedürfnisse der Gläubigen befriedigt werden können. Jeder soll dem anderen mit seiner Gabe dienen.

Alles, was Gott dem Menschen gegeben hat, muss der Mensch als Verwalter verwalten. Der Herr Jesus zeigt, dass der Mensch und vor allem Israel untreu gewesen ist und dass Gott ihm daher die Herrschaft über die irdischen Güter wegnehmen wird (Lk 16,1-13; 1Mo 2,15 „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.“; 3Mo 25,2-23). Wir leben in der Zeit, in der Gott schon gesagt hat: „Lege die Rechnung von deiner Verwaltung ab.“ Aber der Mensch ist praktisch noch im Besitz der Erde und dessen, was dazu gehört. Der Herr stellt nun den ungerechten Verwalter als unser Vorbild hin: Er verwendete die Güter seines Herrn nicht mehr für sich selbst, sondern zum Nutzen der anderen Schuldner seines Herrn. So haben wir die irdischen Besitztümer zum Nutzen der Gläubigen und für die Menschen im Allgemeinen zu gebrauchen (Gal 6,10 „Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.“).

Auch hinsichtlich der geistlichen Gaben sind wir Verwalter. Die göttliche Fülle hat uns alles gegeben, was wir für den uns aufgetragenen Dienst brauchen (Lk 12,42 „Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den sein Herr über sein Gesinde setzen wird, ihnen zur rechten Zeit die zugemessene Nahrung zu geben?“; 1Chr 29,11-17). Welch eine Fähigkeit besitzen wir also! Aber welche Verantwortung auch! Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, dass einer treu erfunden werde (1Kor 4,15 „Denn wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“)!

Die Schrift sagt wiederholt mit Nachdruck, dass jeder Dienst in direkter Verantwortung gegenüber dem Herrn Christus ausgeübt werden muss. Er hat die Gabe gegeben, und Er wird Rechenschaft darüber fordern, wie wir sie verwendet haben (1Kor 12,5 „und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr;“; Mt 24,45ff; 25,14-30; Eph 4,11 „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer,“). Wie traurig, wenn Menschen sich eine Autorität anmaßen, die allein dem Herrn zusteht, wenn Menschen sich zwischen den Herrn und seine Diener stellen. Wie traurig, wenn ein Diener nicht mehr nur auf die Leitung des Herrn achtgibt und sich seiner direkten Verantwortung Ihm gegenüber nicht mehr bewusst ist, einer Verantwortung, der uns keine menschliche Verbindung entheben kann.

Epheser 4,7-16 (in Verbindung mit Ps 68,18 „Die Wagen Gottes sind zwei Mal Zehntausende, Tausende und aber Tausende; der Herr ist unter ihnen – ein Sinai an Heiligkeit.“) und 1. Korinther 12 geben die Grundsätze des Dienstes deutlich an. Es sind Gaben Gottes, die Gott Christo gegeben hat und die der Herr Menschen zuteilt. Diese müssen sie ausüben in Abhängigkeit vom Herrn und in direkter Verantwortung Ihm gegenüber (1Kor 4,15 „Denn wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“). Der Heilige Geist gibt die Kraft zur Ausübung des Dienstes. Im Namen des Herrn hat Er die Leitung dabei, so dass der Diener sich in der Ausübung seines Dienstes ganz von Ihm leiten lassen muss (1Kor 12,7.11 „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ „Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.“; Apg 16,6-10 (6) Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geist daran gehindert worden waren, das Wort in Asien zu reden; (7) als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht. (8) Als sie aber an Mysien vorübergezogen waren, gingen sie nach Troas hinab. (9) Und es erschien Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein gewisser mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! (10) Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen.“). Der Herr wird einmal Rechenschaft fordern (Lk 19,12-26)!

Das Wort oikonomos („Verwalter“) kommt vor in Lukas 12,42; 16,1.8 (12:42) Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den sein Herr über sein Gesinde setzen wird, ihnen zur rechten Zeit die zugemessene Nahrung zu geben?“ „(16:1) Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein gewisser reicher Mann, der einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm angeklagt, dass er seine Habe verschwende.“ „(16:8) Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts ihrem eigenen Geschlecht gegenüber.“; Römer 16,23 „Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Versammlung Wirt. Es grüßen euch Erastus, der Stadtkämmerer, und der Bruder Quartus.“; 1. Korinther 4,1.2 (1) Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. (2) Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde.“; Galater 4,2 „sondern er ist unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Frist.“; Titus 1,7 „Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“ und hier. Im Titusbrief wird der Aufseher ein Verwalter Gottes genannt. Wo es sich um die Ausübung von Gaben handelt, sagt unsere Stelle und 1. Korinther 4 wohl, dass wir Verwalter der Geheimnisse und der mancherlei Gnade Gottes, aber nicht, dass wir Verwalter Gottes sind. Wir sind Dienstknechte Christi.

Wir sind also Verwalter der mancherlei Gnade Gottes. Gottes Gnade ist so groß und so vielseitig, dass sie jedes Bedürfnis jedes Menschen stillen kann. „Mancherlei“ weist daher auch nicht auf die Größe der Gnade Gottes hin, sondern auf die vielen verschiedenen Arten, in denen die Gnade sich offenbart. Gott in seiner Güte will nun Menschen gebrauchen, diese Gnade praktisch zu den Menschen zu bringen. Er will alle Bedürfnisse aller Menschen stillen, sowohl die materiellen als auch die geistlichen. Dazu gibt Er seine Gnade sozusagen als einen Schatz den Gläubigen in die Hände, damit sie diesen als Verwalter verwalten (d.h. dorthin bringen, wo Gnade nötig ist), ein jeder nach der Gnadengabe, die er empfangen hat.

So hatten die Propheten über die Gnade, die jetzt unser Teil geworden war, geweissagt (1Pet 1,10-12 (10) eine Errettung, über welche die Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade euch gegenüber geweissagt haben, (11) forschend, auf welche oder welcherart Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte; (12) denen es offenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist – Dinge, in welche die Engel hineinzuschauen begehren.“). So verlangte Paulus danach, nach Rom zu gehen, um den Gläubigen dort etwas geistliche Gnadengabe mitzuteilen (Röm 1,11; 15,29 (1:11) Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu befestigen,“ „(15:29) Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde.“). So gab der auferstandene Herr seinen Jüngern den Auftrag, auszugehen und verlorenen Menschen Vergebung der Sünden zu bringen (Joh 20,21-23 (21) Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch. (22) Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! (23) Welchen irgend ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten.“). So kommt „Gottes Gerechtigkeit durch Glauben an Jesum Christum zu allen“ (Röm 3,22), obwohl nur diejenigen, die sie annehmen, daran teilhaben. So bringt jeder Lehrer aus seinem Schatz Neues und Altes hervor (Mt 13,52 „Er aber sprach zu ihnen: Darum ist jeder Schriftgelehrte, der im Reich der Himmel unterrichtet ist, gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt.“), das alles zu der „mancherlei Gnade Gottes“ gehört. So sollen wir Gutes wirken gegen alle Menschen, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens (Gal 6,10 „Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.“). So war Dorkas eine treue Verwalterin (Apg 9,36 „In Joppe aber war eine gewisse Jüngerin, mit Namen Tabitha, was übersetzt heißt: Dorkas; diese war reich an guten Werken und Almosen, die sie übte.“). So werden wir auch ermahnt, „Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam“ (1Tim 6,18).

Vers 11a

1Pet 4,11a: Wenn jemand redet, als Aussprüche Gottes; …

Die Gnadengaben werden hier in der einfachen Aufteilung genannt, die die Apostel schon im Anfang der Versammlung gebrauchten: der Dienst des Wortes und die Bedienung der Tische (Apg 6,24).).

Das Erste ist also für jeden, der am Worte Gottes dient, sowohl für den Hirten als auch für den Lehrer und den Evangelisten (Eph 4,11 „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer,“). Das griechische Wort für „Aussprüche“ oder „Worte“ oder „Orakel“ (logia) wurde im klassischen Griechisch gebraucht für die Aussprüche der Götzen, wenn man ihren Rat erfragte, wie zum Beispiel bei dem bekannten Orakel von Delphi, wo die Zukunft vorausgesagt wurde. Dies Wort kommt in der Bibel nur in Apostelgeschichte 7,38 „Dieser ist es, der in der Versammlung in der Wüste mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und mit unseren Vätern gewesen ist; der lebendige Aussprüche empfing, um sie uns zu geben;“ („lebendige Aussprüche“), Römer 3,2 „Viel, in jeder Hinsicht. Denn zuerst einmal sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.“; Hebräer 5,12 „Denn obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise.“ und hier vor. Es bedeutet also nicht nur, dass das, was der Sprecher sagt, in Übereinstimmung mit Gottes Wort sein muss, was selbstverständlich auch wahr ist. Was er sagt, müssen die Worte sein, die Gott in den Umständen und in dem Augenblick durch den Sprechenden sagen will. „Es spricht, der da hört die Worte Gottes, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht“ (4Mo 24,4).

Selbstverständlich wird alles, was „als Aussprüche Gottes“ gesprochen wird, in Übereinstimmung mit der Schrift sein. Gott widerspricht sich selbst nie. Aber jemand, der die Schrift anwendet, kann sie falsch anwenden. Es kann vorkommen, dass jemand ermahnt, während Trost nötig ist, oder dass jemand mit Worten der Schrift bestraft, während Belehrung nötig ist, usw. Welcher Diener Gottes kann beurteilen, was die Seelen, zu denen er spricht, in diesem Augenblick nötig haben? Oft wissen diese es selbst nicht. Aber Gott weiß es. Deshalb muss der Diener so nahe bei Gott sein, dass er aus der Gegenwart Gottes spricht, also die Gedanken Gottes in diesem bestimmten Augenblick ausdrückt, wie es bei Bileam war, obwohl es gegen dessen eigenen Willen war.

Die höchste Ehre und die größte Verpflichtung eines Dieners ist, gehorsam zu sein und zu tun, was ihm aufgetragen wird. Nicht ihm gebührt die Ehre, sondern seinem Herrn. Darum wird gesagt: „aus der Kraft, die Gott darreicht, auf dass in allem Gott verherrlicht werde … Meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2Kor 12,9.10)! Darum darf er nicht seine eigenen Worte sagen, sondern „Aussprüche Gottes“.

Wer ist zu diesen Dingen fähig? Wir haben den Heiligen Geist empfangen. Sollte Er, der Paulus und allen anderen Schreibern des Neuen Testaments die Gedanken Gottes offenbarte und ihnen danach geistliche Worte gab, durch die sie diese geistlichen Dinge, „getrieben vom Heiligen Geist“, niederschreiben konnten (1Kor 2,10.13 „uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.“ „die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel.“; 2Pet 1,21 „Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.“), nicht imstande sein, uns zu diesen Dingen fähig zu machen? Er selbst nimmt freiwillig diesen Platz von Unterwürfigkeit ein. Er redet nicht aus sich selbst (Joh 16,13.14 (13) Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. (14) Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen.“). Das bedeutet nicht, dass Er nicht über sich selbst redet, obwohl das auch wahr ist. Aber Er redet im Auftrage des Vaters und des Sohnes. „Was irgend er hören wird, wird Er reden.“ – „Von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen.“ Sollte Er uns mit seiner göttlichen Kraft nicht in dieselbe Stellung leiten können und uns dazu die Kraft und die Fähigkeit geben?

Wie wenig Gebrauch wissen wir oft von der göttlichen Kraft zu machen! Oder besser gesagt, wie wenig lassen wir uns ganz von Gott gebrauchen! Wenn wir wirklich dem Geist Jesu unterworfen wären (Apg 16,7 „als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht.“) und zum Herrn aufsähen, wie würden wir dann fähig sein, anderen mitzuteilen, was Gott ihnen als Gnade geben will. Es würde dann nicht nur schriftgemäßer Dienst sein, sondern der lebendige Dienst des Heiligen Geistes, durch den jedes Bedürfnis gestillt werden würde. Das ist der prophetische Dienst, der immer erbaut und durch den Fremde und Unkundige überzeugt werden, „dass Gott wirklich unter euch ist“ (1Kor 14,4.24.25). Es ist ein Reden, wie es die alten Propheten taten: „So spricht der HERR“ (Hes 2,38; 3,10.11)! Der Dienst eines Propheten ist nicht so sehr vorhersagen (d.h. die Zukunft voraussagen), als vielmehr der Mund Gottes zu sein, das heißt zu reden, was Gott in einem bestimmten Augenblick unter bestimmten Umständen zu bestimmten Personen sagen will (Jer 2,12 „Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, und schaudert, erstarrt sehr!, spricht der HERR.“). Das kann bedeuten, dass Zukünftiges vorhergesagt wird, aber ebenso gut auch nicht. Im Buch Jona, einem der kleinen Propheten, stehen keine Vorhersagen über die Zukunft, das heißt über Dinge, die noch nicht erfüllt waren, als das Buch geschrieben wurde. Finden wir in der Weissagung Haggais außer in den letzten Versen der Kapitel 2 und 3 Zukünftiges vorausgesagt? Selbst das ist noch sehr allgemein gehalten.

Es ist notwendig, praktische Gemeinschaft mit Gott zu haben, um so dienen zu können. Wenn wir uns nicht in seiner Nähe aufhalten, hören wir die Worte nicht, die wir weitergeben sollen. Aber dennoch wird uns die Verantwortung vorgehalten, so zu dienen. Wenn wir nicht durch die Kraft unserer Gemeinschaft mit Gott „als Aussprüche Gottes“ reden können, müssen wir schweigen, nicht um unseren Dienst dem Herrn Jesus aufzukündigen (welcher Diener würde das wollen, ja, wir haben nicht einmal das Recht dazu), sondern um uns in das Licht Gottes zu stellen, um dort alles zu sehen und zu richten, was unsere Gemeinschaft mit Gott unterbricht.

Vers 11b

1Pet 4,11b: … wenn jemand dient, als aus (der) Kraft, die Gott darreicht, auf dass in allen (Dingen) Gott verherrlicht werde durch Jesum Christum, welchem die Herrlichkeit ist und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter. Amen.

„Dienen“ ist hier (im Unterschied zum Reden) das, was die Apostel das „Bedienen der Tische“ nennen (Apg 6,2 „Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger zu sich und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen.“). Wir können es vergleichen mit „Dienen, Mitteilen, Barmherzigkeit üben“ und mit „Hilfeleistungen“ (1Kor 12,28; Röm 12,78).

Sogar dieser Dienst, der sich also nicht mit dem Wort, sondern mit den zeitlichen Dingen beschäftigt, kann nicht aufgrund menschlicher Fähigkeit, Stellung oder menschlichen Reichtums getan werden. Irdische Fähigkeiten oder Vorrechte könnten sowohl für den, der den Dienst ausübt, als auch für den, an dem der Dienst getan wird, zum Fallstrick werden. Es ist daher auch nicht so, dass wir aus uns selbst irgendein Anrecht hätten. Wir müssen lernen, den Überfluss zu gebrauchen, den Gott für uns hat.

Darin unterweist der Herr Jesus die Jünger, im Blick auf die Bedürfnisse der großen Volksmenge an dem öden Ort (Mt 14,16 „Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen.“). Es war klar, dass sie selbst nichts hatten, was diese Bedürfnisse stillen konnte. Dennoch sagt der Herr: „Sie haben nicht nötig wegzugehen; gebet ihr ihnen zu essen.“ Dann teilen sie aus seiner Fülle der Volksmenge so viel aus, dass zwölf Körbe voll Brocken übrigbleiben, also mehr, als sie zu Anfang hatten!

Ganz sicher wäre das auch in unserem Dienst so, wenn wir mehr von dem „Glauben, der durch die Liebe wirkt“ (Gal 5,6), hätten. Dieser Glaube zählt auf den Überfluss Gottes, und er wird nie enttäuscht. Wir können diesen Glauben nicht nachmachen; wenn das Fleisch den Glauben nachahmt, ist das Ergebnis Fleisch und daher zur Unehre Gottes. Wir müssen in unmittelbarer Nähe Gottes, in ungestörter Gemeinschaft sein. Dann wird unser Glaube im Umgang mit Ihm gestärkt, und wir bekommen Einsicht, diesen Glauben in Weisheit auszuüben. Dies ist auch sehr nötig.

Wir haben nicht einen großen Schatz zur Bewahrung erhalten, um ihn nach eigenem Ermessen zu gebrauchen. Wie viel Schaden haben wir schon dadurch angerichtet, dass wir in diesem Dienst nicht richtig gehandelt haben, zum Beispiel indem wir mit Geld etwas unterstützt haben, wo das nicht gut war, oder dass wir keine Unterstützung gegeben haben, wo es wohl nötig war. Wie in allen Dingen haben wir auch hierin göttliche Leitung nötig. Wahrer Glaube wird nur dort und dann handeln, wo und wann es nach Gottes Gedanken ist.

Wenn wir uns dieser Dinge bewusst sind, wird uns das demütig bewahren. Wir fühlen dann, dass es nur Gnade ist, dass der Herr uns für diesen Dienst gebrauchen will; nichts von uns selbst ist dabei. Das werden auch die fühlen, denen gedient wird. So werden sowohl sie als auch wir Gott verherrlichen und Ihm danken. Da, wie wir bei Vers 10 gesehen haben, jeder Dienst für Jesus Christus ist (1Kor 12,5 „und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr;“), wird so „in allem Gott verherrlicht … durch Jesum Christum“ (Joh 17,4). Das ist immer die Absicht des Herrn Jesus! Und es ist immer die Absicht Gottes, den Herrn zu verherrlichen. Er hat Ihm die Herrlichkeit und die Macht bis in alle Ewigkeit gegeben. Welch ein mächtiger Anreiz für unser Herz ist dies Verlangen Gottes und des Herrn Jesus, um auch in unserem Dienst Gott und den Herrn zu verherrlichen. Welch eine Ermutigung ist es zugleich, dass seine Macht dieselbe bleibt, wie die Umstände hier auf der Erde auch sein mögen und welche Feinde uns auch gegenüberstehen.

Aus dem Text wird nicht ganz deutlich, ob die Worte „welchem die Herrlichkeit ist und die Macht“ sich auf Gott oder den Herrn Jesus beziehen. Das Wort „ist“ anstatt „sei“ (wie in 1. Petrus 5,11 „Ihm sei [die Herrlichkeit und] die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“) unterstützt den Gedanken, dass es sich hier auf den Herrn Jesus bezieht. Ihm ist jetzt schon alle Macht gegeben (Mt 28,18 „Und Jesus trat herzu und redete zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde.“)! Vergleiche Römer 9,5 „deren die Väter sind und aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.“.

Verse 12-14

1Pet 4,12-14: Geliebte, lasst euch das Feuer (der Verfolgung) unter euch, das euch zur Versuchung [oder: Prüfung] geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes, sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, auf dass ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut.

Wenn ihr in (dem) Namen Christi geschmäht werdet, glückselig (seid ihr)! denn der (Geist) der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch. [Bei ihnen freilich wird er verlästert, bei euch aber wird er verherrlicht.]

Der Apostel kommt jetzt wieder auf das Leiden der Gläubigen in dieser Welt zurück, wir könnten fast sagen, auf das Hauptthema dieses Briefes. Schon in den Kapiteln 2 und 3 hat er darüber gesprochen. Ich denke, dass es hier in Zusammenhang steht mit: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge“, dem Anfang dieses Abschnitts des Briefes (1Pet 4,7 „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet.“).

Die ganze Zeit des Christentums, die Zeit der Versammlung auf der Erde, trägt praktisch den Charakter der „letzten Stunde“. (Um es ganz richtig zu sagen: von dem Augenblick an, da der Verfall begann und die vielen Antichristen sich in der Mitte der Gläubigen offenbarten. Aber das war schon kurz nach dem Anfang [1Joh 2,18 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“].) Es ist die Zeit der vollständigen Verwerfung Gottes in der Verwerfung des Herrn Jesus. Es kommt kein anderer Zeitabschnitt mehr, in dem der Mensch erprobt wird, es sei denn vielleicht in den letzten Augenblicken des Tausendjährigen Reiches, in denen den dann lebenden Menschen auf der Erde für kurze Zeit Gelegenheit gegeben wird zu zeigen, welches Ergebnis die tausendjährige segensreiche Regierung des Herrn Jesus auf den Zustand ihrer Herzen gehabt hat (Off 20,79). Aber das ist keine Prüfung im eigentlichen Sinne des Wortes. Hier wird ihnen nur Gelegenheit gegeben, den Zustand ihrer Herzen zu offenbaren, nachdem sie tausend Jahre lang gezwungen gewesen sind, sich zu unterwerfen, weil jeder öffentliche Ungehorsam sofort mit dem Tode bestraft wurde (Ps 101,48; Jes 66,24 „Und sie werden hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.“).

Aber obwohl also fast die ganze Zeit des Christentums diesen Charakter des „Endes“ trägt, gibt es doch eine Abstufung. „Geliebte, gedenket an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, dass sie euch sagten, dass am Ende (der) Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Lüsten der Gottlosigkeit wandeln“ (Jud 17). Die letzte Zeit des Christentums würde die schlimmste sein, nicht nur was den Zustand der Welt betrifft, sondern in der Christenheit selbst würde sich der Abfall von Gott offenbaren (1Tim 4; 2Tim 3). Zwar kann er sich erst völlig offenbaren, wenn das, was ihn zurückhält, weggenommen sein wird (2Thes 2,27), also erst nach der Entrückung der Versammlung. Aber der vollkommene Abfall wird schon leben, um sich völlig zu offenbaren, wenn das, was zurückhält, weggenommen ist.

Das bedeutet auch, dass das Gericht Gottes, das dann endgültig ausgeführt werden wird, jetzt schon dem Grundsatz nach in der Regierung Gottes ausgeführt wird. „Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes“ (1Pet 4,17). Die große Ankündigung davon, die Zerstörung Jerusalems, sollte damals in wenigen Jahren stattfinden, und die gläubigen Juden, an die Petrus schreibt, sollten gerade weil sie gläubige Juden waren und weil das Christentum in jener Zeit von den Heiden größtenteils noch als eine jüdische Sekte betrachtet wurde, in größerem Maße an den Folgen des Gerichts Gottes über das ungläubige Volk als solches teilhaben.

Das natürliche Herz kann es schwer verstehen, dass diejenigen, die mit dem verbunden sind, dem „gegeben (ist) alle Macht im Himmel und auf Erden“ (Mt 28,18) leiden müssen. Wie schwer war es schon für diese Gläubigen aus den Juden, zu verstehen, dass Jerusalem und der Tempel durch das Gericht Gottes vernichtet werden würden. Viele von ihnen, wenn nicht gar die meisten, waren nicht gelöst vom Judentum, sondern Eiferer fürs Gesetz (Apg 21,20 „Sie aber, als sie es gehört hatten, verherrlichten Gott und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende es unter den Juden gibt, die gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz.“). Dass sie, die den Herrn wohl angenommen hatten als den von Gott gegebenen Messias, mitleiden, ja sogar besonders leiden mussten, weil sie Ihn angenommen hatten, das war für ihre armen Herzen schwer zu verstehen. Wer konnte sie darin besser verstehen als Petrus! Hatte er nicht selbst zum Herrn gesagt: „Gott behüte dich, Herr! dies wird dir nicht widerfahren“, als der Herr den Aposteln sagte, dass Er leiden und getötet werden müsste (Mt 16,22 „Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir nicht widerfahren!“)? Ob er in diesem Augenblick nicht daran zurückgedacht hat? Und auch an die strafenden Worte, die der Herr ihm damals gesagt hatte? Er hatte jetzt seine Lektion gelernt, und er wünschte, sie weiterzugeben.

Zwar hat Christus alle Macht im Himmel und auf Erden empfangen; Er ist König und Priester! Aber noch übt Er nur sein Priestertum aus. Er sitzt noch nicht auf seinem eigenen Thron (Mt 25,31 „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen;“), sondern auf dem Thron seines Vaters (Off 3,21 „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“). Obwohl Er Priester ist nach der Ordnung Melchisedeks (Heb 7,21 „dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: „ Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit [nach der Ordnung Melchisedeks]“),“), übt Er das Priestertum Aarons aus, und zwar für Hilfsbedürftige in einer Welt, die mit einer Wüste verglichen wird (Heb 4,16 „Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe.“).

Wer daher Christus angenommen hat, hat teil an dem Platz, den Er hier auf der Erde hatte und noch hat – dem Platz der Verwerfung. Er wird daher auch teilhaben an allen Folgen davon an dem Leiden, das der Herr hier auf der Erde erduldete (Phil 3,10 „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde,“).

Natürlich hat er nicht teil an seinem Leiden für unsere Sünden und unsere Sünde. Das war einzig und allein eine Angelegenheit zwischen Gott und Ihm. Im Allgemeinen kommt alles Leiden aus der Hand Gottes. Ohne seine Zustimmung hätte es kein Leiden für den Herrn gegeben und gibt es kein Leiden für uns. Aber das Leiden für unsere Sünden kam unmittelbar von Gott. Daran können wir nicht teilnehmen, es würde für uns die Hölle bedeuten.

Der Herr litt jedoch auch für die Gerechtigkeit, und daran können wir nicht nur teilnehmen, sondern wir tun es auch (1Tim 3,12 „Die Diener seien Mann einer Frau, die ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen;“). Der Apostel hat darüber in den Kapiteln 2 und 3 gesprochen. Der Herr litt auch durch die Feindschaft und seine Verwerfung aufgrund dessen, was Er war. Auch daran können wir teilhaben. Wenn wir uns in einer Welt, die Ihn kreuzigte, öffentlich mit Ihm verbinden, dann werden auch wir Feindschaft erfahren und verworfen werden. Darüber spricht der Apostel hier. Dies Leiden stellt den Glauben viel mehr auf die Probe als das Leiden für die Gerechtigkeit. Ungerechtigkeit widerstreitet den Gefühlen unserer neuen Natur und selbst den natürlichen Gefühlen aufrichtiger Menschen. Aber das Leiden für den Herrn ist die Folge, wenn wir öffentlich den Platz mit Ihm einnehmen und öffentlich von Ihm zeugen. Es steht in Verbindung mit unserer Liebe zu Ihm und praktischer Gemeinschaft mit Ihm.

Zunächst erinnert der Apostel sie daher daran, dass sie geliebt werden. Sie werden geliebt mit einer göttlichen Liebe, die ihren Ursprung in sich selbst findet. Es ist hier nämlich wieder agape; siehe die Bemerkungen zu Vers 8 und Kapitel 2,11.

Nachdem jetzt ihr Blick auf die Liebe Gottes gerichtet ist, kann er ihnen auseinandersetzen, warum Gott die Verfolgungen für sie zuließ. Zwar kommen sie in der Tat vonseiten der Christus hassenden Welt, aber diese wäre nicht imstande, etwas zu tun, wenn Gott es nicht erlaubte. Wir sehen das sehr deutlich bei dem Herrn Jesus. Wie groß die Feindschaft und die Wut seiner Feinde auch sein mochten, sie konnten nichts tun, bevor „die Stunde“ gekommen war (Mk 14,41 „Und er kommt zum dritten Mal und spricht zu ihnen: So schlaft denn weiter und ruht euch aus. Es ist genug; die Stunde ist gekommen: Siehe, der Sohn des Menschen wird in die Hände der Sünder überliefert.“). Daher sagt der Herr auch zu der Menge, die kommt, um Ihn gefangenzunehmen: „Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis“ (Lk 22,53).

Gott ließ die schrecklichen Verfolgungen zu, „euch zur Versuchung {oder „Prüfung“, s. Anm. E.Ü.}“. Es waren nicht nur Kleinigkeiten, sondern wie das Wort „Feuer“ angibt, schwere Verfolgungen. Das griechische Wort kommt im N. T. nur hier und in Offenbarung 18,9.18 „Und es werden über sie weinen und wehklagen die Könige der Erde, die Hurerei und Üppigkeit mit ihr getrieben haben, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen;“ „und riefen, als sie den Rauch ihres Brandes sahen, und sprachen: Welche Stadt ist gleich der großen Stadt?“ vor. In der Septuaginta wird es zweimal gebraucht, und zwar für den Schmelzofen, in dem Gold und Silber geschmolzen wird, um es zu reinigen (Ps 66,10 „Denn du hast uns geprüft, o Gott, du hast uns geläutert, wie man Silber läutert.“; Spr 27,21 „Der Schmelztiegel für das Silber und der Ofen für das Gold; und ein Mann wird beurteilt nach Maßgabe seines Lobes.“). So verwendet es der Heilige Geistes auch hier durch Petrus. Die Verfolgungen hatten den Zweck, die Gläubigen zu prüfen, um sie zu reinigen. Ein sehr deutliches Beispiel dafür finden wir in der Offenbarung (Off 2,4.10 „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ „Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage. Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“). Als die Versammlung ihre erste Liebe verlassen hat, lässt der Herr eine Drangsal von zehn Tagen durch den Teufel zu, um sie zurückzubringen.

In der Geschichte Hiobs sehen wir, wie Gott Satan gebraucht, um seine Absicht mit Hiob zu erreichen. So lässt der Herr auch zu, dass die Feindschaft Satans und der Welt, die von ihm regiert wird, Verfolgungen über die Gläubigen bringt, damit seine Absicht mit ihnen erreicht wird. In den Schwierigkeiten werden sie von der Welt und den Dingen der Erde gelöst und näher zum Herrn getrieben, weil sie ihre Abhängigkeit mehr fühlen.

Deshalb sagt Gottes Wort: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet, da ihr wisset, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk … Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche er denen verheißen hat, die ihn lieben.“ – „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist“ (Jak 1,2-12; 5,10.11; Röm 5,35). Je schwerer die Versuchung (Prüfung) ist, desto gesegneter für den, der ausharrt!

Petrus wusste aus Erfahrung, dass nicht die Prüfung an sich gefährlich ist, sondern wenn wir in die Versuchung eintreten! Der Herr hatte ihn davor gewarnt, aber leider ohne Erfolg (Lk 22,40 „Als er aber an den Ort gekommen war, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt.“). Petrus vertraute auf seine eigene Kraft und auf seine Liebe zum Herrn. Indem er sich darauf stützte, suchte er selbst den Ort der Versuchung auf, um sein Wort wahr zu machen, dass, wenn auch alle den Herrn verlassen würden, er es nicht tun würde. Das Ergebnis war, dass er den Herrn dreimal verleugnete, sogar mit einem Eid.

Wenn der Herr uns in die Versuchung führt, können wir in seiner Kraft standhaft bleiben und Ihn verherrlichen. Aber wir selbst haben keine Kraft. Wie sollte der Herr uns auch bewahren auf einem Weg des Eigenwillens und Selbstvertrauens? Dann muss Er zulassen, dass unsere Torheit offenbar wird und wir so lernen, was unser Fleisch ist. „Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in deren Herzen gebahnte Wege sind! Durch das Tränental gehend, machen sie es zu einem Quellenort … Sie gehen von Kraft zu Kraft; sie erscheinen vor Gott in Zion“ (Ps 84,68).

Aber wie groß ist die Gnade, die wiederherstellt, wenn wir gefallen sind! Der Herr geht mit Petrus den ganzen Weg der Wiederherstellung, wie tief Er auch schneiden muss (Lk 22,32.34.61 „Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder.“ „Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen.“ „Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“). Dann stellt Er ihn öffentlich vor seinen Brüdern wieder her, indem Er ihm seine Schafe und Lämmer anvertraut (Joh 21,15-19 (15) Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer! (16) Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! (17) Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und spricht zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! (18) Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. (19) Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!“). Sein Gewissen war jetzt durch das Erlösungswerk Christi so vollkommen gereinigt (Heb 10,2.3 (2) Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben, weil die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen von Sünden mehr gehabt hätten? (3) Doch in jenen Opfern ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden;“), dass er die Juden freimütig anklagt, dass sie den Heiligen und Gerechten verleugnet hätten (Apg 3,14 „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde;“).

Aber außerdem war dies Leiden durch die Verfolgung eine Teilnahme am Leiden Christi. Das bringt uns in Gemeinschaft (Teilhaberschaft) mit Christus selbst! Als Folge gibt dies dem Herzen eine besondere Freude, nicht nur in der Ewigkeit, sondern jetzt schon auf der Erde.

Gewiss, der Herr selbst hatte gesagt: „Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten“ (Mt 5,10). Petrus hatte das nicht vergessen und hatte ihnen schon geschrieben: „Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden“ (1Pet 2,19-21). „Wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr“ (1Pet 3,14)!

Aber der Herr hatte weiter gesagt: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und jedes böse Wort lügnerisch wider euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn also haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren“ (Mt 5,11.12; Lk 6,22.23 (22) Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen; (23) freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn genau so taten ihre Väter den Propheten.“). Und Petrus erklärt den Gläubigen, an die er schreibt (und uns), dass am Leiden Christi teilnehmen für den Namen Christi zu leiden einen besonderen Segen zur Folge hat; hauptsächlich in der Herrlichkeit, aber auch schon auf der Erde.

Es wird wohl mal gesagt, dass Teilnehmen an den Leiden Christi (1Pet 4,13 „sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut.“) und Geschmähtwerden im (oder: für den) Namen Christi (1Pet 4,14 „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch.“) nicht dasselbe sei. Vers 13 würde dann mehr auf das Leiden um der Gerechtigkeit willen, um derentwillen auch Christus litt, und Vers 14 auf das eigentliche Leiden für Ihn hinweisen.

Es ist gewiss wahr, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben können im Leiden für die Gerechtigkeit. Aber meines Erachtens ist es aus dem Zusammenhang vollkommen klar, dass Vers 14 hier eine Erläuterung zu Vers 13 ist. Vers 12 spricht schon über Verfolgung, und die Verse 13 und 14 setzen das fort. Außerdem ist Leiden für die Gerechtigkeit gewöhnlich eine persönliche Angelegenheit, während Verfolgung meistens die Gläubigen gemeinsam trifft. Und hier bedeutet es offensichtlich ein Leiden für alle: „das Feuer unter euch“!

Wie schon gesagt, ist Leiden um der Gerechtigkeit willen die Folge unserer neuen Natur, die recht tun will und die Gesinnung des Herrn Jesus selbst offenbart, weil Er das neue Leben ist (Kol 3,4 „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“)! Aber Leiden für den Namen des Herrn bringt uns mit Ihm persönlich in Verbindung. Es ist eine Folge unserer Verbindung mit Ihm und unserer Liebe und Treue zu Ihm, und es ist offenbar, dass es einen besonderen Wert für den Herrn hat und uns in besondere Gemeinschaft mit Ihm bringt, weil es sich hierbei um Ihn persönlich handelt. Das sehen wir schon in den zitierten Worten des Herrn. In Verbindung mit dem Leiden für die Gerechtigkeit spricht Er über „die“, aber bei dem Leiden für Ihn sagt Er „ihr, euch“ (Mt 5,10.12). Das Leiden für Ihn spricht von dem Preis, der für den Wandel mit Ihm bezahlt werden muss.

Das Wort „sondern“ (1Pet 4,13) gibt einen scharfen Gegensatz an. Statt das Leiden für Christus als etwas Fremdes zu sehen, sollten sie sich darin freuen! Das Wort deutet auch an, dass das Leiden jetzt in einem bestimmten Verhältnis zu der Freude steht, die einmal ihr Teil sein wird. Das finden wir wiederholt in der Schrift. „Die Leiden der Jetztzeit sind nicht wert, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit.“ – „Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird auch er uns verleugnen“ – „Wenn es anders bei Gott gerecht ist, Drangsal zu vergelten denen, die euch bedrängen, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel“, usw. „Ein jeder nun, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (Röm 8,18; 2Tim 2,12 „wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen;“; 2Thes 1,6 „wenn es denn bei Gott gerecht ist, denen, die euch bedrängen, mit Drangsal zu vergelten,“; Mt 20,32 „Und Jesus blieb stehen und rief sie und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tun soll?“).

Der Herr fühlt das Leiden, das die Seinen für Ihn erdulden, als sein eigenes Leiden. Wir sehen das deutlich im Fall der Prediger des Evangeliums des Reiches aus dem Überrest Judas in der Zeit der großen Drangsal (Mt 25,40 „Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“). Aber bei uns geht es noch viel weiter! Wir sind mit Ihm einsgemacht, wie der Herr ausdrücklich zu Paulus sagte, als Er sich ihm auf dem Weg nach Damaskus entgegenstellte (Eph 5,30 „Denn wir sind Glieder seines Leibes, [von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen].“; Apg 9,4.5 (4) und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? (5) Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“).

Ja, welch ein Grund ist dies, sich nicht durch das Leiden befremden zu lassen und nicht davor zurückzuschrecken, wenn es für den Namen des Herrn ist, sondern im Gegenteil sich darin zu freuen. Wie wir gesehen haben, werden wir ja dadurch geläutert. Aber außerdem vereinigt es uns in praktischer Weise mit Christus: jetzt in seiner Verwerfung (Phil 3,10 „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde,“), aber dadurch auch bald in seiner Verherrlichung. Diese Herrlichkeit wird schon bald offenbart werden. Sie wird ewig sein, im Gegensatz zu dem kurzen Leiden hier. Die Worte „freut euch“ stehen im Imperativ Präsens (Befehlsform der Gegenwart). Es ist also ein Befehl, sich beständig zu freuen. Das wird zur Folge haben, dass wir uns bald bei der Offenbarung Christi mit Frohlocken freuen. Denn dann wird der Herr unsere Treue vollkommen anerkennen. Unsere Freude wird dann auch nicht verringert werden durch die Erinnerung an unsere Untreue und an unsere geringe Neigung, der Leiden des Herrn teilhaftig zu sein.

Vers 14 gibt einen weiteren Segen an, der mit dem Leiden für Christus verbunden ist. Dies Leiden wird hier genannt: „geschmäht werden in (dem) Namen Christi“ (1Pet 4,14). Der Herr selbst sagt, was die Worte „in“ seinem Namen“ bedeuten: „weil ihr Christi seid“ (Mk 9,41). Wie wir bei Saulus sahen, betrachtet der Herr es, wenn wir verfolgt werden, weil wir Ihn anerkennen, so, als ob Er selbst verfolgt würde (Apg 9,4.5 (4) und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? (5) Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“). Wir sind seine Vertreter und Zeugen auf der Erde. Wenn wir als solche verfolgt werden, ist die Verfolgung in Wirklichkeit gegen den Herrn gerichtet. Aber diese Verfolgung beweist auch, dass wir uns als seine Vertreter und Zeugen offenbaren! Weltlich gesinnte Gläubige, die Christus in ihrem Leben nicht offenbaren, werden nicht verfolgt! Dann sind wir glückselig. Im Griechischen stehen die Worte „seid ihr“ nicht. Dadurch wird noch mehr der Nachdruck auf „glückselig“ gelegt.

Paulus ermahnt uns: „Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13). Von Moses sagt die Schrift: „Indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung“ (Heb 11,26). Er hielt nicht den Reichtum Christi für größer als den Ägyptens, sondern er hielt die Schmach Christi für größer als die Schätze Ägyptens. Er war nicht so töricht, wie wir es oft sind, indem wir nur an die Gegenwart denken. Er dachte auch an die Zukunft. Und nicht nur das. Wer kann das Glück beschreiben, wenn man Gemeinschaft mit dem Herrn hat, selbst in den größten Schwierigkeiten? Sind alle Reichtümer der Erde damit zu vergleichen? Der Herr selbst hat es gesagt (Mt 5,11 „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen.“), und der Heilige Geist wiederholt es hier, dass mit dem Leiden für Ihn ein besonderes Glück verbunden ist. Die Apostel waren „voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden“ (Apg 5,41). Den Philippern war es aus Gnade geschenkt worden, „in Bezug auf Christum … nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden“ (Phil 1,29)! Ist das nicht auch unsere persönliche Erfahrung? Ist unser Herz nicht oft am glücklichsten, wenn wir für den Namen des Herrn verspottet werden, zum Beispiel wenn wir Traktate verteilen und man sich nicht nur weigert, sie anzunehmen, sondern auch noch eine verächtliche Bemerkung dazu gibt? Wie ist das möglich? Die Antwort wird hier gegeben: „Der (Geist) der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch!“

Der Name Christi bringt Schmach über seine Zeugen hier in der Welt. Christus ist nicht mehr in der Welt, sondern in der Herrlichkeit. Von dort aus hat Er von seinem Vater (Joh 15,26 „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.“) und der Vater in seinem Namen (Joh 14,26 „Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“) den Heiligen Geist gesandt, damit Er in uns und bei uns sei in Ewigkeit. Dieser ist das Siegel auf unserer vollbrachten Erlösung, das Unterpfand unseres Erbes (Eph 1,14 „der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.“) und der Erstling (oder die Erstlingsfrucht (Röm 8,23 „Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes.“) der kommenden Herrlichkeit. Er ist gekommen, um den Herrn zu verherrlichen (Joh 16,24 „Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.“). So bewirkt Er in uns, dass wir Christus offenbaren. Wenn wir dann geschmäht werden, macht Er sich eins mit unseren Gefühlen, damit unsere Seufzer einen göttlichen und unselbstsüchtigen Charakter haben (Röm 8,26 „Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern.“), und stärkt uns mit aller Kraft seiner Herrlichkeit. Er bewirkt in uns auch eine Fülle der Freude jetzt und bis in Ewigkeit, dadurch dass Er die göttliche Kraft in uns ist, die uns befähigt, die persönliche Herrlichkeit des Herrn Jesus in unserer Gemeinschaft mit Ihm zu genießen (Joh 4,14 „wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“), und im Voraus schon die Segnungen des Himmels (Joh 7,38 „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“).

Die Innewohnung des Heiligen Geistes und alles, was damit verbunden ist, ist jetzt, nachdem die Erlösung vollbracht ist, natürlich das Teil jedes Christen. Aber dies wird hier in besonderer Weise denen vor Augen gestellt, die schwere Verfolgungen zu erdulden haben, damit dadurch ihre Herzen ermutigt würden. Gewiss wirkt der Heilige Geist in besonderer Weise im Herzen, wenn es sich in derartigen Umständen befindet. Christus kann die nicht zu kurz kommen lassen und wird denen überschwänglich geben, die ohne Rücksicht auf die Folgen Ihn nicht zu kurz kommen lassen wollen und sich ganz Ihm weihen.

Bei Stephanus sehen wir, wie dies auch äußerlich sichtbar wird. „Alle, die in dem Synedrium saßen, schauten unverwandt auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.“ Als sie später mit den Zähnen gegen ihn knirschten und ihn steinigten, heißt es von ihm: „Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt gen Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet, und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 6,15; 7,54-60)!

Lasst uns nicht denken, dass dies eine große Ausnahme war. Es ist uns als eine Illustration zu dem, was Petrus hier schreibt, gegeben worden, und das gilt für aIle von uns. Von vielen Märtyrern ist dasselbe Zeugnis ausgegangen, nicht nur bei ihrem Sterben.

Der letzte Satz von Vers 14 steht in Klammern, weil viele und gute Handschriften ihn nicht haben. Es ist also zweifelhaft, ob er ursprünglich dazu gehört hat. Sein Inhalt ist jedoch sicher in Übereinstimmung mit dem Inhalt der Heiligen Schrift (Jak 2,7 „Lästern nicht sie den guten Namen, der über euch angerufen worden ist?“). Wenn Christen verfolgt werden, wird der Herr Jesus und auch der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes von den Verfolgern gelästert. Aber durch die Verfolgten wird er verherrlicht. Sie zeigen, welch eine herrliche Person der Herr ist, indem sie das alles für Ihn erdulden wollen (Apg 23,9 „Es entstand aber ein großes Geschrei, und einige der Schriftgelehrten von der Partei der Pharisäer standen auf und stritten heftig und sagten: Wir finden an diesem Menschen nichts Böses. Wenn aber ein Geist oder ein Engel zu ihm geredet hat –?“). Was sie offenbaren, zeigt auch, was der Heilige Geist in schwachen Geschöpfen, wie wir sind, bewirken kann.

Verse 15.16

1Pet 4,15.16: Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter, oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt {eigentlich: als Aufseher über Angelegenheiten anderer}; wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.

Die Tätigkeitswörter „leiden, schämen, verherrlichen“ sind Imperative (Befehlsform). Es sind also nicht bloß Wünsche, deren Verwirklichung dem Gutdünken jedes einzelnen überlassen wird, sondern es sind Befehle (1Kor 5,913; Eph 4,28 „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.“)!

Wie ernst, dass so etwas zu Gläubigen gesagt werden muss. Aber wissen wir nicht von uns selbst, dass wir zu allen Dingen fähig sind, wenn wir nicht in Gemeinschaft mit dem Herrn sind, so dass Er uns bewahrt (Röm 7,18 „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich] nicht.“; 2Sam 12,9 „Warum hast du das Wort des HERRN verachtet, indem du tatest, was böse ist in seinen Augen? Urija, den Hethiter, hast du mit dem Schwert erschlagen, und seine Frau hast du dir zur Frau genommen; ihn selbst hast du ja umgebracht durch das Schwert der Kinder Ammon.“)?

Es ist wahr, dass der Herr unter die Übeltäter gerechnet worden ist. Er wurde zwischen zwei Räubern und Missetätern gekreuzigt, und die Juden konnten zwischen Ihm und dem Mörder Barabbas wählen (Mk 15,28 „“; Mt 27,38 „Dann werden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer auf der rechten und einer auf der linken Seite.“; Lk 23,25.33 „Er ließ aber den frei, der eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen worden war, den sie forderten; Jesus aber übergab er ihrem Willen.“ „Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen auf der rechten, den anderen auf der linken Seite.“). Aber Er war der Heilige und Gerechte (Apg 3,14 „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde;“)! Er war kein Mörder, sondern derjenige, der jedem, der an Ihn glaubte, das Leben gab. Er war kein Dieb, sondern der große Geber, der alles, was Er hatte, hingab, um uns zu erlösen, und der uns danach alle Schätze Gottes gibt! Wie unvereinbar ist es doch, wenn jemand, der seinen Namen (Christ) trägt, ein Mörder, ein Dieb oder ein Täter irgendwelches Bösen ist! Gebe es der Herr, dass wir nie stehlen, auch nicht von dem, was dem Herrn zusteht – Geld, aber auch unsere Gefühle, unsere Zeit, unsere Kräfte; und dass wir nie morden, nicht nur körperlich, sondern auch geistlich, dass wir keine Übeltäter sind, das heißt Dinge tun, die nicht gut sind.

Das Wort „als“ steht nur zweimal in diesem Vers: erst vor „Mörder, Dieb, Übeltäter“ zusammen und dann vor „einer, der sich in fremde Sachen mischt“. Das zeigt, dass das Letzte einen anderen Charakter trägt als die ersten drei. Das griechische Wort ist allotriepiskopos und kommt im NT nur hier vor. Das Wort episkopos kommt außer an dieser Stelle noch in Apostelgeschichte 20,28 „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“; Philipper 1,1 „Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit den Aufsehern und Dienern:“; 1. Timotheus 3,2 „Der Aufseher nun muss untadelig sein, der Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfähig;“; Titus 1,7 „Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend,“; 1. Petrus 2,25 „Denn ihr gingt in der Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.“ vor. Es bedeutet „Aufseher“ und ist auch an allen Stellen so übersetzt. Von diesem Wort ist der Titel „Bischof“ abgeleitet. Allotria bedeutet „fremde Dinge“. Zusammen bedeuten diese Worte „jemand, der sich aufwirft als Aufseher über Dinge, die ihn nichts angehen“. Weil man dachte, dass dies nicht so schlimm wäre wie Morden, Stehlen und Übeltun und es also damit nicht zusammen genannt werden würde, hat man nach allen möglichen anderen Bedeutungen gesucht, und einige haben es auch durch „lästiger Eindringling, Aufrührer, jemand der eines anderen Gut begehrt, Revolutionär, jemand, der sich überall einmischt“ übersetzt. Die einfache Bedeutung ist jedoch die, die ich angegeben habe, und ich sehe keinen Grund, warum man davon abgehen sollte.

Kennen wir dieses Übel nicht alle aus Erfahrung? Wie leicht beschäftigen wir uns mit den Angelegenheiten anderer, mit denen wir eigentlich nichts zu tun haben. Bei einigen von uns, und oft auch bei Schwestern, kommt dies sehr stark zum Vorschein (1Thes 4,11 „und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben,“; 2Thes 3,11 „Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben.“; 1Tim 5,13 „Zugleich aber lernen sie auch, müßig zu sein, indem sie in den Häusern umherlaufen; nicht allein aber müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden, was sich nicht geziemt.“). Alles, was anders ist, als sie selbst denken, ist falsch. Sie glauben, das Recht zu besitzen, alles beurteilen und kritisieren zu dürfen. Wie viel Elend ist daraus schon hervorgekommen! Wir dürfen nie versuchen, das Leben eines anderen zu bestimmen. Wir haben genug mit uns selbst, unserer eigenen Familie und unseren eigenen Geschäften zu tun. Gewöhnlich ist jemand, der sich am meisten mit den Dingen anderer beschäftigt, in seinen eigenen Angelegenheiten nachlässig.

Das Wort „Christ“ kommt außer in diesem Vers nur noch an zwei Stellen (Apg 11,26; 26,28 (11:26) und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.“ „(26:28) Agrippa aber sprach zu Paulus: In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden.“) in der Apostelgeschichte vor. Es ist ein Name, den die Heiden den Gläubigen gaben. Die Tatsache, dass Agrippa ihn gebraucht, zeigt, dass er schon bald eingebürgert war, und hier übernimmt ihn der Heilige Geist.

Der Ursprung war wahrscheinlich folgender. Wie fast immer in allen Zeiten bei despotischen Regierungsformen (Dan 3,6 „Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden.“) war es auch im Römischen Reich das Bestreben des Staates, dem Kaiser göttliche Ehren erweisen zu lassen. Dadurch wurde der Gehorsam gegenüber den Gesetzen nicht nur eine politische, sondern auch eine religiöse Pflicht, und so wurde es viel leichter, die Ordnung aufrechtzuerhalten. „Kaiser“ ist im Griechischen kaisar (Mt 22,17 „sage uns nun, was meinst du: ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben oder nicht?“), und diejenigen, die den Kaiser anbeteten, wurden kaisarianos genannt. In Übereinstimmung damit wurden nun diejenigen, die Christus anbeteten, christianos genannt. Welch eine Ehre war es für die Gläubigen in Antiochien, dass ihre Verbindung mit Christus so auffiel, dass sie von den Heiden nach Ihm benannt wurden.

Wie schon gesagt, hat der Heilige Geist diesen Namen übernommen, aber nicht in der entwertenden Bedeutung, die er gegenwärtig hat. Jeder, der kein Jude oder Heide ist, wird heute Christ genannt. Aber die Schrift versteht unter Christ nur jemand, der das volle Evangelium glaubt und daher auf Christus und seinem Werk am Kreuz ruht, sowohl bezüglich seiner Sünden als auch bezüglich seiner alten bösen Natur. Ein solcher ist versiegelt mit dem Heiligen Geist und wird von der Schrift als Christ anerkannt (Röm 8,9 „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“).

In den Tagen, als Petrus schrieb, war es gefährlich, ein Christ zu sein. Die Christen waren zu Recht dafür bekannt, dass sie einen anderen König hatten als den Kaiser (Apg 17,7 „die Jason beherbergt hat. Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, dass ein anderer König sei – Jesus.“). Sie bekannten Christus als denjenigen, der alle Macht hatte und der wiederkommen würde, um die Herrschaft über die Welt in die Hand zu nehmen! Kein Wunder, dass die Römer sie als Staatsfeinde betrachteten, obwohl es unnötig war und nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Kein Wunder auch, dass die Juden dies freudig zum Anlass nahmen, um den Pöbel und die Regierung gegen die Gläubigen aufzuhetzen.

Die Ungläubigen betrachteten das Bekenntnis zu Christus also als eine Art Landesverrat. Und diejenigen, die von sich meinten, dass sie großzügig dachten, nannten es dumm und rückständig: „Man kann seine Überzeugung doch für sich behalten, wenn man sieht, dass man andere damit ärgert und sie es doch nicht verstehen!“ Ist das nicht auch heute die Reaktion, wenn jemand freimütig von Christus zeugt?

Aber die Schrift sagt, dass wir nicht beschämt werden sollen, wenn wir als Christen leiden, weil wir uns also offenbaren als Eigentum des Herrn Jesus und weil wir seine Autorität über uns und über alles anerkennen. Es ist nicht die geringste Ursache da, uns zu schämen (Phil 1,29 „Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden,“). Er ist nicht nur die höchste Person im Weltall, sondern auch die herrlichste (Eph 1,20-22 (20) in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, (21) über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, (22) und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben,“)! Die mächtigen Engel beten Ihn an und empfinden es als die höchste Ehre, Ihm zu dienen (Heb 1,6 „Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.““). Der Tag ist nahe, an dem jedes Knie sich vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist (Phil 2,9 „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist,“). Je freimütiger wir Ihn bekennen und für Ihn leiden und dadurch zum Ausdruck bringen, wie hoch wir Ihn schätzen, desto mehr wird Gott darin verherrlicht. Gott hat von Ihm gesagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn höret.“ Er hat Ihn uns gegeben, damit wir auch unser ganzes Vertrauen auf Ihn setzen möchten, und zwar für dieses Leben und für die Ewigkeit. Wenn wir Ihn freimütig bekennen, dann beweisen wir, dass wir das Wort Gottes geglaubt haben, auch in dem was es über den Herrn sagt. Darin wird Gott verherrlicht. Er wird verherrlicht, wenn offenbar wird, dass wir seinem Wort glauben!

Außerdem sagt uns die Schrift, dass wir Gott danken dürfen, wenn wir würdig geachtet werden, für Christus leiden zu dürfen (Phil 1,29 „Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden,“). Das kann das Fleisch nicht nachsprechen. Aber wenn unser Herz von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt ist, dann können wir es (Phil 3,7-11 (7) Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; (8) ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne (9) und in ihm gefunden werde, indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die, die durch den Glauben an Christus ist – die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben; (10) um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, (11) ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.“). Von den Aposteln wird gesagt, dass sie sich freuten, gewürdigt worden zu sein, für den Namen Schmach zu leiden, als sie gegeißelt worden waren (Apg 5,41 „Sie nun gingen vom Synedrium weg, voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden;“)!

Vers 17a

1Pet 4,17a: Denn die Zeit (ist gekommen), dass das Gericht von dem Hause Gottes an anfange; …

Der Apostel kommt jetzt zurück auf den Grundsatz, den er schon genannt hat: Obwohl die Verfolgungen von den Feinden kommen, sind sie doch Prüfungen, Zuchtmittel vonseiten Gottes (1Pet 4,12 „Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes;“). Alles im Weltall muss von Gott gerichtet werden, und selbstverständlich beginnt sein Gericht bei dem, was Ihm am nächsten ist: sein Haus, in dem Er wohnt.

Gott ist Licht, und gar keine Finsternis ist in Ihm (1Joh 1,5 „Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.“). Wie langmütig und gnädig Er auch ist, schließlich muss alles in Übereinstimmung sein mit dem, was Er ist. Um das zu erreichen, sendet Er in seiner Regierung seine Prüfungen und seine durch Vorsehung geleiteten Gerichte. Schließlich wird alles, was nicht mit Ihm in Übereinstimmung ist, weggetan werden müssen. Es wird eingeschlossen werden in den Feuersee, die Hölle, wo es ewig unter der Strafe des Gerichts sein wird. Aber das ist kein Vorsehungsgericht mehr, sondern ein direktes und endgültiges.

Es ist ein fortlaufender Grundsatz in der Schrift, den wir gut verstehen können, dass das Gericht bei dem beginnt, was Gott am nächsten gebracht worden ist. Er muss in denen, die Ihm nahen, geheiligt werden! Jeder Mensch verlangt, dass sein Haus in Übereinstimmung ist mit dem, was er selbst ist. Eine reinliche Frau kann nicht damit zufrieden sein, in einem schmutzigen Haus zu wohnen. Gott, der Licht ist, kann es ganz gewiss nicht. Er muss alles gemäß seiner heiligen Natur richten und es damit in Übereinstimmung bringen.

Das sehen wir in der Geschichte Israels. Als der Götzendienst trotz der Gerichte Gottes in seiner Vorsehung und trotz seiner liebevollen Warnungen sogar bis in den Tempel eingedrungen war, wich die Herrlichkeit des HERRN aus ihm, und das Gericht begann bei den alten Männern, die vor dem Hause waren (Hes 9,6 „Mordet bis zur Vertilgung Greise, Jünglinge und Jungfrauen und kleine Kinder und Frauen! Aber kommt niemand nahe, an dem das Zeichen ist; und bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen. Und sie fingen an bei den alten Männern, die vor dem Haus waren.“). Gott sagte: „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich alle eure Missetaten an euch heimsuchen. Wandeln wohl zwei miteinander, es sei denn, dass sie übereingekommen sind“ (Amos 3,2.3; Joh 2,13-16 (13) Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. (14) Und er fand im Tempel die Rinder- und Schafe- und Taubenverkäufer und die Wechsler dasitzen. (15) Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, sowohl die Schafe als auch die Rinder; und das Geld der Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um; (16) und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmt dies weg von hier, macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus!“)? Aber zu den anderen Völkern sagte Er: „Denn siehe, bei der Stadt, welche nach meinem Namen genannt ist, beginne ich Übles zu tun, und ihr solltet etwa ungestraft bleiben? Ihr werdet nicht ungestraft bleiben; denn ich rufe das Schwert über alle Bewohner der Erde, spricht der HERR der Heerscharen“ (Jer 25,15-29).

Es ist klar, dass Petrus das „Haus Gottes“ etwas anders sieht als in 1. Petrus 2,5 „werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.“. Dort ist es das Bauwerk des Herrn Jesus, das noch nicht fertig ist und das in die Herrlichkeit aufgenommen werden wird, sobald es fertig ist; es ist „der heilige Tempel im Herrn“, von dem Paulus spricht (Eph 2,21 „in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn,“). Aber das Werk des Herrn wird nicht gerichtet, denn das ist vollkommen gut. Sobald über Gericht gesprochen wird, handelt es sich um das Werk von Menschen. Vielleicht ist der Anfang wohl von Gott gemacht! Aber danach ist es der Verantwortung der Menschen übertragen worden. So werden die Versammlungen in Offenbarung 2 und 3 gesehen. Das ist die „Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2,22). In seinen vollen Konsequenzen wird dies in 1. Korinther 3,10-17 vorgestellt.

Petrus geht in diesem Brief nicht davon aus, dass Ungläubige in das Haus hineingekommen sind. Aber im zweiten Brief kündigt er es ausdrücklich an (2Pet 2,3 „Und durch Habsucht werden sie euch ausbeuten mit erdichteten Worten; denen das Gericht von alters her nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht.“). Paulus schreibt in einem der ersten Briefe des Neuen Testaments, dass das Geheimnis der Gottlosigkeit schon wirksam sei (2Thes 2,7 „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der da, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist,“).

Johannes und Judas sind nicht weniger deutlich (1Joh 2,18 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“). Hatte nicht schon der Herr angekündigt, dass der Feind Unkraut zwischen den Weizen säen würde, wenn die Menschen schliefen (Mt 13,25 „Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging weg.“)? Der Heilige Geist ist zwar gekommen, um in dem Haus zu wohnen, und zwar für das Evangelium (1Pet 1,12 „denen es offenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist – Dinge, in welche die Engel hineinzuschauen begehren.“), für die Gläubigen (Joh 14,17 „den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch [ihn] kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“) und für die Versammlung (1Kor 12,13 „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“), aber nicht, um das Böse durch Gericht zu entfernen. Das bleibt dem Herrn Jesus vorbehalten, der bei seiner Ankunft alle Dinge wiederherstellen wird, wie die Propheten angekündigt haben (Mt 13,30 „Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune.“; Apg 3,21 „den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“).

Aber obwohl Petrus hier das Haus als noch aus wahren Gläubigen bestehend sieht, haben wir es nicht auch oft nötig, geprüft zu werden? Gericht ist für Gott etwas Fremdes. Aber wenn in seinem Haus Zustände eingetreten sind, die ein Gericht notwendig machen, dann lässt Er das Gericht zu. Wie wir gesehen haben, gebraucht Er Satan und die Welt, um seine Zucht auszuüben (Hiob 1,2 „Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren.“). Diese Zucht ist immer in Übereinstimmung mit der Ordnung, die Er selbst eingesetzt hat. So war es bei Israel, so ist es in der Welt, und so ist es auch im Hause Gottes. Alles, was nicht mit der von Gott in seinem Hause eingerichteten Ordnung in Übereinstimmung ist, verursacht Zucht. Und Gott kennt uns besser als wir selbst. Wir können blind sein für eigene Sünden, weil wir nicht nahe genug beim Herrn sind und vergessen haben, uns in seinem Licht zu richten. Wenn alle Gläubigen in wahrem Selbstgericht ihren Weg gingen, würde es für Gott wenig Notwendigkeit zum Gericht geben. Aber wenn den Lüsten des Fleisches Raum gegeben wird, muss Gott handeln.

Aber das Gericht Gottes ist für uns die Zucht des Vaters. Daher werden wir nicht immer aufgrund von vorhandenem Bösen gezüchtigt, sondern manchmal auch, um das Böse zu verhüten. Daher kann das Leiden für den einzelnen Herrlichkeit sein, worin Gott verherrlicht wird, wie es zum Beispiel auch bei Hiob der Fall war (Hiob 1,2 „Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren.“). So kann sogar die Hinwegnahme eines Gläubigen in einer Verfolgung oder auf andere Weise für den Betroffenen nur eine Bewahrung vor zukünftigem Bösen sein (und es ist in jedem Fall ein Weg in den Himmel), aber es ist immer eine Prüfung für die Zurückbleibenden. Es ist eine Lücke entstanden; die Herzen werden auf die Kürze und Ungewissheit des Lebens hingewiesen; die Welt wird in ihrem wahren Charakter gesehen; unsere Gefühle werden mehr auf den Himmel gelenkt, wo der Entschlafene jetzt ist; sein Dienst und sein Genuss fehlt uns.

Die Versammlung ist ein himmlischer Körper, und ihr Tell ist im Himmel (Kol 3,14 „Zu diesem allen aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.“; Phil 3,19 „deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen.“). Wenn ihre Gesinnung irdisch wird und natürlich noch mehr wenn ihre Gesinnung weltlich wird, lässt der Vater es zu, dass der Feind ihre Ruhe stört. Dann fühlt sie, dass nicht die Erde ihr Teil ist. Aber wie oft erkennen wir die Verbindungen erst, wenn sie zerbrochen werden! Wie viel Dinge gibt es bei uns, die Seiner nicht würdig sind, obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind. Manchmal bemerken wir es in der Prüfung, manchmal verschwinden sie dann auch ungemerkt von uns selbst. Wie viel Ursache haben wir, mit David zu bitten: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Wege“ (Ps 139,23)! „Von verborgenen Sünden reinige mich! Auch von übermütigen halte deinen Knecht zurück … Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, HERR, mein Fels und mein Erlöser“ (Ps 19)!

Keine Gnade, kein Vorrecht ändert die heiligen Forderungen der Natur Gottes. Alles muss mit ihr in Übereinstimmung gebracht oder schließlich aus seiner Gegenwart weggetan werden. Gnade hat uns die göttliche Natur gegeben (2Pet 1,4 „durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde,“), so dass grundsätzlich vollkommene Gleichförmigkeit mit Gott besteht. Aber sie muss bei uns auch zu praktischer Gleichförmigkeit in Gedanken und Tat führen. Dazu müssen Gewissen und Gefühle geübt werden, damit alles in uns in Übereinstimmung mit dem Wort und auf Gott gerichtet ist. Wenn es nicht so ist, so dass das Zeugnis Gottes erniedrigt wird, dann muss Gott das richten. Er tut es durch die Prüfungen, die Er in seiner Zucht sendet. Weil es nun das Gericht des Vaters ist, ist das Ergebnis immer ein vermehrter Segen für uns. Aber deshalb ist es nicht weniger ernst. Wir dürfen unter der Zucht nicht ermatten, aber wir dürfen sie ebenso wenig geringschätzen (Heb 12,5 „und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst.“). Sie ist das Zeugnis einer Heiligkeit, die bei uns gefunden werden muss, weil wir in die unmittelbare Nähe des heiligen Gottes gebracht worden sind, der jedoch unser Vater ist. Das lernen wir im Heiligtum verstehen. So finden wir auch die Antwort auf die Frage, warum Gläubige hier auf der Erde oft mehr Schwierigkeiten haben als Ungläubige. Jene empfangen ihr Gericht später (Ps 73)!

Wie schon gesagt, nimmt Petrus hier noch an, daß alle im Haus Gottes wahre Gläubige sind. Aber in seinem zweiten Brief prophezeit er schon, dass es anders werden wird. Wie sehr sind seine Worte und die der anderen Apostel und Schreiber des Neuen Testaments (Jud 17-19 (17) Ihr aber, Geliebte, erinnert euch an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, (18) dass sie euch sagten: Am Ende der Zeit werden Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Begierden der Gottlosigkeit wandeln. (19) Diese sind es, die sich absondern, natürliche Menschen, die den Geist nicht haben.“) in Erfüllung gegangen! Wenn wir uns umschauen, sehen wir, dass praktisch alle großen Kirchen in der Welt von „Modernen“ (Hes 33,34; Off 3,17 „Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts – und du weißt nicht, dass du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt bist –,“) [d.h. von solchen, die nicht mehr an der wörtlichen Inspiration und der göttlichen Autorität der Heiligen Schrift festhalten und die Gottheit des Herrn Jesus leugnen]) beherrscht werden, und viele kleinere Gruppen folgen ihnen darin. Man kann kaum noch eine Gruppe Menschen finden, die als Ganzes noch an der völligen Inspiration des Wortes und an der Gottheit und der wahrhaftigen Menschheit des Herrn Jesus festhält. Und wo ist die Ordnung Gottes im Hause Gottes zu finden? Wo wird der himmlische Charakter noch gefunden und wo die Absonderung von der Welt?

In Offenbarung 2 und 3 sehen wir prophetisch die Geschichte der Versammlung auf der Erde in ihrer Verantwortlichkeit. Die durchdringenden Augen des Herrn Jesus als Richter sehen schon im Anfang das Abweichen: das Verlassen der ersten Liebe. Die Abweichung schreitet trotz der Prüfung von zehn Tagen, die der Herr zulässt, fort über das Wohnen an dem Orte, wo der Thron des Satans ist, bis hin nach Thyatira, wo Jesabel herrscht. Dort sehen wir das Gericht über die Versammlung in ihrem Charakter als Versammlung, obwohl es erst in Offenbarung 17 und 18 ausgeführt werden wird. Danach finden wir in Offenbarung 3 die Geschichte des Protestantismus, der mit dem Ausspeien Laodizeas enden wird, wenn der Herr hinausgegangen sein wird, weil drinnen nichts mehr für Ihn ist.

Aber es wird ebenso sein wie bei Israel: Wenn das Gericht vor der Tür steht, denkt man, dass man davon nicht betroffen werden kann: „Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts“! Ich las vor einigen Monaten in Kanada, dass ein holländischer Professor in Vorträgen in Amerika gesagt hatte, dass die Theologie in Holland sich zurzeit in einer Blütezeit befände. Und das bei dem furchtbaren Rückgang, den man überall, sogar mit geschlossenen Augen, sehen muss! Machen der wunderbare Platz, den Gott der Versammlung in seiner Gnade gegeben hat, und ihre wunderbaren Vorrechte sie für das Gericht Gottes unangreifbar, wenn sie die Gnade verschmäht und sie zur Zügellosigkeit gebraucht (Jud 4 „Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, Gottlose, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“)? Und wenn unser alleiniger Herr und Meister Jesus Christus verleugnet wird, indem man leugnet, dass Er Gott ist, und man vor allem seine Autorität und die Autorität seines Wortes völlig verwirft? Wie verblendet der Parteigeist sogar wahre Gläubige!

Wie geziemt es sich da für uns, dass wir Selbstgericht üben und vor Gott diesen Zustand vollkommenen Verfalls bekennen! Aber wo findet man das, selbst dort, wo man gegen gewisse Missstände protestiert? Gewiss hat das Wort Gottes einen reinen Weg für den Glauben, auch in diesen letzten Tagen vor dem Gericht (2Tim 2,21 „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.“). Aber wenn damit nicht ein gebrochener Geist verbunden ist und Buße vor Gott über den Zustand des Ganzen, von dem doch jeder Gläubige einen Teil bildet, welchen Wert hat es dann für Gott? Es offenbart dann nur einen harten, selbstgerechten Geist, das Schlimmste, was es in Gottes Augen gibt. Leidet nicht der ganze Leib, jedes Glied, wenn ein Glied leidet (1Kor 12,26 „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.“)? Es ist ein Zeichen von Selbstsucht und Herzlosigkeit, wenn man nur das Böse fühlt, das man selbst getan hat, oder nur das Böse derer, mit denen ich praktisch denselben Weg gehe. Können wir nichts von Daniel, Esra, Nehemia und Jeremia lernen (Dan 9; Esra 9; 10; Neh 1; 5; Klgl 9; 13)? Sollten wir im Richten des Bösen und der Demütigung darüber vor Gott nicht viel tiefer gehen als diese Männer, weil wir viel mehr Gnade und viel mehr Licht empfangen haben?

Dann dürfen wir in unserem Kummer und in unserer Niedergeschlagenheit eine wunderbare Tatsache bemerken. Nachdem wir in Offenbarung 2 und 3 gesehen haben, dass der Zustand der Versammlung so geworden ist, dass sie gerichtet werden muss, dass der Leuchter weggenommen werden musste und aufhörte, auch nur das geringste bisschen Licht Gottes zu sein, sehen wir dann, wie sie aus dem Himmel kommt, bekleidet mit der Herrlichkeit Gottes. Und „ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein“ (Off 21,11)! Aus Offenbarung 4 sehen wir, dass der Jaspisstein von der Herrlichkeit Gottes spricht. Dort sehen wir vor unseren erstaunten Augen das Werk des Herrn. „Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16). Gott sei Dank, wir können das Werk des Herrn nicht verderben!

Verse 17b-19

1Pet 4,17b-19: … wenn aber zuerst von uns an, was (wird) das Ende derer (sein), die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? Und wenn der Gerechte mit Mühe errettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen? Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen befehlen im Gutestun.

Aber wie ernst ist der Gedanke an das Gericht für Ungläubige, für diejenigen, die die frohe Botschaft von Gott nicht annehmen! Es wird hier das Evangelium Gottes genannt. Ich denke, dass es geschieht, um mit größerem Nachdruck zu zeigen, wie ernst es ist, die Botschaft abzuweisen! Gott ist es, der darin zu seinen schuldigen Geschöpfen redet! Er gebietet ihnen, sich zu bekehren, gerade im Blick auf sein kommendes Gericht (Apg 17,30 „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen,“). Er verheißt ihnen Vergebung von aller Schuld und außerdem den ewigen Aufenthalt in seiner Gegenwart (Apg 3,19 „So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden,“; Lk 24,47 „und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, angefangen von Jerusalem.“) als Folge der Bekehrung und des Glaubens an den Herrn Jesus und sein Werk an seinen Sohn, den Er selbst gegeben hat (2Kor 5,20.21 (20) So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! (21) Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“), damit Er diese frohe Botschaft Sündern verkündigen konnte. Wie furchtbar ist es, wenn ein Geschöpf neben all seinen anderen Sünden sich weigert, diesem Gebot und diesem flehenden Bitten seines Schöpfers zu gehorchen.

Die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes sind so groß, dass Er sogar bei denen, die dem Evangelium gehorsam gewesen sind und dadurch an allem, was seine Gnade gewirkt hat, teilhaben und seine eigenen Kinder geworden sind, keinen Ungehorsam ertragen kann, sondern alles richten muss, was nicht in Übereinstimmung mit seiner heiligen Natur ist. Was muss dann das Ende derer sein, die nur als ungehorsame, aufsässige Geschöpfe mit Gott in Verbindung stehen? Die sogar seine Gnade und die unermessliche Gabe seines Sohnes verschmähen? Für die Gläubigen endet das Gericht in dem Augenblick, da sie die Erde verlassen (Joh 5,24 „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“). Sie sind nur den erzieherischen Gerichten des Vaters unterworfen. Wenn sie diese Erde verlassen, bleibt ihre alte sündige Natur, ebenso wie die Welt, zurück. Auch Satan geht nicht mit zu dem Platz beim Herrn Jesus. Dort ist also keine Berichtigung mehr nötig.

Aber für die Ungläubigen kommt danach erst das endgültige Gericht. Sie kommen schon in die Pein, sobald sie sterben (Lk 16,23 „Und in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, sieht er Abraham von weitem und Lazarus in seinem Schoß.“)! Wenn die Geschichte des Menschen in seiner Verantwortlichkeit dann abgeschlossen wird, werden sie vor dem großen weißen Thron stehen, und sie werden gerichtet „nach dem, was in den Büchern (Gottes) geschrieben war, nach ihren Werken“. Dann werden sie in den Feuersee geworfen, in den kurz zuvor der Teufel, der Antichrist und der letzte römische Kaiser, das Tier, geworfen worden sind, in den Ort, von dem der Herr Jesus sagt, dass dort das Weinen und das Zähneknirschen sein wird, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt (Mt 13,50; 9,46)! Dort werden sie ewig sein! Wer kann ihren Zustand dort beschreiben?

„Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Heb 10,31)! Paulus schreibt: „… bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“ (2Thes 1,7).

Ja, „wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ Es ist klar, dass mit „der Gerechte“ (Röm 5,19) der Gläubige gemeint ist. Er hat Leben aus Gott empfangen und ist gerechtfertigt. Das griechische Wort molis, das in der Elberfelder Übersetzung durch „mit Not“ übersetzt ist, ist eine Ableitung von molos = „Arbeit, Mühe, Streit“. Es kommt vor in Apostelgeschichte 14,18; 27,7.8.16 (14:18) Und als sie dies sagten, hielten sie die Volksmengen kaum davon ab, ihnen zu opfern.“ „(27:7) Als wir aber viele Tage langsam segelten und mit Mühe gegen Knidos hin gekommen waren, segelten wir, da uns der Wind nicht heranließ, unter Kreta hin, auf Salmone zu; (27:8) und als wir mit Mühe daran entlangfuhren, kamen wir an einen gewissen Ort, Schönhafen genannt, in dessen Nähe die Stadt Lasäa war.“ „(27:16) Als wir aber unter einer gewissen kleinen Insel, Kauda genannt, hinliefen, vermochten wir kaum des Beibootes mächtig zu werden.“; Römer 5,7 „Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen könnte vielleicht noch jemand zu sterben wagen.“ und hier. „Mit Mühe“ scheint mir daher auch eine bessere Übersetzung zu sein als „kaum“ oder „mit knapper Not“. Diese Worte erwecken den Eindruck, dass die Errettung auf Messers Schneide stünde, dass nicht viel fehlte und der Gläubige ginge noch verloren. Aber das ist sicher nicht der Sinn dieser Stelle. Hier wird gesagt, dass Gott viel Mühe hat, uns als Errettete bis zum Ende durchzubringen. Dabei ist es natürlich ausgeschlossen, dass Gott versagen sollte. Wie wir schon mehrmals gesehen haben, sieht Petrus die Errettung am Ende. Damit ist also nicht nur die Errettung der Seele gemeint, sondern auch die Errettung des Leibes (1Pet 1,9 „indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, davontragt –“), das heißt, wenn der Herr kommt und wir mit Ihm hier auf der Erde offenbart werden (1Pet 1,5.13 „die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden;“ „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi;“).

Um uns retten zu können, hat Gott erst seinen Sohn in das Gericht über unsere Sünden und unsere Sünde geben müssen. Aber ich denke nicht, dass unser Vers sich darauf bezieht. Das stand in Verbindung mit unserem Zustand, bevor wir „Gerechte“ waren. Hier handelt es sich um die Versuchungen, die Prüfungen und die Gefahren in unserem Leben als Gläubige auf der Erde. Es gibt so viele Hindernisse, und wir selbst haben keine Kraft, standhaft zu bleiben.

Satan wird alle seine Mittel anwenden, um uns auf dem Wege umkommen zu lassen. Er hat mächtige Waffen! seine Kraft ist groß, obwohl sie nicht das Gefährlichste ist, seit der Herr Jesus ihn besiegt hat. „Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen!“ Aber wie viel Listen stehen ihm zur Verfügung! Oft verkleiden er und auch seine Knechte sich als Engel des Lichts (2Kor 11,14 „Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an;“). Er besitzt feurige Pfeile, die nur mit dem Schild des Glaubens, dem festen Vertrauen auf den Vater und den Herrn, ausgelöscht werden können (Eph 6,16 „indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen.“).

Wie mächtige Bundesgenossen hat er auch! Die Welt steht ganz zu seiner Verfügung, denn er ist der Gott dieses Zeitlaufs und der Fürst dieser Welt (2Kor 4,4 „in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist.“; Joh 12,31 „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“; 1Joh 5,19 „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“). Hinzu kommt unsere alte Natur, das Fleisch, das nichts lieber tut als ihm gehorchen.

Wer kann da standhaft bleiben? Und wenn wir fallen, ist Satan schon da, um uns bei Gott zu verklagen. Er ist „der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagt“ (Off 12,10)! Wie wir gesehen haben, kann Gott gerade bei seinen Kindern die Sünde durchaus nicht dulden. Er kann sich selbst nicht verleugnen, auch nicht um unsertwillen vor Satan! Er kann nicht zu Satan sagen: „Das finde ich nicht schlimm.“ Er muss sein Gericht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen über Gut und Böse in seiner Regierung über die Erde ausüben. Wenn wir bedenken, wer wir sind und wer Gott ist und dass wir in seine unmittelbare Nähe gebracht worden sind und mit Ihm wandeln müssen, dann möchten wir mit den Jüngern ausrufen: „Wer kann dann errettet werden?“ Aber wir kennen die Antwort des Herrn. Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott. Unser Glaube weiß: „Sie erscheinen vor Gott in Zion“ (Ps 84,7).

Wir haben gesehen, wie Gott es macht. Als Satan den Hohenpriester Josua wegen seiner schmutzigen Kleider verklagte (Sach 3), sagt Gott nicht: „Die Kleider sind aber nicht sehr schmutzig!“ Er lässt diejenigen, die vor seinem Angesicht stehen, Josua die schmutzigen Kleider aus und ihm reine Kleider anziehen und lässt ihm einen reinen Kopfbund aufsetzen. Dann sagt Er: „Ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen!“ Im vierten Buch Mose finden wir die diesbezüglichen Wege Gottes mit Israel. Das Neue Testament sagt uns: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1Kor 10,11). Und was ist das Ergebnis der Wege Gottes mit Israel? Trotz aller ihrer Untreue und ihres Versagens und trotz des heiligen Gerichtes Gottes in ihrer Mitte war die Zahl der Israeliten praktisch gleich geblieben. Aber die Leviten hatten sich am Ende um fast tausend vermehrt (4Mo 2,32; 26,51 (2:32) Das sind die Gemusterten der Kinder Israel nach ihren Vaterhäusern. Alle Gemusterten der Lager, nach ihren Heeren, waren 603.550.“ „(26:51) Das sind die Gemusterten der Kinder Israel: 601.730.“)!

Ja, die Allmacht Gottes gelenkt durch die göttliche Weisheit und väterliche Liebe eines Gottes, der Liebe ist, ist notwendig, um uns sicher durch die Welt, in der Satan regiert, zu führen. Wir wissen auch, dass Gott das nicht durch direkte Machtausübung tut, sondern durch sittliche Mittel: durch die Stärkung unseres Glaubens. Aber aus dem Wort Gottes wissen wir auch, dass wir bewahrt werden zur Errettung (1Pet 1,5 „die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden;“). Wenn die Prüfungen auch so viel schwerer sind, weil wir so nahe zu Ihm gebracht worden sind, dann ist das zugleich der Beweis unserer Gewissheit und seiner unendlichen Vaterliebe zu uns. „Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt“ (1Kor 10,13). „Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen“ (Ps 23,3).

Aber wo wird dann der Gottlose und Sünder erscheinen, der kein Teil an den wunderbaren Folgen des Werkes des Herrn Jesus hat, der sich nicht mit Gott hat versöhnen lassen wollen (2Kor 5,20 „So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“) und daher nicht Liebe und Hilfe, sondern nur Rache und Gericht von Gott zu erwarten hat (2Thes 1,8 „in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen;“) und der sich freiwillig gänzlich der Macht und Bosheit des Teufels übergeben hat?

Der Teufel versucht immer wieder, uns weiszumachen, dass es viel verständiger ist, ein wenig mit der Welt mitzumachen, jedenfalls nicht so öffentlich unser Christsein zu zeigen, weil wir dann den Verfolgungen größtenteils oder sogar ganz entgehen. Aber wir haben gesehen, dass die Verfolgungen in Wirklichkeit Gerichte und Prüfungen von Gott sind. Wie töricht ist es dann, das zu tun, was Satan sagt. Es verbindet uns nur mit denen, die unendlich viel schwerere Gerichte zu erwarten haben (1Mo 14,11.12; 19). Gott muss das Böse richten. Wenn es nicht auf diese Weise geschieht, dann auf die andere, die aber schwerer sein muss, weil die Abweichung beweist, wie weit das Herz vom Herrn abgewichen ist. Wenn wir versuchen, der Zucht Gottes zu entlaufen, werden wir nur in noch viel größere Schwierigkeiten kommen!

„Der Gottlose und Sünder“ bezieht sich, wie ich glaube, auf eine und dieselbe Person. Vor beiden Worten steht nur ein Geschlechtswort, und außerdem steht das Tätigkeitswort in der Einzahl. Das griechische Wort für „Gottloser“ (asebes) ist das Gegenteil zu „ehren, Respekt bezeigen usw.“ (sebesthai). Es zeigt also, dass der unbekehrte Mensch Gott nicht ehrt und Ihm keine Ehrerbietung entgegenbringt. Außerdem ist er ein Sünder, jemand, der den Zweck seines Lebens verfehlt hat, weil er seinen Weg in Ungehorsam gegen Gott geht. Der Lebenszweck eines Geschöpfes ist, seinem Schöpfer zu dienen und Ihn zu lieben (1Joh 3,4 „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“; 5Mo 6,5 „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“).

1. Petrus 4,19 „Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Gutestun.“ ist eine Schlussfolgerung, die aus den vorhergehenden Versen gezogen wird: „Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seele befehlen im Gutestun.“

Dies gilt also nur für diejenigen, die „nach dem Willen Gottes leiden“, und nicht, wenn wir für unsere eigenen Fehler leiden. Jene sollen ihre Seelen Gott als dem treuen Schöpfer anbefehlen. Das Wort „befehlen“ kommt unter anderem auch in 1. Timotheus 1,18 „Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, gemäß den vorher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch diese den guten Kampf kämpfst,“ und in 2. Timotheus 2,2 „und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“; Lukas 12,48 „wer ihn aber nicht kannte, aber getan hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden. Jedem aber, dem viel gegeben ist – viel wird von ihm verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man desto mehr fordern.“ usw. vor.

Gott wird hier als Schöpfer gesehen, also in Verbindung mit der Welt, die Er geschaffen hat. Wir wissen, dass Er das Werk seiner Hände nicht lassen wird. Er ist ein treuer Schöpfer. Gerade alle die Leiden, die Er über die Seinen kommen lässt, zeigen das. Von Anfang an war es seine Absicht, den von Ihm geschaffenen Menschen in seine Gemeinschaft zu bringen. Wie wir gesehen haben, ist das auch der Zweck des Leidens. Wenn wir uns in solchem Leiden befinden, können wir voll Vertrauen unsere Seelen Ihm befehlen. Er wird sie sicher bewahren, wenigstens wenn wir es in Gutestun tun (1Thes 5,23.24 (23) Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. (24) Treu ist er, der euch ruft; er wird es auch tun.“). Anderenfalls wird Er sogar noch mehr Zucht ausüben müssen. Er sorgt für seine Geschöpfe, wie viel mehr für seine Kinder! In Christo haben wir Ihn kennengelernt und haben gelernt, auf Ihn zu vertrauen.

Aber dadurch wissen wir jetzt auch, dass Er als Schöpfer treu und voll Liebe für seine Geschöpfe ist. Er ist nicht so, wie es die Ungläubigen von Ihm meinen: hartherzig und fordernd! Er ist der große Geber (Joh 4,10 „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“; 2Kor 9,15 „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“). Wir sehen hier also nicht nur Gottes Regierung und Gottes Handlungen in seiner Regierung, sondern Gott auch als Schöpfer in Verbindung mit der ersten Schöpfung. Das ist jüdischer Boden und nicht das eigentliche christliche Verhältnis zu Gott. Aber doch ist dies für uns in unserem Charakter als Pilger auf der Erde wertvoll.

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Nicht „ohne zu sündigen“ (wie es auch in mehreren holländischen Übersetzungen steht), sondern „ausgenommen die Sünde“. Es gab bei Ihm keine innewohnende Sünde wie bei uns, worin Satan wirken konnte. Die Versuchung kam bei Ihm nur von außen und konnte nicht nach innen dringen.


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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