Betrachtungen über den ersten Petrusbrief (5)
Kapitel 5

Hendrik Leendert Heijkoop

© EPV, online seit: 24.12.2005, aktualisiert: 29.04.2023

Leitverse: 1. Petrus 5

Vers 1

1Pet 5,1: (Die) Ältesten, (die) unter euch (sind), ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus der auch Teilhaber (ist) der Herrlichkeit, die offenbart werden soll, …

Im Griechischen steht kein Geschlechtswort vor „Ältesten“ (presbyteros), was bezweckt anzugeben, dass hier nicht so sehr eine bestimmte Personengruppe angesprochen wird als vielmehr Brüder, die einen bestimmten Charakter tragen (in diesem Falle, dass sie älter sind). Die Bedeutung wird aus Vers 5 deutlich: Es handelt sich um die älteren Brüder im Gegensatz zu den jüngeren (neoteroi).

Das Wort presbyteros („Ältester“) bedeutet normalerweise „ein Älterer“. Siehe zum Beispiel „ältester“ Sohn, „alter Mann“ und „alte Frau“ (Lk 15,25; 1Tim 5,1.2). Das Wort kommt ungefähr siebzigmal im NT vor, aber wahrscheinlich bedeutet es nur an folgenden Stellen das „Amt“ des Ältesten, also einen ausdrücklich und persönlich aufgetragenen Dienst: Apg 14,23; 20,17; 1Tim 5,17.19; Tit 1,5. Fest steht das auch nur bei der ersten und der letzten dieser Stellen! Die anderen drei Stellen geben mir aus dem Zusammenhang die Überzeugung, dass es sich auch da um das „Amt“ handelt, aber zu beweisen ist es nicht.

In Israel nahmen die älteren Männer aufgrund ihrer Erfahrung einen ehrenvollen Platz ein (2Mo 4,29; 24,1.9; Spr 31,23). Vergleiche auch die vielen Stellen in den Evangelien, wo über die „Alten“ gesprochen wird. Da dies nun offensichtlich mit Gottes Gedanken in Übereinstimmung war, fand es bei den Christen aus den Juden Eingang. Es war dort also keine Rede von einer Anstellung oder dergleichen. Aufgrund ihrer Erfahrung in den Wegen Gottes und im Leben der Versammlung gehörten die älteren Brüder zu den „Ältesten“. So steht zum Beispiel in Apostelgeschichte 15,23 in den ältesten Handschriften: „Die Apostel und die ältesten Brüder usw.“, so dass dort diejenigen, die in Apostelgeschichte 15,2.4.6.22 „Älteste“ genannt werden, „älteste Brüder“ heißen (siehe NT Griechisch von Nestle und zum Beispiel die Übersetzung von Weizsäcker oder von Prof. Brouwer [holländisch]).

Als den Heiden das Evangelium verkündigt wurde und da Versammlungen entstanden, waren natürlich nicht sofort Brüder da, die jahrelange Erfahrung hatten und durch jahrelanges Auftreten in Weisheit usw. sittliche Autorität als „Älteste“ erlangt hatten. Der Herr half auch hierbei und gab Gaben für „Regierungen“, „Wort der Weisheit“ und den, „der da vorsteht“ (1Kor 12,28; 12,8; Röm 12,8). Dazu gab Er Apostel, die solch ein geistliches Unterscheidungsvermögen besaßen, dass sie bei solchen, die noch nicht lange bekehrt waren, die Gaben und den dazu passenden geistlichen Zustand sahen (Apg 14,23). Außerdem besaßen sie die Autorität, sie offiziell als „Älteste“ anzustellen, wodurch diese auch öffentlich Autorität erhielten. Wenn die Apostel selbst in dem Augenblick nicht an einem Ort sein konnten, von dem sie wussten, dass es notwendig war, dort Älteste anzustellen, konnten sie jemand anders, von dem sie wussten, dass er vom Herrn dazu befähigt war, als ihren Bevollmächtigten dahin senden, um als solcher es zu tun (Tit 1,5). Nirgends in der Schrift finden wir, dass die Versammlung selbst oder auch die anderen Ältesten etwas damit zu tun hatten. Das ist auch vollkommen erklärlich. Autorität kommt immer von oben und nie von unten. Der demokratische Grundsatz, seine eigenen Autoritätsträger selbst zu wählen, steht in vollkommenem Widerspruch zu Gottes Gedanken. Er ist auch in sich widersprüchlich. Jemand, der von mir angestellt wird, steht in Wirklichkeit unter mir, und kann jederzeit wieder von mir abgesetzt werden. Er hat keine wirkliche Autorität über mich!

Mit Sicherheit wissen wir nur, dass in Lystra, Ikonium, Antiochien, Kreta und wahrscheinlich Ephesus und Philippi angestellte Älteste waren (Apg 14,23; Tit 1,5; 1Tim 3; Phil 1,1). In den Briefen an die Korinther, den einzigen Briefen, die an eine Versammlung als solche geschrieben sind und in denen die Ordnung in der Versammlung so ausführlich beschrieben wird, werden sie nicht erwähnt. Auf jeden Fall gibt es auch nicht die geringste Möglichkeit, zu erkennen, dass sie in der Mitte der aus den Juden hervorgekommenen Gläubigen vorhanden waren.

Aufgrund der folgenden Punkte glaube ich daher auch, dass es ganz offensichtlich ist, dass Petrus hier nicht über „angestellte“ Älteste spricht:

  1. Weil er an Gläubige aus den Juden schreibt.
  2. Das Geschlechtswort vor „Ältesten“ fehlt, wodurch der Nachdruck mehr auf dem Charakteristischen, Kennzeichnenden als auf einer bestimmten Gruppe liegt.
  3. Petrus nennt sich selbst „Mitältester“. Apostolische Autorität ist aber fundamental und reicht über die gesamte Versammlung. Die Autorität eines „Ältesten“ gilt nur örtlich und steht außerdem weit unter der eines Apostels. Er wurde ja durch einen Apostel oder durch eine von diesem Bevollmächtigten angestellt. Petrus konnte daher auch unmöglich offiziell das Amt eines „Ältesten“ innehaben, aber wohl war er ein alter Bruder, obgleich er Apostel war. Dasselbe sehen wir bei Johannes und Paulus, wo an allen drei Stellen das gleiche griechische Wort verwendet wird (2Joh 1; 3Joh 1; Phlm 9).
  4. 1. Petrus 5,5 zeigt deutlich, dass das Wort „Älteste“ (siehe Anm. zu Vers 5 in E.Ü.) hier im Gegensatz zu dem Wort „Jüngere“ gebraucht wird. Wie Petrus die Gläubigen in den vorigen Kapiteln in Untertanen, Hausknechte, Frauen und Männer einteilte und sie dann in dem Wort „alle“ zusammenfasste (1Pet 3,8), sieht er sie hier hinsichtlich ihres (geistlichen) Alters in zwei Gruppen: die Älteren und die Jüngeren. In Vers 5b fasst er sie in dem Wort „alle“ wieder zusammen.
  5. Petrus sieht die Ältesten als einen Teil der Herde: „(Die) Ältesten (die) unter euch (sind)“, und: „Die Herde Gottes (die) bei euch (ist)“. Das deutet mehr auf die Führer in der Mitte der Gläubigen (diejenigen, die die Gabe des Regierens haben) hin als auf offiziell angestellte Aufseher. Aufseher stehen als solche über und außerhalb der Herde!

Petrus will diese Ältesten ermahnen. Als Apostel hat er vollkommene Autorität, das zu tun; er kann sogar befehlen. Aber wie Paulus und Johannes gebraucht er seine offizielle Autorität nur, wenn es unbedingt nötig ist. Hier nimmt er, soweit das möglich ist, denselben Platz ein wie diejenigen, die er ermahnen will. Er nennt sich „der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus“. Die Gnade gibt gerne Stellung und Rechte preis, wenn sie dadurch ihr Ziel eher erreichen kann. Wahrer Dienst gründet sich auf Liebe, auch wenn dieser Dienst im Regieren besteht. Welch ein Beispiel davon sehen wir in unserem Herrn!

Welch eine Kraft und welch eine sittliche Autorität erhält die Ermahnung durch eine solche Gesinnung! Petrus ist auch ein Gläubiger wie sie, und wenn Erfahrung das Kennzeichen eines Ältesten ist, wer hat dann so viel Erfahrung wie Petrus? Seine Erfahrung reicht bis in den Anfang zurück, bis in die Jahre, als der Herr Jesus selbst noch seinen Dienst auf der Erde ausübte. Wie wenige lebten noch, die eine so lange „Dienstzeit“ hinter sich hatten! Wer außer Johannes war in jenen Jahren so nahe beim Herrn gewesen und hatte danach so von Anfang an im Mittelpunkt der Versammlung gestanden? Wer außer Johannes hatte auch das Leiden des Christus so mit eigenen Augen gesehen?

Vor „Mitälteste und Zeuge usw.“ steht nur ein Geschlechtswort. Das bedeutet, dass diese Worte zusammengehören. Seine Erfahrung im Dienst hatte Petrus durch das Zeugen von dem Leiden Christi erlangt. Das griechische Wort für „Zeuge“ ist hier martys, von dem unser Wort „Märtyrer“ abgeleitet ist. Daraus folgt, dass Petrus nicht nur sagen will, dass er Augenzeuge des Leidens Christi gewesen ist, sondern auch, dass er in seinem Dienst davon zeugt. Wenn er sich nur „Augenzeuge“ nennt, gebraucht er ein anderes Wort (2Pet 1,16). Welch eine Kraft gibt diese Erinnerung an das Leiden Christi, das Er für seine Schafe erduldete, zu denen auch sie gehörten, der Ermahnung des Petrus betreffs des Dienstes unter den Schafen Christi! Sollte der Gedanke an den Preis, den die Liebe des Herrn für ihre Sicherheit und ihren Segen bezahlte, nicht auch unsere Herzen willig machen, dieselbe Gesinnung für diese Schafe zu hegen?

Aber wir sehen hier zugleich den besonderen Charakter des Dienstes des Petrus im Unterschied zu dem des Paulus. Petrus war der Apostel der Beschneidung, der Juden (Apg 1,22; Joh 15,27; Gal 2,7-9). Diese erwarteten den Messias in Herrlichkeit. Es war nun der Dienst des Petrus, den Juden das zu verkündigen, was der Herr selbst nach der Auferstehung den Emmausjüngern erklärte: „Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen“ (Lk 24,26)? Er selbst hatte dies auf einem erniedrigenden Wege gelernt (Mt 16,21-28). Jetzt wusste er, dass die Propheten diese Reihenfolge zuvor angekündigt hatten (1Pet 1,11). Sein Dienst bestand nun darin, von den Leiden Christi und den Herrlichkeiten danach zu zeugen. Das haben wir auch in diesem ganzen Brief gefunden. In der gegenwärtigen Zeit gibt es für die Gläubigen Leiden (1Pet 1,6), aber das Auge wird auf den Tag gerichtet, an dem der Herr auf die Erde kommen wird, um hier seine Herrlichkeit zu offenbaren und die Prophezeiungen zu erfüllen (1Pet 1,5.7; 4,5.13; 2Pet 1,12-21).

Paulus war der Apostel der Nationen (Apg 26,13-19), die keine Verheißungen besaßen. Er sah am Anfang nicht den leidenden Christus, sondern den verherrlichten Herrn im Himmel (1Kor 15,8). Er predigte das Evangelium der Herrlichkeit des Christus, den Dienst des Geistes, der in Herrlichkeit besteht. Denn der Geist, der von dem verherrlichten Herrn im Himmel herabgesandt wurde, sollte von der Herrlichkeit Christi im Himmel zeugen (2Kor 4,4; 3,8.18; Joh 15,26; 7,39; Apg 5,32). In der Ausübung seines Dienstes wurde Paulus Teilhaber der Leiden Christi (Phil 3,10; KoI 1,24). Obgleich er nach der Erscheinung des Herrn zur Befreiung der Schöpfung verlangte (Röm 8,21), war das nicht seine Hoffnung. Die Freude seines Herzens war, zu seinem Herrn zu gehen, um allezeit bei Ihm zu sein, obwohl er danach auch mit Ihm auf diese Erde kommen würde (1Thes 4,17; 1Kor 15,52). Er zeugte von der Herrlichkeit und war Teilhaber der Leiden Christi. Petrus war ein Zeuge des Leidens Christi und Teilhaber der Herrlichkeit, wenn diese auf der Erde offenbart werden wird (Mt 19,28-29). Als Apostel der Beschneidung sieht er Christus in Verbindung mit Israel und der Erde. Was er bringt, gilt für uns, und Paulus bestätigt das auch. Aber es ist nicht das, was für das Christentum kennzeichnend ist. Das finden wir in den Schriften des Paulus. Der Dienst des Petrus und der anderen elf Apostel endete auch mit ihrem Tod (Joh 15,27). Jetzt haben wir also nur doch den Dienst des Heiligen Geistes, wie er im Dienst des Paulus zum Ausdruck kam (Joh 15,26).

Verse 2.3

1Pet 5,2.3: Hütet die Herde Gottes, (die) unter euch (ist), indem ihr die Aufsicht nicht gezwungenermaßen führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, nicht als über eure Erbteile herrschend, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid.

Das griechische Wort für „hütet“ (poimaino), hier im Imperativ des Aorist[1] deutet eigentlich die ganze Arbeit eines Hirten an: füttern, beschützen, führen usw. Die Ältesten müssen in ihrem ganzen Dienst diesen Hirtencharakter offenbaren und auch selbst dadurch gekennzeichnet sein. Wir könnten es also auch mit den Worten umschreiben: „Seid wirklich Hirten.“

Die Gläubigen als zusammen werden als „Herde“ bezeichnet, so wie auch an anderen Stellen in der Schrift (Joh 10,15). Darin liegt der Gedanke, dass jeder einzelne Gläubige ein Schaf ist, und so nennt ihn die Schrift auch mehrmals ausdrücklich (1Pet 2,25). Das Wort „Herde“ steht immer in der Einzahl, denn es gibt keine zwei Herden! Es ist auch die Herde Gottes! (Apg 20,28-29; Lk 12,32)! Wie werden die Rechte Gottes verletzt, wenn jemand von seiner Herde, seiner Gemeinde spricht! „Unter euch“ ist derselbe Ausdruck wie in Vers 1 und in 1. Petrus 4,12. Daraus folgt, dass hiermit nicht ein niedrigerer Platz angedeutet wird, als ob die Ältesten über der Herde stehen, sondern es ist eine Beschränkung auf den Teil der Herde, der sich dort befindet, wo die Ältesten wohnen und arbeiten. Der Ältestendienst ist mehr örtlich im Gegensatz zu den Gaben, die dem ganzen Leib Christi gegeben worden sind und deren Dienst daher nicht auf einen Ort beschränkt ist (Eph 4,11-14). Wenn eine Rangordnung angegeben werden sollte, dann würde meiner Ansicht nach auch ein Tätigkeitswort dabeistehen.

Der Apostel sieht die Ältesten und die Herde als ein Ganzes. Dadurch werden die Gedanken auf eine Sphäre gegenseitiger Liebe und Verbindung gerichtet. Wie fruchtbar und gesegnet kann der Dienst sein, wenn solche Sphäre vorhanden ist. Ein Beispiel davon sehen wir bei Paulus und den Ältesten von Ephesus (Apg 20,17-37). Er spricht über die Herde Gottes zu ihnen und erinnert sie daran, wie er selbst in ihrer Mitte gewesen war.

Gegen die große Mehrheit der Handschriften und alten Übersetzungen haben einige sonst sehr gute alte Handschriften (Sinaiticus und Vaticanus) die Worte „indem ihr die Aufsicht führet“ nicht. Es ist leicht verständlich, warum die Schreiber sie ausgelassen haben. Die Schrift nennt die Ältesten auch Aufseher (Apg 20,28). In Bezug auf ihr Lebensalter und ihre geistliche Erfahrung sind sie Älteste, während der Name „Aufseher“ auf den Charakter ihres Dienstes hinweist (1Tim 3,1.2). Vergleiche in Apostelgeschichte 20 die Verse 17 und 28, in Titus 1 Verse 5 und 6 mit Vers 7 und alle mit 1. Timotheus 3,17. Aber im zweiten Jahrhundert fing man an, einen Unterschied zu machen, und stellte den Bischof (eine Ableitung von dem griechischen Wort für „Aufseher“: episkopos) über die Ältesten. Zunächst machte man ihn zum Haupt einer ganzen örtlichen Versammlung, und als die schriftgemäße Ordnung noch mehr verlorenging, zum Haupt eines größeren Gebietes. Darüber hinaus stellte man über ein noch größeres Gebiet einen Erzbischof. Der Bischof als einzelne Person (während die Schrift immer über „Älteste“ in der Mehrzahl spricht), der von den Ältesten unterschieden ist und über ihnen steht, ist wahrscheinlich eine Erfindung von Ignatius gewesen. In seinen Briefen finden wir sie jedenfalls zum ersten Mal genannt, und darin wird ihnen schon eine Stellung zuerkannt, die völlig gegen alle schriftgemäße Ordnung ist. Der Hochmut des menschlichen Herzens nahm diese Dinge bald und gerne an. Aber der Auftrag des Petrus an die Ältesten, den Dienst von „Aufsehern“ (griechisch: episkopos) zu versehen, zerstörte natürlich diese ganze Theorie und war daher sehr lästig für sie. Wir wissen, wie gerne der Mensch „vergisst“, was ihm nicht passt!

Hinter „freiwillig“ fügen einige Handschriften die Worte „Gott gemäß“ ein. Im Blick auf den Zusammenhang und die wenigen Textzeugen sind die meisten Gelehrten jedoch der Überzeugung, dass sie nicht ursprünglich sind, sondern eine spätere menschliche Hinzufügung. Ich habe sie daher weggelassen, obwohl einige Übersetzungen sie doch in den Text aufgenommen haben.

„Nicht aus Zwang, sondern freiwillig“! Ja, wenn wir eine Gabe oder einen Platz in der Versammlung haben (und das hat jeder Gläubige [1Kor 12]), wehe uns, wenn wir unsere Gabe nicht ausüben und unseren Platz nicht einnehmen (Mt 25,26-30)! Aber der Herr möchte, dass wir es mit einem willigen Herzen tun, dass wir es für ein Vorrecht halten, Ihm in den Seinen zu dienen. Dann werden wir Lohn empfangen, und es ist deutlich, dass wir es nur dann mit unserem Herzen und allen unseren Kräften tun (1Kor 9,17; 1Tim 3,1).

Wie prophetisch sind die Worte: „nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“! Ist das Christentum praktisch nicht großenteils dahin gekommen, dass es heißt: „Nichts für nichts“ (Hes 34; Tit 1,7; 2Mo 35)? In der römischen Kirche ist das sehr deutlich. Alles, was der „Älteste“ (in der römischen Übersetzung: „Priester“) tut, muss bezahlt werden. Man empfängt in dem Maße, wie man bezahlt, sogar wenn es sich darum handelt, Seelen aus dem von der römischen Kirche erfundenen „Fegefeuer“, das viel Geld einbringt, zu retten. Wer reich ist und viel bezahlt, bekommt mehr und bessere Messen als der, der wenig bezahlen kann. Wer nichts bezahlen kann, erhält nichts.

Sehen wir das Gleiche nicht im Protestantismus, wenn auch nicht in so grober Form? Ist für viele das Pastoren oder Predigeramt nicht wenig mehr oder nichts mehr als eine ehrenvolle Verdienstmöglichkeit in der Gesellschaft? Wie selten weigern sie sich, „ihre Gemeinde“ zu wechseln, wenn damit beträchtliche finanzielle oder andere irdische Vorteile verbunden sind! Ohne Zweifel sagt uns das Wort Gottes, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist (Lk 10,7; 1Kor 9,12.14.18). Aber wenn er seinen Lohn von seinem Auftraggeber, dem Herrn, erwartet, wird das keinen Einfluss auf die Art und Weise, den Ort und die Art der Arbeit, die er tut, ausüben. Im anderen Fall aber offenbart er den Charakter eines Mietlings (Joh 10,13)! Ist das nicht auch so, wenn er seine Belohnung von Menschen erwartet, sei es nun Geld oder Ehre oder Dank? Siehe 2. Korinther 12,14.15. Wie anders war der Herr Jesus, der gute Hirte, der sein Leben ließ für seine Schafe und arm wurde, um sie reich zu machen (2Kor 8,9).

Wie prophetisch sind auch die Worte: „als die da herrschen über eure Erbteile“! In welchem Widerspruch stehen sie zu den Worten des Herrn: „Die Könige der Nationen herrschen über dieselben. … Ihr aber nicht also; sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste, und der Leiter wie der Dienende. … Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Mt 20,27; Lk 22,25; Mk 10,43). Wie hat der Herr versucht, die Seinen vor diesem Übel zu bewahren und es durch den Grundsatz der Gnade zu ersetzen! Er diente den Seinen auf der Erde (Joh 13,1-17), Er dient ihnen jetzt im Himmel (Heb 7,25), und Er wird es in Ewigkeit in der Herrlichkeit tun (Lk 12,37)!

Wie fremd ist einem solchen Geist der Machtkampf, der seit dem Anfang in der Christenheit besteht. Wie unschriftgemäß ist die absolute Macht, die die römische Geistlichkeit ausübt! Ist nicht auch die holländische Bezeichnung Domine für einen Pastor (= Herr) gerade das, was die Schrift hier ausdrücklich verbietet? Der englische Titel Reverend ist noch schlimmer. Im Grunde fordert dieser eine Ehrfurcht, die an Anbetung grenzt. Wie sehr werden die Rechte des Herrn durch solche Bezeichnungen verletzt! Die Namen sind Bezeichnungen für Funktionen. Ist die Eifersucht zwischen Brüdern und Schwestern um die Gabe oder die Stellung der anderen nicht dasselbe? Die Sucht und das Streben, einen einflussreichen Platz inmitten der Gläubigen zu bekommen? Wie anders war es bei Paulus (2Kor 4,5)!

Wenn der Gläubige weiß, dass er nicht einmal unbeschränkter Herrscher über seine irdischen Besitztümer ist, ob er sie nun geerbt oder „selbst“ verdient hat , sondern nur ihr Verwalter (Lk 16,1-13; 12,42; 1Tim 6,17), wie viel mehr dann im Hinblick auf die Herde Gottes! Der Herr hat erlaubt, dass dieser Herrschergeist sich schon zur Zeit der Apostel offenbarte. Diotrephes wird uns als ein warnendes Beispiel hingestellt (3Joh). Sein Name hat eine tiefe Bedeutung, denn er bedeutet: „von Zeus genährt“, oder „von Gott genährt oder erzogen“. Zeus ist der Göttervater in der griechischen Götterlehre, und da nach der Schrift hinter den Götzen die Dämonen verborgen sind (1Kor 10,19.20; 5Mo 32,15-18), ist Zeus also das Bild des Teufels selbst. Welch ein Bild gibt auch die zweite Bedeutung („von Gott genährt oder erzogen“) von der Anmaßung der Geistlichkeit, dass ihre Autorität göttlichen Ursprungs sei!

Die Ältesten sollen im Gegenteil wahre Vorgänger und Vorbilder der Herde sein. Die Schafe müssen an den Hirten sehen können, wie sie sich selbst zu betragen haben und dass das Herz wahre Befriedigung und Freude nur im Dienst für den Herrn und in der daraus hervorgehenden Gemeinschaft mit Ihm findet (Tit 2,7; 1Tim 4,12; 1Thes 1,7). Paulus konnte sich selbst als Vorbild hinstellen. „Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi“ (Phil 3,17; 1Kor 11,1)! Er fordert die Gläubigen nicht auf, ihm zu folgen, sondern ebenso zu tun wie er, der Christus nachfolgte. So richtet auch Petrus hier die Augen und Herzen der Ältesten nicht auf sich selbst, sondern auf Christus, den Erzhirten. Nur das gibt uns Kraft und verwandelt uns (2Kor 3,18)!

Beim Schreiben der ersten Verse von Kapitel 2 hat der Apostel sicherlich mit großer Freude und Dankbarkeit an den wunderbaren Augenblick zurückgedacht, als er zum ersten Mal zum Herrn kam, und der Herr ihm den neuen Namen „Stein“ gab (Joh 1,43). Sicher hat er auch an die Stunde in Cäsarea-Philippi gedacht, als der Herr in Verbindung mit diesem neuen Namen ihm und den anderen Aposteln das wunderbare Geheimnis Gottes offenbarte: ein lebendiges Haus Gottes auf der Erde, erbaut von Christus als dem Sohn des lebendigen Gottes, außerhalb des Bereichs von Tod und Verderben, weil ein Auferstandener, der die Quelle des Lebens ist, seine Grundlage ist (Mt 16,18).

Wie mag sein Herz auch geschlagen haben, als er diese ersten Verse von Kapitel 5 schrieb. Ob er nicht zurückgedacht hat an den Augenblick, als der von den Juden verworfene Herr sich als der gute Hirte vorstellte, der sein Leben für seine Schafe lassen würde (Joh 10); der ihnen sagte, dass Er alle zerstreuten Schafe aus Israel und den Nationen in einer Herde, unter Ihm als dem einen Hirten, vereinen würde, und der ihnen dabei versicherte, dass niemand eines seiner Schafe aus seiner Hand und der Hand des Vaters rauben könnte?

Wie mag er auch zurückgedacht haben an die Tage, als der Hirte von vom HERRN geschlagen wurde und die Schafe zerstreut wurden (Joh 18; Sach 13,7). Wie mag er auch daran gedacht haben, dass er trotz seiner hohen Treuebekundungen den Herrn so verleugnet hatte! Wie hatte er danach verspürt, was Hirtentreue für ein verirrtes Schaf ist (Lk 24,34). Wie hatte sich auch die treue Sorge des Herrn mit ihm beschäftigt, bis er mit sich selbst zu Ende gekommen war und erkannt hatte, dass nur der Allwissende wissen konnte, dass er den Herrn liebte (Joh 21). Aber wie hatte der große Hirte der Schafe ihn dann wiederhergestellt und ihm einen Platz als Unterhirten gegeben: „Weide meine Lämmlein, hüte meine Schafe, weide meine Schafe“! Der Herr wusste nämlich, dass Petrus Ihn doch innig liebte, wenn seine Liebe auch tief unter seinem Selbstvertrauen verborgen gewesen war; denn wahrer Dienst ist auf die Liebe zum Herrn gegründet.

Der Herr liebt seine Schafe und möchte, dass sie geweidet werden. Er wurde „innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,36; Mk 6,34). In seiner Gnade will Er uns als seine Unterhirten gebrauchen. Er wünscht, dass auf seine Schafe geachtet wird. Das finden diejenigen, die abweichen, oft nicht angenehm. Sie lieben es nicht, dass man sie auf ihre falschen Verbindungen hinweist und mit ihnen über ihren schwachen Zustand spricht. Aber es ist der Gedanke Gottes, dass Aufsicht vorhanden sein soll. Der Mangel an geistlicher Hirtensorge und Aufsicht ist eine der großen Ursachen des schwachen geistlichen Zustandes in unserer Mitte.

Aber wie anders wird alles, wenn wir die Gläubigen als Gottes eigene Herde sehen (1Pet 5,2)! Dann suchen wir nur das Wohl der Schafe, ohne zu fragen, ob sie uns dankbar sein werden oder nicht, und ohne zu fragen, ob es uns viel Mühe und Sorge kosten wird und vielleicht kein Ergebnis sichtbar wird. Wir werden sie lieben als Schafe des Herrn und für sie sorgen aus Liebe und Gehorsam zu Ihm. Wenn wir dann auch vonseiten der Schafe keinen Dank empfangen, der Erzhirte wird erscheinen und uns die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit geben. Bei Paulus sehen wir diesen Hirtengeist. „Ich will aber sehr gern alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen, wenn ich auch, je überschwänglicher ich euch liebe, umso weniger geliebt werde“ (2Kor 12,15).

„Weiden“ bedeutet viel mehr als nur Nahrung geben. Es bedeutet, den Schafen nachzugehen, auch in die Dornen, von denen sie vielleicht verwundet sind. Aber noch viel wichtiger ist es, zu verhindern, dass sie dahin kommen! Jeder Gläubige benötigt persönliche Aufsicht und Sorge. Neubekehrten muss mit Nahrung und Rat geholfen werden. Viele sind nach ihrer Bekehrung kaum gewachsen, weil keine Hirtensorge für sie da war. Zu jeder Zeit des geistlichen Lebens besteht die Gefahr, zu erkalten und danach weiter abzuweichen. Wie viele benötigen auch Trost. Wie oft wären große Schwierigkeiten inmitten der Gläubigen vermieden worden, wenn am Anfang, als die Dinge noch klein waren, Hirtensorge ausgeübt worden wäre. Kommen nicht auch in jeder Familie manchmal Schwierigkeiten vor, bei denen ein treuer Hirte eine große Hilfe sein kann? Hinzu kommt noch der Schutz gegen die Feinde von außen, nicht nur gegen die gottlose Welt und ihren Fürsten, den Teufel, sondern auch gegen die christliche Welt, in der Satan sich als Engel des Lichts verkleidet hat, und gegen die vielen Irrlehren usw., die es in dieser Zeit gibt.

Christus liebt seine Schafe und ist noch immer der Erzhirte, wenn Er auch nicht auf der Erde ist. Er wird für die Herde Gottes sorgen. Er bewirkt in den Herzen einiger die Sorge für die Herde und gibt ihnen oft besondere Gaben dafür. Dabei sagt Er: „Ich werde deine Sorge und deinen Dienst nicht vergessen. Der Tag kommt, an dem Ich Meine Belohnung geben werde!“ Aber obwohl es besondere Hirtengaben gibt, kann jeder Gläubige einen Teil dieses Werkes tun.

Welche wichtigen Lehren können wir aus dem Auftrag des Herrn für den Hirtendienst des Petrus ziehen: „Weide meine Lämmlein, hüte meine Schafe, weide meine Schafe“ (Joh 21)!

Wir denken oft, dass bei jungen Gläubigen die Gefahr des Abweichens am größten ist und dass sie deshalb mehr Aufsicht nötig haben als die Älteren. Aber der Herr gibt hinsichtlich der Lämmlein nur den Auftrag, sie zu weiden, d.h. ihnen Nahrung zu geben, und bezüglich der Schafe gibt Er erst den Auftrag, sie zu hüten, ehe Er über das Weiden spricht. Bei den Jüngeren ist die Hauptsache, dass sie die gute, richtige Nahrung erhalten. Wenn sie die empfangen und so in ihrem geistlichen Leben wachsen, ist die Gefahr, dass sie abweichen, nicht so groß. Wenn sie dennoch weggehen, dann war gewöhnlich doch nichts daran zu ändern.

Bei den Schafen ist die Gefahr des Abweichens viel größer, wenn auch nicht äußerlich, so doch in ihrem innerlichen geistlichen Leben. Sie haben ein viel größeres Bedürfnis nach Aufsicht und Sorge. Es ist gut, daran zu denken. Wir sind so geneigt, das Falsche bei den Lämmern zu sehen, wenn sie abweichen. Aber was ist die wahre Ursache? Haben die Älteren sie geweidet? Haben sie ihnen ausreichende und gute Nahrung gegeben, sowohl für ihr Gewissen als auch für ihr Herz? Jedes Fortgehen eines Jüngers ist eine Anklage gegen die Älteren. Hirtensorge verhütet Abweichen!

Und wie ist es mit den Schafen? Es ist viel leichter, Jüngere zu ermahnen als Ältere. Als Mitältester konnte Petrus das tun. Aber es erfordert viel mehr geistliche Kraft. Dennoch geht aus den Worten des Herrn hervor, dass die Älteren es nötiger haben als die „Lämmer“. Gewiss, es muss in der richtigen Weise geschehen. „Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder; ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern, in aller Keuschheit“ (1Tim 5,1.2). Wir müssen die Wahrheit Gottes um jeden Preis festhalten. Aber wir müssen immer versuchen, die Brüder und Schwestern bei der Wahrheit zu bewahren. Die Worte „Väter“ und „Mütter“ reden von Liebe und Ehrerbietung. In diesem Geist müssen wir Ältere ermahnen. „Der Kinder Schmuck sind ihre Väter“ (Spr 20,29; 6,31; 17,6).

In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, zu sehen, was der Herr mit seinem Auftrag für Petrus verbindet. Petrus nennt sich selbst Zeuge der Leiden Christi (1Pet 5,1), und der Herr verbindet seine Hirtenarbeit mit dem Tode als Märtyrer! „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tode er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach“ (Joh 21,18.19).

Es ist gut für jeden von uns, besonders auch für die Jüngeren, über diese Worte nachzudenken. Wir alle sind geneigt, uns von unserem eigenen Willen lenken zu lassen. So war es auch bei Petrus, als er jung war. Aber um dem Herrn in der Herde Gottes dienen und die Lämmer und Schafe des Herrn weiden und hüten zu können, müssen wir unseren eigenen Willen aufgeben und nur dem Herrn folgen. Das aber ist hier auf der Erde ein Weg des Leidens. Wenn Petrus alt sein würde, würde er so willig sein, zu folgen, dass er seine Hände ausstrecken würde, um dahin gebracht zu werden, wohin er nicht gehen wollte. Er würde seinen eigenen Willen dann ganz für den Gehorsam gegenüber Christus aufgegeben haben. Das sollte durch das Anschauen der Leiden Christi bewirkt werden. Wie wichtig ist es daher, ein „Zeuge der Leiden des Christus“ zu sein, wenn auch nicht in der direkten Weise wie bei Petrus. Wie wir sahen, ist das griechische Wort für „Zeuge“ martys, von dem unser Wort „Märtyrer“ abgeleitet ist. Dadurch war Petrus befähigt, Älteste zu ermahnen!

Vers 4

1Pet 5,4: Und wenn der Oberhirte offenbart sein wird, werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.

Der Herr nennt sich selbst den guten Hirten, der sein Leben lässt für seine Schafe (Joh 10). Das war Er, als Er ans Kreuz ging, um das Erlösungswerk zu vollbringen (Ps 22). Aber in seiner Auferstehung nennt die Schrift Ihn den großen Hirten der Schafe (Heb 13,20; Ps 23). Wie aus dem Zusammenhang deutlich hervorgeht, bezieht sich das auf die gegenwärtige Zeit. In Psalm 23 wird uns dieser Dienst des Herrn vorgestellt, während wir in Psalm 22 sehen, wie Er als der gute Hirte leidet. Durch die Auferstehung und die Verherrlichung befindet der Herr sich jetzt außerhalb des Bereiches jedes Feindes. Außerdem hat Gott Ihn aber über jede Gewalt und alle Autoritäten gesetzt (Eph 1,21). „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden!“ – „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Mt 28,18; Heb 7,25). Er kann sich nun ungestört mit seinen Schafen beschäftigen, und durch seine Allmacht sind sie sicher geschützt (Röm 8, 34). „Niemand wird sie aus meiner Hand rauben!“

Aber wie wir sahen, hat der Herr auch Unterhirten. In Verbindung mit ihnen ist Er der oberste Hirte oder Erzhirte. Dieser Charakter tritt besonders in den Vordergrund in Verbindung mit seinem Erscheinen auf der Erde (wenn Er mit seinen Knechten die Abrechnung hält, wenn Er „sie belohnen oder bestrafen wird (Ps 24; Mt 25,19; Lk 19,18). Darüber schreibt Petrus hier. Er sagt gewissermaßen: „Tue still deine Arbeit. Sei ein Vorbild für die Herde. Sei ein Führer für die Schafe, und warte dann auf die Erscheinung des Erzhirten, der dir eine Krone geben wird, die nicht verwelkt. Hier wirst du wahrscheinlich verachtet und wenig geschätzt werden aber zwischen dem Erzhirten und den Unterhirten muss Übereinstimmung herrschen im Blick auf die Leiden bei ihrer Sorge für die Schafe! So arbeite still weiter und warte, bis der Erzhirte mit deiner Belohnung kommen wird!“ Wie wir immer wieder bemerkt haben, sieht Petrus das Leben des Gläubigen auf der Erde als zwischen dem Kreuz und der Wiederkunft des Herrn auf die Erde (1Pet 1,7.11). Als Apostel der Beschneidung schreibt er über die Regierung Gottes (1Pet 4,13). Dazu gehört aber nicht die Entrückung der Versammlung, worüber Paulus schreibt (1Kor 15,51; 1Thes 4,15). Sie ist ein Akt reiner Gnade und hat also nichts mit Verantwortung oder mit Israel zu tun.

„Wer ist nun der treue und kluge Sklave, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Sklave, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen“ (Mt 24,45; Lk 12,42).

Der Herr liebt seine Schafe und trägt Sorge für sie. Wer nun Sorge trägt für die Gegenstände der Sorge des Herrn und darin seine Liebe zum Herrn beweist, wird eine Krone empfangen. Er hat in der Zeit der Abwesenheit des Herrn Gemeinschaft mit seinem Herzen und hat dieses Herz befriedigt. Er ist treu gewesen! Nie wird uns die Belohnung vorgestellt als der Zweck oder der Grund, weshalb wir dienen sollten, aber wohl als Ermutigung für den Dienst. Die Belohnung ist auch nicht eine Krone der Gerechtigkeit, sondern der Herrlichkeit. Die Gerechtigkeit wird ihre eigene Belohnung empfangen (2Tim 4,8). Aber die Liebe und Herzenshingabe für die Schafe des Herrn, der Geist der Selbstaufopferung um des Segens derer willen, die so kostbar sind für sein Herz, muss aus seiner eigenen Hand eine Krone der Herrlichkeit empfangen. Diese Krone wird ihre Frische in Ewigkeit behalten. Sie wird nicht wie jede irdische Krone verwelken. Wer mit dem Herrn die Dornenkrone getragen hat (Joh 19,2), und sei es nur in ganz geringem Maße, der wird auch mit Ihm die Krone der Herrlichkeit tragen. Alle, die dem Erzhirten folgen, teilen notwendigerweise auch seine Stellung (Heb 2,9).

Aber leider ging die gesegnete Hoffnung auf das Kommen des Herrn bald verloren, und seine Sklaven fingen an, in ihren Herzen zu sagen: „Mein Herr verzieht zu kommen.“ Das Ergebnis war, wie der Herr es gesagt hatte: „… und anfängt, seine Mitsklaven zu schlagen, und isst und trinkt mit den Trunkenen …“ (Mt 24,48; Lk 12,45). Welch ein Gegensatz zu den Worten des Petrus! Der Knecht wurde ein Herrscher, und der Dienst, den er nicht des schnöden Gewinns wegen ausüben sollte, wurde eine Quelle großer Einkünfte.

Vers 5

1Pet 5,5: Gleicherweise (ihr) Jüngeren, seid (den) Ältesten unterworfen, und bindet alle die Demut gegeneinander an, denn Gott widersteht Hochmütigen, Demütigen aber gibt er Gnade.

Wie schon gesagt, zeigt dieser Vers, dass in den vorangehenden Versen nicht über eine offiziell angestellte Ältestenschaft, sondern über die älteren Brüder im Allgemeinen gesprochen wird; denn hier werden die jüngeren Brüder im Gegensatz zu den Ältesten oder Älteren genannt. Die Jüngeren sollen das höhere Alter und die aufgrund der Erfahrung größere Weisheit der Älteren anerkennen und deshalb deren Urteil höher schätzen als ihr eigenes. Außerdem sollen sie sie um ihres Werkes willen hochachten (1Pet 2,13.18; 3,1). Sie müssen ihnen unterworfen sein (1Thes 5,12.13)!

Die Kirchengeschichte und der gegenwärtige Zustand in der Christenheit beweisen, wie nötig auch diese Ermahnung war. Wie die Ältesten die Vorschriften verwarfen, dass sie das Werk nicht schändlichen Gewinns wegen und als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, ausüben sollten, so verwarfen die Jüngeren ihren wahren Platz der Unterwerfung. Schon sehr bald nach dem Tode der Apostel begannen sie unter dem Vorwand, dass die Jünger Männer voll Weisheit und Heiligen Geistes für die Diakonenarbeit hatten wählen dürfen (Apg 6), ihre eigenen Ältesten zu wählen, die obendrein oft gar keine „Ältesten“, sondern Jüngere waren. Während die damals von der Versammlung Gewählten in Wirklichkeit von den Aposteln bestätigt wurden, hatten doch die Gläubigen wirklich Anteil an der Berufung. Da die Gewählten die materiellen Güter, die die Versammlung zusammenbrachte, verwalten mussten, wurde der Versammlung erlaubt, dazu die Männer zu bestimmen, die ihr Vertrauen besaßen (2Kor 8,19).

Aber sobald es sich um Älteste oder Aufseher handelte, also um geistliche Führung, hatte die Versammlung nicht eine einzige Stimme. Solche Älteste oder Aufseher wurden von den Aposteln oder von den durch sie Bevollmächtigten gewählt (Apg 14,23; Tit 1,5). Gott kennt keine Demokratie (Volksregierung). Autorität kann nur von oben kommen. Nicht die Versammlung, sondern die Apostel hatten das geistliche Unterscheidungsvermögen, zu sehen, wer die zum Lenken und Regieren nötigen Eigenschaften besaß (1Tim 3). Daneben gab es die Gaben Christi, wie Evangelisten, Hirten, Lehrer usw., denen Christus selbst die Gaben gab und die dadurch befugt waren, ihre Gaben in der Versammlung auszuüben, wie der Heilige Geist sie leitete. Dabei hatte die Versammlung nichts zu tun, als sie anzuerkennen!

Wie nötig ist es, sich bedingungslos vor der Autorität Gottes in seinem Wort zu beugen. Die Ältesten dürfen nie vergessen, dass das Volk Gottes nicht ihre, sondern Gottes Herde ist. Die Jüngeren sollen den Älteren grundsätzlich unterworfen sein, anstatt ihren eigenen Willen zu tun, wie es der Jugend eigen ist. Natürlich kann dies nur im Herrn sein. Die persönliche Verantwortung gegenüber dem Herrn steht über allem. Keine Autorität kann zwischen dem Gewissen und dem Herrn stehen. Aber christliche Leitung ist Leitung in Unterwürfigkeit unter den Herrn und sein Wort, d.h., dass Auge und Herz auf Ihn gerichtet sind. Wo das Auge einfältig ist, wird das Gewissen die Richtigkeit dieser Leitung fühlen.

In Elihu sehen wir ein schönes Beispiel von einem jungen Mann, der seinen Platz kennt und einnimmt (Hiob 32,1-11). Er lässt zuerst die Älteren sprechen. Aber als diese nichts mehr zu sagen hatten, stellte er die Gedanken Gottes vor. Unterwürfigkeit bedeutet nicht, dass man keine Verantwortung mehr fühlt! Wenn ein junger Gläubiger Verantwortungsgefühl für die Angelegenheiten der Versammlung hat, wird man das bald an seinen Taten und Worten bemerken. Wenn man dann ein vernünftiges Urteil und eine gute Fähigkeit zur geistlichen Führung erkennen kann, dann werden die Brüder ihn schon bald respektieren. Auf diese Weise wird er Erfahrung sammeln und zu einem Ältesten heranwachsen.

Josua hatte den Platz des Dieners Moses inne (2Mo 33,11). Dort erfuhr er, dass sein Urteil aus Mangel an Erfahrung nicht immer richtig war (2Mo 32,17). Er merkte auch, dass es beeinflusst wurde durch Freundschaftsbande (4Mo 11,28). Menschen nachzufolgen ist eine große Gefahr für alle, aber besonders für Jüngere. Aber in diesen Erfahrungen lernte er von Mose. Und als Mose sterben sollte, sagte Gott zu ihm: „Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn“ (4Mo 27,18). Er wurde jetzt nicht mehr ein junger Mann genannt, denn er hatte vierzig Jahre Wüstenerfahrung hinter sich. Und was für Erfahrungen!

Das Gleiche sehen wir bei Elisa, der erst Elias Diener war. So können die jüngeren Brüder von den Älteren lernen, wenn diese wahrhaft Vorbilder der Herde sind (1Pet 5,3).

In Joseph sehen wir einen Jüngling, der schon jung tiefe Erfahrungen machte (Ps 105,17-22), so dass, als er dreißig Jahre alt ist, Pharao zu ihm sagt: „Keiner ist so verständig und weise wie du“ (1Mo 41,39). Und Joseph kann sagen: „Gott … hat mich zum Vater des Pharao gemacht“ (1Mo 45,8), ein junger Mann, der von Gott selbst zum Vater gemacht wird (1Tim 5,1)! „Um seine Fürsten zu fesseln nach seiner Lust und dass er seine Ältesten Weisheit lehre“ (Ps 105,22). Dasselbe sehen wir bei Timotheus. Er wird berufen, Älteste zu ermahnen (dasselbe Wort wie in 1Pet 5,1). Aber der Apostel schreibt ihm, dass er dafür sorgen muss, dass niemand seine Jugend verachtet. Das konnte er erreichen, indem er ein Vorbild für die Gläubigen war in Wort, Wandel, Liebe, Glauben und Keuschheit. Sein Wachstum sollte allen offenbar sein (1Tim 4,11-16; Tit 2,6-8).

Das griechische Wort für „anbinden“ kommt im NT nur hier und außerhalb des NT nur sehr selten vor. Die Übersetzung „bekleiden“, wie sie in einigen Bibeln zu finden ist, ist m. E. ungenau. Das Tätigkeitswort ist abgeleitet von einem Hauptwort für einen Schurz, den ein Sklave sich umband, um seine Arbeit gut verrichten zu können, ohne seine Kleider zu beschmutzen, weil seine anderen Kleidungsstücke dadurch zusammengehalten wurden.

Ohne Zweifel hat Petrus hier an die letzte Nacht vor dem Kreuz gedacht, als der Herr in seiner sich selbst erniedrigenden Güte und Liebe sich umgürtete und die Füße der Jünger wusch (Joh 13). Aber der Herr band das leinene Tuch nicht um, um seine Kleider vor Verunreinigung zu schützen, sondern um die Füße der Jünger zu reinigen. Es war heilige Liebe, die Ihn dazu trieb, und sie allein kann auch uns dazu bringen, Demut anzubinden. Der Apostel hatte nicht vergessen, dass keiner von ihnen bereit war, diesen niedrigen Dienst zu tun! Er hatte gelernt, wie wenig Demut in unseren Herzen gefunden wird. Darum sagt er: „Bindet an“! Etwas was angebunden ist, fällt nicht so schnell ab.

Demut allein hält alle unsere Eigenschaften an ihrem rechten Platz, so wie der umgebundene Schurz die Kleidung. So befähigt sie uns zu dem Werk, zu dem wir gerufen sind. Freundlichkeit, Gerechtigkeit, Mitteilsamkeit usw. verlieren ihren Wert, wenn sie mit Hochmut verbunden sind. Außerdem ist Demut eine mächtige Hilfe gegen die Entmutigung in den Schwierigkeiten des Lebens, besonders wenn diese Schwierigkeiten uns erniedrigen und so unseren inneren Hochmut vor uns selbst bloßlegen (Hiob).

„Demut“ und „niedrig“ sind verwandte Worte. Das griechische Wort für „Demut“ ist zum Beispiel in Kolosser 2,18.23 in den älteren Ausgaben der Elberfelder Übersetzung durch „Niedriggesinntheit“ übersetzt. Welch ein Vorbild haben wir an dem Herrn Jesus, der sagen konnte: „Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11,29). Er, für den es kein Raub war, sich Gott gleich zu achten, hat sich selbst zu nichts gemacht, indem Er die Gestalt eines Sklaven annahm. In Gestalt wie ein Mensch erfunden, hat Er sich erniedrigt und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tode am Kreuze (Phil 2,5-11)!

Wie wird unser Herz demütig und niedrig, wenn wir auf Ihn sehen (Mk 10,42-45)! Das ist der einzige Weg, Demut zu lernen. Wir werden nicht demütig, wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen, nicht einmal, wenn wir auf unsere Sünden sehen. Nur wenn wir Ihn anschauen, seine wunderbare Liebe und Gnade, sein Werk am Kreuz mit all seinen wunderbaren Folgen, die Herrlichkeit seiner Person, dann fällt unsere eigene Person ganz weg, so dass Er allein übrigbleibt. Demut und Niedriggesinntheit ist nicht, wenn man schlecht von sich selbst denkt oder sich mit seinen Sünden und seinem sündigen Zustand beschäftigt, sondern wenn wir in dem Bewusstsein, dass Christi Werk uns vollkommen gereinigt hat (Heb 10,14), uns selbst keines Gedankens mehr wert achten und darum nur an Ihn denken! Das Geschlechtswort vor „Demut“ gibt an, dass die bekannte, wahre Demut gemeint ist.

Wie verderbt ist das Fleisch in uns! Paulus benötigte einen Dorn im Fleische, damit er nicht hochmütig würde wegen der wunderbaren Gnade, die ihm zuteilgeworden war, nämlich bis in den dritten Himmel, das Paradies Gottes, entrückt gewesen zu sein (2Kor 12,7). Unser Fleisch nimmt das, was wir aus Gnade empfangen haben und was daher nicht unser eigenes Verdienst ist, zum Anlass, hochmütig zu sein. Wie stolz können wir sogar sein auf die Kenntnis der Gedanken Gottes, das Vorhandensein von Licht oder Einsicht oder die Einnahme der richtigen Stellung in Bezug auf die Versammlung. Aber es ist eine Sache, sich auf dem richtigen Platz zu befinden, und eine andere, dort im richtigen Zustand zu sein; und ein dritter Punkt ist, die richtige Stellung zu bewahren (Off 3,17)! Unsere einzige Sicherheit ist das tiefe Bewusstsein, dass alles Gnade ist, dass wir uns selbst auch nicht bewahren können und daher uns ganz dem Herrn übergeben müssen.

Der Geist Gottes führt in der Versammlung alles auf Gegenseitigkeit zurück! Jeder Gläubige muss gegenüber jedem anderen Gläubigen demütig sein: der Älteste dem Jüngsten gegenüber und der Jüngste dem Ältesten gegenüber! „In Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst“ (Phil 2,3). Wenn ich mich im Licht Gottes befinde, sehe ich bei mir mehr Fehler als bei anderen. Das bedeutet nicht, dass ich über das Böse bei den anderen hinwegsehe. Das darf ich dort ebenso wenig tun wie bei mir selbst. Aber ich werde es in tiefer Demut behandeln, in dem Bewusstsein, dass es nur Gnade ist, dass ich in derselben Sünde nicht viel tiefer gefallen bin.

Nur wenn wir demütig sind, können wir lernen (Ps 25,9). Der Selbstbewusste glaubt, alles selbst zu wissen. Aber auch nur in der Demut können wir andere so unterweisen, dass es auch angenommen wird. Belehrung stößt ab. Auch können die Jüngeren den Älteren nur unterworfen sein, wenn sie demütig sind.

Wie wenig kennen wir diese Demut! Dennoch ist sie die wahre Zierde des Christen im Gegensatz zu dem, was der natürliche Mensch denkt. Sie bringt uns in die Gesellschaft des Herrn (Mt 11,29). Er brachte sie aus dem Himmel auf die Erde; sie ist ein himmlischer Schmuck. Aber im praktischen Umgang mit den Brüdern und Schwestern wird offenbar, ob wir die Demut angebunden haben, ob wir wirklich nach unserem vollkommenem Vorbild gebildet sind (Phil 2,5)!

Wenn das aber nicht so ist? „Gott widersteht Hochmütigen, Demütigen aber gibt er Gnade“ (Spr 3,34; Jak 4,6; Röm 12,16). Das sind die Grundsätze seiner Regierung. Wenn wir auch seine Kinder sind, sind wir doch, solange wir auf der Erde sind, dieser Regierung unterworfen. Wie ernst ist es für ein Kind Gottes, wenn es sich in einem Zustand befindet, dass Gott ihm widerstehen muss! Wie furchtbar ist es, den Herrn gegen uns zu haben, weil wir Hochmut in unserem Herzen nähren! Aber Demütigen, die nichts von sich selbst denken, gibt Er Gnade (oder Gunst). Welch ein Unterschied, Gott gegen uns zu haben oder in seiner Gunst (Gnade) zu stehen!

Verse 6.7

1Pet 5,6.7: Demütiget euch nun unter die mächtige Hand Gottes, auf dass er euch zu (rechter) Zeit erhöhe, indem ihr alle eure Sorge auf ihn geworfen habt, denn er sorgt für euch.

„Demütigt euch“ (Jak 4,10) könnte auch durch „Seid gedemütigt“ übersetzt werden. Das griechische Wort steht im Aorist Passiv. Das bedeutet also: „Habet Gott erlaubt, euch zu demütigen (oder: zu erniedrigen).“ Aber es ist in der Befehlsform. Durch die Reihenfolge im Griechischen liegt einiger Nachdruck auf „Gott“. Seine Hand war in den Umständen, die sie demütigten. Sie hatten es in Wirklichkeit also nicht mit Menschen oder Umständen zu tun. Wenn sie sich nicht unter seine Hand demütigten, würde für Gott kein Raum sein, sie zu erheben (Spr 15,33).

Wenn wir daran denken, dass die gleiche mächtige Hand einst den Herrn Jesus für uns zur Sünde machte und Ihn an unserer statt schlug, wodurch wir eine ewige Erlösung empfangen haben, und dass die gleiche mächtige Hand uns bald in die Herrlichkeit, ins Vaterhaus bringen wird (Joh 14), sind unsere Herzen dann nicht willig bereit, sich jetzt von Ihm demütigen zu lassen? Verstehen wir dann nicht, dass auch dies Werk der Hand Gottes Liebe sein muss? Wenn wir mit einem verworfenen Christus verbunden sind, müssen wir auch seine Verwerfung teilen, um bald seine Herrlichkeit zu teilen (Joh 17,22). „Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18). Darauf warten wir!

Wie viel gesegneter ist es, Gott zu erlauben, uns zu demütigen, so dass Er uns erheben kann, als uns selbst zu erheben, so dass Er uns demütigen muss (Lk 14,11; 18,14)! Selbsterhöhung ist das Wesen der Sünde! Adam versuchte, sich selbst zu Gott zu machen (1Mo 3,5), wie es auch Satan getan hatte (Hes 28,11-17; Jes 14,12-15), und wurde dadurch der Sklave Satans. Der letzte Adam, der selbst Gott war, machte sich selbst zu nichts, und Gott hat Ihn über die Maßen erhöht und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist (Phil 2,9-11)!

Gott kann in seinem Volk keine Selbsterhöhung erlauben. Er wird deshalb immer jedem Hochmütigen widerstehen und dem Demütigen Gnade geben. Wie wenig denken wir daran! Dann muss Gott uns demütigen. Er tut es, indem Er uns durch die äußeren Umstände unsere Ohnmacht fühlen lässt oder indem Er erlaubt, dass wir dem Willen unseres Fleisches folgen und dadurch zu einem tiefen Fall kommen. So lernen wir, wer wir sind. Aber es ist demütigend und eine Ursache tiefen Kummers, wenn wir es auf diese Weise lernen müssen. Wir hätten es auch in der Gegenwart des Herrn lernen können, indem wir anschauten, was Er für uns leiden musste und was Er ist.

Vor „Sorge“ (1Pet 5,7) steht im Griechischen ein Geschlechtswort, das angibt, dass es sich um alle Sorgen als Ganzes handelt, also nicht jede Sorge einzeln gesehen, sondern alles in eins zusammengefasst (Mt 6,26; Phil 4,6). „Geworfen“ (siehe die Anm. in der E. Ü.) steht im Aorist, das bedeutet, dass wir es ein für alle Mal getan haben sollen. Wenn wir das getan haben, können keine neuen Sorgen kommen, denn wir haben alles, was uns besorgt machen konnte, schon auf Gott geworfen (Ps 55,23; 37,5)! Wenn wir gesehen haben, dass seine mächtige Hand in allen Umständen ist und dass Er alles steuert und lenkt, weshalb sollen wir uns dann Sorgen machen? Dann können wir Ihm alles übergeben, „denn er sorgt für euch“! Der griechische Ausdruck ist eigentlich noch stärker, er bedeutet: „Eure Sorgen gehen Ihm zu Herzen, weil sie euch betreffen! Er sorgt mit zärtlicher, liebevoller Sorge für euch!“ Genügt uns das nicht? Wollen wir sie Ihm dann aus der Hand nehmen, um sie selbst zu tragen?

Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass wir die Sorgen erst auf Gott werfen können, nachdem wir sie aus seiner Hand angenommen haben, indem wir uns unter seine mächtige Hand gedemütigt haben. Eher können wir es auch nicht tun. Kommt jede unserer Sorgen nicht den Worten gleich: „Herr, liegt dir nichts daran, dass wir umkommen“ (Mk 4,38)? Es ist die Sprache des Unglaubens, der Ihm nicht vertraut, Ihm, der danach verlangt, alles, was für seine schwachen Kinder zu schwer ist, auf sich zu nehmen. Ist sein Wort nicht sicher und gewiss? Sollte Er, der doch seinen Sohn für uns hingab, uns mit Ihm nicht alles schenken? Ist seine Fürsorge, die die Haare unseres Hauptes gezählt hat und nicht zulässt, dass eines von ihnen ohne seinen Willen verlorengehen wird, nicht groß genug?

Er möchte alle Gefahren, alle Nöte, alles was wir nötig haben, auf sich nehmen, denn Er hat uns Freuden gegeben, die wir nur genießen können, wenn unser Geist frei von Sorge ist. Der Herr hat uns ja gesagt, wie die täglichen Dinge des Lebens Hindernisse für das geistliche Leben sind (Mt 11,22). Wie lähmend wirkt die Sorge auch auf den Dienst für den Herrn, den wir tun müssen (2Kor 2,12)!

Es gibt keine noch so geringe Kleinigkeit in unserem Leben, die Gott nicht interessiert, weder in unserem persönlichen Leben, in unserer Familie, in unserer Arbeit oder unseren Geschäften, noch in Bezug auf unseren Platz und unsere Tätigkeit in der geistlichen Arbeit sowohl inmitten der Gläubigen als Gottes Zeugnis auf der Erde als auch in Verbindung mit der Verkündigung des Evangeliums an Ungläubige. Welch eine Ermutigung ist es, zu wissen: „Er ist besorgt für euch“!

Verse 8.9

1Pet 5,8.9: Seid nüchtern, wachet. Eure Gegenpartei, (der) Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft (in) dem Glauben, da ihr wisset, dass dasselbe der Leiden sich vollzieht an eurer Brüderschaft, die in der Welt (ist).

Das griechische Wort für „nüchtern sein“ (nephein) kommt außerdem noch in 1. Petrus 1,13; 4,7; 1. Thessalonicher 5,6.8 und 2. Timotheus 4,5 vor. Ein verwandtes Wort (nephalios = „nüchtern“) wird in 1. Timotheus 3,2.11 und Titus 2,2 gebraucht. Es bedeutet, dass man klare Gedanken hat, da man nicht von falschen Einflüssen beeinflusst oder betäubt ist. Es weist also darauf hin, dass man die Dinge so sieht, wie sie in Wirklichkeit sind. „Wachen“ (Lk 21,34-36; Mt 24,42-44) bedeutet „aufmerksam, vorsichtig sein, auf der Hut sein, frei von Schläfrigkeit sein“. Beide Worte stehen im Aorist, und das bedeutet, dass dies ein bleibender Zustand sein muss, etwas, das uns kennzeichnet! Die Tatsache, dass Gott für uns sorgt und wir uns daher nicht zu beunruhigen brauchen, bedeutet nicht, dass wir jetzt schlafen können!

Warum nicht? Weil es einen Feind und einen Kampf gibt. In jenen Tagen der Verfolgung war er ein brüllender Löwe. Heute schleicht er mehr wie ein Engel des Lichts verkleidet umher (2Kor 11,14) und führt sittliches Verderben ein, wie wir es im zweiten Petrusbrief finden. Jetzt wird die Versammlung nicht mehr verfolgt. Sie hat sich einsgemacht mit der Welt, deren Fürst Satan ist. Er hat keine Veranlassung, sie davon durch Verfolgung zu lösen. Da der Zustand der Versammlung unverbesserlich ist, sendet auch Gott ihr keine Verfolgungen mehr mit der Absicht, wie Er es in Smyrna noch getan hat (Off 2,10). Damals bestand noch die Hoffnung, dass sie zu ihrer ersten Liebe (Off 2,4) zurückkehren würde, jetzt aber nicht mehr. Wenn die Versammlung entrückt sein wird, wird der Teufel in der Zeit der großen Drangsal gegenüber dem treuen Überrest aus den zwei Stämmen noch einmal die Gestalt eines brüllenden Löwen annehmen (Off 12,13-17). In unserer Zeit widmet er sich mehr der Verderbnis der Wahrheit Gottes. Dennoch kann er sich gegenüber Gläubigen, die sich von der mit der Welt verbundenen Kirche absondern, wohl mal in seinem alten Charakter zeigen.

Wir müssen die Art der Gefahren und die Wirklichkeit mit offenen Augen sehen. Wir dürfen auch die Welt und ihren Fürsten nicht schöner und unschuldiger sehen, als sie sind. Durch fleischliche und weltliche Gesinnung werden wir unfähig zum Kampf, und der Teufel besiegt uns dann leicht. Die Frage ist, ob wir fähig sind, seine Wirksamkeit zu erkennen. Wir dürfen nicht angreifen; Petrus sieht uns immer in der Welt, in der Wüste, und da haben wir uns nur zu verteidigen. Soweit wir angreifen dürfen, bezieht sich das auf das „Land“, wo wir das Erbteil in Besitz nehmen sollen, und das ist in den himmlischen Örtern (Eph 6). Aber erkennen wir seine Angriffe auf uns, und werden wir nicht irregeführt? Wir müssen wachsam sein und uns in der Mitte der Gläubigen aufhalten! Je mehr wir zurückfallen und dadurch vom Mittelpunkt entfernt werden, umso schwächer sind wir gegenüber dem Feind und so viel mehr auch der Zucht Gottes ausgesetzt (5Mo 25,18; 4Mo 11,1).

Das griechische Wort für „Widersacher“ (antidikos) bedeutet auch „Gegenpartei in einer Rechtssache“. Es kommt ferner noch in Matthäus 5,25; Lukas 12,58; 18,3 vor. Aus diesen Stellen geht die Bedeutung auch hervor. Im Griechischen steht hier ein Geschlechtswort davor, um anzugeben, dass es sich um den großen und wohlbekannten Widersacher handelt. „Teufel“ bedeutet „Verleumder“, jemand, der aus Feindschaft falsche Anschuldigungen vorbringt (Sach 3,1). Der Ausdruck „wie ein brüllender Löwe“ weist auf seine große Kraft, seinen Hunger und seine Raubgier hin (Hiob 1,7; 2,2)! Welch ein schrecklicher Feind! Unterschätzen wir ihn nicht allzu oft?

Dieser schreckliche Feind geht umher und sucht, wen er verschlinge! Das Wort „suchend“ weist auf Verlangen, Versuchen und Absicht hin (Sach 3,13; Off 12,10.11). Die Zeitform, in der es steht (Partizip Präsens; Mittelwort der Gegenwart), sagt, dass er immerzu damit beschäftigt ist. „Wen“ zeigt, dass er niemand übersieht oder vor dem Verschlingen verschont. Hier wird uns das Bild eines reißenden Raubtieres gezeigt, das des Zerreißens und des Verschlingens nie satt wird. Der Infinitiv des Aorist zeigt, dass er einen nach dem anderen verschlingen kann, weil er nicht viel Arbeit damit hat.

Dieser Feind steht hinter den feindlichen Menschen, von denen in diesem Brief mehrmals die Rede ist, und er gebraucht sie als seine Werkzeuge. Als Teufel kann er die Menschen durch falsche Anklagen zur Verfolgung der Gläubigen aufreizen. Aber seine Absicht geht viel weiter. Er kann die Christen nicht mehr in seinen ewigen Aufenthaltsort, den Feuersee, mitreißen. Aber wohl kann er versuchen, sie in Widerspruch zu Gott zu bringen, so dass Gott ihnen widerstehen muss (Off 12,10). Das bedeutet aber Unehre für den Namen Gottes und für sie selbst Verlust alles Glücks. Petrus ist einmal beinahe von ihm verschlungen worden. Satan sichtete ihn. Aber die Fürbitte des Herrn bewahrte ihn vor der Handlungsweise eines Judas; sein Glaube hörte nicht auf (Lk 22,31-33; Mt 27,5). Dies zeigt uns, wie unser Vers mit den vorhergehenden zusammenhängt. Petrus geriet unter die Macht Satans, weil er nicht demütig war, sondern auf sich selbst vertraute.

Es ist sehr wichtig, dass wir den Zweck, den Satan mit so viel Kraft und solcher Ausdauer verfolgt, nie aus dem Auge verlieren und dass wir auch imstande sind, seine Waffen zu erkennen. Wie viel Nüchternheit und Wachsamkeit ist dazu notwendig, vor allem heute, da er und seine Knechte sich als Engel des Lichts verkleiden (2Kor 11,14.15)! Der Apostel Paulus konnte schreiben: „Seine Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2Kor 2,11). Er kann sich als Engel des Lichts verkleiden. Aber seine Absicht, seine Kraft und seine Wut, mit der er sie zu verwirklichen sucht, bleiben dieselben, bis er in den Feuersee geworfen wird (Off 20,10).

Es ist vielleicht gut, einmal zu verfolgen, wie der Teufel in den Briefen dargestellt wird. Den Gläubigen in Rom schreibt Paulus: „Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen. Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch“ (Röm 16,20)! Ist das nicht genug für solche, die gelernt hatten, dass im Menschen nichts Gutes wohnt, aber dass der Gläubige mit Christus gestorben ist (Röm 3,12; 7,18; 6,8)? Leider sind sie nicht darin geblieben, so dass sie später die einfachen Gläubigen verachteten, weil sie, wie sie sagen, die Tiefen Satans nicht erkannt haben (Off 2,24). Der Apostel Johannes muss die römische Kirche prophetisch eine Hure nennen, die trunken ist vom Blut der Heiligen und „eine Behausung von Dämonen … und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels“ (Off 18,2.24; 17,26)!

Die Korinther, die fleischlich (sarkikos) waren, weil sie menschlicher Weisheit und Beredsamkeit noch Wert beimaßen (1Kor 3,3; 2,5), werden vor den Versuchungen des Teufels, bei denen er die Gestalt eines Engels des Lichts annimmt (2Kor 2,10ff.), gewarnt: „Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, also auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus“ (2Kor 11,3.14.15; 12,7).

Die Gläubigen in Ephesus, die bis zu den Ratschlüssen Gottes hinaufgeführt worden und jetzt schon in Christus in die himmlischen Örter versetzt sind (Eph 1,35; 2,26), werden an ihre Errettung aus dem Bereich des Fürsten der Gewalt der Luft erinnert. Aber dann werden sie gewarnt vor seinen Listen, die ihnen den Besitz der himmlischen Örter streitig machen wollen und gegen die sie die ganze Waffenrüstung Gottes benötigen (Eph 6,10-18).

Im Kolosserbrief, in dem Christus, der Auferstandene, in seiner ganzen Herrlichkeit und mit der ganzen Tragweite seines Werkes vorgestellt wird (KoI 1,13-22), finden wir nur in kurzen Worten seinen vollkommenen Sieg über Satan (Kol 2,15).

Im ersten Thessalonicherbrief sehen wir, dass Satan Paulus hindert, diese jungen Gläubigen zu besuchen, um sie weiter zu belehren (1Thes 2,18). Im zweiten Brief, der über den großen Abfall nach der Entrückung der Versammlung spricht, finden wir die ganze schreckliche Beschreibung seiner zukünftigen Macht auf der Erde, nachdem das, was zurückhält, weggenommen sein wird (2Thes 2,9).

Im ersten Timotheusbrief sehen wir, dass für einen Ältesten die Gefahr besteht, in den Fallstrick des Teufels zu fallen (1Tim 3,6.7). Aber wir finden hier auch, dass die apostolische Macht Satan gebraucht, um über diejenigen, die betreffs der Wahrheit Gottes Schiffbruch gelitten haben, Zucht auszuüben (1Tim 1,20). Im zweiten Timotheusbrief sehen wir die Möglichkeit zur Wiederherstellung (2Tim 2,26).

Der Hebräerbrief zeigt den Teufel als den, der die Macht des Todes hat, wodurch alle seiner Sklaverei unterworfen waren. Aber er ist durch den Tod des Heilands vernichtet worden (Heb 2,14.15).

Im Jakobusbrief ist er der besiegte Feind (Jak 4,7; 5,8.9). Im ersten Petrusbrief haben wir ihn als den brüllenden Löwen gesehen, der die Pilger in der Wüste zu verschlingen sucht. In der Offenbarung schließlich finden wir ihn sowohl als Satan als auch als Teufel in seinem ganzen Werk in der Versammlung, in der Welt und gegenüber Israel in den letzten Tagen. Endlich wird er aus dem Himmel auf die Erde geworfen, danach während des Tausendjährigen Reiches im Abgrund gebunden und schließlich für ewig in den Feuersee geworfen, um als Lohn für sein Werk Tag und Nacht bis in alle Ewigkeit gepeinigt zu werden (Off 2,9.10.13; 2,24; 3,9; 12,9.12; 20,2.7.10).

Aber mag der Teufel sich auch als ein brüllender Löwe zeigen, der sucht, wen er verschlinge, der Glaube weiß, dass er ein besiegter Feind ist. Wir sind berechtigt, ihm zu widerstehen, wie auch Jakobus vorschreibt (Jak 4,7). Der Name dessen, der ihn besiegt hat, genügt, um ihn in die Flucht zu schlagen. In eigener Kraft und im Vertrauen auf eigene Weisheit und Gerechtigkeit sind wir machtlos. Dann ist die Niederlage sicher, wie auch Petrus aus eigener, trauriger Erfahrung wusste. Unsere Kraft ist Christus. Seine Kraft wird in Schwachheit vollbracht (2Kor 12,9), und seine Gnade genügt uns. Darum müssen wir dem Teufel standhaft im Glauben widerstehen.

„Widerstehen“ heißt nicht angreifen, sondern verteidigen. In der Wüste greifen wir nicht an. Auch dieses Wort steht in der Befehlsform des Aorist. Der Befehl sagt also, dass wir dadurch gekennzeichnet sein sollen, dem Teufel zu widerstehen. Das griechische Wort für „standhaft“ (stereos) kommt außer an dieser Stelle in 2. Timotheus 2,19 und Hebräer 5,12.14 vor. Aus diesen Stellen geht wohl hervor, dass es neben „unbeweglich“ auch „stark“ und „kräftig“ bedeutet. Wir sollen also geistlich stark und kräftig sein, damit wir den Kampf aushalten können, ohne eine Niederlage zu erleiden.

Aber es heißt weiter: „standhaft in dem [oder: durch den] Glauben“. Wir müssen die offenbarte Wahrheit Gottes unbeweglich festhalten. Wenn wir das nicht tun, können wir nicht standhaft bleiben. Wenn das Wort Gottes nicht mehr mein fester Halt ist, worauf kann ich mich dann stützen? Heute scheinen die Gedanken auch der Gläubigen erfüllt zu sein mit Ideen über Wissenschaft usw. Die Folge ist, dass der Glaube unterhöhlt wird. Wenn wir eine inspirierte Offenbarung Gottes haben, so ist deutlich, dass das Wort Gottes nicht aufgelöst werden kann, wie der Herr Jesus sagte (Joh 10,35). Es kann auch nicht dem, was vom Menschen ist, angepasst werden. Wer das tut, leugnet praktisch, dass es eine Offenbarung ist. Tatsachen können niemals im Widerspruch zu der Offenbarung des allwissenden Gottes stehen. Aber die Schlussfolgerungen, die aus den Tatsachen gezogen werden, stammen vom Menschen mit seinem verfinsterten Verstand. Wo diese vom Worte abweichen, sind sie falsch! In der heutigen Zeit scheinen die Worte von Gelehrten oder Scheingelehrten mehr Wert zu haben als die Worte der Bibel. Dann versucht man, die Worte der Bibel so zu drehen, dass sie mit den menschlichen Worten übereinstimmen. Aber „Offenbarung“ kann nie mit den Meinungen und Schlussfolgerungen des Menschen in Übereinstimmung gebracht werden.

Der Herr Jesus antwortete dem Satan immer mit den Worten: „Es steht geschrieben“ (Mt 4)! Er zitierte immer wieder aus dem fünften Buch Mose, dem Buch, das die Bibelkritik am meisten kritisiert und dem sie am schärfsten den Offenbarungscharakter abspricht. Aber jedes Zitat aus diesem Buch genügte, um Satan zum Schweigen zu bringen. Das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist, ist noch immer die einzige Angriffswaffe und die beste Verteidigungswaffe gegen den Teufe (Eph 6,17). Wer das aufgegeben hat, ist rettungslos verloren.

Natürlich ist in unserem Vers die geistliche Energie, die auf dem Wort Gottes beruht, also der persönliche Glaube, in dem Ausdruck „der Glaube“, der die offenbarte Wahrheit bezeichnet, mit inbegriffen. Ich bin nicht standhaft im Glauben, wenn das nicht so ist.

Es ist bemerkenswert, dass Petrus wörtlich schreibt: „dasselbe der Leiden“ (nicht „dieselben Leiden“ wie in der E.Ü.). Warum fügt er das Wörtchen „der“ ein? Ich glaube, dass er so beiläufig darauf hinweisen will, dass Leiden durch Verfolgung nicht das einzige Leiden ist. Wir sind geneigt, unser Leiden als das allerschwerste zu betrachten. Aber es gibt noch mehr Leiden, und vielleicht ist das noch ärger als das unsrige (Heb 12,6). Aber im Leiden um des Namens des Herrn Jesus willen, also durch Verfolgungen, dürfen wir wissen, dass wir nicht allein sind. Es ist das Teil der ganzen Brüderschaft hier auf der Erde. Sie alle haben dieselbe Verbindung zu Gott und tragen wie wir den kostbaren Namen „Christ“, der uns mit dem Sohn Gottes verbindet. So haben sie teil an der Feindschaft Satans gegen Christus (Joh 16,33; 2Tim 3,12; 1Kor 10,13). Welch ein Trost, dass wir im Leiden nicht allein sind, sondern mit der ganzen Brüderschaft (1Pet 2,17), mit allen Kindern Gottes auf der ganzen Erde verbunden sind.

Verse 10.11

1Pet 5,10.11: Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt, er selbst wird (euch) vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei [oder: ist] [die Herrlichkeit und] die Macht in die Zeitalter der Zeitalter. Amen.

Unsere Gegenpartei mag mächtig und stark sein und umhergehen wie ein brüllender Löwe, um uns zu verschlingen, aber Gott ist für uns. Er ist der Gott aller Gnade! Wenn Gott für uns ist, wer wider uns (2Kor 1,3; Jak 1,17; Röm 8,31; 15,5)? Das ist das Vertrauen des Christen. Die Gnade ist der Anfang und die Grundlage unseres Heils, sie erhält und vollendet es auch (1Pet 1,10; 3,7; 1,12.13). Sie ist auch der Grund und der Zweck alles Dienstes (1Pet 4,10). Es gibt keine Gnade außer bei Gott (2Kor 9,8)! Er ist der Gott aller Gnade: „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh 1,17). Aber das bedeutet auch, dass die Gnade für alle Umstände vorhanden ist (Heb 4,16).

Nach der Beschreibung aller Gefahren auf dem Weg, der Macht und der Wut Satans würden wir ein Gebet um Hilfe und Bewahrung erwarten. Aber der Apostel hat Gott kennengelernt, wie Er in dem Herrn Jesus, dem von Ihm vollbrachten Werk der Erlösung und seiner Auferstehung offenbart ist. Deshalb konnte er seinen Brief beginnen mit der Gewissheit, dass wir alle, wie schwach wir auch sein mögen, bewahrt werden zur Errettung, die in der letzten Zeit offenbart werden wird (1Pet 1,5). Nachdem er dann alle Gefahren, unsere ganze Schwachheit und die große Macht und Wut unseres Feindes behandelt hat, ist er noch immer vollkommen gewiss, dass wir sicher in dem ankommen werden, was Gott für uns bereitet hat (Ps 84,7). Wie Paulus wusste er, dass der, welcher ein gutes Werk in uns angefangen hat, es vollführen wird bis auf den Tag Jesu Christi (Phil 1,6). „Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13)!

Welch ein wunderbarer Ausdruck: „der Gott aller Gnade“! Wie wenig verstehen wir oft, was Gnade ist und wie groß die Gnade Gottes ist. Gnade setzt voraus, dass wir Sünder sind. Wenn wir keine Sünder wären, dann hätten wir nicht Gnade nötig, sondern Gerechtigkeit. Gott wusste aber, wer wir sein würden, ja, Er kannte jeden Gedanken, den wir haben, jedes Wort, das wir sagen, und jede Tat, die wir tun werden, denn Er ist der Allwissende. „Das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, HERR, du weißt es ganz.“ – „Du verstehst meine Gedanken von ferne“ (Ps 139). „Der ich von Anfang an das Ende verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist“ (Jes 46,10). Er kennt uns und kannte uns von Ewigkeit her besser, als wir uns selbst auf der Erde jemals erkennen werden. Er kennt uns auch besser, als Satan uns kennen wird. Dennoch wollte Er uns retten, zu seinen Kindern machen und mit dem Herrn Jesus ins Vaterhaus bringen. Und das, obwohl Er wusste, was dazu notwendig war! Nicht nur musste Er dazu seinen Sohn hingeben, sondern Er wusste auch, wer wir sein und was wir nötig haben würden auf dem Weg zur Herrlichkeit. Wenn wir das in unseren Herzen überlegen, bekommen wir eine schwache Vorstellung von dem, was Gnade ist. Dann wissen wir auch, dass wir sicher sind, wenn wir uns Ihm ganz anvertrauen.

Wenn der Gott aller Gnade uns zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, dann wissen wir, dass wir dort ankommen werden (1Thes 2,12; 2Thes 2,14), und das um so mehr, da es in Christus Jesus ist (Eph 1,35). Sollte es möglich sein, dass Er nicht in die Herrlichkeit eingeht? Aber Er ist schon dort (Eph 1,19-23)! Dann ist es also auch für uns gewiss.

Aber das ist noch nicht alles. Gottes Herrlichkeit ist in Christo offenbart. Gott in seiner absoluten Gottheit wohnt in einem unzugänglichen Licht, und kein Mensch hat Ihn je gesehen oder kann Ihn sehen (1Tim 6,16). In Christo ist Gott offenbart, und so ist Christus der Mittelpunkt der göttlichen Herrlichkeit, denn nur in Ihm ist sie zu sehen. Wer also in Christo ist, ist in der Herrlichkeit, soweit sie offenhart ist. Das ist schon jetzt so, aber es wird erst vollständig gesehen werden, wenn Er seine Herrlichkeit vollkommen offenbaren wird und wir mit Leib und Seele bei Ihm sind, dort wo alles Ihn offenbart.

Wie wunderbar ist es, die ewige Herrlichkeit Gottes und Jesu Christi zu sehen und darüber nachzudenken, alles, was in sittlicher Hinsicht von Gott ausstrahlt, die vollkommene Darstellung der sittlichen Herrlichkeit in Christus zu sehen (Heb 1,3)! Gott offenbart in allem, was Er ist! Wir befinden uns bei dieser Offenbarung und sind fähig, darin zu bleiben (Kol 1,12). Es ist einem Menschen möglich, in der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes zu bleiben!

Wir sind schon zu dieser Herrlichkeit berufen (1Pet 2,15). Es ist hier nicht der Ruf des Wunsches Gottes, sondern der Ruf seines Willens, dem niemand widerstehen kann (Röm 8,30). So wie Petrus es sieht, werden wir erst in der Zukunft in die Herrlichkeit eingehen, denn er sieht uns da wo unser Leib ist, d.h. auf der Erde, in der gottfeindlichen Welt, die Christus verworfen hat. Seine Briefe sind echte Wüstenbriefe. Er geht für den Augenblick nicht weiter als bis zur Errettung der Seele (1Pet 1,9).

Dennoch sehen wir, dass er hier am Ende seines Briefes weitergeht als in seinen Reden in der Apostelgeschichte und auch weiter als im ganzen sonstigen Inhalt des Briefes. Zwar zeigt der Anfang des Briefes große Übereinstimmung mit dem Anfang des Epheserbriefes (Eph 1,3), aber er geht nicht weiter als bis zur Auferstehung Christi, während Paulus Christus im Himmel sieht. Folglich sieht Petrus uns hier auf der Erde, während Paulus uns in Christo in den himmlischen Örtern sieht (Eph 2,6). Aber während Petrus im ganzen Brief unsere Aufmerksamkeit auf die zukünftige Herrlichkeit des Herrn auf der Erde, d.h. im Reiche, lenkt (1Pet 1,4; 5,7.13; 4,13; 5,1.4), weist er uns hier jetzt auf die ewige Herrlichkeit hin. Das geht weiter als das Tausendjährige Reich, denn es ist im Himmel und in der Ewigkeit! Er folgt hier also dem Apostel Paulus, obwohl er nicht zu derselben Höhe aufsteigt. Er spricht nicht über die Vereinigung des Leibes Christi (der Versammlung) mit seinem Haupt, als dem Haupt über alles im Himmel und auf Erden (Eph 1,20-23; Kol 1,18-20). Paulus war es geschenkt worden, die ewigen und unendlichen Ratschlüsse Gottes zu offenbaren. Aber beide wurden vom Heiligen Geist geleitet, alle Segnungen zu ihrer Quelle zurückzuführen: dem Gott und Vater des Herrn Jesus, dem Gott aller Gnade!

Wir können hierin auch die Weisheit des Heiligen Geistes sehen. Wir haben im ersten Vers (1Pet 1,1) gesehen, dass der Brief an Gläubige in den Gebieten gerichtet war, in denen der Apostel Paulus so viel gearbeitet und wohin er verschiedene seiner Briefe gesandt hatte. Da Petrus nun nach der Weisheit Gottes eine so andere Seite der Wahrheit behandelt, hätte bei den Empfängern leicht der Gedanke aufkommen können, dass er die Lehre des Paulus verwarf. Er war der Apostel der Beschneidung und besaß daher apostolische Autorität und (verdientermaßen) einen großen Namen bei den Gläubigen aus den Juden, an die der Brief gerichtet war. In diesem Vers erkennt er jedoch die Lehre des Paulus als göttliche Wahrheit an. Er bestätigt dies auch dadurch, dass er Silas, den bekannten Reisegefährten des Paulus, mit Ehren erwähnt und ihn in das Schreiben und (wahrscheinlich) in das Überbringen des Briefes einbezieht.

Der Gott aller Gnade ist wahrlich die vollkommene Sicherheit gegen alles, was Geschöpfe, seien es Menschen oder sei es Satan, uns antun können, und das um so mehr, weil Er als Vater beständig eine wachsame, gerechte Regierung über uns ausübt (1Pet 1,13-17).

Zwar müssen wir leiden, solange wir auf der Erde sind (1Pet 1,6). Wir sind mit einem verworfenen Christus verbunden. Auch haben wir die Errettung unseres Leibes noch nicht empfangen (Röm 8,23). Die Gefahr bestand, dass die Empfänger dieses Briefes als ehemalige Juden dies vergessen könnten. Es stand so sehr in Widerspruch zu ihren alten jüdischen Auffassungen, die den Messias nur als den herrlichen Besieger aller seiner irdischen Feinde sahen. Wir müssen teilnehmen an seinem Leiden für Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe (Röm 8,17.18). Wir müssen auch für seinen Namen leiden. Aber es ist nur für kurze Zeit; danach folgt die Herrlichkeit (Heb 10,32-39; 2Kor 4,17).

Durch die Zeitform, in der das Wort „gelitten“ steht (Partizip Aorist), bringt der Apostel zum Ausdruck, dass er es als vergangen ansieht in dem Augenblick, den er meint.

Er selbst, der Gott aller Gnade, wird vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Das griechische Wort für „vollkommen machen“ wird auch für das Netzeflicken gebraucht (Mt 4,21; Mk 1,19). In 1. Korinther 1,10 wird es durch „völlig zusammengefügt“ übersetzt, in Galater 6,1 durch „zurechtbringen“; siehe auch 1. Thessalonicher 3,10. Daraus folgt die Bedeutung „zurechtbringen, wiederherstellen, vollkommen zubereiten, so dass nichts mehr fehlt“. Das Wort für „befestigen“ (2Thes 2,17) gehört zur gleichen Familie wie „standhaft“ in Vers 9 (1Pet 5,9). Es bedeutet also „fest stehen lassen“. „Kräftigen“ heißt „Kraft geben“; „gründen“, „auf ein festes Fundament stellen“, so dass wir nicht mehr fallen können. Wenn wir dann zu sinken glauben, werden wir bald den Felsen spüren, der unter uns ist.

Petrus selbst hatte in den aussichtslosesten Umständen erfahren, dass es wahr war, was er schrieb: als der Herr in der Macht der Feinde war und getötet wurde und er selbst Ihn mit einem Eid verleugnet hatte. Welch ein Trost waren diese ermutigenden Worte für die Empfänger dieses Briefes in ihren schwierigen, gefährlichen Umständen. Und sind sie es nicht auch für uns? Es sind keine Wünsche, sondern feste Zusicherungen, dass Gott es tun wird. Lasst uns sie in ihrem vollen Wert annehmen als das Wort Gottes selbst!

Er wird diejenigen, die in sich selbst nichts haben und voller Mängel sind, wiederherstellen, vollkommen zubereiten. Er wird diejenigen stärken, die nicht die geringste Kraft haben und deren einzige Rettung es ist, sich auf seinem mächtigen Arm zu stützen, und die doch töricht sind, immer wieder auf sich selbst zu vertrauen und in eigener Kraft den Weg gehen zu wollen. Er wird sie befestigen, so dass sie dem Feind gegenüber standhaft im Glauben stehen. Er wird die auf den Felsen gründen, die nichts sind und keinen anderen Grund haben!

Stimmen wir da nicht mit ein in den Lobpreis des Apostels: „Ihm ist und sei die Macht in die Zeitalter der Zeitalter! Amen“?

Im Griechischen fehlt das Satzband „ist“ oder „sei“. Ist es vielleicht deshalb, um beide Möglichkeiten offenzulassen? Weil Gott alle Macht hat, sind wir sicher, dass Er das in 1. Petrus 5,10 Genannte tun wird. Aber der Gläubige, der Ihn auch in seiner Allmacht anbetet, möchte, dass diese völlig offenbar werde bis in alle Ewigkeit! Das griechische Wort für „Macht“ (kratos) bedeutet Macht in Verbindung mit der Kraft, wodurch sie mächtig ist. Darum wird es auch wohl mit „Kraft“ übersetzt. Es kommt im NT vor in Lukas 1,51; Apostelgeschichte 19,20; Epheser 1,19; 6,10; Kolosser 1,11; 1. Timotheus 6,16; Hebräer 2,14; 1. Petrus 4,11; 5,11; Judas 25; Offenbarung 1,6; 5,13. In Hebräer 2,14 ist es die Macht des Teufels, an allen anderen Stellen aber die Macht Gottes oder des Herrn Jesus.

Die große Mehrheit von Handschriften hat: „Ihm (sei) die Herrlichkeit und die Macht usw.“ Einige (darunter auch der Codex Vaticanus und der Codex Alexandrinus) haben die kursiv gedruckten Worte nicht. Obwohl diejenigen, die sie auslassen, weitaus in der Minderheit sind, könnte man im Blick auf den Zusammenhang aber sagen, dass sie recht haben. Im Hinblick auf den ersten Teil des Satzes passt „die Macht“, die das vollbringen würde, aber „die Herrlichkeit“ passt nicht so gut. Es ist leicht zu verstehen, dass diese Worte später eingefügt worden sind, weil sie in verschiedene anderen Doxologien (Lobpreis Gottes [1Tim 6,16; Jud 25; Off 1,6]) zusammen mit „Macht oder Kraft“ vorkommen (1Pet 4,11).

Verse 12-14

1Pet 5,12-14: Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich dafür halte, habe ich euch mit wenigen (Worten) geschrieben, ermahnend und bezeugend, dass dies (die) wahre Gnade Gottes ist, in welcher ihr stehet. Es grüßt euch die Miterwählte in BabyIon und Markus, mein Sohn. Grüßet einander mit einem Kuss der Liebe. Friede euch allen, die (ihr) in Christo (seid)!

Ziemlich allgemein wird angenommen, dass der hier genannte Silvanus mit dem an anderen Stellen erwähnten (2Kor 1,19; 1Thes 1,1; 2Thes 1,1) identisch ist, außerdem mit dem Silas in Apostelgeschichte 15; 16; 17 und 18. Dafür gibt es auch gute Gründe. Es ist in der Schrift nicht die Gewohnheit, eine zweite Person gleichen Namens ohne nähere Kennzeichnung einzuführen, wenn die erste allgemein bekannt ist (Joh 14,22); und dieser Silvanus oder Silas war allgemein bekannt. Er kam ursprünglich aus Jerusalem und war dort ein Führer unter den Brüdern (Apg 15,22). Petrus kannte ihn aus jener Zeit also gut. Später begleitete er Paulus auf seinen Reisen (Apg 15–18), auch in den Landstrichen, wohin Petrus seinen Brief sandte (1Pet 1,1). Die Empfänger kannten ihn also als solchen. Die Worte Petri machen auch den Eindruck, als hätte er Silvanus jetzt lange Zeit nicht gesehen. Er nennt ihn einen „treuen Bruder, wie ich dafürhalte“. Er gibt seinen Eindruck wieder, aber doch mit einem gewissen Vorbehalt.

Diesen Silvanus gebraucht Petrus, um seinen Brief zu überbringen und vielleicht auch ihn zu schreiben. Das Wort kann beides bedeuten. Aber aus der Empfehlung „den treuen Bruder“ kann man wohl mit Sicherheit entnehmen, dass er der Überbringer war. Vergleiche 1. Korinther 16,10.11; 2. Korinther 8,23; Philipper 2,25; Kolosser 4,7-10; Epheser 6,21.

Wir sehen darin die Weisheit Gottes und auch die gute, liebevolle Gesinnung, die unter den Aposteln herrschte. Einst war Petrus selbst sehr untreu gewesen gegenüber der Wahrheit von der Freiheit des Christen, sowohl derer aus den Nationen als auch derer aus den Juden, die er einst so gut gelernt und verteidigt hatte (Gal 2,11-17; Apg 10; 11; 15). Paulus, der Jüngere und später Hinzugekommene, hatte ihn deshalb öffentlich ermahnt. Aber wir sehen, dass Petrus ihn ohne jeglichen Groll „unseren geliebten Bruder Paulus“ nennt. Er erkennt auch die Briefe des Paulus als „Schriften“, d.h. als das Wort Gottes an (2Pet 3,15.16). Hier schreibt Petrus jetzt an die Gläubigen aus den Juden in den Gebieten, wo Paulus das volle Evangelium der Gnade gepredigt hatte, einen Brief, in dem er allen Nachdruck legt auf die „wahre Gnade Gottes …, in welcher ihr stehet“. Er vereint sich darin mit Silvanus, dem bekannten Mitarbeiter des Paulus, der sicher auch selbst die Gnade bei ihnen verkündigt hatte. Dadurch erkennt er vollkommen an, dass das, was Paulus gepredigt hat, Gottes Gedanken sind. Gott wollte nicht, dass jüdische „Eiferer fürs Gesetz“ (Apg 21,17-24) Petrus gegen Paulus ausspielen könnten. Deshalb lässt Er Petrus, den Apostel der Beschneidung, eine Säule unter den Gläubigen aus den Juden (Gal 2,7-9), in besonders nachdrücklicher Weise über die Gnade schreiben! Nachdrücklicher als irgendeiner der anderen Schreiber des Wortes Gottes. Es ist nur ein kurzer Brief, aber er wird geschrieben, um zu ermahnen und zu bezeugen, dass „dies die wahre Gnade Gottes ist, in welcher ihr stehet“! Einige Handschriften haben: „in welcher ihr stehen sollt“. Wenn das richtig sein sollte, dann würde noch mehr Nachdruck darauf liegen. Wie sehen wir hier wieder den alten Petrus, der dieselbe Wahrheit in Jerusalem so feurig verteidigt hatte, als sie angegriffen wurde (Apg 15,11).

Wie geeignet war Silvanus auch als Überbringer dieses Briefes über die Leiden! Er hatte mit einem von Rutenschlägen verwundeten Rücken und mit in den Stock gepressten Füßen zusammen mit Paulus im Gefängnis von Philippi gesessen und dort Loblieder gesungen (Apg 16,23). Auch sonst hatte er viele von den Verfolgungen, die der Apostel Paulus erduldet hatte, mitgemacht. Er wusste, was es war, für die Gerechtigkeit und für den Namen des Herrn zu leiden. Er konnte mit den Brüdern Mitgefühl haben.

Die Verse 1. Petrus 5,13 und 14, so einfach sie sind, haben zu viel Schreibereien und Mutmaßungen – ja, wir können ruhig sagen: Phantasien – Anlass gegeben. Der Grund dafür ist, dass schon ziemlich von Anfang das Streben einsetzte, der Versammlung zu Rom die führende Stellung zu geben oder, richtiger gesagt, dem, der sich selbst zum Bischof („Aufseher“) von Rom aufgeworfen hatte. Zu diesem Zweck verbreitete man zuerst das Gerücht, dass Petrus 25 Jahre lang Bischof von Rom gewesen sei. Man wählte Petrus, weil man annahm, dass der Herr ihm die Hauptmacht in der Versammlung gegeben habe (Mt 16,19). Aberglaube und Unglaube sind immer dumm. Es handelt sich in Matthäus 16 nämlich nicht um die Versammlung, sondern um das Reich der Himmel. Die Macht, in der Versammlung zu binden und zu lösen, gab der Herr den zweien oder dreien, die in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,18). Außerdem sagt die Schrift ausdrücklich, dass der Dienst des Petrus und der anderen elf Apostel enden würde, nicht nur hinsichtlich der Personen, sondern auch hinsichtlich seines Charakters (Joh 15,26; 21,19; 14,17), während der Dienst des Apostels Paulus weiterbestehen würde. Die Zwölfe zeugten von dem auf der Erde lebenden Herrn und seiner Auferstehung. Deshalb mussten sie von Anfang an bei dem Herrn gewesen sein (Apg 1,22; Joh 15,27). Außerdem war ihr Dienst speziell für die Beschneidung, die Juden bestimmt (Gal 2,8.9). Daher finden wir sie nach Apostelgeschichte 15, wo die Stellung der Gläubigen aus den Nationen gegenüber dem Gesetz festgestellt wird (2Kor 3,3-18), praktisch nicht mehr genannt. Auch sind alle Briefe, die die wahre christliche Stellung und die Versammlung in ihrer Ordnung behandeln, von Paulus. Weder Petrus noch Jakobus und Johannes sprechen in ihren Briefen über die Versammlung. Sie sehen die Gläubigen als einen Teil der zwölf Stämme (Jakobus), als zerstreute Gläubige, die zusammen die Brüderschaft bilden (Petrus), oder als die Familie Gottes (Johannes), aber nie als den Leib Christi und nicht einmal als das Haus Gottes, mit Ausnahme des besonderen Charakters, unter dem es in 1. Petrus 2 gesehen wird. Die Schrift gibt auch nicht den geringsten Hinweis, dass Petrus jemals in Rom gewesen ist. Sie gibt im Gegenteil starke Gründe zur Annahme des Gegenteils. Zunächst lag sein Dienst als Apostel der Beschneidung da, wo die meisten Juden wohnten, und das war nicht in Rom. Sodann beweist der Brief an die Römer, dass er in Rom nicht das Evangelium gepredigt hatte. Sein Name wird in diesem Brief nicht einmal genannt, auch nicht in den Grüßen. Ebenso wenig finden wir seinen Namen in den diesbezüglichen Kapiteln der Apostelgeschichte und den Briefen, die Paulus aus Rom geschrieben hat. Auch im letzten Brief, den Paulus kurz vor seinem Märtyrertod aus Rom geschrieben hat (2Tim), wird Petrus nicht genannt, obwohl die Überlieferungen sagen, dass Paulus und Petrus ungefähr gleichzeitig in Rom den Märtyrertod gestorben seien. Wäre Petrus zu der Zeit in Rom gewesen, dann würden auch auf ihn die wenig ehrenvollen Worte „alle verließen mich“ (2Tim 4,16) zutreffen. Das können wir aber nicht von ihm annehmen.

Auch die Worte, die Petrus hier schreibt, sind ein starkes Zeugnis gegen die erwähnten Behauptungen. Aus dem Brief geht deutlich hervor, dass er ziemlich spät geschrieben wurde. Das beweist also, dass Petrus damals nicht in Rom, sondern in BabyIon war. Zugleich macht diese Tatsache es unwahrscheinlich, dass er später noch in Rom gewesen ist. Es liegt also auf der Hand, dass man versuchte, dies Zeugnis zu beseitigen. Man kam auf diese Art dahin, zu behaupten, dass unter „Babylon“ Rom zu verstehen sei. Das hatte sogar einen gewissen Schein von Wahrheit, weil in der späteren prophetischen Beschreibung der zukünftigen abgefallenen Kirche und Gottes Gericht darüber die römische Kirche die Hure, das große Babylon, genannt wird (Off 14,8; 17,5).

Es gibt nicht einen einzigen Beweis für die Behauptung, dass in der Geheimsprache der Christen der ersten Zeit Rom „BabyIon“ genannt worden sei. Erstens finden wir im gesamten NT mit Ausnahme des gänzlich prophetischen Buches der Offenbarung Rom bei ihrem eigentlichen Namen genannt. Zweitens gab es auch keine Veranlassung, sie anders zu nennen, denn zu der Zeit gab es noch keine Verfolgung seitens der römischen Regierung. Die entstand erst geraume Zeit später. Sogar die Verfolgung unter Nero ging nicht über die Grenzen Roms hinaus. Außerdem gab man als Grund dafür nicht die Tatsache an, dass sie Christen waren, sondern dass sie den Brand Roms verursacht hätten. Auch erwartet man in einem so einfachen und inbrünstigen Brief, in dem die Tatsachen so mit Namen genannt werden (auch die Orte, wo die Empfänger wohnten), keine derartige Bildersprache.

Die in der ganzen Schrift bekannte Landschaft Babylon und die Stadt gleichen Namens befanden sich in jener Zeit sicher in einem Zustand des Verfalls. Aber Babylon war noch sehr bevölkert, eigenartig genug auch besonders von Juden. Noch Jahrhunderte später war sie bekannt durch ihre berühmte Rabbinerschule, deren Talmud (eine Sammlung von Aussprüchen bekannter Rabbiner über die Auslegung des AT) in seiner großen Anzahl von Bänden uns davon den Beweis liefert. Es ist leicht verständlich, dass der Apostel der Juden diesen zahlreichen Juden das Evangelium verkündigen wollte. Am Pfingsttage waren schon einige von ihnen in Jerusalem gewesen und hatten es da gehört (Apg 2).

Sodann teilt Petrus die Grüße der „MiterwähIten“ in Babylon mit. Es liegt auf der Hand, dass damit die Frau des Petrus gemeint ist. Die Schrift teilt uns mit, dass Petrus sie auf seinen Reisen mitnahm (1Kor 9,5).

In einem Brief, in dem die Gläubigen gesehen und angeredet werden als durch Auserwählung gekennzeichnet (1Pet 1,2) und in dem besonders die gläubigen Frauen „Miterben der Gnade des Lebens“ (1Pet 3,7) genannt werden, ist diese Bezeichnung nichts Sonderbares. Die Annahme, dass hiermit die örtliche Versammlung gemeint ist, entbehrt meines Erachtens jeder Grundlage. Ich glaube, dass sie auch hauptsächlich auf denselben Wunsch zurückgeht, den wir bei Babylon sahen: Rom einzuführen. Aber wie schon gesagt, behandelt Petrus nicht die Versammlung, sondern sieht die Gläubigen als einzelne Fremdlinge, die zusammen eine Brüderschaft bilden. Höchstens könnte er diese Brüderschaft meinen. Aber auch das ist unwahrscheinlich, weil er die Brüderschaft nicht auf einen Ort beschränkt. Dann wäre es auch höchst seltsam, den Bruder Markus in einem Atemzug damit zu nennen. Auch finden wir nirgends, dass von einer Versammlung in Babylon gesprochen wird. Vergleiche 2. Johannes 1.13.

Wie herrlich ist es, zu sehen, in welch liebevoller Weise Petrus über Markus spricht. Sicher hat er ihn schon in jungen Jahren gekannt (Apg 12,12) und war sein geistlicher Vater. Die Schrift gibt mehrere Beispiele für ein Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Gläubigen. Wir brauchen nur an Paulus und Timotheus und Titus und Philemon zu denken (1Kor 4,17; Gal 4,19; 1Tim 1,2; 2Tim 1,2; 2,1; Tit 1,3; Phlm 10). So sehen wir auch hier vonseiten des Petrus väterliche Liebe und väterlichen Einfluss, wie auch bei Paulus gegenüber Timotheus und Titus. Auf der anderen Seite steht kindliche Abhängigkeit. Wie schön ist es, so ein liebevolles geistliches Verhältnis zwischen alten und jungen Gläubigen zu sehen! Petrus nennt Silvanus „den treuen Bruder“; darin sehen wir mehr den Gedanken der Gleichheit, nicht den der Sohnschaft.

Wir sehen, dass das Haus der Mutter des Markus ein geistlicher Mittelpunkt für die Gläubigen in Jerusalem war (Apg 12,12). War sein Vater vielleicht gestorben? Markus war ein Neffe des Barnabas (Kol 4,10). Das erklärt vielleicht, warum Barnabas und Paulus ihn auf ihre erste Missionsreise mitnahmen (Apg 13,13). Aber die Schwierigkeiten waren zu groß für den Glauben von Markus. Familienbande haben in geistlichen Verhältnissen schon viel Unheil angerichtet. Offensichtlich machten sie ihren Einfluss auch bei Barnabas geltend (Apg 15,37), obwohl die Schrift es nötig erachtet, uns mitzuteilen, dass sein Name „Sohn des Trostes“ bedeutet und dass er ein „guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens“ war (Apg 11,24). Die Folge für Barnabas war, dass er von dem großen Werk, das der Herr durch Paulus zustandebringen wollte, ausgeschlossen wurde. Sein Name wird nicht mehr dabei genannt.

Glücklicherweise ist Johannes Markus geistlich gewachsen. Er gewann wieder das Vertrauen des Paulus, so dass dieser ihn wieder empfehlen konnte (Kol 4,10). Am Ende seines Lebens erklärt er dann, dass Markus ihm nützlich zum Dienst ist (2Tim 4,11). Hier im Petrusbrief finden wir ihn bei seinem väterlichen Freund und dessen Frau, sicher um ihnen in ihrem hohen Alter auf einer langen Reise in fremdem Land behilflich zu sein. Später gebraucht der Heilige Geist ihn, um das Evangelium nach Markus zu schreiben, in dem wir den Herrn als den treuen Diener sehen. Es ist bemerkenswert, Silas (Silvanus) und Markus, die beide an dem Konflikt zwischen Paulus und Barnabas beteiligt waren, hier zusammen zu finden.

Wie Paulus sagt auch Petrus den Gläubigen, einander zu küssen (Röm 16,16). Aber er spricht von einem Kuss der Liebe, während Paulus von einem heiligen Kuss schreibt (1Kor 16, 20; 2Kor 13,12; 1Thes 5,26). Beides ist wichtig! Es muss ein Kuss der Liebe sein. Aber wir wissen, wie das Fleisch den Begriff der Liebe erniedrigt hat. Deshalb schreibt Paulus, dass der Kuss der Gläubigen heilig sein soll. Petrus gebraucht das Wort für die göttliche Liebe (agape), das wir in den Büchern der alten Griechen vergeblich suchen, das aber Gottes Wort mit Vorliebe gebraucht. Wir haben in 1. Petrus 4,8 gesehen, dass diese Liebe ihren Ursprung in Gott hat und daher nicht unheilig sein kann.

Wie unwürdig sind der Streit und die Parteisucht der Gläubigen untereinander. Wie kostbar ist aber der letzte Wunsch, dass alle, die wir in Christo sind, Frieden haben werden (Joh 20,20). Frieden für unser Gewissen besitzen wir, indem wir auf das geschlachtete Lamm blicken. Den Frieden Gottes werden wir haben, wenn wir 1. Petrus 5,10 und 11 in unserem Herzen verwirklichen.

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