Sollte ein Christ politisch aktiv sein? Diese Frage soll uns nun beschäftigen. Um dieses Thema klar verständlich zu behandeln, möchte ich einige Punkte darlegen, die einer politisch aktiven Person zu eigen sind, wenn nicht sogar grundlegendes Konzept sind.
Unter einer politisch aktiven Person verstehe ich jemand, der ein beträchtliches und fortlaufendes Interesse an der Regierung seines eigenen Landes und an der Welt insgesamt hat. Er lobt die Herrschenden, wenn sie es seiner Meinung nach verdienen, und er verurteilt sie, wenn sie aus seiner Sicht schlecht regieren. Er erhebt seine Stimme gegen Ungerechtigkeit, Betrug, Täuschung, Korruption und gegen jede Freiheitsbeschränkung. Er wird dem Bösen, soweit es das Gesetz erlaubt, widerstehen. Er nutzt alle ihm zugestandenen Möglichkeiten, um die Regierung seines Landes zu beeinflussen. Und würde ihm die Gelegenheit gegeben, so würde er Amt und Macht in der Welt ergreifen und zum Nutzen seiner Mitbürger ausüben.
I. Wie können wir nun erkennen, ob so etwas für einen Gläubigen gut oder schlecht ist?
Indem wir auf Jesus als unser Vorbild sehen. Sein Leben wurde zu dem Zweck aufgezeichnet:
- 1Pet 2,21: Er hat euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
Alles, was Er tat, war seinem Vater wohlgefällig:
- Joh 8,29: Ich tue allezeit das ihm Wohlgefällige. (Vgl. Mt 17,5.)
Und da in Jesus alle Vollkommenheit gefunden wurde, ist alles, was Er nicht tat oder billigte, Gott nicht wohlgefällig.
War Jesus also politisch aktiv? Hatte Er irgendein Interesse an der politischen Herrschaft seines Landes? Fällte Er Urteile über Personen oder über die Maßstäbe der Herrschenden in Israel? Ergriff Er Partei für die politisch Unterdrückten oder rügte Er die Unterdrücker? Übte Er in weltlichen Angelegenheiten irgendeine Machtstellung aus?
1. Sein Verhalten ist das Gegenteil eines Politikers. Wäre Er Politiker gewesen, dann hätten seine politischen Empfindungen von den damaligen Umständen besonders geprägt sein müssen. In seinen Tagen verschwand der letzte Schatten jüdischer Freiheit, und sein Land wurde vom eisernen Joch Roms unterdrückt. Ein solcher Zustand hätte dem autonomen Einwohner, dem freiheitsliebenden Menschen, das Herz bis ins Innerste aufgewühlt und erregt. In den Evangelien werden uns die politischen Veränderungen im Land nur mit geringsten Hinweisen in den Erzählungen angedeutet.
2. Wäre Politik etwas für den Christen, dann hätte der Heiland bei auftauchenden Gelegenheiten stets das Wort ergreifen müssen. Er aber schweigt. Einer seiner Hörer bittet Ihn, seinen Bruder aufzufordern, das Erbe mit ihm zu teilen (Lk 12,13). Dies wäre eine gute Gelegenheit gewesen, politisch aktiv zu werden. Jesus aber verweigert es, dem zu entsprechen oder auch nur mit der geringeren Vollmacht eines Schiedsrichter aufzutreten.
- Lk 12,14: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?
Wäre es die Pflicht eines Christen, das Amt eines Richters oder Erbteilers auszuüben, so hätte Jesus das an dieser Stelle als vollkommenes Vorbild auch entsprechend getan. Er aber stößt das politische Element in dieser Bitte weit von sich und warnt die Jünger lediglich vor der Begierde.
3. Johannes der Täufer, sein eigener Vorläufer, der Größte von Frauen Geborene, wird aufgrund der Verführungskünste einer ehebrecherischen Prinzessin durch den Befehl eines gottlosen Königs ermordet. Wie reagiert Jesus darauf? Erhebt Er seine Stimme gegen den Unterdrücker und Mörder? Nein. Johannes ist eingesperrt, aber Jesus spricht nicht von Ungerechtigkeit. Johannes wird ermordet, aber Jesus äußert keinen Laut gegen die Brutalität oder Tyrannei von Herodes. Und Johannes’ Jünger
- Mt 14,12.13: … kamen herzu, hoben den Leichnam auf und begruben ihn. Und sie kamen und berichteten es Jesus. Als aber Jesus es hörte, zog er sich in einem Schiff von dort zurück an einen öden Ort für sich allein.
Der Fall wird Ihm von Johannes’ eigenen Jüngern andächtig vorgetragen. Er ist betroffen, bleibt aber dennoch ruhig. Der Heiland war kein Politiker.
4. Betrachten wir einen weiteren Vorfall:
- Lk 13,1: Zu derselben Zeit waren aber einige zugegen, die ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit ihren Schlachtopfern vermischt hatte.
Ein politisch aktiver Mensch würde völlig erzürnt über diese nationale Gewalttat gewesen sein. Religiöse Abneigung trifft auf politische Feindschaft. Hier war doch Raum gewesen, um über die römische Brutalität zu schimpfen und die Juden gegen die Tyrannei aufzustacheln, die auf der wahren Religion herumtrampelte. Ein Heide, der mit blutigen Händen die Anbetung des wahren Gottes entweihte! Was würden Politiker heutzutage gesagt haben, wenn die Truppen der [britischen] Königin in eine nicht der Staatskirche angehörende Kirche gefeuert hätten, während dort die Menschen im Gebet waren, und einige erschossen hätten, während diese auf ihren Knien beteten? Würde ein Politiker es nicht fast als Verrat ansehen müssen, wenn er schwiege?
Was ist Jesu Antwort? „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen“ [Lk 13,3]. Wir übergehen die politischen Ansichten in dieser Frage und betrachten einzig den moralischen und geistlichen Aspekt. Dies ist ein besonderer, ein entscheidender Fall. Ohne Zweifel kochte das Blut eines jeden Juden vor Wut. Aber weder äußert Jesus ein Wort der Entrüstung über das Verbrechen des Statthalters, noch würdigt Er die Galiläer als Märtyrer für ihr Land. Jesus war also kein Politiker.
5. Der politisch Interessierte muss seine staatlichen Rechte ausüben, nicht nur (so würde er selbst sagen) um seiner selbst willen, sondern um die Herrschenden zu lehren, nicht ihre rechtmäßigen Grenzen zu übertreten. Bei einem ungerechtfertigten Griff in die Geldbörse durch Steuern würde er sich genötigt sehen, Widerstand zu leisten. Aber wie handelt Jesus in einem solchen Fall, als Er mit der Steuerforderung konfrontiert wird (Mt 17,24)? Er beweist seine Befreiung davon, und doch wirkt Er ein Wunder, um die Forderung zu erfüllen.
6. Von seinen Landsleuten wird eine Frage aufgeworfen und Ihm zur Entscheidung vorgelegt:
- Lk 20,22: Ist es erlaubt, dass wir dem Kaiser Steuer geben oder nicht?
Diese wichtige Frage hätte einen Politiker rasend gemacht, denn in ihr war ja das Recht der Römer enthalten, über Judäa zu herrschen und nach Belieben Steuern aufzuerlegen. Die Unterdrückung durch den Landpfleger stand Ihm vor Augen. Der Cäsar, der das Zepter schwang, war sittenlos, grausam, ein Mörder. Und doch bittet Jesus die Juden, sogar einem Götzendiener ihren Tribut zu leisten, obwohl der Kaiser dieses Geld vermutlich auch zur Förderung des Götzendienstes benutzte.
Jesus war demnach kein Politiker. Und ich: Bin ich einer seiner Jünger? Das sollte ich sein:
- Mt 10,25: Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer.
Wenn Jesus sich nicht in das Regierungshandeln eingemischt hat, dann geschah dies, weil ein solches Verhalten Gott nicht wohlgefallen hätte. Jesus hat weder selbst politisch gehandelt, noch hat Er dies bei anderen erlaubt. Deshalb ist es in keinster Weise Teil meiner Pflicht als Christ, mich mit Politik zu beschäftigen, weder als Akteur noch als Redner. Sonst wäre die Wesensart Jesu nicht vollkommen. Aber seine Vollkommenheit ist mein Vorbild, und darum gehört es sich für mich, genauso entschieden wie Er jegliche Einmischung in die Politik abzulehnen. Denn dies ist meine Berufung – nicht von dieser Welt zu sein, wie auch Jesus nicht von dieser Welt war (vgl. Joh 17,16).
II. Aber machte Paulus denn nicht sein römisches Bürgerrecht geltend, als sie im Begriff waren, ihn zu geißeln?
Berief er sich nicht auf Cäsar, als sein Leben in Gefahr war? Das stimmt. Und deshalb ist es dem Christen, der sich vor Gericht verantworten muss, ebenfalls erlaubt, alle gesetzlichen Mittel zu nutzen, um der Todesstrafe oder ungerechter Behandlung zu entgehen. Aber keiner dieser Punkte findet sich in der Wesensart eines politisch aktiven Menschen, so wie wir ihn beschrieben haben.
Betrachte das beste Beispiel: Paulus und Silas werden von beteiligten Menschen vor die Vorsteher von Philippi geschleppt. Die Hauptleute geißeln sie und werfen sie ohne irgendeinen Gerichtsentscheid ins Gefängnis (Apg 16,19-24). Was würde ein Politiker in einem solchen Fall wohl getan haben? Hätte er aufgrund seines römischen Bürgerrechts diesen Vorfall nicht nach Rom getragen, um an diesen tyrannischen Hauptleuten ein Exempel zu statuieren, damit man im ganzen Römischen Reich erfahre, dass man so nicht auf den Rechten eines römischen Bürgers herumtrampeln kann? Tut Paulus das? Nein. Er verlangt allerdings, dass die Hauptleute sie nicht einfach heimlich entlassen, sondern dass sie selbst kommen und sie freilassen sollten.[1] Aber er fordert keine Entschuldigung. Er erstattet keine Anzeige gegen sie, denn dann hätte er wie ein Politiker reagiert. Und genau das tut er nicht.
III. Viele der Prinzipien, die in den Briefen dargelegt werden, entscheiden über die aktuelle Frage.
1. Was ist die Stellung eines Christen? Er ist ein „Fremder und ohne Bürgerrecht auf der Erde“ (Heb 11,13-16; 1Pet 2,11). Somit hat er weder Neigung oder Recht noch Anrecht auf politische Macht, und aufgrund seines christlichen Bekenntnisses verzichtet er darauf. Wer darf sich also an der Regierung eines Landes beteiligen? Nur Einheimische, nicht aber Fremde. Was hat ein in Frankreich lebender Engländer mit der französischen Regierung zu tun? Der Gläubige ist viel mehr als ein Fremder: Er ist ein Pilger und hat deshalb noch weniger Grund dazu, sich in die Politik einzumischen. Denn wenn schon ein Fremder sich nicht in die Politik eines Landes einmischen darf, wie viel weniger jemand, der nicht einmal in diesem Land lebt, sondern nur hindurchwandert auf seinem Weg in ein anderes Land. Sich dabei in die Politik einzumischen, würde bedeuten, unsere Wesensart als Fremde und Pilger aufzugeben.
2. Die Wesensart eines politisch aktiven Menschen anzunehmen macht den Christen blind für seine wahre Stellung vor Gott und trübt das Zeugnis, das er in der Welt ablegen sollte. Das Zeugnis des Heiligen Geistes in der Welt, das der Gläubige in sich aufnimmt und das sich durch seine Worte und sein Leben offenbart, lautet: Die Welt ist sündig, weil sie nicht an Jesus glaubt, und sie steht, zusammen mit ihrem Beherrscher, unter dem Urteil und wird nur durch die Geduld eines langmütigen Gottes Tag für Tag davor bewahrt (Joh 16). Der Christ soll bezeugen, dass der Herr Jesus wiederkommt, um die gerechte Vergeltung für ihre Sünde über sie zu bringen. Aus diesem Grund schickt es sich für alle Menschen, aus ihrer Mitte weg und hin zu Christus zu fliehen. Alle, die so zu Christus hin fliehen, werden Teil seiner Herde, der Gemeinde, die nicht von dieser Welt ist, sondern aus ihr heraus gesammelt wird.
Wenn nun der Gläubige die guten Dinge dieser Welt (Vergnügen, Vorrechte, Titel) aufgibt, dann lebt er so, wie es sich für ein Kind des Glaubens gehört, und verurteilt, wie Noah, die Welt. Lot entkam aus Sodom mit nichts, außer seinem Stab. Dadurch legte er ein starkes Zeugnis darüber ab, dass er an den in Kürze herabkommenden Zorn Gottes glaubte. Aber wie wäre die Kraft dieses Zeugnisses gebrochen worden, wenn er in die Stadt zurückgegangen wäre, um ein Haus zu kaufen? Oder wenn Noah ein Grundstück gekauft hätte, nachdem er verkündet hatte, die Erde würde in einem Jahr von der Flut zerstört werden? Hätte die Welt nicht augenblicklich den Widerspruch darin erkannt? Würden die Menschen nicht gesagt haben: „Noah glaubt selbst nicht an seine eigene Botschaft. Warum sollten wir also daran glauben? Würde er selbst glauben, dass die Flut so nahe ist, würde er dann kaufen und pflanzen und bauen?“ Wendet dies auf die Politik an, ihr Christen!
3. An diesem Punkt stellt sich auch die prophetische Frage. Diejenigen, die meinen, ein Christ solle sich als Erdenbürger benehmen, stellen sich fälschlicherweise auch vor (und dieser zusätzliche Irrtum ist nötig, um sie konsequent sein zu lassen), dass die Welt besser und dass in dieser nahenden, glücklicheren Zeit das Evangelium überall durch diese Methode triumphieren würde. Aber ist das die Wahrheit? Was sagt die Schrift? Was ist das Motto unserer Epoche?
-
Mt 20,16: Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.
- Apg 15,14: Gott hat darauf gesehen, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.
Und was ist das Ende davon?
-
1Tim 4,1: In späteren Zeiten werden einige von dem Glauben abfallen, indem sie achten auf betrügerische Geister.
-
2Tim 3,1: In den letzten Tagen werden schwere Zeiten eintreten.
- 1Thes 5,3: Wenn die Welt sagt: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.
Die Welt ist also böse. Und sie wird böse sein, wenn der Retter zurückkommt und sie schließlich in ihrer Boshaftigkeit gefangen und durch seine zerstörenden Gerichte vernichtet wird.
4. Wenn der Gläubige seine politischen Rechte als Einwohner nicht ausüben darf, wie viel weniger darf er dann ein politisches Amt in der Welt bekleiden. Es wird aber gesagt: „Wie, sind denn nicht Christen die am besten geeigneten Menschen, um Macht auszuüben?“ Nein, sie sind von allen die Ungeeignetsten, denn sie dienen einem Meister, dessen Gesetze den Prinzipien der Welt entgegenstehen. Und jemand, der ein politisches Amt bekleidet, muss ja die Gesetze der Welt vollstrecken, eben weil er deren Diener ist.
Das Gesetz der Welt ist, wenn es in Vollkommenheit ausgeführt wird, strikte Gerechtigkeit. Christus aber hat dies für seine Jünger aufgehoben und hat uns Gnade als Maßstab gelehrt (Mt 5,38-48). Könnte nun irgendeine weltliche Regierung die Bergpredigt anwenden? Wenn einer seiner Einwohner angegriffen und ausgeraubt würde, könnte sie den beschuldigten Räuber freilassen, weil der Retter uns befiehlt, keinen Widerstand zu leisten noch das Böse zu rächen? Ihr Prinzip ist doch „Strafe gemäß dem Vergehen“, und daran hält sie fest. Wenn das so ist, dann kann der Christ – wenn er seine Stellung versteht – weder ein Richter sein noch die Macht des weltlichen Gesetzes ausüben. Gott betrachtet Rache als sein eigen. „Die Rache ist mein“, und deshalb ist sie nicht der Dienst seiner Heiligen. Aber die Regierung ist „ein … Rächer … zur Strafe für den, der das Böse tut“ (Röm 13,4). Für denjenigen, der das erkennt, ist dies unvereinbar mit dem Anrühren des weltlichen Gerichtsschwertes. Die Heiligen sollen aber in der Tat eines Tages „die Welt richten“ (1Kor 6,2), aber in der Jetztzeit „erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1Joh 3,1), weil wir die Söhne Gottes sind.
5. Dasselbe könnte durch Paulus’ Rüge hinsichtlich gerichtlicher Prozesse nachgewiesen werden.
Dabei könnten man so etwas noch als notwendig ansehen, weil die Leute geneigt sind, ihr Recht zu behaupten. Wie viel mehr aber würde er das Trachten nach weltlichen Privilegien und Ehren rügen? Paulus musste die Gläubigen in der stolzesten kaiserlichen Metropole der Welt beraten. Er musste denen Anweisungen geben, die sich im andauernden Wettstreit um Ämter, Prätorianerdienst, Quästoramt und jeder Art von Ehre befanden. Sollten die Christen sich mit diesem Kampf beschäftigen?
- Röm 12,16: Sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen.
Ist nicht dies ausschlaggebend?
Die neutestamentlichen Briefe zeigen, wie sich der Christ als Ehemann, Vater, Herr oder Untertan benehmen soll. Aber es gibt keine Regeln für ihn als Regierungsmitglied oder als Bürger. Was müssen wir nun daraus schließen? Gott sieht die Christen weder in dem einen noch in dem anderen Zustand für ihn tätig sein. Der politisch Interessierte rügt die wahren oder vermuteten Missstände in der Verwaltung seines Landes. Der Christ hingegen hat „niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde“ (Tit 3,2). Er soll Regierung nicht verachten, über hohe Stellungen nicht böse reden oder verhöhnende Anklagen gegen sie vorbringen (vgl. 2Pet 2,10; Jud). Er soll „alle Sanftmut … erweisen gegen alle Menschen“. Das Motto des politisch Interessierten lautet: „Einmischen, einmischen, einmischen!“ Das Motto der Christen hingegen lautet, sich
- 1Thes 4,11: … zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun.
6. In dem Maß wie der Christ politisch aktiv ist, ist sein Herz mit den Dingen dieser Welt erfüllt. Dann wäre ein neuer Dorn in seine Brust gepflanzt, um den guten Samen zu ersticken und ihn unfruchtbar zu machen. Und es wäre ein neues Gewicht um seinen Hals gehängt, um ihn in seinem Lauf zu behindern. In dem Maß wie er politisch interessiert ist, kommt das Urteil über einen falschen Propheten auch über ihn:
- 1Joh 4,5: Sie sind aus der Welt, deswegen reden sie aus der Welt, und die Welt hört sie.
Dann wäre er ein Streiter Christi, der sich entgegen dem Willen und Wohlgefallen seines Anführers „verwickelt … in die Beschäftigungen des Lebens“ (2Tim 2,3.4).
Es ist des Christen Untergang, so zu leben wie die anderen. Wie überragend stark ist das Wort:
- 1Kor 3,3: Seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?
… Lass mich dich als Gläubigen ermahnen, jede Einmischung in die Politik zu unterlassen. „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Deine Angelegenheit ist das Reich Gottes, deine Stadt die kommende Stadt und dein Bürgerrecht ist im Himmel. Enthalte dich von der Politik in dieser Welt, denn Jesus war politisch nicht aktiv. Enthalte dich oder du zerstörst dein Zeugnis über diese Welt, dass sie böse ist und unter dem Gericht steht. Vermische dich nicht mit dieser Welt, die du doch verlassen hast.
Die Welt reift zum Gericht heran, und alle deine Bemühungen können sie aus Gottes Sicht nicht verbessern. Halte dich fern von ihren verhängnisvollen Wegen und lass die Stadt hinter dir. Lot kann Sodom nicht verbessern. Aber Sodom kann, nein Sodom wird Lot verderben.
Originaltitel: „The Christian and Politics“
in The Gospel Visitor, Jg. 13, April 1863, Nr. 4, S. 120–125,
auch in Help and Food for the Household of Faith, 1884, S. 261–270,
auch in Elements of Dispensational Truth, Bd. 4, 2007, Bible Truth Publishers, S. 233–239.
Das Originaltraktat stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Übersetzung: Frank Cisonna
Anmerkungen
[1] Dies geschah im Hinblick auf den guten Ruf des von ihnen gepredigten Evangeliums. Dadurch dass die Hauptleute persönlich kamen und sie freiließen, wurde die Abneigung gegen das Evangelium vermindert.