Das Problem der Sünde (2)
Römer 6: Frei gemacht von der Sünde und dem Tod

Frank Binford Hole

© CSV, Online începând de la: 18.07.2002, Actualizat: 27.09.2023

Leitverse: Römer 6

Vers 1

Röm 6,1: Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf dass die Gnade überströme?

Bisher haben wir in diesem Brief über das Evangelium gelernt, dass Gott kundgetan hat, was Er zu unseren Gunsten ist, das, was Er für uns durch den Tod und die Auferstehung Christi gewirkt hat und was wir im einfältigen Glauben empfangen. In allem hat Gott, wenn wir es einmal so ausdrücken dürfen, sich in Segnung uns gegenüber geäußert. Römer 6 beginnt mit der passenden Frage: „Was sollen wir nun sagen?“

Das zeigt, dass ein neuer Gedankengang beginnt. Nichts kann das Wunder dessen übertreffen, was Gott unsertwegen gewirkt hat, doch was sind wir infolge davon für Ihn? Was soll die Antwort des Gläubigen sein angesichts der wunderbaren Gnade, die erwiesen worden ist? Lässt sich durch das Evangelium eine Kraft gewinnen, die den Gläubigen befähigt, Gott eine Antwort zu geben, die Seiner würdig ist? Indem wir uns nun Römer 6 zuwenden, beginnen wir, diese Fragen zu untersuchen. Wir werden den Weg entdecken, auf dem das Evangelium uns freimacht, damit wir unser Leben in praktischer Gerechtigkeit und Heiligkeit führen können.

Wenn Menschen sich ein bloßes Kopfwissen über die Gnade Gottes aneignen und ihre Herzen davon unberührt bleiben, können sie leicht die Gnade in Zügellosigkeit verfälschen und sagen: „Nun, wenn Gottes Gnade unsere Sünde zu überströmen vermag, dann lasst uns fortfahren zu sündigen, damit die Gnade weiter überströmen kann.“

Vers 2

Röm 6,2: Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollen wir noch in darin leben?

Wird das Evangelium solche Gedanken irgendwie gutheißen? Nicht einen Augenblick. Ganz im Gegenteil. Es sagt uns deutlich, dass wir der Sünde gestorben sind. Wie können wir dann noch darin leben? Einst waren wir auf schreckliche Weise für die Sünde am Leben. Alles, was mit unserem gesetzlosen Willen zu tun hatte, mit unserem eigenwilligen Belieben, darauf waren wir erpicht, während wir Gott und seiner Sache gegenüber völlig taub und tot blieben. Nun hat eine völlige Umkehrung stattgefunden, wir sind der Sünde, der wir früher so zugetan waren, gestorben, wir sind tot für sie, und wir sind lebendig für die Dinge, für die wir früher tot waren.

Vers 3

Röm 6,3: Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?

Waren wir darüber unwissend oder war es uns nur verschwommen bewusst? Das hätte nicht so sein sollen, denn der Sachverhalt ist klar in der christlichen Taufe dargestellt, einer Handlung, die mit dem Beginn in Verbindung steht. Wissen wir, was unsere Taufe bedeutet, oder wissen wir es nicht?

Wir sollten vielleicht vorher eine andere Frage stellen: Bist du getauft? Wir stellen sie deshalb, weil es scheint, dass in einigen Kreisen eine auffällige Nachlässigkeit in dieser Sache anzutreffen ist, vermutlich hervorgerufen durch die Überbetonung, die ihr in früheren Tagen eingeräumt wurde. Wenn jemand sich nicht taufen lässt, bedeutet das einen Verlust für ihn. In der Taufe werden wir mit Christus begraben, wie Vers 4 feststellt. Nicht mit Ihm begraben zu sein ist ein Unglück. Außerdem verliert die Beweisführung des Apostels in den Versen 4 und 5, soweit es uns angeht, ihre Kraft, wenn wir nicht zu denen gehören, die „auf Christus getauft worden sind“.

Vers 4

Röm 6,4: So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

Was ist nun die Bedeutung der Taufe? Sie bedeutet die Einsmachung mit Christus in seinem Tod. Sie bedeutet, dass wir mit Ihm begraben werden und dass uns die Verpflichtung auferlegt ist, in Neuheit des Lebens zu wandeln, gleichwie Er in eine neue Ordnung der Dinge auferweckt wurde. Das ist ihre Bedeutung und das die Verpflichtung, die sie auferlegt. Unkenntnis darüber wäre für uns ein großer Verlust. Wir fürchten sehr, dass die schlimmen Streitigkeiten, die über die Art und Weise der Taufe und über die zu taufenden Personen gewütet haben, viele dazu geführt haben, ihre eigentliche Bedeutung gänzlich zu übersehen. Diskussionen über die Taufe sind bisweilen auf sehr „ungetaufte“ Weise geführt worden, so dass kein Beobachter hätte annehmen können, dass die Streitenden „der Sünde gestorben“ sind.

Doch ist die Taufe als Einrichtung ein äußeres Zeichen. Sie bewirkt kein Leben, und ach, Millionen getaufter Menschen werden sich in einer verlorenen Ewigkeit wiederfinden! Wohl weist die Taufe auf das hin, was in seiner vollsten Bedeutung lebenswichtig ist, nämlich auf das Kreuz, wie wir sehen werden.

Lasst uns die letzten Worte von Vers 4 beachten: „Neuheit des Lebens“, denn sie geben eine bündige Antwort auf die Frage am Anfang des Kapitels. Statt dass wir in der Sünde verharren, was nichts anderes ist, als mit dem alten Leben fortzufahren, sollen wir in einem neuen Leben wandeln. Indem wir das Kapitel weiter untersuchen, wird sich uns das Wesen dieses neuen Lebens zeigen.

Vers 5

Röm 6,5: Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein …

Unsere Taufe war – im Bild – unser Begrabenwerden mit Christus. Es war die „Gleichheit seines Todes“ und darin wurden wir mit Ihm einsgemacht oder sind mit Ihm „verwachsen“, wie die Fußnote der Elberfelder Bibel zu Vers 5 sagt. Dem haben wir uns in dem Vertrauen unterworfen, dass wir mit Ihm in seinem Auferstehungsleben einsgemacht werden. Die Neuheit des Lebens, in der wir wandeln sollen, ist in der Tat verbunden mit dem heutigen Auferstehungsleben Christi.

Vers 6

Röm 6,6: … da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen.

In Römer 6,3 sollten wir die Bedeutung unserer Taufe erkennen; in Vers 6 werden wir nun aufgerufen, die Bedeutung des Kreuzes in der Beziehung zu „unserem alten Menschen“ und dem „Leib der Sünde“ zu erkennen. Das Kreuz liegt der Taufe zugrunde; ohne das Kreuz würde die Taufe jede Bedeutung verlieren.

Wir haben bereits den Tod Christi in seiner Tragweite im Blick auf unsere Sünden und ihre Vergebung vor Augen gehabt. Hier geht es um seine Bedeutung im Blick auf unsere sündige Natur, aus der alle Sünden, die wir je begingen, hervorgekommen sind.

Vielleicht ist es nicht ganz einfach, den Gedanken zu erfassen, den der Ausdruck „unser alter Mensch“ vermittelt. Die Erklärung liegt wohl darin, dass der Apostel hier all das personifiziert, was wir als natürliche Kinder Adams sind. Wenn wir uns eine Person vorstellen könnten, deren Charakter all die hässlichen Eigenschaften in sich vereinigte, die jemals bei allen Nachkommen Adams zum Vorschein gekommen sind, eine solche Person könnte man als „unseren alten Menschen“ beschreiben.

Alles, was wir als Kinder des gefallenen Adam sind, ist mit Christus gekreuzigt worden, und das müssen wir wissen. Es ist keine bloße Vorstellung, sondern eine wirkliche Tatsache. Es war eine Tat Gottes, die im Kreuz Christi vollbracht wurde. Es war ebenso sehr eine Tat Gottes und ebenso wirklich wie das Wegtun unserer Sünde, das gleichzeitig damit geschah. Das sollten wir durch Glauben wissen, so wie wir wissen, dass unsere Sünden vergeben sind. Wenn wir es durch Glauben wissen, werden gewisse andere Ergebnisse folgen. Doch wir beginnen damit, es durch einfältigen Glauben wirklich zu wissen.

Gottes Absicht bei der Kreuzigung unseres alten Menschen war, dass „der Leib der Sünde“ abgetan oder „vernichtet“ wäre, so dass wir fortan der Sünde nicht mehr dienen könnten. Auch diese Aussage ist nicht leicht zu verstehen. Wir müssen uns erinnern, dass die Sünde früher in unseren Leibern über uns herrschte, die folglich – es ist schrecklich zu sagen – Leiber der Sünde waren. Nun, es ist nicht so, dass unsere physischen Leiber vernichtet worden sind, sondern dass die Sünde, die unsere Leiber mit ihrer ganzen Macht beherrschte, zunichtegemacht ist und wir so von ihrer Gewalt befreit sind. Sie ist durch die Kreuzigung unseres alten Menschen zunichtegemacht worden als Ergebnis unserer Einsmachung mit Christus in seinem Tod, so dass sein Tod auch der unsere war.

Beachte den Schluss von Vers 6. Er erhellt sehr deutlich, wie die Sünde in diesem Kapitel gesehen wird. Die Sünde ist ein Despot, ein Sklavenhalter, unter dessen Gewalt wir gekommen waren. Der Kernpunkt dieses Kapitels ist nicht die Anwesenheit der Sünde in uns, sondern die Macht der Sünde über uns.

Verse 7-9

Röm 6,7-9: Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.

Wir sind von der Sünde freigesprochen oder freigelassen worden. Wir sind davon gerechtfertigt worden (V. 7).

Unser Freispruch ist durch den Tod Christi bewirkt worden. Aber es ist sehr wichtig, die enge Verbindung zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung aufrechtzuerhalten. Wir haben das gesehen, als wir den letzten Vers von Römer 4 betrachteten, und hier sehen wir es wieder. Unser Tod mit Christus geschah im Blick auf unser Leben in Ihm in der Auferstehungswelt. Das Wort „wissen“ begegnet uns in Vers 9 zum dritten Mal. Wir sollten wissen, was die Bedeutung der Taufe ist. Wir sollten wissen, was die Bedeutung des Todes Christi ist mit Bezug auf unseren alten Menschen. Drittens sollten wir wissen, was die Bedeutung der Auferstehung Christi ist. Seine Auferstehung war keine bloße Wiedererweckung. Sie glich nicht der Auferweckung des Lazarus – eine Rückkehr zum Leben in dieser Welt für eine Anzahl von Jahren, nach denen der Tod doch wieder eintrat. Als Er auferstand, ließ Er den Tod für immer hinter sich und trat in eine andere Ordnung der Dinge ein, die wir der Einfachheit halber die Auferstehungswelt nennen. Für einen kurzen Augenblick übte der Tod Herrschaft über Ihn aus, und das auch nur, weil Er sich ihm durch seine eigene Handlung unterzog. Jetzt ist Er jenseits des Todes, und das für immer.

Vers 10

Röm 6,10: Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.

Was Er gestorben ist, ist Er ein für alle Mal der Sünde gestorben. Hier heißt es „Sünde“, nicht „Sünden“, achten wir darauf, gemeint ist das Wurzelprinzip, das unsere Natur durchdrungen und die Herrschaft über uns an sich gerissen hat. Es handelt sich hier also nicht um die daraus hervorgekommenen tatsächlichen Übertretungen. Es heißt auch nicht „für Sünden gestorben“, sondern „der Sünde gestorben“. Im Gegensatz zu uns hatte die Sünde über Ihn in seiner Natur absolut keine Macht und keinen Einfluss. Aber Er erwies seine Macht, als Er in seinem Opfer die ganze Frage der Sünde in Angriff nahm und ordnete. Denn diese Frage berührte die Herrlichkeit Gottes in seiner dem Ruin verfallenen Schöpfung, und sie berührte uns, weil sie gleich einer mächtigen Barriere unseren Segnungen entgegenstand. Als Er die Frage der Sünde ordnete, als Er ihretwegen das Gericht trug, ist Er ihr gestorben, und jetzt lebt Er Gott.

Lasst uns innehalten und uns im Blick auf diese Wahrheit überprüfen. Kennen wir sie wirklich? Verstehen wir den Tod und die Auferstehung Christi tatsächlich in diesem Licht? Begreifen wir, wie vollständig unser Herr aus dem alten, von der Sünde beherrschten Bereich der Dinge „herausgestorben“ ist, in den Er einmal in Gnade kam, um die Erlösung zu vollbringen, und wie völlig Er Gott lebt in jener neuen Welt, in die Er eingetreten ist? Es ist wichtig, dass wir dies alles verstehen, weil Vers 11 fortfährt, uns zu unterweisen, dass wir entsprechend dem, was wir wissen, auch „rechnen“ sollen, nämlich uns dafür halten sollen.

Vers 11

Röm 6,11: So auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus.

Wenn wir nicht richtig verstehen, können wir nicht richtig „rechnen“. Kein Geschäftsmann wird seine Rechnungen richtig ausrechnen, wenn er nicht das Einmaleins kennt. Kein Kapitän kann die Position seines Schiffes richtig bestimmen, wenn er nicht die Grundsätze der Navigation kennt. Ebenso vermag kein Gläubiger seine Stellung und Haltung richtig „auszurechnen“, weder im Verhältnis zur Sünde noch im Verhältnis zu Gott, wenn er nicht die Auswirkung des Todes und der Auferstehung Christi auf sich erkennt.

Wenn wir das einmal wissen, wird uns auch das in Vers 11 eingeschärfte Dafürhalten vollkommen verständlich. Was Christus widerfuhr, bestimmt auch uns, denn wir sind mit Ihm einsgemacht. Ist Er der Sünde gestorben? Dann sind auch wir der Sünde gestorben, und wir betrachten uns so. Lebt Er jetzt Gott? Dann leben wir jetzt Gott, und wir betrachten uns so. Unser Dafürhalten ist nicht ein So-Tun-als-ob. Es besteht nicht darin, dass wir versuchen, uns für etwas zu halten, was wir nicht wirklich sind. Ganz im Gegenteil. Wir sind tot für die Sünde und lebendig für Gott durch sein eigenes Tun im Tod und in der Auferstehung Christi (was in uns durch den Heiligen Geist praktisch zur Geltung gebracht werden muss, wie wir später sehen werden). Weil das so ist, haben wir das einfach anzunehmen und unsere Gedanken dem anzupassen. Wie die Dinge sind, so und nicht anders haben wir sie anzusehen.

Vers 12

Röm 6,12: Also herrsche nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, um seinen Begierden zu gehorchen; …

Bevor wir uns bekehrten, waren wir Gott gegenüber tot und lebten der Sünde. Was mit Gott zu tun hatte, interessierte uns nicht. Wir verstanden seine Dinge nicht, sie ließen uns kalt und tot. Ging es jedoch um eine Sache, die unsere natürlichen Wünsche ansprach oder unserer Eitelkeit und Selbstliebe Nahrung gab, dann waren wir lebhaft interessiert. Nun ist die Situation durch Gottes Gnade genau umgekehrt, und das, weil wir in Christus Jesus sind.

Wenn wir uns nun so betrachten in Übereinstimmung mit den Tatsachen des Todes und der Auferstehung Christi, die wir kennen, dann bleibt ein weiterer Schritt zu tun. Wir haben uns Gott darzustellen oder zur Verfügung zu stellen, damit sein Wille auch in den täglichen Dingen unseres Lebens geschieht. Das Wort „darstellen“ kommt, wie man bemerken wird, im zweiten Teil unseres Kapitels fünfmal vor.

Da wir der Sünde gestorben sind, besteht nun offensichtlich die Verpflichtung, der Sünde jegliches Recht über uns zu verweigern. Einst regierte sie in unserem sterblichen Leib, und wir gehorchten ihr beständig in mannigfachen Lüsten. Das darf aber nicht länger so sein, wie Vers 12 uns sagt. Nachdem wir der Sünde, unserem alten Fronherrn, gestorben sind, ist ihr Anspruch an uns erloschen. Als Lebende aus den Toten gehören wir Gott an und sind glücklich, seine Rechte über uns anzuerkennen. Wir stellen uns Ihm dar.

Vers 13

Röm 6,13: … stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.

Vers 13 verdeutlicht, dass dieses Darstellen eine sehr praktische Sache ist. Das geht alle Glieder unseres Leibes an. Früher stand jedes Glied irgendwie im Dienst der Sünde und war so ein Werkzeug der Ungerechtigkeit. Ist es nicht wunderbar, dass jetzt jedes Glied in den Dienst für Gott eingereiht wird? Unsere Füße dürfen laufen, um die Aufträge Gottes auszuführen. Unsere Hände dürfen seine Arbeit verrichten. Unsere Zungen dürfen seinen Lobpreis verkünden. Und damit dies geschehen kann, müssen wir uns selbst Gott darstellen.

Lasst uns wiederum in allem Ernst an uns selbst die Frage richten, ob dieses Darstellen eine lebendige Wirklichkeit bei uns ist. Haben wir uns und unsere Glieder so endgültig Gott und seinem Willen übergeben? Wenn ja, so lasst uns zusehen, dass wir unseren Treueid zu keiner Zeit vergessen und nicht der Schlinge verfallen, unsere Glieder für einen Augenblick der Ungerechtigkeit zu überlassen, denn die Folge davon wäre Sünde.

Vers 14

Röm 6,14: Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.

Die Sünde darf also keine Herrschaft über uns ausüben, eben aus dem Grund, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade sind. Hier haben wir die göttliche Antwort für solche Leute, die uns sagen, dass Menschen, denen wir erzählten, sie seien nun nicht mehr unter Gesetz, bestimmt in Sünde fallen würden. Aber in Wirklichkeit gibt es nichts, was die Herzen so überwindet und die Heiligkeit so fördert, wie die Gnade Gottes.

Vers 15

Röm 6,15: Was nun, sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!

Vers 15 bezeugt, dass es immer Leute gegeben hat, die denken, der einzige Weg, Heiligkeit zu fördern, sei der, uns unter der festen Knechtschaft des Gesetzes zu halten. Solche gab es auch in den Tagen des Apostels Paulus. Er nimmt ihren Einwand vorweg, indem er dem Inhalt nach die Frage wiederholt, mit der er das Kapitel begann. Als Beantwortung wiederholt er seine Stellungnahme ausführlicher.

Verse 16.17

Röm 6,16.17: Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht: entweder der Sünde zum Tod oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid!

Die Verse in Römer 6,16-23 sind eine Erweiterung und Bestärkung dessen, was Paulus in Römer 6,12-14 bereits dargelegt hat.

Er wendet sich an eine uns allen gemeinsame praktische Einsicht. Wir alle wissen, dass wir faktisch Knechte oder Sklaven dessen sind, dem wir uns gehorsam zur Verfügung stellen (selbst wenn es sich nicht offiziell um „Knechtschaft“ handelt). Dasselbe ist in geistlichen Dingen der Fall, wo es darum geht, ob ich der Sünde oder Gott diene. Beurteilt nach diesem Maßstab, waren wir einst fraglos Sklaven der Sünde. Aber als das „Bild der Lehre“ des Evangeliums uns erreichte, gehorchten wir ihm – Gott sei gepriesen! Die Folge war, dass wir von der Knechtschaft der Sünde frei wurden, um Diener Gottes und der Gerechtigkeit zu werden. Nun, da wir Sklaven der Gerechtigkeit sind, sollen wir unsere einzelnen Glieder Gott darstellen, damit Er seinen Weg mit uns gehen kann.

Dieses Darstellen ist eine äußerst wichtige Sache. Das „Wissen“ und das „Dafürhalten“ führt zu diesem Punkt hin. Wenn wir hier plötzlich haltmachen, richten Wissen und Dafürhalten nichts aus. Zweifellos stoßen wir hier auf den Grund, weshalb so vieles schwach und fruchtlos bei Christen ist, die theoretisch über diese Dinge gut belehrt sind. Sie schrecken davor zurück, sich selbst und ihre Glieder Gott auszuliefern oder darzustellen. Oh, lasst uns das doch sofort tun, wenn wir diese Übergabe bis jetzt noch nicht in einer ein für alle Mal gültigen Handlung vollzogen haben! Danach werden wir zu einer beständigen Darstellung unserer Glieder im Dienst für Gott Gnade brauchen und sie finden.

All das berücksichtigt, dass der alte Despot, die Sünde, noch in uns ist und nur auf Gelegenheiten wartet, sich durchzusetzen. Aber das macht den Triumph der Gnade umso größer. Es macht uns die Lektionen, die wir lernen, noch wertvoller. Wir lernen, unsere Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligkeit darzustellen, selbst wenn die Sünde im Innern lauert und giert, sich zur Geltung zu bringen. Indem wir der Gerechtigkeit dienen, dienen wir Gott, denn den Willen Gottes zu tun, ist das erste Element der Gerechtigkeit. Und Gerechtigkeit in all unseren Handlungen fährt zur Heiligkeit in Leben und Charakter.

Verse 18-21

Röm 6,18-21: Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden. Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven zur Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie von der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr denn damals von den Dingen, deren ihr euch jetzt schämt? Denn ihr Ende ist der Tod.

Anstatt dass wir in der Sünde fortfahren als solche, die unter ihre Macht versklavt sind, sind wir dadurch von ihr freigemacht, dass wir unter Gottes Herrschaft gebracht worden sind. Zweimal haben wir den Ausdruck „von der Sünde freigemacht“ (Röm 6,18.22). Früher waren wir „Freie von der Gerechtigkeit“. Wir sind der alten Macht entronnen und unter die neue gekommen. Das ist der Weg der Heiligkeit und des Lebens.

Vers 22

Röm 6,22: Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben.

Hier rückt das ewige Leben ins Blickfeld als Vollendung dieser wunderbaren Darlegungen. In den Schriften des Apostels Johannes wird es als gegenwärtiger Besitz des Gläubigen vorgestellt. Aber es besteht kein Widerspruch zwischen diesen beiden Betrachtungsweisen. Was uns seinem Wesen nach schon jetzt gehört, wird in seiner Fülle unser sein, wenn die Ewigkeit erreicht ist.

Vers 23

Röm 6,23: Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.

Der letzte, so wohlbekannte Vers dieses Kapitels fasst den Inhalt treffend zusammen. Wir können nicht der Sünde dienen, ohne ihren Lohn zu empfangen, nämlich den Tod. Tod ist ein Wort von umfassender Bedeutung. In einem Sinn ereilte der Tod den Menschen, als er durch die Sünde völlig von Gott getrennt wurde. Der Tod des Leibes tritt ein, wenn dieser vom geistigen Teil des Menschen geschieden wird. Der „zweite Tod“ erfolgt dann, wenn verlorene Menschen endgültig von Gott getrennt werden. Der volle Lohn der Sünde schließt den Tod in diesem dreifachen Sinn ein.

In Verbindung mit Gott wird von Lohn nicht gesprochen. Alles ist Gabe. Selbst das Leben, in dem wir Ihm dienen können, ist seine eigene Gabe durch Jesus Christus, unseren Herrn. So kommen wir am Schluss des Kapitels auf den Gedanken zurück, mit dem das vorhergehende Kapitel endete. Wir mögen uns wohl des ewigen Lebens rühmen, das als Gottes freie Gabe unser ist, und von Herzen all die Folgen ergreifen, die es uns erschließt.

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Aus Grundzüge des Neuen Testaments, Bd. 3: Römerbrief – Korintherbriefe, S. 36–45
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